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Die evangelische Stadtkirche St Jakobi auch Jakobikirche gehort zu den altesten erhaltenen Sakralbauten der sachsischen Stadt Chemnitz und befindet sich in unmittelbarer Nahe zum Alten und Neuen Rathaus Ansicht der Jakobikirche von Nordosten Fruhjahr 2007 Langhaus der Jakobikirche von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Romanischer Vorgangerbau 1 2 Chorneubau im 13 Jahrhundert 1 3 Neubau des Langhauses als gotische Hallenkirche 1 4 Nutzung des Hohen Turmes als Glockenturm 1 5 Errichtung des Hallenumgangschores 1 6 Umbauten und Veranderungen vom 16 bis zum 18 Jahrhundert 1 7 Umgestaltung im Sinne des Historismus 1 8 Uberformung im Jugendstil 1 9 Zerstorung 1945 und Wiederaufbau bis 1974 1 10 Wiederherstellung seit 1997 2 Innenausstattung 2 1 Altar 2 2 Kanzel 2 3 Taufe 2 4 Glocken 3 Nutzung 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksBaugeschichte BearbeitenRomanischer Vorgangerbau Bearbeiten Das heutige Kirchengebaude hatte einen romanischen Vorgangerbau dessen Fundamente bei Grabungsarbeiten zwischen 1953 und 1959 nachgewiesen werden konnten Es handelte sich um einen rechteckigen Saal von 19 65 Metern Lange bei einer Breite von 11 60 Metern Daran schloss sich im Osten ein quadratischer Chor mit einer Seitenlange von 7 90 Metern an Eine Apsis bildete den ostlichen Abschluss des Bauwerks wahrend im Westen ein machtiger Turmriegel mit einer Breite von 16 Metern bestand Diese Bauform findet sich bei mehreren Dorfkirchen des 12 und 13 Jahrhunderts im nordwestsachsischen Raum beispielsweise in Pomssen und Klinga Neben den Fundamenten wurden eine grosse Zahl von Formsteinen z B umfangreiche Reste eines Rundbogenfrieses gefunden Stilistisch ergibt sich dadurch eine Abhangigkeit von der Augustinerchorherren Stiftskirche in Wechselburg deren Hutte zwischen 1170 und 1220 einen eminenten Einfluss auf das sakrale Baugeschehen Mittelsachsens ausubte Chorneubau im 13 Jahrhundert Bearbeiten Wohl um 1230 1250 erfuhr die romanische Saalkirche eine bedeutende Veranderung Das Chorquadrat samt Apsis wurde beseitigt und stattdessen ein hochgotischer Rechteckchor angefugt Er erstreckte sich uber eine Lange von vier Jochen Ein System von Strebepfeilern und Diensten deutet darauf hin dass der Raum gewolbt war oder zumindest eine Einwolbung vorgesehen war An der Nordseite konnten zwei Anbauten nachgewiesen werden von denen einer als Sakristei der andere vielleicht als Karner benutzt wurde Neubau des Langhauses als gotische Hallenkirche Bearbeiten nbsp Sudliches Seitenschiff nach OstenVermutlich gab ein fur 1333 bezeugter Stadtbrand den Anlass fur einen volligen Neubau des Langhauses Die Einzelformen des Baus erlauben eine Datierung in die Zeit zwischen 1350 und 1365 An Stelle des bisherigen Saales entstand eine dreischiffige Hallenkirche mit einer Ausdehnung von funf Jochen Um ausreichend Platz zu gewinnen brach man den romanischen Turm ab und erweiterte das Gebaude nach Westen hin Wahrend die neuen Seitenschiffe in polygonal gebrochenen Apsiden enden behielt man den erst ein knappes Jahrhundert alten fruhgotischen Rechteckchor bei Der Kirchenraum wurde durchgehend eingewolbt die Kreuzrippengewolbe ruhten auf Achteckpfeilern uber quadratischen Sockeln In einem weiteren Bauabschnitt im ausgehenden 14 Jahrhundert erfuhr das westliche Langhausjoch eine eingreifende Veranderung Durch Einziehen eines Gewolbes unterteilte man es zweigeschossig wobei der obere Raum als Empore