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Die Geschichte von Bosnien und Herzegowina umfasst sowohl die Entwicklung der bosnisch herzegowinischen Republik als auch die Zeit davor Nach ersten Besiedlungen wurde das Gebiet Bosnien Herzegowinas wie der gesamte Balkan Teil des Romischen Reiches Zur Zeit der Volkerwanderung kamen mehrere Volker in das Gebiet von denen nur wenige Gruppen dauerhaft blieben Dies anderte sich zu Beginn des Fruhmittelalters als slawische Volker sesshaft wurden die anschliessend den christlichen Glauben annahmen Im Mittelalter wechselten sich Phasen von Selbstandigkeit und Oberhoheit der Nachbarn Byzanz Ungarn und Serbien ab Ende des 15 Jahrhunderts wurde Bosnien Herzegowina vom Osmanischen Reich erobert und erhielt spater den Status einer Provinz Insbesondere im 16 Jahrhundert konvertierten grossere Bevolkerungsgruppen zum Islam Ab 1878 eroberte Osterreich Ungarn Bosnien Herzegowina und annektierte das Gebiet dann 1908 formell Seine Hauptstadt Sarajevo wurde 1914 Schauplatz des Attentats das den Ersten Weltkrieg ausloste Nach dem Weltkrieg wurde Bosnien Herzegowina Teil des Konigreiches Jugoslawien Im Zweiten Weltkrieg wurde es dann von der deutschen Wehrmacht erobert Aus dem Partisanen Krieg gegen diese ging dann die Sozialistische Republik Jugoslawien hervor in der Bosnien Herzegowina eine Teilrepublik wurde Nach Ende des Kalten Krieges folgte Bosnien Herzegowina dem Beispiel mehrerer anderer Teilrepubliken Jugoslawiens und erklarte sich 1992 fur unabhangig Die darauffolgenden vor allem entlang ethnischer Trennlinien verlaufenden Konflikte eskalierten zum Bosnienkrieg Dieser wurde erst nach ethnischen Sauberungen der Serben und dem Genozid an Muslimen durch den Dayton Vertrag beigelegt und Bosnien Herzegowina blieb als de facto zweigeteilter foderaler Staat erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Antike 1 1 Illyrer 1 2 Romer 1 3 Volkerwanderungszeit 2 Mittelalter 2 1 Die slawische Besiedlung 2 2 Fruhmittelalterliche kroatische und serbische Furstentumer 2 3 Das bosnische Furstentum zwischen Ungarn und Serbien 2 4 Die Blute des bosnischen Furstentums und Konigreichs im 14 Jahrhundert 2 5 Die letzten Jahrzehnte des bosnischen Konigtums 3 Osmanische Herrschaft 4 Osterreichisch ungarische Zeit 5 Zweiter Weltkrieg 6 Bosnien Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien 6 1 Religionspolitik 6 2 Auseinandersetzung um Muslime als Volksgruppe 6 3 Wirtschaftliche Entwicklung 6 4 1989 1991 7 Krieg in Bosnien Herzegowina 1992 bis 1995 8 Bosnien und Herzegowina nach dem Dayton Vertrag 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAntike BearbeitenIllyrer Bearbeiten Die Illyrer waren die ersten Bewohner im Gebiet des heutigen Bosnien und Herzegowina uber die historische Informationen vorliegen Sie besiedelten die westliche Halfte der Balkanhalbinsel und damit auch Bosnien in der Bronzezeit um 1200 1100 v Chr Archaologische Forschungen haben gezeigt dass die Stamme vor allem Viehzucht und weniger Ackerbau betrieben Auch Bergbau Silber wurde in Bosnien schon durch die Illyrer betrieben Aus der schriftlichen Uberlieferung der Griechen seit dem 6 Jahrhundert v Chr sind nur wenige Stamme des Binnenlandes namentlich bekannt Das Gebiet der an der Kuste beheimateten Liburner und Delmaten reichte im Landesinneren aber vermutlich bis in das bosnische Bergland Westlich der Skordisker siedelten an der Save die illyrischen Breuker und in Mittelbosnien die Daesitaten Nur diese beiden binnenlandischen Stamme sind schriftlich belegt Illyrische Siedlungen und Graberfelder haben Archaologen aber in allen Teilen Bosniens entdeckt Es scheint dass im 4 und 3 Jahrhundert v Chr der keltische Einfluss in der Region zuruckging denn die Funde aus dieser Zeit Schmuck Waffen und Keramik gehoren vornehmlich zum illyrischen Formenkreis Daneben nehmen griechische Importe zu Ende des 3 Jahrhunderts v Chr gelangte die illyrische Kuste der Adria ins Blickfeld der Romer Nach den romisch illyrischen Kriegen 229 219 v Chr stand die Kuste unter dem Protektorat der Romischen Republik wahrend die Volker im Binnenland ihre Freiheit behielten Romer Bearbeiten nbsp Sudosteuropa zur RomerzeitUnter Kaiser Augustus wurden die illyrischen Gebiete 12 9 v Chr in das Romische Reich eingegliedert und die Grenze des Imperiums schliesslich bis an die Donau vorverlegt Zunachst waren die neuen Territorien in einem einzigen Verwaltungsbezirk Illyricum zusammengefasst Die Organisation einer umfassenden Provinzialverwaltung erfolgte noch nicht Im Jahr 6 n Chr kam es zu einem letzten grossen illyrischen Aufstand gegen die Romerherrschaft und das Imperium verlor vorubergehend die Kontrolle uber das Landesinnere in etwa Bosnien und Slawonien weil zur selben Zeit die Auseinandersetzungen mit den Germanen am Rhein eskalierten Der spatere Kaiser Tiberius konnte die Breuker Daesitatenden und ihre Verbundeten 9 n Chr an der Save endgultig schlagen Danach wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen die beide jeweils auch einen Teil des heutigen Bosnien umfassten Zur Provinz Pannonia gehorten die nordlichen Gebiete an der Save zu Dalmatia der grossere Teil des Landes inklusive der Herzegowina Seitdem unterstanden alle illyrischen Gebiete romischer Herrschaft und in der Folgezeit entstand ein Netz von romischen Strassen und Siedlungen darunter einigen wohlhabenden Handelsstadten Militarposten wurden nur im Norden an der Save zum Schutz der Reichsgrenze errichtet In Dalmatia waren keine Truppen stationiert denn die Provinz galt als befriedet und sicher In Ostbosnien wurden bereits damals Gold Silber und Blei abgebaut Von der romischen Prasenz zeugen heute noch viele Ausgrabungsfunde und Befestigungsanlagen Letztere wurden seit dem 3 Jahrhundert angelegt als die Bedrohung durch die Volkerwanderung zunahm Romische Stadte auf bosnischem Gebiet waren in Dalmatia die Kolonien Delminum Duvno vorher Hauptort der Delmaten und Bistue Nova Vitez ferner die alten Siedlungen Argentaria Srebrenica Ad Salinas Tuzla Bigeste Ljubuski und Raetinum Fur den pannonischen Teil ist Servitium 1 Gradiska an der Save zu nennen Das von den Romern im bosnischen Raum angelegte Strassennetz diente vor allem der schnellen Verlegung von Truppen vom Adriahafen Salona an die pannonische Grenze Strahlenformig fuhrten mehrere Routen von Salona Richtung Norden die kurzeste Verbindung ging durch Mittelbosnien nach Servitium eine weitere Strasse fuhrte weiter westlich uber Raetinum an die Save zwei Routen verliefen in nordostlicher Richtung nach Sirmium und weiter nach Mosien Dabei hatte die spater so genannte Via Argentaria Silberstrasse auch wirtschaftliche Bedeutung weil sie die Verbindung der Bergbauregion um Srebrenica mit der Kuste herstellte Dalmatia gehorte zu jenen sudosteuropaischen Provinzen in denen sich das Lateinische als wichtigste Sprache schnell durchsetzte Das Griechische spielte nur in den Kustenstadten an der Adria eine Rolle Bei der Neueinteilung der Provinzen unter Kaiser Diokletian wurde Pannonien geteilt Die spateren bosnischen Gebiete wurden dabei Pannonia Savia zugeteilt dessen Hauptstadt Siscia Sisak war Das Christentum fand fruhzeitig Eingang in Dalmatia und Pannonia Bereits im 3 Jahrhundert sind in diesen Regionen Martyrer der Christenverfolgungen bezeugt Wann sich die neue Religion aber im Inneren Bosniens durchsetzen konnte ist weitgehend unbekannt Es wird vermutet dass Delminum Duvno bereits im 4 Jahrhundert Bischofssitz gewesen ist Vermutlich ist dieses fruhe Bistum in den Wirren der Volkerwanderung untergegangen Schon in der zweiten Halfte des 6 Jahrhunderts erfolgte aber die Neugrundung Ein wichtiges Zentrum des fruhen Christentums war das pannonische Sirmium dessen Erzbischof im 4 Jahrhundert wohl auch Gebiete im nordlichen Bosnien unterstanden Volkerwanderungszeit Bearbeiten Im Jahr 376 uberschritten die Westgoten die Donaugrenze Nach einem fehlgeschlagenen Versuch Kaiser Valens sie in Thrakien als Foderaten anzusiedeln kam es 378 zur Schlacht von Adrianopel in der die Goten siegten und das romische Heer auf dem Balkan vollig aufrieben In den folgenden zwei Jahrzehnten blieben die Westgoten ein standiger Unsicherheitsfaktor in den Balkanprovinzen Nachdem sie Griechenland verwustet hatten zogen die Goten 401 nordwarts und verheerten auf ihrem Weg nach Italien auch die Provinz Dalmatia Nach einigen Jahrzehnten verhaltnismassiger Ruhe fielen die Hunnen unter Attila zwischen 441 und 447 in die romischen Balkanprovinzen ein In den sechziger Jahren des 5 Jahrhunderts konnte der spatere Kaiser Zenon als Feldherr Leos I die Vandalen Hunnen und Gepiden aus den Gebieten sudlich der Donau vertreiben Nach dem Ende des westromischen Reiches 476 hatte es Zenon der nunmehr Kaiser war auf dem Balkan noch mit den Ostgoten unter Theoderich zu tun Es gelang ihm 488 Theoderich gegen Odoaker den Herrscher Italiens zu lenken Die Verlagerung der ostgotischen Hauptmacht nach Italien bildete die Voraussetzung dafur dass Kaiser Justinian I das Gebiet des spateren Bosniens das bei der Reichsteilung von 395 an Westrom gefallen war unter byzantinische Herrschaft bringen konnte Allerdings dauerten die Auseinandersetzungen mit den Ostgoten in Dalmatia noch bis in die 520er Jahre an Unter Justinian verlief die Nordgrenze des Romischen Reiches durch Bosnien Nordlich davon hielten sich in dieser Zeit die Langobarden und Gepiden auf und ab 555 tauchte als neue Bedrohung das Steppenvolk der Awaren in der pannonischen Ebene auf Ein Teil der Awaren wurden 558 als Foderaten auf dem Reichsboden angesiedelt Dies ebnete ihnen und den unter ihrer Oberherrschaft stehenden slawischen Stammen den Weg auf den Balkan Mittelalter BearbeitenDie slawische Besiedlung Bearbeiten Der genaue Verlauf