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Dieser Artikel behandelt den Bestattungsort fur Menschen Siehe auch Tierfriedhof und Friedhoff Ein Friedhof auch Bestattungsplatz oder Begrabnisplatz veraltet Gottesacker 1 Totenhof oder Leichenhof ist ein Ort an dem Verstorbene in den meisten Fallen begleitet von einem religiosen oder weltlichen Ritus bestattet werden Anlagen aus vorchristlicher Zeit werden in der Archaologie meist als Graberfelder oder Nekropolen bezeichnet der Begriff Friedhof findet dennoch auch fur antike Anlagen Verwendung Kirche mit FriedhofFur das Domkapitel reservierter Bereich auf dem Wiener ZentralfriedhofTrauerhalle des Dresdner Johannisfriedhofs Paul Wallot 1894 Friedhof leitet sich ursprunglich vom althochdeutschen frithof ab der Bezeichnung fur den eingefriedeten Bereich um eine Kirche Der Bedeutungswandel zu einem Hof des Friedens vollzog sich mit dem Verblassen der etymologischen Wurzel 2 Inhaltsverzeichnis 1 Funktionen des Friedhofs 1 1 Kultische Funktionen 1 2 Gesellschaftliche Funktionen 1 3 Kunstlerische Funktionen 1 4 Okologische Funktionen 2 Planung Gestaltung Infrastruktur und Abteilungen 3 Geschichtliche Entwicklung 3 1 Vorchristliche Zeiten 3 2 Kirchhof 3 3 Friedhof 4 Ausgestaltung und Ansichten Galerie 5 Formen und Ausgestaltung 5 1 Ehren und Soldatenfriedhofe 5 2 Gedenkstatten fur Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft 5 3 Religiose und ethnische Besonderheiten 5 3 1 Islamischer Friedhof 5 3 2 Judischer Friedhof 5 3 3 Christlicher Friedhof 5 3 4 Ostliche Religionen 6 Beruhmte Friedhofe 7 Organisation und Verwaltung 7 1 Rechtlicher Rahmen 7 2 Tragerschaft 7 3 Bewirtschaftung 7 4 Bodenverhaltnisse und Umweltrisiken 8 Sonstiges 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseFunktionen des Friedhofs BearbeitenFriedhofe erfullen wichtige und in vielen Kulturen bestehende individuelle und kollektive Funktionen Vor allem sind sie dazu bestimmt den Angehorigen Verstorbener ein moglichst ungestortes Totengedenken in einem Raum zu ermoglichen der deutlich von dem der Lebenden abgetrennt ist Zudem spielen sie eine wichtige Rolle in der religiosen Praxis und erfullen offentliche Interessen Kultische Funktionen Bearbeiten nbsp St Vitus im Zellhof ursprunglich mit Begrabnisrecht jetzt mit aufgelassenem Friedhof 48 143765 11 21754Der Friedhof oder das Graberfeld mit seinen Grabplatzen als letzte Ruhestatte der Verstorbenen oder als Traditionsplatz fur Familien ist in vielen Kulturen ein Ort des Gedenkens der Einkehr und der Trauer Die Angehorigen des Toten ubernehmen das Andenken an den Verstorbenen Je nach Kulturkreis werden die Grabstellen ausgestattet instand gehalten oder verfallen gelassen Fur das Begrabnis und Gedenkrituale fur die Toten sind Friedhofe mit einer zweckgerichteten Infrastruktur ausgestattet Je nach Kultur und Religion sind auf Friedhofen neben den eigentlichen Grabplatzen Kapellen Shintō Schreine oder Heiligtumer und Totenhallen zur Aufbahrung der Toten vorhanden Krematorien und Beinhauser finden sich haufig direkt auf oder nahe dem Friedhofsgelande In vielen Religionen ist der Friedhof ein heiliger Ort Im Christentum wird er traditionell vom zustandigen Geistlichen geweiht Diese kultische Bedeutung des Friedhofs hat eine Vielzahl an Tabus moralischen Pflichten und Gesetzen hervorgebracht Die Verletzung der Regeln oder die Entweihung ist von der jeweiligen Gemeinschaft unter Strafe gestellt Praktisch in allen Kulturen ist die Storung der Totenruhe die Leichenschandung die Grabschandung und der Grabraub strafbar Derartige Handlungen werden nach deutschem Recht als Straftaten strafrechtlich verfolgt Aussere Zeichen zum Schutz der Totenruhe sind Zutrittsbeschrankungen Umfassungsmauern verschliessbare Zugange Gesellschaftliche Funktionen Bearbeiten nbsp Namensstelen an einem Gemeinschaftsgrab mit anonymen Grabern Friedhof Stuhr MoordeichNeben der kultisch rituellen Funktion ubernehmen Friedhofe weitere Aufgaben So dienen sie in vielen Gesellschaften der offentlichen Hygiene da die Beerdigung in offentlich geregeltem Rahmen und an hierzu vorgesehenen Orten der Ausbreitung von Seuchen und der Belastung des Grundwassers vorbeugt Aus diesem Grund hat sich in Deutschland der Friedhofszwang entwickelt Durch die Vorschrift Menschen nur auf Friedhofen beizusetzen wurden anfanglich hygienische Standards erfullt Eine Ausnahme hiervon bildete lange Zeit die Seebestattung von Urnen und Sonderregelungen in einigen Bundeslandern So finden sich zunehmend Alternativen zu Bestattungen auf gesondert eingerichteten Gebieten Aufgrund ihrer kulturell herausragenden Rolle stehen nicht wenige Friedhofe unter Denkmalschutz und sind touristische Attraktionen Dies liegt in ihrem kulturgeschichtlichen architektonischen oder landschaftsarchitektonischen oft kunstlerischen Wert begrundet der sich in der Anlage oder einzelnen Grabstellen entfaltet hat Zudem spielt das Gedenken an ausgewahlte Verstorbene gesellschaftlich eine grosse Rolle Manche Graber und einige Friedhofe haben sich zu regelrechten Wallfahrtsorten entwickelt In jungster Zeit sind Familien nicht mehr so ortsgebunden und die Nachfrage nach pflegefreien Grabern nimmt zu Gleichzeitig entsteht Nachfrage nach neuen nicht kirchlichen Varianten der Bestattung die den Lebensstil oder die Weltanschauung des Verstorbenen widerspiegeln 3 Dies sind speziellere Beisetzungen wie die am Weinstock in Waldern in Themengrabern oder wie seit 2015 eroffnete Friedhofe fur die gemeinsame Urnen Beisetzung von Mensch und Tier in einem Grab 4 Fur die Sarg oder Urnenbestattung in Gemeinschaftsgrabern hat sich in jungster Zeit der Begriff anonyme Bestattung durchgesetzt Oft konnen der Name und die Lebensdaten des Verstorbenen gegen eine Gebuhr auf einer kollektiven Namenstafel oder auf Grabstelen verewigt werden so dass im strengen Sinn nicht von einer namenlosen Beisetzung gesprochen werden kann Nur das Einzelgrab bleibt unbenannt Durch die