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Die Kirche des Stifts Unserer lieben Frauen Ebersdorf im Chemnitzer Stadtteil Ebersdorf kann in ihren Ursprungen auf das 12 Jahrhundert zuruckgefuhrt werden und war ab dem 14 Jahrhundert eine Marien Wallfahre Die anfangs kleine romanische Dorfkirche erhielt ihre heutige Gestalt durch den Umbau und Vergrosserung im 15 Jahrhundert Ihre kostbare kunstlerisch hochwertige Ausstattung stammt uberwiegend aus dem 15 und fruhen 16 Jahrhundert als an der Kirche ein Kollegiatstift angesiedelt war Erhalten sind ebenfalls einige Votivgaben der Pilger um die sich verschiedene Sagen ranken Blick auf die Stiftskirche von SudostInnenansichtChorraum mit Altar Sakramentsnische Pulthalterfiguren Leuchtern und TaufsteinDas geschlossene Ensemble der ehemals befestigen spatgotischen Kirchhofanlage mit zwei Wehrturmen und der achteckigen Marienkapelle hat sich fast vollstandig erhalten und steht als Sachgesamtheit Stiftskirche Chemnitz Ebersdorf mit den Einzeldenkmalen ehemalige Stiftskirche Unserer Lieben Fraun heute Pfarrkirche Umfassungsmauern zwei Wehr bzw Torturme und Kapelle sowie dem Kirchhof unter der Objektnummer 09302742 in der Liste der Kulturdenkmale in Chemnitz Ebersdorf Erganzt wurde die Anlage durch das aus der Barockzeit stammende Pfarramtsgebaude an der Ostseite Die Kirche gehort zur Segenskirchgemeinde Chemnitz Nord innerhalb der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau 2 2 Kirchenneubau und Stiftsgrundung 2 3 Nach der Reformation 3 Bau 4 Ausstattung 4 1 Altare 4 1 1 Altarfragmente 4 1 2 Marienaltar von 1513 4 2 Skulpturen 4 3 Harras Epitaph 4 4 Glasfenster 4 5 Votivgaben 4 6 Taufbecken 4 7 Weitere Ausstattung 5 Orgeln 6 Glocken 7 Kirchhof 8 Gemeinde und Geistliche 8 1 Prediger seit der Reformation 8 2 Segenskirchgemeinde Chemnitz Nord 9 Sagen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche in der Mittweidaer Strasse 77 im 1919 nach Chemnitz eingemeindeten Ebersdorf liegt auf einer Anhohe 318 m uber NN etwas exponiert mitten in dem Waldhufendorf das sich auf beiden Seiten des Dorfbachs erstreckt Die Kirche selbst ist von einer Befestigungsanlage umgeben 1 In nordlicher Nachbarschaft zur Kirche befindet sich der Stiftsfriedhof Ebersdorf Geschichte BearbeitenDie am nordlichen Strebpfeiler verdeckt vom Dachwerk der Sakristei gefundene Zahl 914 regte zu Vermutungen an die Geschichte der Ebersdorfer Kirche reiche bereits auf die Zeit der Ausweitung des Ostfrankenreichs nach Osten kurz nach der Grundung des Bistums Meissen zuruck 2 Fur diese Annahme gibt es jedoch keinerlei Belege Durch archaologische Grabungen in den Jahren 1959 61 ist ein erster auf etwa 1160 datierter romanischer Kirchenbau nachgewiesen der demzufolge gleichzeitig mit dem Dorf Ebirhardisdorf in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts entstand Es war eine kleine nur 10 8 Meter grosse Saalkirche aus Langhaus eingezogenem rechteckigem Chor und einer daran angebauten halbkreisformigen Apsis aber ohne Turm Die romanische Kirche war ebenso wie ihr Nachfolgebau nicht geostet sondern nach Nordosten ausgerichtet Das Langhaus des Vorgangerbaus war ursprunglich so breit wie der heutige gotische Chor Der Triumphbogen der Langhaus und Chor trennt befand sich an derselben Stelle wie heute 3 war aber deutlich schmaler 4 Es ist anzunehmen dass diese romanische Kirche spatestens seit den ersten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts ein Marien Patrozinium hatte 5 Die direkte urkundliche Ersterwahnung der Ortes und der Kirche findet sich erst in der Meissner Bistumsmatrikel von 1346 Zu dieser Zeit hatte Ebersdorf bereits als Wallfahrtskirche an Bedeutung gewonnen darauf lassen jedenfalls die ihr verliehenen Privilegien und Lehnsrechte schliessen 6 Dorf und Kirche unterstanden zunachst den Grafen von Rochlitz und nach dem Erloschen des Geschlechts 1210 den Markgrafen von Meissen die Schloss Lichtenwalde errichteten das sie an ihre Gefolgsleute verlehnten Die jeweiligen markgraflichen Lehnsleute hatten die Grundherrschaft und damit auch das Kirchenpatronat inne 7 Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau Bearbeiten nbsp Sitzmadonna vermutlich Kultbild der WallfahrtDie Wallfahrt zu Unserer lieben Frau hatte ein als wundertatig geltendes Marienbild zum Ziel Dieses Marienbild war vermutlich die noch immer in der Kirche vorhandene Thronende Madonna Die Marienwallfahrt nach Ebersdorf steht im Zusammenhang mit der allgemeinen Zunahme der Marienverehrung im 14 Jahrhundert Allein in Sachsen entstanden zu dieser Zeit etwa dreissig weitere mit Maria verbundene Wallfahrtsorte Diese Nahwallfahrtsorte ermoglichten der Bevolkerung spirituelle Erfahrungen auch ohne aufwendige Fernreisen wie sie etwa Pilgerfahrten auf dem Jakobsweg oder nach Jerusalem erforderten 8 Ein Indiz dafur dass bereits in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts nach Ebersdorf gepilgert wurde ist die in der Kirche ausgestellte auf etwa 1330 datierte Krucke die als Votivgabe fur eine Heilung in die Kirche kam 9 Zu diesen Votivgaben gehorte neben weiteren in den Quellen genannten Krucken auch das Ebersdorfer Koggenmodell Die erste namentlich bekannte Pilgerin war Markgrafin Katharina die am 15 November 1420 nach anderen Angaben 1421 7 die Kirche besuchte 10 Ihr Ehemann der damalige Markgraf Friedrich der Streitbare von Sachsen der 1423 Herzog und Kurfurst wurde beauftragte wohl 1425 den gotischen Neubau der Kirche Das furstliche Paar stiftete einen Altar auf dem es sich als Verehrer der Gottesmutter abbilden liess nbsp Die Kleider der PrinzenDie bekannteste Wallfahrt fand 1455 im Zusammenhang mit dem sachsischen Prinzenraub statt Die jugendlichen Prinzen Ernst und Albrecht waren in der Nacht vom 7 zum 8 Juli 1455 von Kunz von Kauffungen aus dem Altenburger Schloss entfuhrt worden der auf diese Weise seine Anspruche gegen den Vater der Prinzen Kurfurst Friedrich den Sanftmutigen durchzusetzen gedachte Wahrend Albrecht selbst die Flucht gelang kam Ernst erst nach einigen Tagen aus der Prinzenhohle im Erzgebirge wo er festgehalten worden war frei Kauffungen wurde einer Uberlieferung nach nur wenig spater von einem Kohler gefangen genommen und am 13 Juli hingerichtet Am 15 Juli 1455 unternahmen die Eltern der geretteten Prinzen Kurfurst Friedrich und seine Frau Margaretha eine Wallfahrt nach Ebersdorf um fur die Rettung ihrer Kinder ein Dankopfer darzubringen Margaretha machte der Kirche eine Stiftung und zum Andenken wurden die Gewander der Prinzen und die Kappe des Kohlers der Kunz von Kauffungen dingfest gemacht hatte fortan als Votivgaben prasentiert Ein zeitgenossischer Bericht uber diese Vorgange hat sich jedoch nicht erhalten Erst Petrus Albinus erwahnte in seiner Meissnischen Land und Berg Chronica von 1590 ein Stifftlein wo die Kleider der jungen Herren aufgehangt worden seien 11 Die angeblich von 1456 stammende Urkunde von Papst Calixt III uber eine Altarstiftung ist nur in Johannes Vulpius 1704 verfassten Darstellung der Entfuhrung und Rettung der Prinzen uberliefert Darin betont Vulpius dass diese Urkunde ihm nicht als Original vorgelegen habe sondern er sie vielmehr