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Die Stachelbilche 1 Platacanthomyidae auch als Dornschliefer 2 bezeichnet sind eine zu den Mauseartigen gehorende Familie der Nagetiere Mit dem Sudindischen Stachelbilch und dem Chinesischen Zwergbilch sind sie im sudlichen und sudostlichen Asien verbreitet Aufgrund von Zahnmerkmalen wurden sie fruher haufig den Bilchen zugeordnet denen die beiden sehr verschiedenen baumbewohnenden Arten insbesondere aufgrund ihres buschigen Schwanzes auch ausserlich ahneln StachelbilcheSudindischer Stachelbilch Platacanthomys lasiurus SystematikUnterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung EuarchontogliresOrdnung Nagetiere Rodentia Unterordnung Mauseverwandte Myomorpha Uberfamilie Mauseartige Muroidea Familie StachelbilcheWissenschaftlicher NamePlatacanthomyidaeAlston 1876Kennzeichnend innerhalb der Mauseartigen sind der burstenartig endende Schwanz die Einkerbungen an den oberen Schneidezahnen die flachen Kauflachen der Backenzahne deren Schmelzmuster durch parallel zueinander verlaufende schrage Reihen verlangerter Leisten und Taler gebildet wird der kleine Muskelfortsatz des Unterkiefers die vergrosserten Foramina palatina posteriora zwischen den ersten oberen Backenzahnen das Verschmelzen des Foramen palatinum dorsale mit dem Foramen sphenopalatinum das Fehlen eines Foramen ovale accessorium sowie das grosse Foramen maxillare posterius 3 Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau 1 1 Ausseres 1 2 Schadel und Gebiss 1 3 Innere Organe 2 Lebensraum und Verbreitung 3 Stammesgeschichte 4 Systematik und Nomenklatur 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 4 3 Nomenklatur 5 Weblinks 6 Literatur 7 AnmerkungenKorperbau BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Chinesischer ZwergbilchStachelbilche sind verhaltnismassig kleine Mauseartige mit bilchartigem Korperbau Ihre Kopf Rumpf Lange betragt 118 bis 140 Millimeter beim Sudindischen Stachelbilch und 70 bis 89 Millimeter beim Chinesischen Zwergbilch Der leicht buschige Schwanz ist beim Sudindischen Stachelbilch kurzer als die Kopf Rumpf Lange beim Chinesischen Zwergbilch ist er dagegen langer Die hinteren zwei Drittel des Schwanzes ahneln einer Flaschenburste Das Fell ist beim Sudindischen Stachelbilch stachelig beim Chinesischen Zwergbilch ist es dagegen dicht und weich Die Tasthaare an der Schnauze sind lang Die Pfoten sind klein und schlank und die Zehen sind massig lang An den Vorderpfoten befinden sich vier Zehen mit Krallen sowie ein rudimentarer Daumen mit Nagel und an den Hinterpfoten befinden sich funf Zehen Die Sohlen der Vorder und Hinterpfoten sind nackt und weisen sechs Ballen auf Die Weibchen des Sudindischen Stachelbilchs haben zwei Zitzenpaare und die des Chinesischen Zwergbilchs vier 4 Schadel und Gebiss Bearbeiten Der Schadel der Stachelbilche weist eine im Vergleich zum Hirnschadel kurze Schnauze auf Die Jochbogen sind massig kraftig oder dunn und zierlich Die Jochbogenplatten sind schmal bis massig breit und ihr Vorderrand ist nach innen gewolbt Das Foramen infraorbitale ist gross und schmal und das Foramen maxillare posterior ist ebenfalls gross Die Interorbitalregion sowie das Zwischenscheitelbein sind breit und das Hinterhauptbein ist tief Im Verhaltnis zum Schadel sind die Paukenblasen klein und sie weisen keine durchgehenden Scheidewande Septum auf Das Mastoid des Felsenbeins ist leicht aufgeblaht und nicht durch Fenster durchbrochen Das Foramen squamosomastoideum ist klein und auf die Naht zwischen Schuppenbein und Mastoid begrenzt Das Foramen stapediale ist klein oder fehlt Der knocherne Gaumen ist breit und endet vor dem Hinterrand der Backenzahnreihen Die Foramina incisiva sind kurz und zwischen den ersten oberen Backenzahnen ist der knocherne Gaumen durch zwei vergrosserte Foramina palatina posteriora durchbrochen Das Foramen palatinum dorsale ist mit dem Foramen sphenopalatinum verschmolzen Die Fossa mesopterygoidea ist breit Die Fossae pterygoideae sind ebenfalls breit flach verschmelzen weich mit den Seiten des Hirnschadels und sind unversehrt oder haben kleine Locher Das Foramen buccinatorium und das Forum masticatorium sind miteinander verschmolzen und ein Foramen ovale accessorium fehlt Das Foramen lacerum medium ist klein und mit dem massig grossen Foramen postglenoidale verschmolzen oder es ist winzig und