soziookonomische Entwicklung zunehmende Verarmung geringere familiare Bindung hohere Mobilitat und wachsende Sakularisierung der Bevolkerung ist diese Form der Beisetzung in manchen Gemeinden zur vorherrschenden Bestattungsform geworden 5 Kunstlerische Funktionen Bearbeiten nbsp Aufwendig gestaltetes Grab des Franz von Brandl in Bad Reichenhall nbsp Caspar David Friedrich Kugelgens Grab 1822Friedhofe konnen durch Bauwerke auf ihnen beispielsweise Mausoleen oder durch die kunstlerische Gestaltung von Grabern oder der Anlage als Ganzer asthetisch ansprechend sein Im Jahr 2010 wurden sehenswerte gehobenen kunstlerischen Anspruchen genugende Friedhofe in Europa durch die Europaische Route der Friedhofskultur miteinander verbunden Friedhofe wurden auch immer wieder als Schauplatze literarischer und bildender Kunstwerke verwendet Sie sind in Volkssagen und Geistergeschichten verschiedener Kulturen wichtige Schauplatze Grosse Beliebtheit erfuhren Friedhofe als literarische Bezugswelt mit dem Aufkommen des Gothic Novel und der Horrorliteratur im England des spaten 18 Jahrhunderts Johann Wolfgang von Goethes Ballade Der Totentanz spielt sich auf einem Friedhof ab In der deutschen Romantik waren Friedhofe im Zusammenhang mit dem Motiv der Todessehnsucht von Bedeutung Dieser idyllische Blick steht im Widerspruch zu der verbreiteten Wahrnehmung des Friedhofs als schauerlicher Ort Gemalde und Zeichnungen von Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus zeigen Friedhofe wie Kirchen Klosterruinen und Hunengraber meist in melancholischer Einsamkeit In Wilhelm Mullers Zyklus Winterreise setzt sich das lyrische Ich im Gedicht Das Wirtshaus auf einem Friedhof mit der Todessehnsucht auseinander In der Horrorliteratur und dementsprechend im Horrorfilm gehoren Friedhofe zu beliebten Schauplatzen Die Gothic Subkultur bezieht sich in ihren kunstlerischen Erzeugnissen haufig auf Friedhofe Einige Anhanger der Gothic Kultur nutzen Friedhofe fur Veranstaltungen oder als alltaglichen enttabuisierten Aufenthaltsort Okologische Funktionen Bearbeiten Stadtische Friedhofe bilden sofern sie begrunt sind einen Ausgleich zum verdichteten Umfeld und ubernehmen neben Parkanlagen und Alleen wichtige klimatische und okologische Funktionen In einigen Fallen sind sie Sekundarbiotope die seltenen Arten ein wichtiges Ruckzugsgebiet bieten Manche Friedhofe ubernehmen Teilfunktionen von Naherholungsgebieten Planung Gestaltung Infrastruktur und Abteilungen Bearbeiten nbsp Giesskannenbaum nbsp Verfallende Graber hier auf einem Dorffriedhof in Frankreich nbsp Auf dem US amerikanischen Nationalfriedhof Arlington wird mit Schildern um Ruhe und Respekt gebeten Friedhofe besonders in dorflichen Gemeinden sind mitunter seit Langem genutzte Kirchhofe In Stadten oder Siedlungen mit grosserem Einzugsgebiet sind es unter anderen Begrabnisgewohnheiten angelegte und geplante Areale Manche neueren Flachen sind von vorneherein als Parkfriedhof gestaltet Stadtische Friedhofe werden vor ihrer Inbetriebnahme mit der zugehorigen Infrastruktur geplant Bei der Flachenplanung des Friedhofs wurde zur Zeit seiner Entstehung im Normalfall eine langfristige Bedarfsplanung zugrunde gelegt die die Grosse des Areals bestimmt Viele Friedhofe wurden schon vor uber 100 Jahren geplant und eingerichtet Die Erschliessung und Gestaltung des Gelandes erfolgte unter Rahmenbedingungen als die Asthetik und die Landschaftsarchitektur anderen Vorstellungen folgte Die Einrichtung beinhaltet die Erschliessung uber Wege die Parzellierung und die Gelandeaufteilung nach verschiedenen Kriterien die Bepflanzung sowie den Bau und die Einrichtung infrastruktureller Bestandteile Neben dem Bau einer Leichenhalle einer Feierhalle von Verwaltungsgebauden eventuell einer Blumenhalle gehort die Zufuhrung von Giesswasser zu Brunnen dazu Kleine Friedhofe sind meist nicht in verschiedene Bereiche untergliedert Insbesondere in Grossstadten existieren Abteilungen fur verschiedene Religionen fur unterschiedliche Bestattungsarten fur wohlhabende Familien oder Flurstucke fur Ehren und Soldatengraber Diese Gliederung wird durch Achsen einen zentralen Teil oder Aufteilungen in Viertel erreicht Die Mittelachsen oder Hauptalleen fuhren vom Haupteingang zum Mittelpunkt des Gelandes Haufig sind an der Hauptallee die bevorzugten Platze fur Ehrengraber oder fur besonders ausgestattete Grabstellen Grossere Friedhofe die sich meist in Grossstadten befinden verfugen haufig uber Verkaufsautomaten fur Grablichter Die Friedhofsverwaltung halt die Infrastruktur bereit und instand Nicht zwangslaufig ist der Sitz der Verwaltung auf dem Friedhofsgelande Zur Infrastruktur eines Friedhofs gehoren Wege und deren Begehbarkeit Umfriedung des Gelandes Einrichtungen zur Bestattung Trauerhalle zur Aufbahrung der Toten Kapelle Feierhalle oder gar eine Kirche Gegebenenfalls ein eigenes Krematorium Installationen fur Grun und Grabpflege Wasseranschluss Entsorgung von Grunabfallen Gegebenenfalls eine FriedhofsgartnereiHinzu kommt in unmittelbarer Umgebung des Friedhofs eine mehr oder weniger ausgepragte sekundare Infrastruktur die privat betrieben wird Gartnereien Blumenhandel Steinmetz Grabsteinanbieter Devotionalienhandel Gastronomische Einrichtungen wie Cafes Restaurants KioskeIn Deutschland gibt es insgesamt etwa 32 000 Friedhofe Geschichtliche Entwicklung BearbeitenVorchristliche Zeiten Bearbeiten nbsp Megalithreihen in Carnac Frankreich nbsp Das Tal der Konige in Luxor Agypten nbsp Antiker Friedhof im Stadtteil Kerameikos Athen nbsp Muslimischer Friedhof bei Sonnenuntergang in Marrakesch MarokkoGrab und Kultstatten sind die altesten Zeugnisse menschlicher Zivilisation Bereits in der fruhen Steinzeit gingen die Menschen dazu uber ihre Toten im Zusammenhang mit unterschiedlichen Vorstellungen uber Weiterleben oder einfacher Ahnenehrung zu bestatten Vor der Sesshaftwerdung des Menschen entstanden von Familien genutzte gesonderte Familienbegrabnisplatze