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Unter Friedhofszwang wird eine Vorschrift verstanden die es verbietet die physischen Reste eines toten Menschen also den Sarg mit Leiche oder die Urne mit Asche an einem anderen Ort als auf einem zu diesem Zwecke gewidmeten Ort dem Friedhof aufzubewahren Der Anlass waren anfangs Uberlegungen zur Hygiene Im Falle der Feuerbestattung bietet die Seebestattung auf dem offenen Salzgewasser eine Alternative erganzt wird dieses durch den Einsatz der Asche zur freien Verfugung Inhaltsverzeichnis 1 Grundlage 2 Nationale Bestimmungen 2 1 Deutschland 2 1 1 Prinzip der Bestattung auf definierten Flachen 2 1 2 Geschichte 2 1 3 Lockerungen 2 2 Osterreich und Italien 2 3 Weitere Staaten 3 Kritik am Friedhofszwang fur die Asche Verstorbener 4 EinzelnachweiseGrundlage BearbeitenInsbesondere aus hygienischen Grunden wurde die in vielen Kulturen genutzte Erdbestattung auf besondere Flachen verwiesen Im Verbreitungsgebiet des Christentums wurden die Verstorbenen zunachst auf den Kirchhofen meist in der Nahe der Kirche der Gemeinde bestattet Mit zunehmender Bevolkerungsdichte wurden die benotigten Flachen knapp Das allgemeine Landrecht in Preussen von 1806 bestimmte dass die Bestattungsflachen ausserhalb der bewohnten Flachen der Stadte sind Auf Grund der ublichen Erdbestattung war die Bestattungspflicht und eine Sargpflicht verbunden Insbesondere wird durch den Friedhofszwang verboten dass die Asche zur freien Verfugung bei seinen Hinterbliebenen verbleibt Die Naturbestattung wird durch den Friedhofszwang nicht vollstandig ausgeschlossen ist aber an eine pietatsgenehmigte Flache zumeist ein spezielles Waldgebiet Bestattungswald als Begrabnisort gebunden Nationale Bestimmungen BearbeitenDeutschland Bearbeiten Prinzip der Bestattung auf definierten Flachen Bearbeiten In Deutschland regeln die Bestattungsgesetze der Lander wie mit den Verstorbenen zu verfahren ist Ein wichtiger Bestandteil ist der sogenannte Friedhofszwang Dieser schreibt vor dass eine Beerdigung ausserhalb eines Friedhofsgelandes nicht zulassig ist Ausnahmen bilden lediglich die Seebestattung und die Naturbestattung in einem Wald jedoch wird die Urne vom Bestatter an den Ort verbracht Nach deutschem Recht ist es den Angehorigen nicht moglich selbst uber die sterblichen Uberreste des Verstorbenen zu verfugen auch wenn diese es wunschen Friedhofszwang besteht in Deutschland fur die Erdbestattung und seit 1934 zwingend fur die Asche von Toten Geschichte Bearbeiten Der Friedhofszwang wurde in Preussen durch das preussische Allgemeine Landrecht festgeschrieben In Deutschland fand diese Vorschrift ihre Weiterschreibung im Gesetz uber die Feuerbestattung vom 15 Mai 1934 RGBl I S 380 In allen Bundeslandern besteht abgesehen von einigen Lockerungen nach wie vor die Begrenzung sterbliche Uberresten auf gewidmeten Friedhofsflachen beizusetzen Diese konnen kirchlichen oder anderen offentlich rechtlichen Tragern unterstellt sein auch bestimmte Waldflachen konnen gewidmet sein Zuwiderhandlungen ziehen rechtliche Folgen nach sich Eine direkte Mitnahme der Urne aus dem Krematorium ist nicht gestattet Weder ein Leichnam Erdbestattung noch die Kremationsasche Urnenbestattung durfen ausserhalb eines Friedhofs bestattet werden sondern sind in einem Grab beizusetzen Bislang gehen einige deutsche Bundesburger den Umweg uber Nachbarlander mit weniger restriktiver Gesetzgebung So wird nach einer Kremierung im Ausland die dortige Handhabung genutzt Dies ist jedoch im Falle der Ruckbringung der Ascheurne nach Deutschland unter Umgehung der Aufnahme in eine pietatsgewidmete Flache illegal und kann rechtliche Konsequenzen mit sich bringen Eine dieser Konsequenzen kann eine Zwangsbestattung sein deren Kosten sind von den Angehorigen zu tragen Lockerungen Bearbeiten Es wird bereits seit einigen Jahren uber eine mogliche Lockerung des Friedhofszwangs diskutiert Es gibt eine zunehmende Zahl von Befurwortern Bestimmte Formen der Alternativbestattungen wie Felsbestattung oder Almwiesenbestattung sind nur in der Schweiz legal Unter dem Eindruck dieser Debatten und angesichts der Tatsache dass es inzwischen einen Friedhofszwang nur noch in wenigen Staaten gibt werden immer wieder Vorschlage fur eine Lockerung gemacht In Nordrhein Westfalen im Saarland und in Baden Wurttemberg wurden bereits neue teils flexiblere Bestattungsgesetze erlassen Das Land Berlin lockerte mit dem Gesetz zur Regelung von Partizipation und Integration in Berlin die Sargpflicht Die ausserhalb christlicher Religionen z T ubliche sarglose Bestattung wird durch die neue Regelung erlaubt und ist an keine bestimmte Religion gebunden Voraussetzung ist jedoch ein ausgewiesenes Grabfeld fur die sarglose Bestattung auf dem Friedhof Die Entscheidung uber die Ausweisung entsprechender Grabfelder liegt in der Zustandigkeit der jeweiligen Friedhofstrager 18 des Berliner Bestattungsgesetzes soll