der slawischen Landnahme auf dem Balkan seit dem letzten Drittel des 6 Jahrhunderts lasst sich im Detail nicht rekonstruieren Fest steht dass sie sich unter der Oberherrschaft der weit weniger zahlreichen Awaren vollzog und ungefahr mit dem Tod Justinians I 565 begann als sich abzeichnete dass die Restauratio imperii gescheitert war Um 620 waren die Slawen vermutlich in den grossten Teil Bosniens vorgedrungen In diese Zeit zu Anfang des 7 Jahrhunderts werden die altesten slawischen Siedlungsfunde in Bosnien Herzegowina datiert Insgesamt gibt es jedoch kaum Quellen zum bosnischen Fruhmittelalter Kroatische und serbische Historiker vertreten die These dass jeweils die eigene ethnische Gruppe die ersten Herrschaftsstrukturen auf bosnischen Boden errichtet hatte 2 Andere sind der Auffassung dass es bereits vor deren Ankunft zu Zeiten der Awaren Herrschaftsstrukturen gegeben hatte 2 Die Slawen waren in Grossfamilien Sippen und Stammen Plemena organisiert Oberhaupt eines Stammes war der Zupan Die soziale Differenzierung nahm in der neuen Heimat bald zu und mit der Zeit bildete sich der Adel heraus Damit zusammenhangend waren aber die Besitzungen der meisten Adligen sehr klein und viele von ihnen hatten so wenige Knechte dass sie sich selbst an der Feldarbeit beteiligen mussten Dieser Kleinadel hat die Geschichte Bosniens bis zur osmanischen Eroberung entscheidend mitgepragt Bereits im 7 Jahrhundert begann die Christianisierung der slawisch illyrischen Bevolkerung Bosniens Neben den Bischofssitzen an der dalmatinischen Kuste als Missionszentren gab es in der Herzegowina das bereits erwahnte Bistum Duvno Im 7 Jahrhundert soll noch ein weiteres Bistum in Mittelbosnien errichtet worden sein Ebenso wurden die in Bosnien lebenden Slawen etwas spater von Suden und Sudosten her von Slawenaposteln christianisiert Im 8 und 9 Jahrhundert lebten die slawischen Stamme in Bosnien an den Randern der grossen Reiche jener Zeit Neben Byzanz trat das Bulgarenreich als neue Grossmacht auf dem Balkan hinzu Zeitweise reichte der bulgarische Einfluss bis nach Bosnien hinein Fruhmittelalterliche kroatische und serbische Furstentumer Bearbeiten So bildeten sich im 9 Jahrhundert die ersten kroatischen und serbischen Furstentumer die jeweils auch Teile Bosniens einschlossen Unter dem ersten kroatischen Konig Tomislav 910 928 gehorte ein Teil zu Kroatien wahrend ein Teil im Osten unter bulgarischer Herrschaft stand und andere Teile unter serbischer Herrschaft Allerdings war das kroatische Konigreich kein straff organisierter Staat wie das Byzantinische Reich in dessen Abhangigkeit sich Kroatien zeitweise befand Unter der Anerkennung der Oberherrschaft des Konigs waren die einzelnen Stamme und ihre Zupane weitgehend selbststandig nbsp Konigreich Petar Kresimirs IV Nach dem Tod Tomislavs gingen die wenigen bosnischen Gebiete verloren Ein Teil Bosniens wurde vom erstarkten serbischen Furstentum Raszien eingenommen das wiederum selbst die Oberherrschaft des byzantinischen Kaiserreichs anerkannte Aus dieser Zeit stammt die erste uberlieferte Erwahnung Bosniens als einer gesonderten Landschaft Jedoch meinte man damit nur ein kleines Gebiet am Oberlauf des namensgebenden Flusses Bosna Kaiser Basileios II 985 1025 konnte den direkten Einfluss von Byzanz noch einmal bis an die Donau Sirmium und nach Bosnien hinein ausdehnen Bald danach verloren die Byzantiner aber endgultig die Kontrolle uber die weit im Nordwesten gelegenen Gebiete Teile Bosniens wurden wahrend der Regierungszeit von kroatischen Konig Petar Kresimir IV in das Konigreich Kroatien eingeschlossen 3 In dieser Zeit entstand das Furstentum Doclea zu dem ebenso wie zum benachbarten Furstentum Hum Zahumlje auch Teile der Herzegowina gehorten Nach 1080 waren einige Teile Ostbosniens unter Konig Konstantin Bodin wiederum Teil des Raszien Siehe auch Geschichte Kroatiens und Geschichte Serbiens Das bosnische Furstentum zwischen Ungarn und Serbien Bearbeiten Auch nachdem Kroatien 1102 durch Personalunion an die Konige von Ungarn gekommen war blieb Bosnien ein umstrittenes Land Weder die Kroaten und Ungarn noch die Serben konnten ihre Herrschaft dort stabilisieren Im 12 Jahrhundert entstand in diesem Machtvakuum ein mehr oder weniger eigenstandiges Furstentum dessen Bane aber nominell Vasallen der Stephanskrone oder des Kaisers in Konstantinopel waren Seit 1137 fuhrte Konig Bela II von Ungarn auch den Titel rex Ramae und beanspruchte damit auch die Herrschaft uber Rama eine Landschaft in der nordlichen Herzegowina und dem ostlich angrenzenden Serbien Beginnend mit der Herrschaft des aus Slawonien stammenden Ban Boric seit 1154 war Bosnien ein halbautonomes Furstentum Boric verlor die Herrschaft weil er sich in den ungarischen Thronstreitigkeiten auf Seiten der Verlierer engagiert hatte Er war ein Vorfahr der Familie Kotromanic die im 14 Jahrhundert ein unabhangiges Konigreich Bosnien errichtete Bane im mittelalterlichen BosnienBoric Ban 1154 1163Kulin 1180 1204Stjepan Kulinic 1204 1232Matej Ninoslav 1232 1250Prijezda I 1250 1287Prijezda II 1287 1290Stjepan I Kotroman 4 1287 90 1299 1314Pavao I Subic Bribirski amp Mladen II Subic Bribirski 1299 1322 kontrollierten das Banat von Bosnien hatten aber den Titel nicht Stjepan II Kotromanic 1314 1353Nach einem Sieg uber die Ungarn konnte Kaiser Manuel I 1166 die byzantinische Oberhoheit uber Bosnien fur einige Zeit wiederherstellen In jener Zeit stieg Ban Kulin zum Herrscher Bosniens 1180 1204 auf Bald schuttelte er die byzantinische Oberhoheit ab und verbundete sich 1183 mit den Ungarn und den Serben unter Stefan Nemanja gegen die Byzantiner Die Herrschaft Ban Kulins gilt als goldenes Zeitalter Bosniens denn nach dem Krieg gegen Byzanz konnte der Furst den Frieden fur das Land bewahren was auch zu wirtschaftlicher Prosperitat fuhrte Der Ban schloss Handelsvertrage mit den Republiken von Venedig und Ragusa ab die vor allem an den Erzeugnissen des bosnischen Bergbaus interessiert waren Ban Kulin verfasste 1189 das erste uberlieferte Dokument in der bosnischen Variante der kyrillischen Schrift in dem er seinen Staat beschrieb und dessen Bewohner zum ersten Mal als Bosnier Bosnjani bezeichnete Wahrend Kulins Herrschaft entwickelte sich die Bosnische Kirche zu einer unabhangigen Religionsgemeinschaft Sowohl die Orthodoxen als auch die Katholiken betrachteten die Bosnische Kirche als haretisch Es ist bis heute unklar welche Verbindungen zwischen der bosnischen Kirche und den Bogomilen bestanden Als Furst Vukan von Dioklea die Bosnier beim Papst als Haretiker anschwarzte gelang es Kulin jedenfalls die ausgesandten papstlichen Emissare zu uberzeugen dass er ein treuer Katholik sei Wie auch immer die Bosnische Kirche fuhrte ein Eigenleben und weder der Papst noch die Orthodoxie konnten Einfluss uber sie geltend machen Kulins Sohn und Nachfolger Stefan nahm jedoch zu wenig Rucksicht auf die Besonderheiten der Bosnischen Kirche er wollte sie wieder zum Katholizismus zuruckfuhren was 1232 zu einer erfolgreichen Revolte gegen ihn fuhrte Er wurde durch den einheimischen Adeligen Matej Ninoslav 1232 1250 ersetzt Dessen Verwandter Prijezda fuhrte die katholische Opposition an Auch der ungarische Konig Andreas II griff in den innerbosnischen Machtkampf ein indem er eine eigene Partei aufzubauen suchte 1234 vergab er den Titel des Bans von Bosnien an Herzog Koloman Daneben versuchte auch Sibislav Graf von Usora aus der Familie Kulins Bosnien in seine Gewalt zu bringen Papst Gregor IX war mit den Ungarn verbundet die somit die katholische Partei im bosnischen Machtkampf bildeten Er ersetzte 1235 den haretischen bosnischen Bischof durch Johann ein Mitglied des Dominikanerordens und erkannte Koloman als legitimen Ban von Bosnien an Johann und Koloman fuhrten funf Jahre lang einen als Kreuzzug bezeichneten Krieg gegen Ban Matej um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen Auch Graf Sibislav ging in dieser Zeit zur ungarisch papstlichen Partei uber Einziger Verbundeter Ban Matejs war die Republik Ragusa Urkunde vom 22 Mai 1240 die zwar nicht gegen die Katholiken kampfte dem Ban aber Ruckendeckung gegen den serbischen Konig Stefan Vladislav gab der nur auf einen gunstigen Augenblick wartete um sich bosnische Gebiete aneignen zu konnen Koloman trat den Titel des Bans von Bosnien vermutlich 1238 an Prijezda ab der etwa drei Jahre im Land regieren konnte Der Einfall der Mongolen nach Ungarn und Dalmatien 1241 bzw 1242 veranderte das Krafteverhaltnis in der Region Kolomans Truppen wurden in Ungarn gebraucht und daher konnte Matej Ninoslav sich wieder in den Besitz Bosniens setzen Prijezda ging ins ungarische Exil Im Marz 1244 erneuerte Matej das Bundnis mit Ragusa So gestarkt konnte er sich in Dalmatien in die Streitigkeiten der Stadte Trau und Spalato einmischen Damit stiess er in das Einflussgebiet des ungarischen Konigs an der Adriakuste vor weshalb Bela IV erneut Truppen gegen Bosnien entsandte aber bald Frieden schloss wodurch Kreuzzugsplane des Papstes und der ungarischen Bischofe nicht mehr verwirklicht werden konnten nbsp Burgruine in der Nahe von Srebrenik eines der altesten Bauwerke BosniensNach dem Tod Matejs 1250 konnte der ungarische Konig seinen Parteiganger Prijezda I als neuen Ban in Bosnien installieren wahrend der Sohn des Vorgangers leer ausging Prijezda ging gegen die Bogumilen vor und versuchte die Bosnische Kirche dem Papst zu unterstellen Einen Aufstand der Haretiker konnte er 1253 nur mit Hilfe des ungarischen Konigs Bela IV niederschlagen Damit wurde Prijezda noch abhangiger von der ungarischen Krone doch scheint Prijezda stets in gutem Einvernehmen mit dem Konig gestanden zu haben Bela ging dann auch daran die sudlichen Grenzprovinzen seines Reiches auf Kosten Priezdas