Als sesshafte Menschen dauerhaft zusammenlebten entstanden festgelegte Orte an denen Bestattungen abgehalten wurden Aus dem Neolithikum sind beispielsweise die Megalithgraber erhalten Mit dem Aufkommen der ersten Hochkulturen entwickelte sich das regelgerechte Bestattungswesen Im alten Agypten wo ein ausgesprochener Totenkult herrschte wurden auf der dem jenseitigen Reich zugeordneten westlichen Seite des Nils die Pyramiden und spater das Tal der Konige fur Pharaonen und Nekropolen thebanische Graber fur die Beamten errichtet In Kleinasien und Kreta spater im antiken Griechenland wurden die Toten an Orten bestattet die ausserhalb des stadtischen Lebens angesiedelt waren Dies konnten Graberfelder sein oder Felsengraber in kunstlichen Hohlen Oft wurde in der Nahe ein Heiligtum oder ein ganzer Tempelbezirk errichtet um kultische Handlungen zu Ehren der Toten durchzufuhren Im Romischen Reich waren die Grabstatten unterschiedlich organisiert und von den raumlichen und lokalen Gegebenheiten abhangig Insbesondere reiche Burger liessen sich entlang von Ausfallstrassen begraben wo sie kunstvoll behauene und reich beschriftete Tafeln Stelen oder Mausoleen errichten liessen Die Stadt Rom verfugte mit den Katakomben uber eine ausgedehnte unterirdische Totenstadt in der die Verstorbenen in Nischen eingemauert wurden Kirchhof Bearbeiten Nach der Christianisierung wurde die Bestattung in den geweihten Bereich der Kirchengebaude und den eingefriedeten Kirchhof verlagert Die auf germanisch keltischer Tradition beruhenden ausserortlichen Graberfelder wurden ebenso wie die Feuerbestattung als heidnisch abgelehnt Mit der Reliquientranslation wurden die Kirchengebaude zu sakralen Raumen Die Glaubigen waren bestrebt nach ihrem Tode so nah wie moglich bei den Gebeinen oder Reliquien ihrer Heiligen begraben zu werden Deren Fursprache wurde bei der Auferstehung des Fleisches zum Jungsten Gericht erhofft In der unmittelbaren Nahe zum Sakralen erschien die Chance auf Erlosung der Verstorbenen am grossten zu sein Eine Bestattung im Altarraum oder in der darunter liegenden Kirchengruft galt als hochstes Privileg und war meist der Familie des Kirchenstifters dem Kirchherren oder kirchlichen Wurdentragern vorbehalten Nur die Wohlhabendsten konnten sich ein Begrabnis innerhalb der Kirche leisten Die soziale Differenzierung setzte sich im Kirchhof fort um moglichst nahe an der Kirche begraben zu werden Ausserhalb des Dorfetters oder der Stadtmauer fanden Verstorbene ihren Platz in ungeweihter Erde wenn sie exkommuniziert worden waren kriminell waren oder einem unehrlichen Stand angehort hatten beispielsweise Bettler Gaukler und Schauspieler sowie Selbstmorder wurden nicht auf geweihten Kirchhofen beigesetzt Um 1800 kam die Tendenz auf die Toten aus hygienischen Grunden entfernt vom Dorfkern zu begraben Man furchtete sich vor mephitischen Dunsten die nachts aus den Grabern aufsteigen und die Luft verpesten sollten auch die oft tagliche Offnung und Schliessung von Massengrabern in Seuchenzeiten in den stadtischen Zentren brachten erhebliche hygienische Probleme Einzelgraber waren eine seltene Ausnahme Die Bestattung in geweihten Massengrabern war die Regel nicht zuletzt aus Platzgrunden Infolge der durch das Bevolkerungswachstum verursachten Uberbelegung der innerstadtischen Kirchhofe und bedingt durch die Reformation die Reliquienverehrung ablehnte wurden seit dem 16 Jahrhundert insbesondere in evangelischen Herrschaften ausserortliche Friedhofe mit Kirche oder Aussegnungskapelle angelegt So entstanden ausserhalb der Kommunen Kirchenfriedhofe etwa ab Mitte des 19 Jahrhunderts die ersten neuzeitlichen Zentralfriedhofe Stadtrandfriedhofe darunter prachtige Campo Santo Anlagen Die Bezeichnung Kirchhof wird mitunter missverstandlich verwendet Auf deutschen Stadtplanen besonders des 19 und 20 Jahrhunderts findet sich oft die Bezeichnung Kirchhof obwohl keine Kirche vorhanden ist Es handelt sich um von einer Kirchengemeinde betriebene Friedhofe in weiterer Entfernung zum eigentlichen Kirchengebaude Kirchhof wurde synonym fur Begrabnisplatz oder Friedhof genutzt So erklart sich die sich ausschliessende Bezeichnung Judenkirchhof Siehe auch Kirchfriedhof Friedhof Bearbeiten Insbesondere in Zeiten erhohter Sterblichkeit infolge von Seuchen Hungersnoten Kriegen gerieten die Kirchhofe schnell an ihre Kapazitatsgrenze so dass Umbettungen halbverwester Leichen und die standige Offnung der Graber fur anhaltende Geruchsbelastigung und gesundheitliche Gefahren sorgten Pestfriedhofe weit ausserhalb der Siedlungen sollten zumindest die argste Gefahr eindammen Die Anlage innerstadtischer Friedhofe wurde spater aufgegeben Zentrale Friedhofe ausserhalb der Stadtmauern die vom Standort einer Kirche unabhangig waren wurden vereinzelt bereits zur Renaissance verstarkt ab 1750 und im Verlauf des 19 Jahrhunderts flachendeckend geschaffen In Preussen war im 2 Teil 11 Titel durch 184 des Allgemeinen Landrechts fur die preussischen Staaten von 1794 festgeschrieben worden dass innerhalb bewohnter Gegenden keine Leichen beerdigt werden durften Ein Beleg fur den Bedeutungswandel vom Kirchhof zum Friedhof als Ort wo der Verstorbene seinen Frieden findet ist die Benennung als Friedenstrasse fur Strassen zu den Friedhofen seit den 1870er Jahren Daneben erfolgten gleichzeitig Benennungen als Friedhofsstrasse oder Friedhofsweg Im Laufe des Ersten Weltkriegs standen alle kriegfuhrenden Nationen vor der Frage wie sie mit den Millionen Leichen von gefallenen oder in Lazaretten gestorbenen Soldaten umgehen sollten In den Kriegen zuvor waren bei weitem nicht so viele Soldaten gestorben siehe Soldatenfriedhof Kriegergedenkstatte Der Transport der Toten in ihre jeweilige Heimat ware ein grosser Aufwand gewesen und hatte die Kriegsmudigkeit oder die Ablehnung des Krieges zusatzlich verstarkt Viele Leichen waren schlecht zu transportieren sie waren unvollstandig oder durch Granatsplitter zerrissen