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Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Stadt Meiningen in Sudthuringen von nachgewiesenen fruhzeitlichen Siedlungen auf dem heutigen Gebiet der Stadt sowie von der ersten urkundlich erhaltenen Erwahnung bis zur Gegenwart Inhaltsverzeichnis 1 Vor der Ersterwahnung 2 Ersterwahnung und Mittelalter 3 Die Entwicklung zur Stadt und Spatmittelalter 4 Wirtschaftliche Blute zu Beginn der Neuzeit 5 Meiningen als Haupt und Residenzstadt 6 1920 bis 1952 6 1 Weimarer Republik 6 2 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 6 3 Kriegsende und Nachkriegszeit 7 DDR Zeit 8 Von 1990 bis 2010 9 Seit 2010 10 Siehe auch 11 Literatur 12 EinzelnachweiseVor der Ersterwahnung BearbeitenErste Spuren einer Besiedlung im Meininger Stadtgebiet konnten 2015 bei einer archaologischen Ausgrabung mitten im Altstadtviertel Topfemarkt nachgewiesen werden 1 Hier fand man aus der Zeit des Endneolithikum Zeugnisse der Schnurkeramischen Kultur 2800 2200 v Chr 2 Im Schotter einer hochwassergeschutzten Schwemmterrasse der Werra nahe einer Furt wurden unter mittelalterlichen Grundmauern Pfostengruben von Wohnhausern Keramikreste und Steingerate aus der Jungsteinzeit entdeckt 3 In der Bronze und Eisenzeit waren das Grabfeld und das Werratal im Raum Meiningen von Kelten dicht besiedelt Es wurden unter anderem fruhkeltische Siedlungen bei Untermassfeld 1970 und auf dem Gelande des Englischen Gartens in Meiningen 1861 nachgewiesen 4 Von der Zeitenwende bis zum 4 Jahrhundert war das Werratal so gut wie nicht bewohnt Erst ab dem 5 Jahrhundert liessen sich hier germanische Stamme nieder deren Siedlungen die typischen Endungen ungen oder ingen aufwiesen Die Namensherkunft von Meiningen kann man auf diese germanischen Stamme zuruckfuhren Im Fruhmittelalter gehorte das obere Werratal um Meiningen zum Austrasien genannten Ostteil des Frankischen Reichs 5 Nach 900 war es dann Teil vom Grabfeldgau im neugebildeten Herzogtum Franken Meiningen entstand so vermutlich im 6 oder 7 Jahrhundert im Zuge der Bildung des Frankischen Reichs die mit dem Schaffen von Handelsstrassen Flussubergangen und Grenzmarken betrieben wurde Ein Schnittpunkt zweier solcher Handelsstrassen und einer Furt befand sich am heutigen sudlichen Ende der Altstadt an der Werra Das Gebiet ist identisch mit der Siedlung aus der Jungsteinzeit siehe oben Einer dieser Handelswege war die sogenannte Hohe Strasse die aus dem Raum Gotha uber Schmalkalden und Meiningen nach Wurzburg fuhrte Die andere Strasse kam uber Rohr und die Hohe Maas aus dem Raum Erfurt Weitere Furten durch die Werra existierten im Bereich des spater so genannten Unteren Rasen dem heutigen Volkshausplatz und sudlich vom heutigen Schloss Elisabethenburg wo vorher eine Wasserburg aus dem 11 Jahrhundert stand 2012 wurden dort bei Bauarbeiten holzerne Pfahlgrundungen aus einer Zeit weit vor dem Burgbau entdeckt Weiter fand man 2011 bei archaologischen Ausgrabungen im Suden der Altstadt regelmassig angelegte Graber aus dem Fruhmittelalter zirka 8 Jahrhundert Die Entstehung von Meiningen spatestens im 7 Jahrhundert lasst sich wegen der Errichtung eines frankischen Konigshofes an diesem Ort der germanischen Namensherkunft Aufgrund neuer archaologischer Funde und der urkundlich nachweisbaren Funktion als Hauptort und Namensgeber der Meininger Mark Meiningermarca einer kleinen Verwaltungseinheit im Grabfeldgau des Frankenreiches begrunden 4 Ersterwahnung und Mittelalter Bearbeiten nbsp Ansicht von 1340 nbsp Heinrichsbrunnen mit der Statue von Heinrich II auf dem MarktplatzKaiser Otto II ubergab am 1 Oktober 982 in Capua sein Konigsgut Meiningen in der Meininger Mark Originalschrift in villis Meininga in Meiningermarca dem Stift Peterskirche in Aschaffenburg 6 Nach aktuellen Erkenntnissen befanden sich Konigsgut und Dorf Meiningen mit der Pfarrkirche St Martin nahe einer Furt durch die Werra im heutigen Suden der Meininger Altstadt Einige Jahre spater fiel Meiningen wieder an das Reich unter Kaiser Otto III als Konigsgut zuruck Meiningen gehorte zu dieser Zeit zum ostlichen Grabfeldgau Grapfeld Orientalis im Herzogtum Franken und war Hauptort einer Mark sowie Sitz einer Zehnt Um 1000 begann man mit der Errichtung einer Kirche die bis heute nach einigen Umbauten als die Stadtkirche St Marien besteht Die urkundliche Ersterwahnung der Kirche erfolgte 1008 Durch steigende Bevolkerungszahlen stetig wachsenden Handel und den Standort einer Zehnt den die Bauern der Umgebung zur Entrichtung ihrer Steuern regelmassig aufsuchen mussten entstand neben der Kirche recht bald ein Markt der sich in den nachsten Jahrzehnten zu einem Marktflecken entwickelte Als Entschadigung der Gebietsverluste infolge der Grundung des Bistums Bamberg ubergab 1008 Konig Heinrich II dem Hochstift Wurzburg Meiningen neben weiteren Orten als Lehen in vico Meinungen 7 Dem Hochstift das von den Bischofen des Bistums Wurzburg als Reichsfursten beherrschte Territorium gehorte Meiningen nun 534 Jahre lang mit einigen kurzen Unterbrechungen an 1033 veranlasste Bischof Bruno bei einem Besuch den weiteren Ausbau der bis dahin in einfacher Form bestehenden Kirche 1058 uberliess Bischof Adalbero das Grabfeldgau und somit auch Meiningen der polnischen Konigin Richeza gelangten aber nach deren Tod 1063 wieder in den Besitz des Bistums In dieser Zeit gingen die Pfarrrechte von der Kirche St Martin zur Marienkirche uber 1067 herrschte