neu zu ordnen Das bosnische Banat wurde auf das Gebiet zwischen den Flussen Vrbas und Bosna eingeschrankt und die Banate von Usora und Soli neu gebildet die dem Banat von Macva unterstellt wurden wo ein Enkel des Konigs als Herzog eingesetzt wurde 1254 eroberte Bela in einem Krieg gegen den serbischen Konig Stefan Uros I Zahumlije in etwa Herzegowina und Mitteldalmatien und ubergab diese Region zur Verwaltung an Prijezda der ebenfalls an dem Feldzug teilgenommen hatte Aber schon wenige Jahre spater fiel das Gebiet an die Serben zuruck 1260 fuhrte der Ban bosnische Truppen in den Krieg des Ungarnkonigs mit Bohmen Als Bela IV 1270 starb wurde auch Bosnien in die ungarischen Thronwirren der folgenden Jahre hineingerissen und Prijezdas Stern begann zu sinken hatte er sich doch ganz an den verstorbenen Herrscher gebunden Er konnte sich aber bis zu seinem Tod 1287 als Ban behaupten Gegen die ihn bedrangenden ungarischen Hochadeligen suchte er Verbundete bei den Serben Die Blute des bosnischen Furstentums und Konigreichs im 14 Jahrhundert Bearbeiten In den 1280er Jahren erbte Stjepan Kotroman die Herrschaft uber eines der nordbosnischen Territorien Er stritt lange mit der aus der Gegend von Bribir in Kroatian stammenden Adelsfamilie der Subics um die Macht Diese Familie hatte in den ersten zwei Jahrzehnten des 14 Jahrhunderts das alte Banat Bosnien grossenteils regiert und zeitweise freundschaftliche Beziehungen zu Kotromans Sohn Stjepan II Kotromanic unterhalten Kotromanic bekam aber 1320 die Oberhand und wurde 1322 Ban von Bosnien Er schuf einen grosseren bosnischen Staat indem er das alte Banat mit Territorien im Norden vereinigte durch Eroberung Gebiete westlich des Banats einfugte die vorher zu Kroatien gehort hatten und bei weiteren Eroberungen einen langen Abschnitt der dalmatinischen Kuste zwischen Ragusa und Split einnahm Schliesslich annektierte er 1326 den grossten Teil von Hum womit Bosnien und Herzegowina zum ersten Mal zu einer politischen Einheit zusammengeschlossen waren Kotromanic bemuhte sich um freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Machten 1340 gestattete er um die Beziehungen zum Papst zu verbessern dass Franziskaner eine Mission in Bosnien errichteten Vor 1347 scheint er selbst zum romisch katholischen Glauben ubergetreten zu sein 1353 wurde er im Franziskanerkloster Visoko begraben Er hinterliess einen unabhangigen bosnischen Staat der unter seinem Neffen Stjepan Tvrtko Kotromanic spater Konig Tvrtko I zum machtigsten Staat auf der westlichen Balkanhalbinsel wurde Dabei waren Tvrtkos erste Regierungsjahre schwierig Er musste sich mit Revolten bosnischer Adelsfamilien und ungarischen Landnahmen herumschlagen und 1366 sogar am ungarischen Hof Schutz suchen als eine Gruppe bosnischer Adliger seinen Bruder Vuk an seine Stelle setzte Aber schon 1367 war Tvrtko wieder an der Macht offenbar mit Hilfe des ungarischen Konigs Tvrtko wandte seine Aufmerksamkeit dem Suden zu 1355 war das starke serbische Reich nach dem Tod von Stefan Uros IV Dusan weitgehend zusammengebrochen Tvrtko unterstutzte den serbischen Adligen Lazar Hrebeljanovic der sich mit anderen Adligen in Sudwestserbien Hum und Zeta um die Reste des serbischen Reichs stritt Lazar belohnte Tvrtko bei der folgenden Aufteilung der Beute mit einem grossen Streifen an Bosnien angrenzenden Landes Teilen von Hum Zeta Suddalmatien und dem spateren Sandzak von Novi Pazar 1377 liess sich Tvrtko nicht nur zum Konig von Bosnien kronen sondern auch zum Konig uber Serbien Dies entsprach prahlerischer Selbsterhohung ebenso wie der imposante Hof byzantinischen Stils den er in der Festung Bobovac einrichtete Faktisch versuchte er nie ernsthaft politische Macht in Serbien auszuuben Stattdessen weitete er seinen Einfluss nach Dalmatien sowie Teilen von Nordkroatien und Slawonien aus und nannte sich in den letzten Jahren vor seinem Tod 1391 auch noch Konig von Kroatien und Dalmatien Der Schlussel zu Bosniens Wohlstand im Hochmittelalter war der Bergbau Im spaten 13 oder fruhen 14 Jahrhundert waren deutsche Bergleute so genannte Sachsen Sasi aus Ungarn nach Bosnien gekommen Die Gruben gehorten ortlichen Grundbesitzern und wurden von Sachsen geleitet die teilweise zu Reichtum und Ansehen gelangten Kupfer und Silber wurden bei Kresevo und Fojnica gefordert Blei bei Olovo Gold Silber und Blei bei Zvornik und vor allem Silber bei Srebrenica In den Bergwerksorten und in wichtigen Handelsstadten wie Foca und Visoko gab es bedeutende Kolonien von Ragusanern Ragusa hatte ein Monopol auf den Silberhandel innerhalb Bosniens und auf die Silberexporte uber See Als die Franziskaner in Bosnien begannen Kloster zu grunden zog es sie in die Stadte mit romisch katholischen Sachsen Ragusanern und anderen Dalmatinern So wurden diese Stadte stark katholisch gepragt Auf dem Land waren die Mehrzahl Kmeten leibeigene Bauern Es gab auch Sklaven die auf dem Markt in Ragusa gehandelt wurden Im bosnischen Bergland lebten Hirten darunter auch Walachen Die wichtigste innergesellschaftliche Trennungslinie war die zwischen Volk und Adel wobei der Adel in niederen und hohen differenziert war Der Hochadel ubte grosse politische Macht aus und konnte Bans und Konige erheben und absetzen Von 1390 bis nach 1420 kam er in einem Staatsrat zusammen um uber Thronfolge und wichtige Fragen von Innen und Aussenpolitik zu beraten Die letzten Jahrzehnte des bosnischen Konigtums Bearbeiten Seit den 1380er Jahren hatten osmanische Armeen begonnen Einfalle auch nach Serbien zu unternehmen 1388 war eine turkische Abteilung in das von Bosnien regierte Hum vorgedrungen 1389 weigerte sich Trvtkos alter serbischer Verbundeter Lazar die turkische Oberhoheit anzuerkennen und rief Verbundete zu Hilfe Konig Trvtko schickte ein starkes bosnisches Heer das im Juni 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld an der Seite von Lazar Hrebeljanovics Armee kampfte Die turkischen Armeen kehrten Jahr fur Jahr zuruck und brachten bis 1392 alle serbischen orthodoxen Gebiete abgesehen vom bosnisch regierten Hum unter osmanische Oberhoheit Tvrtkos Tod 1391 brachte fur Bosnien eine langere Zeit schwacher Regierungen Adelsfamilien mit regionalen Machtbasen starkten ihre Positionen Auch der ungarische Konig gewann wieder mehr Einfluss in Bosnien Ein labiles Gleichgewicht der Krafte zwischen dem von Ungarn gestutzten Konig Ostoja und dem machtigsten der bosnischen Adligen Hrvoje zerbrach 1414 Die Osmanen proklamierten den vertriebenen illegitimen Sohn Konig Trvtkos Tvrtko II zum rechtmassigen Konig und fielen in bosnisches Territorium ein Im folgenden Jahr wurde die ungarische Armee in Mittelbosnien geschlagen Ostoja konnte zwar erreichen dass er und nicht Trvtko II als Konig bestatigt wurde aber faktisch erreichte oder ubertraf der Einfluss des Osmanischen Reiches nun den Ungarns Nach Ostajas Tod 1418 wurde sein Sohn 1420 vertrieben und mit turkischer Unterstutzung Trvtko II wieder Konig Die Bundnisse und Loyalitaten blieben aber bruchig immer wieder kam es zu wechselnden Kontrollen uber bosnische Territorien 1440 wurde Srebrenica von Turken erobert Auch der Nachfolger Trvtkos II Stjepan Tomas war neben anderen kriegerischen Auseinandersetzungen immer mit der Abwehr von turkischen Angriffen beschaftigt Dabei wandte er sich 1450 verzweifelt an den Papst und erklarte sich schliesslich bereit zur direkten Verfolgung der schismatischen bosnischen Kirche uberzugehen Als er 1461 starb und sein Sohn Stjepan Tomasevic Nachfolger wurde war das Ende des bosnischen Konigtums abzusehen Tomasevic bat den Papst und Venedig vergeblich um Hilfe gegen eine gross angelegte turkische Invasion Am 20 Mai 1463 fiel als erste bosnische Festung die alte konigliche Hochburg Bobovac Tomasevic floh nach Jajce und von dort in die Festung Kljuc Auf eine Schutzzusage der turkischen Belagerer hin ergab er sich wurde aber hingerichtet Osmanische Herrschaft Bearbeiten nbsp Bosnien Herzegowina und Serbien unmittelbar vor der osmanischen Eroberung im 15 Jahrhundert1463 wurde Jajce von den Osmanen eingenommen Nach mehreren Jahren des Krieges fielen auch die letzten Stadte im Suden so dass die letzte Konigin Katarina Kosaca Kotromanic ins Exil gehen musste Am 25 Oktober 1478 starb sie in Rom Bosnien war eine der wichtigsten Provinzen des Osmanischen Reiches da es die europaische Grenze des Reiches schutzte Der bosnische Statthalter des Sultans Beylerbey hatte sehr weitreichende Befugnisse und unumschrankte Gewalt uber die Bewohner des Landes Um ihre Herrschaft am nordwestlichen Rand des Reiches zu stabilisieren holten die Turken viele muslimische Siedler nach Bosnien Jene Teile der einheimischen Bevolkerung die vor der Eroberung der bosnischen Kirche angehort hatten liessen sich relativ schnell fur den Ubertritt zum Islam gewinnen Ein entscheidender Aspekt dabei war dass der bosnische Adel nur so seine fuhrende Stellung in der Gesellschaft behaupten konnte Deshalb integrierte er sich innerhalb weniger Jahrzehnte in das osmanische Timar System Viele Manner aus Bosnien und der Herzegowina erwarben hohe Wurden am Hofe des Sultans und wurden zu Militarfuhrern Diplomaten und Grosswesiren des Reiches nbsp Osmanische Baukunst Brucke in MostarAbgesehen von Albanien war Bosnien das Land auf dem Balkan in dem die Islamisierung unter den Einheimischen am starksten war Allerdings waren die Muslime bis zum Ubergang des Landes an Osterreich Ungarn 1878 immer eine Minderheit Etwa die Halfte der Bevolkerung waren im 17 Jahrhundert und danach orthodoxe Christen Dazu kam eine wegen der Unterdruckung durch die Turken immer kleiner werdende katholische Minderheit Nach ihrer Vertreibung aus Spanien siedelten sich im 16 Jahrhundert auch sephardische Juden in Bosnien an da sie von den Osmanen