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Die indoarischen Sprachen bilden eine Unterfamilie des indoiranischen Zweigs der indogermanischen Sprachfamilie Die insgesamt uber hundert heute gesprochenen indoarischen Sprachen haben rund eine Milliarde Sprecher vorwiegend in Nord und Zentralindien in Pakistan Bangladesch Nepal und auf Sri Lanka und den Malediven Zu den wichtigsten indoarischen Sprachen gehoren Hindi Urdu Bengali und die klassische Sprache Sanskrit Auch das von den Roma in Europa gesprochene Romanes zahlt zu den indoarischen Sprachen Mit den vor allem in Sudindien gesprochenen dravidischen Sprachen sind die indoarischen Sprachen nicht verwandt doch haben sie durch jahrtausendelangen Sprachkontakt zahlreiche gemeinsame Merkmale entwickelt Verbreitungsgebiet einiger indoarischer SprachenInhaltsverzeichnis 1 Beziehungen zu anderen Sprachen 1 1 Indogermanische Sprachfamilie 1 2 Indoiranischer Sprachzweig 1 3 Sudasiatischer Sprachbund 2 Sprachgeschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Altindoarische Sprachen 2 3 Mittelindoarische Sprachen 2 4 Neuindoarische Sprachen 3 Geografische Verbreitung 3 1 Zentralindien 3 2 Osten 3 3 Suden und Westen 3 4 Norden 3 5 Ubrige 4 Klassifikation der neuindoarischen Sprachen 4 1 Probleme 4 2 Historische Ansatze 4 3 Sonderfalle Dardisch Romani Singhalesisch 4 4 Hauptzweige des Neuindoarischen 4 5 Klassifikation der neuindoarischen Sprachen 5 Sprachliche Merkmale 5 1 Phonologie 5 1 1 Konsonanten 5 1 2 Vokale 5 1 3 Akzent 5 1 4 Historische Phonologie 5 2 Morphologie 5 2 1 Nomen 5 2 2 Verb 5 3 Syntax 5 4 Lexik 5 4 1 Erbworter 5 4 2 Sanskritismen 5 4 3 Lehnworter 6 Schriften 6 1 Indische Schriften 6 2 Persisch Arabische Schrift 6 3 Lateinische Schrift 7 Literatur 7 1 Allgemein 7 2 Zur Klassifikation 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeziehungen zu anderen Sprachen BearbeitenIndogermanische Sprachfamilie Bearbeiten Die indoarischen Sprachen bilden einen Unterzweig der indogermanischen Sprachfamilie zu der auch die Mehrzahl der in Europa gesprochenen Sprachen gehort Andere Zweige der indogermanischen Sprachfamilie sind etwa das Griechische die romanischen slawischen oder germanischen Sprachen Somit sind die indoarischen Sprachen wenn auch entfernte Verwandte des Deutschen Spuren dieser Verwandtschaft lassen sich bei den modernen Sprachen nur noch an einigen wenigen Wortern auf den ersten Blick erkennen So lautet das bengalische Wort fur Name nam das Hindi Wort fur neu ist naya und die Kuh heisst auf Marathi gau In anderen Fallen wie Englisch wheel und Nepali cakka beides bedeutet Rad ist der gemeinsame Ursprung wenngleich vorhanden nur durch komplizierte Etymologien nachvollziehbar Fur einen Grossteil des Wortschatzes und insbesondere der Grammatik der modernen indoarischen Sprachen lasst sich indes gar keine Entsprechung in den heutigen europaischen Sprachen finden Zwischen im Altertum gesprochenen Sprachen wie dem Sanskrit und dem Lateinischen oder Altgriechischen sind die Ubereinstimmungen hingegen weitaus grosser sowohl was den Wortschatz als auch die Morphologie angeht Man vergleiche hierzu Formen wie Sanskrit dantam und Latein dentem den Zahn oder Sanskrit abharan und Altgriechisch epheron sie trugen Die Erkenntnis der Verwandtschaft des Sanskrit mit den Sprachen Europas war massgeblich fur die Entwicklung der vergleichenden Sprachwissenschaft Der Englander William Jones hatte wahrend seiner Richtertatigkeit in Kolkata Kalkutta Sanskrit gelernt und postulierte 1786 als erster die Verwandtschaft des Sanskrit mit dem Griechischen Lateinischen Gotischen und Keltischen Auf dieser Grundlage begrundete der deutsche Sprachwissenschaftler Franz Bopp 1791 1867 die historisch vergleichende Disziplin der Indogermanistik Dass die modernen indoarischen Sprachen mit Sanskrit verwandt sind erkannte man erst spater schoss nun aber gewissermassen uber das Ziel hinaus und hielt auch die dravidischen Sprachen fur Abkommlinge des Sanskrit 1 Erst Robert Caldwell erkannte 1856 die Eigenstandigkeit der dravidischen Sprachfamilie Indoiranischer Sprachzweig Bearbeiten Innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie stehen die indoarischen Sprachen den iranischen Sprachen zu denen unter anderem Persisch Kurdisch und Paschtunisch gehoren nahe welche von einigen Linguisten auch als iranoarische Sprachen bezeichnet werden Auch hier zeigt sich die Verwandtschaft bei den altesten Sprachformen am deutlichsten Im Altpersischen der Sprache der achamenidischen Grosskonige und dem Sanskrit sind viele Worter wie daiva und deva Gott bumi und bhumi Erde oder aspa und asva Pferd nahezu formengleich wahrend die modernen Sprachen sich auseinanderentwickelt haben Man fasst die indoarischen und iranischen Sprachen unter dem Zweig der indoiranischen Sprachen zusammen Zu diesen gehort ausserdem als separater Unterzweig noch die zahlenmassig kleine Gruppe der in Afghanistan und Pakistan gesprochenen Nuristani Sprachen Die Stellung der ebenfalls im aussersten Nordwesten des Subkontinents verbreiteten dardischen Sprachen innerhalb des Indoiranischen ist unsicher Wahrend man sie fruher entweder mit den Nuristani Sprachen zusammenfasste oder als eigenstandigen Zweig ansah halt man sie heute fur eine Untergruppe der indoarischen Sprachen Sudasiatischer Sprachbund Bearbeiten nbsp Die indoarischen Sprachen im Kontext der Sprachfamilien SudasiensDie indoarischen Sprachen teilen sich den indischen Subkontinent mit drei anderen Sprachfamilien den hauptsachlich in Sudindien verbreiteten dravidischen Sprachen deren wichtigste Vertreter Telugu Tamil Kannada und Malayalam sind der kleineren Gruppe der in Mittelindien verstreuten Munda Sprachen einem Zweig der austroasiatischen Sprachen und den tibeto birmanischen Sprachen einem Zweig der sinotibetischen Sprachen am Nord und Ostrand des Subkontinents Mit diesen Sprachfamilien sind die indoarischen Sprachen nicht genetisch verwandt doch haben sie sich durch jahrtausendelangen Sprachkontakt in Wortschatz Morphologie und Phonetik besonders charakteristisch etwa das Vorhandensein von retroflexen Konsonanten gegenseitig stark beeinflusst Aufgrund der zahlreichen gemeinsamen Merkmale kann man diese Sprachen zu einem sudasiatischen Sprachbund zusammenfassen Vor allem die Wechselwirkung zwischen den indoarischen und dravidischen Sprachen ist beachtlich gewesen wobei die dravidischen Sprachen in grossem Masse Worter aus dem Sanskrit ubernommen haben wahrend sie selbst einen starken strukturellen Einfluss auf die Phonetik und Syntax der indoarischen Sprachen ausgeubt haben Sprachgeschichte BearbeitenDie indoarischen Sprachen konnen auf eine Sprachgeschichte von fast vier Jahrtausenden zuruckblicken Man teilt sie in drei historische Stufen ein altindoarisch Vedisch klassisches Sanskrit mittelindoarisch Prakrit Pali Apabhramsha und neuindoarisch die seit etwa 1000 n Chr bis heute gesprochenen indoarischen Sprachen Vorgeschichte Bearbeiten Als Mitglieder der indogermanischen Sprachfamilie stammen die indoarischen Sprachen von einer angenommenen indogermanischen Ursprache oder auch Proto Indoeuropaischen PIE ab die wohl im 4 oder 3 Jahrtausend v Chr in den Steppen Sudrusslands gesprochen wurde Von der indogermanischen Urbevolkerung spaltete sich eine Gruppe ab die sich selbst als Arier arya bezeichnete und die eine Vorstufe der indoiranischen Sprachen sprach Nachdem sie sich vermutlich eine Zeit lang in Baktrien aufgehalten hatte teilte sie sich um 2000 v Chr in einen iranischen und indoarischen Zweig auf 2 Die Iraner liessen sich im Nord und West Iran nieder die Indoarier wanderten wohl um 1500 v Chr in mehreren Wellen auf den indischen Subkontinent ein 3 Der alteste sprachliche Hinweis auf die Indoarier stammt indes aus dem hurritischen Mitanni Reich im Norden Mesopotamiens und Nordosten Syriens Im 16 13 Jahrhundert v Chr sind einige der Thronnamen der mitannischen Konige vermutlich indoarisch Gotter wie din da ra mit Indra gleichgesetzt und dmi it ra as mit Mitra gleichgesetzt werden in einem Vertragstext erwahnt In einem Lehrbuch der Pferdehaltung das der Mitannier Kikkuli im 15 Jahrhundert v Chr in hethitischer Sprache verfasste finden sich einige aus dem Indoarischen entlehnte Fachbegriffe 4 Diese fruhindoarischen Sprachspuren im Westen Vorderasiens verschwanden nach dem Untergang des Mitanni Reichs wieder Altindoarische Sprachen Bearbeiten Die altindoarische Phase beginnt mit der Einwanderung der Indoarier nach Indien im 2 Jahrtausend v Chr Diese fand wohl in mehreren Wellen uber einen langeren Zeitraum statt Nach und nach breiteten sich die Indoarier in Nordindien aus und verdrangten dort die Sprachen der Urbevolkerung nicht jedoch ohne von deren Substratwirkung beeinflusst worden zu sein Vieles spricht dafur dass die dravidischen und Munda Sprachen einst in einem weit grosseren Gebiet gesprochen wurden bevor sie durch die indoarische Expansion