Viele waren erheblich verwest wenn sie teils erst Wochen nach ihrem Tod aus der Kampfzone geborgen werden konnten Die weitgehende Sakularisierung der christlich gepragten Gesellschaften die insbesondere in Europa seit dem 20 Jahrhundert weiter vorangeschritten ist hat die traditionellen Formen des Trauerns verandert Mit der Loslosung der Trauerformen von religiosen Gemeinschaften hat sich das Totengedenken zunehmend in den privaten Bereich verlagert Damit einher ging und geht ein Bedeutungsverlust offentlicher Grabstatten Der Anteil anonymer Begrabnisse und preisgunstiger Formen der Bestattung etwa Feuerbestattungen hat in der Folge stetig zugenommen Mit der Verbreitung des Internets sind eine Vielzahl von virtuellen Friedhofen entstanden die vollkommen unabhangig von einem physischen Ort der Totenruhe sind Ausgestaltung und Ansichten Galerie BearbeitenEinrichtungen auf Friedhofen nbsp Kirche mit Kirchhof in einem kleinen ostfriesischen Dorf nbsp Aquarell von Albrecht Durer Johannisfriedhof in Nurnberg nbsp Durergrab auf dem Johannisfriedhof von Osten Nurnberg nbsp Kunstlerisch gestaltetes Grab auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg im Hintergrund das Mausoleum der Grossherzoge von Oldenburg nbsp Fahrbare Halterung fur Trauerkranze auf dem Stadtfriedhof in Schwetzingen nbsp Historischer Teil des Frankfurter Hauptfriedhofs nbsp Der Stadtgottesacker in Halle Saale einer der ersten Zentralfriedhofe Deutschlands nbsp Golzheimer Friedhof in Dusseldorf nbsp Holzstickel als Grabsteinersatz auf einem sudhessischen Friedhof nbsp Automat fur Grablichter in Ettal nbsp Friedhof in Calvorde Velsdorf mit kleiner Allee nbsp Denkmal zu Ehren des Politikers Ivan Novak in der Mitte des Friedhofs von Cakovec Kroatien nbsp Ein Gemeindefriedhof in Nurmijarvi Finnland nbsp Englisches Pantheon Real del Monte Hidalgo MexikoFormen von Friedhofen nbsp Der Soldatenfriedhof von Omaha Beach Normandie nbsp Die Gedenkstatte in Lidice nbsp Schadel von Opfern der Roten Khmer in einer Gedachtnisstatte in Phnom Penh nbsp Judischer Friedhof in Jerusalem nbsp Islamischer Friedhof in Aleppo nbsp Multi ethnischer Friedhof in der Ukraine nbsp Friedhof in Tokio nbsp Alter Friedhof bei Aultachruine in Schottland nbsp Nationalfriedhof Arlington Virginia nbsp Frohlicher Friedhof in Săpanța nbsp Ehemaliger Friedhof des Salzbergwerks Rica Aventura Chile nbsp Dorflicher Friedhof in Schleswig Holstein nbsp Buddhistischer Friedhof in LaosFormen und Ausgestaltung Bearbeiten nbsp Grab eines unbekannten Soldaten des Zweiten Weltkrieges am Zentralfriedhof Villach OsterreichMeist ist ein Friedhof die letzte Ruhestatte fur die Verstorbenen einer Gemeinde oder eines Teils davon Der Friedhof wird entweder von der Kommune selbst oder der ortlichen religiosen Gemeinschaft getragen wobei die beiden Institutionen in manchen Kulturen zusammenfallen Der Friedhof kann in sich wieder unterteilt sein So finden sich in vielen Friedhofen durch Lage und Ausgestaltung privilegierte Bereiche die Wurdentragern oder beguterten Familien vorbehalten sind so wie es Bereiche fur Armengraber gibt Mitglieder bestimmter sozialer oder beruflicher Gruppen konnen in eigenen Bezirken untergebracht sein Haufig ist dies fur Soldaten oder Geistliche der Fall Eine alternative Form ist die Bestattung ausserhalb der pietatsbefangenen Flache in besonders gewidmeten Begrabniswaldern Hier wird die Asche der Verstorbenen im Wurzelbereich von Einzel Gruppen oder Familienbaumen beigesetzt Diese Art der Bestattung wird den veranderten Bestattungswunschen vieler Menschen nach einer pflegefreien naturbelassenen Ruhestatte ausserhalb der normalen Trauerflachen gerecht Verhaltensvorschriften und Bestimmungen auf Friedhofen allgemein und zu einzelnen Grabfeldern im Besonderen sind in der Friedhofssatzung festgelegt Kommunale oder kirchliche Gemeinden bestimmen mit diesen Ordnungen die verbindlichen Normen fur alle Nutzer Diese Vorschriften werden im gesetzlichen Rahmen Bundes und Landesrecht fur die Friedhofe festgelegt und vom Friedhofstrager in Deutschland immer eine Korperschaft offentlichen Rechts als rechtsverbindliche Ortsgesetze Satzungen erlassen Trager von Friedhofen konnen nur juristische Personen des offentlichen Rechts sein Die Anlegung und Unterhaltung von Friedhofen ist eine so wichtige im offentlichen Recht liegende Aufgabe dass sie einem privaten Trager nicht uberlassen werden kann Der Betrieb also die Bewirtschaftung und Unterhaltung des Friedhofs kann dagegen im Auftrag des Tragers meist durch Werkvertrag privatwirtschaftlich erfolgen Ehren und Soldatenfriedhofe Bearbeiten Soldaten haben zu jeder Zeit zunehmend im 20 Jahrhundert in Massen ihr Leben eingesetzt So sind weltweit Gefallenenfriedhofe als Soldatenfriedhof zu finden Diese konnen betrachtliche Dimensionen erreichen Auf dem Schlachtfeld von Verdun sind die Uberreste von mindestens 130 000 Soldaten beigesetzt Weil sie nicht identifiziert werden konnten liegen die meisten nicht in Einzelgrabern sondern in einem Beinhaus Soldatenfriedhofe wurden nicht selten ein Platz der nationalen Identifikation und der Heldenverehrung Ein Beispiel ist der umgangssprachlich haufig als Heldenfriedhof benannte Nationalfriedhof Arlington USA der 1864 wahrend des Sezessionskrieges angelegt wurde Eine weitere Besonderheit sind Ehrenfriedhofe die Staatsfuhrern Monarchen hochrangigen Politikern oder sonstigen nationalen Identifikationstragern vorbehalten sind So war es in der Sowjetunion ein Zeichen besonderer Ehre die letzte Ruhestatte an der Aussenmauer des Moskauer Kremls zu erhalten Eine weitere Form von besonderen Grabstatten sind jene von religios verehrten Personlichkeiten wie Martyrerv Im Allgemeinen sind sie ebenso wie Heldengraber Ziel von Pilgerfahrten und Bussgange in Form des Besuchs als Friedhofstourismus Grabstatten von Kunstlern konnen so ebenfalls zu besonders verehrten Grabstatten werden Die Star und Heldenverehrung kann zeitlich oder