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Die ehemalige Augustiner Chorherrenstiftskirche St Moritz Sankt Moritz ist eine spatgotische Hallenkirche in der sudwestlichen Ecke der Altstadt von Halle Saale mit einer bedeutsamen Orgel und spatgotischen Steinskulpturen Sie befindet sich in einem sanierungsbedurftigen Zustand 2013 wurden die zur Sanierung benotigten Ausgaben auf 2 1 Millionen Euro geschatzt 1 Sie wird von der romisch katholischen Pfarrei St Mauritius und St Elisabeth und der Katholischen Studentengemeinde St Thomas Morus genutzt St MoritzMoritzkircheDatenOrt Halle Saale Sachsen AnhaltBaumeister u a Conrad von Einbeck Hans Brochstete Nickel HoffmannBaujahr 1388 bis 1557Hohe 22 mKoordinaten 51 28 48 5 N 11 57 59 O 51 480138888889 11 966388888889 Koordinaten 51 28 48 5 N 11 57 59 O Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Kirchengeschichte 2 1 Katholische Kirchengemeinde 3 Bedeutung 4 Ausstattung 5 Lage Umgebung 6 Literatur nach Erscheinungsjahr 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDie Kirche wurde an der Stelle eines romanischen Vorgangerbaus ab 1388 errichtet Der Bau erfolgte in Abschnitten zunachst mit dem ostlichen Teil als die Vorgangerkirche noch stand Baumeister war anfangs Conrad von Einbeck Nach ihm wirkten an der Kirche u a Hans Brochstete und Nickel Hoffmann Der Abschluss war im westlichen Teil mit einem Turmpaar geplant das aber nie zur Ausfuhrung kam Der stattdessen im letzten Bauabschnitt des Langhauses 1453 1510 vorgesehene Westturm erreichte nur die Hohe der Aussenmauern 1557 fand der Innenausbau weitgehend seinen Abschluss Das Langhaus ist von zwei Bauabschnitten gepragt Die 1388 begonnene altere Ostseite zeichnet sich durch einen bemerkenswert plastisch dekorativen Baustil aus Die im 15 Jahrhundert begonnene Westhalfte ist wesentlich schlichter was auf die gesunkene Finanzkraft der Bauherren Augustiner Chorherren und Pfannerschaft zuruckzufuhren ist 1694 bis 1697 erhielt die Kirche einen barocken Kirchturm der aber 1789 nach einem Teileinsturz wieder abgetragen wurde Der heutige niedrige Turmaufsatz entstand zwischen 1801 und 1803 Stiftsgebaude und Kreuzgang brach man von 1806 bis 1808 ab In der Folgezeit gab es immer wieder Sanierungsmassnahmen 1838 1841 1910 1916 1956 1958 1972 1978 2 3 2015 2017 wurde der von Hausschwamm und Insekten befallene Dachstuhl instand gesetzt 4 nbsp Westwerk nbsp Altarraum 2012 Kirchengeschichte BearbeitenDie Moritzkirche wurde vermutlich im zweiten Drittel des 12 Jahrhunderts zwischen 1121 und 1144 als Pfarrkirche der sudlichen Altstadt gegrundet und ist ab 1184 zugleich Stiftskirche des Moritzstifts der Augustiner Chorherren Bedeutung innerhalb der Stadt erlangte sie zudem als Pfarrkirche der halleschen Pfannerschaft Salzwirker Sie ist St Moritz dem Schutzpatron des Bistums Magdeburg geweiht 1519 wurde das Stift aufgelost und die Kirche bis zur Reformation von den Dominikanern als Klosterkirche genutzt Den Hintergrund dieser Verlegung bildet die Umwandlung der Dominikanerkirche am Domplatz in den Halleschen Dom durch Kardinal Albrecht von Brandenburg Ab 1542 war St Moritz lutherisch und Stammkirche der Halloren 1737 wurde als Sohn des Pfarrers der Moritzkirche Adam Struensee im Pfarrhaus der spatere Arzt und Aufklarer