vom kleinen Foramen postglenoidale getrennt Das Alisphenoid bildet die seitliche Oberflache des Canalis alisphenoideus Der Unterkiefer ist klein und zierlich Sein niedriger und kantiger Muskelfortsatz ist gewohnlich nur etwas hoher als der Gelenkfortsatz Der Winkelfortsatz ist weder nach innen gebogen noch durchbrochen 3 5 1 0 0 3 161 0 0 3Die Zahnformel der Stachelbilche entspricht der ursprunglichen Zahnformel der Mauseartigen Das Gebiss der Stachelbilche weist in jeder Kieferhalfte einen als Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn und drei niederkronige jochzahnige Backenzahne auf Die oberen Schneidezahne bilden mit dem Schadel einen rechten Winkel Sie weisen keine Furche auf sind jedoch eingekerbt Der Zahnschmelz der Schneidezahne ist orange Beim Sudindischen Stachelbilch laufen die oberen Backenzahnreihen vorne leicht zusammen und beim Chinesischen Zwergbilch verlaufen sie parallel zueinander Der zweite obere und untere Backenzahn ist etwa so gross wie der erste oder etwas kleiner und der dritte ist etwa ein Drittel kleiner als die anderen beiden Die oberen Backenzahne haben drei Wurzeln und die unteren haben zwei Ihre Kauflache ist flach und das Schmelzmuster wird durch parallel zueinander verlaufende schrage Reihen verlangerter Leisten und Taler gebildet Die Leisten und Taler des dritten Backenzahns verlaufen beinahe quer statt schrag 3 Innere Organe Bearbeiten Ein Blinddarm fehlt dem Sudindischen Stachelbilch Beim Chinesischen Zwergbilch ist er klein 6 Lebensraum und Verbreitung BearbeitenDer Lebensraum der baumbewohnenden Stachelbilche sind felsige Bergschluchten bis zu einer Hohe von 900 Metern uber dem Meeresspiegel beim Sudindischen Stachelbilch und Bergwalder bis zu einer Hohe von 1200 Metern oder hoher beim Chinesischen Zwergbilch Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich uber den Sudwesten Indiens sowie den Sudosten Chinas und den Norden Vietnams 7 Stammesgeschichte BearbeitenObwohl heute durch viele abgeleitete Merkmale gekennzeichnet sind Stachelbilche ab dem unteren Miozan als solche erkennbar Da sie sich in ihren Zahnmerkmalen auffallend von cricetiden Mauseartigen des Miozans unterscheiden haben sie sich vermutlich bereits wahrend des Eozans oder Oligozans abgespalten Das Schmelzmuster ihrer Backenzahne und deren relative Grosse zueinander konnten sich von einem Grundplan ahnlich dem von Eucricetodon ableiten Sie entstanden vermutlich in Asien und gelangten im Miozan als Gattung Neocometes nach Europa und bis nach Spanien Fossile Arten der Gattungen Platacanthomys und Typhlomys sind ab dem Miozan aus China bekannt 8 Ob ein 17 Millionen Jahre alter Fund aus den Siwaliks im Norden Pakistans den Stachelbilchen zuzuordnen ist ist dagegen zweifelhaft 9 Systematik und Nomenklatur BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Laut molekulargenetischen Untersuchungen der nuklearen IRBP und GHR Gene sind die Stachelbilche die Schwestergruppe aller anderen rezenten Mauseartigen und nicht naher mit den Bilchen verwandt 10 Auf eine Zugehorigkeit zu den Mauseartigen weisen auch morphologische Merkmale hin darunter die nur drei Backenzahne in jeder Kieferhalfte die kleinen Paukenblasen ohne durchgehende Scheidewande und der weder nach innen gebogene noch durchbrochene Winkelfortsatz des Unterkiefers Auch das Schmelzmuster der Backenzahne unterscheidet sich in wichtigen Details von dem der Bilche und ahnelt eher dem der madagassischen Voalavoanala 11 So verlaufen die Schmelzleisten bei den Stachelbilchen schrag und nicht quer wie bei den Bilchen 12 Oberflachlich betrachtet ahneln sich die Schmelzmuster jedoch und so wurden die Stachelbilche seit der Erstbeschreibung des Sudindischen Stachelbilchs 1859 durch Edward Blyth haufig den Bilchen zugeordnet oder in deren Nahe gestellt Wilhelm Peters brachte sie dagegen bereits 1865 mit den Mauseartigen in Verbindung Samuel Schaub und Helmut Zapfe zeigten 1951 dass die Taler im Schmelzmuster nicht denen der Bilche entsprechen sondern dass sich das Schmelzmuster vom cricetiden Grundplan ableiten lasst Sie ordneten die Stachelbilche 1953 den Wuhlern zu 8 Innere Systematik Bearbeiten Eine fossile und zwei rezente Gattungen der Stachelbilche mit mehreren fossilen und sechs rezenten Arten konnen unterschieden werden 13 Neocometes Schaub amp Zapfe 1953 8 Neocometes orientalis Mein Ginsburg amp