der untere dagegen als offene Vorhalle Paradies eingerichtet wurde Hierzu offnete man die Wandflachen zwischen den Strebepfeilern an West Nord und Sudseite durch steile Spitzbogen Nutzung des Hohen Turmes als Glockenturm Bearbeiten Zur Unterbringung des Gelautes wurde nach Abbruch des romanischen Westturmes der wenige Meter sudlich neben der Kirche stehende zum damaligen Zeitpunkt wohl ungenutzte Hohe Turm bestimmt Er erfuhr deshalb nach 1335 eine Aufstockung durch ein Glockengeschoss mit spitzbogigen Schallfenstern Bis heute dient der Hohe Turm der Jakobikirche als Glockenturm Er fuhrt daher auch die Bezeichnung Jakobikirchturm Errichtung des Hallenumgangschores Bearbeiten nbsp Gewolbe im Chorumgang nbsp Blick in den nordlichen ChorumgangDen Abschluss der mittelalterlichen Bautatigkeit an St Jakobi bildete die Anfugung des grossartigen Chores zwischen 1405 und 1412 Zunachst brach man den fruhgotischen Saalchor mit Ausnahme des inzwischen zum Langhaus gehorigen westlichen Joches zwischen den Nebenapsiden ab Anschliessend erfolgte ein Neubau uber wesentlich erweitertem Grundriss Das in einem 5 8 Polygon endende Presbyterium wird von Seitenschiffen begleitet die um den Binnenchor als Umgang herumgefuhrt sind Eine ahnliche Losung war zuvor beim Neubau des Ostchores von St Sebald in Nurnberg zur Anwendung gekommen In Chemnitz folgte man dem dortigen Prinzip bei dem quadratische und dreieckige Joche alternieren Somit ergibt sich fur den Chorumgang das Bild eines uber neun Seiten eines Sechzehnecks konstruierten Abschlusses Im Gegensatz zu Nurnberg erfolgte die Einwolbung des Chormittelschiffes nicht mittels eines Kreuzrippen sondern durch ein Netzgewolbe wie es wenige Jahrzehnte zuvor in Bohmen eingefuhrt worden war Von dort ist wahrscheinlich auch die Gliederung der inneren Wandflachen durch einen umlaufenden Masswerkfries inspiriert Der Aussenbau folgt dem Schema einer reichen Chorfassade wie sie seit dem ausgehenden 14 Jahrhundert in Mitteldeutschland ublich wurden beispielsweise Moritzkirche Halle Schlosskirche Altenburg Nikolaikirche Zerbst Marienkirche Bernburg Die Strebepfeiler sind mit reichem Blendmasswerk uberzogen das mit dem allerdings vollig erneuerten Masswerk in den schlanken Fenstern korrespondiert Parallel zum Chor entstand auch die Sakristei an der Nordseite ein rechteckiger Raum der von einem steilen Kreuzrippengewolbe uberspannt wird Chemnitzer Burgersinn sorgte im Laufe der Jahrhunderte fur eine reiche Innenausstattung des neuen Chores zu der unter anderem ein monumentaler Hochaltar um 1500 sowie das beruhmte Heilige Grab zwischen 1490 und 1525 gehorten das sich heute im Schlossbergmuseum befindet Umbauten und Veranderungen vom 16 bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Mit der Einfuhrung der Reformation in Chemnitz im Jahr 1539 ergaben sich auch Veranderungen im Inneren der Stadtkirche Der Raum wurde durch den Abbruch des Lettners sowie der meisten Nebenaltare den Anforderungen des lutherischen Gottesdienstes angepasst Es entstand eine neue Kanzel und die Seitenschiffe wurden angeblich seit 1555 mit holzernen Emporen versehen Im Chor kam eine neue Orgel zur Aufstellung Einen schweren Einschnitt stellt das Jahr 1617 dar als ein Stadtbrand auch die Kirche den Glockenturm sowie das Rathaus ergriff Der Dachstuhl von St Jakobi verbrannte und absturzende Turmteile zerschlugen das westliche Mittelschiffsgewolbe Das Innere blieb jedoch weitgehend von den Flammen verschont Eine malermassige Instandsetzung