nach Sudindien bzw in die unwegsamen Berg und Waldgegenden Zentralindiens zuruckgedrangt wurden Die in Indien populare Sichtweise die Indoarier seien in Indien autochthon gewesen und hatten dort bereits die Indus Kultur begrundet ist aus wissenschaftlicher Sicht zu bezweifeln 5 Als Altindoarisch oder Altindisch fasst man das Vedische und das klassische Sanskrit zusammen Das Vedische die Sprache der Veda Schriften ist die fruhest uberlieferte indoarische Sprachform Die Datierung der lange Zeit nur mundlich uberlieferten Texte ist unsicher die altesten Hymnen des Rigveda durften aber kurz nach der Einwanderung der Indoarier nach Indien Mitte des 2 Jahrtausends v Chr entstanden sein Das Vedische stellt eine archaische Form des Sanskrit mit einem grosseren grammatikalischen Formenreichtum und einigen Unterschieden in Phonologie und Wortschatz dar Die Unterschiede zum klassischen Sanskrit entsprechen etwa denen zwischen der Sprache Homers und dem klassischen Altgriechischen Die Sprache der Brahmanas und Sutras ist eine Zwischenstufe zwischen Vedisch und klassischem Sanskrit Um das Verstandnis und die fehlerfreie Rezitation der heiligen Texte sicherzustellen entwickelte sich in Indien fruh die Wissenschaft der Phonetik und Grammatik Diese fand im Werk des Panini ihre Vollendung Um 300 v Chr kodifizierte dieser in seiner Grammatik die Sprache der gebildeten Oberschicht Das einfache Volk sprach zu dieser Zeit bereits mittelindoarische Idiome So steht die Bezeichnung Sanskrit saṃskr ta zurechtgemacht kultiviert auch im Gegensatz zum Begriff Prakrit prakr ta naturlich mit dem man die mittelindoarischen Sprachen zusammenfasst Paninis Grammatik wurde normativ fur das klassische Sanskrit Somit wurde Sanskrit als Literatursprache in einem archaischen Stadium konserviert und existierte ahnlich wie Latein im mittelalterlichen Europa uber einen langen Zeitraum parallel zu den mittelindoarischen Sprachen als Sprache der Religion und Gelehrsamkeit Diese Stellung hat das Sanskrit in abgeschwachter Form bis heute behalten konnen Die indische Verfassung erkennt Sanskrit sogar als eine von 22 Nationalsprachen an Die Blutezeit der Sanskrit Literatur fallt in die Mitte des 1 Jahrtausends n Chr Das bedeutet dass etwa ein Dichter wie Kalidasa der wohl im 5 Jahrhundert lebte seine Werke zu einer Zeit schrieb als Sanskrit langst keine gesprochene Sprache mehr war und sich an die Regeln eines Grammatikers hielt der 700 Jahre vor ihm gelebt hatte Anders als die Laut und Formenlehre war die Syntax aber durch Panini kaum reglementiert und konnte daher unter dem Einfluss der mittelindoarischen Sprachen Eigenarten entwickeln die in den fruhen Stufen des Altindoarischen unbekannt waren Charakteristisch fur das klassische Sanskrit sind die Bevorzugung von Passivkonstruktionen und die Bildung riesiger Komposita mit bis zu 20 Bestandteilen Mittelindoarische Sprachen Bearbeiten Die mittelindoarischen Sprachen entstanden schon ab etwa 600 v Chr aus dem Altindoarischen Da die gesprochenen Formen des Altindoarischen keineswegs einheitlich waren ist die oft geausserte Aussage bestimmte mittelindoarische Sprachen seien aus dem Sanskrit entstanden irrefuhrend Kennzeichnend fur die Entwicklung vom Alt zum Mittelindoarischen ist eine Vereinfachung der Formenlehre und der lautlichen Gestalt der Worter z B Sanskrit trividya zu Pali tevijja Es sind mehrere mittelindoarische Idiome uberliefert fur die man oft den Oberbegriff Prakrit verwendet Die altesten Sprachzeugnisse des Mittelindoarischen und zugleich die altesten Schriftdenkmaler Indiens sind die in einer Reihe regionaler Dialekte abgefassten Edikte Kaiser Ashokas aus dem 3 Jahrhundert v Chr Sie sind in Steininschriften in der Brahmi Schrift aus verschiedenen Teilen Indiens uberliefert Die reformerischen Religionen des Buddhismus und Jainismus bevorzugten fur ihre Schriften Prakrit Auch in der Kunstdichtung kamen stilisierte Formen der Prakrits zum Einsatz teils parallel zum Sanskrit Das klassische Sanskrit Drama etwa ist mehrsprachig Die Protagonisten sprechen Sanskrit Frauen Sauraseni Prakrit komische Charaktere Magadhi Prakrit und die lyrischen Lieder sind in Maharashtri Prakrit verfasst Die mittelindoarischen Sprachen lassen sich in drei Phasen einteilen Die fruheste Phase verkorpert Pali als Sprache des Hinayana Kanons und zahlreicher anderer buddhistischer Literatur die wichtigste mittelindoarische Literatursprache In buddhistischen Landern wie Sri Lanka Burma und Thailand gilt Pali als klassische Sprache Die spateren Prakrits werden in einen westlichen und ostlichen Zweig unterteilt Die Hauptform des westlichen Prakrit Sauraseni war im Gebiet der Flusse Ganges und Yamuna verbreitet Es war zudem das Standard Prakrit des Dramas und die Sprache einiger Jaina Texte Zum ostlichen Prakrit gehorte Magadhi die Sprache des Landes Magadha im heutigen Bihar Es wurde auch zur Charakterisierung niedriger Klassen in Sanskrit Dramen verwendet Geografisch wie sprachlich nahm das in Kosala heute ostliches Uttar Pradesh gesprochene Ardhamagadhi Halb Magadhi eine Zwischenstellung ein In Ardhamagadhi ist der fruhe Jaina Kanon abgefasst Mit ihm verwandt war Maharashtri der Vorlaufer des heutigen Marathi Es wurde vor allem als Sprache der Poesie verwendet so auch fur die Lieder der Sanskrit Dramen Phonologisch stellt es den fortschrittlichsten Dialekt der mittleren Phase dar Ausserhalb Indiens ist das Niya Prakrit in Handschriften aus dem 3 7 Jahrhundert als Verwaltungssprache indoarischer Gruppen im heutigen Ostturkestan belegt Mit ihm verwandt ist das etwas altere Gandhari die Sprache indoarischer Khotan Manuskripte aus dem 1 Jahrhundert Um die Mitte des 1 Jahrtausends bildete sich die nachste Stufe des Mittelindoarischen heraus die man Apabhramsha apabhraṃsa verdorbene Sprache nennt Der Begriff wird generalisierend fur alle indoarischen Dialekte der spaten mittelindoarischen Phase verwendet Das Apabhramsha ist grammatikalisch noch weiter vereinfacht als die Prakrits und stellt bereits eine Ubergangssprache zum Neuindoarischen dar Die wichtigste Literatursprache dieser Periode war das Nagara Apabhramsha daneben existierten mehrere regionale Apabhramshas die bereits Vorlaufer der heutigen indoarischen Sprachen darstellen Singhalesisch stellt einen Sonderfall dar da die Singhalesen schon um 500 v Chr wohl aus Gujarat nach Sri Lanka einwanderten 6 und ihre Sprache sich von den ubrigen indoarischen Sprachen isoliert auf eigenen Wegen entwickelt hat Ab dem 1 Jahrhundert v Chr ist ein singhalesisches Prakrit in Inschriften uberliefert Die singhalesische Entsprechung zur Apabhramsha Phase ist Elu Neuindoarische Sprachen Bearbeiten nbsp Verbreitung indoarischer Sprachen auf dem Indischen Subkontinent Pashai Khowar Shina Kohistani Kashmiri Panjabi Sindhi Rajasthani Gujarati Khandeshi Bhili Westliches Pahari Mittleres Pahari Nepalesisch Westliches Hindi Ostliches Hindi Bengalisch Assamesisch Bihari Sprachen Oriya Halbi Marathi Konkani Singhalesisch MaledivischDer Ubergang vom Mittel zum Neuindoarischen fand etwa 900 1100 n Chr statt Diese Phase ist schlecht dokumentiert die ersten Texte in neuindoarischen Sprachen treten erst recht spat auf Aus dem 12 Jahrhundert sind eine kurze Inschrift in Marathi und eine Glosse in Bengali uberliefert Das alteste literarische Werk in Marathi entstand 1290 in Gujarati 1394 und in Urdu um das Jahr 1400 7 In den neuindoarischen Sprachen wird die grammatikalische Entwicklung die sich bereits in der mittelindoarischen Phase abzeichnete zu Ende gefuhrt Vom alten flektierenden Sprachbau sind nur noch Rudimente vorhanden stattdessen setzt sich die analytische Struktur durch und einzelne Sprachen entwickeln periphrastische und agglutinierende Formen Dabei sind die westlichen Sprachen generell konservativer als die ostlichen besonders viele archaische Elemente haben die dardischen Sprachen erhalten Vor allem im Bereich des Wortschatzes hinterliessen die Herrschaft der muslimischen Sultane von Delhi und Moguln die Persisch als Hofsprache verwendeten und die britische Kolonialzeit Spuren in den indoarischen Sprachen Geografische Verbreitung Bearbeiten nbsp Vermutete indoarische Migration mit entsprechender zeitlicher Zuordnung beginnend 4500 v Chr Das Hauptverbreitungsgebiet der heutigen indoarischen Sprachen umfasst den nordlichen Teil des indischen Subkontinents etwa vom Indus im Westen bis nach Assam im Osten sowie vom Himalaya im Norden bis etwa zum 18 Breitengrad im Suden Die indoarischen Sprachen sind die grosste Sprachfamilie Sudasiens 15 von 22 offiziellen Sprachen Indiens sind indoarisch drei von vier Indern sprechen eine indoarische Sprache als Muttersprache 8 Auch in Pakistan Bangladesch Nepal Sri Lanka und auf den Malediven ist jeweils eine indoarische Sprache Amtssprache Zentralindien Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiete der wichtigsten indoarischen SprachenDie offizielle