nicht verfolgt wurden Nicht nur politisch sondern auch kulturell wurde Bosnien aber von den Muslimen dominiert Im 16 und 17 Jahrhundert erlebte Bosnien Herzegowina eine zweite orientalische Blutezeit Schon in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft haben die Osmanen die orientalische Stadtkultur in Bosnien gefordert In allen wichtigen Orten entstanden Moscheen Medresen Badehauser Basare usw Das 1415 erstmals schriftlich erwahnte Sarajevo wurde erst in osmanischer Zeit zu einer bedeutenden Stadt ausgebaut Die langste Zeit war jedoch Travnik die Hauptstadt des bosnischen Vilayets bevor es diese Funktion 1850 an Sarajevo abgeben musste Mit der Ruckeroberung Sudungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land zur Grenzzone Osterreichische Truppen versuchten mehrmals auch Bosnien zu erobern was aber scheiterte so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte Allerdings zerstorte Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajevo In den Gebieten um Bihac und entlang der Save wurden Befestigungen und Wehrdorfer eingerichtet In diesem Grenzgebiet wurden auch Vlachen angesiedelt Der wirtschaftliche und politische Niedergang des Osmanischen Reiches betraf auch Bosnien Die zentralistischen Reformversuche des 19 Jahrhunderts Tanzimat konnten keine Abhilfe schaffen weil sie vor allem auf militarische und administrative Belange ausgerichtet waren Gegen soziale und wirtschaftliche Reformen die die schlechte Lage der mehrheitlich christlichen Landbevolkerung verbessert hatten sperrte sich aber die Elite der muslimischen Grundbesitzer Ein grosser Teil der bosnischen Muslime hatte entweder umfangreicheren Landbesitz den er von Pachtern bewirtschaften liess oder fand Anstellung im osmanischen Staatsdienst der den Christen weitgehend verschlossen war Die Christen und vor allem die orthodoxen Serben waren uberwiegend Bauern die als Pachter unter sehr schlechten Bedingungen fur die Grossgrundbesitzer arbeiten mussten Dies fuhrte im 19 Jahrhundert immer wieder zu Aufstanden Der Aufstand der bosnischen Serben welcher 1876 begann und auch von Serbien aus unterstutzt wurde war der Anfang vom Ende der osmanischen Herrschaft Im selben Jahr begannen Serbien und Montenegro einen Krieg gegen das Osmanische Reich Die Regierungen der kleinen Balkanlander hatten jedoch die Starke des Gegners unterschatzt und gerieten schon bald in die Defensive Vor einer militarischen Katastrophe wurden die Serben nur durch das Eingreifen der Russen bewahrt die freilich eigene Ziele auf dem Balkan verfolgten Osterreichisch ungarische Zeit Bearbeiten Hauptartikel Kondominium Bosnien und Herzegowina Der Berliner Kongress stellte 1878 die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina unter osterreichisch ungarische Verwaltung der Landesregierung fur Bosnien und die Herzegowina Formal blieb Bosnien noch bis zur Annexion 1908 Teil des Osmanischen Reiches Gegen betrachtlichen Widerstand von Partisanen vor allem muslimischer unter Hadschi Loja wurde Bosnien Herzegowina im Okkupationsfeldzug von der osterreichisch ungarischen Armee besetzt Weil sich die osterreichischen und die ungarischen Politiker nicht darauf einigen konnten zu welchem der beiden Teilstaaten Osterreich Ungarns die Neuerwerbungen kommen sollten wurde die Verwaltung dem gemeinsamen k u k Finanzministerium ubertragen Die Beamten pragten in dieser Zeit den Doppelnamen Bosnien Herzegovina Bosna i Hercegovina der bis heute die Bezeichnung des Landes ist Eine Volkszahlung im Jahre 1879 ergab eine Gesamtbevolkerung von 1 158 164 die sich zusammensetzte aus 496 485 Griechisch Orthodoxe Serben 42 87 448 613 Muslimen 38 73 Katholiken Kroaten 209 391 R 18 08 3 426 Juden und 249 Sonstigen 5 Die Volkszahlung in Bosnien und Herzegowina 1895 vertiefte die statistischen Erkenntnisse In der Folge schuf die k u k Verwaltung ein leistungsfahiges Schul und Sanitatswesen und ermoglichte gute wirtschaftliche Entwicklung In dieser Zeit begann die industrielle Ausbeutung der Bodenschatze und Walder Bosnien Herzegowinas wobei jedoch mit Augenmass vorgegangen wurde u a Aufforstungsprojekte Schmalspurige Eisenbahnlinien und wichtige Fernstrassen wurden errichtet Fur die ersten Ansatze der Industrialisierung waren Fachkrafte notwendig Dies fuhrte 1880 1910 zur Zuwanderung von Menschen aus anderen Teilen der Donaumonarchie Darunter waren neben Deutschen und Tschechen auch Polen Slowenen und Ruthenen Manche dieser Einwanderer erwarben auch Grundbesitz und waren als Bauern tatig nbsp Der Bosnier in der Wiener Karikatur Bildunterschrift Gott sei Dank jetzt g hort er ganz uns Aus Kikeriki 15 Oktober 1908Bei ihrer Herrschaft stutzten sich die Osterreicher auch auf die alten muslimischen Eliten die sie durch verschiedene Massnahmen fur sich einzunehmen wussten So wurde der Islam als gleichberechtigte Religion staatlich anerkannt Osterreich Ungarn war zu Beginn des 20 Jahrhunderts der einzige christlich dominierte Staat der gesetzlich geregelte Beziehungen zu einer muslimischen Glaubensgemeinschaft unterhielt und daher unter anderem auch muslimischen Religionsunterricht an den Schulen erteilen liess Militar Imame in der Armee unterhielt eine muslimische Gefangenenseelsorge organisierte den religiosen Einrichtungen das Selbstverwaltungsrecht einraumte und ihnen den Status einer Korperschaft offentlichen Rechts gab Das aus diesem Anlass 1912 erlassene Islamgesetz stand bis zu seiner Novellierung durch das Islamgesetz 2015 weitgehend unverandert in der Republik Osterreich in Kraft 6 Wichtiger fur die guten Beziehungen zur alten bosnischen Elite war aber dass die osterreichische Verwaltung die Verhaltnisse auf dem Land im Grossen und Ganzen unangetastet liess Die durchgefuhrte Agrarreform brachte nur fur eine kleine Anzahl von Pachtern eigenen Grundbesitz und die Ablosung von der Untertanigkeit unter die muslimischen Agas So positiv sich das auf die Beziehungen der Osterreicher zu den muslimischen Eliten auswirkte so unzufrieden waren deswegen vor allem die serbischen Bauern Die formelle Annexion von Bosnien Herzegowina durch Kaiser und Konig Franz Joseph I am 5 Oktober 1908 loste eine europaische Krise aus Das Land wurde auch jetzt keinem der beiden Teilstaaten Osterreich Ungarns zugeteilt sondern weiter vom gemeinsamen Finanzministerium verwaltet Das besondere Verwaltungsgebiet hatte seine 1910 definierte eigene bosnisch herzegovinische Landesangehorigkeit Der Monarch erliess am 17 Februar 1910 aus eigener Machtvollkommenheit und ohne ein anderes Staatsorgan als Vorschlaggeber zu erwahnen ein Landesstatut die Landesverfassung inkl Grundrechte der Burger eine Landtagswahlordnung eine Landtagsgeschaftsordnung ein Vereinsgesetz ein Versammlungsgesetz sowie ein Gesetz uber die Bezirksrate 7 Das Gebiet erhielt einen Landeschef als Vertreter des Monarchen wie er auch in den osterreichischen Kronlandern tatig war einen Landtag mit Kurienwahlrecht und eine aus diesem hervorgehende Landesregierung deren Vorsitzender zugleich Landtagsprasident war Vor dem Ersten Weltkrieg wurden 1910 Landtagswahlen abgehalten Gesetzentwurfe des Landtags bedurften vor ihrer Einbringung der Zustimmung der Regierungen von Osterreich und von Ungarn sowie des gemeinsamen Finanzministers und nach ihrem Beschluss wie alle Gesetzesbeschlusse der Monarchie der Sanktion Zustimmung des Monarchen um in Kraft treten zu konnen 1914 war Sarajevo Schauplatz des Attentates auf Franz Ferdinand das den Ersten Weltkrieg ausloste Nach der Niederlage der Habsburgermonarchie Ende 1918 wurde Bosnien Teil Jugoslawiens Zweiter Weltkrieg BearbeitenJugoslawien war wahrend des Zweiten Weltkriegs Schauplatz mehrerer miteinander verwobener Kriege des von Deutschland und Italien gegen Jugoslawien gefuhrten Krieges der Kriegsanstrengungen der Achsenmachte gegen die Alliierten des Krieges der Besatzungsmachte gegen jugoslawische Widerstandsbewegungen des Burgerkriegs kroatischer Extremisten gegen die serbische Bevolkerung in Kroatien und Bosnien und des Kriegs der wichtigsten Widerstandsbewegungen Tschetniks und kommunistische Partisanen gegeneinander siehe auch Jugoslawischer Partisanenkrieg Diesen Konflikten fielen rund 900 000 Menschen zum Opfer nbsp Gebiet des Unabhangigen Staates Kroatien rot Nach dem Uberfall auf Jugoslawien am 6 April 1941 hatten die Achsenmachte unter Fuhrung Deutschlands am 10 April den Unabhangigen Staat Kroatien Nezavisna drzava Hrvatska NDH proklamiert und den Ustascha Fuhrer Ante Pavelic als Poglavnik Fuhrer eingesetzt Er umfasste neben Kroatien ganz Bosnien und die Herzegowina und wurde in eine deutsche und eine italienische Einflusszone eingeteilt Die Trennungslinie verlief diagonal durch Bosnien Am 16 April 1941 marschierten deutsche Truppen in Sarajevo ein und verwusteten die dortigen Synagogen Im Juni begann die Masseninternierung von Juden Nach Kriegsende schatzte man dass von 14 000 Juden in Bosnien fast 12 000 getotet worden waren woran auch Einheimische beteiligt waren Das Hauptziel der Ustascha Bewegung war jedoch die grosse serbische Minderheit 1 9 von insgesamt 6 3 Millionen Einwohnern zu vertreiben Terrorakte gegen Serben begannen im Mai 1941 und weiteten sich in den folgenden Monaten aus mindestens mehrere hundert Serben wurden dabei ermordet Im Juni 1941 vertrieben daraufhin serbische Bauern in der Region Nevesinje die Ustascha Milizen und etablierten fur kurze Zeit ein befreites Gebiet Dann wandten sie sich gegen kroatische und bosniakischen Dorfbewohner die sie als Kollaborateure ansahen Im Bezirk Bileca im Suden der Herzegowina wurden mehr als 600 Bosniaken umgebracht im Juli August weitere rund 500 in der Gegend um Visegrad Tausende von bosnischen Serben schlossen sich einer der organisierten Widerstandsbewegungen an Diese hatten