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Die evangelische Stadtkirche steht in der Altstadt von Bad Hersfeld Ihr markanter Kirchturm ist das Wahrzeichen der Stadt Kirchturm der Stadtkirche in Bad HersfeldAnsicht der Stadtkirche von WestenDie Stadtkirche ist eine gotische dreischiffige hochgewolbte Hallenkirche Die Halle hat vier Joche mit weitgestellten achtseitigen Pfeilern Der zweijochige Chor endet mit einer polygonalen Apsis mit 5 8 Schluss Die Geschichte der Stadtkirche beginnt mit dem Bau der romanischen Marktbasilika um das Jahr 1060 Dieser Bau wurde dann uber die nachsten 420 Jahre zu dem gotischen Kirchenbau um und ausgebaut wie er heute noch steht Das Aussere blieb seitdem fast unverandert bestehen Der Innenraum wurde durch calvinistische Bildersturmer und durch mindestens zwei grossere Brande erheblich verandert Inhaltsverzeichnis 1 Vorgangerbauten 1 1 Erste Pfarrkirche auf dem Frauenberg 1 2 Romanische Marktbasilika 2 Gotische Stadtkirche 2 1 Baugeschichte 2 1 1 Chor und Marienkapelle 2 1 2 Turmbau 2 1 3 Kirchenhalle 2 1 4 Beinhaus und neue Marienkapelle 2 1 5 Ausbau des Kirchturms 2 2 Innenraum 2 2 1 Fresken 2 2 2 Schlusssteine und weitere figurliche Darstellungen 2 2 3 Bleiglasfenster 2 2 4 Weitere Kirchenausstattung 2 3 Orgeln 2 3 1 Hauptorgel 2 3 2 Altarorgel 2 4 Glocken 3 Ereignisse in und um die Kirche nach der Fertigstellung 3 1 Reformation 3 2 Neuzeit bis in die Moderne 3 3 Gegenwart 4 Quellen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksVorgangerbauten BearbeitenErste Pfarrkirche auf dem Frauenberg Bearbeiten nbsp Frauenbergkapelle mit den eingebauten Resten der fruhmittelalterlichen KircheDie erste Pfarrkirche befand sich auf dem Frauenberg uber der damaligen Siedlung am Benediktinerkloster Das Pfarr Recht ging dann auf die Kirche in der Stadt im Fuldatal uber In dieser Hinsicht ist die Frauenbergkirche ein Vorgangerbau der Stadtkirche Um das Jahr 800 gab es in Haerulfisfelt fur Gottesdienste nur die Stiftskirche Da diese in der Klausur der Monche lag hatte die Bevolkerung der grosser werdenden Siedlung keinen Zugang zu einem Gotteshaus So liess der Abt auf dem Frauenberg oberhalb der Siedlung eine kleine Kirche bauen die er Unserer Lieben Frau Maria weihte Von der Kirche Unserer lieben Frau auf dem Berge leitet sich der Name des Frauenberges ab Die Marienverehrung setzte sich in der neuen Stadtkirche bis in die Gegenwart fort Die Kirche bestand aus einem kleinen rechteckigen Raum von etwa 7 m Lange und 6 m Breite Eine rechteckige Apsis schloss sich im Osten in voller Breite an Erst in der spaten Romanik wurde der Raum in gleicher Breite in ostlicher Richtung um etwa 9 m verlangert Die Bevolkerung pilgerte von der Siedlung auf den Berg zum Gottesdienst Die heutige Strasse Alter Kirchweg zeigt immer noch welcher Weg zur Kirche fuhrte Spatestens mit Errichtung der Stadtkirche im Jahre 1323 gingen die Pfarr Rechte von der Frauenbergkirche auf die Stadtkirche uber Im Jahr 1422 baute man der Kirche noch eine Seitenkapelle an die dem heiligen Michael dem Patron der Friedhofe geweiht wurde Vermutlich raumte man damals den Kirchhof in der Stadt und man nahm den Bergfriedhof den man seit 1323 nicht mehr nutzte wieder in Betrieb Der Sakralbau diente von da an als Friedhofskirche und war bis zur Reformation und dem Bauernkrieg Klause fur Beginen Die Kirche verfiel daraufhin Die Ruine vor allem der rechteckige Ostabschluss der Kirche wurde im Neubau der Frauenbergkapelle im Jahre 1959 mit einbezogen Der Neubau gehort zur Evangelischen Jugendbildungsstatte Frauenberg Romanische Marktbasilika Bearbeiten Ein erster Kirchenbau am Ort der heutigen Stadtkirche war ein 12 6 m langer und 7 4 m breiter Hauptraum an dem sich im Osten ein rechteckiger Chor anschloss Dieser Bau wird auf Grund der zeitlichen Ablaufe in der Siedlung um 1060 datiert nachdem Abt Meginher die 1038 abgebrannte Stiftskirche Brunbasilika neu erbaut hatte Zwischen 1073 und 1074 liess Heinrich IV hier sein Heer gegen die aufstandischen Sachsen und Thuringer zusammenziehen Er und sein Gefolge hielten sich im Schutze des befestigten Klosters auf Aufgrund des heraufziehenden Investiturstreits zwischen Heinrich IV und Papst Gregor VII stand Hersfeld im Zentrum der Vorkommnisse im Heiligen Romischen Reich Ein Vorstoss des Magdeburger Erzbischofs Hartwig von Spanheim und des Bischofs Burchard II von Halberstadt im Jahre 1086 fuhrte diese bis vor die Befestigungen des Klosters Da die Siedlung vor dem Kloster noch unbefestigt war wurde sie zerstort Es ist zu vermuten dass die zweite Ausbaustufe der Marktbasilika nach diesen Auseinandersetzungen vermutlich im Zuge eines romanischen Neuaufbaus stattgefunden hat Bei dem Ausbau wurde dem Langhaus statt des oben genannten Chores ein 17 8 m langes und 8 1 m breites Querschiff angesetzt In der Ostwand des Querschiffes befand sich in der Mitte eine Apsis mit einem Radius von etwa 3 2 m Uber der Vierung nahm ein Dachreiter eine Glocke auf Im Westen wurde vermutlich zur gleichen Zeit ein Anbau in der Breite des Langhauses erstellt der kurz vor der heutigen Turmostwand endete die genaue Lange dieses Anbaues lasst sich nicht mehr nachweisen da die Grundmauern des westlichen Abschlusses durch neuzeitliche Tiefbauten zerstort wurden Die Patrone dieser Kirche waren St Vitus und St Antonius Die ersten Pfarrer in der Marktbasilika sind urkundlich ab 1142 bekannt In diesem Jahr wird ein Siegebodi als clericus de doro und 1160 als forensis presbiter genannt In einer Urkunde von 1170 ist ein parochianus Heinricus in civitate nostra Hersfeld genannt Der letzte bekannte Pfarrer in dieser Kirche ist der Stadtpfarrer Ulrich von Laien der in einer Urkunde vom 5 April 1222 erwahnt wird Er wird bis 1244 in Urkunden erwahnt An einer Urkunde vom 13 Dezember 1234 hangt das alteste erhaltene Pfarrsiegel Das Spitzoval Siegel zeigt zwei ornamental verschlungene Drachen mit der Umschrift SECRETVOPLEBANIIHERSFET Ubersetzt Sekret des Pfarrers in Hersfeld 1 Gotische Stadtkirche BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten nbsp Grundriss der gotischen Stadtkirche mit dem VorgangerbauViele Erkenntnisse uber den Kirchenbau gewann man erst nach 1953 als nach einem Brand der komplette Innenraum restauriert werden musste Dabei unternahm man Grabungen unter der Kirche Dadurch liess sich die Geschichte der Stadtkirche bis in das fruhe 11 Jahrhundert zuruckverfolgen Da schriftlich Zeugnisse besonders bis zum 13 Jahrhundert fehlen konnten einige Ereignisse und Gegebenheiten in der Geschichte der Kirche nur noch durch diese Ausgrabungen ermittelt werden Einiges kann man aber auch nur aufgrund der zeitlichen Ablaufe in der Abtei Hersfeld oder in der Marktgemeinde bzw der Stadt Hersfeld mutmassen Chor und Marienkapelle Bearbeiten Ab etwa 1305 wurde Hersfeld gemeinsam durch die drei Stande Konvent Ritter und Stadt regiert Es herrschte wohl aber Friede zwischen der Abtei und Stadt so dass die Planung