bei der die Wande eine weisse die Pfeiler dagegen eine aschgraue Abfarbung erhielten fand 1667 statt An Stelle der bisherigen Emporen in den Seitenschiffen kam seit 1717 eine neue zweigeschossige Emporenanlage zur Ausfuhrung der Chor fullte sich dagegen mit verschiedenen verglasten Betstubchen und Logen An die Nord und Sudseite des Langhauses fugte man zweigeschossige Anbauten an die ebenfalls der Aufnahme von Betstubchen dienten Auch die Ausstattung unterlag standigen Veranderungen So fiel 1746 einem erneuten Brand des Glockenturms das Gelaut zum Opfer Es wurde bis 1749 durch Johann Gottfried Weinhold Dresden ersetzt Die Geschichte der Orgeln an St Jakobi ist in jener Zeit eine Kette von standigen Reparaturen und Neubauten Bereits um 1560 erhielt die Kirche eine neue Orgel durch Gabriel Raphael Rodensteen Sie wurde 1677 durch ein barockes Instrument von Georg Lorenz Leube Zwickau abgelost Nach knapp hundertjahrigem Gebrauch machte sich zwischen 1762 und 1765 erneut ein Neubau notig Damals erhielt die Kirche ein hervorragendes Orgelwerk des Geraer Meisters Christian Ernst Friederici Es verfugte uber 43 Register und gehorte damit zu den grossten Orgeln Sachsens nbsp St Jacobskirche 1839Ein schwerer Verlust trat im Jahr 1792 ein als der gewaltige spatgotische Hochaltar abgebrochen und bis auf wenige Reste vernichtet wurde An seiner Stelle kam ein neuer Altar im klassizistischen Geschmack zur Ausfuhrung Er wies zwei Gemalde von Adam Friedrich Oeser auf die bis heute erhalten sind die Auferstehung Christi sowie zwei Engel mit den Abendmahlselementen Von der Hand Oesers ruhren auch zwei weitere Gemalde mit Darstellungen von Moses und Christus her Sie zierten einst die Beichtstuhle im Chor Die zuletzt genannten Veranderungen wurden durch eine Stiftung des Chemnitzer Ratsherren Johann Georg Treffurth finanziert Umgestaltung im Sinne des Historismus Bearbeiten Nachdem man bereits 1848 den Innenraum von allen spateren Zutaten u a den Betstubchen sowie dem klassizistischen Altar bereinigt und mit neuen Einbauten im gotischen Stil Kanzel Emporen versehen hatte erfolgte zwischen 1875 und 1879 eine umfassende Neugestaltung des Ausseren Nach Planen des Baurats Conrad Wilhelm Hase Hannover und unter Leitung von Hugo Altendorff Leipzig hullte man das Gebaude in eine reiche neugotische Architekturkulisse ein Zuvor wurden die letzten nachmittelalterlichen Bauteile darunter der barocke Dachreiter entfernt Nach dem Vorbild franzosischer Kathedralen uberhaufte man die Westfassade mit Wimpergen Fialen sowie einer grossen Rosette die fehlende Giebelspitze uber dem Mittelschiff wurde erganzt und eine steigende Masswerkbalustrade aufgesetzt Die vier Strebepfeiler versah man mit Standbildern der Apostel Petrus Paulus Andreas und Johannes Der Verbleib des mittelalterlichen Figurenschmucks der Fassade ist ungeklart Die Langhausfassaden erhielten Strebepfeileraufsatze in Form von Fialen sowie eine Masswerkbalustrade unterhalb des Dachansatzes Am Chor wurde das verwitterte Blendmasswerk der Strebepfeiler vollig erneuert wobei man sich im Wesentlichen an die uberlieferten Formen hielt Allerdings kam statt des bisherigen Porphyrtuffs nunmehr Sandstein zum Einsatz der auch bei den ubrigen neu hinzugefugten Bauteilen Verwendung fand Das Dach erhielt eine Schieferdeckung mit reicher ornamentaler Verzierung sowie einen neuen Dachreiter mit steilem Helm Die zunachst vorgesehene Regotisierung des Glockenturms unterblieb glucklicherweise Der Innenraum