einer seiner Quellen entnommen habe 12 Er schrieb weiter dass die Kurfurstin jeden Dienstag bei allen Marienfesten und am Tag nach Kiliani dem Jahrestag der Entfuhrung zu haltende Dankmessen an der Ebersdorfer Kirche gestiftet habe nach deren Feier Bedurftigen Almosen zu reichen seien Die Glaubwurdigkeit dieser Angaben insbesondere der Papsturkunde selbst ist jedoch fragwurdig da der Vielschreiber Vulpius 1645 1714 schon zu Lebzeiten als Falscher verrufen war 13 Glaubwurdig ist dagegen Vulpius Beschreibung der Kleider die der Kirche zur Erinnerung ubergeben wurden Diese seien rund zweihundert Jahre nach den Ereignissen erneuert worden 14 Die noch heute in einer Vitrine in der Stiftskirche aufbewahrten weitgehend zerfallenen Kleidungsstucke zwei weisse Hemden sowie die Reste zweier roter Jacken mit grunem Besatz sind demnach wahrscheinlich Kopien des 17 Jahrhunderts Der Einzugsbereich des Ebersdorfer Wallfahrt war mit etwa 50 Meilen fur einen Nahwallfahrtsort vergleichsweise gross Dazu mogen auch das Vorbild und die Forderung durch die Landesherrschaft beigetragen haben Finanziell war die Wallfahrt sehr eintraglich Mit den Spenden der Pilger konnte die Kirche zwei Dorfer erwerben und besass genugend Kapital das sie gegen Zinsen verleihen konnte Fur die Versorgung der Pilger mit Getranken erteilte die Landesherrschaft Privilegien Eine Urkunde von 1399 in der die Ebersdorfer Wallfahrt zum ersten Mal erwahnt wird dokumentiert ein solches Privileg das damals einem Chemnitzer Geistlichen erteilt worden war Rund zwanzig Jahre spater teilten sich der ortliche Priester und der Patronatsherr Heinrich von Honsberg aus Lichtenwalde das Schankrecht 15 Im Erbgericht in der Lichtenauer Strasse 54 direkt neben der Kirche entstand die Erbschenke Diese Schenke blieb in den darauffolgenden Jahrzehnten Streitpunkt zwischen der Kirche und dem Chemnitzer Rat der ungern auf die erzielten Einnahmen verzichtete 7 Kirchenneubau und Stiftsgrundung Bearbeiten Die offensichtlich sehr eintragliche Wallfahrt erlaubte es die kleine romanische Kirche im Laufe von rund funf Jahrzehnten mit zahlreichen Unterbrechungen im spatgotischen Stil zu vergrossern Den Auftrag zu dieser Umgestaltung der Kirche gab Kurfurst Friedrich der Streitbare Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm erbat er von Papst Martin V 1425 die Gewahrung eines Ablasses zur Finanzierung der Baumassnahmen der im folgenden Jahr erteilt wurde 7 Der Umbau begann mit dem Abbruch des romanischen Chors und der Apsis und dem Neubau eines um ein Joch verlangerten Langchores mit Funfachtelabschluss Der neue Chor war noch nicht fertiggestellt als man sich entschied auch das Langhaus zu vergrossern Um die Kirche wahrend des Umbaus weiter nutzen zu konnen wurde der Neubau um das bestehende deutlich niedrigere Langhaus herum aufgefuhrt Erst anschliessend wurde das romanische Gemauer entfernt wobei die alten Strebepfeiler als Stutzen fur die neuen Mauern erhalten blieben Dieser Baumethode ist die asymmetrische Raumdisposition zu verdanken bei der es sich laut Tilo Richter um ein kunstlerisches Konzept handelte 16 In Ebersdorf bestand ein Kollegiatstift der Diozese Meissen Der Zeitpunkt der Begrundung ist nicht belegt Eine 1469 in Rom ausgestellte Urkunde die die bereits bestehende Einrichtung bestatigt ist der alteste Beleg Initiiert hatte die Stiftsgrundung moglicherweise Nikolaus Rotenfels der als Domherr in Meissen und Naumburg seit spatestens 1443 gleichzeitig Pleban der Wallfahrtskirche in Ebersdorf war 7 Sein Name findet sich auf der Weiheinschrift eines 1446 geweihten Altars 17 Zum Stift gehorten neben dem Pleban und dem Senior sechs Vikare oder Altaristen die an den Nebenaltaren Messe lasen 18 Unter ihnen finden sich wiederholt Verwandte der Chemnitzer Ratsfamilien 19 Die Hauser aller Kleriker lagen rings um die Kirche und waren von Abgaben befreit nbsp Wappen von Herzog Heinrich dem Frommen nbsp Wappen der Familie SchutzZu Beginn des 16 Jahrhunderts erhielt die Kirche mit dem Hochaltar und weiteren Schnitzwerken eine neue Ausstattung Der auf der Ruckseite mit 1513 datierte Altaraufsatz selbst und ein Chorgestuhl tragen die Wappen des Kirchenpatrons Georg von Harras und seiner aus der Familie Minckwitz stammenden Ehefrau Margarethe Nicht datiert aber stilistisch derselben Zeit zuzuordnen sind drei hochwertige dem Meister H W zugeschriebene Stucke zwei Pulthalterfiguren und ein Triumphkreuz die die Neuausstattung des Chorraumes vervollstandigten Mehrere spatgotische Glasmalereien in den Chorfenstern darunter eine mit 1513 datierte Wappenscheibe Herzog Heinrichs des Frommen und weitere Wappenscheiben die auf die in Chemnitz ansassige Familie Freiberger und die Sohne des um 1505 verstorbenen Chemnitzer Bergbauunternehmers und Burgermeisters Ulrich Schutz hinweisen lassen darauf schliessen dass neben dem Kirchenpatron auch der Herzog und fuhrende Chemnitzer Familien an der Stiftung der neuen Ausstattung beteiligt waren Einer der Bruder Schutz war der 1520 verstorbene Balthasar Schutz der neben seiner Stelle als Pfarrer der Chemnitzer Stadtkirche ausweislich einer Inschriftentafel in Ebersdorf zugleich eine Pfrunde als Priester am dortigen Stift innehatte 20 Nach der Reformation Bearbeiten Da Ebersdorf zum Amt Rochlitz gehorte das seit 1537 als Wittum im Besitz der Elisabeth von Hessen war der Witwe von Herzog Georgs Sohn Johann hielt die Reformation hier bereits zwei Jahre fruher als im ubrigen albertinischen Sachsen Einzug Angeblich soll bereits 1521 der damalige Pleban Kaspar Zeuner zum Luthertum ubergetreten sein und geheiratet haben Der erste namentlich bekannte lutherische Prediger war jedoch erst der 1538 eingesetzte Gregorius Goltzsch 21 Da die Nebenaltare ihre Bedeutung verloren wurde das Stift aufgelost Genaue Quellen dazu fehlen Wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs starb mehr als die Halfte der Bevolkerung bei wiederholten Pestausbruchen Zwischen 1623 und 1633 starben vier Pastoren Durchziehende Heere verwusteten auch die Kirche Insbesondere die Orgel kam zu Schaden 7 In der Nacht zum 18 September 1654 brach im Erbgericht der Schenke ein Feuer aus das auf die Wehrmauer mit ihren Turmen und auch auf die Kirche ubergriff 22 An Turm und Dach kam es dabei zu schweren Schaden die Glocken schmolzen Bis auf wenige Reste zerbarsten auch die farbigen Glasfenster Dank des mutigen Eingreifens ezlicher sehr beherzten leuthe konnten die Kirche und die gesamte Ausstattung einschliesslich des Orgelwerks gerettet werden obwohl das Feuer bereits bis in die Blasebalgkammer vorgedrungen war Die Wiederherstellung die bis 1659 andauerte bezahlte der Kurfurst 23 Auf den Wiederaufbau des Gewolbedachreiters wurde verzichtet 24 In den Jahren 1882 bis 1887 fand eine grundlegende Renovierung und Umgestaltung im historisierendem Stil statt Dabei kam eine neue Kanzel in die Kirche uber dem gesamten Seitenschiff und an der Nordseite wurden Emporen eingezogen und dabei die Westempore fur die neue Orgel bis auf die Tiefe des Turms erweitert 25 Die mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Grabplatten die den gesamten Kirchenboden bedeckt hatten ersetzte