einer grosseren Stadtkirche in dieser Zeit angesetzt werden kann Im ersten Bauabschnitt ersetzte man die kleine Apsis im Querschiff durch einen gotischen zweijochigen Chor dessen polygonale Apsis in einem 5 8 Schluss endet Die Achse des neuen Chores wurde genauer in die West Ost Richtung ausgerichtet Die Hohe des noch romanischen Langhauses und des Querschiffes war nach diesen Baumassnahmen um mehrere Meter niedriger als der neue Chor Der Chor wurde vermutlich nach dem Vorbild der landgraflichen Residenz in Marburg erbaut Die dortige Schlosskapelle eingeweiht 1288 und der Chor der altesten Pfarrkirche Marburgs der St Marien Kirche erbaut 1297 weisen architektonische Parallelen auf Die in Dreieckform nach innen gezogenen Chorstreben finden sich allen drei Kirchenbauten wieder nbsp Anbau der ehemaligen Marienkapelle auf der Nordseite der Kirche mit daneben stehender HeiligenfigurZu diesem Bauabschnitt gehorte auch der Bau einer kleinen zweijochigen Marienkapelle heute Sakristei die an der Nordwand des neuen Chores und angelehnt an das alte Querschiff in Richtung des alten Stadtfriedhofes heute Kirchplatz gebaut wurde Die herausgehobene Bedeutung dieses Anbaus praedictae ecclesiae annexa lasst sich schon aussen an der Gestaltung der Strebepfeiler erkennen Der Strebepfeiler uber dem Dach der Marienkirche hat eine Fiale mit Masswerk und Kreuzblume Die restlichen Strebepfeiler der Kirchenhalle haben dagegen nur sehr schlicht gestaltete Fialen oder sie fehlen sogar ganz Die Strebepfeiler des Kapellenanbaus haben einen Abschluss in Form von Tabernakeln in denen sich vermutlich Heiligenfiguren befanden Auch diese Tabernakel findet man an der Kirche sonst nicht Der Vikar hatte uber eine enge Tur vom Chor aus Zugang zur Kapelle Eine Nische im Inneren des kleinen Raumes wie sie an der Epistelseite von Altaren ublich ist weist noch heute darauf hin dass es hier einen Altar gab An den zwei Aussenwanden gab es vermutlich Bogenoffnungen mit Schranken die es auch grosseren Menschenmengen erlaubte von aussen ins Innere der Kapelle zu schauen Die Bedeutung des Marienaltars lasst sich auch an der Anzahl der gestifteten Vikarien erkennen Neben dem Hochaltar im Chor war es nur der Marienaltar dem zwei Stiftungen zukamen In der Stadtkirche schloss man damit an die Tradition der Marienverehrung in der Frauenbergkirche an nbsp Grabplatte von Hermann de BoumilborgDurch einen von Johannes XXII ausgestellten papstlichen Gnadenbrief der allerdings nur auszugsweise als Abschrift erhalten ist lasst sich der 6 August 1323 als Tag der Weihe des neuen Hochaltars ausmachen Die Kirche und der Hochaltar wurden den Heiligen Vitus und Antonius geweiht Es ist weiterhin wahrscheinlich dass mit diesem Gnadenbrief die Pfarr Rechte von der Frauenbergkapelle auf die Stadtkirche ubergingen Der erste Pfarrer plebanus de Hersfeld der gotischen Stadtkirche der vermutlich auch den Neubau geplant und beaufsichtigt hat war Hermann von Boumilborg heute von Boyneburg Am 27 Dezember 1328 stiftete er eine Vikarie auf den Hochaltar des neuen Chors Er starb am 21 September 1330 wie es seine Grabplatte die heute an der Sudwand links neben dem Rathausausgang steht beurkundet Die trapezartige Form der Grabplatte und die baulichen Gegebenheiten im Jahr 1330 lassen vermuten dass sein Grab in der Marienkapelle war Es bestehen auch Anhaltspunkte die vermuten lassen dass Hermann auch Pfarrer in Mecklar Meckbach war wo die Herren von Boyneburg zu dieser Zeit einen Nebensitz hatten Turmbau Bearbeiten nbsp WestportalWie oben schon erwahnt konnte der Abt ab etwa 1305 nicht mehr an den Standen vorbei direkt uber Hersfeld regieren Die Gegensatze zwischen der Stadt und der Abtei wurden scharfer so dass der Abt 1328 mit dem Bau des stark befestigten Schlosses zu den Eichen ausserhalb der Stadt begann In diesem Jahr wurde dort der Bergfried in die Hohe gezogen Dies mag ein Anlass gewesen sein dass man um 1330 die Erweiterung der Stadtkirche nicht mit einer neuen Kirchenhalle fortsetzte Stattdessen wurde in einigem Abstand westlich von dem romanischen Langhaus ein einzeln stehender Kirchturm als trutziger Wehrbau errichtet Dieser Turm wurde in seiner Achse an dem 1323 erbauten Chor ausgerichtet und hatte zwei Stockwerke Das zweite Stockwerk ist uber eine schmale Wendeltreppe erreichbar die man auch heute noch benutzen muss um auf den Turm zu kommen Sie ist von aussen an der Turmsudwand zu sehen Diesem Turm wurde vermutlich ein Dachreiter aufgesetzt der eine Glocke aufnahm Das Westportal im Erdgeschoss des Turmes wurde von einem Wimperg gekront und mit Fialen flankiert Auch dieser Wimperg hat stilistische Parallelen mit einem Kirchenportal in Marburg Es ist das Portal im Nordturm der Elisabethkirche der nach 1319 erbaut wurde Kirchenhalle Bearbeiten nbsp Chorpforte mit Fester in der KirchenostwandDer Baubeginn der Kirchenhalle ist um 1350 anzusetzen Im Stift regierte der auf Ausgleich gesinnte Johann von Elben 1343 1367 so dass man gemeinsam an den Bau der dreischiffigen hochgewolbten aus vier Jochen bestehenden Halle ging Der Abstand zwischen dem Kirchturm und dem Chor betrug 100 hessische Fuss etwa 25 m Man zog die Seitenwande vom Kirchturm bis zum Chor um die bestehende alte Basilika hoch Um zu ihr weiterhin Zugang zu haben baute man in der sudlichen Chorwand eine breite Tur ein Um der Chorpforte mehr Bedeutung zu verleihen sie war nur fur den Abt die Chorherren und hohe Wurdentrager da baute man ihr eine kleine Vorhalle an Fur die Bevolkerung wurde die alte enge Tur aus der Marktbasilika in die Nordwand der Kirchenhalle gesetzt Als man die achteckigen Pfeiler und die 18 m hohen Kreuzrippengewolbe baute blieb nur noch das ehemalige Querschiff der Marktbasilika stehen bis die Uberdachung der neuen Kirchenhalle fertig war Dann brach man auch das alte Querschiff ab das jetzt vollstandig in der neuen Halle stand Lediglich die Schulterstucke dieses Querschiffes blieben stehen da sie auf der nordlichen Seite als Ruckwand der Marienkapelle und auf der sudlichen Seite als Trager fur die Chorvorhalle dienten nbsp PeststeinDer Bau wurde erheblich verzogert Der erste Grund war die Pestepidemie im Jahre 1356 bei der 3000 Hersfelder starben Ein Peststein neben der Chorvorhalle vermutlich ein Rest einer Grabanlage oder eines Denkmals tragt eine lateinische Inschrift Frei ubersetzt steht da Im Jahre 1356 sind von der furchterlichen Pest aus gottlichem Ratschluss dreitausend gefallen und hier beerdigt worden Sie ruhen in seligem Frieden Der zweite Grund ist in einem drohenden Einsturz der Nordwand zu suchen Dem begegnete man indem vier breitere Strebepfeiler aussen an der Hallenwand gebaut wurden Dies sieht man noch heute da die Strebepfeiler an der Nordwand breiter sind als an der Sudwand Auch legte man die Gewolbescheitel hoher als vorgesehen um die Querkrafte auf die Seitenwande zu reduzieren Im Jahr 1371 wurde die neue Osterglocke in dem Kirchturm aufgehangt Es ist daher anzunehmen dass