www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Ortsneckname Spitzname auch Ortsneckerei Uzname oder niederdeutsch Terneidsname ist die scherzhafte Bezeichnung der Ortseinwohner durch die Bevolkerung benachbarter Orte Die Namensgebung liegt meist im Dunklen Sie soll sich auf Grund besonderer Begebenheiten hervorstechender Eigenschaften oder Gewohnheiten der Bewohner herleiten und sind in der Regel in der ortlichen Mundart entstanden Mit dem Orts Spitznamen wird wurde jeder Bewohner in des Ortes bei Neckereien oder Streitereien belegt In der Regel erzahlt man sich eine schwankhafte Geschichte nicht selten aber auch mehrere voneinander abweichende die den Ortsnecknamen erklart vergleichbar einer atiologischen Erzahlung An den aus dem Kriegsjahr 1917 stammenden Necknamen Moosrebber der Oberfeller erinnert ein Denkmal in dem MoselortIn der Ethnologie werden solche oft gegenseitigen spottischen Beziehungen von Volksgruppen joking relationships genannt Deutschsprachige Ortsnecknamen sind in Deutschland und Osterreich oft in mundartlichen Auspragungen weit verbreitet Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Umwertung 3 Forschungsgeschichte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenBremen Die Bewohner des Buntentors wurden zeitweise Geelbeen niederdeutsch fur Gelbbein genannt da in der schweren Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg ein lebhafter Schmuggel aus dem Bremer Hafen und Freihafen Bereich entstand unter anderem auch von Tabak der unter der Kleidung versteckt war und die Haut gelb farbte Darmstadt Heiner daher auch die Bezeichnung Heinerfest fur das Darmstadter Stadtfest Bewohner von Darmstadt Bessungen dagegen heissen Lappinge Eschwege Die Einwohner der Stadt werden Dietemanner genannt Koblenz Schangel Wahrend der Franzosenzeit 1794 1814 entstandener Begriff vom franzosischen Namen Jean in Koblenzer Mundart damals Schang ausgesprochen abgeleitet Gemeint waren damit ursprunglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mutter Uber die Zeit entwickelte sich hieraus schliesslich Schangel Hannover Die Bewohner Lindens werden auch Butjer von Niederdeutsch buten draussen genannt weil Linden bis zur Eingemeindung nach Hannover draussen vor der Stadt lag 1 Niederrossla Die Einwohner Niederrosslas im Weimarer Land Thuringen werden von den Bewohnern der umliegenden Gemeinden Elefantenkitzler genannt Diese Bezeichnung geht zuruck auf ein kurioses und aufsehenerregendes Ereignis im Jahr 1857 mit einem Elefanten namens Miss Baba Die Attraktion eines im Ort ubernachtenden Schaustellers hatte sich an Runkelruben uberfressen und drohte zu verenden Da die Gemeinde zur damaligen Zeit fur die Entsorgung des Kadavers hatte aufkommen mussen wurde das verendende Tier mit Stocken vor die Gemeindegrenze getrieben wo es verstarb An dieser Stelle steht heute ein Gedenkstein Miss Baba ist ferner im Ortswappen abgebildet und alle 25 Jahre wird seitdem im Ort das Elefantenfest gefeiert Nurtingen Die Einwohner Nurtingens wurden scherzhaft Heckschnarren bezieht sich auf den Wachtelkonig und ab der Zeit der Textilindustrialisierung Stricknadeln genannt Die Nurtinger SPD verleiht daher jedes Jahr am Aschermittwoch das Ei der Heckschnarre Nordheim Die Einwohner von Nordheim Wurttemberg werden als Glockastupfr Glockenstupfer bezeichnet Im Mittelalter hat die Ortsbevolkerung laut einer Anekdote bei anruckenden Feinden Wertgegenstande im nahen Neckar versenkt um diese zu schutzen Darunter auch die Glocke der Kirche Nach Abzug der feindlichen Truppen musste die Glocke erst wieder geborgen werden was bedeutete mit langen Stangen nach der Glocke zu suchen nach der Glocke stupfen Heute erinnert ein Brunnen im Ortskern an diese Geschichte Salzburg Die Bewohner der Stadt Salzburg sind osterreichweit als Stierwascher bekannt Eine vor Ort bekannte Version des in mehreren Varianten kursierenden Stierwascher