man durch Fliesen Die Fassung der Kirchenausstattung in dunklen Farben entsprach dem Zeitgeschmack Ein Gemeindeglied stiftete 1886 den Neuguss von drei Glocken 26 Ausser diesen Glocken haben sich von dieser Renovierung nur die vergrosserte Westempore und die neugotischen Masswerkfenster erhalten Vorher hatte nur ein Fenster an der Nordwand ein gotisches Masswerk 23 Ab 1959 konnte die Kirche renoviert werden wobei man die historisch belegte Farbigkeit und Baugestalt vom Ende des 15 Jahrhunderts wiederherstellte Spatere Einbauten wie die Emporen das Patronats und das Pfarrergestuhl die Kanzel und die von Alfred Diethe entworfenen neugotischen Altarfenster wurden entfernt Die Turmkapelle wurde zum Hauptschiff hin geoffnet In diesem Zusammenhang fanden bis 1961 auch Ausgrabungen statt bei denen sich der auf etwa 1160 zu datierende Vorgangerbau zeigte Um den wiederhergestellten Raumeindruck nicht zu storen wurde eine schlichte Kanzel aus Holz und Beton direkt an der Nordostwand des Langhauses neben dem Triumphbogen eingebaut die durch den wiederhergestellten Mauerdurchbruch aus der Sakristei zu erreichen ist 3 nbsp Plan der Anlage a Langhaus b Chor c Sakristei d Nordkapelle e Turm f Marienkapelle g und h Durchfahrtturme beide Zeichnungen von Richard Steche 1886 27 nbsp Grundriss a Nordkapelle b Westportal c Chorportal d Sakramentsnische e SakristeiBau BearbeitenDie Ebersdorfer Stiftskirche ist eine aus Rochlitzer Porphyrtuff errichtete spatgotische Kirche mit einem zweijochigen Chor einem asymmetrischen zweischiffigen Langhaus und einem Turm in der Sudwestecke Das Langhaus ist etwa so lang wie der Chor hat aber drei Joche wobei das dritte Joch des schmaleren sudlichen Seitenschiffes der ebenfalls eingewolbte Turmraum ist Ob ursprunglich eine Doppelturmanlage geplant war lasst sich nicht nachweisen 23 Drei Portale fuhren an der West und Sudseite des Langhauses und an der Sudseite des Chores in den Kirchenraum Die Kirche ist nicht geostet sondern mit dem Altarraum nach Nordosten ausgerichtet Im Inneren fallt durch die Uberschneidung des ostlichen Mittelpfeilers des Langhauses mit dem Triumphbogen die Asymmetrie auf wahrend sich das Westportal auf einer Achse mit dem Chor befindet Das sudliche Seitenschiff ist viel schmaler als das Hauptschiff Chor und Langhaus sind eingewolbt Das Netzgewolbe im Chor hat weder Schlusssteine noch Konsolen wahrend beim Kreuzrippengewolbe im Langhaus kleine Konsolen mit verschiedenen Figuren und vergoldete Schlusssteine vorhanden sind Die Saulen und Gewolberippen des Langhauses sind dem ursprunglichen Aussehen entsprechend mehrfarbig gestaltet Das neugotische Masswerk der meisten Fenster stammt von der Restaurierung von 1882 bis 1887 Einige farbige Glasscheiben in den Chorfenstern sind aus dem fruhen 16 Jahrhundert erhalten 28 In den baulichen Details und in der Farbgestaltung besteht eine deutliche stilistische Nahe zur St Jakobi Kirche in Chemnitz 3 In die Nordostwand des Chores ist eine mit einem schmiedeeisernen Gitter versehene Sakramentsnische eingefugt nbsp Gewolbe der NordkapelleDurch einen Zugang vom Langhaus zu erreichen ist die spatgotische Nordkapelle die etwa 1460 70 als letzter Bauteil errichtet wurde An den Kreuzungspunkten des achtteiligen farbig gefassten Ziersterngewolbes halten Engel Schilde mit den Marterwerkzeugen Unter dieser Kapelle befindet sich eine zugemauerte Gruft mit Sargen der Familie Watzdorf die im 17 Jahrhundert Patronatsherren der Kirche waren 29 Nordlich an den Chor angebaut ist die Sakristei mit einem einfachen Tonnengewolbe Hier haben sich einige Wandmalereien erhalten darunter ein Christophorus Von der Sakristei fuhrt der Aufgang zur Kanzel an der Nordostecke des Langhauses durch einen Mauerdurchbruch Ausstattung BearbeitenDie Ebersdorfer Stiftskirche besitzt eine hochwertige Sammlung mittelalterlicher Sakralkunstwerke Das alteste Ausstattungsstuck ist eine romanische Sitzmadonna aus dem 14 Jahrhundert wahrscheinlich das Kultbild der Wallfahrt Wahrend die Wallfahrt bluhte gelangten im 15 und beginnenden 16 Jahrhundert weitere Kunstwerke in die Kirche von denen sich langst nicht alles erhalten hat Zu den nicht mehr in der Kirche vorhandenen Kunstwerken gehort ein zu Beginn des 16 Jahrhunderts hergestelltes und nur fragmentarisch erhaltenes Chorgestuhl dessen Flachreliefs mehrere Heilige und die Wappen des Patrons Georg von Harras und seiner Frau Margarethe von Minckwitz zeigen 30 Altare Bearbeiten Vor der Reformation soll es insgesamt sechs Altare gegeben haben von denen der Hauptaltar Maria geweiht war und die Nebenaltare dem Heiligen Kreuz den Heiligen Nikolaus und Hieronymus der heiligen Anna sowie allen Heiligen 31 Von einem 1446 geweihten Altar hat sich die Weiheinschrift erhalten nach der er dem Andenken der Heiligen Johannes des Taufers Bartholomaus Kunigunde Hieronymus und Ottilie gewidmet war 17 Ein weiterer unvollstandig erhaltener Altar von etwa 1490 der sich 1886 im Museum des Vereins fur Chemnitzer Geschichte befand dessen Bestande 1928 dem Schlossbergmuseum Chemnitz uberlassen wurden zeigte im Mittelschrein geschnitzte Figuren von Anna Selbdritt Maria und Ulrich von Augsburg 32 Altarfragmente Bearbeiten Von einem Altarretabel aus dem fruhem 15 Jahrhundert hat sich ein Schrein mit drei Schnitzfiguren erhalten Maria mit Kind auf der Mondsichel gerahmt von zwei knienden Stifterfiguren einem furstlichen Paar hochstwahrscheinlich Markgraf Friedrich dem Streitbaren ab 1423 erster Kurfurst aus dem Haus Wettin und seiner Frau Katharina auf deren Initiative hin der Neubau der Kirche begann Es sind die einzigen zeitgenossischen Darstellungen dieses Furstenpaares Dieser Schrein hangt normalerweise an der Sudwand des Langhauses Im Juli 2023 wurde er abgebaut um renoviert zu werden Anschliessend wird er vom 21 Oktober 2023 bis zum 20 Oktober 2024 in der Ausstellung Konigsmacher 1423 ein Wettiner wird Sachse auf der Albrechtsburg in Meissen ausgestellt 33 Daneben ist ein Gemaldeflugel von einem ansonsten verlorenen Flugelaltar aufgehangt dessen schlecht erhaltene Malerei zwei Szenen aus dem Marienleben die Verkundigung und die Darstellung im Tempel enthalt Marienaltar von 1513 Bearbeiten 1513 erhielt die Kirche einen neuen Flugelaltar der seitdem auf dem Altartisch im Chor steht Fur seine Herstellung arbeiteten mehrere Kunsthandwerker zusammen Wie die Wappen auf der Predella belegen wurde er von dem damaligen Kirchenpatron Georg von Harras und seiner Frau Margarethe von Minckwitz gestiftet Ansichten Marienaltar nbsp Festtagsansicht nbsp Darstellung im Tempel nbsp Predella Heilige Sippe nbsp Gesprenge19 Der Altar hat zwei bewegliche Flugelpaare so dass drei Wandlungen moglich sind Seine Ruckseite umfasst die gesamte Breite des aufgeklappten Zustandes da der Altar ein drittes fest am Schrein montiertes und daher unbewegliches Flugelpaar sogenannte Standflugel besitzt Somit erscheint er anders als viele andere Flugelaltare nicht schmaler wenn das ausserste bewegliche Flugelpaar geschlossen ist 34 Die ursprunglich nur an Festtagen sichtbaren Schnitzfiguren des Mittelschreins der Innenseiten des inneren Flugelpaares und des Gesprenges sowie