der Bau der Kirchenhalle vollendet war Diese erste grosse Glocke war eine assumptionis Mariae eine Marienglocke Dies unterstreicht ein weiteres Mal die Ubernahme der Marienverehrung aus der Frauenbergkirche Beinhaus und neue Marienkapelle Bearbeiten Die nachsten Veranderungen sind dann erst im 15 Jahrhundert wieder nachzuweisen Die Errichtung einer Kapelle auf dem Frauenberg im Jahre 1422 lasst vermuten dass man den Bergfriedhof wieder und in der Folge den Kirchhof in der Stadt nicht mehr benutzte So ist der Bau eines Beinhauses in dieser Zeit anzunehmen Es wurde an die Nordseite des Turmes angebaut Eine Tur zu dem Beinhaus brach man in die Westwand der Kirchenhalle Die hochgotischen Fenster deuten auf einen Bau aus dem 15 Jahrhundert hin Fur die genauere Datierung konnten zwei Jahre in Betracht kommen Man vermutet dass der Raum uber dem Beinhaus den Marienaltar aus der alten Marienkapelle aufnahm Es war daher wohl die neue Marienkapelle Auch der Vitalisaltar ist in diesem Raum nachweisbar Aus der alten Marienkapelle wurde eine Sakristei die bisher hinter dem Hochaltar im Chor war Aus dem Jahr 1411 ist bekannt dass die Hersfelder Familie Kettenbur eine zweite Vikarie auf den Marienaltar stiftete Dies konnte mit dem Umzug des Marienaltars in die neue Marienkapelle uber dem Beinhaus zusammenhangen Somit waren das Beinhaus und die Marienkapelle um das Jahr 1410 erbaut worden Andererseits versuchte Albrecht von Buchenau 1418 bis 1438 am Anfang seines Abbatiates noch einmal die direkte Herrschaft uber die Stadt zu erlangen Anlasslich der Vitalis Prozession im Jahre 1418 suchte er die Konfrontation mit der Stadt Er konnte sich allerdings nicht durchsetzen Ab dem Jahr 1432 hatten Stadt und Abtei denselben Schutzherren die Landgrafen von Hessen In diesem Umfeld kam es 1439 zu einem Freundschaftsvertrag zwischen Stadt und Abtei in dem der Abt Konrad von Hirtzenrode die Rechte der Burger bestatigte Im selben Jahr beschadigte der grosse Stadtbrand auch die Kirche Das bedeutet dass das Beinhaus und neue Marienkapelle im Zuge der Reparaturarbeiten auch in dieser Friedenszeit um 1440 entstanden sein konnten In der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts zog man in das Erdgeschoss des Kirchturms ein spatgotisches Sterngewolbe ein Die noch erhaltenen Zunftwappen im Gewolbe der Tuchmacher und Schuhwerker lassen den Schluss zu dass hier eine Zunft oder Magistratskapelle eingerichtet wurde Der Raum diente wohl noch nicht als Durchgang zur Kirche da von hier aus auch die Glocken im Turm gelautet wurden Die Locher im Gewolbe durch die die Seile zu den Glocken gefuhrt wurden erinnern heute noch daran Ausbau des Kirchturms Bearbeiten nbsp Kirchturm mit dem Masswerk der obersten zwei StockwerkeWeiter ging es mit dem Ausbau des Kirchturms erst im 16 Jahrhundert Dem zweistockigen Turmstumpf wurden weitere vier Stockwerke aufgesetzt Die Turmerwohnung war damit 40 m uber der Stadt 222 Stufen sind es noch heute die man zur Turmerwohnung steigen muss Das im funften Stock blind aufgesetzte und im sechsten Stock offene Masswerk ist im spatgotischen Stil der Fischblasenornamentik gehalten Auch die steinerne Brustung des umlaufenden Wachganges die vier als damonische Fabelwesen gestalteten Wasserspeier und Neidkopfe drei befinden sich auf der Sudseite einer im Osten und einer im Westen alle jeweils in den Stabwerken der Fenster in den obersten zwei Stockwerken weisen auf die Spatgotik hin Neidkopfe am Turm nbsp Sudseite nbsp OstseiteDer genauere Zeitraum ist lediglich an zwei Schenkungsurkunden an die Bauhutte der Pfarrkirche ablesbar Die eine stammt vom 24 April 1505 in der die Frau von Johannes von Buchenau Ymmel einen Garten zur Ausbesserung und Erbauung des Turmes ubereignete Die zweite Urkunde stammt vom 14 Januar 1508 in der Burger Hentz Hainer zur Errichtung des Turmes und zur Erhaltung der Pfarrkirche spendete Des Weiteren wurden 1532 im Hersfelder Salbuch Gulten Grundschulden erwahnt die zur Erbauung des Turmes an der Stadtkirche dienten Somit kann die Zeit zwischen 1500 und 1520 fur den Ausbau angenommen werden Danach ware durch die Reformation den Bauernkrieg und die anschliessende Besetzung Hersfelds durch hessische Truppen kein Bau mehr moglich gewesen In dieser Zeit wird wohl ein provisorisches Dach gesetzt worden sein Der Sandstein der obersten zwei Stockwerke weist eine deutlich hellere Farbung auf als der ubrige Turm Daher gibt es auch Veroffentlichungen die die Meinung vertreten dass die ersten vier Stockwerke bereits um 1350 entstanden sind Dies ist aufgrund der fehlenden Baufuge zwischen dem vierten und funften Stock am Turm nicht nachweisbar Wenn man dieser Meinung folgt konnten die letzten zwei Stockwerke auch spater entstanden sein Dies konnte dann in den Jahren vor 1584 geschehen sein da zu diesem Zeitpunkt das abgewalmte Satteldach uber der Turmerwohnung und der spitzschlanke Dachreiter standen Dies geht aus einer Inschrift hervor die in das Stutzgebalk geschnitzt wurde die die Turmerwohnung und das Dach tragt Wortlich steht dort nbsp Stadtkirche in der Topographia Hassiae von Matthaus MerianTopographia Hassiae ADAM RODT HN BROTHECKERANNO DOMININ 1584DEN IIAVGVSTIIDie Inschrift bezieht sich damit auf den von 1565 bis 1574 amtierenden Burgermeister Hen Johann Brothecker von Hersfeld Zwei Kupferstiche von Wilhelm Dilich die jeweils aus dem Jahre 1591 und 1604 stammen zeigen ebenfalls den fertigen Turm mit Dach Eine kleine unscheinbare Sonnenuhr die um 1520 datiert wird befindet sich am vorletzten Strebepfeiler an der sudlichen Hallenwand Sie ist damit die alteste offentliche Uhr von Bad Hersfeld Innenraum Bearbeiten Fresken Bearbeiten Im Chor wurden mittelalterliche Wandmalereien entdeckt Beiderseits des Altars kann man heute wieder zwei blass gewordene lebensgrosse Heiligenbilder erkennen Diese Heiligenbilder wurden in einem Ablassbrief vom Generalvikar des Mainzer Erzbischofs erwahnt Die am 9 September 1503 ausgestellte Urkunde spricht von einem Marienbild und weiteren Fresken der Heiligen Veronika Katharina und Barbara Ein weiteres sehr gut erhaltenes Fresko ist uber der Sakramentsnische im hinteren Teil des Chors zu sehen Es zeigt zwei Engel die eine Monstranz halten Die Malerei wird in das 15 Jahrhundert datiert und hat westfalische Einflusse Schlusssteine und weitere figurliche Darstellungen Bearbeiten nbsp Schlussstein Christus als Lehrer mit vier ZiersteinenDie Schlusssteine in den Schnittpunkten und die begleitenden Ziersteine in den Scheitelpunkten der Gewolberippen stellen bildlich das Wesentliche der Heilsgeschichte dar Da viele Menschen im Mittelalter nicht lesen konnten verlangte schon Karl der Grosse eine biblia pauperum eine aus dem Stein sprechende Predigt Die Figuren auf den Schlusssteinen im Chor sind dem Prediger zugewandt Dort sieht man Christus als Weltenrichter mit den funf Wundmalen vor der Mandorla sitzend und einen Engel mit den Leidenswerkzeugen Der Gemeinde zugewandt