regional begrenzt sein Eine besondere Art solcher Helden entwickelte der Nationalsozialismus mit dem Blutzeugenkult Gedenkstatten fur Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft Bearbeiten Im 20 Jahrhundert hat sich eine besondere Form von Friedhofen entwickelt die mit einer vorher nicht da gewesenen massenhaften systematischen und haufig industriell organisierten Vernichtung von Leben in engem Zusammenhang steht An vorderster Stelle sind die Gedenkstatten zu nennen die in ehemaligen Konzentrationslagern errichtet worden sind Im Unterschied zu Friedhofen mit Bestattungswesen wurde eine grosse Zahl von Mordopfern in Massengrabern verscharrt oder verbrannt Das Gedenken an das Opfer als Individuum ist in solchen Statten kaum moglich Diese Gedenkstatten dienen neben der Trauer vor allem zur Dokumentation und Mahnung erfullen also in hohem Masse gesellschaftliche Funktionen Das deutsche Grabergesetz regelt das Gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in besonderer Weise Weitere Beispiele sind die Konzentrationslagern ahnlichen Einrichtungen wie Lager in der ehemaligen Sowjetunion Gulags oder die Killing Fields der Roten Khmer in Kambodscha Im Zuge von Kriegsverbrechen vernichtete Dorfer wie Lidice oder Oradour sur Glane sind als Ganzes zur Gedenkstatte erklart worden Oradour das nach dem Krieg neu aufgebaut wurde gedenkt der Opfer sowohl kollektiv mit der konservierten Dorfruine als auch individuell auf dem kommunalen Friedhof Hinrichtungsstatten wie die in Berlin Plotzensee und Gefangnisse werden ebenfalls zu Gedenkstatten unabhangig davon ob die Toten am Ort selbst verblieben sind Auf dem Judischen Friedhof in Weissensee ist von Angehorigen oft fur die in den Krematorien der Konzentrationslager Verschollenen eine Ruhestatte in Familiengrabern eingerichtet worden Die Symbolkraft des letzten Ortes steht bis zum Jungsten Gericht im Vordergrund der Erinnerung Religiose und ethnische Besonderheiten Bearbeiten Die Sepulkralkultur ist in denjenigen Religionen am ausgepragtesten entwickelt die der Totenruhe eine besondere Stellung einraumen weil sie an eine Auferstehung und jenseitiges Fortleben glauben Insbesondere die monotheistischen Religionen ahneln sich in diesem Bekenntnis das seinen Ursprung schon im Alten Testament hat Es bestehen trotzdem Unterschiede zwischen den Begrabnisvorschriften die sich in der Gestaltung der Friedhofe zeigen nbsp Muslimisches Feld auf dem Hauptfriedhof KarlsruheIslamischer Friedhof Bearbeiten Im Islam ist die Bestattung der Toten in Richtung Mekka vorgeschrieben 6 so dass alle Grabstellen auf islamischen Friedhofen gleich ausgerichtet sind Haufig sind sie aus Stein errichtet teils gemauert oder mit Kacheln belegt Haufig finden sich Stelen oder Steine am Kopf wie Fussende Sarge sind nicht ublich die Toten werden nur in weisse Tucher gehullt und direkt in die Erde gelegt Zudem ist der Begrabnisplatz festgeschrieben bis zum Jungsten Tag sodass weder neu belegt noch umgebettet wird Judischer Friedhof Bearbeiten Auf judischen Friedhofen ist die eingerichtete Grabstatte ebenfalls der ewige Ruheplatz bis zum Weltgericht Weder die Grabsteine werden entfernt noch darf der Platz je neu belegt oder anderweitig gestort werden 7 Wenn Raumnot entsteht muss der Friedhof erweitert werden wo dies nicht moglich war behalf man sich in der Vergangenheit damit dass das ganze Gelande mit Erde aufgeschuttet wurde und somit die neuen Graber oberhalb der alten zu liegen kamen Die bereits vorhandenen Grabmale wurden auf der neuen Oberflache aber moglichst am alten Standort uber dem zugehorigen Grab aufgestellt So entsteht eine hohe Dichte der Graber und der Grabsteine und die Wegefuhrung kann unubersichtlich werden Bei sehr alten Friedhofen die mehrfach aufgeschuttet wurden liegt die heutige Oberflache mitunter mehrere Meter uber dem Niveau der Umgebung Die Grabpflege besteht in der judischen Tradition im Wesentlichen darin dass der Pflanzenbewuchs niedrig gehalten wird Dabei durfen die zuruckgeschnittenen Pflanzen nicht genutzt werden etwa als Viehfutter denn sie gelten als Eigentum des Toten Statt Blumenschmuck werden kleine Steine als Zeichen des Gedenkens auf das Grabmal gelegt Christlicher Friedhof Bearbeiten nbsp Kapelle im Mondschein Gemalde von Fritz von Wille 1912In westlichen Landern christlicher Pragung hat sich eine besondere Friedhofskultur ausgepragt die von sehr vielgestaltigen asthetischen Rahmen bestimmt ist Haufig haben sich in verschiedenen Kulturraumen spezifische Traditionen herausgebildet Innerhalb christlich gepragter Regionen unterscheiden sich Friedhofe in ihrer Einrichtung zum Teil betrachtlich Im mittel und osteuropaischen Raum erscheinen die Friedhofe nicht selten wie Parks mit einem hohen Grunanteil Die Grabparzellen sind wenn sie nicht mit einer Grabplatte belegt sind haufig als Beet kultiviert und weisen einen vielgestaltigen gartnerischen Charakter auf Das Friedhofsgelande ist meist mit einem Zaun oder einer Mauer eingefasst von alters her ublich ist ein an sichtbarer Stelle aufgerichtetes hohes Kreuz das den Friedhof als christliche Statte kennzeichnet Im nordeuropaischen und angloamerikanischen Raum werden Rasenflachen bevorzugt auf denen nur ebenerdige Platten oder aufrechte Steine stehen Der einzelne Grabplatz ist selten umfriedet Baumbestand ist haufig dient meist nur zur optischen Abtrennung des Gelandes oder seiner einzelnen Bereiche In Frankreich Sudeuropa und Lateinamerika sind Friedhofe vorwiegend vegetationslos gehalten oder weisen nur vereinzelt Baumbestande auf im Mittelmeerraum vor allem Zypressenalleen Die Grabplatze sind aus Stein gemauert oder mit einer Platte abgedeckt teils umfriedet und mit Schotter oder Kies verfullt Kunstliche Pflanzen Keramikobjekte und Tafeln ersetzen haufig die Vegetation Insbesondere im spanisch portugiesischen Raum finden sich Wande mit mehreren Etagen in denen die Toten in Facher gebettet und eingemauert werden Als Kolumbarien