Nationalsprache Indiens ist Hindi Die Anzahl der Muttersprachler hangt davon ab in welchem Umfang man benachbarte verwandte Sprachen bzw Dialekte zum Hindi dazurechnet oder als selbststandige Sprachen betrachtet Im engeren Sinne hat Hindi uber 200 Millionen Muttersprachler legt man die erweiterte politische Definition der indischen Regierung zugrunde s u sind es 420 Millionen Mit Zweitsprachlern wird Hindi von 500 Millionen Indern gesprochen diese Zahl nimmt standig zu Die Hindi Standardsprache beruht auf dem Hindustani einer uberregionalen Verkehrssprache auf Grundlage des Khari Boli dem Dialekt von Delhi und Umgebung Es dient in den nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh Bihar Jharkhand Chhattisgarh Madhya Pradesh Rajasthan Haryana Uttarakhand und Himachal Pradesh sowie im Unionsterritorium Delhi als Amtssprache und wird von der Bevolkerung als Schriftsprache verwendet In diesem zentralindischen Gebiet wird eine Reihe von nah verwandten teils auch als Hindi Dialekte klassifizierten Regionalsprachen gesprochen Diese unterteilen sich in zwei Gruppen West Hindi oder west zentralindisch Haryani Braj Kanauji Bundeli und Ost Hindi oder ost zentralindisch Awadhi Bagheli Chhattisgarhi Aus politischen Grunden klassifiziert die indische Regierung eine Reihe weiterer Sprachen die aus sprachwissenschaftlicher Sicht eigenstandig sind zu verschiedenen Untergruppen des Indoarischen gehoren und teils sogar eine eigene Schriftsprache haben als Hindi Dialekte 9 Dies sind die Sprachen der ostindischen Bihari Gruppe mit Bhojpuri Maithili und Magahi die westindischen Rajasthani Sprachen sowie im Norden die Gruppe der am Rand des Himalaya gesprochenen nordindischen Pahari Sprachen Diese Definition ist nicht linguistisch sondern ausschliesslich politisch motiviert Ziel ist es das Hindi zu einer wirklichen Nationalsprache auszudehnen Allerdings beeinflusst Hindi als Medien und Prestigesprache im zunehmenden Masse andere indoarische Sprachen Urdu die Sprache der indischen und pakistanischen Muslime und Hindi sind im Bereich der Alltagssprache nahezu identisch sie beruhen beide auf dem Hindustani und sind nicht einmal unterschiedliche Dialekte Die Schriftsprache des Urdu unterscheidet sich aber durch einen hohen Anteil von Wortern persisch arabischer Herkunft und die Verwendung der arabischen Schrift Trotz 65 Millionen Sprechern mit Zweitsprechern 105 Mio ist Urdu eine Sprache ohne territoriale Basis Einen Grossteil ihrer Sprecher macht die muslimische Stadtbevolkerung Nordindiens aus daneben ist auch in sudindischen Stadten wie Hyderabad ein als Dakhini bekannter Urdu Dialekt verbreitet In Pakistan wird Urdu nur von einem kleinen Teil der Bevolkerung als Muttersprache gesprochen etwa 10 Mio Sie besteht aus Nachkommen eingewanderter nordindischer Muslime die sich uber das ganze Land verbreiteten wirtschaftlich wie politisch sehr aktiv sind und fast ausschliesslich in den Stadten leben Das Urdu etablierte sich bald als uberregionale Verkehrs und Bildungssprache und ist in Pakistan offizielle Nationalsprache weshalb auch die Anzahl der Urdu Sprecher stetig zunimmt Osten Bearbeiten Zu den ostindischen Sprachen wird die oben schon erwahnte Bihari Gruppe insgesamt 65 Mio Sprecher mit den Hauptsprachen Bhojpuri Maithili und Magahi gerechnet die in Bihar zwischen den zentralindischen Idiomen und dem Bengali gesprochen werden Bengali mit 210 Millionen Sprechern die zweitgrosste indoarische Sprache ist die Sprache der indischen Bundesstaaten Westbengalen und Tripura sowie von Bangladesch Einige der Bengali Varietaten Chittagong Sylhetti und Rajbangsi werden auch als eigenstandige Sprachen klassifiziert Nordostlich anschliessend wird Asamiya im Bundesstaat Assam von 15 Millionen Sprechern gesprochen Die Sprache des an der Ostkuste Indiens gelegenen Bundesstaates Orissa ist Oriya das von 32 Millionen Menschen gesprochen wird In den Wald und Berggegenden Zentralindiens werden neben den nichtindoarischen Sprachen der Adivasi Stammesbevolkerung Bhatri und Halbi zwei indoarische Ubergangsdialekte gesprochen Suden und Westen Bearbeiten Marathi ist im nordwestlichen Dekkan im Bundesstaat Maharashtra verbreitet und hat insgesamt 80 Millionen Sprecher Nah verwandt mit Marathi ist Konkani 8 Millionen Sprecher das Amtssprache in Goa ist und ausserdem im aussersten Suden Maharashtras sowie an der Kuste von Karnataka und Kerala gesprochen wird In den Stammesgebieten von Nord Maharashtra Ost Gujarat und Sud Rajasthan spricht man Bhili und Khandeshi zwei indoarische Sprachen die fruher als Gujarati Dialekte betrachtet wurden Das sich westlich anschliessende Gujarati hat 45 Millionen Sprecher und wird im Bundesstaat Gujarat sowie von einem Teil der Bevolkerung Mumbais Bombays gesprochen Nordlich schliessen sich die Sprachen Rajasthans an die sog Rajasthani Gruppe mit den Sprachen Marwari 15 Mio Malvi Bagri Lambardi und Nimadi jeweils 1 bis 2 Mio Sprecher Das Sprachgebiet des Sindhi 22 Mio Sprecher beginnt im Westen Gujarats und setzt sich jenseits der pakistanischen Grenze in der Provinz Sindh am Unterlauf des Indus fort Mit dem Sindhi eng verwandt ist die Gruppe der westlichen sog Panjabi Dialekte die auch als Lahnda Gruppe bezeichnet wird Von den Lahnda Dialekten hat sich Siraiki als Schriftsprache durchgesetzt eine weitere westpanjabische Sprache ist Hindko Insgesamt sprechen ca 80 Mio Lahnda Hindko oder Siraiki Das eigentliche ostliche Panjabi hat insgesamt 30 Millionen Sprecher und ist im Norden des pakistanischen Industals sowie im indischen Teil des Panjab verbreitet Dogri Kangri 2 2 Mio Sprecher wird im Gebiet von Jammu im indischen Unionsterritorium Jammu und Kashmir gesprochen es wurde fruher als Panjabi Dialekt angesehen gehort aber einem separaten Sprachzweig an und ist mittlerweile in Indien offiziell als eigenstandige Sprache anerkannt Norden Bearbeiten Nordlich des Hindi Sprachgebiets wird Nepali von 16 Mio Menschen gesprochen Es ist die Nationalsprache Nepals und ausserdem in Sikkim Darjiling und Teilen Bhutans verbreitet Weitere wichtige nordindische Sprachen sind Garhwali und Kumauni mit jeweils rund 2 Mio Sprechern Sie werden im Vorgebirge des Himalayas westlich des Nepali Sprachgebiets gesprochen sog West Pahari Sprachen Im aussersten Nordwesten des Subkontinents liegt das Verbreitungsgebiet der dardischen Sprachen Deren wichtigste ist das im Kaschmir Tal gesprochene Kashmiri mit 4 5 Mio Sprechern die einzige dardische Literatursprache Die ubrigen dardischen Sprachen hierzu gehoren u a Pashai Khowar Kalasha Shina und Indus Kohistani werden insgesamt von 1 2 Millionen Menschen im Hindukusch Gebiet Pakistans und Afghanistans gesprochen Ubrige Bearbeiten Raumlich vom restlichen indoarischen Sprachgebiet getrennt ist das Singhalesische Sinhala Es wird von der Mehrheit der Bevolkerung Sri Lankas gesprochen 15 Mio Sprecher Divehi die Sprache der Malediven hat 300 000 Sprecher und ist eng mit dem Singhalesischen verwandt Einen Sonderfall stellt Romani Romanes dar die in zahlreichen Dialekten uber die Lander Europas und des vorderen Orients verstreute Sprache der Roma mit etwa 3 5 Mio Sprechern Verwandt mit dem Romani zu dem auch die in Deutschland verbreitete Sinti Sprache als Dialekt gehort sind die ebenfalls ausserhalb Indiens im Nahen Osten und Europa gesprochenen Idiome Domari und Lomavren Als Folge neuerer Migrationsprozesse wahrend der britischen Kolonialzeit werden indoarische Sprachen in grosserer Zahl u a auch in der Karibik Guyana Sudafrika im Vereinigten Konigreich in Mauritius und Fidschi verwendet In Fidschi dient sogar eine Variante des Hindustani als Amtssprache Klassifikation der neuindoarischen Sprachen BearbeitenProbleme Bearbeiten nbsp Vorschlag einer Klassifikation der indoarischen Sprachen IndiensEine interne Klassifikation der neuindoarischen Sprachen die seit etwa 1000 n Chr gesprochen werden stosst auf viele Probleme Idealerweise kann ein Stammbaum die genetische Abspaltung von Sprachgruppen wiedergeben die sich durch raumliche Entfernung im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt haben Dieser Prozess hat im Prinzip auch bei den indoarischen Sprachen stattgefunden ist aber aufgrund diverser Wanderungsbewegungen zum Teil historisch nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen Grunde fur die immer wieder erfolgenden Migrationen und die damit verbundenen Durchmischungsprozesse sind die kaum vorhandenen naturlichen Barrieren im indischen Kernland und instabile politische Einheiten mit multiethnischen und multilingualen Gesellschaften Diese Prozesse haben schliesslich ein Dialektkontinuum geschaffen das sich uber den ganzen indoarischen Sprachraum von West nach Ost und von Nord nach Sud erstreckt Die Folge sind erstens grosse Schwierigkeiten bei der Identifikation von Einzelsprachen zweitens bei der Abgrenzung von Dialekt und Sprache und schliesslich bei der Klassifikation das heisst der