sind die Figuren in der Kirchenhalle Im Hauptschiff sticht der lachelnde Christus hervor der als Lehrer dargestellt ist In seiner Linken halt er die offene Bibel mit goldenem Alpha und Omega und segnet die Gemeinde mit seiner rechten Hand Hinterlegt ist dieser Schlussstein mit Eichenlaub wahrscheinlich eine Symbolik dass Christus uber den germanischen Gott Donar triumphiert siehe auch Donareiche Dieser Stein wird mit vier Ziersteinen auf den Gewolberippen umrahmt auf denen die Symbole fur die Evangelisten Matthaus Mensch Markus Lowe Lukas Stier und Johannes Adler zu sehen sind nbsp Schlussstein Maria mit dem KindeIn den Seitenschiffen haben die Schlusssteine das Thema Nachstenliebe wobei im sudlichen Seitenschiff weibliche und im nordlichen Seitenschiff mannliche Figuren dargestellt sind Hieran erkennt man noch die alte Sitzordnung in Kirchen wo Frauen und Manner getrennt sassen Im sudlichen Seitenschiff findet man Maria mit dem Kinde und im nordlichen Seitenschiff St Martin als Ritter dargestellt Der dazugehorende kniende Bettler ist auf einem separaten Stein am Rand des Gewolbes zu finden Weiterhin sind viele Schluss und Ziersteine vorhanden die Pflanzen darstellen Man sieht Weinlaub Eichenlaub Kleeblatt Schollkraut Bibernelle Zaunrube Bilsenkraut Weinreben und Heckenrose Neben der symbolischen Bedeutung z B die Heckenrose fur Marias Jungfraulichkeit oder die Weinrebe fur Christus der Reben anbietet nehmen die Steine auch Bezug auf das Volkswissen uber die Heilwirkung dieser Pflanzen 2 Dies geschah wohl in der Tradition von Hildegard von Bingen Albertus Magnus und Konrad von Megenberg Dies muss auch im Kontext des Pestjahres 1356 gesehen werden In dieser Zeit wurde die Kirchenhalle erbaut Ein besonderer Schlussstein der ein Gesicht umrankt mit vier Blattern und einem Scheibenrand mit neun Bluten zeigt ist nicht in Richtung der Gemeinde ausgerichtet Hier verweist die Zahlensymbolik der 9 auf germanische Glaubens und altfrankische Rechtsvorstellungen Ein Neugeborenes musste zum Beispiel neun Tage alt sein um erbfahig zu sein oder neun Krauter musste man im Fruhjahr essen um Reinigung und Starkung fur das Jahr zu erlangen Man bezog sich damit auf magische erdgebundene Krafte um seine Zukunft positiv zu beeinflussen Diese Krafte schauten daher aus der Erde nach oben und konnten damit den Schlussstein richtig herum sehen Man wollte damit wohl nach dem mittelalterlichen Glauben die Erdgeister oder gar den Teufel selbst fernhalten 3 Stilistische Vergleiche zu den Schlusssteinen weisen darauf hin dass der erste Kunstler der die Chorschlusssteine geschaffen hat aus der Bauhutte der Marburger Elisabethenkirche gekommen ist Ein weiterer Kunstler lehrender Christus Maria mit dem Kind orientierte sich an der rheinischen Gotik Freiburg Strassburg Oberwesel Einem dritten Kunstler St Martinsstein Orgelkonsolenstein im Hersfelder Museum sind auch Arbeiten im Fritzlarer Petersdom Sakramentshauschen zuzuordnen nbsp Zunftwappen im Erdgeschoss des KirchturmesIm spatgotischen Sterngewolbe in der Eingangshalle des Kirchturmes sind zwei Ziersteine mit Zunftwappen zu sehen Das eine zeigt Ledermesser und Schuhleisten Schuhmacher das andere zeigt Rauherkratze und Tuchschere Tuchmacher Uber dem Westportal beiderseits der Orgel laufen die Gewolberippen an der Westwand der Kirchenhalle zusammen und enden auf einer Steinkonsole Die Konsole auf der sudlichen Seite war zur Zeit des Bildersturmes der Calvinisten unerreichbar hinter der damaligen Orgel verborgen so hat sich hier der alte Schmuck mit einem Teufelskopf erhalten Die Konsole auf der nordlichen Seite war aber erreichbar hier wurden alle bildlichen Darstellungen entfernt Ein weiteres Zeugnis des Bildersturmes ist ein abgeschlagenes steinernes Andachtsbild im hinteren Teil des Chors Nach alten Schriften waren dort Johannes und Maria unter dem Kreuz abgebildet Die einzig vollstandig erhaltene Heiligenfigur aus Stein steht heute in der Kirche rechts neben dem Westportal Eine Abbildung der Figur steht an ihrem ursprunglichen Ort aussen an der nordlichen Kirchenhallenwand neben der ehemaligen Marienkapelle heutige Sakristei Aufgrund der Nahe zur ehemaligen Kapelle kann man annehmen dass es sich um eine Marienfigur handelt Warum sie den Bildersturm uberstanden hat ist nicht mehr feststellbar wurde eventuell versteckt und spater an der Nordwand aufgestellt Bleiglasfenster Bearbeiten Die altesten Bleiglasfenster der Kirche haben in der Marienkapelle uber dem Beinhaus und in der Sakristei die Zeiten uberdauert Die gotischen Fenster stammen aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts vermutlich nach dem Stadtbrand entstanden Nachdem der Hessische Landgraf 1798 die gotischen Fenster aus dem Chor und der Kirchenhalle fur seine Lowenburg gekauft hatte befanden sich die alten Buntglasfenster nur noch in den Masswerkspitzen und in den oben genannten Raumen Der Kirchenbrand von 1952 zerstorte in der Kirchenhalle viele dieser alten Fenster Bei der Wiederherstellung der Kirche baute man die Reste der alten Fenster dort aus und verwendete sie fur die Fenster in der Marienkapelle und der Sakristei In der Sakristei ist unter anderem das so genannte Nikolausfenster erwahnenswert Die Fenster wurden 2018 restauriert nbsp Kanzel mit IntarsienDer Chor wurde mit funf neuen Buntglasfenstern ausgestattet die der Glaskunstler Hans Gottfried von Stockhausen entwarf Die drei Fenster im Zentrum des Chores haben die Grundfarben der Trinitat diese Fenster werden erganzt durch ein alttestamentliches Fenster auf der linken Seite und ein Fenster auf der rechten Seite Von links nach rechts sieht man im Chor Das alttestamentliche Fenster mit Szenen vor allem aus dem ersten Buch Mose das Weihnachtsfenster mit Szenen aus der Weihnachtsgeschichte in goldener Grundfarbe das Passions und Osterfenster mit Szenen aus Matthaus und Johannes in blauer Grundfarbe das Pfingstfenster mit Szenen aus der Apostelgeschichte in roter Grundfarbe das rechte Fenster mit Szenen zu den Themen Das Gnadenangebot Gottes und Der Ruf zum Dienst Am 14 Dezember 2006 erhielt die Stadtkirche das sechste Fenster das Magnificatfenster im Osten uber der Sudempore Auch dieses Fenster wurde von Hans Gottfried von Stockhausen entworfen Weitere Kirchenausstattung Bearbeiten Die Kanzel am nordlichen Pfeiler des Chorraumes wurde nach einem Entwurf von Landeskonservator Prof D Bleibaum angefertigt und tragt Intarsien die vom Intarsienschneider W Dupont stammen Orgeln Bearbeiten In der Kirche gibt es zwei Orgeln die Hauptorgel und die Altarorgel 4 Hauptorgel Bearbeiten Die Hauptorgel geht in ihrer ausseren Gestalt auf die Schwalbennestorgel zuruck die Bruno Doring aus Neukirchen 1974 uber dem Westportal erbaute Dieses Instrument hatte 57 Register verteilt auf drei Manuale Ruckpositiv Hauptwerk Brustwerk Echowerk ohne eigenes Manual und Pedal 2010 baute die Orgelbaufirma Hermann Eule Bautzen ein neues Orgelwerk in das Gehause von 1974 In