gewinnt diese Bestattungsart in Mitteleuropa zunehmend fur Urnenbestattungen an Bedeutung Die gleiche Tradition findet sich in Suditalien Im Mittelmeerraum wird das Totenhaus oft bevorzugt vor dem Wohnhaus gebaut 8 Ostliche Religionen Bearbeiten Insbesondere der Shintoismus misst dem Andenken Verstorbener eine den westlichen Religionen vergleichbare Bedeutung bei Dies lasst sich in der Anlage der Friedhofe erkennen Die Leiche gilt als unrein Shintoistische Friedhofe enthalten oft nur Scheingraber Im Hinduismus gibt es keine Friedhofe Das Glaubensprinzip der kontinuierlichen Wiedergeburt widerspricht der Anlage von Bestattungsplatzen Die Asche der Toten wird in einen Flusslauf gestreut Das Wasser ist im Fliessen ein starkes Symbol fur den Ablauf und Wechsel im Leben und fur die Wiederkehr Als besonders erstrebenswert gilt in der hinduistischen Mythologie in Varanasi der Stadt Shivas am Ganges zu sterben und verbrannt zu werden und so einen Ausbruch aus dem standigen Kreislauf der Wiedergeburt Reinkarnation und dem daraus folgenden ewigen Leiden vom Werden und Vergehen Samsara zu erreichen Beruhmte Friedhofe Bearbeiten Hauptartikel Liste beruhmter Friedhofe nbsp Der Pere Lachaise in Paris ist einer der beruhmtesten Friedhofe der Welt nbsp Judischer Friedhof in LodzNicht wenige Friedhofe sind aufgrund ihrer Gestaltung Geschichte Bedeutung oder der Prominenz ihrer Bestatteten zu weltweit bekannten Attraktionen geworden So ziehen der Pere Lachaise in Paris der Wiener Zentralfriedhof oder der flachenmassig grosste Friedhof Europas in Hamburg Ohlsdorf ganzjahrig viele Besucher an Die Friedhofsverwaltung von Paris hat auf dem Pere Lachaise bereits Wachpersonal aufstellen lassen da rund um das Grab des ehemaligen Doors Sangers Jim Morrison Vandalismus und Ruhestorung uberhandgenommen hatten Haufig werden auf grossen Friedhofen touristische Fuhrungen zu beachtlichen Grabmalern angeboten Jede Ausgestaltung von Grabstatten kann Thema von kunsthistorischen Betrachtungen sein Zu einzelnen Ruhestatten insbesondere von Idolen aus Politik Gesellschaft oder Popkultur finden regelrechte Pilgerfahrten statt Der Judische Friedhof Lodz ist der grosste judische Friedhof Europas mit 160 000 bis 180 000 erhaltenen Grabmalen 1882 eroffnet Auf einem Teil des Friedhofs sind etwa 43 000 Opfer des NS Konzentrationslagers Ghetto Litzmannstadt bestattet zunachst als Massengraber Der Friedhof Brookwood fur Einwohner von London entstand wegen Platzmangels in Brookwood Surrey 48 km sudlich der Hauptstadt bekannt unter dem Namen London Necropolis Totenstadt vgl Nekropole Brookwood war uber viele Jahre der weltweit grosste Friedhof Insgesamt wurden dort uber 240 000 Menschen beerdigt davon 6000 in den zwei dortigen Soldatenfriedhofen 1854 wurde eigens fur diesen Friedhof und die Beerdigungsfahrten der Trauergemeinden eine Bahnlinie und der Bahnhof London Necropolis direkt neben dem Bahnhof Waterloo gebaut In der Nahe von Boston entstand 1831 der Friedhof Mont Auburn Beim Bau wurden geschwungene Wege angelegt Die Angehorigen konnten ihre Begrabnisstatten nach eigenen Vorstellungen mit Pflanzenschmuck und Grabdenkmalen ausgestalten Das erregte offentliches Interesse und die damalige Presse berichtete daruber wodurch in anderen amerikanischen Stadten ahnliche Anlagen erstellt wurden Daraus entwickelte sich eine Bewegung die rural cemetery movement Davon leitet sich der im Englischen ubliche Begriff cemetery Schlafraum fur Friedhof ab Organisation und Verwaltung BearbeitenVerwaltung und Betrieb von Friedhofen sind gesetzlich geregelt und daher in der uberwiegenden Zahl der Falle offentlich rechtlich organisiert Hierbei unterscheiden sich die Rahmenbedingungen nach Land oder Region Tragerinstitutionen und ortlichen Gegebenheiten Die Regulierung durch die Offentliche Hand geht bereits auf das Ende des Dreissigjahrigen Krieges zuruck als die Kirchen erstmals durch Staaten verpflichtet wurden die Tore ihrer Friedhofe fur Verstorbene anderer Konfessionen zu offnen Rechtlicher Rahmen Bearbeiten Im Friedhofsrecht werden Rechte Pflichten und Verbote uber Friedhofssatzungen geregelt Diese werden im Allgemeinen vom Friedhofstrager verfasst und von der Friedhofsverwaltung publiziert und uberwacht Friedhofssatzungen mussen sich am geltenden Friedhofs und Bestattungsrecht ausrichten das in Deutschland Landesrecht ist Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden ortlich ausgestaltet und konkretisiert Insbesondere regelt eine Friedhofssatzung die Offnungszeiten Verhaltensregeln gewerbliche Tatigkeiten Nutzungsrechte und Ruhefristen von Grabplatzen Umbettung Beisetzung und Trauerfeiern Eine Sargpflicht gibt es nur noch in Rheinland Pfalz und Sachsen 9 Sachsen Anhalt hat dazu einen Gesetzesentwurf angekundigt 10 In der Friedhofsgebuhrenordnung sind die Gebuhren fur von der Friedhofsverwaltung bereitgestellte Leistungen festgelegt Tragerschaft Bearbeiten Als Angelegenheit der ortlichen Gemeinschaft fallt das Bestattungswesen in die Zustandigkeit der Gemeinden Art 28 Abs 2 GG Nach den Bestattungsgesetzen der Bundeslander konnen Trager von Friedhofen nur juristische Personen des offentlichen Rechts sein Das sind in Deutschland die Gebietskorperschaften und die offentlich rechtlichen Religionsgesellschaften z B die Pfarreien und Kirchengemeinden grossen christlichen Kirchen und die israelitischen Kultusgemeinden 11 Da der Islam traditionell nicht so organisiert und verfasst ist wie die christlichen Kirchen oder die judische Gemeinschaft 12 ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat bislang die einzige muslimische offentlich rechtliche Religionsgesellschaft in Deutschland Der Friedhof wird in den meisten Fallen von der Kommune oder den Pfarreien und Kirchengemeinden getragen Daruber hinaus existieren insbesondere fur kulturell bedeutsame Friedhofe mit uberwiegendem Denkmalscharakter Trager in Form von Stiftungen und Vereinen Einer der wenigen deutschen Friedhofe