jedoch unterschiedliche Merkmale und Ziele so dass der beginnende Burgerkrieg zwischen Tschetniks und kommunistischen Partisanen schon im Oktober 1941 sichtbar war Ein Aspekt ihrer Konkurrenz war auch ihre Haltung gegenuber den Bosniaken und dem Status Bosniens Einige fuhrende Tschetniks waren fanatische serbische Nationalisten die Bosnien Dalmatien Montenegro Teile Kroatiens Slawonien und Nordalbanien Serbien zuschlagen wollten Stevan Moljevic ab 1943 politischer Leiter der Bewegung schrieb im Februar 1942 dass dann die Sauberung des Landes von allen nichtserbischen Elementen folgen musse Die Haltung der Kommunisten war wahrend des Krieges vieldeutig und widerspruchlich Milovan Djilas legte einen Plan vor nach dem Bosnien autonome Provinz aber keine Nationalrepublik werden sollte Beide Widerstandsbewegungen kampften gegen die Achsenmachte haufiger aber gegeneinander Tito war Ende 1941 aus Serbien in die Region Foca in Bosnien geflohen Im Sommer 1942 marschierte er mit seinen Partisanen nach Nordwesten in die Gegend um Bihac Dort grundeten die kommunistischen Partisanenverbande den Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens AVNOJ Anfang 1943 beschloss die deutsche Fuhrung Titos Truppen von dort zu vertreiben Sie wollte die Kontrolle uber das wichtige Hinterland verstarken weil sie befurchtete die Alliierten konnten an der Kuste Dalmatiens landen Aus dem gleichen Grund plante sie eine Offensive gegen Tschetniks in der Herzegowina und in Montenegro Der Tschetnik Fuhrer Draza Mihailovic wollte seinerseits die Partisanen vertreiben um einem raschen Vormarsch der Alliierten landeinwarts zur Vereinigung mit seinen eigenen Truppen den Weg frei zu machen Tito befurchtete dagegen dass eine alliierte Besetzung die Wiedereinsetzung des jugoslawischen Konigs bedeuten wurde und erklarte der deutschen Seite seine Bereitschaft gemeinsam mit deren in Kroatien stehenden Divisionen gegen die an Land gesetzten Truppen der Westmachte vorzugehen Solche widerstreitenden Interessen fuhrten 1943 zu wechselnden taktischen Bundnissen Letztlich wurden die Partisanen Anfang 1943 in Richtung Herzegowina zuruckgedrangt Tito hatte aber ohnehin den Plan dort und in Montenegro gegen Tschetnik Truppen vorzugehen Im Mai 1943 entwaffneten deutsche Truppen auch mehrere Tausend montenegrinische Tschetniks Anschliessend wandten sie sich gegen die Partisanen und schlossen sie auf dem Berg Durmitor in Nordmontenegro fast ein In heftigen Auseinandersetzungen durchbrachen die Partisanen jedoch den Ring und zogen durch Sudostbosnien westwarts Schliesslich errichtete Tito sein Hauptquartier im Bezirk Jajce Berichte von britischen Offizieren die die Partisanen besucht hatten veranlassten die Alliierten ihre Unterstutzung von Mihailovic abzuziehen und Tito zuzuwenden Dessen Partisanen gewannen einen weiteren Vorteil gegenuber den Tschetniks als ihnen nach der Kapitulation der italienischen Armee im September 1943 grosse Mengen an Ausrustung in die Hande fielen Nun begannen Tschetnik Kommandeure erstmals direkt mit der deutschen Seite zu kollaborieren In Jajce fand im November 1943 die zweite Tagung des AVNOJ statt In den so genannten AVNOJ Beschlussen einigte man sich auf ein Modell des neuen Jugoslawien Es sah einen foderativen Staat mit sechs Teilrepubliken vor darunter der Volksrepublik Bosnien und Herzegowina NRBiH Indem Tito die Eigenstaatlichkeit von Bosnien und Herzegowina anerkannte versuchte er das Gewicht Serbiens in dem geplanten neuen Staat zu reduzieren Die alliierte Unterstutzung Titos wurde 1944 verstarkt Ausserdem gewann Tito kroatische und bosniakische Kampfer die nach dem allgemeinen Zusammenbruch der Ustascha Herrschaft unzufrieden waren Aber auch weitere Serben schlossen sich den Partisanen an Im Rahmen der Kampfe in Bosnien Herzegowina wurde vom 25 Mai bis zum 6 Juni 1944 durch das SS Fallschirmjager Bataillon 500 das Unternehmen Rosselsprung durchgefuhrt mit dem Ziel Josip Broz Tito gefangen zu nehmen oder zu toten und somit die Fuhrungsstrukturen der Jugoslawische Volksbefreiungsarmee nachhaltig zu schwachen Im Sommer 1944 begann der Ruckzug der deutschen Besatzer Tito bekam neue Waffenvorrate geschickt um diesen Abzug zu verhindern zielte aber viel mehr auf die Vollendung seines Sieges im Burgerkrieg Ende des Jahres hatten sowjetische und verbundete bulgarische Streitkrafte den Osten des Landes zu einem grossen Teil eingenommen Am 6 April 1945 befreiten Titos Partisanen Sarajevo Innerhalb weniger Wochen kontrollierten sie ganz Bosnien Am 28 April wurde eine Volksregierung eingesetzt Die Foderative Volksrepublik Jugoslawien wurde Ende 1945 ausgerufen Die Bosnier selbst waren auf unterschiedliche Weise an den Kampfen in den Jahren 1941 bis 1945 beteiligt Eine Minderheit der bosnischen Kroaten unterstutzte aktiv die Ustascha Die Mehrheit begrusste zunachst die Ausrufung des NDH wurde aber zunehmend desillusioniert und schloss sich 1943 44 in grosser Zahl den Partisanen an Die bosnischen Serben gerieten schnell in Opposition zum Ustaschastaat und zu den Besatzungsmachten Sie schlossen sich teilweise den Partisanen an aber auch den Tschetniks Am unubersichtlichsten war die Situation der Bosniaken Ante Pavelic hatte ihnen wenige Tage nach Beginn seiner Amtszeit Schul und Religionsautonomie zugesagt und versichert sie konnten sich frei gleichberechtigt und zufrieden fuhlen Elf fruhere Politiker der Jugoslawischen Muslimischen Organisation wurden aufgefordert in das Zagreber Pseudoparlament einzutreten Die zugesagte Rechtssicherheit ging aber im NDH schnell verloren schon im Sommer und Herbst 1941 protestierten muslimische Geistliche offentlich an vielen Orten vor allem gegen die Gewalt gegen Juden und Serben Die Gewalttaten serbischer Dorfbewohner besonders in der Herzegowina gegen Bosniaken machten es diesen aber unmoglich sich dem serbischen Widerstand gegen die Ustascha anzuschliessen An anderen Orten hatten Tschetniks und andere serbische Streitkrafte im Winter 1941 42 im Sommer 1942 und im Februar 1943 Tausende von Bosniaken getotet Einige Bosniaken traten den Ustaschamilizen bei eine grossere Zahl schloss sich Titos Partisanen an Die erste bosniakischen Partisaneneinheit die Mujina ceta wurde ab August 1941 aufgestellt Im Laufe des Jahres 1942 entstanden weitere bosniakische Einheiten im Dezember die 8 Regionale Muslimische Brigade Insgesamt blieb die Zahl muslimischer Rekruten zunachst jedoch relativ klein Es gab auch Bosniaken die sich fur eine Kooperation mit Tschetniks einsetzten Im Dezember 1943 wurde geschatzt dass bis zu acht Prozent der Soldaten Mihailovics Bosniaken seien Zeitweise stellten Muslime lokale eigene Einheiten auf die z T als grune Kader bekannt wurden Im Oktober 1942 gab es eine Bosniakische Freiwilligenlegion von rund 4000 Mann die direkt mit der deutschen Seite zu verhandeln versuchte Eine ahnliche Truppe die im Sommer 1943 in der Region Cazin entstand brachte es auf acht Bataillone Viele bosniakische politische Fuhrer sahen in einer Art Autonomie fur Bosnien die einzige Losung Aus dieser Haltung entstand das beruhmte Memorandum bosnischer Bosniaken an Hitler vom November 1942 Abgesehen davon dass sie sich der gotischen Abstammung ruhmten beschwerten sich die Autoren bitterlich uber die Morde der Ustascha an Bosniaken forderten einen Stopp dieser Aktivitaten und baten um die Genehmigung die bosniakische Freiwilligenlegion zu vergrossern Sie waren im Gegenzug bereit diese direkter deutscher Kontrolle zu unterstellen Die Forderung nach einer Autonomie Bosniens war fur die deutsche Fuhrung mit Rucksicht auf ihre Verbindungen nach Zagreb nicht annehmbar An der Rekrutierung weiterer Soldaten hatte sie jedoch starkes Interesse Gegen heftige Einwande aus Zagreb wurde 1943 die 13 Waffen Gebirgs Division der SS Handschar kroatische Nr 1 aufgestellt Bosniakische SS Einheiten kampften auf Seiten der deutschen Besatzungsstreitkrafte und der Ustascha gegen Serben Juden und Roma die in den Partisanen Verbanden kampften Zudem wurden Graueltaten gegenuber der Zivilbevolkerung ausgeubt so im Fruhjahr und Sommer 1944 in Nord und Ostbosnien Tuzla Gradacac Brcko Bijeljina und Zvornik mit Hunderten vielleicht Tausenden Opfern Bosnien Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien BearbeitenDie Geschichte Bosniens und der Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien ist zum grossen Teil bestimmt durch die allgemeine Politik des Bundesstaats siehe Jugoslawien und Geschichte Jugoslawiens Besonderheiten die Bosnien starker als die anderen Teilrepubliken betrafen sind die Religionspolitik vor allem die Muslime betreffend einige spezifische wirtschaftliche Entwicklungen und die Durchfuhrung der Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo Religionspolitik Bearbeiten Die stalinistisch gepragte Politik war religionsfeindlich auch wenn die Verfassung von 1946 formal Freiheit des Glaubens und die Trennung von Kirche und Staat beschrieb Dabei wurde die katholische Kirche harter als die orthodoxe behandelt weil einige katholische Geistliche in Kroatien und Bosnien mit der Ustascha kollaboriert hatten Der Islam wurde fur ruckstandig und asiatisch gehalten und zudem attackiert weil er nicht nur den privaten Glauben sondern ausdrucklich das soziale Leben betraf In mehreren Fallen wurden Muslime durch Kommunisten ohne jede Gerichtsverhandlung oder Untersuchung getotet Die Schariagerichte wurden 1946 aufgehoben Die Studentenorganisation Junge Muslime leistete der Kampagne gegen den Islam Widerstand bis 1949 50 mehrere hundert ihrer Mitglieder ins Gefangnis kamen 1950 wurde Frauen das Schleiertragen gesetzlich untersagt Mektebs wurden geschlossen und die Unterrichtung von Kindern in Moscheen zur Straftat erklart 1952 verbot man die