dem Instrument wurden funf Register unbekannter Herkunft aus der Zeit um 1900 wiederverwendet die ab 1978 in dem Orgelwerk von Doring eingebaut worden waren Die Orgel hat heute 49 Register 3 026 Pfeifen inklusive einer Extension auf drei Manualwerken und Pedal Die Schleifladen der einzelnen Werke werden ebenso wie bei der alten Orgel uber eine mechanische Spieltraktur und elektropneumatische Registertraktur gesteuert Die Orgel ist 7 80 m hoch und 6 90 m breit 5 nbsp Hauptorgel von Eule aus dem Jahr 2010I Positiv C a30 1 Principal 0 8 0 2 Gedackt 0 8 0 3 Quintadena 0 8 0 4 Unda maris 0 8 0 5 Octave 0 4 0 6 Rohrflote 0 4 0 7 Waldflote 0 2 0 8 Sesquialter II 0 0 2 2 3 0 9 Flageolet 0 1 10 Mixtur III 0 1 1 3 11 Fagott 16 II Hauptwerk C a312 Bordun 16 13 Principal 0 8 14 Flute harmonique 0 0 8 15 Gamba 0 8 16 Rohrflote 0 8 17 Octave 0 4 18 Spitzflote 0 4 19 Quinte 0 2 2 3 20 Superoctave 0 2 21 Mixtur IV 0 2 22 Cornett V ab c1 0 8 23 Trompete 16 24 Trompete 0 8 III Schwellwerk C a325 Viola d amour 16 26 Geigenprincipal 0 8 27 Salizional 0 8 28 Lieblich Gedackt 0 0 8 29 Flauto amabile 0 8 30 Aeoline 0 8 31 Vox coelestis 0 8 32 Traversflote 0 4 33 Fugara 0 4 34 Quintflote 0 2 2 3 35 Flote 0 2 36 Terzflote 0 1 3 5 37 Progressio II IV 0 2 38 Trompete 0 8 39 Oboe 0 8 Pedal C f140 Untersatz Ext 0 32 41 Principalbass 16 42 Subbass 16 43 Violon 16 44 Octavbass 0 8 45 Bassflote 0 8 46 Octavbass 0 4 47 Posaunenbass 16 48 Trompetenbass 0 8 49 Trompete 0 4 Die mit gekennzeichneten Register sind unbekannter Herkunft um 1900 und wurden ab 1978 eingebaut Koppeln II I III I III II I P II P III P Sub III II III II und Sub III II uber Eule Koppelbarker Spielhilfen 9 999fach Setzer Kombination 4fach Registercrescendo drei frei programmierbar zwei Zimbelsterne Schwelltritt fur das III Manual mit wechselwirkendem HandzugAltarorgel Bearbeiten Im Chorraum vor dem Choreingang steht die Altarorgel I P 8 ein einmanualiges Schleifladeninstrument 1954 von der Firma Emil Hammer Orgelbau Hannover mit geteilten Schleifen Bass Diskant b h und einer mechanischen Spiel und Registertraktur erbaut Sie war ein Geschenk des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck nbsp AltarorgelManual C g30 1 Holzgedackt 0 8 0 2 Prastant 0 4 0 3 Rohrflote 0 4 0 4 Ital Prinzipal 0 2 0 5 Quinte 0 1 1 3 0 6 Mixtur 4 6fach 0 0 1 Tremulant Pedal C f10 7 Gedacktpommer 0 0 16 0 8 Choralflote 0 4 PedalkoppelGlocken Bearbeiten nbsp Die Osterglocke gehort zu den altesten Glocken in Hessen nbsp Die Anzeige oder Klimperglocke ist in Zuckerhutrippe gegossen source source Tonbeispiel SonntagsgelautIm holzernen Glockenstuhl befinden sich heute acht Glocken die aus insgesamt vier Jahrhunderten stammen Das Gesamtgelaut hat sich seit 340 Jahren in seinem Bestand nicht mehr verandert und ist das grosste mittelalterliche Gelaut in Hessen Die beiden kleinsten Glocken sind in sogenannter Zuckerhutrippe gegossen und somit auf die Mitte des 13 Jahrhunderts einzustufen ihre langgestreckten Glockenkorper mit weit ausladendem Glockenrand tragen weder Zier noch eine Inschrift Die Klaus oder Bedeglocke stammt vermutlich aus der um 1280 erbauten Klauskirche die vermutlich bis in das 17 Jahrhundert auf freiem Feld vor dem Klaustor stand und in der Stadtkirche dann die Grund und Hausbesitzer zum Zahlen der Bede aufforderte Diese Funktion hatte sie bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts hinein Die Anzeige oder Klimperglocke hatte vermutlich im Dachreiter uber dem Chor gehangen und konnte als Wandlungsglocke gedient haben Die Bezeichnung der im Jahre 1371 gegossenen Osterglocke stammt aus nachreformatorischer Zeit da sie laut ihrer Inschrift assumptionis Mariae eine Marienglocke ist Diese klangvolle Glocke die zu ihrer Entstehungszeit noch im unfertigen Turmstumpf aufgehangt war wurde als Gloriosa benutzt die nur an den hochsten kirchlichen Feiertagen zu horen war Im Jahre 1382 wurde eine weitere Glocke in den Turm aufgezogen Sie ist dem Heiligen Lambert geweiht dem Schutzpatron der Tuchmacher den die Flamen zu dieser Zeit aus ihrer Heimat mitgebracht hatten Sie lautet ausser zum Vaterunser auch in der Zeit von Michaelis bis Ostern um 21 Uhr als Erinnerung an den mittelalterlichen Brauch den Abendschoppen rechtzeitig zu beenden die Lambertusglocke wurde daher auch Bier oder Weinglocke genannt Die Bonifatiusglocke von 1429 mit dem Hersfelder Doppelkreuz geziert und die Stiftsglocke des 15 Jahrhunderts wurden aus dem Katharinenturm der heutigen Stiftsruine ubernommen Diese Ubergabe wurde durch Kirchenmusikdirektor Prof h c Siegfried Heinrich angeregt Im Katharinenturm hangt heute nur noch die Lullusglocke 1606 und 1666 wurden die Feuer oder Sturmglocke und Sonntags oder Sechsuhrglocke gegossen Die Feuerglocke tragt eine prachtige Zier Palmettenfries und Hersfelder Wappen und wurde von Otto v Hessen Sohn des Moritz gestiftet Die lateinische Inschrift der Sonntagsglocke weist den Hersfelder Meister Ambrosius Ulrich Stammvater einer Hersfelder Glockengiesserfamilie als Giesser aus weiterhin Johann Lehn und Johann Rechberg als amtierende Burgermeister Laut der Inschrift ist die Glocke der heiligen Dreifaltigkeit geweiht und soll die Gemeinde zum Gebet rufen Die Glocke lautet als Betglocke morgens um 7 Uhr und abends um 18 Uhr 6 Beide Glocken lauten aus statischen Grunden mit Obergewichten und Gegengewichtskloppeln Die beiden Barockglocken lagen wahrend des Zweiten Weltkrieges auf dem sogenannten Glockenfriedhof in Hamburger Stadtteil Veddel Sie wurden im Jahr 1948 wieder im Turm aufgehangt Sechs Glocken 8 6 5 3 2 1 ertonen jeden Sonnabend um 18 Uhr fur 10 Minuten zum Einlauten des Sonntages Am Sonntag selbst ertont es ebenso von 09 50 bis 10 00 Uhr Die Lambertusglocke ist nie im Plenum zu horen Zum Kurzgottesdienst am Samstagvormittag lautet von 10 50 bis 11 00 Uhr ein Teilgelaut aus vier Glocken 7 4 3 2 Nr Name Funktion Gussjahr Giesser Gussort Masse kg ca Schlagton Lauteanlasse1 Osterglocke 1371 anonym 2 700 cis1 Beerdigung Gottesdienst an Sonntagen2 Sonntags oder Sechsuhrglocke 1666 Ambrosius Ulrich Hersfeld 1 700 dis1 Betlauten Gottesdienst an Sonntagen3 Sturm oder Feuerglocke 1606 Jacob Konig Erfurt 900 fis1 Mittagslauten Gottesdienst4 Lambertusglocke 1382 anonym 600 a1 Bierlauten Vaterunserlauten5 Bonifatiusglocke 1429 anonym 570 a1 Mittagslauten Gottesdienst6 Stiftsglocke 15 Jh anonym 390 cis2 Gottesdienst7 Klaus oder Bedeglocke um 1280 anonym 250 fis2 Gottesdienst an Festtagen8 Anzeige oder Klimperglocke 13 Jh anonym 210 eis2 GottesdienstSeit Juni 1997 hat die Stadtkirche ein Glockenspiel mit 16 Glocken Choralmelodien konnen damit programmiert aber auch uber eine Tastatur eingespielt werden Jeden Sonntag um 9 30 Uhr erschallt uber der Stadt ein Choral vom Turm der Stadtkirche gespielt durch den Posaunenchor des CVJM und der Evangelischen Kirche Bad Hersfeld der diesen Dienst seit dem 5 Mai 1901 versieht 7 Ereignisse in und um die Kirche nach der Fertigstellung