dahingehend geandert werden abweichend von der Pflicht in einem Sarg zu bestatten konnen Leichen aus religiosen Grunden auf vom Friedhofstrager bestimmten Grabfeldern in einem Leichentuch ohne Sarg erdbestattet werden 1 Am 22 Oktober 2014 beschloss das Land Bremen eine Lockerung dieser Vorschrift seit 1 Januar 2015 darf die Asche von Verstorbenen auf Privatgrundstucken und festgelegten offentlichen Flachen des Landes verstreut werden Eine vollige Abschaffung des Friedhofszwangs ist durch diese Regelung nicht erfolgt Damit wurde das Bestattungsrecht durch eine rot grune Landesregierung erstmals liberalisiert 2 Allerdings muss dafur die Erklarung des Verstorbenen vorliegen 3 und die Windrichtung und starke ist zu beachten damit nicht Nachbargrundstucke in Mitleidenschaft gezogen werden Auch muss der Grundstuckseigentumer dem Verstreuen der Asche zustimmen Osterreich und Italien Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst In Osterreich und in Italien besteht die Vorschrift Bestattungen auf bestimmten Flachen durchzufuhren In den osterreichischen Landern Salzburg und Vorarlberg gibt es Diskussionen uber eine Lockerung dieses Zwangs Weitere Staaten Bearbeiten In vielen europaischen Staaten so in den Niederlanden der Schweiz und Tschechien ist der Friedhofszwang regional oder landesweit zumindest fur die Asche nach einer Feuerbestattung aufgehoben Stattdessen gilt der Grundsatz der Asche zur freien Verfugung So kann nach der Feuerbestattung die Asche von Toten zu Hause aufbewahrt oder an beliebigen Orten beigesetzt oder verstreut werden Die grundlegende Uberlegung besteht hierfur darin dass die eigentliche Bestattung mit der Entwidmung des Toten bereits im Krematorium durch Feuer erfolgt ist Ausserhalb Europas ist die Aufbewahrung im eigenen Haus oder Grundstuck durchaus ublich dennoch gibt es auch dort definierte Friedhofsflachen Kritik am Friedhofszwang fur die Asche Verstorbener BearbeitenKritiker des durchgangigen Friedhofszwangs sehen einen unzulassigen Eingriff des Staates in das private Verhaltnis zwischen Hinterbliebenen und Toten Der Friedhofszwang verletze mithin Art 2 des Grundgesetzes sowie Art 8 der Europaischen Menschenrechtskonvention Diese Rechte gewahren die freie Entfaltung der Personlichkeit und verlangen die Achtung des Privat und Familienlebens Zwar schrankt eine gesetzliche Grundlage die Freiheitsrechte der Burger ein diese musse aber durch den Schutz hoherer oder zumindest gleichwertiger Rechtsguter begrundbar sein Gelten fur Erdbestattungen Rechte des Gesundheitsschutzes so geht von Asche jedoch keinerlei Gefahr aus 4 Der Begriff der Totenruhe sei ein abstrakter Begriff der seinen Sinn verliert sobald der Verstorbene etwas anderes verfugt hat Bei Organspendern Plastinationen Obduktionen Exponaten fur die medizinische und chirurgische Lehre sowie nach Ablauf der Grabliegezeiten ist die Totenruhe ohnehin schon widerspruchlich ausgelegt Insbesondere wenn mit islamischen oder judischen Gebrauchen verglichen wird die eine ewige Ruhepflicht kennen Nach neuester obergerichtlicher Rechtsprechung begrundet die Totenruhe ungeachtet ihres Menschenwurdebezugs kein absolutes unabanderliches Verbot jeglicher Storung sie muss sowohl mit dem Willen des Verstorbenen in Einklang gebracht als auch mit eventuell gegenlaufigen Rechtsgutern oder rechtlich schutzenswerten Belangen abgewogen werden und kann daher im Einzelfall hinter diesen zurucktreten 5 Schon 1974 hatte das Bundesverwaltungsgericht eingeraumt die Zulassung von Ausnahmen von dem gesetzlich festgelegten grundsatzlichen Friedhofszwang auch fur Feuerbestattungen konne aus Glaubens Gewissens oder Bekenntnisgrunden nach Art 4 GG geboten sein 6 Befurworter wie die christlichen Kirchen und Bestatterverbande halten dagegen dass die Zuganglichkeit zur Asche gesetzlich geschutzt sein musse notfalls gegen einen erklarten Willen des Verstorbenen um jedermann einen personlichen Abschied zu ermoglichen Ausserdem konne die Totenruhe nur auf einem zugelassenen Friedhof oder Beisetzungsfeld gewahrt sein 7 Einzelnachweise Bearbeiten Gesetz zur Regelung von Partizipation und Integration in Berlin PDF Anderung des Bestattungsgesetzes Land Berlin 28 Dezember 2010 S 10 abgerufen am 25 Mai 2018 10a Asche Verstorbener darf in den Garten vom 20 Oktober 2014 Gesetz uber das Friedhofs und Bestattungswesen in der Freien Hansestadt Bremen Stand 15 12 2015 Brem GBl S 607 Freie Hansestadt Bremen 29 Oktober 1990 abgerufen am 22 Mai 2018 4 Friedhofszwang Bestattungsformen Ausnahmen Jorg Dammann Omas Urne in den Schrank Kritik am Gesetzentwurf zum Friedhofszwang Kreiszeitung Wochenblatt 8 September 2017 VGH Munchen Urteil vom 31 Januar 2018 4 N 17 1197 Rdnr 22 BVerwG Urteil vom 26 Juni 1974 VII C 36 72 Carolin Gissibl Der verstorbene Gatte ist jetzt ein Rohdiamant sueddeutsche de abgerufen am 18 April 2019Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedhofszwang amp oldid 237387312