Historchens bezieht sich auf die Ara der fruhneuzeitlichen Bauernaufstande Als die Bewohner der belagerten Stadt kaum noch Vorrate hatten fuhrten sie das letzte noch verbliebene Schlachttier namlich einen braun gefleckten Stier an die Festungsmauer heran um ihn den Belagerern zu prasentieren Jeden Tag wurde der Stier nun mit einer anderen Farbe angestrichen und vorgezeigt womit den Belagerern signalisiert werden sollte dass es in der Stadt noch reichlich zu essen gabe Solcherart getauscht brachen diese die Belagerung ab Nach diesem Tauschungsmanover fuhrten die Salzburger den Stier zur Salzach hinab und wuschen ihn so lange bis wieder die naturliche Farbe seines Fells zum Vorschein kam 2 Umwertung Bearbeiten Denkmal fur die Thurer SomporschUrsprunglich meist hochst abfallig gemeint wurden die Ortsnecknamen im 20 Jahrhundert haufig von den Verspotteten selbst aufgegriffen und mit Stolz als Teil ihrer Identitat betrachtet siehe auch Geusenwort Als Beispiel fur das Wechselspiel von positivem Selbstbild und Negativ Stereotyp nennen sich die eingefleischten Fellbacher stolz Moiekafer Maikafer wahrend sie Neuburger abfallig als Engerlinge bezeichnen Gelegentlich sind den Ortsnecknamen moderne Denkmal Skulpturen gewidmet Forschungsgeschichte BearbeitenDie massgebliche volkskundliche Monographie hat Hugo Moser vorgelegt In den letzten Jahren erscheinen vor allem in Suddeutschland popular ausgerichtete Bucher mit Necknamen Sammlungen z B David Depenau 2001 2004 Siehe auch BearbeitenListe der Ortsnecknamen in Stadt und Landkreis Aschaffenburg Liste der Ortsnecknamen im Landkreis Miltenberg Ubernamen der Engadiner DorferLiteratur BearbeitenHugo Moser Schwabischer Volkshumor Die Necknamen der Stadte und Dorfer in Wurttemberg und Hohenzollern im bayrischen Schwaben und in Teilen Badens sowie bei Schwaben in der Fremde mit einer Auswahl von Ortsneckreimen Auf Grund der Sammlung von Michael Greiner u a Kohlhammer Stuttgart 1950 Friedrich Haider Innsbrucker Karpfen Bozner Seligkeiten Eine vergnugliche Lesereise durch die Orte und Gegenden Nord Sud und Osttirols mit ihren Uber Spitz Spott und Necknamen Tyrolia Verlag Innsbruck Wien et al 1988 Ortsneckerei In Enzyklopadie des Marchens Band 10 Berlin 2002 ISBN 3 11 016841 3 S 376 382 Von Dohlenatze und Schwarzbuckel Verlag David Depenau 2001 ISBN 3 8311 0721 1 Von Dohlenaze Holzlumpe und Milchsaule Die Ortsnecknamen in Stadt und Landkreis Karlsruhe verlag regionalkultur Ubstadt Weiher 2001 ISBN 3 89735 176 5 David Depenau Hrsg Die Ortsnecknamen in Heidelberg Mannheim und dem Rhein Neckarkreis Von Bloomauler Lellebollem und Neckarschleimer verlag regionalkultur Heidelberg Ubstadt Weiher Basel 2002 ISBN 3 89735 205 2 S 128 Die Ortsnecknamen im Landkreis Calw In Jahrbuch des Landkreis Calw 2003 ISBN 3 937267 01 8 Die Ortsnecknamen in Stadt und Landkreis Rastatt und dem Stadtkreis Baden Baden Von Galfiessler Kaschdeigel un Schdaffelschnatzer verlag regionalkultur Ubstadt Weiher 2003 ISBN 3 89735 247 8 Roman Kriszt Schmalztipfler Gansbaren und Plitzerlmocha Lexikon der burgenlandischen Ortsneckereien Burgendlandisch Hianzische Gesellschaft Oberschutzen 2020 ISBN 978 3 95046 084 1 Weblinks BearbeitenOrtsnecknamenverzeichnis Ortsnecknamen Memento vom 7 Januar 2017 im Internet Archive im Rems Murr Kreis mit Erklarungen Ortsnecknamen im Landkreis Nordhausen Verzeichnis hessischer Ortsnecknamen Orts Uznamen mit Erklarungen Datenbank der Ortsnecknamen in Unterfranken Gedichte zu Nicknamen in Wurttemberg Schwabische Ortsnecknamen Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt Spottnamen Ortsspottnamen in Osterreich im RegiowikiATEinzelnachweise Bearbeiten Hans Jorg Hennecke Lindener Butjer In linden entdecken de Lebendiges Linden e V abgerufen am 27 Januar 2016 Salzburger Stierwascher auf www sn at Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ortsneckname amp oldid 232974832