BearbeitenReformation Bearbeiten Heinrich Fuchs war ab etwa 1515 Pfarrer in der Hersfelder Stadtkirche Er gehorte zu dieser Zeit zu den Chorherren der Pfarrkirche Zu den Chorherren gehorte nicht nur der Pfarrer und sein Kaplan sondern auch Kleriker die im Besitz von selbstandigen Stiftungen waren Sie finanzierten sich mit Seelenmessen Glaubige stifteten sie aus Sorge um das Heil der Seele oder Vikarien sie betreuten Altare als Vikare Damit waren wohl alle Platze an den Wanden der Kirchenhalle der Sakristei der Marienkapelle und der Zunftkapelle im Erdgeschoss des Turmes belegt Eine Empore gab es damals noch nicht Daran lasst sich die grosse Zahl der Chorherren ermessen Im Jahr 1528 gab es allein in der Stadtkirche zwolf Altare auf denen 15 Vikarien gestiftet wurden Vikarie Bemerkungender Hl Vitus und Antonius I Hochaltar im Chor gestiftet 1329 von Pfarrer Hermann v Boyneburgder Hl Vitus und Antonius II gestiftet 1411 von Hermann Kettenbur aus der Frauengasseder Jungfrau Maria I Marienaltar in der Marienkapelleder Jungfrau Maria II gestiftet 1411 von Hermann Kettenbur vom Marktaller Apostel I gestiftet 1352aller Apostel II gestiftet 1366des hl Kreuzes des Hl Andreas gestiftet von der Familie Gerwigdes Hl Oswald gestiftet 1436 vom Schoffen Oswald Franke und seiner Frau hinterm Kirchhofder Hl Peter u Paul gestiftet 1428 von Johannes Budeker aus der Wallengasseder Hl Katharina gestiftet 1336 vom Priester Konrad von Zella in der unteren Frauenstrasseder Hl Anna gestiftet 1507 vom Priester Johann Rossbachdes Hl Cyrillus gestiftet um 1490 von Johann Mushart und seiner Frauder 10 000 Martyrer zweiter Altar in der Marienkapelle gestiftet um 1490 von Johann Mushart und seiner Fraudes Hl Vitalis der Altar befand sich in der neuen Marienkapelle uber dem BeinhausWeitere funf Vikarien gab es auf dem Frauenberg vier Vikarien im Hospital am Johannestor drei Vikarien in der Stiftskirche und je eine Vikarie im Sondersiechenhaus und in der Klauskirche Etwa um die Jahreswende 1520 1521 begann Fuchs im Sinne Luthers zu predigen ab 1523 auch sein Kaplan Melchior Rinck Nach Quellenlage war er damit der erste evangelische Prediger in Hessen Wie er mit Luthers Lehren in Verbindung kam ist unbekannt Von der Kanzel sagte er dass es dem Menschen unmoglich sei durch eigene menschliche Werke Verdienste vor Gott zu erlangen und die vielen mehrmals uber den Tag abgehaltenen Seelenmessen waren Geplarr mit Singen Klingen Orgeln und Gedons Er stellte sich damit offen gegen die Chorherren und auch gegen die Benediktinermonche im Stift und die Franziskaner am Neumarkt denn wo allein der Glaube an Christus ist bedarf man keiner Heilsvermittlung durch die Priester Fuchs fand unter den Burgern viel Zustimmung fur seine Predigten trotzdem gab es zunachst ein weitgehend friedliches Nebeneinander der zwei Lehren da Abt Crato I burgerlich Kraft Myle aus Hungen die neue Lehre unterstutzte Den eigentlichen Beginn der Reformation markierte der Aufenthalt Martin Luthers in Hersfeld Er war am 1 und 2 Mai 1521 als Gast des Abtes im Kloster und predigte am 2 Mai vermutlich in der Stadtkirche Anmerkung sein freies Geleit war Luther von Karl V zugesagt worden unter der Bedingung nicht predigen schreiben noch in anderen wege das volk regig machen solle Noch im selben Monat heiratete Fuchs als erster Priester in Hersfeld vermutlich bestarkt durch die Begegnung die er mit Luther hatte In anderen Gegenden wurden viele Priester deswegen durch die geistliche Gerichtsbarkeit angeklagt und ins Gefangnis gesteckt in Hersfeld passierte dies jedoch zunachst nicht Im Mai 1523 begann Melchior Rinck er kannte Georg Witzel durch sein Studium in Erfurt als Kaplan in der Stadtkirche zu predigen Fuchs und Rinck verscharften die Angriffe und predigten gegen die romische Sakramentstheologie und die Priesterweihe Salbol wurde als Schmiere bezeichnet Die Predigten begannen sich auch auf die Handlungsweise der Burger auszuwirken Es wurden immer weniger Messen und Vikarien gestiftet Diese Angriffe auf die Grundlagen der romischen Lehre konnte der Abt nicht mehr hinnehmen Verhandlungen zwischen Stadtrat und Abt ermoglichten es Fuchs und Rinck jedoch zunachst weiter im evangelischen Sinn in der Stadtkirche zu predigen Sie wetterten weiter gegen die Sonderstellung der Chorherren und der Monche Auch die Priester die in eheahnlichen Verhaltnissen lebten 1523 waren es zehn Priester was von der Kirche stillschweigend akzeptiert wurde gerieten in die Schusslinie von Fuchs und Rinck Dies veranlasste den mehrheitlich evangelisch gesinnten Stadtrat eine Anordnung zu beschliessen die alle welche offentlich in der Stadt in der Unehe beieinander liegen aufforderte zu heiraten oder innerhalb von zwei Wochen die Stadt zu verlassen Die Anordnung sollte vom Pfarrer am 3 Advent von der Kanzel verkundet werden Der Rat mischte sich damit in das Kirchenrecht ein Die geistliche Gerichtsbarkeit lag aber beim Abt der die offentliche Verkundigung daher auch untersagte Er setzte ausserdem Fuchs und Rinck zum Jahresende ab und verkundete dies in einem Schreiben an den Burgermeister den Rat und das gemeine Handwerk Durch das bestimmte Vorgehen des Abtes gewannen die katholisch Gesinnten im Rat wieder die Mehrheit der nun ebenfalls den Pfarrer und den Kaplan aufforderte die Pfarrei zu verlassen Dies liessen sie sich aber nicht gefallen und verkundeten am 17 Dezember 1523 trotz Verbots vom Abt von der Kanzel der Stadtkirche den Erlass der Stadt bezuglich der nicht verheirateten Priester Sie gaben auch ihre Entlassung durch den Abt bekannt und geklagten wie man sie ohne ihr Recht zu horen verjagen wolle Dies fuhrte zu einem grossen Auflauf vor der Stadtkirche und es kursierten Geruchte dass der Kanzler des Stiftes die evangelischen Prediger verhaften lassen wolle Die Menge brach in das Stadthaus von Kanzler Caspar Schallis ein und verwustete sein Haus Dies passierte auch mit den Hausern der Priester die beschuldigt wurden in eheahnlichen Verhaltnissen zu leben Da weder der Kanzler noch die Priester in ihren Hausern gefunden wurden zogen viele Burger zum Stiftsbezirk Die Burgermeister konnten aber verhindern dass diese in das Stift sturmten Auf Druck der Bevolkerung gab der Abt nach und nahm die Entlassung von Pfarrer und Kaplan zunachst zuruck Das Eindringen in die Hauser des Kanzlers und der Priester und deren Verwustung war aber eine Verletzung des kaiserlichen Landfriedens der Schutzherrschaft des Landgrafen und der Rechte des Abtes als Landesherrn So informierte der Abt noch am selben Tag seinen Schutzherrn den Landgrafen Philipp I von Hessen Dieser forderte von der Stadt Rechenschaft und gab in Kassel vor einer Abordnung des Hersfelder Stadtrates bekannt dass die Anfuhrer der Unruhen festzunehmen seien Fuchs und Rinck und vier weitere Manner wurden laut einem Schreiben des Rates vom 26 Dezember 1523 in stadtisches Gewahrsam genommen Die Verhandlung zwischen Stadt und Abtei sollte am 11 Februar 1524 