die Predella werden dem mit dem Notnamen Meister des Flohaer Altars bezeichneten Hersteller des Altars der Georgenkirche in Floha zugeschrieben Im Mittelschrein ist die Gottesmutter mit dem Jesuskind als Mondsichelmadonna dargestellt gekront von zwei Engeln und gerahmt von den ebenfalls gekronten heiligen Jungfrauen Barbara von Nikomedien mit ihren Attributen Turm und Kelch und Dorothea mit einem kleinen Kind und einem Blumenkorb Die Reliefs in den Seitenflugeln zeigen vier Szenen aus der Weihnachtsgeschichte Chronologisch beginnt die Geschichte links oben mit der Verkundigung der Geburt Jesu an Maria Es folgt rechts oben das Weihnachtsgeschehen selbst entsprechend der nach der Vision der Birgitta von Schweden ublichen Ikonographie als Verehrung des nackt auf dem Boden liegenden Jesuskindes durch seine Eltern im Stall von Bethlehem Unten links ist die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Konige dargestellt Dabei erscheinen die drei Konige als Vertreter der drei damals bekannten Kontinente Unten rechts ist die Darstellung des Kindes im Tempel abgebildet Die hebraischen Buchstaben in der im Jerusalemer Tempel lokalisierten Szene ergeben keinen Sinn Simeon der vor dem Jesuskind kniet ist durch die quersitzende Mitra als judischer Priester erkennbar Hinter Maria die hier als verheiratete Frau mit Schleier erscheint und Joseph stehen die Prophetin Hanna und eine Frau mit einem Korb in dem die beiden Tauben sitzen die nach Lev 12 8 EU als Opfer fur die Reinigung der Mutter nach der Geburt vorgeschrieben waren In der Predella ist die Heilige Sippe dargestellt Unten sitzen vier Frauen von denen Maria daran zu erkennen ist dass sie statt einer Haube eine Krone tragt und sechs Kinder von denen eins uberproportional gross ist Dahinter an der Brustung stehen Anna mit dem Jesuskind das als kunftiger Erloser einen goldenen Reichsapfel halt und acht Manner Den Altarauszug bildet ein Gesprenge mit Plastiken von Johannes dem Taufer Christophorus und Laurentius So ist der Altar jedoch erst seit der Renovierung im spaten 19 Jahrhundert gestaltet Steche beschrieb ihn 1886 noch als seiner ursprunglichen Umrahmung und Bekronung beraubt 32 Demnach ist nicht sicher ob die drei Heiligen ursprunglich zu dem Marienaltar von 1513 gehorten Die Gemalde der ersten Wandlung des Altars acht figurenreiche kleinteilige Szenen der Passionsgeschichte schuf Hans Hesse der auch zahlreiche andere Altare in Sachsen malte Fur mehrere dieser Bilder verwendete er den Passions Holzschnittzyklus von Lucas Cranach dem Alteren von 1509 als Vorbild Die vier Heiligenfiguren die auf der aussersten Seite der Alltagsseite zu sehen sind Sebastian und Georg in der Mitte und Petrus und Paulus in den Standflugeln stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt von Hans von Coln der sich fur die Gestaltung der Heiligen an Albrecht Durer orientierte 35 Auch die Ruckseite von Schrein und Standflugeln ist bemalt Im Grisaillestil finden sich dort innen die vier Evangelisten und aussen die vier lateinischen Kirchenvater Gregor der Grosse Hieronymus Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand Das Schweisstuch der Veronika auf der Ruckseite der Predella ist zwar in der Literatur beschrieben war aber 2023 nicht vorhanden Skulpturen Bearbeiten Statuen in der Stiftskirche nbsp Pieta nbsp Hieronymus nbsp Erzengel Michael nbsp Christus nbsp Christus mit Engeln nbsp Madonna Links vom Altar an der Nordwand des Chores befindet sich die kleine thronende Madonna bei der es sich vermutlich um das Gnadenbild der Wallfahrt handelte Sie wird aufgrund des archaischen Lachelns und des im 13 Jahrhundert verbreiteten Typus der Sitzmadonna teilweise als aus dem spaten 13 Jahrhundert stammend angesehen 36 in neuerer Zeit jedoch wegen des weichen Faltenfalls meist auf etwa 1320 datiert und damit nicht mehr der Romanik sondern der Fruhgotik zugeordnet 37 Maria halt in der Rechten einen kleinen Vogel wahrend sie mit der Linken das mit ubergeschlagenen Beinen auf ihrem Schoss sitzende Jesuskind stutzt dessen vermutlich zu einer Segensgeste erhobene rechte Hand verloren ist Von der ursprunglichen Bemalung der Plastik sind nur Reste erhalten Auf etwa 1420 30 und damit hundert Jahre junger als die Sitzmadonna werden ein Vesperbild oder Pieta und eine Marmorfigur des Kirchenvaters Hieronymus datiert Das holzerne Vesperbild an der Sudwand des Chores zeigt Maria mit gramzerfurchtem Gesicht ihren toten Sohn ausgestreckt auf dem Schoss Der Kirchenvater sitzt als Gelehrter an einem Tisch neben ihm der Lowe dem er der Legende nach einen Splitter aus dem Fuss zog Dieser Hieronymus wird aufgrund seiner weichen Gesichtszuge stilistisch nach Burgund verortet Es wird angenommen dass der Patronatsherr Ritter Dietrich von Harras auf Schloss Lichtenwalde die Skulptur von einer seiner Reisen die er im Auftrag Kaiser Friedrichs III unternahm mitbrachte und der Kirche schenkte 38 Diese Figur steht in der Nordkapelle Weitere Schnitzfiguren die an verschiedenen Stellen in der Kirche aufgestellt sind stammen aus der Zeit kurz vor und nach 1500 Dazu zahlen eine Darstellung des Erzengels Michael als Seelenwager eine sogenannte schone Madonna sowie zwei Skulpturen des auferstandenen Christus eine beschadigte bei der der fast nackte Christus mit Leidensmiene auf die Seitenwunde weist und eine die den in ein rotes Tuch gehullten Auferstandenen mit fehlenden Handen zwischen zwei Engeln zeigt Die letzten drei Figuren standen vermutlich ursprunglich im Auszug eines Altars Zu den bedeutendsten Kunstwerken der Ebersdorfer Stiftskirche werden die vier Stucke gezahlt die dem als Hans Witten aus Koln identifizierten Meister H W zugeordnet werden Zu den insgesamt vierzehn Kunstwerken in Chemnitz die diesem Bildhauer und Bildschnitzer zugeschrieben werden gehoren zudem die Geisselsaule und das Nordportal der Schlosskirche sowie der Altar der St Jodokus Kirche in Chemnitz Glosa 39 In der Ebersdorfer Kirche werden ihm das Harras Epitaph sowie die Pulthalterfiguren und das grosse Triumphkreuz zugeschrieben Pulthalterfiguren nbsp Engel nbsp Engel nbsp Diakon nbsp Diakon Die beiden aus Holz geschnitzten Pulthalterfiguren ein Diakon und ein Engel sind einzigartig Die ohnehin seltenen anthropomorphen das heisst menschengestaltigen Pulte fur die liturgischen Lesungen im Gottesdienst kommen im Mittelalter fast ausschliesslich als aus Stein hergestellte Einzelfiguren in Gestalt eines Diakons vor die auch als Atzmann bezeichnet werden wahrend Pultengel sonst vor allem aus der Barockzeit bekannt sind 40 Die beiden lebensgrossen Figuren mit ihren individuellen Gesichtszugen und ihrer fein nuancierten Mimik zahlen zu den ausdrucksvollsten Plastiken der deutschen Spatgotik uberhaupt 41 Die beim Blick zum Altar rechte Figur der Diakon steht auf der Seite auf der traditionell die Epistel gelesen wird Ihm gegenuber auf der Evangelienseite steht der Engel dessen verklarter Blick gen Himmel gerichtet ist Auf seinem Pult stand das Evangelistar Beide Figuren entstanden vermutlich wie der Hauptaltar um 1513 Die originale farbige Fassung ist fast vollig erhalten 42 Das uberlebensgrosse Kruzifix schuf Hans Witten 