wegen Missernten eine grosse Hungersnot im Ort Mitte des 12 Jahrhunderts starben durch Seuchen und Wetterextremen zahlreiches Vieh sowie Vogel und Bienen 1152 wutete die Pest in Meiningen dem auch der damalige Amtmann Ruprecht zu Tann zum Opfer fiel Im Jahr 1153 bekam der Ort durch den Landesherren mit der Gerichtsbarkeit das erste Stadtrecht verliehen wurde aber nach bisherigen gesicherten Kenntnissen noch nicht als Stadt bezeichnet Im 11 Jahrhundert errichteten die Wurzburger zum Schutz der Marktsiedlung als Wasserburg die Burg Meiningen am Ort des heutigen Schlosses Elisabethenburg die erstmals 1168 urkundlich nachweisbar ist Bischofliche Burgmannen waren in jener Epoche unter anderen Gumbert von Meiningen 1168 Berthold von Meiningen 1206 und Otto von Meiningen 1240 Meiningen bestand in dieser Zeit uberwiegend aus ein bis zweistockigen Fachwerkhausern Bewohnt war es von Handwerkern Ackerbauern und den Burgmannen mit ihrem Gefolge 1175 setzte ein Blitzschlag das Rathaus in Brand infolgedessen ein Teil des Ortes abbrannte Eine weitere Hungersnot wurde im Jahr 1191 vermeldet bei der Wolfe bis in die Stadt drangen und im Lager des Kaisers Heinrich VI das er fur kurze Zeit in Meiningen aufschlug Proviantvieh rissen Bei dem Versuch die wurzburgische Exklave Meiningen der nordlichsten Stadt des Hochstifts Wurzburg dem Machtbereich der Grafschaft Henneberg einzuverleiben erlitt die Stadt 1222 bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof Otto I von Wurzburg und dem Grafen Poppo VII von Henneberg schwere Zerstorungen Die Entwicklung zur Stadt und Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Die Stadtkirche im Jahr 12961230 wurde Meiningen erstmals in einer Urkunde als Stadt civitas genannt Diese Urkunde beinhaltet eine richterliche Entscheidung in der Graf Poppo VII auf alle beanspruchte Rechte an der Stadt Meiningen verzichten musste 8 Das genaue Jahr der Ernennung zur Stadt ist leider nicht mehr bekannt dies durfte aber zwischen 1200 und 1230 erfolgt sein Das erste Wappen enthielt eine von drei Turmen gekronte Stadtmauer mit geoffnetem Tor in das eine Brucke fuhrt Spater wurde die Brucke durch das Bild eines Bischofs mit Mitra ersetzt In dieser Zeit begannen die Burger mit der Befestigung der Stadt Im Westen bereits von der Werra geschutzt entstanden als erstes die drei vom Fluss gespeisten Wassergraben die das Stadtgebiet im Suden Osten und Norden umgaben Damit war Meiningen komplett von Wasser umschlossen Danach erfolgte die Errichtung einer doppelten Stadtmauer mit Zwinger rund 20 Wehrturmen und den Torturmen Oberes Tor und Unteres Tor Spater legte man vorgelagert sudlich und nordlich der Stadt das Tal querend die Obere und Untere Landwehr an Bis heute sind zwei der Wassergraben als Bleichgraben nahezu komplett und die Landwehren in Teilen erhalten geblieben nbsp Kaiser Ludwig IV Das bis dahin fast unbebaute Gelande zwischen Markt Burg und Unterem Tor wurde bis Ende des 13 Jahrhunderts komplett bebaut Zwischen 1232 und 1243 verlegten Monche vier Brunnenleitungen zur Frischwasserversorgung in die Stadt Von 1239 bis 1242 errichteten Minoriten des Franziskanerordens zwischen der Burg und dem Unteren Tor das Franziskanerkloster Meiningen Die Klosterkirche weihte man am 15 Mai 1242 ein 1276 wurde die erste grosse Erweiterung der Stadtkirche mit der Errichtung der Westfront und zwei gleich hohen Turmen abgeschlossen 1277 erschutterte ein Erdbeben mit mehreren Nachbeben die Meininger Gegend Wahrend die ausserhalb der Stadtmauer liegende Kirche St Martin mit einem Friedhof bestehen blieb wurde um 1300 die ursprungliche Siedlung um diese Kirche zur Wustung 1300 schloss Meiningen mit der Stadt Muhlhausen einen Freundschaftsvertrag in dem ein Meininger Stadtgericht nachweisbar ist 1306 und 1310 gab es verheerende Hochwasser die Teile der Stadtmauer und Gebaude zerstorten 1315 bis 1317 litt auch Meiningen unter einer europaweiten Hungersnot bei der viele Einwohner starben Weitere schwere Uberschwemmungen ereigneten sich zwischen 1336 und 1343 Um diesen Hochwasserereignissen zu begegnen erhohten die Burger Mitte des 14 Jahrhunderts das Niveau einiger Strassenzuge um rund einen Meter Auch der Boden im Innern der Kirche wurde knapp einen Meter angehoben Auf Bitte des Wurzburger Bischofs und Landesherren Otto II verlieh am 19 Oktober 1344 Kaiser Ludwig IV der Bayer in Wurzburg der Stadt Meiningen dieselben Rechte wie der Freien Reichsstadt Schweinfurt nach vleizziger bet des erwirdigen Otten bischofs zu Wirtzburg siner vnd sins stiftes stat Meiningen vnd den burgern daselben alle die fryheit reht geriht vnd gewonheit geben haben die vnser vnd des reichs stat Swynfurt vnd die burger da selben habent 9 Diese erweiterten Stadtrechte bedeuteten fur die Meininger Burgerschaft eine weitgehende Autonomie gegenuber dem Landesherrn Das stadtische Burgertum konnte dadurch an Bedeutung und Wirtschaftskraft gewinnen 1348 49 suchte die schwere Pestepidemie auch Meiningen heim die vielen Burgern das Leben kostete Man gab den Juden die Schuld fur die Seuche setzte diese am 10 April 1349 fest und zerstorte deren Synagoge Auf Befehl des Bischofs totete man dann am 17 Juli 1349 alle Juden auch aus wirtschaftlichen Grunden auf dem Unteren Rasen 1380 vernichtete ein Stadtbrand rund ein Viertel der Stadt darunter befand sich auch das Ratsarchiv wobei wertvolle Dokumente unwiederbringlich verloren gingen Zudem brach im selben Jahr wieder die