in Kassel erfolgen Vorher aber sollte der Pfarrer und der Kaplan abgeschoben werden und sie sollten einen Eid leisten nicht mehr in die Abtei und in die Stadt zuruckzukehren Den Eid leisten beide wohl nicht da der hessische Vogt in Friedewald aufgefordert wurde sie in Haft zu nehmen Dies hatte bedeutet dass die evangelischen Prediger der geistlichen Gerichtsbarkeit des Abtes ausgeliefert waren Einige Hersfelder Burger kamen dieser Verhaftung zuvor und halfen Fuchs und Rinck aus dem Stift und aus Hessen heraus nach Thuringen zu entkommen In der Verhandlung am 11 Februar 1524 schliesslich wurde die Stadt zum Gehorsam gegenuber ihrem Landesherren dem Abt verpflichtet Die Stadt zahlte 150 Gulden an die geschadigten Priester und die evangelische Gemeinde sollte die geistlichen Angestellten des Abtes weder mit Worten noch tatlich angreifen Burger die wegen der Unruhen am 17 Dezember aus der Stadt geflohen waren sollten nicht wieder in der Stadt aufgenommen werden Weiterhin sollten die noch inhaftierten Personen aus der Haft entlassen werden Der Abt wurde verpflichtet die Pfarrstelle mit frommen geschickten Personen die das Wort Gottes verkunden zu besetzen In Hersfeld kehrte daraufhin nur oberflachlich Ruhe ein da die Glaubensgegensatze zwischen dem Landesherren und grossen Teilen der Bevolkerung weiterhin bestanden Ende des Jahres 1524 wurde Adam Krafft als Pfarrer in Hersfeld eingesetzt Als Philipp I 1525 die Aufstandischen im Bauernkrieg in Hersfeld besiegte horte er Krafft in der Stadtkirche predigen Philipp ernannte ihn daraufhin zum Hofprediger und Visitator Gemeinsam mit Philipp setzte Krafft die Reformation in Hersfeld und der Landgrafschaft Hessen durch Danach kam Balthasar Raid wie Krafft aus Fulda stammend als erster protestantischer Prediger nach Hersfeld Neuzeit bis in die Moderne Bearbeiten Nach den Ereignissen der Reformation lasst sich eine gemeinsame Nutzung der Stadtkirche durch die grosse protestantische Gemeinde und der Abtei bzw den wenigen verbliebenen katholischen Burgern feststellen Das Kloster war vermutlich wegen des reparaturbedurftigen Zustandes der Stiftskirche und des mittlerweile sehr kleinen Konvents gezwungen die Stadtkirche zu nutzen Weiterhin war der Abt immer noch Landesherr und hatte damit als Besitzer des Pfarrlehens die Schlusselgewalt uber die Kirche So wurde in der nun evangelischen Kirche 1571 ein katholischer Abt geweiht Es war Ludwig V Ludwig Landau aus Hunfeld der vom Vikar des Hildesheimer Erzbischofs die Weihe empfing Er vertrat den Mainzer Erzbischof nbsp Abtspforte in der Sudwand der Kirchenhalle nbsp Die beiden Eingange 2019Joachim Roell schliesslich liess um 1594 zwei Renaissanceturen in die Kirchenhalle einbauen die in ihren Giebelfeldern auch sein Wappen tragen Dies war wohl ein letzter Versuch des Abtes in der protestantischen Kirche die Schlusselgewalt zu behalten Es weist aber darauf hin dass es getrennte Gottesdienste gab Protestanten benutzen die alten Turen im Chor und das Westportal im Turm Die Katholiken nutzten die neuen Turen Die eine Tur in der Sudwand der Kirchenhalle war aufgrund ihrer Lage zum Neumarkt hin vermutlich fur die Schuler und Professoren der Klosterschule die spatere Fursten Konigsschule heute Konrad Duden Schule bestimmt Die andere Tur auf der sudlichen Seite neben dem Kirchturm in der Westwand der Kirchenhalle zum Stift hin war daher vermutlich der Eingang fur den Abt seine Bediensteten und die wenigen Monche Als der letzte Abt Joachim Roell im Jahr 1606 starb ubernahm sein Koadjutor Otto von Hessen erster Sohn von Moritz als weltlicher Administrator der Abtei Zu seiner Einfuhrung als Furst von Hersfeld liess er die von ihm gestiftete Sturm oder Feuerglocke im Kirchturm aufhangen Als Moritz zum Calvinismus ubertrat wollte er seinen Glauben in ganz Hessen durchsetzen Er formulierte 1605 drei Verbesserungspunkte die den vorherrschenden Protestantismus in die calvinistische Richtung lenken sollte In Hersfeld war Moritz erst nach dem Tode des letzten Abtes die oberste geistliche Instanz so dass erst ab 1606 in der Stadtkirche nach diesen Verbesserungspunkten gepredigt und gelehrt wurde Alle Altare ausser dem Hochaltar wurden entfernt Bewegliche bildliche Darstellungen die prachtigen Messgewander die reich ausgestatteten goldenen Kelche und Kruzifixe wurden verkauft In den Jahren des Bildersturmes 1608 und 1609 wurde die farbenfrohe Bemalung aus dem fruhen 15 Jahrhundert im Kircheninnern mit einem Kalkanstrich ubermalt Steinbilder Figuren an Saulenabschlussen Gewolben und holzernen Einbauten wurden abgeschlagen Nur die Gewolbeschlusssteine uberkalkte man lediglich dies begrundete man mit einer angeblichen Gefahrdung der Gewolbestabilitat Im Dreissigjahrigen Krieg nahm Tilly Hersfeld als die erste hessische Stadt im Mai 1623 fur die Katholiken ein Er hatte sein Hauptquartier bis zum Sommer 1625 in der Stadt Der Kaiser entschied sich die Reichsabtei die nach Auffassung des Kaisers widerrechtlich in den Besitz der hessischen Landgrafen geraten war wiederherzustellen Dies war der Beginn der Gegenreformation im Furstentum Hersfeld Schon Tilly veranlasste tagliche katholische Messen in der Stiftskirche Als Administratoren wurden nacheinander der Erzbischof von Mainz Erzherzog Karl II und dann sein Sohn Leopold Wilhelm eingesetzt Da die militarische Lage jedoch noch zu unsicher war fanden in der Stadtkirche weiterhin protestantische Gottesdienste statt Im Jahr 1628 kam eine Mainzsche Kommission zur formlichen Inbesitznahme der Abtei durch das Erzbistum Jornandes von Jngsterode wurde mainzischer Statthalter Die Kommission erkannte zunachst die bestehende Religionsverfassung und die Schutzherrschaft der hessischen Landgrafen an Im Jahr 1629 wurde der Fuldaer Furstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg zum Vizeadministrator ernannt Er hatte den Auftrag die katholische Lehre legitimiert durch ein Restitutionsedikt des Kaisers wiederherzustellen Am 19 Februar eskortierte die ganze furstabtliche Reiterei den Furstabt mit Monchen aus den Orden der Jesuiten der Benediktiner aus St Gallen und der Franziskaner in acht Kutschen und drei grosseren Reisewagen nach Hersfeld Die hier stationieren Kroaten empfingen den Vizeadministrator vor der Stadt und geleiteten ihn in die Stadt wo alle Glocken der Stiftskirche lauteten und die bewaffneten Burger an den Strassen Spalier standen Der Burgermeister der Stadtrat der calvinistische Pfarrer und der Kaplan wurden in die Stadtkirche befohlen wo der Furstabt sie ihres Amtes enthob Die calvinistische Gemeinde wurde aus der Stadtkirche ausgewiesen Daraufhin hielt der Propst des Fuldaer Petersberges Johann Adolf von Hoheneck ein Hochamt in der Stadtkirche ab und nahm sie damit wieder als katholisches Gotteshaus in Besitz Der Jesuitenpfarrer Jakob Liebst wurde als Stadtpfarrer eingesetzt Er schrieb in Latein in das Kirchenbuch EXPLICIT FELICITER Das ist nun glucklich vorbei denn Mittwoch den 21 Februar