blieb weitgehend unverandert allerdings erhielt der seit 1848 ohne Aufsatz stehende Hochaltar ein neues hochragendes Retabel in gotischen Formen Entwurf H Altendorff Auf der Westempore kam 1885 eine neue Orgel des Weissenfelser Orgelbauers Friedrich Ladegast zur Aufstellung Das reich verzierte neugotische Gehause barg ein grosses Werk von 62 klingenden Stimmen Schliesslich wurden die mittleren Chorfenster mit Glasmalereien aus der Werkstatt von Carl Ludwig Turcke Zittau ausgestattet Uberformung im Jugendstil Bearbeiten nbsp Westfassade der Jakobikirche Fruhjahr 2007 Die neugotische Aussenarchitektur litt schon wenige Jahre nach ihrer Vollendung unter zunehmenden Bauschaden was zum Absturz zahlreicher Werksteine der Westfassade und schliesslich 1903 zum Abbau des Dachreiters fuhrte Eine Instandsetzung kam nicht in Frage Zum einen scheute man den damit verbundenen grossen Kostenaufwand andererseits empfand man besonders im Angesicht des soeben entstehenden neuen Rathausbaus die neugotische Fassadendekoration an St Jakobi als schwache Leistung Die Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmaler sprach sich bereits 1909 fur eine vollstandige Neugestaltung nach Planen der Architekten Schilling amp Graebner Dresden aus Dabei sollte die Gestalt der Westfassade vor dem Umbau von 1879 wieder starker herausgearbeitet werden jedoch eine eigenstandige kunstlerische Durchbildung im Geist der Zeit erfahren Zur Schaffung zusatzlicher Raume war weiterhin die Aufstockung der Sakristei um zwei Geschosse vorgesehen Zudem plante man den Anbau einer Brauthalle an der Nordseite sowie die Schaffung eines neuen Dachreiters Diese Vorhaben kamen allerdings nicht zur Durchfuhrung Im Juli 1911 begannen die Arbeiten sie fanden im September 1912 ihren Abschluss Damals erhielt die Kirche im Wesentlichen ihre heutige aussere Gestalt Die Westfassade wurde mit vier neuen Standbildern versehen die unter dem Gedanken Bete und arbeite stehen Gelehrter Arbeiter Mutter mit Kind sowie Kaufmann Die bisherigen Apostelfiguren versetzte man an die Ostseite der Kirche Der Mittelteil der Fassade erhielt eine Gliederung durch vier Spitzbogenfenster uber denen sich Reliefs mit den Symbolen der Evangelisten befanden zerstort Daruber erhebt sich eine machtige Christusgestalt Den Abschluss bildet eine Gruppe von funf musizierenden Engeln Uber der mittleren Spitzbogenarkade wurde das Chemnitzer Stadtwappen mit dem Brustbild des Apostels Jakobus angebracht Der nordliche Anbau wurde aufgestockt und ebenfalls mit kunstlerischem Schmuck versehen Zwei Reliefs zeigen einen Jungling mit Harfe sowie eine Frau mit Wasserkrug Am Obergeschoss brachte man ein Bildnis Martin Luthers an Die Sakristei erfuhr eine Erweiterung nach Osten ausserdem wurde ein neuer Eingangsbau hinzugefugt Der Innenraum blieb im Wesentlichen unverandert erwahnenswert sind jedoch die Aufstellung einer neuen Kanzel sowie der Einbau eines grossen Orgelwerks der Dresdner Firma Gebr Jehmlich mit 82 klingenden Stimmen Die Verglasung der Chorfenster wurde ebenfalls vollstandig erneuert Zerstorung 1945 und Wiederaufbau bis 1974 Bearbeiten nbsp Modell der zerstorten JakobikircheDie Chemnitzer Innenstadt wurde bei den schweren Luftangriffen vom 5 Marz 1945 weitgehend zerstort Der holzerne Dachstuhl der Jakobikirche verbrannte ebenso wie der innere Ausbau mit Emporen und Gestuhl Das Mauerwerk der Kirche Pfeiler Gewolbe blieb zunachst erhalten Im August 1945 brach das Gewolbe des Langhauses mit Ausnahme der