Pest aus die rund 1500 Opfer forderte 1384 errichteten die Meininger Burger als Zeichen der Reue zur 1349 erfolgten Judenverfolgung eine Suhnekapelle an Stelle der geschleiften Synagoge nbsp Bischof Gerhard von SchwarzburgIm Laufe der folgenden Jahrzehnte lehnte sich Meiningen immer wieder gegen die steigenden Abgaben und Beschneidungen der Rechte gegen Bischof Gerhard von Schwarzburg auf Die Stadt schloss sich mit zehn weiteren Stadten des Hochstifts Wurzburg zum Elfstadtebund zusammen und beteiligte sich 1396 1399 am Frankischen Stadtekrieg gegen das Bistum 1399 kapitulierte das durch wurzburgische Truppen belagerte Meiningen ebenso wie die Stadt Ebern wahrend die anderen Stadte weiter den bischoflichen Truppen trotzten Der Stadtekrieg endete im Januar 1400 bei der Schlacht von Bergtheim mit der Niederlage der Aufstandischen zumeist Wurzburger Burger gegen bischofliche Truppen Der Bischof beschnitt daraufhin noch mehr Rechte aller Stadte Bischof Johann I verpfandete 1406 Stadt und Amt Meiningen an die Herren von der Tann Wegen Unstimmigkeiten holte sich Bischof Johann II 1418 Stadt und Amt mit militarischer Gewalt wieder zuruck Bei einem Burgeraufstand am 10 August 1432 zerstorten die Meininger die Wurzburger Burg und vertrieben die Burgmannen da diese sich durch Ubergriffe auf die Bevolkerung den Zorn der Burger zuzogen 1434 versetzte Bischof Johann II die Stadt Meiningen als Schuldpfand an die Grafschaft Henneberg das der Bischof Rudolf II erst 1495 wieder einloste 1475 und 1478 vernichteten zwei verheerende Stadtbrande fast die ganze Stadt Der Brand vom 28 Marz 1475 zerstorte rund drei Viertel von Meiningen 26 Menschen fanden dabei den Tod Am 28 Mai 1478 brannte das zuvor verschont gebliebene Stadtgebiet nieder Die Stadtkirche und einzelne Burgerhauser konnten die Meininger dabei retten Im 15 Jahrhundert grassierten zudem insgesamt sechs Seuchen sowie eine Hungersnot durch die Wetteranomalien der 1430er Jahre in der Stadt Wirtschaftliche Blute zu Beginn der Neuzeit Bearbeiten nbsp Ansicht von 1676Im 15 Jahrhundert gewannen das Textilgewerbe das Brauwesen das Metallhandwerk und der Handel an Bedeutung und sorgten fur einen allmahlichen wirtschaftlichen Aufschwung in Meiningen An der Stelle der 1432 zerstorten Burg liess Bischof Lorenz von Bibra von 1509 bis 1511 eine neue Burganlage errichten Im Bauernkrieg von 1525 schloss sich die Stadt dem Bauernheer Bildhauser Haufen an der spater bei der Schlacht bei Meiningen nahe Dreissigacker von furstlichen Truppen geschlagen wurde Daraufhin wurde Meiningen mit Sanktionen und Hinrichtungen von Burgern und des Pfarrers bestraft Auch verlor die Stadt die in Jahrhunderten errungene Selbstandigkeit in dem das Bistum eine bischofliche Obrigkeit an Stelle des Gemeinderats setzte Im Jahr 1542 kamen die Stadt und das Amt Meiningen durch Tausch mit dem Amt Mainberg an die benachbarten Grafen von Henneberg 1544 wurde wie im ganzen Henneberger Land in Meiningen die Reformation eingefuhrt Nach dem Aussterben der Henneberger Grafen 1583 gelangten Meiningen und die Grafschaft an das wettinische Herzogtum Sachsen deren ernestinische und albertinische Linien die Grafschaft zunachst gemeinsam verwalteten Die Wettiner wahlten Meiningen zum Sitz der Hennebergischen Regierung nbsp Die Bernhardstrasse um 1835Meiningen erlangte durch die Barchent und Leinenweberei die Farberei und Stoffhandel eine grosse wirtschaftliche Blute die bis zum Anfang des 17 Jahrhunderts andauerte und die Einwohnerzahl bis auf knapp 5000 ansteigen liess 1614 stellten beispielsweise 234 Handwerksmeister 37 312 Tuche her die in ganz Europa gehandelt wurden 10 Diese Blutezeit wurde abrupt durch den Dreissigjahrigen Krieg beendet in dessen Folge die Stadt mehrmals geplundert wurde und die Einwohnerschaft sich durch die Kriegswirren halbierte So uberstand Meiningen 1634 trotz Plunderungen und einiger Brandschatzungen durch die Kroaten unter dem Feldherrn Isolani diese Zeit baulich relativ unversehrt durch die erpresste Zahlung von 3000 Talern Die zahlungsunfahigen Nachbarorte wurden dagegen in Brand gesteckt Zuletzt hatte Meiningen seiner in Jahrhunderten entstandenen starken Stadtbefestigung zu verdanken dass es 1641 den Angriffen schwedischer Truppen widerstand Die ausserhalb der Stadtmauer befindliche Martinskirche wurde dagegen zerstort deren Wiederaufbau erfolgte 1658 Meiningen war 1600 1692 von Hexenverfolgung betroffen 94 Frauen und 19 Manner aus der Stadt und Umgebung gerieten in Hexenprozesse 59 Frauen und vier Manner wurden hingerichtet 11 Weitere Hexenverfolgungen fanden in den Ortsteilen Dreissigacker Herpf und Welkershausen statt 1660 kam Meiningen zum Herzogtum Sachsen Altenburg und wurde somit endgultig ernestinisch Bereits 1672 wechselte die Stadt zum Herzogtum Sachsen Gotha Dessen Herzog Ernst I veranlasste 1673 die Verstarkung der Stadtbefestigung durch den Stadttoren vorgelagerte Forts und Zugbrucken Meiningen als Haupt und Residenzstadt BearbeitenNach mehreren Erbteilungen im Herzoghaus Sachsen Gotha wurde unter Herzog Bernhard I 1680 das Herzogtum Sachsen Meiningen gebildet welches sich bis zu seiner Auflosung 1918 mehrmals vergrosserte Meiningen wurde Haupt und Residenzstadt 1682 war der Baubeginn des Residenzschlosses Elisabethenburg an Stelle der Wurzburger Burg Von dieser blieb nur der sogenannte Bibrabau als Nordflugel erhalten 1690 grundete der Herzog die Hofkapelle und 1692 wurde der Schlosspark zunachst