Derwischorden und schloss alle Tekkes Bosniens Muslimische Kultur und Bildungsvereine wurden abgeschafft nur die staatlich kontrollierte Islamische Gesellschaft blieb erlaubt Bis 1964 durfte in Jugoslawien kein islamisches Lehrbuch erscheinen Diese Massnahmen wurden jedoch zum Teil heimlich umgangen Die muslimischen Stiftungen Vakuf die seit Jahrhunderten als wohltatige Einrichtungen funktionierten hatten ihren Besitz teilweise schon durch die Enteignungen von Ackerland verloren und verloren 1958 mit der Verstaatlichung von Mietbesitz vollends ihre Grundlage 1954 wurde ein neues Religionsgesetz verabschiedet das die Kirchen der direkten Kontrolle des Staates unterstellte aber besonders der orthodoxen Kirche wieder mehr Moglichkeiten gab Seit 1956 wurden orthodoxe Kloster wieder aufgebaut Die Behandlung des Islam verbesserte sich seit den spaten 1950er Jahren im Rahmen von Titos blockfreier Aussenpolitik die Kontakte mit etlichen arabischen Staaten pflegte Bald war ein muslimischer Hintergrund von Vorteil fur den diplomatischen Dienst auch wenn die Amtstrager oft von ihrer Religion innerlich entfernt waren In den 1980er Jahren gab es gelegentlich Versuche fundamentalistischer Agitation in Bosnien die aber wenig bewirkten Die jahrzehntelange weltliche Erziehung und die kommunistische politische Kultur verstarkt durch die zunehmende Verwestlichung der Gesellschaft und die wachsende Urbanisierung gaben nur wenig fruchtbaren Boden fur solche Agitation ab 1983 wurde allerdings ein Gerichtsprozess wegen feindseliger und konterrevolutionarer Handlungen aus muslimisch nationalistischen Grunden gegen 13 muslimische Aktivisten durchgefuhrt Hauptbeklagter war Alija Izetbegovic der 13 Jahre zuvor seine Islamische Deklaration geschrieben hatte Die Angeklagten von denen einige am Ende des Zweiten Weltkriegs zu den Jungen Muslimen gehort hatten wurden beschuldigt die Ziele einer terroristischen Organisation wiederbelebt zu haben Izetbegovic wurde gleichzeitig vorgeworfen die Einfuhrung einer parlamentarischen Demokratie westlichen Stils befurwortet zu haben Das Gericht verurteilte ihn zu einer 14 jahrigen Gefangnisstrafe die nach der Berufung auf elf Jahre reduziert wurde und nach der Veranderung der politischen Machtstruktur mit Izetbegovics vorzeitiger Entlassung 1988 endete Auseinandersetzung um Muslime als Volksgruppe Bearbeiten Die Frage ob Muslime in Bosnien eine religiose eine ethnische oder eine nationale Gruppe bezeichnet war in den fruhen Jahren der Foderativen Volksrepublik Jugoslawien offen Die Hoffnung der Kommunistischen Partei war dass sich dieses Problem von selbst losen wurde indem sich Muslime mit Kroaten oder Serben identifizieren wurden Auf dem ersten Parteitag nach Kriegsende wurde erklart dass Bosnien Herzegowina nicht zwischen Serbien und Kroatien aufgeteilt werden kann nicht nur weil auf dem gesamten Territorium Serben und Kroaten gemischt durcheinander leben sondern auch weil in ihm Muslime leben die sich noch nicht national entschieden haben Parteimitglieder wurden genotigt sich zu einer der beiden Nationalitaten zu bekennen Bei der Volkszahlung von 1948 hatten Muslime drei Moglichkeiten sie konnten sich Muslim Serbe oder Muslim Kroate nennen oder Muslim national unbestimmt oder nicht entschieden 72 000 erklarten sich zu Serben 25 000 zu Kroaten 778 000 als unbestimmt Bei der Zahlung 1953 war die Kategorie Muslime nicht mehr vorgegeben offiziell wurde der Geist des Jugoslawismus propagiert In Bosnien trugen sich 891 000 Menschen als Jugoslawe national unbestimmt ein 1961 gab es die Kategorie Muslime im ethnischen Sinne Die bosnische Verfassung von 1963 sprach von Serben Muslimen und Kroaten was nicht ausdrucklich konstatierte aber implizierte dass Muslime auch als gleichberechtigte Volksgruppe zu betrachten seien Bei den Wahlen zum bosnischen Bund der Kommunisten 1965 waren die Kandidaten als Serbe Kroate oder Muslim aufgelistet Offiziell wurde aber erst im Mai 1968 ein Kommunique veroffentlicht mit der Erklarung Es ist deutlich geworden und die sozialistische Praxis der Gegenwart bestatigt das dass die Muslime eine eigene Nation sind Trotz heftiger Einwande von serbischen Kommunisten wurde dies von der Zentralregierung akzeptiert 1971 erschien auf dem Volkszahlungsformular erstmals die Rubrik Muslim im Sinne einer Nation Der Vorstoss zu dieser Anerkennung war keine islamische religiose Bewegung sondern wurde im Gegenteil von Kommunisten und anderen verweltlichten Muslimen eingeleitet Sie wollten die Identitat der Volksgruppe zu etwas deutlicher Nichtreligiosem entwickeln Davon unterschied sich ein antikommunistischer Trend zur Wiederbelebung islamischen Glaubens Die Bedeutung dieses Trends war jedoch umstritten Wirtschaftliche Entwicklung Bearbeiten Bosnien und Herzegowina blieb in seiner wirtschaftlichen Entwicklung hinter den Teilrepubliken Kroatien Slowenien und Serbien zuruck Nach dem Zweiten Weltkrieg gehorte es zu den armsten und ruckstandigsten Teilen Jugoslawiens 1948 lag die Analphabetenquote noch bei 45 Prozent 72 Prozent der Bevolkerung lebten von der Landwirtschaft Nach dem Bruch mit der Kominform 1948 gab es jedoch eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums Infolge der Wirtschaftsblockade durch den Ostblock verlagerten die jugoslawischen Wirtschaftsplaner ihre Aktivitat auf die Nutzung der heimischen Ressourcen 8 Tito hatte eine sowjetische Invasion befurchtend beschlossen Rustungs und andere strategisch wichtige Industrien in die schwerer zuganglichen Regionen Bosniens zu verlegen Ausgehend von den Rohstoffvorkommen Bosniens in erster Linie Eisenerz und Kohle entstand eine Grundstoffindustrie an die sich Rustungsbetriebe anschlossen Die Beziehung zwischen den bosnischen Grundstoffbetrieben und den verarbeitenden Industrien in anderen Republiken war jedoch vor allem aus Grunden der Preisfestsetzung oft schwierig Die gewinntrachtigeren Industriezweige lagen vor allem in Slowenien und Kroatien Ende der 1950er und in den 1960er Jahren verfiel die Wirtschaftskraft stetig 1961 wurden grosse Teile Bosniens offiziell zur unterentwickelten Region erklart Das bosnische Volkseinkommen lag 1947 um 20 1967 um 38 unter dem Landesdurchschnitt Bosnien hatte Anfang der 1970er Jahre nach dem Kosovo die hochste Sauglingssterblichkeit und die hochste Analphabetismusquote innerhalb Jugoslawiens Wahrend der 1950er und 1960er Jahre zogen jahrlich ca 16 000 Menschen aus Bosnien fort meist Serben die in Serbien leben wollten Dies trug dazu bei dass Mitte der 1960er Jahre die Muslime die Serben als starkste Volksgruppe uberholten Eine Wende in der bosnischen Wirtschaft trat mit der Institutionalisierung einer muslimischen Nation in den spaten 1960er Jahren ein Damals entstanden auch andere grosse Werke und Unternehmen die sich dem zivilen Markt zuwandten Sie arbeiteten oft auch erfolgreich im Ausland In den 1970er Jahren wurden im Zuge der Dezentralisierung Jugoslawiens aus mehr oder weniger politischen Grunden grosse industrielle Projekte gefordert und Hochhaussiedlungen in den Vorstadten errichtet Anfang der 1980er Jahre gab es in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo einen Bauboom der vor allem durch die Olympischen Winterspiele angeregt wurde die 1984 ausgetragen wurden In Sarajevo entstand unter dem Namen TAS Tvornica Automobila Sarajevo ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Volkswagen AG das ab 1983 bis 1992 jahrlich rund 35 000 Fahrzeuge baute In den 1980er Jahren erlangte der Agrarkonzern Agrokomerc Beruhmtheit Das Schuldenvernebelungskonzept dieses Konzerns im westbosnischen Velika Kladusa war die erste private Geldschopfung grosseren Stils in Jugoslawien Der Konzern hatte in den 1960er Jahren als Geflugelfarm begonnen und war unter seinem charismatischen Direktor Fikret Abdic so sehr gewachsen dass er 1987 13 000 Menschen in der Region beschaftigte und zu den dreissig grossten Unternehmen Jugoslawiens gehorte Ranghohe Mitglieder der bosnischen Regierung waren mit dem Unternehmen verbunden Das Unternehmen hatte ungedeckte Wechsel im Wert von 500 Millionen Dollar ausgestellt was die Existenz von 63 landesweit in die Affare verwickelten Banken aufs Spiel setzte In der Folge musste der bosnisch herzegowinische Vertreter im jugoslawischen Prasidium Hamdija Pozderac der im nachsten Jahr Prasident geworden ware zurucktreten Abdic und weitere 100 Leute wurden verhaftet der Prasident der Nationalbank der Teilrepublik wurde entlassen Der gesamten Region drohte ein Ruckfall in eine soziale Misere Es gab Geruchte die serbische Fuhrung habe schon zu diesem Zeitpunkt die Destabilisierung Bosnien und Herzegowinas angestrebt und diesen Staatsbankrott auf Teilrepublikebene inszeniert um die prominentesten muslimischen Politiker zu Fall zu bringen Die Episode war bezeichnend fur eine Entwicklung die ganz Jugoslawien plagte der Zusammenbruch eines insgesamt wenig effektiven Wirtschaftssystems das weitgehend auf geliehenem Geld beruhte und auf engen Verbindungen zur Klasse der hoheren Politiker die Macht und personlichen Reichtum daraus bezogen Die stark angewachsene Auslandsverschuldung und der Ruckgang von Devisenuberweisungen durch im Ausland lebende Arbeitskrafte fuhrte zu heftigen Auseinandersetzungen der Teilrepubliken um den internen Finanzausgleich besonders um die knappen Deviseneinnahmen Die Unzufriedenheit grosser Teile der Bevolkerung unter anderem wegen der hohen Inflationsraten und Arbeitslosenquoten aber auch wegen der verkrusteten politischen Strukturen war schliesslich der Nahrboden fur den Erfolg der zunehmenden nationalistischen Propaganda einiger Politiker 1989 1991 Bearbeiten Seit Sommer 1989 wurde von serbischer Seite eine Gefahrdung der Serben in Bosnien behauptet Hohere bosnische