Nebenapsiden zusammen Der Jakobikirchturm sturzte im Februar 1946 nach Suden in die Ruine des Alten Rathauses Nach Kriegsende zahlte die Jakobikirche zu den am schwersten zerstorten Bauten der sachsischen Landeskirche Durch Errichtung eines Notdachs konnte der Hallenchor vor dem Einsturz bewahrt werden Mittels einer einfachen Ziegelwand wurde er gegen das Trummerfeld des fast vollig zerstorten Kirchenschiffs abgeschlossen Ab Palmsonntag 1949 konnte der Hallenchor wieder fur Gottesdienste benutzt werden nbsp Eingangsportal der Stadtkirche St Jakobi 1952 Bis 1950 wurde der zerstorte Jakobikirchturm als Teil des alten Rathauses bis zur Glockenstube wieder aufgefuhrt Eine Plattform bildete den provisorischen Abschluss des Bauwerks in 32 m Hohe Die vom Glockenfriedhof in Hamburg Veddel wieder nach Chemnitz verbrachte grosse Glocke von St Jakobi konnte in dem neuen Glockenstuhl aufgehangt werden Bis 1958 wurden die Reste des zerstorten Langhauses von 700 Kubikmeter Trummern befreit und die Umfassungsmauern vor weiterem Verfall gesichert Zwischen 1959 und 1961 wurde ein neues Dach in der ursprunglichen Gestalt uber Schiff und Chor aufgesetzt Anstelle von Holz kamen dafur allerdings Stahlbinder zum Einsatz Gleichzeitig wurde ein Dachreiter errichtet dessen Form sich zwar an dem barocken 1879 abgebrochenen Vorganger orientiert aber bedeutend hoher ausfiel Das Gebaude wurde bis 1967 mit neuen Fenstern versehen und die Westfassade instand gesetzt Damit war der aussere Wiederaufbau im Wesentlichen vollendet Planung und Leitung lagen in den Handen des Architekten und Kirchbaupflegers Dr Georg Laudeley 1901 1978 Fur den Innenraum war zunachst eine Losung mit Stahlstutzen und flach gewolbter Decke bzw einer Kassettendecke vorgesehen Eine variable glaserne Trennwand sollte zwischen Schiff und Chor eingebaut werden Eine Rekonstruktion der gotischen Halle mit Gewolben erschien aus Materialmangel undurchfuhrbar Dies wurde jedoch durch das damalige Institut fur Denkmalpflege Arbeitsstelle Dresden konsequent eingefordert Das Problem loste man durch einen Kompromiss Die Pfeiler und Arkadenbogen wurden originalgetreu wieder aufgebaut auf die Gewolbe wurde jedoch zu Gunsten einer Flachdecke verzichtet Mit Unterbrechungen konnten die genannten Arbeiten bis 1974 ausgefuhrt werden In diesem Jahr verfugte die sachsische Landeskirche einen Baustopp fur St Jakobi da die Mittel zu Gunsten anderer vom Verfall bedrohter Kirchenbauten eingesetzt werden sollten In dem damals hinterlassenen Zustand prasentierte sich der inzwischen als Lager fur Baumaterial genutzte Raum der alten Stadtkirche bis 1994 Ohne Fussboden und Verputz nach oben hin durch eine einfache Bretterdecke abgedeckt gegen den Chor durch die provisorische Trennwand von 1947 abgeschlossen Wiederherstellung seit 1997 Bearbeiten nbsp Blick in das Mittelschiff nach OstenNach 1990 beraumte man das Langhaus und nutzte es ab 1994 fur Ausstellungen Gottesdienste und Konzerte Parallel dazu wurde ein Forderverein gegrundet dessen Ziel eine Wiederherstellung des Raumes unter Verzicht auf die Gewolbe war nbsp Kreuzrippengewolbe Ausfuhrung in RabitztechnikZwischen 1997 und 1999 wurden u a das Dach neu gedeckt die Strebepfeiler des Chores Fenstermasswerke sowie die Westfassade restauriert und die Umfassungsmauern mit neuem Putz versehen Die Fenster erfuhren durchgehend eine Neuverglasung Seit 2004 liefen schliesslich die Arbeiten zum endgultigen Wiederaufbau des Kirchenschiffes Hierbei konkurrierten im