als Renaissancegarten angelegt nbsp Einfahrt zur ehemaligen Thurn und Taxis PoststationSeit der Regierung der Enkel Bernhards bemuhten sich die Herzoge aufgeklart und liberal sowohl in religioser als auch in politischer Hinsicht um das Wohl ihres Landes und legten Wert auf Volksnahe Unter dem Schutz der Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen Meiningen grundete sich am 29 September 1773 die Freimaurerloge Charlotte zu den drei Nelken Diese eroffnete 1776 das erste Lehrerseminar in Thuringen Von 1778 bis 1782 liess Herzog Georg I Teile der Stadtbefestigung mit dem Oberen Tor abreissen und ab 1782 den Englischen Garten anlegen Ebenfalls 1782 war im Gasthof Zum Braunen Hirsch Friedrich Schiller wahrend seiner Flucht aus Wurttemberg zu Gast ehe er weiter nach Bauerbach reiste wo er bei Henriette von Wolzogen Asyl fand Ende Oktober 1813 lagerte das russische Heer mit 70 000 Soldaten und 2 300 Offizieren unter Zar Alexander bei seinem Feldzug gegen Napoleon in und um Meiningen Der Zar hatte seine Unterkunft im Gasthof Zum Braunen Hirsch der gleichzeitig fur das mitgezogene preussische Heer als Hauptquartier diente 12 Begleitet wurde der Zar vom Meininger General und Flugeladjutanten Ludwig von Wolzogen der zu dieser Zeit in der russischen Armee diente Als Freund und Gast am Hofe der Herzogin Louise Eleonore verzichtete Zar Alexander auf die symbolische Schlusselubergabe der Stadt 13 Der Klosterkomplex und der Untere Torturm wurden 1817 eingerissen Dort liess Herzogin Louise Eleonore von 1817 bis 1821 das Gymnasium Bernhardinum errichten 1824 erhielt das Herzogtum Sachsen Meiningen eine neue Verfassung in der unter anderem die Bildung des Meininger Landtags durch die Vereinigung der bisherigen Landstande festgelegt war Der Landtag bezog 1932 das neuerbaute Landschaftsgebaude auf dem Markt 1831 eroffnete Herzog Bernhard II das erste Meininger Hoftheater erbaut vom Hofbaumeister Carl Theodor Ottmer Ab 1849 entwickelte sich die Stadt durch die Grundungen der Herzoglichen Landeskreditanstalt 1849 der Mitteldeutschen Creditbank 1856 der Deutschen Hypothekenbank 1862 der Bank fur Thuringen 1905 einiger ansassigen Privatbanken wie dem Bankhaus B M Strupp und durch Niederlassungen auswartiger Banken darunter die Reichsbank 1903 zu einem der bedeutendsten Finanzstandorte Deutschlands Bereits 1858 erhielt Meiningen mit der Eroffnung der Werrabahn Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz Nach dem Krieg Preussens gegen Osterreich im Jahre 1866 musste Herzog Bernhard II der auf der Seite der Osterreicher stand abdanken um das Herzogtum vor einer Ubernahme durch die siegreichen Preussen zu bewahren Sein Sohn Erbprinz Georg wurde als Herzog Georg II sein Nachfolger Durch den Bau der Hauptkaserne 1867 und der Nordkaserne 1895 profilierte sich Meiningen als Garnisonsstadt In beiden Kasernen war das 2 Thuringische Infanterie Regiment Nr 32 stationiert 1868 fand eine Einteilung des Herzogtums in Landkreise statt und Meiningen wurde eine von vier Kreisstadten Der kunstsinnige Herzog Georg II reformierte gemeinsam mit seiner Frau Helene Freifrau von Heldburg und dem Regisseur Ludwig Chronegk das Regietheater und ging mit dieser bedeutenden Theaterreform in die Kulturgeschichte ein Von 1874 bis 1890 gab das die Meininger genannte Ensemble des Hoftheaters in ganz Europa zahlreiche Gastspiele nbsp Stadtbrand 1874 nbsp Stadtzentrum 1900 nbsp Rathaus um 1900 nbsp Das innere Stadtzentrum 1905Ein verheerender Stadtbrand zerstorte am 5 September 1874 etwa ein Drittel der Gebaude in der Innenstadt darunter befanden sich das Rathaus und das Landtagsgebaude Der Wiederaufbau erfolgte mit der Unterstutzung von Spenden vieler deutscher Stadte im klassizistischen Stil der Meiningen ein neues bis heute Stadtbild pragendes Grunderzeitviertel bescherte Zur Erinnerung wurden die Wappen von den 14 grossten Spenderstadten an der Fassade der 1908 erbauten Bank fur Thuringen angebracht auch erhielten zwei Strassen die Namen Berlin und Leipzig Neu entstanden sind neben dem Rathaus das Hotel Erbprinz das Kaiserliche Postamt und das Landtagsgebaude Ebenfalls 1874 nahm mit der Einweihung des Bayerischen Bahnhofs die von der Bayerischen Staatsbahn betriebene Bahnstrecke Schweinfurt Meiningen ihren Betrieb auf Die neue Bahnlinie bewirkte grosse topografische Veranderungen im sudlichen Bahnhofsgelande und machte unter anderem den Bau eines rund 100 Meter langen Strassentunnels notwendig Eine Industrialisierung von Meiningen konnte das Herzogshaus um einer sauberen Umwelt willen geschickt verhindern Dennoch verdoppelte sich zwischen 1870 und 1910 die Einwohnerzahl und die Stadt wuchs weit uber ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus Im Norden Westen und Osten wurden neue ausgedehnte Wohngebiete Villenviertel und einige Gewerbeflachen angelegt rund um das Stadtzentrum entstanden grosse reprasentative Verwaltungs und Kulturgebaude 1880 holte Herzog Georg II den Dirigenten und Komponisten Hans von Bulow nach Meiningen der die Meininger Hofkapelle zu einem europaischen Spitzenorchester entwickelte das bis 1914 in ganz Europa Konzerte gab In der Leipziger Strasse errichteten die Deutsche Hypothekenbank 1899 und die Bank fur Thuringen 1908 neue imposante Bankgebaude Im Marz 1908 brannte das traditionsreiche Hoftheater ab Das neue Haus erbaut vom Architekten Karl Behlert wurde im Dezember 1909 eroffnet In den folgenden Jahren entstanden als