inneren Gliederung der neuindoarischen Sprachen insgesamt Erschwerend kommt der Umstand hinzu dass der Ubergang vom spaten Mittelindoarischen zum fruhen Neuindoarischen etwa um 900 bis 1100 n Chr nur sehr schwach schriftlich belegt ist dadurch wird es fast unmoglich neuindoarische Sprachen auf bestimmte mittelindoarische Sprachen zuruckzufuhren und damit eine naturliche Gruppenbildung der neuindoarischen Sprachen zu erzielen Da ein einfaches gut begrundbares Stammbaummodell also nicht leicht zu erreichen ist hat es Ansatze gegeben mit Hilfe des Wellenmodells die Strukturierung der neuindoarischen Sprachen zu verstehen Dabei werden von bestimmten Zentren ausgehende Innovationen untersucht die sich im Laufe der Zeit durch Teilbereiche der neuindoarischen Sprachen bewegt haben und in Isoglossen nachzuvollziehen sind Hier spielt auch das Phanomen der Prestigesprachen eine grosse Rolle deren Merkmale und Innovationen durch Kontakt verstarkt auf benachbarte Sprachen ubergegangen sind Indoarische Prestigesprachen mit dieser Funktion waren das Vedische Sanskrit Magadhi Sauraseni Apabhramsha und heutzutage Hindi Urdu Das Problem bei der Anwendung der Wellentheorie ist dass verschiedene Isoglossen zu vollig unterschiedlichen Gliederungen fuhren und somit auch dieses Modell keine Klassifikation ermoglicht Historische Ansatze Bearbeiten Klassifikationsversuche im klassischen genetischen Sinne gab es bereits seit dem fruhen 19 Jahrhundert Aber erst Hoernle 1880 gibt eine Ubersicht die bereits auf einer grosseren Zahl neuindoarischer Sprachen basiert und somit mit moderneren Fassungen vergleichbar ist Hoernles Hauptgliederung ist eine nordwestliche und eine sudostliche welche er auf zeitlich getrennte Einwanderungswellen zuruckfuhrt Neuindoarische Sprachen nach Hoernle 1880 Nord West Gruppe Nord Gruppe Nepali Kumanauni Garhwali u a West Gruppe Sindhi Panjabi Gujarati Hindi u a Sud Ost Gruppe Ost Gruppe Bihari Bengali Oriya u a Sud Gruppe Marathi KonkaniDie Grundstruktur dieser auch areal bedingten Klassifikation haben viele spatere Forscher ubernommen allerdings wurde die These der verschiedenen Einwanderungsstrome schon bald verworfen Einen nachsten wichtigen Schritt machte George Abraham Grierson in seinem Linguistic Survey of India 1903 28 der noch heute eine wichtige Arbeitsgrundlage darstellt Er ging von einem Konzept ausserer und innerer neuindoarischen Sprachen aus Zu den inneren zahlte er die Pahari Gruppe Panjabi Rajasthani Gujarati und Hindi zu den ausseren die Ostgruppe Bengali Assami Oriya die Sudgruppe Marathi Konkani Singhalesisch und eine Nordwestgruppe Lahnda Sindhi Dazwischen positionierte er eine mittlere Gruppe von Ubergangssprachen z B Awadhi Chhattisgarhi Das Innen Aussen Konzept konnte sich ebenso wenig wie die Migrationsthese halten Eine neue Klassifikation legte dann Chatterji 1926 vor die bereits im Wesentlichen mit heutigen Ansatzen korrespondiert Obwohl die Gruppen wieder areale Namen tragen geht Chatterji von linguistischen Merkmalen und bestimmten phonetischen Isoglossen aus und kommt damit zu folgender nicht hierarchischen Klassifikation Neuindoarische Sprachen nach Chatterji 1926 Nord Pahari Nepali Nordwest Lahnda Panjabi Sindhi Sudwest Rajasthani Gujarati Zentral Hindi und verwandte Sprachen Ost Bihari Bengali Assami Oriya Sud Marathi SinghalesischGrierson revidiert 1931 seinen ursprunglichen Ansatz und kommt zu einer sehr ahnlichen Binnengliederung wie Chatterji Auch die Klassifikationen von Turner 1960 Katre 1965 und Cardona 1974 sind jeweils begrundete Varianten des Chatterji Ansatzes Sonderfalle Dardisch Romani Singhalesisch Bearbeiten Wahrend man also zum Kern der neuindoarischen Sprachen nach und nach einen annahernden Konsens gefunden hatte ohne allerdings in jedem Detail zu einer allgemein akzeptierten Einteilung zu gelangen gab es noch langere Dispute um Randgruppen namlich das Dardische die Sprachen Romani und Domari sowie das Singhalesische und Maledivische Divehi Letztere hat man entweder den sudindoarischen Sprachen Marathi Konkani zugerechnet oder aber als eigene Gruppe behandelt Beim Dardischen ist bis heute nicht endgultig geklart welche Sprachen dazugehoren sollen Rechnete man ursprunglich die Nuristani Sprachen dazu so tendiert heute die Mehrheit der Forscher dahin Nuristani als dritten Zweig des Indoiranischen gleichrangig neben Iranisch und Indoarisch zu stellen und nicht mehr den dardischen Sprachen zuzuordnen Strittig ist dann immer noch die Position der restlichen dardischen Sprachen die wichtigste ist Kashmiri innerhalb des Neuindoarischen Wahrend manche Forscher es als einen Unterzweig des Nordwestindischen betrachten etwa zusammen mit Lahnda und Sindhi setzt sich die Positionierung als selbststandiger Zweig des Indoarischen durch Besonders schwierig gestaltet sich die Zuordnung des Romani Domari und Lomavren deren Zugehorigkeit zum Indoarischen Mitte des 19 Jahrhunderts erkannt wurde Die moderne Darstellung des Romani und seiner Dialekte von Matras 2002 positioniert es im Zentralindischen nahe dem Hindi fruhere Auffassungen tendierten wegen mancher Ahnlichkeiten in der Phonetik eher zum Nordwestindischen In dieser Sache ist die letzte Entscheidung noch nicht getroffen Dieser Artikel stellt das Romani zusammen mit dem Domari und Lomavren als separaten Zweig des Neuindoarischen dar Somit deckt sich die hier gegebene Klassifikation weitgehend mit der von Gippert im Metzler Lexikon Sprache 2 Auflage 2000 die von ihm als zur Zeit beste Arbeitshypothese bezeichnet wird Eine stabile fur alle Zeiten gultige Klassifikation der neuindoarischen Sprachen wird es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht geben grosse Abweichungen vom hier vorgestellten Modell sind allerdings wohl auch nicht zu erwarten Hauptzweige des Neuindoarischen Bearbeiten Die folgende Aufzahlung gibt die Hauptzweige des Neuindoarischen mit den wichtigsten Sprachen wieder Die vollstandige Klassifikation aller neuindoarischen Sprachen wird im nachsten Abschnitt dargestellt Neuindoarisch Dardisch Kashmiri Pashai Khowar Indus Kohistani Shina Nordindisch Garhwali Kumauni Nepali Nordwestindisch Dogri Kangri Hindko Lahnda West Panjabi Panjabi Sindhi Westindisch Marwari Malvi Nimadi Gujari Bagri Lambardi Gujarati Vasavi Bhili Khandeshi Zentralindisch Hindi Urdu Braj Kanauji Haryanvi Bundeli Awadhi Chhattisgarhi Ostindisch Bhojpuri Maithili Magahi Sadri Oriya Asamiya Bengali Chittagong Sylhetti Rajbangsi Sudindisch Marathi Konkani Sinhala Divehi Singhalesisch Divehi Maledivisch Mahl Romani Domari Romani DomariKlassifikation der neuindoarischen Sprachen Bearbeiten Fur jeden Hauptzweig des Neuindoarischen werden in der folgenden Ubersicht die strukturelle Gliederung und die zugehorigen Sprachen mit ihren aktuellen Sprecherzahlen angegeben Zur Sprachidentifikation und Abgrenzung gegenuber Dialekten wurde vor allem David Dalby The Linguasphere Register 2000 herangezogen Es sei darauf hingewiesen dass die dargestellten Einheiten tatsachlich Sprachen und nicht nur Dialekte sind jede angefuhrte Sprache hat in der Regel ihrerseits etliche Dialekte Zwischen benachbarten Sprachen gibt es normalerweise Ubergangsdialekte deren Zuordnung naturlich problematisch ist Fur eine vollstandige und detaillierte Aufstellung mit Dialekten und Unterdialekten siehe den unten angegebenen Weblink auf dem diese Klassifikation basiert Die Sprecherzahlen stammen im Wesentlichen aus Ethnologue 15 Auflage 2005 bei grosseren Sprachen wurden statistische Jahrbucher und zusatzliche Quellen zur Absicherung herangezogen Hauptzweige in Grossbuchstaben genetische Untergruppen in Fettdruck Sprachnamen im Normaldruck DARDISCH 23 Sprachen mit 5 7 Mio Sprechern Kashmiri Kashmiri Keshur 4 5 Mio Shina Shina 500 Tsd Brokshat Brokskat Brokpa 3 Tsd Ushojo 2 Tsd Dumaki 500 auch als Domari Dialekt betrachtet Phalura Dangarik 10 Tsd Sawi Sau 3 Tsd Kohistani Indus Kohistani 220 Tsd Kalami Kohistani Bashkarik Garwi 40 Tsd Torwali 60 Tsd Kalkoti 4 Tsd Bateri 30 Tsd Chilisso 3 Tsd Gowro 200 Wotapuri Katarqalai 2 Tsd Tirahi 100 Chitral Khowar Chitrali 240 Tsd Kalasha 5 Tsd Kunar Pashai 110 Tsd Gawarbati 10 Tsd Dameli 5 Tsd Shumasti 1 Tsd NORDINDISCH oder PAHARI 3 Sprachen mit 21 Mio Sprechern Westpahari Garhwali 2 2 Mio Kumauni 2 4 Mio Ostpahari Nepali 16 Mio NORDWESTINDISCH 20 Sprachen mit 135 Mio Sprechern Dogri Kangri Dogri Kangri 2 2 Mio Gaddi Bhamauri 120 Tsd Churahi 110 Tsd Bhattiyali 100 Tsd Bilaspuri 300 Tsd Kinnauri Harijani 6 Tsd Chambeali 130 Tsd Mandeali 800 Tsd Mahasu Pahari 650 Tsd Jaunsari 100 Tsd Kului 110 Tsd Bhadrawahi Pangwali 90 Tsd Pahari Potwari 200 Tsd Lahnda Hindko 3 Mio Lahnda West Panjabi 45 Mio Siraiki Sud Panjabi Multani 30 Mio Panjabi Panjabi Ost Panjabi 30 Mio Sindhi Sindhi 22 Mio Kachchi 850 Tsd Jadgali 100 Tsd WESTINDISCH 13 Sprachen mit 78 Mio Sprechern Rajasthani Marwari 15 Mio Harauti 600 Tsd Goaria 25 Tsd Malvi 1 2 Mio Nimadi 1 4 