Hauchlaut ist in der Linguistik die Bezeichnung für den stimmlosen glottalen Frikativ (Reibelaut) [h], der in Wörtern wie /hal/ (Hall) oder /has/ (Hass) im Anlaut steht. Er kann im Deutschen nur im Silbenanlaut verwendet werden. Der Begriff Hauchlaut ist nicht sehr gebräuchlich und taucht daher auch nicht in allen Fachwörterbüchern der Linguistik auf; bei Glück (1993) ist er aufgeführt, aber nur als Verweisstichwort.
Status des [h] Bearbeiten
Der Status des [h] ist nicht leicht zu bestimmen: Nach Wängler ist er ein „unlokalisierbarer Öffnungskonsonant“, da der Luftstrom bei seiner Artikulation nahezu unbehindert ausströmen kann; Hakkarainen betrachtet den Artikulationsort ebenso wie die Stimmbeteiligung als „irrelevant“. Krech und andere konstatieren ein „schwaches Reibegeräusch (Hauchgeräusch)“, eine Anpassung an den folgenden Vokal und stellen ferner fest, dass [h] in der Regel stimmlos, zwischen Vokalen aber auch stimmhaft sein kann. Insgesamt ist die artikulatorische Konfiguration im Mundraum irrelevant und das schwache Reibegeräusch entsteht in der Stimmritze (Glottis).
Rolle im Griechischen Bearbeiten
Eine besondere Rolle spielen Hauchlaute im Altgriechischen: Jeder im Anlaut eines altgriechischen Wortes stehende Vokal oder Diphthong erhält als Hauchzeichen einen von zwei möglichen Spiritūs:
- den spiritus asper (rauen Hauch), der dem deutschen und lateinischen „h“ entspricht: ἱστορία historía, Ἑλλάς Hellás, ἥρως hérōs, Αἵμων Haimōn.
- den spiritus lenis (sanften Hauch) bei Fehlen des „h“-Anlautes: ἀγορά agorá, Ἔρως Erōs, Ὀδυσσεύς Odysseús. Ob stattdessen im Altgriechischen ein stimmloser glottaler Plosiv [ʔ] wie im heutigen Deutsch gesprochen wurde, ist ungeklärt.
Literatur Bearbeiten
- Otto von Essen: Allgemeine und angewandte Phonetik. 5., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1979, Seite 116: "Öffnungskonsonant: h".
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart/ Weimar 1993. ISBN 3-476-00937-8
- Hans-Heinrich Wängler: Grundriss einer Phonetik des Deutschen mit einer allgemeinen Einführung in die Phonetik, 4., überarbeitete Auflage, Elwert Verlag, Marburg 1983, ISBN 3-7708-0753-7, Seite 159
- Heikki J. Hakkarainen: Phonetik des Deutschen. Fink, München 1995, ISBN 3-8252-1835-X, Seite 80.
- Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. De Gruyter, Berlin/New York 2010, ISBN 978-3-11-018203-3, Seite 88.