1513 gleichzeitig mit der Entstehung des Altars Das Gesicht des Sterbenden ist schmerzverzerrt der Korper mit verkrampften Muskeln und heraustretenden Adern realistisch dargestellt In seinem heutigen Zustand zeigt es nach der Entfernung der neugotischen Ubermalung eine barocke Fassung Das vermutlich ursprunglich im Triumphbogen hangende Triumphkreuz ist jetzt an der Nordwand des Chores aufgehangt 36 Harras Epitaph Bearbeiten nbsp Das Harras Epitaph in der Turmkapelle hinter dem Taufstein von 1540Das Epitaph des Dietrich von Harras wurde wohl 1502 03 hergestellt und wird ebenfalls Hans Witten zugeschrieben als dessen fruhestes Werk im Chemnitzer Umland Es ist aus Tuffstein und war ursprunglich farbig gefasst 43 Harras der wie sein Vater Hermann im Dienst der sachsischen Fursten stand hatte 1451 zusammen mit seinen Brudern die Herrschaft Lichtenwalde geerbt und war damit Patronatsherr der Kirche Sein Bruder Otto war Pfarrer in Ebersdorf 17 Georg von Harras der Stifter des Altars war sein Sohn Wie die Umschrift mitteilt starb Dietrich von Harras im Jahr 1499 am tage primi und feliciani also am Gedachtnistag der Martyrer Primus und Felicianus am 9 Juni Er ist in voller Rustung auf einem Lowen stehend dargestellt die rechte Hand auf die Helmzier seines Wappens gestutzt die linke Hand am Schwertgriff Sein Gesicht zeigt einerseits individuelle Zuge ist aber andererseits idealisiert denn als Harras starb war er etwa siebzig Jahre alt und damit deutlich alter als dargestellt Glasfenster Bearbeiten In die Chorfenster sind die Uberreste gotischer Fenster eingelassen Eins der Fenster mit dem Wappen des Herzogs Heinrich des Frommen ist mit 1513 datiert Da die ubrigen Fenster stilistisch sehr ahnlich sind kann davon ausgegangen werden dass sie zur selben Zeit angefertigt wurden Nur die Scheiben unter dem herzoglichen Wappen sind neugotische Erganzungen von 1887 Ausser Wappen fuhrender Chemnitzer Familien zeigen die Glasscheiben aus dem 16 Jahrhundert eine Madonna im Strahlenkranz einen Schmerzensmann neben einer Mater Dolorosa sowie den Apostel Bartholomaus und Johannes den Taufer 20 Votivgaben Bearbeiten In der Kirche werden mehrere Votivgaben aufbewahrt die Pilger aus Dankbarkeit und Erinnerung an den Beistand der Gottesmutter darbrachten Neben den Prinzenkleidern sind hier etliche Krucken zu erwahnen von denen eine noch in der Kirche ausgestellt wird nbsp Ebersdorfer KoggenmodellVon besonderer Bedeutung ist das Ebersdorfer Koggenmodell Das 115 cm lange Votivschiff von dem der Rumpf mit einem Teil des Achterschiffs erhalten ist wird auf die Zeit kurz vor oder nach 1400 datiert und ist damit eins der altesten erhaltenen Schiffsmodelle Es ist bis hin zur Kalfaterung der Planken und dem nur noch fragmentarisch erhaltenen Anstrich detailgetreu gearbeitet Fur die Wissenschaft bietet es wichtige Hinweise zur Geschichte des mittelalterlichen Schiffbaus Im Vorfeld eines Koggennachbaus fur das Freilichtmuseum Ukranenland wurde es an der Universitat Rostock mit einem 3D Laserscanner vermessen 44 Die Sage die Widar Ziehnert in Verse brachte erzahlt von einem Ritter von Lichtenwalde der auf der Ruckkehr vom Kreuzzug in Seenot geriet in Todesangst ein Gelubde ablegte und nach seiner Rettung und Heimkehr das Modell als Goldschiffchen gefullt mit Munzen stiftete 45 Uber den wirklichen Stifter und sein Motiv das Modell eines hochseetauglichen Schiffes einer weit vom Meer entfernten Kirche zu stiften ist nichts uberliefert Das Schiffchen war bis zur Kirchenrenovierung 1959 im Eingangsbereich aufgehangt und ist nun in einer Vitrine in der Nordkapelle ausgestellt 46 Taufbecken Bearbeiten In der Kirche befinden sich zwei Taufbecken Vor dem Altar steht ein grosser Taufstein mit farbigem Blendmasswerkschmuck aus dem 15 Jahrhundert Von etwa 1540 ist der etwas kleinere sechseckige Taufstein im Ubergang zum Turmraum der eine Zeit lang Taufkapelle war Er hat einen zinnernen Aufsatz mit integrierter Taufschale in den rings um die Taufschale und am ausseren Rand umgeben von zwei Friesen kleiner Putten runde Medaillons mit Abbildungen christlicher Tugenden nach Vorlagen von Peter Flotner eingearbeitet sind 47 Weitere Ausstattung Bearbeiten Im Altarraum stehen zwei hohe geschnitzte holzerne Leuchter aus dem 15 Jahrhundert Die schlichte Kanzel an der Nordostecke des Langhauses stammt von 1965 Zudem sind mehrere Grabsteine in der Kirche aufgestellt darunter der Bildnisgrabstein des 1676 nach 21 Amtsjahren im Alter von 52 Jahren verstorbenen Pastors Johann Georg Kussing Orgeln Bearbeiten nbsp Eule Orgel 1891 nbsp Donati Orgel vor 2009 nbsp Jehmlich Orgel 2023 Eine kleine Orgel mit nur sechs Registern auf einem Manual hing bereits vor der Reformation an der Nordwand des Chors Wohl noch im 16 Jahrhundert wurde ein zweites grosseres Instrument auf der Westempore errichtet das durch den Brand der Kirche 1654 erheblich beschadigt und 1658 von dem Chemnitzer Orgelbauer Hanss Forbig repariert wurde Auch dieses Instrument hatte nur ein Manual Anlasslich der Reparatur die nach einem zweiten Turmbrand 1724 notwendig geworden war 24 wurde es 1739 von Johann Christoph Gottlob Donati um ein zweites Manual und ein Pedal erweitert Nach der Prufung der vergrosserten Orgel 1740 wurde die kleine Chororgel entfernt Im Zuge der Umgestaltung der Kirche wurde 1887 eine neue Orgel von Hermann Eule mit 21 Registern auf zwei Manualen angeschafft und auf der erweiterten Westempore aufgestellt 48 Diese Orgel wurde 1959 entfernt Der geplante Neubau kam aber nicht zustande Stattdessen erstand man 1961 die barocke Orgel der 1945 durch die Rote Armee weitgehend zerstorten Schlosskapelle Lichtenwalde die Donati 1741 nach dem Vorbild des von ihm ein Jahr zuvor fur die Stiftskirche gebauten Instruments hergestellt hatte Die Orgelbauwerkstatt Eule passte das stark beschadigte und nicht mehr spielbare Instrument an die Bedurfnisse der viel grosseren Stiftskirche an Mehrere Register fehlten und wurden mit neuen Pfeifen ersetzt Durch den Umbau war die Orgel um einen halben Ton tiefer gestimmt als zuvor 49 Nachdem die Sanierung der Lichtenwalder Schlosskapelle 2008 abgeschlossen war wurde die Donati Orgel zuruckgegeben 50 Die jetzige Orgel der Stiftskirche wurde 2010 von Jehmlich Orgelbau Dresden erbaut Wegen des hohen Gewichts des Instruments wurde es auf einer von der vorhandenen Empore unabhangigen und weitgehend unsichtbar in den Bau integrierten Stahltragerplattform aufgestellt Der Prospekt ist mit der Ausmalung harmonierendem farbigem Glas gestaltet Das Instrument hat 15 Register auf Schleifladen Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 51 I Hauptwerk C g31 Principal 8 2 Holzflote 8 3 Octave 4 4 Hohlflote 4 5 Cornett III6 Mixtur IVTremulant II Hinterwerk C g37 Gedackt 8 8 Salicional 8 9 Fugara 4 10 Gedacktflote 4 11 Piccolo 2 12 Oboe 8 Tremulant Pedal C f113 Subbass 16 14 Violoncello 8 15 Posaune 16 Koppeln II I I P II P Glocken BearbeitenVor dem Brand 1654 besass die Stiftskirche drei Glocken von denen die grosste als Zeiger Glocke ausserhalb des Turmes hing Diese Glocken schmolzen bei dem Feuer 24 Aus ihrem Material wurden 1657 neue Glocken gegossen Eine