Mio Gujari Gujuri 1 2 Mio Bagri 1 8 Mio Lambadi Lamani 2 8 Mio Lohari wenige Tsd Gujarati Gujarati 45 Mio Vasavi 1 Mio Saurashtri 300 Tsd Bhili Khandeshi Bhili 6 Mio Kandeshi 2 5 Mio ZENTRALINDISCH 14 Sprachen mit 320 Mio Sprechern inkl S2 655 Mio West Hindi 200 Mio mit S2 490 Mio Urdu 60 Mio mit S2 105 Mio Braj Kanauji 6 Mio Haryanvi Bangaru 13 Mio Bundeli 8 Mio Gowli 35 Tsd Chamari 5 Tsd Sansi 10 Tsd Ghera 10 Tsd Bhaya 700 Ost Awadhi 21 Mio Bagheli 400 Tsd Chhattisgarhi 12 Mio Dhanwar 15 Tsd OSTINDISCH 26 Sprachen mit 347 Mio Sprechern Bihari Bhojpuri 26 Mio Maithili 25 Mio Magahi 12 Mio Sadri 2 Mio Oraon Sadri 200 Tsd Angika 750 Tsd Bote Majhi 10 Tsd Oriya Oriya 32 Mio Adiwasi Oriya 300 Tsd Halbi 800 Tsd Tharu Rana Thakur Tharu 270 Tsd Saptari Tharu 250 Tsd Chitwania Tharu 80 Tsd Deokri Tharu 80 Tsd Mahotari Tharu 30 Tsd Buksa 45 Tsd Assami Bengali Assami 15 Mio Bengali 210 Mio Chittagong 14 Mio Sylhetti 5 Mio Rajbangsi 2 4 Mio Chakma 600 Tsd Bishnupriya Manipuri 75 Tsd Hajong 20 Tsd SUDINDISCH 4 Sprachen mit 89 Mio Sprechern Marathi Marathi 80 Mio Konkani Konkani 8 Mio Bhil Konkani 600 Tsd Varli 500 Tsd SINHALA DIVEHI 2 Sprachen mit 13 2 Mio Sprechern Sinhala Singhalesisch 13 Mio Divehi Maledivisch 300 Tsd ROMANI DOMARI 3 Sprachen mit 4 Mio Sprechern Romani 3 5 Mio Domari 500 Tsd Lomavren 100 Tsd NICHT KLASSIFIZIERT 8 Sprachen mit 220 Tsd Sprechern Zusatzlich zu den klassifizierten neuindoarischen Sprachen gibt es einige schriftlose Sprachen die bisher keinem der Hauptzweige zuzuordnen waren dennoch sind die hier genannten Sprachen zweifelsfrei indoarisch Moglicherweise sind einige dieser Sprachen Dialekte von klassifizierten Sprachen Von keiner dieser Sprachen gibt es bisher linguistische Untersuchungen oder gar Grammatiken Es handelt sich um Tippera 100 Tsd Sprecher Kanjari 50 Tsd Od 50 Tsd Usui 5 Tsd Vaagri Booli 10 Tsd Darai 7 Tsd Kumhali 1 Tsd Chinali 1 Tsd Sprachliche Merkmale BearbeitenPhonologie Bearbeiten Das Phoneminventar der indoarischen Sprachen ist in den verschiedenen Sprachstufen recht stabil geblieben Charakteristische Laute wie die retroflexen und aspirierten Konsonanten kommen sowohl in alt mittel als auch fast allen neuindoarischen Sprachen vor Hingegen haben die verschiedenen Sprachstufen vor allem hinsichtlich der Verteilung der Laute im Wort tiefgreifende Anderungen durchlaufen wodurch sich die Lautgestalt der Worter teils erheblich verandert hat Konsonanten Bearbeiten Charakteristisch fur das Konsonantensystem der indoarischen Sprachen ist eine grosse Zahl in der Regel 20 an Plosiven Verschlusslauten die nach funf Artikulationsorten velar palatal retroflex dental und labial unterschieden werden Der Kontrast zwischen retroflexem ṭ und dentalem t vgl Hindi tota Papagei und ṭoṭa Mangel ist typisch fur die Sprachen Sudasiens Obwohl man c und j traditionell als Plosive klassifiziert werden sie in der Praxis eher als Affrikaten also ʧ und ʤ gesprochen 10 Der Unterschied zwischen Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit z B p vs b ist ebenso bedeutungsunterscheidend wie die Aspiration die sowohl bei stimmlosen als auch stimmhaften Plosiven vorkommt z B p b vs ph bh Nach der Beschreibung der traditionellen indischen Grammatik existiert zu jeder der funf Reihen von Plosiven ein homorganer am gleichen Artikulationsort gesprochener Nasal Somit ergibt sich folgendes System der Plosive und Nasale Angegeben ist die IAST Transkription und der Lautwert in IPA Lautschrift Plosive Nasalestimmlos stimmlos aspiriert stimmhaft stimmhaft aspiriertVelar k k kh kʰ g g gh gʱ ṅ ŋ Palatal c c ch cʰ j ɟ jh ɟʱ n ɲ Retroflex ṭ ʈ ṭh ʈʰ ḍ ɖ ḍh ɖʱ ṇ ɳ Dental t t th t ʰ d d dh d ʱ n n Labial p p ph pʰ b b bh bʱ m m Einige periphere indoarische Sprachen haben dieses System vereinfacht Im Singhalesischen ist wohl unter tamilischem Einfluss die Aspiration verloren gegangen wahrend Asamiya keine retroflexen Laute kennt Andere Sprachen haben zusatzliche Phoneme entwickelt Sindhi etwa die Implosive ɠ ʄ ɗ und ɓ Was die Nasale angeht waren ursprunglich nur m das dentale n und das retroflexe ṇ eigenstandige Phoneme auch die Unterscheidung zwischen den letzten beiden wird nicht in allen modernen Sprachen gewahrt Die Laute ṅ und n sind meist nur positionsbedingte Allophone die nur vor den entsprechenden Plosiven vorkommen in manchen Sprachen haben sie aber sekundaren Phonemstatus erlangt Im klassischen Sanskrit kamen der Vibrant r r und der Lateral l l vor Andere indoarische Sprachen haben ihr Phoneminventar in diesem Bereich erweitert Ein retroflexer Lateral ḷ ɭ kommt bereits im Vedischen und spater u a in Oriya Marathi Gujarati und Panjabi vor Hindi Bengali Panjabi und Sindhi kennen den retroflexen Flap ɽ Wahrend im Altindoarischen noch vier Frikative vorkamen die drei Zischlaute s ɕ ṣ ʂ und s s sowie h ɦ sind in den modernen Sprachen die drei ursprunglichen Sibilanten zu einem Laut im Westen meist s im Osten ʃ zusammengefallen Meist ist aber durch Lehnworter wieder eine Unterscheidung zwischen s und ʃ eingefuhrt worden An Halbvokalen kommen y j und v ʋ vor Zusatzlich zu diesen ursprunglichen indoarischen Konsonanten haben viele neuindoarische Sprachen durch Lehnworter aus dem Persischen und Englischen neue Phoneme ubernommen namentlich f z x ɣ und q In allen Sprachen ausser Urdu ist die Stellung dieser Phoneme aber nicht sehr gefestigt bei nachlassiger Aussprache werden sie oft durch ahnlich klingende Laute ersetzt also etwa philm statt film Vokale Bearbeiten Die Anzahl der Vokalphoneme bewegt sich in den meisten neuindoarischen Sprachen zwischen sechs und zehn Romani hat nur funf Vokale das Singhalesische dagegen ein System von 13 Vokalen das in erster Linie auf der Unterscheidung nach Vokallange beruht Fur die dardischen Sprachen und bestimmte Marathi Dialekte werden Systeme mit bis zu 18 Vokalen beschrieben die aber nur unzureichend erforscht sind 11 Die Vokalsysteme der wichtigsten indoarischen Sprachen sind wie folgt Sprache VokalphonemeMarathi Nepali i e a e o u Oriya i e a ɔ o u Bengali i e ae a ɔ o u Asamiya i e ɛ a ɒ ɔ o u Gujarati i e ɛ a e ɔ o u Hindi Panjabi i ɪ e ae a e ɔ o ʊ u Anmerkung Der kurze a Laut kann als ʌ oder e wiedergegeben werden Das symmetrische Zehn Vokal System des Hindi und Panjabi steht dem Sanskrit am nachsten Im Sanskrit bestand aber der Unterschied zwischen Paaren wie i i primar in der Vokallange i iː In den neuindoarischen Sprachen ist dieser quantitative Unterschied durch einen qualitativen ersetzt worden ɪ i Es ist aber moglich dass der qualitative Unterschied bereits von Anfang mit der Unterscheidung nach der Vokallange einherging 12 Zumindest fur das kurze a e und das lange a aː wird bereits in den altesten Grammatiken ein Unterschied in der Vokalqualitat beschrieben Zusatzlich kannte das Sanskrit die konsonantischen Vokale r r und l Die letzten beiden sind sehr selten das r kommt hingegen auch in den modernen Sprachen in Sanskrit Lehnwortern vor und wird heutzutage je nach Region als rɪ oder rʊ gesprochen z B r ṣi rɪʃɪ Rishi Die Phoneme ae und ɔ im Hindi und Panjabi gehen ursprunglich auf die Diphthonge ai und au zuruck und werden in manchen Dialekten auch noch als solche gesprochen Wahrend diese beiden Diphthonge im Sanskrit phonematisch sind werden die zahlreichen Vokalverbindungen der neuindoarischen Sprachen nicht als eigenstandige Phoneme aufgefasst Den reinen Vokalen stehen in den meisten neuindoarischen Sprachen Nasalvokale gegenuber z B Hindi ca d Mond Das Sanskrit kennt ebenfalls eine als Anusvara ṃ bezeichnete Nasalisierung z B maṃsa Fleisch die aber nur in vorhersagbaren Fallen auftritt und deshalb im Gegensatz zu den Nasalvokalen der modernen Sprachen nicht phonematisch ist Selbiges gilt fur den im Sanskrit vorhandenen stimmlosen Hauchlaut Visarga ḥ der meist am Wortende auftritt und sprachhistorisch auf s oder r zuruckgeht vgl die Nominativendung aḥ im Sanskrit mit Griechisch os und Latein us Akzent Bearbeiten Die alteste indoiranische Sprachform das Vedische verfugte uber einen tonalen Akzent der dem des Altgriechischen entsprach vgl Vedisch pa t padaḥ mit Altgriechisch pous podos Fuss Der Akzent konnte auf jede Silbe des Wortes fallen und wurde mit einem Hochton udatta gesprochen Im klassischen Sanskrit wandelte sich der tonale Akzent zu einem auf der Schallfulle beruhenden dynamischen Akzent wie er auch im Deutschen vorkommt Die Position des Akzents stimmte nicht mit dem alten tonalen Akzent uberein sondern fiel ahnlich wie im Lateinischen nach vorhersagbaren Regeln auf die zweit dritt oder viertletzte Silbe Die Betonung folgt in den neuindoarischen Sprachen unterschiedlichen Regeln ist aber nie bedeutungsunterscheidend Eine Ausnahme ist Asamiya vgl ˈpise er trinkt und piˈse dann Panjabi stellt als Tonsprache einen Sonderfall dar Die drei bedeutungsunterscheidenden Tone z B koṛa Peitsche koṛa Aussatziger koṛa Pferd sind sekundar unter dem Einfluss eines fruheren