bis heute Stadtbild pragende Gebaude die Struppsche Villa 1909 die Neue Burgerschule 1911 1914 Prinz Friedrich Schule heute Schule am Pulverrasen und der Grosse Schutzenhaussaal 1913 heute Volkshaussaal 1914 nahm die Hauptwerkstatt der Preussischen Staatsbahn das spatere RAW Reichsbahnausbesserungswerk und heutige Dampflokwerk Meiningen seine Arbeit auf Am 25 Juni 1914 starb mit Georg II nicht nur der bedeutendste Herzog von Sachsen Meiningen sondern auch der bedeutendste Sohn der Stadt Meiningen Nach Abdankung des Herzogs Bernhard III und der Demission des Kabinetts infolge der Novemberrevolution im Jahr 1918 wurde Meiningen Hauptstadt des Freistaates Sachsen Meiningen dem Nachfolgestaat des Herzogtums Sachsen Meiningen 1919 grundete der Intendant des Meininger Hoftheaters Franz Ulbrich die Hochschule fur Schauspielkunst 1920 ging der Freistaat Sachsen Meiningen als einer der sieben Grunderstaaten im Land Thuringen auf und Meiningen behielt den Status einer Kreisstadt 1920 bis 1952 BearbeitenWeimarer Republik Bearbeiten Das Meininger Theater entwickelte sich Anfang der 1920er Jahre zu einer expressionistischen Buhne an der eine Reihe von avantgardistischen Schriftsteller und Dramatiker ihre Stucke urauffuhren liessen Mit Helba erfolgte 1923 die erste Eingemeindung eines Ortes nach Meiningen Im selben Jahr wurde das Staatsarchiv Meiningen gegrundet Am 13 Oktober 1923 kam es bei der Meininger Blutnacht zu einem schweren Zwischenfall zwischen der Meininger Bevolkerung und der Reichswehr die drei Todesopfer und funf Schwerverletzte forderte 1927 entstand auf dem Rohrer Berg mit dem Flugplatz Meiningen ein Verkehrslandeplatz der zum deutschen Flugliniennetz gehorte und von der Nordbayrischen Verkehrsflug GmbH Furth angeflogen wurde 1931 besuchte Adolf Hitler zwecks einer Wahlveranstaltung die Stadt Ein grosses Ereignis in der Geschichte der Stadt war die Landung des Luftschiffes LZ 127 Graf Zeppelin am 11 Oktober 1931 auf dem Meininger Flugplatz dem rund 100 000 Schaulustige beiwohnten Hauptsachlich aus der Meininger RAW Arbeiterschaft entwickelte sich zwischen 1919 und 1933 ein Zusammenschluss von Syndikalisten welcher die Bakuninhutte ab 1925 errichtete und damit seither wiederum auf das politische und kulturelle Leben in Meiningen Einfluss nahm Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus gehorte in Meiningen zu den verfolgten Gegnern des Regimes die Kommunistin und Judin Bella Aul an die heute eine Gedenktafel an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Bella Aul Strasse erinnert Im Jahre 1936 wurde Welkershausen eingemeindet Bei der vom NS Regime betriebenen Aufrustung der Wehrmacht wurden die Barbarakaserne und Drachenbergkaserne neu erbaut Dort zogen das Artillerie Regiment 74 und das Schutzen Regiment 2 der Wehrmacht ein Die Synagoge Meiningen wurde beim Novemberpogrom 1938 geplundert verwustet und 1939 abgebrochen An sie und die judische Gemeinde erinnert eine an ihrem ehemaligen Standort 1988 errichtete Gedenkstatte Am Judenhaus Sachsenstrasse 5 6 erinnert eine Gedenktafel an die dort vor ihrer Deportation untergebrachten Juden Am 9 Juli 1939 fand mit der LZ 130 eine weitere Zeppelinlandung auf dem Flugplatz statt Im Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Meiningen durch zahlreiche Lazarette die bis zu 1600 Verwundete versorgen konnten zur Rotkreuz Stadt In mehreren Betrieben der Stadt setzten die Nationalsozialisten etwa 2100 Kriegsgefangene Militarinternierte und Zwangsarbeiter ein Auf dem Parkfriedhof befinden sich Graber zahlreicher Opfer von Zwangsarbeit aus mehreren Nationen fur die dort 1958 ein Ehrenmal errichtet wurde Von August 1943 bis Juli 1945 befand sich in der Drachenbergkaserne ein Teil der OKW Abteilung Wehrmachtauskunftstelle WASt mit 1400 Mitarbeitern die wegen der stetigen Luftangriffe auf Berlin hierher ausgelagert wurde Der andere Teil war in Saalfeld untergebracht 14 Ab dem 6 April 1944 richtete das Wehrkreiskommando IX das als Lazarett dienende Kriegsgefangenenlager Stalag IX C b fur westalliierte Flugzeugbesatzungen auf dem Gelande des Schutzenhauses ein Hier internierte die Wehrmacht bis zur Befreiung durch US Truppen uberwiegend englische und amerikanische Piloten und Mannschaften mit Offiziersdienstgrad die beim Kampf und Abschuss Verwundungen erlitten Hauptartikel Luftangriffe auf Meiningen nbsp Vom Luftangriff im Februar 1945 betroffenes StadtgebietDie Stadt wurde im Krieg neben vereinzelten Bombenabwurfen von zwei grosseren Luftangriffen auf Meiningen heimgesucht Das schwerste Bombardement fuhrte die 1st Air Division der 8th Air Force im Rahmen der Operation Clarion am 23 Februar 1945 mit 49 Bombern des Typs B 17 durch 15 Dabei warfen sie 147 5 Tonnen Bomben ab die 208 Tote forderten und 251 Hauser und Wirtschaftsgebaude total zerstorten weitere 440 Gebaude wurden schwer beschadigt 16 Der zweite grossere Angriff im Marz 1945 zerstorte einen Teil des Gustloffwerkes und einige Wohnhauser im Norden der Stadt Die angegebenen Primarziele aller Angriffe waren Verkehrsanlagen und das Reichsbahnausbesserungswerk das jedoch verschont geblieben ist Am 27 Marz 1945 war Fritz Sauckel in Meiningen und erklarte die Stadt zur Festung Zum Kampfkommandanten wurde Oberst Rudelsdorff ernannt der am 1 April einen Tagesbefehl als Flugblatt herausgab eine Versprengtensammelstelle einrichtete und seinen Befehlsstand im Palais Helenenstift einrichtete Rudelsdorff standen zu diesem