Wesentlichen zwei Vorstellungen Die Belassung des bisherigen Zustandes also mit Flachdecke oder die Rekonstruktion der raumbestimmenden Kreuzrippengewolbe Die Einsicht dass eine gotische Hallenkirche eines entsprechenden oberen Raumabschlusses bedarf fuhrte nach langwierigen Uberlegungen schliesslich zum Beschluss die Gewolbe wieder einzubauen Im Unterschied zum Original wurde eine Ausfuhrung in Rabitztechnik gewahlt Damit wurde der ursprungliche Eindruck des Kirchenschiffes wiederhergestellt Als Ersatz fur die verlorengegangenen Schlusssteine kamen im Mittelschiff Neuschopfungen zum Einsatz welche die Symbole der vier Evangelisten in moderner Formensprache zeigen Die erhalten gebliebenen Schlusssteine der beiden Seitenapsiden sowie des Vorchorjoches wurden restauriert und erhielten ihre intensive gotische Farbigkeit zuruck Der seit langem geplante Austausch der provisorischen Ziegelwand durch eine glaserne Trennwand ermoglicht seit 2004 wieder das Erlebnis des gesamten Kirchenraumes Schiff und Hallenchor sind auf diese Weise wieder optisch vereinigt konnen jedoch auch separat genutzt werden Fur die Glaswand wurden ebenso wie fur die ubrigen erforderlichen Einbauten Treppenaufgang zur Westempore einschliesslich Verkleidung Empore in der Nordapsis sowie Windfang am Hauptportal bewusst moderne Formen gewahlt Das Gleiche gilt auch von den Beleuchtungskorpern Der Fussboden erhielt einen Belag aus keramischen Platten Mit einem Festgottesdienst wurde das wiederhergestellte Kirchenschiff am 19 Juli 2009 wieder seiner Bestimmung ubergeben Bei Restaurierungsarbeiten im sudwestlichen Seitenschiffsjoch wurden 2012 nach Abnahme einer Ziegelverblendung bislang unbekannte Fragmente von Blendmasswerk samt der zugehorigen Bemalung vorgefunden Diese wurden 1557 beim Einbau einer doppelgeschossigen Empore uberdeckt und blieben derart konserviert erhalten Der stark verbrauchte Chorraum wird in mehreren Bauabschnitten uber einige Jahre hinweg restauriert Nach Abschluss der Arbeiten soll er sich wieder als architektonischer Hohepunkt des gesamten Raumbildes prasentieren Ausserdem ist im Kirchenschiff die Aufstellung einer dem Raum entsprechenden Hauptorgel geplant Sie soll ihren Standort wie ihre Vorgangerinnen auf der Westempore finden Erst nach Vollendung der genannten Arbeiten kann der Wiederaufbau der Stadtkirche St Jakobi endgultig als abgeschlossen betrachtet werden Innenausstattung BearbeitenAltar Bearbeiten nbsp Flugelaltar von P Breuer und H HesseDie Jakobikirche verfugt uber einen spatgotischen Flugelaltar dessen geschnitzte Teile um 1504 von Peter Breuer geschaffen wurden Die Gemalde der Flugel stammen von Hans Hesse wobei die Ruckseiten im fruhen 17 Jahrhundert ubermalt wurden Im Mittelschrein erblickt man eine Kreuzigungsgruppe mit Christus Maria Maria Magdalena und Johannes Drei Engel die das Blut aus den Wundmalen Christi in Kelchen auffingen sind nicht erhalten Auf den z T stark beschadigten Flugeln sieht man im geoffneten Zustand Darstellungen mannlicher und weiblicher Heiliger sowie Stifterfiguren Im geschlossenen Zustand sind die Anbetung der Weisen sowie die Flucht nach Agypten dargestellt Ursprunglich war der Altar fur die Chemnitzer Johanniskirche geschaffen worden Seit dem 18 Jahrhundert wurde er dort nicht mehr benutzt zerlegt und an verschiedenen Stellen aufbewahrt Mittelschrein Predella und Gesprenge gingen verloren 1969 70 wurden die noch vorhandenen Teile wieder zusammengefuhrt Schrein und Predella neu gefertigt Ostern 