aspirierten Konsonanten entstanden vgl Panjabi koṛa mit Hindi ghoṛa Historische Phonologie Bearbeiten Die altindoarischen Sprachen hatten eine komplizierte Phonologie die dem indogermanischen Typus noch recht nahesteht Die wichtigsten Punkte in denen sich Sanskrit von der rekonstruierten indogermanischen Ursprache unterscheidet sind folgende Zusammenfall von a e und o zu a vgl lat agit mit Sanskrit ajati er treibt altgr esti mit Sanskrit asti er ist und altgr posis mit Sanskrit patiḥ Ehemann Gebieter Wandel der silbischen Nasale n und m zu a vgl lat in und dt un mit Sanskrit a Monophthongierung von ai und au zu e und o vgl altgr oida mit Sanskrit veda ich weiss Zusammenfall der Labiovelare kw gw und gwh mit den Velaren k g gh vor ursprunglichen Vordervokalen wandeln sich diese zu den Palatalen c j vgl lat que und Sanskrit ca und Wandel der Palatovelare ḱ ǵ und ǵh zu s j und h vgl lat centum mit Sanskrit satam hundert dadurch gehort Sanskrit zu den Satem Sprachen Entstehung einer stimmlosen Reihe von aspirierten Konsonanten zusatzlich zu der stimmhaften Entstehung der Retroflexe unter dem Einfluss nichtindoarischer Sprachen Am Wortanfang und im Wortinneren treten im Sanskrit komplexe Konsonantenhaufungen auf z B jyotsna Mondschein Dagegen konnen Worter nur auf bestimmte Konsonanten enden Verbindungen von mehreren Konsonanten kommen in der Regel nicht vor vgl lat vox und Avestisch vaxs mit Sanskrit vak Stimme Beim Zusammentreffen von Lauten innerhalb eines Wortes oder beim Aufeinandertreffen zweier Worter treten Sandhi Erscheinungen auf z B wird na uvaca zu novaca er sagte nicht In der mittelindoarischen Periode vereinfachte sich die Phonologie erheblich Es kamen keine Sandhi Regeln mehr zur Anwendung das Phoneminventar wurde etwas verkleinert Die wichtigste Anderung in den mittelindoarischen Sprachen war die radikale Vereinfachung der Silbenstruktur hin zu einem Typus der dem der dravidischen Sprachen ahnelte Konsonantenverbindungen am Wortanfang waren nicht mehr moglich im Wortinneren kamen nur bestimmte einfach auszusprechende Konsonantenverbindungen verdoppelte Konsonanten oder Verbindungen mit einem Nasal als erstem Bestandteil vor am Wortende waren gar keine Konsonanten ausser dem nasalisierten ṃ zulassig Die wichtigsten Lautwandel des Mittelindoarischen sind Reduzierung von Konsonantenverbindungen am Wortanfang z B Sanskrit prathama erster skandha Schulter zu Pali paṭhama khandha Assimilation von Konsonantenverbindungen im Wortinneren z B Sanskrit putra Sohn hasta Hand zu Pali putta hattha Wegfall von auslautenden Konsonanten z B Sanskrit pascat hinten zu Pali paccha nur m und n bleiben als nasalisiertes Anusvara erhalten z B kartum machen zu Pali kattuṃ Zusammenfall der Spiranten s ṣ und s z B Sanskrit desa Land doṣa Fehler und dasa Diener zu Pali desa dosa dasa Wegfall der konsonantischen Vokale r r und l z B Sanskrit pr cchati er fragt zu Pali pucchati Monophthongierung der Diphthonge ai au und der Lautverbindungen aya ava zu e und o z B Sanskrit auṣaḍha Heilkraut ropayati er pflanzt zu Pali osaḍha ropeti in der spateren Phase Ausfall intervokalischer Konsonanten z B Sanskrit loka Welt zu Prakrit loa aspirierte intervokatische Konsonanten werden zu h z B Sanskrit kathayati er erzahlt zu Prakrit kahei Dadurch entstehen Abfolgen von zwei Vokalen die im Sanskrit nicht zulassig waren In den neuindoarischen Sprachen hat sich die Silbenstruktur durch den Ausfall kurzer Vokale wieder vom simplen Typus des Mittelindoarischen wegentwickelt So kommen Konsonanten am Wortende sogar weitaus ofter vor als im Sanskrit auch im Wortinneren sind wieder Konsonantenverbindungen moglich Verstarkt wird diese Entwicklung durch Lehnworter aus nichtindoarischen Sprachen Viele neuindoarische Sprachen haben spezielle Entwicklungen durchlaufen auf die hier nicht naher eingegangen werden kann Zentrale Merkmale die die Phonetik der Mehrzahl der neuindoarischen Sprachen charakterisieren sind Ausfall kurzer Vokale am Wortende z B Prakrit phala Frucht zu Hindi Nepali phal Bengali Asamiya phɔl aber Oriya phɔlɔ Ausfall unbetonter kurzer Vokale im Wortinneren z B Prakrit sutthira fest zu Hindi suthra Prakrit gaddaha Esel zu Bengali gadha dadurch Entstehung zahlreicher neuer Konsonantenverbindungen Dies fuhrt bei mehrsilbigen Stammen teils zur Alternanz z B Hindi samajh na verstehen und samjh a verstanden Vereinfachung von doppelten Konsonanten mit Ersatzdehnung des vorangehenden Vokals z B Prakrit satta sieben zu Hindi Marathi sat Bengali ʃat aber Panjabi satt Ersetzung eines Nasals vor einem Plosiv durch Langung und Nasalisierung des vorangehenden Vokals z B Prakrit danta Zahn zu Hindi Bengali da t aber Panjabi dand Morphologie Bearbeiten Die Morphologie der indoarischen Sprachen hat im Laufe ihrer Entwicklung grundlegende Anderungen erfahren Das altindoarische Sanskrit war eine hochgradig synthetisch flektierende Sprache mit einer komplizierten Formenlehre dem Lateinischen und Altgriechischen nicht unahnlich Die Entwicklung hin zu den mittelindoarischen Sprachen ging mit einer deutlichen Vereinfachung der Formenbildung einher Die neuindoarischen Sprachen sind zu einem weitgehend analytischen Sprachbau mit agglutinierenden Elementen ubergegangen Typologisch sind die indoarischen Sprachen stark von ihren dravidischen Nachbarsprachen beeinflusst worden vor allem im Bereich der Syntax schlagt sich dieser Einfluss bereits im klassischen Sanskrit deutlich nieder Nomen Bearbeiten Die Morphologie der Nomina ist im Sanskrit komplex Sie haben alle acht Kasus Nominativ Akkusativ Instrumental Dativ Ablativ Genitiv Lokativ Vokativ und drei Numeri Singular Dual Plural der indogermanischen Ursprache bewahrt Je nach Stammauslaut und Genus werden die Nomina in verschiedene Deklinationstypen mit jeweils unterschiedlichen Kasusendungen eingeteilt Manche Stamme setzen quantitativen Ablaut ein und sind dadurch hochst variabel z B bildet der Stamm pitr Vater folgende Formen pita pitar am pitr e pitr bhyam pitr n Im Mittelindoarischen wurde dieses komplizierte System vereinfacht Der Dual ging verloren das Kasussystem wurde durch den Zusammenfall von Genitiv und Dativ reduziert und die variablen Konsonantenstamme in regelmassige Vokalstamme umgewandelt z B Sanskrit gacchant gacchat gehend zu Pali gacchanta bis in der Apabhramsha Phase nur noch ein allgemeiner Deklinationstyp vorhanden ist Im Grossen und Ganzen bleibt aber im Mittelindoarischen das alte Kasussystem wenn auch vereinfacht bestehen Als Beispiel ist die Deklination des Wortes putra putta Sohn im Singular in Sanskrit Pali und Apabhramsha angegeben Kasus Sanskrit Pali ApabhramshaNominativ putraḥ putto puttuAkkusativ putram puttaṃ puttuInstrumental putrena puttena putteṇa ṃ puttẽ puttiṃDativ putraya puttaya Ablativ putrat putta puttasma puttamha puttahi puttahoGenitiv putrasya puttassa puttaha puttaho puttassu puttasuLokativ putre putte puttasmiṃ puttamhi putti puttahiṃDie neuindoarischen Sprachen haben dagegen das Deklinationssystem grundlegend umgestaltet Das flektierende System des Alt und Mittelindoarischen ist nur noch in Rudimenten erhalten Meist sind nur noch zwei primare Kasus vorhanden nur vereinzelt finden sich noch Reste der alten Kasus Instrumental Lokativ und Ablativ Nominativ und Akkusativ schon durch Lautwandel im Apabhramsha zusammengefallen werden zum Rektus zusammengefasst In Opposition zum Rektus steht in der Regel ein Obliquus z B Hindi laṛka laṛke Junge Gujarati ghoḍo ghoḍa Pferd Manche Sprachen wie Bengali oder Asamiya haben keine spezielle Form fur den Obliquus Formal geht der Obliquus meist auf den Genitiv zuruck und hat in einigen wenigen Sprachen auch noch dessen Funktion behalten In den meisten Sprachen kommt er aber nicht allein vor sondern wird durch ein System von Postpositionen oder sekundaren Affixen in seiner Bedeutung weiter differenziert z B Hindi laṛke ko dem Jungen Gujarati ghoḍanuṃ des Pferdes Diese Affixe gehen ursprunglich auf eigenstandige Worter zuruck sind aber teils mit dem Obliquus zu sekundaren agglutinierenden Kasusendungen verschmolzen Die Genitivendung er im Bengali leitet sich etwa uber die Partikel kera auf das altindoarische Substantiv karya mit der Bedeutung Angelegenheit ab Der Plural wird auf unterschiedliche Weisen gebildet Geschieht dies etwa im Hindi flektierend mit einer Endung die gleichzeitig Kasus und Numerus ausdruckt vgl Nominativ Singular laṛka Plural laṛke Obliquus Singular laṛke Plural laṛko so setzen andere Sprachen wie Bengali dagegen agglutinierende Pluralsuffixe ein an die zusatzlich Kasusformantien treten vgl Nominativ Singular chele Plural chele gulo Objektiv Singular chele ke Plural chele gulo ke Die alt und mittelindoarischen Sprachen kennen die drei indogermanischen Genera Maskulinum Femininum und Neutrum Unter den neuindoarischen Sprachen ist dieses System in den westlichen Sprachen Gujarati Marathi Konkani beibehalten worden Im