in Tragerschaft eines Landkreises war zwischen 1951 und 2004 in Rudenhausen im heutigen bayerischen Landkreis Kitzingen zu finden Das Graberfeld wurde 1950 durch den Landkreis Gerolzhofen von den Grafen von Castell Rudenhausen erworben und bis 1971 belegt Im Jahr 1972 gelangte die Anlage im Zuge der Gemeindegebietsreform in Bayern an den Landkreis Kitzingen 2004 erfolgte der Ruckverkauf der Flache an die Grafen 13 Kommunale Friedhofe werden meist als stadtische Regiebetriebe gefuhrt sie haben im Unterschied zu betriebswirtschaftlich organisierten Betrieben keine eigene Rechtspersonlichkeit und keinen eigenen Haushalt jedoch hoheitliche Befugnisse Zustandig fur den Betrieb ist die Friedhofsverwaltung Sie kann in unterschiedlichen Bereichen der Kommunalverwaltung angesiedelt sein etwa beim Ordnungsamt dem Bauamt oder dem Grunflachenamt In einigen Fallen ist sie Bestandteil von kommunalen Eigenbetrieben etwa wenn die Friedhofsverwaltung in die Obhut der Stadtwerke ausgegliedert wurde Friedhofe unter kirchlicher Tragerschaft sind vorwiegend mit einem eigenen Haushalt ausgestattet und dazu angehalten sich selbst zu tragen Wie kommunale Friedhofe verfugen sie uber Einnahmen in Form von Friedhofsgebuhren In Deutschland konnen auf kirchlichen Friedhofen meist auch Menschen bestattet werden die keiner oder einer anderen Religions oder Weltanschauungsgemeinschaft als der des Tragers angehort haben wenn auch normalerweise nicht in Form einer kirchlichen Bestattung Das kann insbesondere dann von Bedeutung sein wenn in einer Gemeinde kein kommunaler Friedhof zur Verfugung steht Die gesetzlichen Bestimmungen variieren in dieser Hinsicht von Bundesland zu Bundesland Stand Juli 2022 In Bremen und Hamburg ist gesetzlich gewahrleistet dass es kommunale Friedhofe gibt 14 In Baden Wurttemberg Brandenburg Nordrhein Westfalen und Rheinland Pfalz mussen die Gemeinden gewahrleisten dass alle Einwohner in ihrer Gemeinde auch bestattet werden konnen aber sie konnen das auch dadurch dass sie sich von einem kirchlichen Trager vertraglich zusichern lassen dass auch Nichtmitglieder auf dem betreffenden Friedhof ein Grab bekommen konnen 15 In Bayern Hessen Mecklenburg Vorpommern Thuringen Sachsen und Schleswig Holstein schreibt das Gesetz vor dass Einwohner einer Gemeinde ohne kommunalen Friedhof auf einem kirchlichen Friedhof in dieser Gemeinde Aufnahme finden mussen 16 In Niedersachsen im Saarland und in Sachsen Anhalt besteht fur diesen Fall keine ausdruckliche gesetzliche Regelung 17 Neben den kirchlichen Friedhofen der evangelischen und katholischen Gemeinden unterliegen die judischen Friedhofe besonderen Anforderungen Insbesondere gibt es dort in Ubereinstimmung mit der Halacha keine begrenzte Ruhefrist Auch im Islam geniessen die Toten ein ewiges Ruherecht 18 Da die muslimischen Gemeinden jedoch in der Regel nicht offentlich rechtlich organisiert sind und keine eigenen Friedhofe betreiben konnen lassen sich viele Muslime nach ihrem Tod in ihre Heimatlander uberfuhren Einzelne Kommunen gewahren ihren muslimischen Einwohnern ein ewiges Ruherecht auf kommunalen Friedhofen 19 Als Trager von Soldatenfriedhofen ist in Deutschland der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge in Osterreich das Schwarze Kreuz etabliert Diese Vereine bestreiten ihre wirtschaftlichen Aktivitaten durch Mitgliedsbeitrage Spenden und offentliche Zuschusse nbsp Die Raumung eines Feldes wird angekundigt Bewirtschaftung Bearbeiten nbsp Leergebliebene GraberabteilungFriedhofstrager sind in der Situation Friedhofe wirtschaftlich fuhren zu mussen Hierbei konnen verschiedene Schwierigkeiten auftreten Ein Problem erwachst aus der Verlagerung von Erd zu Urnenbestattungen Es wird immer weniger Friedhofsflache benotigt vielerorts entstehen zusammenhangende Friedhofsuberhangflachen also Flachen auf denen die Grabstellen abgelaufen sind und aus denen fur den Friedhofstrager keine Einnahmen in Form von Nutzungsgebuhren mehr anfallen Diese Flachen mussen jedoch weiterhin vom Trager gepflegt werden um ein verwahrlostes Aussehen zu vermeiden In grossen Stadten besteht demgegenuber oft ein Mangel an geeigneten Flachen Bodenverhaltnisse und Umweltrisiken Bearbeiten Die Umweltschutzgesetze gelten auch fur Friedhofe Die Betreiber haben auf die entsprechenden Auflagen zu achten insbesondere was den Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser betrifft Durch die moderne Lebenskultur kann eine Belastung durch Schwermetalle entstehen Amalgam aus Zahnfullungen oder Herzschrittmacher konnen eine Ursache sein Risiken durch Antibiotika konnen kaum entstehen da die Leichen bei einer Erdbestattung sehr stark belastet sein mussten um das Grundwasser zu beeinflussen Verwesung wird wesentlich durch die Bodenverhaltnisse bestimmt Sie verlauft am schnellsten in trockenen gut durchlufteten Boden Sie wird durch niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit gebremst Wachsleichen entstehen in undurchlassigen Boden und bei hohem Grundwasserspiegel wodurch die Verwesung der Leichen stark behindert wird oder vollig zum Erliegen kommt In vielen Gebieten Deutschlands bestehen fur die Bestattung nach heutiger Praxis deutliche Problemboden da der Verwesungsprozess mehr Zeit in Anspruch nimmt als die ubliche Dauer der Ruhefrist Sonstiges BearbeitenAuf Inseln an Flussen oder Bergpassen existieren Friedhofe der Heimat oder Namenlosen auf denen unbekannte Opfer von Unglucken beigesetzt wurden Ein solcher Friedhof ist auf Neuwerk bereits 1319 geweiht worden Ein Tierfriedhof ist eine Anlage fur die Erdbestattung von Tieren Im ubertragenen Sinne werden spezielle Schrottplatze als Autofriedhof Flugzeugfriedhof Glockenfriedhof oder Schiffsfriedhof bezeichnet oder unubersichtliche Ansammlungen von Zahlen im Rechnungswesen als Zahlenfriedhof Scheinfriedhof benennt eine bewusst friedhofsahnlich gestaltete Gartenanlage Kirchpark nennt man einen umgewidmeten und zu einem Park gestalteten ehemaligen