Beamte druckten im Herbst 1989 die Befurchtung aus dass Serbien und Kroatien versuchen wurden die Grenzen neu zu ziehen Eine Sondersitzung der Kammern des bosnischen Parlaments wies im Marz 1990 Gedanken an Anderungen der bosnischen Grenzen zuruck Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens war Anfang 1990 zerbrochen Mehrere neue Parteien wurden gegrundet darunter ein Ableger von Tuđmans HDZ Teil des politischen Programms der HDZ war zunachst die bosnischen Grenzen unverletzt zu erhalten Im Mai 1990 wurde die Partei der demokratischen Aktion SDA als grosste muslimische Partei gegrundet Vorsitzender wurde Alija Izetbegovic der 1988 aus dem Gefangnis entlassen worden war Die SDA betonte einerseits die religiose Komponente z B in den offentlichen Symbolen grune Fahnen und Halbmonde andererseits den Pluralismus einer multinationalen und multireligiosen Republik Die Spannungen zwischen diesen beiden Elementen fuhrten unter anderem dazu dass im September 1990 der bisherige SDA Fuhrer Adil Zulfikarpasic eine eigene Partei mit ausdrucklich nichtreligiosem Programm grundete die Muslimische Bosnische Organisation MBO Wahrend Izetbegovic mit dem religiosen Element der religiosen oder nationalen Identitat verbunden wurde versuchte Zulfikarpasic die Basis fur eine Politik zu legen die mehr als nur Bestatigung ihrer nationalen Identitat anstrebte Im Juli 1990 wurde die Serbische Demokratische Partei in Bosnien gegrundet Sie trat unter der Abkurzung SDS auf wie die Partei die schon fur Autonomie in der kroatischen Krajina geworben hatte In ihrem Programm fur die Wahlen am 18 November 1990 trat sie vage fur die Verteidigung serbischer Rechte ein sprach aber nicht von einer Aufteilung Bosniens geschweige denn von einer kriegerischen Daneben kandidierten die Reformkommunisten und der von Ministerprasident Markovic begrundete Bund der Reformkrafte als ausdrucklich jugoslawisch gesinnte Gruppierungen Bei den Wahlen fur die beiden Parlamentskammern gewann die SDA 86 Sitze von 240 die MBO 13 Sitze die SDS 72 die HDZ 44 die Reformkommunisten und ihre Verbundeten 14 und die Partei Markovics 12 Sitze Izetbegovic hatte mit einer Koalition aus Muslimen und Kroaten regieren konnen bildete aber eine formliche Koalition zwischen den drei grossten Parteien was ihm spater als Zeichen seiner Gutglaubigkeit zugerechnet wurde Als die Regierung Ende 1990 antrat war die allgemeine Lage in Jugoslawien sehr angespannt vgl Jugoslawienkriege Slobodan Milosevic drohte Anfang 1991 offentlich er werde ganze Territorien Kroatiens und Bosniens annektieren wenn jemand den Versuch unternahme die Bundesstruktur Jugoslawiens durch eine lockerere Bundnisstruktur zu ersetzen Die bosnische Regierung stand bei Debatten uber die foderale Struktur einerseits auf Seiten Sloweniens und Kroatiens konnte diese aber nicht absolut unterstutzen Viele Bosnier waren beunruhigt durch die Aussicht dass Bosnien Herzegowina Serbien vollends ausgeliefert ware wenn die beiden Republiken Jugoslawien verlassen wurden Serbien stellte indessen die beabsichtigten Grenzen Kroatiens und Bosniens offen in Frage Im Mai 1991 begann die bosnische SDS die Abtrennung grosser Teile Nord und Westbosniens zu fordern Sie sollten mit der kroatischen Krajina zu einer neuen Republik vereinigt werden Drei Gebiete Bosniens mit uberwiegend serbischen Einwohnern wurden von der SDS zu Serbischen autonomen Regionen erklart Im Juli 1991 wurde klar dass es regelmassige Waffenlieferungen aus Serbien an Einheiten der bosnischen Serben gab Anfang August 1991 unternahm Zulfikarpasic der Fuhrer der MBO den Versuch ein historisches Ubereinkommen mit der SDS zu treffen das die Unversehrtheit der bosnischen Republik garantieren sollte Ein solches Abkommen zwischen einer grossen und einer kleinen Partei hatte jedoch keinen konstitutionell verbindlichen Status gehabt Izetbegovic protestierte mit der Begrundung dass die Kroaten nicht einmal konsultiert worden waren Einige Tage nach seiner Kritik erklarten die Vertreter der SDS dass sie nun die Sitzungen des Staatsprasidiums boykottieren wurden Der nachste Schritt der SDS Fuhrung war im September 1991 die Einbeziehung der jugoslawischen Bundesarmee zum Schutz der serbischen autonomen Regionen Bundestruppen wurden in die Herzegowina verlegt und legten Ende September die Grenzen der serbischen autonomen Region Herzegowina fest Andere Armeestutzpunkte auf bosnischem Territorium u a Banja Luka wurden fur militarische Aktionen gegen Kroatien genutzt Bedeutende Kommunikationszentren wurden von der Armee besetzt Im Winter 1991 92 wurden um die grosseren bosnischen Stadte Stellungen fur schwere Artillerie gebaut Als im Januar Februar 1992 die Kampfe in Kroatien zu Ende gingen wurden Panzer und Artillerie der Bundesarmee mit Billigung der UN abgezogen d h nach Bosnien verlegt Der dahinter stehende politische Plan war beim Parteitag der Serbischen Sozialistischen Partei am 9 Oktober 1991 vorgestellt worden In dem neuen jugoslawischen Staat wird es mindestens drei bundesstaatliche Einheiten geben Serbien Montenegro und eine vereinigtes Bosnien Knin Wenn die bosnischen Muslime in dem neuen jugoslawischen Staat zu verbleiben wunschen konnen sie das tun Wenn sie abzufallen versuchen mussen sie wissen dass sie rings von serbischem Gebiet umschlossen sind Im bosnischen Parlament wurde diskutiert ob Bosnien seine Souveranitat erklaren sollte Bevor es dafur stimmte wies Radovan Karadzic die SDS Abgeordneten an das Parlament zu verlassen und errichtete in Banja Luka eine sogenannte Serbische Nationalversammlung Die Haltung Kroatiens und der bosnischen Kroaten gegenuber einem moglichen unabhangigen Bosnien Herzegowina war uneinheitlich Eine kleinere Partei in Kroatien die Partei der Rechte forderte die Annexion ganz Bosniens durch Kroatien Die bosnisch herzegowinische HDZ befand sich in einer schwierigen Lage Die bosnischen Kroaten in Mittel und Nordostbosnien hatten ein Interesse an einem stabilen Bosnien Herzegowina Viele Kroaten in der Herzegowina hatten sich dagegen gerne dem neu entstandenen unabhangigen Kroatien angeschlossen Es gab Gesprache mit Tuđman in denen er seine Bereitschaft erklarte eine Garantie fur die Respektierung eines unabhangigen bosnischen Staates zu geben aber auch gegenteilige Ausserungen von seiner Seite Bei einer Begegnung mit Milosevic im Marz 1991 in Karadjordjevo einigten beide sich nicht ausdrucklich auf eine Teilung Bosnien Herzegowinas sprachen aber uber einen serbisch kroatischen Ausgleich und waren nicht bereit einen unabhangigen bosnischen Staat zu unterstutzen Auch war Tuđmans Meinung bekannt Bosnien Herzegowina sei durch osmanische Okkupation der ehemals kroatischen Gebiete entstanden alle bosnischen Muslime wurden sich doch als Kroaten fuhlen und der kroatische Staat solle wieder in seinen historischen Grenzen hergestellt werden Mehrfach wurde Tuđman vorgeworfen durch sein 1992 haufiger wiederholtes Reden uber eine Teilung Bosniens die fur Kroatien wichtige Allianz mit den Muslimen immer wieder gefahrdet und die serbische Seite noch ermuntert zu haben ihrerseits den entstehenden bosnischen Staat nicht zu akzeptieren Krieg in Bosnien Herzegowina 1992 bis 1995 Bearbeitensiehe Hauptartikel BosnienkriegVon den Kriegen die in der ersten Halfte der 1990er Jahre in den Nachfolgestaaten der Sozialistischen Foderativen Republik Jugoslawien gefuhrt wurden war der in Bosnien und Herzegowina am langwierigsten und was die Zahl der Opfer betrifft am schwersten siehe Jugoslawienkriege Nach dem 10 Tage Krieg in Slowenien und nach der ersten Phase des Kriegs in Kroatien wahrend der ein Drittel der Flache Kroatiens unter serbische Kontrolle kam spitzte sich die politische Situation in Bosnien Herzegowina Ende 1991 krisenhaft zu Sowohl Serben als auch Kroaten meldeten Anspruche auf weite Teile Bosnien Herzegowinas an Die Spannungen eskalierten nach der Ausrufung einer Republik des serbischen Volkes in Bosnien Herzegowina durch ein selbsternanntes Parlament im Januar 1992 und einem Referendum in dem die kroatische und bosniakische Bevolkerung Bosnien Herzegowinas am 1 Marz 1992 eine Mehrheitsentscheidung fur die Unabhangigkeit getroffen hatte Bei dem von Serben weitgehend boykottierten Referendum waren bei 63 Wahlbeteiligung 99 4 fur die staatliche Souveranitat 9 Unmittelbar danach flammten an mehreren Orten heftige Kampfe auf Zu Beginn kampften auf der serbischen Seite Freischarlerverbande die sich Mitte Mai zur Armee der Serbischen Republik Bosnien Herzegowina zusammenschlossen Auf der Gegenseite kampften bosniakische und kroatische Verbande Die bosniakischen Einheiten wurden im Sommer 1992 zur bosnischen Regierungsarmee zusammengefasst Die bosnisch kroatischen Verbande bildeten den Kroatischen Verteidigungsrat HVO der von Kroatien aus gefuhrt wurde Die bosnisch serbische Armee war durch ihre Zusammenarbeit mit der Jugoslawischen Volksarmee JNA zunachst weit uberlegen und kontrollierte Anfang Juni 1992 60 Prozent des bosnischen Territoriums Ihnen stand eine unbestandige Allianz der bosnischen Kroaten und Bosniaken gegenuber die ab Oktober 1992 zunehmend auch gegeneinander kampften Ziel der Serben und Kroaten war so viel Land wie moglich zu erobern um auf den seit September laufenden Genfer Friedensverhandlungen gunstigere Verhandlungspositionen fur spatere Gebietsaufteilungen zu erzielen Sanktionsmassnahmen der internationalen Staatengemeinschaft wie ein Wirtschafts und Erdolembargo gegen Restjugoslawien eine Flugverbotszone uber Bosnien Herzegowina Wirtschaftssanktionen der Europaischen Gemeinschaft sowie eine Seeblockade durch NATO und WEU konnten den Krieg nicht eindammen Das Embargo schadete in erster Linie den Bosniaken wahrend die Serben auf grosse Vorrate der Jugoslawischen Armee