vor dem feierlichen Hochamt zum Heiligen Geist ist von dem hochwurdigen Herrn von Hoheneck Propst zu St Peter bei Fulda durch den Capelan den erwurdigen Pater Bartholomaus zum Stadtpfarrer proklamiert worden Jakob Liebst Gesellschaft Jesu i J 1629 Bis 1631 gab es dann wieder katholische Gottesdienste in der Stadtkirche und die Jesuiten berichteten von 6 000 Burgern die wieder zum katholischen Glauben gefunden hatten Am 23 August kam Bernhard von Sachsen Weimar ein Feldherr unter Gustav II Adolf von Schweden mit dem auch der Landgraf von Hessen Kassel verbundet war und nahm Hersfeld wieder fur die Reformierten ein Viele Monche und Prediger fluchteten lediglich Christoph Hompe der Guardian des Franziskanerklosters und ein Benediktinerpater Heinrich in Lengsfeld heute Schenklengsfeld blieben Am 30 November wurde das Reformationsbekenntnis wieder eingefuhrt und viele kehrten wieder zum Calvinismus zuruck Dies ausserte sich am 9 Dezember als man wieder Bilder und Altare in der Stadtkirche zerstorte nbsp Die Figurengruppe MuckensturmerVon einem Ereignis am Kirchturm haben die Hersfelder ihren Spitznamen erhalten Als man an einem Tag im Sommer 1674 am Kirchturm eine Rauchwolke sah sturmten viele mit Wassereimern auf den Turm um das vermeintliche Feuer zu loschen Oben angekommen bemerkte man dass es sich lediglich um einen grossen Muckenschwarm handelte der um den Turm kreiste So etablierte sich der Ortsneckname Muckensturmer Im Jahre 1709 erhielt die Kirche holzerne Seitenemporen und im Jahre 1753 eine neue Barockorgel Sie war wie die heutige Orgel eine Schwalbennestorgel die uber dem Hauptportal in der Westwand der Kirchenhalle befestigt wurde Das heutige Dach erhielt der Kirchturm nachdem in einem Wintergewitter im Dezember 1760 der Blitz eingeschlagen hatte Er hatte den spitzschlanken Dachreiter zerstort Die Turmerwohnung wurde wegen des Siebenjahrigen Krieges nur mit einem stumpfen Notdach abgedeckt Es gab mehrere Versuche das ursprungliche Dach wiederherzustellen So gab es zum Beispiel im Jahr 1899 unter Burgermeister Carl Strauss entsprechende Planungen Zur Ausfuhrung kam es jedoch nie so dass der Turm heute noch das Notdach hat Vermutlich wurde der Turm gerade wegen dieser Besonderheit zum Wahrzeichen der Stadt Im Jahr 1798 verkaufte die Stadt viele Fenster die vermutlich nach dem Stadtbrand von 1439 entstanden waren der Stadtkirche fur 100 Thaler an Landgraf Wilhelm IX Er liess die Fenster neben anderen Fenstern aus alten hessischen Kirchen in die Kapelle der Lowenburg im Bergpark Wilhelmshohe einbauen Dort kann man sie heute noch besichtigen nbsp Turmblaser auf dem KirchturmIn den Jahren 1898 1900 wurde die Kirche mit Hilfe von Gustav Schonermark restauriert die Barockorgel wurde durch eine Neue ersetzt 1901 verliess auch der letzte Turmer den Kirchturm Der evangelische Junglingsverein heute CVJM fuhrt die Tradition des Turmblasens vom ehemaligen Wachgang des Turmers seit dem 5 Mai 1901 fort Jeden Sonntag ab 9 30 Uhr werden Chorale in alle vier Himmelsrichtungen gespielt Nachweisbar ist dieser Brauch ab 1587 der auf einen musikalischen Turmer zuruckgeht Daher war das Turmblasen eine feste Aufgabe fur den Turmer Im 19 Jahrhundert wurde diese Aufgabe von der Militarkapelle der Kriegsschule und auch von der Stadtkapelle ubernommen Die ehemalige Turmerwohnung wird vom Posaunenchor des CVJM und der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Hersfeld genutzt 8 Gegenwart Bearbeiten nbsp Kirchenschiff gen Westen mit SchwalbennestorgelAls am 30 Marz 1945 die Amerikaner die Stadt erreichten erhielt der Kirchturm einen Granattreffer einer der wenigen Kriegsschaden in Hersfeld Weit verheerender war der Kirchenbrand am 16 Marz 1952 der vermutlich durch einen Kurzschluss ausgelost wurde Dabei wurde die gesamte neugotische Ausstattung zerstort aber auch viele der noch erhaltenen mittelalterlichen Fenster in den Masswerkspitzen Im Westteil der Kirchenhalle wo das Feuer am starksten war wurde die Orgel zerstort und die Gewolbe waren einsturzgefahrdet Dies machte eine grundlegende Renovierung notwendig Man nutze dies um in den Jahren 1952 und 1953 Grabungen unter dem Kirchenboden durchzufuhren die es dann ermoglichten die Entwicklung der Stadtkirche wie oben ausgefuhrt bis in die Anfange des Hochmittelalters zuruckzuverfolgen Die Wiederherstellungsarbeiten leitete der Landeskonservator Bleibaum der den gotischen Raumeindruck wiederherstellte er wurde bei der Renovierung im Jahr 1900 nicht berucksichtigt Weiterhin legte man bei der Wiederherstellung der Kirche langst verschwunden geglaubten mittelalterlichen Schmuck wieder frei Man befreite die Schlusssteine in den Gewolben von ihrem Kalkuberzug und bemalte sie wieder in ihren ursprunglichen leuchtenden Farben Die Kirche wurde in einem Gottesdienst am 30 Mai 1953 durch Bischof Adolf Wustemann neu geweiht In den Jahren 1986 und 1987 anlasslich des 1250 jahrigen Stadtjubilaums erhielt die Stadtkirche eine neue Ausmalung Es wurden Farben gewahlt die nach Untersuchungen aus dem Jahr 1985 der Bemalung vor der Reformation entsprechen Der Kirchturm kann bis zur umlaufenden Galerie an der Turmerstube als Aussichtsturm bestiegen werden 9 Quellen BearbeitenJosef Horle Geschichte der Hersfelder Stadtkirche Ott Verlag Bad Hersfeld 1990 Kurt Eisenberg Kunstwerke der Stadtkirche Bad Hersfeld Ott Verlag Bad Hersfeld Kurt Eisenberg Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Stadtkirche in Bad Hersfeld Fotos und Lebensbilder aus den letzten hundert Jahren Ev Stadtkirchengemeinde Bad Hersfeld 2003 Barbara Handler Lachmann Hrsg kulturgeschichte historische Statten Denkmaler vergessene Orte und Museen im Kreis Hersfeld Rotenburg S 70 71 Hessisches Institut fur Lehrerfortbildung Aussenstelle Bad Hersfeld 1995 ISBN 3 9804841 0 6Einzelnachweise Bearbeiten Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Stadtkirche Seite 4 Kunstwerke der Stadtkirche Seite 15 Kunstwerke der Stadtkirche Seite 16 Zu den drei Orgeln in der Kirche Dispositionen der Eule Orgel PDF Datei 2 26 MB abgerufen am 7 Dezember 2022 Hersfelder Geschichtsverein Hrsg Wilhelm Neuhaus Geschichten von Hersfeld Hersfelder Geschichtsblatter Band 3 2007 Seite 90 und 91 ISBN 3 925333 95 9 Otto Bramm Die Turmer und Stadtmusikanten Chorale hoch uber den Dachern Artikel vom 9 Mai 2011 in der Hersfelder Zeitung Die Bad Hersfelder Stadtkirche auf der Webseite der Kreisstadt Bad HersfeldWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Bad Hersfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel mit dem Titel Der Stadtkirchenturm in Hersfeld aus dem Beiblatt Mein Heimatland der Hersfelder Zeitung als PDF Datei 210 kB Evangelische Stadtkirchengemeinde Bad Hersfeld Musik an der Stadtkirche Die ehemalige Farbverglasung der Hersfelder Stadtkirche pdf file 1 6 MB 50 868611111111 9 7069444444444 Koordinaten 50 52 7 N 9 42 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche Bad Hersfeld amp oldid 235860614