Singhalesischen kommen ebenfalls drei Genera vor doch handelt es sich hierbei um ein anders gelagertes System das wie in den dravidischen Sprachen auf Belebtheit und naturlichem Geschlecht beruht In den meisten neuindoarischen Sprachen sind Maskulinum und Neutrum zusammengefallen Nach Osten hin ist die Genuskategorie weniger stark ausgepragt Die ostlichsten Sprachen Bengali Asamiya und Oriya haben sie ganzlich verloren ebenso Khowar und Kalasha am entgegengesetzten Ende des indoarischen Sprachraums Verb Bearbeiten Das Verb zeichnet sich im Altindoarischen im Vedischen noch starker als im klassischen Sanskrit durch einen grossen Reichtum an Formen aus Die Verben werden in drei Personen drei Numeri Singular Dual Plural und drei Genera Verbi Aktiv oder parasmaipada Medium oder atmanepada und Passiv konjugiert Das Tempussystem ist mit Prasens Imperfekt Futur Aorist Perfekt sowie im Vedischen noch Plusquamperfekt ausgepragt Ursprunglich unterschieden sich die Vergangenheitstempora noch in ihrer Bedeutung spater werden sie aber gleichbedeutend verwendet Die gebrauchlichste Moglichkeit die Vergangenheit auszudrucken ist im klassischen Sanskrit indes ein Nominalsatz mit dem Partizip Perfekt Passiv An Modi existieren Indikativ Konjunktiv Optativ und Imperativ Dazu kommen mehrere Partizipien des Aktivs und Passivs Gerundien ein Infinitiv sowie ein System von abgeleiteten Verben Kausativ Desiderativ Intensiv Die Verben werden nach der Bildung des Prasensstammes in zehn Klassen eingeteilt Die Hauptunterscheidung liegt hierbei zwischen den thematischen Verben die den Themavokal a zwischen Stamm und Endung einfugen und den athematischen Verben bei denen dies nicht der Fall ist Das Imperfekt wird ebenso wie der Imperativ und Optativ vom Prasensstamm gebildet die Formen der ubrigen Tempora sind unabhangig vom Prasensstamm Die Verbalmorphologie des Sanskrit ist kompliziert und setzt regelmassig Mittel wie Reduplikation und quantitativen Ablaut guṇa und vr ddhi Stufe ein z B werden vom Stamm kr machen die Formen kr ta gemacht kar oti er macht und ca kar a er hat gemacht gebildet In den mittelindoarischen Sprachen wird dieses System vereinfacht und regelmassiger gestaltet Die Vergangenheitstempora deren Unterscheidung schon im Sanskrit nur kunstlich aufrechterhalten wurde werden ganzlich durch die Partizipialkonstruktion ersetzt Der Konjunktiv stirbt ebenso aus wie das Medium und die abgeleiteten Verben mit Ausnahme des Kausativs Die neuindoarischen Sprachen verwenden neben den alten synthetischen Formen die nach Person und Numerus konjugiert werden in grosserem Masse Partizipialformen die sich nach Genus und Numerus verandern sowie analytische zusammengesetzte Verbformen aus Partizip und Hilfsverb Die verschiedenen neuindoarischen Sprachen unterscheiden sich darin wie sie diese Moglichkeiten einsetzen wie an folgendem Vergleich einiger Formen des Verbs fur kommen in den wichtigsten neuindoarischen Sprachen deutlich wird Sprache Stamm Prasens ich komme Perfektiv ich kam Futur ich werde kommen Hindi Urdu a ata hu m ati hu f aya m ai f au ga m au gi f Panjabi au av a aunda ha aia m ai f ava ga m ava gi f Kashmiri y i a chus yivan m ches yivan f as m ayes f yimɨSindhi ac a i aca tho m aca thi f aius m aiasi f indus m indias f Gujarati av avũ chũ ayvo m avi f aviʃMarathi ye a yeto m yetẽ f alo m alẽ f yeinSinghalesisch e av enava emi ava ami ennam emiOriya as asẽ asili asibiBengali aʃ aʃi aʃlum aʃboAsamiya ah ɒh aho ahilo ahimNepali au a aũchu aẽ aunechuSyntax Bearbeiten Die normale Satzstellung ist in allen Sprachstufen des Indoarischen Subjekt Objekt Verb SOV Im Sanskrit kann diese Wortfolge noch recht frei variiert werden in den neuindoarischen Sprachen ist die Wortfolge fester reglementiert Nur zur besonderen Betonung kann ein Satzglied hinter das Verb gestellt werden Die indoarischen Sprachen teilen auch die ubrigen typologischen Merkmale die fur SOV Sprachen charakteristisch sind Sie benutzen Postpositionen statt Prapositionen z B Sanskrit ramena saha mit Rama und setzen das bestimmende Element vor das bestimmte Das bedeutet dass Attribute ihren Bezugswortern und Nebensatze Hauptsatzen vorangehen Beispiele fur die SOV Wortstellung mit Interlinearubersetzung 13 maĩ tum ko ye kitab deta hu ich dir dieses Buch gebend binHindi Ich gebe dir dieses Buch ami ei amgula nutan bazar theke enechiich diese Mangos neu Markt von brachteBengali Ich brachte diese Mangos vom neuen Markt guru varaya maṭa iskōle di siṃhala akuru igennuvaLehrer Honorificum mir Schule in wahrend singhalesisch Buchstaben lehrteSinghalesisch Der Lehrer brachte mir als ich in der Schule war die singhalesische Schrift bei Schon im klassischen Sanskrit war die bevorzugte Moglichkeit einen Satz der Vergangenheit auszudrucken eine Passivkonstruktion mit dem Partizip Perfekt Passiv bei der die handelnde Person im Instrumental steht z B balena kanya dr ṣṭa wortl das Madchen ist vom Jungen gesehen statt balaḥ kanyam apasyat der Junge sah das Madchen Diese Konstruktion wird auch auf intransitive Verben ausgeweitet z B maya suptam wortl es war von mir geschlafen fur ich schlief In den neuindoarischen Sprachen hat sich hieraus eine ergativahnliche Konstruktion entwickelt Charakteristisch hierfur ist dass bei transitiven Satzen der Vergangenheit das Subjekt eine spezielle Form annimmt die als Agentiv bezeichnet wird wahrend es bei intransitiven Verben und bei Gegenwartssatzen in der Grundform steht Vergleiche folgende Beispielsatze aus dem Hindi laṛka kitab kharidta haiJunge Buch kaufend ist Der Junge kauft das Buch laṛke ne kitab kharidiJunge Agentiv Buch gekauft Der Junge kaufte das Buch Lexik Bearbeiten Die einheimische Grammatik teilt den Wortschatz der modernen indoarischen Sprachen in vier Kategorien die mit Sanskrit Namen bezeichnet werden tadbhava daraus d h aus einem Sanskritwort entstanden Erbworter aus dem Altindoarischen tatsama dasselbe wie das d h ein Sanskritwort direkte Entlehnungen aus dem Sanskrit desya lokal Worter ohne Entsprechung im Sanskrit videsi fremd Lehnworter aus ausserindischen SprachenErbworter Bearbeiten Den Kern der neuindoarischen Lexik bilden die Tadbhava Worter die auf naturlichem Wege aus dem Altindoarischen uber die Zwischenstufe der mittelindoarischen Prakrits entlehnt worden und dabei durch eine Reihe von Lautwandeln in ihrer Gestalt verandert worden sind So geht das Hindi Wort khet Feld uber Prakrit khetta auf Sanskrit kṣetra zuruck Manche Worter wie deva Gott oder nama Name hatten schon im Altindischen eine so einfache Gestalt dass sie keiner weiteren Veranderung unterlagen Tadbhava Worter konnen einen ursprunglich nichtindogermanischen Ursprung haben denn bereits im Sanskrit sind Entlehnungen aus den dravidischen und Munda Sprachen vorhanden Einige indoarische Wortgleichungen 14 Sprache Hand Zahn Ohr machen trinken horenSanskrit hasta danta karṇa kar pib sṛn Hindi hath da t kan kar pi sun Bengali hat da t kan kɔr pi ʃon Panjabi hatth dand kann kar pi suṇ Marathi hat dat kan kar pi aik Gujarati hath da t kan kar pi sa bhaḷ Oriya hatɔ dantɔ kanɔ kɔr pi suṇ Sindhi hathu ɗandu kanu kar pi suṇ Asamiya hat da t kan kɔr pi xun Nepali hat da t kan gar piu sun Kashmiri athɨ dad kan kar co buzSinghalesisch ata data kaṇa kara bo bi aha asu Romani vast dand kan ker pi sun Sanskritismen Bearbeiten Worter die in unveranderter Gestalt oder besser Schreibweise direkt aus dem Sanskrit entlehnt worden sind bezeichnet man als Tatsamas Die Aussprache kann dabei durchaus abweichen die Unterscheidung zwischen bestimmten Lauten wie s und ṣ wird meist nicht mehr gewahrt in Hindi und Marathi fallt das kurze a am Wortende oft aus im Bengali werden Konsonantenverbindungen assimiliert So wird das Tatsama atmahatya Selbstmord auf Hindi aːtmʌhʌtjaː auf Bengali dagegen attohɔtta ausgesprochen Im Singhalesischen werden auch aus dem Pali das als Sprache des buddhistischen Kanons eine ahnlich wichtige Rolle wie das Sanskrit einnimmt ubernommene Worter zu den Tatsamas gerechnet Teils sind Doubletten von Tadbhava und Tatsama Wortern vorhanden wobei das Tatsama dann meist eine spezialisiertere Bedeutung hat So existiert im Hindi neben dem erwahnten Tadbhava khet fur ein Feld im konkreten Sinne d h eines das man pflugen kann das Tatsama Wort kṣetra das ein Feld im ubertragenen Sinne also ein Beschaftigungsfeld o A bezeichnet In den modernen indoarischen Literatursprachen ausser denen wie Urdu die dem kulturellen Einfluss des Islam unterliegen hat die Verwendung von Sanskrit Wortern sehr grosse Ausmasse angenommen Vor allem im Wortschatz des hoheren Registers finden sich viele Sanskritismen ahnlich wie in den europaischen Sprachen lateinische und griechische Fremdworter verwendet werden Nationalistische Kreise fordern die Verwendung von Sanskritwortern als ein Symbol des politischen Hinduismus 15 und versuchen in der Schriftsprache auch fur neuere Begriffe wie Elektrizitat Sanskrit