weitere Glocke fur die Ebersdorfer Kirche goss 1833 der Chemnitzer Glockengiesser Christian Friedrich Morgenstern 52 Uber diese Glocken ist lediglich bekannt dass sie als Glockenspeise dienten als 1886 drei neue Glocken von der Glockengiesserei Bierling als Spende des Gutsbesitzers Julius Furchtegott Seiffert 1888 gegossen wurden Diese drei Glocken haben die Schlagtone es g und b 3 Die obere Umschrift lautet bei allen Glocken gleich Gegossen von L Albert Bierling in Dresden 1886 Auf der grossten Glocke ist unter dieser Umschrift eine auf einem Kreuz liegende Bibel mit der Inschrift Biblia Sacra dargestellt Darunter steht Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit 1 Petr 1 25 LT und auf der Ruckseite die Stifterinschrift Im Jahre d H 1886 wurde die Kirche zu Ebersdorf renoviert Hierzu schenkte der Herr Gutsbesitzer Julius Furchtegott Seiffert unter Benutzung des vorhandenen Glockenmaterials diese drei neuen Glocken Die mittlere Glocke zeigt auf der einen Seite das Gotteslamm mit dem Kreuze mit dem Bibelvers Siehe das ist Gottes Lamm welches der Welt Sunde tragt Joh 1 29 LT und auf der anderen Seite eine Widmung an Seifferts Ehefrau Christiane Friederike geb Richter Die kleinste Glocke ist durch ein Kreuz mit der Palme geschmuckt mit dem Schriftwort Wer uberwindet der wird es alles ererben Off 21 7 LT und wurde von Seiffert in Erinnerung an seine verstorbene erste Frau gestiftet 26 Kirchhof BearbeitenOb der Kirchhof bereits zur Zeit der romanischen Kirche befestigt war ist nicht nachgewiesen Etwa gleichzeitig mit der Erweiterung des Kirchbaus um 1425 wurde er von einer Mauer mit Wehrgangen und zwei Turmen mit Durchfahrten umgeben Diese gotische Befestigungsanlage ist weitgehend erhalten Die Turme besitzen keine Eingange vom Bodenniveau sondern ihre oberen Geschosse mussten durch die wahrscheinlich ursprunglich durch die Turme hindurch fuhrenden Wehrgange betreten werden 53 Im Osten wurde der mittelalterliche Pfarrhof des Plebans 1788 durch das barocke Pfarramtshaus ersetzt In die Mauer hinein wurden mehrere noch heute als Pfaffenhauser bezeichnete Hauser gebaut 54 nbsp Nordlicher Turm mit in die Wehrmauer hineingebautem Haus Lichtenauer Strasse 56 nbsp Sudlicher Turm nbsp Pfarramtshaus Mittweidaer Strasse 79 nbsp Marien kapelle nbsp Gewolbe der MarienkapelleAuf dem Kirchhof steht eine kleine achteckige gotische Kapelle deren Bezeichnung als Marienkapelle allerdings erst seit dem 18 Jahrhundert bezeugt ist Der Ebersdorfer Lehrer Paul Kretzschmar der 1891 einen Kirchenfuhrer verfasste meinte in ihr eine Grundung des Bonifatius und die ursprungliche Wallfahrtskirche zu erkennen 2 Wahrscheinlicher ist jedoch dass sie etwa gleichzeitig mit dem Kirchneubau im 15 Jahrhundert entstand Ein bei Grabungen aufgefundenes Fundament eines Altartisches belegt die Nutzung der Kapelle fur Gottesdienste und nicht etwa als Begrabnisort oder Beinhaus 55 1998 wurde die nach der Reformation lange Zeit nur als Abstellraum genutzte Kapelle renoviert Dabei kamen unter mehreren Lagen Putz sowohl eine der Kirche entsprechende farbige Gestaltung des Gewolbes als auch die Fresken heiliger Jungfrauen in den Gewolbezwickeln uber den Fenstern zum Vorschein 3 Nach der Renovierung wurde der Altartisch wieder aufgemauert so dass die Kapelle als Andachtsraum dient nbsp Linde und GedenksteinVor dem Sudportal der Kirche ist ein schlichtes Steinkreuz mit eingeritzten Zeichen aufgestellt die Richter als 1796 oder 1790 liest Es ist an diesem Ort allerdings erst 1913 nachgewiesen so dass unsicher ist ob es schon immer im Zusammenhang mit der Stiftskirche stand 56 1886 stand es noch sudlich der Kirche im Grasgarten des Kuhn schen Gutes 57 Neben dem nordlichen Turm steht die Lutherlinde die 1883 in Erinnerung an den 400 Geburtstag des Reformators Martin Luther gepflanzt wurde Ein Gedenkstein von 1983 erinnert an die Pflanzung des Baumes hundert Jahre zuvor nbsp Gedenkstein fur die franzosischen Kriegsgefangenen 1914 1918Der Kirchhof war bis ins 19 Jahrhundert Friedhof dann wurde der jetzige parkahnliche Friedhof nordlich der Kirche angelegt Er steht als Sachgesamtheit Stiftsfriedhof Ebersdorf zusammen mit zwei Einzeldenkmalern dem Aufbahrungshaus von 1920 und dem Denkmal fur die 1914 1915 im Kriegsgefangenenlager Chemnitz Ebersdorf gestorbenen franzosischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges unter Denkmalschutz Das Denkmal Les prisonniers de guerre de Chemnitz a leurs camerades 1914 bis 1915 schuf David Debrock der eine im Fruhjahr 1915 grassierende Seuche uberlebt hatte Insgesamt befinden sich auf dem Friedhof Grabplatten von 614 Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs 58 Gemeinde und Geistliche BearbeitenVor der Reformation hatte die damalige Wallfahrtskirche bis zu acht Priester einen Pleban fur die Versorgung der Gemeinde und mehrere Vikare oder Altaristen die nur Messen an dem Altar lasen fur den sie zustandig waren Der Pleban bezog sein Einkommen aus den Abgaben der Gemeindeglieder dem Pfarrland das schon bei der Grundung des Kirchspiels zum Unterhalt des Pfarrers bestimmt worden war hatte oft aber noch eine Kanonikerstelle an den Domkapiteln von Meissen oder Naumburg oder weitere Pfrunde inne 19 Altaristen hatten meist nur geringe Einnahmen aus den Altarstiftungen in einer Wallfahrtskirche wie Ebersdorf konnten sie aber auch auf Spenden der Pilger hoffen die Seelmessen bestellten 1538 wurde die Stiftskirche evangelisch lutherische Pfarrkirche von Ebersdorf und unterstand dem Kirchenpatronat des Besitzers von Schloss Lichtenwalde Der Pastor war gleichzeitig Schlossprediger und bis 1856 Lehns und Gerichtsherr in Schonfeld 59 Bis im 19 Jahrhundert eine zentrale Pastorenbesoldung durch die Landeskirche eingefuhrt wurde erhielt er die Einnahmen des verpachteten Pfarrlandes und zusatzlich Stolgebuhren Prediger seit der Reformation Bearbeiten Von der Reformation 1538 bis 1990 waren an der Kirche als Pastoren tatig 60 Gregor Goltzsch war der erste evangelisch lutherische Pastor der 1538 nach Einfuhrung der Reformation eingesetzt wurde Er starb 1560 Wolfgang Messlinger 1511 stammte aus Karnten und wurde 1540 als Diakon in Liegnitz ordiniert 61 Seine Pfarrstelle in Wolkenstein hatte er 1558 niedergelegt 1560 kam er nach Ebersdorf und wurde 1567 als Flacianer abgesetzt Uber sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt Moglicherweise ging er wie andere um dieselbe Zeit als Anhanger von Matthias Flacius aus Sachsen vertriebene Geistliche nach Osterreich Andreas Keller 1535 in Neukirchen kam 1567 und ging 1570 nach Geithain Valentin Droschel 1530 1606 Sohn des ersten lutherischen Pastors von Hainichen hatte nach seiner Ordination 1554 mehrere Pfarrstellen innegehabt Von 1570 bis zu seinem Tod war er Pastor in Ebersdorf und wurde in seinen letzten Lebensjahren von seinem Sohn unterstutzt Johann Hunger 1559 1623 Sohn des Pastors von Euba war ab 1586 Pastor in Euba ab 1597 in Erdmannsdorf und von 1606 bis zu seinem Tod Pastor in Ebersdorf Elias Fritzsche 1593 1626 hatte Hunger ab 1622 als Substitut also als Vertreter und potentieller Nachfolger unterstutzt starb aber schon 1626 Christian Klee 1586 1627 