Johann Friedrich Struensee geboren Katholische Kirchengemeinde Bearbeiten Nachdem 1964 der Bau von Halle Neustadt begonnen hatte einer Grosssiedlung fur mehrere zehntausend Einwohner bildete sich von Juli 1966 an die romisch katholische Kirchengemeinde Halle Neustadt Am 15 Juli 1969 wurde die bisherige zur Pfarrei St Franziskus und Elisabeth in Halle gehorende Kuratie Halle Neustadt zur Pfarrei erhoben sie trug das Patrozinium des heiligen Paulus 5 Da die Pfarrei uber kein kircheneigenes Gebaude verfugte pachtete sie ab November 1970 die Moritzkirche 6 Als katholische Pfarrkirche tragt sie das Patrozinium St Mauritius und Paulus das auch die katholische Pfarrei Halle Neustadt ubernahm bis sie im Zuge der Zusammenlegung von Pfarreien im Bistum Magdeburg am 2 Mai 2010 in der damals neugegrundeten Pfarrei St Mauritius und St Elisabeth aufging 7 2 Mauritius ist die lateinische Bezeichnung fur Moritz und Paulus der ursprungliche Schutzpatron der katholischen Pfarrei Halle Neustadt Bedeutung BearbeitenDie Moritzkirche gilt als Auftakt der spatgotischen Hallenbaukunst im sachsischen Raum Insbesondere der Chor wurde Vorbild fur viele nachfolgende Kirchen Mitteldeutschlands Holger Brulls und Thomas Dietzsch nennen sie gar das Schlusselwerk der mitteldeutschen Spatgotik die von der Marktkirche vollendet werde 8 Der Chor zeigt eine vollige Auflosung der Wande in Fensterflachen die in diesem Grade in Mitteldeutschland selten vorkommt Den Chor schmuckten bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts zudem Steinfiguren an der Aussenseite 9 Ein hallesches Sprichwort sagt uber die Kirchen der Stadt St Marien das schonste Gelaute St Ulrich das schonste Geschmeide St Moritz das schonste Gebaude 3 Bekannt sind zudem die teils signierten und datierten Skulpturen im Innern der Kirche Ausstattung Bearbeiten nbsp Statue des Schellenmoritz 1411Die Moritzkirche besitzt einige bedeutende Ausstattungsstucke darunter Steinskulpturen des Baumeisters Conrad von Einbeck Schellenmoritz von 1411 Schmerzensmann von 1416 Klagende Maria von 1419 Christus an der Geisselsaule von 1419 sowie eine Bildnisbuste die moglicherweise ein Selbstbildnis Conrads ist wahrscheinlicher aber einen Gonner darstellt 10 ein spatgotischer Hochaltar von 1511 eine Renaissancekanzel des Meisters Zacharias Bogenkrantz von 1592 mit Schalldeckel von Valentin Silbermann 1604 sowie die Orgel der Moritzkirche von 1925 Eine grosse Glocke in c von 1695 und eine kleine Glocke in h aus dem 14 Jahrhundert Lage Umgebung BearbeitenDie Westfront der Kirche stosst unmittelbar an die hier mit einem kurzen Abschnitt erhaltene Stadtmauer An die Nordfassade schliesst das Gebaude des ehemaligen St Johannis Hospitals an Unterhalb dieses Ensembles floss bis zur Uberbauung 1893 1894 die Gerbersaale die hier von der Moritzbrucke mit zwei Bogen uberspannt wurde Die so geschaffene Strasse ist der Hallorenring 11 Mit dem ausgehenden 19 Jahrhundert entstanden an der Nordseite des Moritzkirchhofes Schulen und das Polizeiprasidium 1908 1909 das direkt an das Johannishospital angrenzte Bis zum letzten Drittel des 19 Jahrhunderts gehorte dieses zum Gelande der pfannerschaftlichen Saline Thal mit den vier Salzbrunnen dem heutigen Hallmarkt auf dem u a die Siedehutten standen Im Zuge von