Neologismen zu etablieren In der Alltagssprache konnen sich kunstliche Sanskrit Neologismen aber nur schwerlich gegen englische Lehnworter durchsetzen Lehnworter Bearbeiten Zu den Desya Wortern rechnet man Worter ohne Parallelen im Sanskrit Hierzu gehoren aus altindischen Dialekten ererbte Worter die im Sanskrit fehlen sowie Entlehnungen aus den dravidischen und Munda Sprachen Dazu kommen in den neuindoarischen Sprachen in grosser Zahl aus ausserindischen Sprachen vor allem dem Persischen Arabischen Portugiesischen und Englischen ubernommene Lehnworter die die indische Grammatik zur videsi Kategorie rechnet Wahrend der etwa achthundertjahrigen islamischen Herrschaft in Nordindien war das Persische die Hofsprache der Oberschicht So gelangten viele persische und uber persische Vermittlung auch arabische Worter in die indoarischen Sprachen Fur Urdu die Sprache der indischen Muslime ubernimmt das Persisch Arabische eine ahnliche Rolle als Quelle fur Worter hoherer Stilebenen wie Sanskrit fur die mehrheitlich von Hindus gesprochenen Sprachen Dementsprechend gross ist deren Anteil im Urdu besonders niedrig ist er naturgemass in Sprachen wie Nepali Asamiya oder Singhalesisch die keinem nachhaltigen islamischen Einfluss ausgesetzt waren 16 Einen verhaltnismassig kleinen Anteil unter den Fremdwortern machen Entlehnungen aus dem Portugiesischen mit der die indischen Sprachen ab dem 16 Jahrhundert durch europaische Seefahrer in Kontakt kamen Aus der portugiesischen Sprache wurden Worter wie chave fur Schlussel Hindi cabhi Marathi cavi janela fur Fenster Hindi jangla Bengali janala Singhalesisch janelaya oder mestre fur Handwerker Hindi mistri Marathi mestri ubernommen Ausserst zahlreich sind seit der britischen Kolonialzeit die englischen Lehnworter Vor allem moderne Begriffe wie Hotel hoṭal Ticket ṭikaṭ oder Fahrrad saikil von cycle wurden aus dem Englischen entnommen Schriften BearbeitenDie indoarischen Sprachen werden in einer Vielzahl von Schriften geschrieben verschiedenen indischen Schriften der persisch arabischen Schrift und in Einzelfallen der lateinischen Schrift Dhivehi die Sprache der Malediven hat eine ganzlich eigene Schrift Thaana genannt Sie wurde im 15 Jahrhundert nach dem Vorbild von arabischen Ziffernzeichen und anderen Elementen geschaffen Indische Schriften Bearbeiten nbsp Hinduistisches Mantra auf Sanskrit in Devanagari SchriftDie meisten fur die indoarischen Sprachen verwendeten Schriften gehoren ebenso wie die Schriften Sudindiens Sudostasiens und Tibets zur Familie der indischen Schriften die allesamt von der Brahmi Schrift abstammen Die Brahmi Schrift tritt erstmals im 3 Jahrhundert v Chr in den Inschriften Kaiser Ashokas zu Tage Ihre Ursprunge sind ungeklart als wahrscheinlich gilt dass sie nach dem Vorbild des aramaischen Alphabets geschaffen wurde wahrend die in Indien populare These einer Abstammung von der Indusschrift von westlichen Forschern abgelehnt wird 17 Im Laufe der Zeit spaltete sich die Brahmi Schrift in zahlreiche regionale Varianten auf die grafisch teils sehr stark voneinander abweichen Strukturell sind sie sich aber sehr ahnlich und teilen alle dasselbe Funktionsprinzip Es handelt sich bei ihnen um eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift sogenannte Abugidas bei denen jedes Konsonantenzeichen einen inharenten Vokal a besitzt der durch diakritische Zeichen modifiziert werden kann Konsonantenverbindungen werden durch Ligaturen ausgedruckt Die Reihenfolge der Zeichen ist in den indischen Schriften anders als etwa im lateinischen Alphabet nicht beliebig sondern spiegelt die Phonologie der indoarischen Sprachen wider Die Buchstaben werden folgendermassen angeordnet Vokale a a i i u u r r l e ai o au Plosive und Nasale nach Artikulationsort von hinten nach vorne geordnet Velare ka kha ga gha ṅa Palatale ca cha ja jha na Retroflexe ṭa ṭha ḍa ḍha ṇa Dentale ta tha da dha na Labiale pa pha ba bha ma Halbvokale ya ra la va Sibilanten und Hauchlaut sa ṣa sa ha Das Zeicheninventar ist in den verschiedenen Schriften im Wesentlichen dasselbe Manche Schriften kennen ein spezielles Zeichen fur das retroflexe ḷ weitere Sonderzeichen konnten durch einen untergesetzten Punkt geschaffen werden Folgende indische Schriften werden fur indoarische Sprachen verwendet als Beispiel ist die erste Konsonantenreihe ka kha ga gha ṅa angegeben Schrift Sprache n BeispielDevanagari Hindi Bihari Rajasthani Marathi Nepali nbsp Bengalische Schrift Bengali Asamiya Bishnupriya Manipuri nbsp Gurmukhi Panjabi nbsp Gujarati Schrift Gujarati nbsp Oriya Schrift Oriya nbsp Singhalesische Schrift Singhalesisch nbsp Sanskrit wurde traditionell in der Schrift der jeweiligen Regionalsprache geschrieben heute hat sich Devanagari als ubliche Schrift fur Sanskrit Texte durchgesetzt Fur manche Sprachen werden parallel mehrere Schriften verwendet Kashmiri wird in Pakistan in persisch arabischer Schrift in Indien in Devanagari geschrieben Fur Panjabi sind sogar drei Schriften im Einsatz die persisch arabische in Pakistan Gurmukhi unter den Sikhs und Devanagari unter den panjabisprachigen Hindus Persisch Arabische Schrift Bearbeiten nbsp Urdu Gedicht von Mirza Ghalib im Nastaliq DuktusUrdu die Sprache der indischen Muslime wird ebenso wie die ubrigen in Pakistan verwendeten indoarischen Sprachen Sindhi Panjabi Kashmiri in der persisch arabischen Schrift einer um einige Sonderzeichen erweiterten Version des arabischen Alphabets geschrieben Die arabische Schrift eignet sich nicht allzu gut fur die Wiedergabe indoarischer Sprachen Zum einen werden kurze Vokale nicht ausgedruckt und auch bei den langen Vokalen kann etwa nicht zwischen u ō und au unterschieden werden In arabischen Lehnwortern kommen redundante Buchstaben vor die gleich ausgesprochen werden z B Sin Sad und Tha alle als s Fur andere Laute die in den indoarischen Sprachen vorkommen existieren in der arabischen Schrift aber keine Zeichen so dass diese mithilfe von diakritischen Zeichen neu geschaffen werden mussten z B ٹ ṭ ڈ ḍ und ڑ ṛ fur die retroflexen Laute im Urdu Bei der Bildung dieser Sonderzeichen weisen die Alphabete von Urdu und Sindhi Unterschiede auf so sind die Retroflexe in Sindhi ٽ ṭ ڊ ḍ und ڙ ṛ wahrend sich Panjabi und Kashmiri an der Urdu Orthografie orientieren Auch verwendet Sindhi fur die aspirierten Konsonanten eigene Sonderzeichen wahrend sie im Urdu durch die Kombination des nichtaspirierten Konsonanten und h ausgedruckt werden z B Sindhi ٿ und Urdu ته fur th Weiterhin unterscheidet sich Urdu durch die Verwendung des geschwungenen Nastaliq Duktus von Sindhi das man vorzugsweise im simpleren Naskhi schreibt Lateinische Schrift Bearbeiten Die einzigen indoarischen Sprachen die regular in lateinischer Schrift geschrieben werden sind Konkani und Romani Fur Konkani die Sprache Goas wurde im 16 Jahrhundert eine Orthografie auf Grundlage des Portugiesischen geschaffen Daneben wird Konkani auch in Devanagari Schrift geschrieben Fur Kalasha die bislang illiterate Sprache der Kalasha von Chitral wird seit neuestem im Schulunterricht das lateinische Alphabet verwendet Im wissenschaftlichen Kontext ist die lateinische Transliteration gebrauchlich Der ubliche Standard ist das International Alphabet of Sanskrit Transliteration IAST In der Darstellung der Konsonanten orientiert sie sich am Lautwert der Buchstaben im Englischen deshalb wird z B y fur j geschrieben Aspirierte Konsonanten werden durch die Digraphen kh th etc ausgedruckt Andere Laute fur die es keinen entsprechenden lateinischen Buchstaben gibt druckt die IAST Transliteration durch diakritische Zeichen aus etwa das Makron zur Kennzeichnung von Langvokalen oder untergesetzte Punkte fur retroflexe Laute Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Hermann Berger Die Vielfalt der indischen Sprachen In Dietmar Rothermund Hrsg Indien Kultur Geschichte Politik Wirtschaft Umwelt Ein Handbuch C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39661 5 S 101 110 Jules Bloch Indo Aryan From the Vedas to modern times English edition Largely revised by the author and translated by Alfred Master Libraire d Amerique et d Orient Arien Maisonneuve Paris 1965 George Cardona Indo Aryan Languages In Bernard Comrie Hrsg The Major Languages of South Asia the Middle East and Africa Reprint with revisions and additional material Routledge London 1990 ISBN 0 415 05772 8 S 21 30 George Cardona Dhanesh Jain Hrsg The Indo Aryan Languages Routledge Language Family Series Bd 2 Routledge London u a 2003 ISBN 0 7007 1130 9 Colin P Masica The Indo Aryan Languages Cambridge University Press Cambridge u a 1991 ISBN 0 521 23420 4 Ralph L Turner A comparative dictionary of Indo Aryan languages Hauptbd 2 Supplementbde Oxford University Press London u a 1962 1985 Georgij A Zograf Die Sprachen Sudasiens Ubersetzt von Erika Klemm VEB Verlag Enzyklopadie Leipzig 1982 Zur 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