Zeitpunkt rund 2000 deutsche und ungarische Soldaten zur Verfugung Damit war Meiningen keine offene Stadt mehr 17 Am 2 April 1945 naherte sich die 11 Panzerdivision der United States Army unter Colonel Virgil Bell von Fulda kommend der Stadt Wissend um die noch zahlreich vorhandenen Verbande der Wehrmacht in Meiningen und dem Ziel schnell den Rennsteig bei Oberhof zu erreichen teilten sich die Einheiten bei Herpf umgingen die Stadt nordlich und sudlich vereinigten sich wieder bei Zella Mehlis und kesselten Meiningen so ein Dabei gab es ein kleines Scharmutzel beim Stillhof im Suden der Stadt Eine durch den schnellen Vorstoss der Amerikaner entstandene Lucke sudlich der Stadt nutzte die gesamte in Meiningen stationierte Panzer Aufklarungs Ausbildungs Einheit Nr 9 um sich Richtung Bayern abzusetzen Auch Oberst Rudelsdorff setzte sich angesichts der aussichtslosen Lage mit einem Teil seines Befehlsstandes ab Kriegsende und Nachkriegszeit Bearbeiten Am 5 April stiessen Einheiten der 11 US Panzerdivision von Zella Mehlis kommend nach Meiningen vor Colonel Bell teilte seine Einheiten in zwei Task Force die uber die Reichsstrasse 280 und Helba sowie uber den Rohrer Berg in die Stadt vorruckten Nach Tieffliegerangriffen einigen Bombenabwurfen und einem kurzen Kampf im Osten der Stadt mit ungarischen und deutschen Truppenteilen nahmen sie die Stadt ein Diese Kampfhandlungen kosteten auch zivile Opfer Ein baldiges Ende der Kampfe erreichte eine Abordnung unter dem Ersten Burgermeister Friedrich Sorge die auf den Kirchturmen weisse Fahnen hissten die Kapitulation der Stadt einleiteten und damit eine weitere Zerstorung von Meiningen verhinderten Eine bereits angeforderte Bomberstaffel zur Bekampfung des Widerstands konnte so wieder abdrehen Die stadtische Abordnung ubergab Colonel Bell nach dem Vorrucken seiner Panzer auf den Markt die Stadt 17 Eine Sondereinheit der US Armee ubernahm die OKW Abteilung WASt auf dem Drachenberg die kurz darauf vom Oberbefehlshaber der alliierten Streitkrafte Eisenhower inspiziert wurde 18 Die Amerikaner fuhrten die WAst ab dem 23 April bis zum 1 Juli 1945 weiter um dann den grossten Teil der Akten nach Furstenhagen zu verlegen 14 Nach der Verhaftung von Friedrich Sorge setzten die Amerikaner am 12 April 1945 Werner Heinrich von Hacht als Burgermeister ein Als eines der ersten Theater in Deutschland nahm am 2 Juni 1945 das Landestheater Meiningen mit einer Tanzshow fur amerikanische Soldaten seinen Spielbetrieb wieder auf Am 7 Juni 1945 folgte mit Gerhart Hauptmanns Die versunkene Glocke ein Marchendrama Anfang Juli verliess die US Armee Meiningen und am 6 Juli 1945 ruckten die ersten Einheiten der Roten Armee als Besatzungsmacht in die Stadt ein Sie bezogen die Haupt und die Barbarakaserne Der verbliebene Rest der Wehrmachtauskunftstelle in der Drachenbergkaserne die mittlerweile nur noch Dokumente fur Osteuropa verwaltete arbeitete unter den neuen Besatzern bis 1946 weiter Hier zog anschliessend die Grenzpolizei ein Am 9 Mai 1948 wurde im Schloss Elisabethenburg das Max Reger Archiv eroffnet das den kunstlerischen und personlichen Nachlass des Komponisten beherbergt In der Drachenbergkaserne brachte das Land Thuringen 1948 eine Polizei Bereitschaft unter Aus ihr ging die 13 VP Bereitschaft Magnus Poser hervor die bis 1990 bestand DDR Zeit Bearbeiten nbsp Theater und Strassenszene 1978 nbsp Ernestinerstrasse 1989Ein einschneidendes Ereignis fur den Alltag in Meiningen war infolge der Errichtung der innerdeutschen Grenze die Schliessung der Strassen und Schienenverbindungen in das nur wenige Kilometer entfernte Unterfranken Fur zahlreiche Meininger Burger bedeutete dies eine grosse Umstellung in ihrem Leben da sie Arbeitsplatze Absatzmarkte oder Handelsverbindungen verloren Zahlreiche Meininger verliessen daraufhin in den nachsten Jahren ihre Stadt in Richtung Westdeutschland die Einwohnerzahl sank schnell von fast 26 000 im Jahr 1948 auf rund 23 000 im Jahr 1951 ab 19 Von 1952 bis 1990 gehorte Meiningen als Kreisstadt zum Bezirk Suhl Das bereits beschlossene Vorhaben Meiningen wegen seiner idealen Voraussetzungen als Bezirksstadt einzurichten wurde von Walter Ulbricht personlich verhindert Er begrundete dies mit der Vergangenheit als Residenz und einem zu geringen Anteil von Arbeitern in der Bevolkerung Durch den im Krieg zerstorten Wohnraum und einer wieder langsam wachsenden Bevolkerung hervorgerufen vom starken Anstieg der Geburtenzahl waren viele Wohnhauser uberbelegt deren Wohnungen oftmals von zwei bis drei Mietparteien geteilt werden mussten Daraufhin errichteten bis Mitte der 1960er Jahre Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften neue Wohngebiete im Bodenweg im Norden und am Drachenberg im Osten der Stadt In diesen Jahren fand mit der Bildung mehrerer grosser Betriebe eine verstarkte Industrialisierung der Stadt statt Im Zuge der Errichtung eines Werkes fur Mikroelektronik dem Robotron entstand von 1967 bis 1983 im Norden zwischen den Stadtteilen Helba und Welkershausen mit Plattenbauten der neue Stadtteil Jerusalem mit rund 6000 Einwohnern Dennoch herrschte in dieser Zeit stadtebauliche Stagnation insbesondere in der Innenstadt die Infrastruktur wurde vernachlassigt und ausser einigen Schulen und einem Kino wurden keinerlei neue offentliche Gebaude gebaut Weiterhin wurde wertvolle historische Bausubstanz dem Verfall preisgegeben Viele Baulucken entstanden durch Notabrisse beweisen