Kirchhof Literatur Bearbeitennach Autoren alphabetisch geordnet Thorsten Benkel Matthias Meitzler Gestatten Sie dass ich liegen bleibe Ungewohnliche Grabsteine Eine Reise uber die Friedhofe von heute Kiwi Koln 2014 ISBN 978 3 462 04608 3 Thorsten Benkel Matthias Meitzler Sinnbilder und Abschiedsgesten Soziale Elemente der Bestattungskultur Verlag Dr Kovac Hamburg 2013 ISBN 978 3 8300 6177 9 Thorsten Benkel Die Verwaltung des Todes Annaherungen an eine Soziologie des Friedhofs 2 Auflage Logos Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 8325 3126 3 Bund Heimat und Umwelt in Deutschland Hrsg Historische Friedhofe in Deutschland Bonn 2007 ISBN 978 3 925374 77 7 Norbert Fischer Vom Gottesacker zum Krematorium Eine Sozialgeschichte der Friedhofe in Deutschland seit dem 18 Jahrhundert Koln Weimar Wien 1996 Online Norbert Fischer Friedhof In Enzyklopadie der Neuzeit Band 4 Metzler Stuttgart 2006 Sp 48 51 Norbert Fischer La cultura europea de los cementerios Pasado y presente In Revista Murciana de Antropologia Band 26 2019 S 17 32 doi 10 6018 rmu 389911 deutsche Fassung verfugbar Daniela Friebel Stefan Gunther Jorg Leidig Unter jedem Grabstein eine Weltgeschichte Landesdenkmalamt Berlin Berlin 2010 Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Barbara Happe Christoph Engels Friedhof I im Christentum In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd X 2012 Sp 902 961 Horst Gunter Lange Die Feuerbestattung und ihr Einfluss auf die Friedhofsplanung dargestellt am Beispiel des Hamburger Friedhofs Ohlsdorf In Die Gartenkunst 8 1 1996 S 108 118 Uwe Schneider Anmerkungen zur Friedhofsreformbewegung Die gartenkunstlerische Diskussion um die neuzeitliche Friedhofsgestaltung vor dem Ersten Weltkrieg In Die Gartenkunst 12 2 2000 S 326 362 Reiner Sorries Friedhof II im Judentum In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd X 2012 Sp 961 980 Reiner Sorries Ruhe sanft Kulturgeschichte des Friedhofs Lizenzausgabe 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011 ISBN 978 3 534 24450 8 Thomas Struchholz Friedhof ein Ort mit Zukunft Friedhofsplanung in der Praxis Ein Lehrbuch Fachverlag des deutschen Bestattungsgewerbes Dusseldorf 2013 ISBN 978 3 936057 40 9 Zentralinstitut fur Sepulkralkultur Kassel Hrsg Grosses Lexikon der Bestattungs und Friedhofskultur Worterbuch zur Sepulkralkultur 5 Bande Thalacker Medien Braunschweig seit 2002 DNB 963152122 Zentralinstitut und Museum fur Sepulkralkultur Kassel Hrsg Raum fur Tote die Geschichte der Friedhofe von den Graberstrassen der Romerzeit bis zur anonymen Bestattung Thalacker Medien Braunschweig 2003 ISBN 3 87815 174 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikivoyage Friedhofe in Deutschland Reisefuhrer nbsp Commons Friedhofe Sammlung von Bildern nbsp Commons Friedhofsmauer Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Friedhof Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikiquote Friedhof Zitate Literatur von und uber Friedhof im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Karl Lehmann Die Hauser der Toten Das Grab und der Friedhof als Spiegel von Glaube und Kultur Festrede anlasslich der Friedhofskulturellen Tagung in Munchen 9 September 2005Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Bergmann Kleines sachsisches Worterbuch Bibliographisches Institut Leipzig 1989 Im Gesamtgebiet ausser der Lausitz aber veraltet Hinter der Karch ist der Gottsacker Wolfgang Pfeifer Etymologisches Worterbuch des Deutschen Munchen 1995 S 376 Deutsche Friedhofsgesellschaft Veranderte Kultur auf Friedhofen Augsburger Allgemeine Gemeinsam bestattet Haustier als Begleiter bis in den Tod Oktober 2015 Zahlenangaben zum Friedhof Moordeich in Stuhr Niedersachsen abgerufen am 18 August 2018 Klaus Dirschauer Die islamische Bestattung und die Brauche seiner Trauer In Mit Worten begraben Traueransprachen entwerfen und gestalten Donat Verlag Bremen 2012 S 101 112 Klaus Dirschauer Das judische Begrabnis und die Rituale der Trauer In Mit Worten begraben Traueransprachen entwerfen und gestalten Donat Verlag Bremen 2012 S 91 100 Auskunft der Friedhofsverwaltung von San Nicolo Kalabrien Eva Casper Muslime wehren sich gegen die Sargpflicht in Bayern Suddeutsche Zeitung 23 Dezember 2015 will die Sargpflicht lockern Religions und Weltanschauungsgemeinschaften mit offentlich rechtlichem Korperschaftsstatus Universitat Trier Institut fur europaisches Verfassungsrecht abgerufen am 22 Juli 2016 Stand der rechtlichen Gleichstellung des Islam in Deutschland Memento vom 22 Dezember 2014 im Internet Archive Antwort der Bundesregierung auf die Grosse Anfrage der Abgeordneten Josef Philip Winkler u a und der Fraktion BUNDNIS 90 Die Grunen BT Drucksache Nr 16 2085 vom 29 Juni 2006 Peter Koch Der ehemalige Landkreis Friedhof in Rudenhausen In Jahrbuch fur den Landkreis Kitzingen 2020 Im Bannkreis des Schwanbergs Roll Verlag Dettelbach 2020 ISBN 978 3 89754 553 3 S 241 243 Bremen 1 Abs 2 Gesetz uber das Friedhofs und Bestattungswesen Hamburg Die staatlichen Friedhofe sind im Gesetz aufgefuhrt und eine Schliessung nur durch Gesetz moglich 18 Abs 1 Bestattungsgesetz Baden Wurttemberg 1 Abs 1 Bestattungsgesetz Brandenburg 27 Abs 1 Bestattungsgesetz Nordrhein Westfalen 1 Abs 1 Bestattungsgesetz Rheinland Pfalz 2 Bestattungsgesetz Bayern Art 8 Abs 4 Bestattungsgesetz Hessen 3 Friedhofs und Bestattungsgesetz Mecklenburg Vorpommern 14 Bestattungsgesetz Thuringen 26 Abs 2 Bestattungsgesetz Sachsen 4 Abs 1 Bestattungsgesetz Schleswig Holstein 22 Bestattungsgesetz Siehe die Bestattungsgesetze von Niedersachsen des Saarlandes und von Sachsen Anhalt Peter Wilhelm Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen Weblog abgerufen am 20 Juli 2016 Reiner Burger Islamischer Friedhof in Wuppertal Mit Ewigkeitsrecht FAZ 17 August 2013Normdaten Sachbegriff GND 4018537 0 lobid OGND AKS LCCN sh85021756 NDL 00560906 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedhof amp oldid 237544912