1970 konnte das Kunstwerk in St Jakobi wieder in Dienst genommen werden Kanzel Bearbeiten Die gegenwartig vorhandene Renaissancekanzel wurde 1612 fur die bei Dresden gelegene Leubener Dorfkirche geschaffen Nach deren Abbruch 1905 wurde sie eingelagert und 1949 der Chemnitzer Jakobigemeinde fur den wieder aufgebauten Chorraum uberlassen Leider gelangte das Werk nur unvollstandig nach Chemnitz Sowohl Saule als auch Schalldeckel verblieben in Dresden und sind heute verschollen Fur den grossen gotischen Kirchenraum ist die auf dorfliche Verhaltnisse bemessene Kanzel deutlich zu klein Der schlichte polygonale Kanzelkorb ist mit hochrechteckigen Schriftfeldern versehen auf denen Verse aus dem Alten und Neuen Testament angebracht sind Sie beziehen sich auf den Kreuzestod Christi Das Gemalde an der Stirnseite zeigt den Gekreuzigten umgeben von den vier Evangelisten Es entstammt der Hand des Andreas Goding Taufe Bearbeiten Der Taufstein gelangte gemeinsam mit der Kanzel im Jahre 1949 durch Vermittlung des Landesamtes fur Denkmalpflege nach Chemnitz Zuvor befand er sich in Dresdner Museumsbesitz Sein ursprunglicher Bestimmungsort ist nicht nachweisbar Das sicher fur eine Dorfkirche des Dresdner Raumes gefertigte Werk entstammt der Zeit um 1600 Der kelchformige Stein ist reich mit floralen Ornamenten geziert Am Fusse befinden sich zwei Schlangen als Symbole der in der Taufe uberwundenen Sunde An der Kuppa finden sich szenische Darstellungen der Taufe Christi sowie der Kindersegnung Ursprunglich war das Werk farbig gefasst Davon sind jedoch nur noch Reste nachweisbar ebenso vom ehemals vorhandenen Deckel Glocken Bearbeiten nbsp Grosse Weinhold Glocke von 1749Das Gelaut von St Jakobi besteht aus vier Glocken der grossen Glocke auf den Hohen Turm sowie drei kleineren im Dachreiter Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Schlagton1 Sonntagsglocke 1749 Johann Gottfried Weinhold Dresden b 1 162 Gebetsglocke 1966 Franz Schilling amp S Apolda g 5 163 Trauglocke 1966 Franz Schilling amp S Apolda b 8 164 Taufglocke 1966 Franz Schilling amp S Apolda c 5 16Im Jahre 1749 goss Johann Gottfried Weinhold in Dresden fur die Jakobikirche ihre bislang grosste Glocke Sie entging als einzige den Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges und kehrte unversehrt nach Chemnitz zuruck Im Zuge des Wiederaufbaus konnte sie wieder montiert werden Sie tragt folgende Inschriften Schulter umlaufend GOSS MICH JOHANN GOTTFRIED WEINHOLD IN DRESDEN Flanke unter dem Gottesnamen als Tetragramm folgende Inschrift QVATVOR CAMPANIS FVLMINE D XVI MAII MDCCXXXXVI ACCENSA TVRRI CONSVMTIS NOVAE ANNO MDCCXXXX VIIII RESTITVTAE CHEMNITIO gross PERPETVAM FELICITATEM SONENTSeit Marz 1966 lauten im neu errichteten Dachreiter drei Glocken der Apoldaer Glockengiesserei Schilling Die Glocken tragen um die Schulter herum folgende Inschriften in modernen Majuskeln Gebetsglocke SELIG SIND DIE GOTTES WORT HOEREN UND BEWAHREN Trauglocke ICH ABER UND MEIN HAUS WIR WOLLEN DEM HERRN DIENEN Taufglocke WACHSET IN DER ERKENNTNIS GOTTES Nutzung BearbeitenSt Jakobi ist in erster Linie Pfarrkirche fur die ev luth Kirchgemeinde St Jakobi Johannis zu Chemnitz Der sonntagliche Gottesdienst wird im Kirchenschiff gehalten wahrend der Chorraum den Stundengebeten sowie kleineren gottesdienstlichen Veranstaltungen vorbehalten ist Daneben findet das Gotteshaus fur vielfaltige kulturelle Zwecke musikalische Veranstaltungen Ausstellungen etc Verwendung St Jakobi ist als Offene Stadtkirche