war ab 1618 Pfarrer in Krumhermersdorf Er starb wenige Monate nach Dienstantritt in Ebersdorf Christoph Biener aus Dobeln 1593 1633 trat 1628 seine erste Pfarrstelle in Ebersdorf an und starb nach nur funf Jahren im Dienst Andreas Kind 1578 1665 war bis 1625 Lehrer u a in Bohmen gewesen von wo er wahrend des Dreissigjahrigen Krieges als Lutheraner vertrieben wurde Er kam 1633 aus Stollberg wo er zuletzt Diakon war nach Ebersdorf 1652 wurde er abgesetzt weil er unvertraglich war 62 1655 war er Pastor in Schonerstadt Johann Georg Kiessing Kussing 1624 1676 war ab 1652 Pastor in Ebersdorf 1673 wurde er emeritiert Sein Grabstein und der seiner Frau Veronica mit der er 25 Jahre lang verheiratet war und die 1683 im Alter von 75 Jahren starb befinden sich bruchstuckhaft erhalten in der Kirche Johannes Weitzendorfer 1628 1704 aus Annaberg hatte schon zwei andere Pfarrstellen innegehabt als er 1673 Pastor in Ebersdorf wurde was er bis an sein Lebensende blieb Johann Jakob Grafe 1666 1727 wurde 1701 zunachst Substitut und 1705 Pastor Er blieb bis an sein Lebensende Johann Gottlob Walpurger 1692 1774 trat 1728 seine erste und letzte Stelle in Ebersdorf an die er bis zum Tode innehatte Spatestens ab 1761 unterstutzten ihn Substituten Christian Gotthold Gross 1737 1803 Sohn des Pastors von Wildbach kam 1774 von Ottendorf das ebenfalls dem Kirchenpatronat von Lichtenwalde unterstand nach Ebersdorf wo er bis zu seinem Tod fast vierzig Jahre lang tatig war Christian Leberecht Albanus 1771 1807 war 1798 1800 Substitut von Gross war dann fur vier Jahre Pfarrer von Niederwiesa und trat 1804 die Nachfolge von Gross an David Friedrich Barth 1776 1848 war 1804 Albanus Nachfolger in Niederwiesa und ab 1808 in Ebersdorf wo er vierzig Jahre lang tatig war zuletzt unterstutzt von seinem spateren Nachfolger Karl Bruno Wagner 1811 1884 wurde 1844 Barths Substitut und 1849 sein Nachfolger Er wurde 1880 emeritiert Johann Friedrich Spranger 1835 1914 war 1874 Pastor in Gablenz geworden kam 1881 nach Ebersdorf und wurde 1885 Superintendent in Borna Martin Ferdinand Kuhne 1846 1891 Sohn eines Pastors in Oberschutzen damals im Konigreich Ungarn hatte haufig die Pfarrstelle gewechselt Nach seiner Ordination 1870 war er zunachst als Reiseprediger fur die verstreut lebenden Lutheraner in Mahren tatig danach hatte er ab 1872 Pfarrstellen in Bregenz ab 1876 in Rothenkirchen und ab 1878 in Langenwolmsdorf inne ehe er 1885 nach Ebersdorf kam 63 Bereits 1887 gab er auch diese Pfarrstelle wieder auf und ging nach Wien Paul Theodor Jassing aus Lichtenwalde 1864 1944 wurde 1888 Pastor in Ebersdorf und blieb es bis zu seiner Pensionierung 1927 Eduard Alfred Loscher 1887 1946 amtierte von 1927 bis 1939 Zwei seiner Vikare Martin Beyerlein 1946 und Gerhard Michael waren Mitglieder der Bekennenden Kirche organisierten 1933 34 zusammen mit dem katholischen Kollegen Ludwig Kirsch Furbittengottesdienste unter dem Motto das Kreuz gegen das Hakenkreuz 64 und waren wie dieser 1934 35 im KZ Sachsenhausen inhaftiert 65 Christian Werner Holtsch 1912 war 1936 Vikar bei Loscher gewesen und wurde 1939 sein Nachfolger 1948 nahm er eine Pfarrstelle in Langenreinsdorf an Max Bruno Haller 1912 1976 war 1947 1957 in Ebersdorf Danach wechselte er nach Reinsdorf Reinhard Sieber 1917 war von 1957 bis zu seiner Emeritierung 1982 Pastor von Ebersdorf Hans Werner Ludwig war von 1984 bis zu seiner Emeritierung 1990 Pastor von Ebersdorf Segenskirchgemeinde Chemnitz Nord Bearbeiten Am 1 Januar 2020 schloss sich die evangelisch lutherische Kirchgemeinde der Stiftskirche mit der Glosaer Gemeinde und der Bornaer Gemeinde zur Segenskirchgemeinde Chemnitz Nord zusammen 66 Ausser der Stiftskirche gehoren der Gemeinde die St Jodokus Kirche in Glosa die Gnadenkirche in Borna und die Kapelle von Schloss Lichtenwalde Die Gemeinde hat einen Pfarrer der bei den Gottesdiensten in den vier Kirchen von Pradikanten unterstutzt wird Die Segenskirchgemeinde steht in einem Schwesterkirchverhaltnis zu den Kirchgemeinden Auerswalde Burgstadt Hartmannsdorf Muhlau und Wittgensdorf 67 Sagen BearbeitenJohann Georg Theodor Grasse uberliefert in seinem Sagenschatz des Konigreichs Sachsen die Geschichte der Betfahrt nach Ebersdorf Die zahlreichen Wallfahrten nach Ebersdorf reizten oftmals die Raubsucht der Ritter auf Schellenberg und Lichtenwalde welche beiden Schlosser der Raubsucht ihrer Besitzer den Namen danken indem Schellenberg von dem Glockensignale und Lichtenwalde von dem Feuersignale Licht im Walde welches sich die Rauber gegenseitig gaben genannt ward In der Silvesternacht 1212 hatten diese Raubritter eine Gruppe zum Marienbild von Ebersdorf wallfahrende Zisterziensermonche uberfallen Angefuhrt vom Schirmvoigt trieben die weltlichen Begleiter der Monche die Angreifer in die Flucht Diejenigen Rauber die dabei nicht in der Floha ertranken retteten sich in eine Schlucht Der Vogt befahl brennende Baumstamme hinunterzuwerfen so dass die Rauber verbrannten 68 Auch uber das Goldschiffchen das Koggenmodell findet sich eine Sage bei Grasse Ein Junker Wolf von Lichtenwalde war auf seiner Ruckkehr vom Kreuzzug in Seenot geraten und gelobte in hochster Not der lieben Frau von Ebersdorf ihr ein ganz mit Gold gefulltes Schiffchen als Opfer darzubringen sollte er wieder heil in die Heimat gelangen Das Gold hatten spater die Lichtenwalder an sich genommen als sie nach Einfuhrung der Reformation mit dem Kirchenpatronat die Verpflichtung eingingen die Kirche auf ihre Kosten zu unterhalten 69 In diesem Zusammenhang erwahnt Grasse auch dass in der Ebersdorfer Kirche ein Glas gezeigt werde das Martin Luther seinem Freund Justus Jonas schenkte Das Glas ist aber unacht denn das achte soll sich in Nurnberg oder Halle befinden Mit Diedrich von Harras dessen Epitaph sich in der Kirche befindet ist die Harrassage verknupft Demnach soll er sich als junger Mann vor der Verfolgung durch den Vater wegen seiner heimlichen Geliebten durch einen kuhnen Sprung mit seinem Pferd vom Harrasfelsen hinab in die Zschopau gerettet haben Das silberne Hufeisen das er zum Dank dafur der Ebersdorfer Kirche vermachte tauschte sein Sohn gegen ein eisernes aus Dieses riesige Hufeisen das laut dem Kirchenfuhrer von 1891 uber dem Epitaph hing ist nicht mehr vorhanden Eine versteinerte Zitrone die mit den Prinzenkleidern in einer Vitrine in der Turmhalle ausgestellt wird wird in der Sage mit dem Schicksal einer unschuldig als Kindsmorderin verurteilten jungen Frau verbunden Nach ihrer Verurteilung habe sie auf die Zitrone gezeigt und erklart diese werde zum Beleg ihrer Unschuld am Tod ihres Kindes nicht verwesen 70 Die letzte Hinrichtung einer Kindsmorderin verzeichnen die Ebersdorfer Akten fur 1776 71 Literatur BearbeitenChemnitz Ebersdorf Ev Pfarrkirche In Dehio Handbuch Sachsen Anhalt II Regierungsbezirke Dessau und Halle Deutscher Kunstverlag Munchen 1999 ISBN 3 422 03065 4 S 141 144 Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 slub dresden de abgerufen am 25 September 2023 Gert Petersen Altere Geschichte der Stiftskirche Chemnitz Ebersdorf Von den Anfangen bis zur Reformation Chemnitz 2002 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 