dies heute noch im Stadtbild Die Luftverschmutzung stieg begunstigt durch die Tallage infolge steigender Auto und Industrieabgase sowie der Nutzung der Braunkohle als Heizmaterial stetig an 1988 begann mit Hilfe von Franz Josef Strauss eine Stadtepartnerschaft mit Neu Ulm in Bayern Hauptartikel Wende in Meiningen Von 1982 bis 1990 waren die Stadtkirche und das evangelische Gemeindehaus ein Treffpunkt fur die Teilnehmer der Friedensgebete und Montagskreise Die Friedensgebete wurden anfangs monatlich und ab September 1989 jeden Dienstag in der Stadtkirche abgehalten Dabei entwickelte sich die Stadtkirche im Herbst 1989 zum bedeutendsten Ort fur die politische Wende im heutigen Sudthuringen 20 Tausende Menschen konnten wegen der uberfullten Kirche nur mit Hilfe von Lautsprechern auf dem Markt am Friedensgebet teilhaben Vom 24 Oktober 1989 bis Anfang 1990 schlossen sich nach den Friedensgebeten insgesamt 25 friedliche Demonstrationen siehe Montagsdemonstration durch die Meininger Innenstadt mit bis zu 25 000 Teilnehmern an 21 Man trug dabei brennende Kerzen aus der Kirche und brachte diese zu staatlichen Einrichtungen wie MfS SED Kreisleitung oder der Zeitung Freies Wort und stellte sie dort tausendfach ab Wahrend des Friedensgebets am 7 November 1989 traf in der uberfullten Kirche die Nachricht ein dass die DDR Regierung zuruckgetreten ist 20 Am 10 November 1989 gegen 3 Uhr morgens wurde der Grenzubergang Eussenhausen Meiningen an der B 19 fur die DDR Burger freigegeben und die Verbindung zur Nachbarstadt Mellrichstadt war wieder hergestellt Am 29 Mai 1990 begann das erste demokratisch gewahlte Stadtparlament mit einer Andacht beim Friedensgebet in der Stadtkirche seine Legislaturperiode Von 1990 bis 2010 Bearbeiten nbsp Das 1995 erbaute Klinikum nbsp 2008 eroffnete Kammerspiele nbsp Wieder aufgebaute MarktwestseiteAm 3 Oktober 1990 wurde Meiningen Teil des wiedergegrundeten Thuringens Am 1 Oktober 1990 erfolgte die Eingemeindung des nur einen Kilometer entfernten Ortes Dreissigacker Mit der Auflosung des Grenzregiments 9 Conrad Blenkle der Grenztruppen der DDR und dem Abzug der russischen Truppen im Jahre 1991 ging die Zeit als Garnisonsstadt zu Ende und der Meininger Stadtrat erklarte daraufhin Meiningen zur Stadt des Friedens Die Stadt verlor Anfang der 1990er Jahre durch die Auflosung zahlreicher Betriebe wie Spielzeug Elektrik Ruhla Uhren und Welton sowie starken Arbeitsplatzabbau im Reichsbahnausbesserungswerk im Robotron Meiningen und anderen Firmen tausende Industriearbeitsplatze Mit der Schaffung des rund 100 Hektar grossen Gewerbegebiets Dreissigacker 1991 legte die Stadt die Grundlage fur eine Erholung der Wirtschaft wo bis 2012 mehr als 3000 neue Arbeitsplatze entstanden sind In den 1990er Jahren wurde Meiningen wieder eine bedeutende Kunst und Kulturstadt die sie bereits bis in die 1950er Jahre war Seit 1991 gibt es einen Freundschaftsvertrag mit Obertshausen in Hessen der 2007 in eine feste Stadtepartnerschaft umgewandelt wurde Anfang der 1990er Jahre etablierte das Land Thuringen in der Drachenbergkaserne das Bildungszentrum und die Fachhochschule der Thuringer Polizei Bei der 1994 erfolgten Gebietsreform in Thuringen behielt Meiningen den Status einer Kreisstadt im neugebildeten Landkreis Schmalkalden Meiningen Bundeskanzler Helmut Kohl besuchte im August 1994 die Stadt er ubernachtete im Hotel Sachsischer Hof Seit Mitte der 1990er Jahre erfuhr die Stadt einen stadtebaulichen Aufschwung Es entstanden neue Grossbauten wie das Klinikum Meiningen 1995 die architektonisch pramierte Multihalle 1998 das ebenfalls pramierte Justizzentrum und die Bundesbankfiliale beide 2000 sowie grosse Wohnanlagen Historische Bauwerke und ganze Strassenzuge in der DDR dem Verfall preisgegeben wurden unter privater Hand restauriert Neue Wohngebiete grundete man im Osten der Stadt und in Dreissigacker Mit dem Bau der Bundesautobahn 71 A71 erhielt die Stadt im Jahr 2003 einen direkten Anschluss an das deutsche Autobahnnetz Im Oktober 2005 war Meiningen Gastgeber fur die Landesfesttage Thuringentag Neue Stadtepartnerschaften wurden 2006 mit Bussy Saint Georges bei Paris in Frankreich und 2007 mit Obertshausen Hessen geschlossen Mit der Eroffnung der Neuen Kammerspiele im Juni 2008 schuf sich die Stadt eine weitere Theaterspielstatte und unterstreicht damit ihre uberregionale Bedeutung als Kulturstadt Seit 2010 Bearbeiten nbsp Hotel Sachsischer Hof Amtssitz des Bundesprasidenten Steinmeier vom 17 bis 19 Oktober 2023Im beiderseitigen Einvernehmen wurde am 1 Dezember 2010 der westlich gelegene Ort Herpf eingemeindet und das Stadtgebiet vergrosserte sich damit um rund 18 km 2010 2011 fand eine Generalsanierung des Meininger Theaters statt wobei unter anderem das Buhnenhaus vergrossert und auf dem modernsten Stand der Buhnentechnik gebracht wurde Am 30 Juni 2011 hatte Meiningen laut Thuringer Landesamt fur Statistik 21 527 Einwohner 22 2012 13 liess die Stadt das Industriegebiet Rohrer Berg nahe der Autobahn Anschlussstelle Meiningen Nord errichten um Platz fur gefragte Neuansiedlungen zu schaffen da das Gewerbegebiet Dreissigacker mittlerweile voll belegt war Im April 2012 besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Wahlveranstaltung auf dem Marktplatz die Stadt Seit dem 4 Mai 2012 besteht eine weitere Stadtepartnerschaft mit der gleichnamigen Gemeinde Meiningen Vorarlberg in Osterreich 2014 konnte das Dampflokwerk sein 100 jahriges