taglich zur Besichtigung geoffnet Quellen BearbeitenPfarrarchiv Kirchgemeinde St Jakobi Johannis Chemnitz Bauakten der Jakobikirche 1945 1990 Literatur BearbeitenBeschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen H 7 Amtshauptmannschaft Chemnitz Bearb von Richard Steche Dresden 1886 Buchwald G Hg Die Ephorien Chemnitz I u II Neue Sachsische Kirchengalerie Leipzig 1902 Dehio Georg Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Bearbeitet von Barbara Bechter Wiebke Fastenrath Heinrich Magirius u a Munchen Berlin 1998 Denkmale in Sachsen Ihre Erhaltung und Pflege in den Bezirken Dresden Karl Marx Stadt Leipzig und Cottbus Weimar 1978 Die Jakobikirche zu Chemnitz Denkschrift zur Weihefeier nach vollendetem Umbau 22 September 1912 Chemnitz 1912 Eckardt Gotz Hg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Eine Dokumentation der Schaden und Totalverluste in den neuen Bundeslandern Bd II Berlin o J Herbst Wolfgang Die beiden Chemnitzer Ladegast Orgeln op 115 und op 117 In Ars Organi H 2 2003 S 68 75 Karl Marx Stadt Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Karl Marx Stadt Von einem Autorenkollektiv bearb v Ernst Barth Berlin 1977 Werte unserer Heimat Bd 33 Laudeley Georg Die Marktkirche St Jacobi zu Chemnitz Ein Beitrag zu ihrer Baugeschichte Chemnitz 1934 Magirius Heinrich Architektur und Skulptur der Augustiner Chorherrenstiftskirche zu Wechselburg ihre Bedeutung fur die Stilentwicklung in Obersachsen im 12 und 13 Jahrhundert In Denkmalpflege in Sachsen Mitteilungen des Landesamtes fur Denkmalpflege Sachsen 2003 S 7 23 Richter Adam Daniel Einige Nachrichten der Kirchengeschichte in der Stadt Chemnitz Annaberg 1743 Richter Adam Daniel Umstandliche aus zuverlassigen Nachrichten zusammengetragene Chronica der an dem Fusse des Meissnischen Erzgeburges gelegenen Konigl Pohln und Churfurstl Sachsischen Stadt Chemnitz nebst beygefugten Urkunden Annaberg 1753 54 Richter Gert Morgenstern Thomas Altes und Neues Rathaus der Stadt Chemnitz Munchen Berlin 2000 DKV Kunstfuhrer Nr 547 Richter Horst Grabungen in alten Chemnitzer Kirchen In Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins 65 Jahrbuch Neue Folge 1995 S 137 144 Richter Tilo Die Stadtkirche St Jakobi zu Chemnitz Gestalt und Baugeschichte vom 12 Jahrhundert bis zur Gegenwart Leipzig 2000 Sachsens Kirchen Galerie Bd 8 Die Inspectionen Chemnitz Stollberg und Neustadtel Dresden o J um 1841 Thiele Stefan Kleiner Fuhrer durch die Stadtkirche St Jakobi zu Chemnitz Chemnitz 2009 Thiele Stefan Die Jakobikirche und ihr Wiederaufbau zwischen 1945 und 1990 In Chemnitzer Roland H 1 2010 S 3 6 Thiele Stefan In der Mitte der Stadt Die Marktkirche St Jakobi In Chemnitzer Seiten Ausg September 2010 S 26 28 Weber Stefan Aus der Geschichte der Stadtkirche St Jakobi In Chemnitzer Roland H 1 1996 S 7 9 Weber Stefan Chemnitz Ein Stadtzentrum sucht sein Gesicht Limbach Oberfrohna o J 1993 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Jakobi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Kirche St Jacobi Ev Luth St Jakobi Kreuz Kirchgemeinde Forderverein Stadt und Marktkirche St Jakobi e V Chemnitz im Wandel der Zeiten St Jakobikirche Bericht vom Kolloquium Chemnitz und seine Hauptkirche St Jakobi im 15 Jahrhundert 4 Juni 2010 Chemnitz50 832777777778 12 919166666667 Koordinaten 50 49 58 N 12 55 9 O Normdaten Geografikum GND 4624746 4 lobid OGND AKS VIAF 242742455 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Jakobi Chemnitz amp oldid 238049733