ISBN 3 932900 84 7 Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 48 63 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche Ebersdorf Sammlung von Bildern Stiftskirche Chemnitz Ebersdorf In segenskirchgemeinde chemnitz de Abgerufen am 21 August 2023 Die Stiftskirche zu unserer lieben Frauen In unserebersdorf de Abgerufen am 19 September 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Dehio Handbuch Sachsen II S 141 a b Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 5 6 a b c d e Stiftskirche Chemnitz Ebersdorf In segenskirchgemeinde chemnitz de Abgerufen am 21 August 2023 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 20 Gert Petersen Altere Geschichte der Stiftskirche Chemnitz Ebersdorf Chemnitz 2002 S 3 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 18 a b c d e f Geschichtlicher Uberblick zur Entwicklung von Ebersdorf bis zur Eingemeindung nach Chemnitz im Jahr 1919 In Website des Historikers Gert Petersen Abgerufen am 24 September 2023 Birgit Franke Mittelalterliche Wallfahrt in Sachsen ein Arbeitsbericht In Hartmut Kuhne Wolfgang Radtke Gerlinde Strohmaier Wiederanders Hrsg Spatmittelalterliche Wallfahrt im mitteldeutschen Raum Beitrage einer interdisziplinaren Arbeitstagung Berlin 2002 ISBN 978 3 86004 155 0 S 105 116 bes S 107 und 111 112 doi 10 18452 1103 Kircheninventar In unserebersdorf de Abgerufen am 22 September 2023 Die Stiftskirche zu unserer lieben Frauen In unserebersdorf de Abgerufen am 19 September 2023 Petrus Albinus Meissnische Land und Berg Chronica Dresden 1590 S 288 slub dresden de abgerufen am 7 November 2023 Johannes Vulpius Plagium Kauffungense Das ist Der Chur Furstl Sachss Printzen Durch Conrad Curt Cuntz von Kauffung geschehene Entfuhrung Aus dem Schlosse zu Altenburg im Osterlande oder Meissen Weissenfels 1704 S 34 f digitale sammlungen de Klaus Graf Johannes Vulpius 1645 1714 Schulmeister in Grosskorbetha bei Weissenfels als Falscher von Geschichtsquellen 1 April 2018 abgerufen am 7 November 2023 Johannes Vulpius Plagium Kauffungense Weissenfels 1704 S 32 34 Birgit Franke Mittelalterliche Wallfahrt in Sachsen ein Arbeitsbericht In Hartmut Kuhne Wolfgang Radtke Gerlinde Strohmaier Wiederanders Hrsg Spatmittelalterliche Wallfahrt im mitteldeutschen Raum Beitrage einer interdisziplinaren Arbeitstagung Berlin 2002 ISBN 978 3 86004 155 0 S 105 116 hier S 114 115 doi 10 18452 1103 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 22 a b c Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 48 online Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 16 a b Friedrich Staemmler Die Chemnitzer Familien Schutz und Freiberger als Stifter von Kunstwerken In Agricola Forschungszentrum Chemnitz Hrsg Rundbrief 2011 S 6 11 hier S 11 tu chemnitz de PDF abgerufen am 25 September 2023 a b Friedrich Staemmler Die Chemnitzer Familien Schutz und Freiberger als Stifter von Kunstwerken In Agricola Forschungszentrum Chemnitz Hrsg Rundbrief 2011 S 6 11 hier S 9 10 Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 9 und 12 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 36 a b c Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 50 online a b c Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 11 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 37 a b Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 30 Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 49 online Dehio Handbuch Sachsen II S 141 143 Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 62 online Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 57 60 online Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 16 a b Richard Steche Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 6 Heft Amtshauptmannschaft Floha C C Meinhold Dresden 1886 S 56 online Altarschrein aus Chemnitzer Stiftskirche fur Schau abgebaut In zeit de 18 Juli 2023 abgerufen am 22 September 2023 Zur Konstruktion von Flugelaltaren insgesamt siehe Karl Werner Bachmann Geza Jaszai Friedrich Kobler Catheline Perier D Ieteren Barbara Romme Norbert Wolf Flugelretabel In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte 9 Firstbekronung Flugelretabel C H Beck in Kommission Munchen 2003 ISBN 3 406 14009 2 Sp 1450 1536 rdklabor de Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 49 a b Die Kunstschatze der Stiftskirche In segensgemeinde kirchechemnitz de Abgerufen am 25 September 2023 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 41 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 41 Heiko Lorenz Catalogue raisonne zum Meister H W In unserebersdorf de Abgerufen am 22 September 2023 Otto Schmitt Atzmann In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 1 1939 S 1220 1223 rdklabor de Heinrich Magirus Die Stiftskirche zu Karl Marx Stadt Ebersdorf 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zuverlassigen Nachrichten zusammengetragene Chronica Der an dem Fusse des Meissnischen Ertzgeburges gelegenen Konigl Pohln und Churfurstl Sachss Stadt Chemnitz nebst beygefugten Urkunden Band 2 1763 S 196 google de Nach Pfarrer in Ebersdorf In Pfarrerbuch Sachsen Abgerufen am 10 November 2023 und Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 11 13 Pastoren die als Substitut oder Vikar tatig waren ohne die Nachfolge anzutreten sind ausgelassen Heinrich Johannes Scheuffler Der Zug der osterreichischen Geistlichen nach und aus Sachsen X Fortsetzung und Schluss In Jahrbuch der Gesellschaft fur die Geschichte des Protestantismus in Osterreich Band 24 1903 S 184 236 221 Siegfried Sieber Geistige Beziehungen zwischen Bohmen und Sachsen zur Zeit der Reformation Teil 2 Pfarrer und Lehrer im 17 Jahrhundert In Bohemia Zeitschrift fur Geschichte und Kultur der bohmischen Lander Band 7 1966 S 128 198 hier S 133 Heinrich Johannes Scheuffler Der Zug der osterreichischen Geistlichen nach und aus Sachsen II Fortsetzung In Jahrbuch der Gesellschaft fur die Geschichte des Protestantismus in Osterreich Band 7 1986 S 188 209 201 Spurensuche In vvn bda chemnitz de Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Chemnitz abgerufen am 11 November 2023 Ludwig Kirsch Priester Antifaschist Politiker In chemnitzer geschichtsverein de Abgerufen am 11 November 2023 Segenskirchgemeinde In Homepage der Kirchengemeinde Abgerufen am 19 September 2023 Aus der Region In segenskirchgemeinde chemnitz de Abgerufen am 23 August 2023 Johann Georg Theodor Grasse Die Betfahrt nach Ebersdorf In Der Sagenschatz des Konigreichs Sachsen 2 Auflage Band 1 1874 S 496 498 Johann Georg Theodor Grasse Das Goldschiffchen in der Kirche zu Ebersdorf In Der Sagenschatz des Konigreichs Sachsen 2 Auflage Band 1 1874 S 498 499 Paul Kretzschmar Die Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frauen in Ebersdorf bei Chemnitz C G Rossberg Frankenberg 1891 S 18 Tilo Richter Die Stiftskirche zu Chemnitz Ebersdorf Gestalt und Baugeschichte Leipzig 2003 S 57 nbsp Dieser Artikel wurde am 28 November 2023 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen 50 877213888889 12 974016666667 Koordinaten 50 52 38 N 12 58 26 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche Ebersdorf amp oldid 239557483