Ratanasthien 1990 aus dem Miozan Thailands Neocometes similis Fahlbusch 1966 aus dem Miozan Europas Neocometes brunonis Schaub amp Zapfe 1953 aus dem Miozan Europas Typhlomys Milne Edwards 1877 14 Typhlomys primitivus Qiu 1989 aus dem Miozan Chinas Typhlomys intermedius Zheng 1993 aus dem Pliozan Chinas Typhlomys hipparionium Qiu 1989 aus dem Miozan Chinas Typhlomys macrourus Zheng 1993 aus dem Pliozan Chinas Chinesischer Zwergbilch oder China Zwergbilch Typhlomys cinereus Milne Edwards 1877 im Sudosten Chinas Dalou Shan Zwergbilch Typhlomys daloushanensis Wang Yingxiang amp Li Chongqiung 1996 in Mittelchina Zwergbilch Typhlomys nanus Cheng Feng et al 2017 im Sudwesten Chinas Vietnam Zwergbilch Typhlomys chapensis Osgood 1932 im Sudwesten Chinas und im Nordwesten Vietnams Typhlomys huangshanensis Hu et al 2021 im Huang Shan Gebirge im Osten Chinas 15 Typhlomys fengjiensis Pu Chen amp Liu 2022 im Kreis Fengjie in Chongqing 16 Platacanthomys Blyth 1859 17 Platacanthomys dianensis Qiu 1989 aus dem Miozan Chinas Sudindischer Stachelbilch Platacanthomys lasiurus Blyth 1859 im Sudwesten IndiensDie Gattungen Neocometes und Typhlomys sind sich morphologisch ahnlich Platacanthomys weist dagegen starker abgeleitete Zahnmerkmale auf und stellt einen eigenen Entwicklungszweig dar Die Unterschiede zwischen Typhlomys und Platacanthomys sind so gross dass Sergei Iwanowitsch Ognew sie 1947 in eigenstandigen Unterfamilien der Bilche fuhrte 8 Nomenklatur Bearbeiten Die Unterfamilie Platacanthomyinae mit der Typusgattung Platacanthomys wurde 1876 von Edward Richard Alston aufgestellt Gerrit Smith Miller und James Williams Gidley fuhrten 1918 die Familie Platacanthomyidae ein und Sergei Iwanowitsch Ognew 1947 die Tribus Platacanthomyini Die Unterfamilie Typhlomyinae mit der Typusgattung Typhlomys stellte Ognew 1947 auf 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Platacanthomyidae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenMichael D Carleton Guy G Musser Muroid rodents In Sydney Anderson J Knox Jones jr Hrsg Orders and Families of Recent Mammals of the World John Wiley amp Sons New York u a 1984 ISBN 0 471 08493 X S 289 379 Fritz Dieterlen Weitere Unterfamilien der Wuhler In Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Enzyklopadie Saugetiere Band 5 S 266 275 o J 1988 elfbandige Lizenzausgabe John Reeves Ellerman The Families and Genera of Living Rodents Volume I Rodents Other Than Muridae Trustees of the British Museum Natural History London 1940 689 S BHL 34542 Sharon A Jansa Thomas C Giarla Burton K Lim The phylogenetic position of the rodent genus Typhlomys and the geographic origin of the Muroidea In Journal of Mammalogy Band 90 Nr 5 2009 S 1083 1094 doi 10 1644 08 MAMM A 318 1 Lee Young Nam Louis L Jacobs The platacanthomyine rodent Neocometes from the Miocene of South Korea and its paleobiogeographical implications In Acta Palaeontologica Polonica Band 55 Nr 4 2010 S 581 586 doi 10 4202 app 2010 0013 Wolfgang Maier Rodentia Nagetiere In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Elsevier Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 0307 3 S 531 547 Malcolm C McKenna Susan K Bell Classification of Mammals Above the Species Level Columbia University Press New York 1997 ISBN 0 231 11012 X 631 S Guy G Musser Michael D Carleton Superfamily Muroidea In Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 2005 ISBN 0 8018 8221 4 S 894 1531 englisch departments bucknell edu abgerufen am 3 November 2020 Anmerkungen Bearbeiten Dieterlen 1988 S 266 Maier 2004 S 541 a b c Carleton amp Musser 1984 S 364 365 Carleton amp Musser 1984 S 365 Carleton amp Musser 1984 S 365 366 Ellerman 1940 S 626 biodiversitylibrary org Carleton amp Musser 1984 S 366 a b c d e Musser amp Carleton 2005 Platacanthomyidae S 905 906 Lee und Jacobs 2010 S 584 Jansa und Mitarbeiter 2009 S 1083 Carleton amp Musser 1984 S 368 Ellerman 1940 S 627 biodiversitylibrary org McKenna und Bell 1997 S 172 Musser amp Carleton 2005 Typhlomys S 906 Ting Li Hu Feng Cheng Zhen Xu Zhong Zheng Chen Lei Yu Qian Ban Chun Lin Li Tao Pan Bao Wei Zhang Molecular and morphological evidence for a new species of the genus Typhlomys Rodentia Platacanthomyidae In Zoological Research Band 42 Nr 1 2021 ISSN 2095 8137 S 100 107 doi 10 24272 j issn 2095 8137 2020 132 PMID 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