und die Feuerwehr ihr 150 jahriges Bestehen feiern Der seit den 1990er Jahren leerstehende denkmalgeschutzte Grosse Volkshaussaal wurde ab 2016 saniert und 2018 wiedereroffnet Die in Folge des Zweiten Weltkrieges zerstorte Westseite des Marktplatzes konnte 2017 mit einem neuen Wohn und Geschaftshaus wieder geschlossen und die stadtebauliche Einheit wieder hergestellt werden 2018 schloss die Stadt mit den Nachbargemeinden Walldorf Wallbach Henneberg und Stepfershausen auf freiwilliger Basis Vertrage zu deren Eingliederung in die Stadt Meiningen die am 1 Januar 2019 sowie am 31 Dezember 2019 Stepfershausen vollzogen wurde Um den wieder wachsenden Bedarf an geeigneten Wohnraum in der Stadt zu decken entstehen seit 2018 an mehreren Standorten hunderte neue Wohnungen in neuerbauten Mehrfamilienhausern sowie in leerstehenden Bestandsbauten die zuvor oft eine andere Nutzung hatten Am 5 September 2022 beschloss der Gemeinderat des Nachbarortes Sulzfeld die Eingliederung in die Stadt Meiningen die Vertragsunterzeichnung fand am 10 Oktober 2022 statt 23 24 Die Eingemeindung von Sulzfeld erfolgte am 1 Januar 2014 Am 31 Dezember 2022 hatte Meiningen 25 177 Einwohner mit Hauptwohnsitz 25 Vom 17 bis 19 Oktober 2023 verlegte der Bundesprasident Frank Walter Steinmeier im Rahmen seines Programms Ortszeit Deutschland seinen Amtssitz fur drei Tage nach Meiningen 26 Er logierte im Hotel Sachsischer Hof wo sich in einer Suite auch sein Arbeitszimmer befand Er besuchte unter anderem das Staatstheater Meiningen das Bildungszentrum der Thuringer Polizei das ehemalige Landtagsgebaude als Ort der Demokratiegeschichte die Gedenkstele Friedliche Revolution 1989 an der Stadtkirche die Hochtechnologiefirma Adtran Optical Networking und das Dampflokwerk die Kirchenburg Walldorf und das 3 Stadtgesprach im Volkshaus Des Weiteren fuhrte er zahlreiche spontane und offene Gesprache mit Burgern auf der Strasse und in den Geschaften im Stadtzentrum Am 19 Oktober 2023 nahm er im Schloss Elisabethenburg eine Ordensverleihung mit dem Bundesverdienstkreuz an engagierte Thuringer Burgerinnen und Burger vor 27 Siehe auch BearbeitenListe der Ehrenburger von Meiningen Liste der Burgermeister von Meiningen Liste von Personlichkeiten der Stadt Meiningen Wende in MeiningenLiteratur BearbeitenStaatliche Museen Meiningen Hrsg Sudthuringer Forschungen Heft 17 Meiningen 1982 Ingrid Reissland Denkmale der Innenstadt Kulturbund der DDR 1982 Reissland Heinritz Meininger Ansichten Staatliche Museen Meiningen heute Meininger Museen 1982 Ramona Schafer Erinnerungen an Meiningen Sutton Verlag Erfurt 1999 ISBN 3 89702 101 3 Wilhelm Pocher Weisse Fahnen uber Meiningen Schriften zur Stadtgeschichte Meiningens Heft 5 Stadtarchiv Meiningen 2000 Kuratorium Meiningen Hrsg Lexikon zur Stadtgeschichte Meiningen Bielsteinverlag Meiningen 2008 ISBN 978 3 9809504 4 2 Einzelnachweise Bearbeiten www archaeologie online de Ausgrabungen am Schwabenberg Topfemarkt in Meiningen www thueringen de Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Mathias Seidel Thuringisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Der Topfemarkt Attraktiv seit der Jungsteinzeit Amtsblatt der Stadt Meiningen Ausgabe 8 2017 a b Staatliche Museen Meiningen Bernd W Bahn Sudthuringer Forschungen Heft 17 Abschnitt Meiningen vor der ersten urkundlichen Erwahnung 1982 William R Shepherd Frankenreich 481 814 Historical Atlas Henry Holt and Company New York 1911 Auszug aus der Ersterwahnungsurkunde von 982 Stadtarchiv Meiningen Meininger Urkundenbuch Nr 3 5 Reg Thur I Nr 614 616 618 Stadtarchiv Meiningen Mon Boica XXXVII Nr 205 Reg Thur II Nr 2194 Stadtarchiv Meiningen Monumenta Boica XLI Nr 32 Stadtarchiv Meiningen Digitalisat Staatliche Museen Meiningen Rolf Hubner Sudthuringer Forschungen Heft 17 Abschnitt Die Entwicklung des Meininger Textilgewerbes 1982 Kai Lehmann Unschuldig Hexenverfolgung sudlich des Thuringer Waldes uber 500 recherchierte Falle aus dem 16 und 17 Jahrhundert Untermassfeld 2012 S 208 240 Meininger Mediengesellschaft Meininger Heimatklange Ausgabe 7 1992 Alfred von Wolzogen Memoiren des koniglich preussischen Generals der Infanterie Ludwig Freiherrn von Wolzogen Leipzig 1851 a b Rudiger Overmans Deutsche militarische Verluste im Zweiten Weltkrieg Oldenbourg Verlag 2004 S 325 326 Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary Einsatzdokumentation der 8th Air Force der USAAF Reissland 23 Februar 1945 Bombenangriff Meininger Tageblatt 22 Februar 1997 a b Wilhelm Pocher Weisse Fahnen uber Meiningen Schriften zur Meininger Stadtgeschichte Heft 5 Stadtarchiv Meiningen 2000 Hansjorg Tretropp Offizier der WAst im FW Meininger Tageblatt Ausgabe vom 27 Februar 2015 Einwohnerzahlen laut Stadtarchiv Meiningen a b Horst Strohbusch Das Licht kam aus der Kirche Die Wende in Meiningen 1989 1990 Meiningen 1999 Lexikon zur Stadtgeschichte Meiningen Bielsteinverlag Meiningen 2008 S 235 Thuringer Landesamt fur Statistik TLS inSudthuringen de Eingliederung beantragt Antrag auf Fusion ohne Gegenstimme Erik Hande Gemeindefusion Der Grundstein ist gelegt 10 Oktober 2022 abgerufen am 11 Oktober 2022 deutsch Stadt Meiningen Burgerservice Jahresruckblick 2022 erschienen am 31 Mai 2023 PDF 12 MB Der Bundesprasident Ortszeit Meiningen Reise mit Zeit nach Thuringen Der Bundesprasident Ordensverleihung wahrend der Ortszeit Meiningen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Meiningen amp oldid 238332516