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Die Wellentheorie der Sprachentwicklung wurde ursprunglich von Hugo Schuchardt in einer seiner Leipziger Vorlesungen im Jahre 1870 in die historische Sprachwissenschaft und Dialektologie eingefuhrt 3 Johannes Schmidt 1843 1901 entwickelte das Konzept weiter In seiner Analyse der Verwandtschaftsverhaltnisse der indogermanischen Sprachen begrundete er 1872 die Auffassung von der allmahlichen raumlichen Verbreitung sprachlicher Neuerungen kurz Wellentheorie genannt Mengendiagramm zur Verdeutlichung der Wellentheorie von Johannes Schmidt 1 Der Hintergrund stellt ein Sprachkontinuum dar uber die Sprachgrenzen hinweg Die Kreise reprasentieren stabile Sprachen Diese Kreise verbreiten sich von kleinen Zentren ausgehend wellenformig Im Lauf der Entwicklung deckt sich die neue innovative Sprache nicht mehr mit den ubrigen Kreisen Nach der Wellentheorie verfugen raumlich und oder zeitlich benachbarte sprachliche Varietaten Kreise uber ein weitgehend ubereinstimmendes Sprachinventar Die Randlinie eines jeden Kreises stellt die maximale Verbreitung der Innovation dar die von einem Zentrum ihren Ausgang nehmen 2 Die Wellentheorie richtete sich gegen die damals aufkommende Lehrmeinung von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze mit der die Junggrammatiker bis in die 1930er Jahre entscheidenden Einfluss in der indogermanischen Sprachwissenschaft hatten In Analogie zur Wellenlehre in der Physik sah Johannes Schmidt Entwicklungen der indogermanischen Sprachen und anderer Sprachfamilien als Resultat von Uberlagerungen Diese Interferenzen und kleinere Anderungen wurden in kleinen Gruppen entstehen und sich ausbreiten Dabei wurde der Effekt im Laufe der Ausbreitung immer schwacher ahnlich den Wellen die ein ins Wasser geworfener Stein erzeugt Die Wellentheorie erganzt die von August Schleicher 1821 1868 entwickelte Stammbaumtheorie nach der sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus Ursprachen entwickeln Mithilfe der Wellentheorie kann die Ausbreitung bestimmter sprachlicher Erscheinungen uber Sprachgrenzen hinaus einfacher erklart werden als mit evolutionstheoretischen Modellen wie beispielsweise der genetischen Drift Weblinks BearbeitenChristian Lehmann Sprachwandel Kap 7 4 Genetische Sprachverwandtschaft Stammbaum vs Wellentheorie Jacques Francois Die Ausgliederung des romanischen Sprachraums Universite de Caen amp LATTICE UMR 8094 Paris 3 ENS Vortrag am Institut fur Romanistik der Universitat Stuttgart 10 Juni 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Aus Johannes Schmidt Die Verwandtschaftsverhaltnisse der indogermanischen Sprachen H Bohlau Weimar 1872 Daniela Pirazzini Theorien und Methoden der romanischen Sprachwissenschaft Walter de Gruyter Berlin 2013 ISBN 3 11 030989 0 S 30 Bernhard Hurch Von der Peripherie ins Zentrum Hugo Schuchardt und die Neuerungen der Sprachwissenschaft In Karl Acham Hrsg Kunst und Wissenschaft aus Graz Bd 2 1 Kunst und Geisteswissenschaft aus Graz Bohlau Wien 2009 ISBN 3 205 77706 9 S 1 20 Online Memento des Originals vom 17 November 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot schuchardt uni graz at PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wellentheorie Linguistik amp oldid 219855989