anhaltenden Stadtsanierungsmassnahmen im Gebiet zwischen Altem Markt und Hallmarkt im gesamten 20 Jahrhundert riss man die Hauser an der Ostseite des Moritzkirchhofes zu DDR Zeiten ab und errichtete weitgehend ohne Rucksicht auf den uberkommenen Stadtgrundriss funfgeschossige Plattenbauten sowie ein Hochhaus das mittlerweile auf acht Geschosse zuruckgebaut wurde Zudem entstand dort das Lichtstudio Damit ist das Umfeld der Moritzkirche heute massgeblich durch Bauten aus dieser Epoche gepragt Literatur nach Erscheinungsjahr BearbeitenWulf Schadendorf Die Moritzkirche zu Halle Berlin Union 1959 Das christliche Denkmal 43 2 Auflage 1965 Monika Soffner Halle Moritzkirche Peda Kunstfuhrer Nr 115 Passau 1994 Michael Pantenius Stadtfuhrer Halle Gondrom Verlag Bindlach 1995 ISBN 3 8112 0816 0 Ute Bednarz Bearb Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt II Regierungsbezirke Dessau und Halle Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1999 ISBN 3 422 03065 4 S 261 266 Brulls Dietzsch Architekturfuhrer Halle an der Saale Dietrich Reimer Verlag Berlin 2000 ISBN 3 496 01202 1 Achim Todenhofer Steinernes Gotteslob Die mittelalterlichen Kirchen der Stadt Halle In Geschichte der Stadt Halle Bd 1 Halle im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit Mitteldeutscher Verlag Halle 2006 S 207 226 ISBN 978 3 89812 512 3 Katholische Akademie des Bistums Magdeburg Hrsg Denk ich an die Moritzkirche Ein Lesebuch Halle 2018 ISBN 978 3 00 060944 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moritzkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel rund um die Kirche auf Moritzkirche Halle de Beschreibung der Stadt Halle Baugeschichte bei der Propstei Halle Artikel beim Kirchenkreis Halle Saalkreis Instandsetzung der Moritzkirche in Halle PDF Datei 64 kB bei der Deutschen Bundesstiftung UmweltEinzelnachweise Bearbeiten Verfall der Moritzkirche konnte zum Drama werden In Mitteldeutsche Zeitung 13 September 2013 abgerufen am 4 Juni 2021 a b Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt II Deutscher Kunstverlag 1999 S 261 a b Michael Pantenius Stadtfuhrer Halle Gondrom Verlag Bindlach 1995 ISBN 3 8112 0816 0 Antje Lohr Dittrich Aktuelles Baugeschehen In Katholische Akademie des Bistums Magdeburg Hrsg Denk ich an die Moritzkirche Ein Lesebuch Halle 2018 ISBN 978 3 00 060944 2 S 168 173 Rudolf Joppen Das Erzbischofliche Kommissariat Magdeburg Band 32 Teil 12 Geschichte und Rechtsstellung von der Grundung der DDR bis zur Ernennung des Apostolischen Administrators St Benno Verlag Leipzig 1989 S 166 171 Die St Moritzkirche Pfarrei St Mauritius amp St Elisabeth Halle Mitte abgerufen am 1 Marz 2022 Nr 69 Pfarreierrichtungen Bistum Magdeburg Amtsblatt 5 2010 abgerufen am 21 Marz 2022 Holger Brulls amp Thomas Dietzsch Architekturfuhrer Halle an der Saale S 18 Zu sehen auf Fotos der Zeit vor 1945 Vgl z B den Katalog des Bildindexes der Kunst und Architektur Rubrik Orte Deutschland H Halle Saale Sakralbau Sonstiger Moritzkirche Bild 72 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt II Deutscher Kunstverlag 1999 S 265 Werner Piechocki Halle Ein verlorenes Stadtbild Gudensberg Gleichen 3 Auflage 1999 S 16 mit Foto S 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritzkirche Halle amp oldid 233633099