zuruckgreifen konnten und die Kroaten schon vorher uber Ungarn in grossem Umfang Waffen eingefuhrt hatten So standen die Bosniaken mit Leichtfeuerwaffen gegen serbische und kroatische Panzer Im Juni 1992 beschloss der UN Sicherheitsrat die Entsendung von UNPROFOR Truppen zur Kontrolle des Flugplatzes in der Nahe der von Serben belagerten Hauptstadt Sarajevo um humanitare Hilfsfluge zu ermoglichen Ende Juni 1992 konzentrierten sich die Kampfe auf die ostbosnischen bosniakischen Enklaven z B Gorazde Zepa und Srebrenica die Region um Mostar und den sogenannten Nordkorridor bei Brcko einem Verbindungsstuck zwischen serbisch besiedelten und besetzten Gebieten Einige Gebiete zumeist mit traditioneller Mehrheit an serbischer Bevolkerung standen von Anfang an unter serbischer Kontrolle Hier kam es nicht zu offenen Kampfen allerdings wurde die nichtserbische Bevolkerung massiv vertrieben sogenannte ethnische Sauberungen und es kam oft zu grausamen Massakern an der Zivilbevolkerung Die Zahl der Fluchtlinge stieg rasant Offene Kampfe gab es ausser in Nordostbosnien auch in der Herzegowina Dort stiessen vor allem serbische und kroatische Truppen aufeinander Bosniaken aus der ostlichen Herzegowina waren zunachst nach Westen geflohen und hatten bei den mehrheitlich kroatischen Truppen mitgekampft Als spater Kampfe zwischen Kroaten und Bosniaken ausbrachen gerieten sie z B in der Osthalfte von Mostar in eine Art Falle nbsp IFOR Stationierungen 1995 in Bosnien Herzegowina nbsp Politische Gliederung Dayton 1995 Von Juni 1992 bis August 1995 uberfielen bosnisch muslimische Streitkrafte unter der Fuhrung von Naser Oric serbische Dorfer im Osten Bosniens und richteten massive Zerstorungen an Zahlreiche serbische Zivilisten wurden vertrieben oder gefangen genommen gefoltert und ermordet unter anderem in der Polizeistation von Srebrenica das in diesem Zeitraum von bosnisch muslimischen Truppen kontrolliert wurde Anfang Juli 1992 rief die Kroatische Demokratische Gemeinschaft in Bosnien Herzegowina im herzegowinischen Ort Grude die Kroatische Republik Herceg Bosna mit Hauptstadt Mostar aus Im August 1992 berichtete der amerikanische Journalist Roy Gutman erstmals uber Massenmorde in von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern insbesondere in Omarska in der Nahe von Prijedor Nordwestbosnien Fluchtlinge berichteten ebenfalls uber solche Lager in denen insgesamt mehr als 100 000 Menschen interniert seien Spater berichteten sie in speziellen Lagern seien tausende von muslimischen Frauen von Serben vergewaltigt worden Die Vereinten Nationen berichteten jedoch auch von zahlreichen bosnisch muslimischen und kroatischen Internierungslagern in denen serbische Zivilisten festgehalten gefoltert und getotet worden seien Im Oktober 1992 begannen in Zentralbosnien Kampfe zwischen den bisher verbundeten Kroaten und Bosniaken Das Jahr 1993 war von einer Vielzahl gescheiterter Friedensplane u a Vance Owen Plan Owen Stoltenberg Plan zahllosen eingegangenen und kurz darauf wieder gebrochenen Waffenstillstanden und zunehmend verworreneren Frontverlaufen gekennzeichnet 1993 wurde u a Srebrenica zur UN Schutzzone erklart Am 8 Januar 1993 erschossen bosnische Serben den stellvertretenden bosnischen Premierminister Hakija Turajlic der sich in Sarajevo mit einem UN Konvoi auf dem Weg vom Flughafen zum Regierungssitz befand an einem Kontrollpunkt in seinem Auto 10 Im Juli 1995 uberfielen Truppen der Republika Srpska unter dem Kommando von General Ratko Mladic die UN Schutzzone Srebrenica und toteten daraufhin Tausende Bosniaken vorwiegend Manner Dieser Vorfall ist als Massaker von Srebrenica bekannt und wurde vom Internationalen UN Gerichtshof in Den Haag rechtskraftig als Volkermord klassifiziert 11 12 13 Bosnien und Herzegowina nach dem Dayton Vertrag Bearbeiten1995 erfolgte der Friedensschluss von Dayton wobei das Land in zwei Entitaten aufgeteilt wird Foderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska unter einem gemeinsamen Dach dem Staat Bosnien und Herzegowina Gleichzeitig wurde eine internationale militarische und zivile Kontrolle des Landes vereinbart die bis heute anhalt Mit den ersten Wahlen zum kollektiven Staatsprasidium des Staates Bosnien und Herzegowina am 14 September 1996 wurden Alija Izetbegovic Kresimir Zubak und Momcilo Krajisnik gewahlt Dabei wurden 2 311 998 abgegebene Stimmen gezahlt 14 15 Der Prasident der Europaischen Kommission Romano Prodi legte 2004 einen Plan Integrated Rehabilitation Project Plan Survey of the Architectural and Archaeological Heritage IRPP SAAH zur Konservierung und Schutzwurdigkeit von 20 ausgewahlten und von diesem Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Baudenkmalen oder Denkmalensembles in Bosnien Herzegowina vor 16 Zahlreiche Kulturschatze von regionaler und europaischer Bedeutung waren durch Kriegshandlungen vernichtet worden Besonders betroffen waren davon Bibliotheken und museale Sammlungen 17 Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Bosnien und Herzegowina Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Bosnien und Herzegowina Geschichte Jugoslawiens Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten JugoslawiensLiteratur BearbeitenAllgemeine Darstellungen Agilolf Kesselring im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamts Hrsg Bosnien Herzegowina Wegweiser zur Geschichte 2 Auflage Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2007 ISBN 978 3 506 76428 7 Noel Malcolm Geschichte Bosniens S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 10 029202 2 Originaltitel Bosnia A Short History London 1994 Mittelalter Sima Cirkovic Istorija srednjovekovne bosanske drzave Beograd 1964 Nada Klaic Srednjovjekovna Bosna Zagreb 1994 Osmanische Zeit Markus Koller Bosnien an der Schwelle zur Neuzeit Eine Kulturgeschichte der Gewalt 1747 1798 Reihe Sudosteuropaische Arbeiten Nr 121 Munchen 2004 ISBN 3 486 57639 9 Markus Koller Die osmanische Geschichte Sudosteuropas in Europaische Geschichte Online EGO hg vom Institut fur Europaische Geschichte IEG Mainz 3 Marz 2012 onlineOsterreichische und jugoslawische Zeit Emily Greble Sarajewo 1941 1945 Muslims Christians and Jews in Hitler s Europe Cornell University Press Ithaca N Y ISBN 978 0 8014 4921 5 Holm Sundhaussen Geschichte Jugoslawiens 1918 1980 Stuttgart 1982 Petar Vrankic Religion und Politik in Bosnien und der Herzegowina 1878 1918 Paderborn u a 1998 ISBN 3 506 79511 2 Gegenwart ab 1991 Hans Krech Der Burgerkrieg in Bosnien Herzegowina 1992 1997 Ein Handbuch Verlag Dr Koster Berlin 1997 Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost West Konfliktes Bd 2 Helen Walasek et al Bosnia and the Destruction of Cultural Heritage Ashgate 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte von Bosnien und Herzegowina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Bosnien und Herzegowina Quellen und Volltexte Bosnien im Mittelalter Kurzer Uberblick von Robert Miessner Gerhard Meder Michael Reimann Chronik des Bosnien Konfliktes Jan 1990 bis Marz 1996 Memento vom 20 September 2011 im Internet Archive Die Kriege in Bossnien in den Feldzuegen 1737 1738 und 1739 1789 E Book der Universitatsbibliothek Wien eBooks on Demand Einzelnachweise Bearbeiten Serbition transkr Serbition bzw Serbinoy W Rezension transkr Serbinou a b Markus Koller und Konrad Clewing Vom christlichen Mittelalter bis zum 18 Jahrhundert In Agilolf Kesselring Hrsg Wegweiser zur Geschichte Bosnien Herzegowina Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2007 ISBN 978 3 506 76428 7 S 13 https povijest fandom com hr wiki Petar Kre C5 A1imir IV Petar Kresimir IV Stjepan I Kotromanic Hrvatska enciklopedija Abgerufen am 7 Januar 2018 Robert J Donia John V A Fine Bosnia and Hercegovina A tradition betrayed Verlag Columbia University Press New York 1994 ISBN 0 231 10160 0 S 87 Das neue Islamgesetz 2015 Allerhochste Entschliessung vom 17 Februar 1910 betreffend die Einfuhrung von verfassungsmassigen Einrichtungen Gesetz und Verordnungsblatt fur Bosnien und die Herzegovina Nr 19 1910 S 21 ff Marie Janine Calic Der Krieg in Bosnien Hercegovina Ursachen Konfliktstrukturen internationale Losungsversuche Verlag Suhrkamp Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 518 11943 5 S 58 f Jurgen Elvert Hrsg Der Balkan Steiner Verlag Stuttgart 1997 ISBN 3 515 07016 8 S 256 From Civil War To Assassination Amid peace negotiations Bosnia s Deputy Prime Minister is murdered Time 18 Januar 1993 Sofern nicht anders angegeben stutzen sich die Aussagen dieses Artikels auf das erstinstanzliche Gerichtsurteil des UN Kriegsverbrechertribunals gegen Radislav Krstic die auszugsweise in Deutsch vorliegenden Prozessprotokolle dazu siehe Bogoeva und Fetscher den UN Bericht zu Srebrenica von 1999 das Buch von D Rohde der fur seine Berichte zum Thema den Pulitzerpreis erhielt und in Teilen auch auf die NIOD Untersuchung http www icty org x cases krstic tjug en krs tj010802e pdf Volkerrecht Volkermord in Srebrenica In Zeit Online 26 Februar 2007 abgerufen am 12 Januar 2011 Ergebnisse der Wahlen auf der Website der OSZE Mission fur Bosnien und Herzegowina 1 2 Vorlage Toter Link www oscebih org 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Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Portugal Rumanien Russland San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechien Turkei Ukraine Ungarn Vereinigtes KonigreichEuropaisches Nichtmitglied der Vereinten Nationen VatikanstadtAbhangige Gebiete Alandinseln Faroer Gibraltar Guernsey Isle of Man JerseyUmstrittene Gebiete Kosovo TransnistrienGeschichte der Staaten von Afrika Asien Nordamerika Ozeanien Sudamerika Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte von Bosnien und Herzegowina amp oldid 239057571