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Ernst I der Fromme 25 Dezember 1601 in Altenburg 26 Marz 1675 in Gotha entstammte dem Weimarer Zweig der ernestinischen Wettiner und war seit 1640 Herzog von Sachsen Gotha Durch das Anheimfallen eines betrachtlichen Teils des Herzogtums Sachsen Altenburg begrundete er 1672 das Haus Sachsen Gotha Altenburg Herzog Ernst I von Sachsen Gotha posthumer Kupferstich von Jacob von Sandrart aus dem Jahr 1677 heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen DresdenHerzog Ernst der Fromme von Sachsen Gotha Altenburg Schloss Friedenstein in GothaDenkmal vor Schloss FriedensteinEpitaph in der Margarethenkirche Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sonstiges 3 Nachkommen 4 Gedenktag 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben BearbeitenHerzog Ernst I war der neunte Sohn von Herzog Johann III von Sachsen Weimar und dessen Ehefrau Dorothea Maria von Anhalt Seine Bruder waren Johann Ernst d J von Sachsen Weimar Friedrich von Sachsen Weimar Wilhelm IV von Sachsen Weimar Albrecht von Sachsen Eisenach Johann Friedrich von Sachsen Weimar und Bernhard von Sachsen Weimar Gleich seinen Brudern erhielt auch Herzog Ernst I seine Erziehung durch den Hofmarschall Kaspar von Teutleben und Hofrat Friedrich Hortleder Durch Furst Ludwig I von Anhalt Kothen wurde Herzog Ernst I 1619 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen Er verlieh diesem den Gesellschaftsnamen der Bittersusse und die Devise auf beide recht Als Emblem wurde ihm eine Judenkirsche mit ihrem Hauslein aufgethan Physalis alkekengi zugedacht Im Kothener Gesellschaftsbuch der Fruchtbringenden Gesellschaft findet sich der Eintrag Herzog Ernsts unter der Nr 19 Wie fast alle seiner Bruder diente Herzog Ernst wahrend des Dreissigjahrigen Krieges als Oberst in der schwedischen Armee Fur Bernhard von Weimar ubernahm er die Verwaltung des aus den Furstbistumern Wurzburg und Bamberg geschaffenen Herzogtums Franken und sammelte so erste Regierungserfahrungen doch ging dieser Besitz bereits wenig spater nach der Niederlage in der Schlacht bei Nordlingen wieder verloren Am 24 Oktober 1636 heiratete er Prinzessin Elisabeth Sophia von Sachsen Altenburg 1640 einigten sich die Bruder Wilhelm IV Albrecht und Ernst auf die Teilung des Herzogtums Sachsen Weimar Aus dieser Erbteilung entstanden neben dem verkleinerten Sachsen Weimar nun die neuen Herzogtumer Sachsen Eisenach und Sachsen Gotha Letzteres fiel an Herzog Ernst I der es bis zu seinem Tod regierte und zum Stammvater der ernestinischen Linie Sachsen Gotha wurde Da es bei seinem Regierungsantritt in Gotha keine standesgemasse Residenz gab die dortige Burg Grimmenstein war 1567 vollstandig zerstort worden begann Ernst 1643 mit dem Neubau des Schlosses Friedenstein 1654 vollendet Es handelt sich dabei um einen der grossten Schlossneubauten Deutschlands zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges In seiner Residenz Gotha errichtete er 1650 eine neue Munzstatte fur sein Herzogtum Sachsen Gotha Der Standort der Munze befand sich in Raumen des Westflugels des Residenzschlosses Friedenstein 1 1672 gelang es ihm die Nachfolge Friedrich Wilhelms III von Sachsen Altenburg anzutreten und drei Viertel von dessen Besitz zu erben Durch diese Erbschaft wie auch beispielsweise durch den Zufall der Halfte des Herzogtums Sachsen Eisenach 1645 und andere Erwerbungen konnte Ernst I sein Territorium erheblich vergrossern Ernst erscheint als ein Herrscher des Ubergangs Sein politisches Denken wurzelte in den traditionellen Vorstellungen vom Fursten als landesvaterlicher Obrigkeit weshalb sich seine Herrschaftspraxis durch einen starken patriarchalischen Zug auszeichnete Er hielt Abstand zu politiktheoretischen Lehren vom Primat des Machtkalkuls Religion und Kirche blieben wichtige Stutzen fur seine Politik die auch noch endzeitlichen Heilserwartungen verpflichtet war Zugleich aber brach sich im Furstenstaat Ernsts des Frommen ein striktes Verwaltungsdenken Bahn das auf nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ausgriff Eine rastlose Reformtatigkeit bestimmte die Gothaer Territorialpolitik die dabei auf vielen Feldern Neuland betrat Als fruher Verfechter eines absolutistischen Staatsdenkens kann Ernst der Fromme dennoch kaum gelten Dagegen sprechen sowohl der konsensbetonte Umgang mit den Landstanden als auch die auf eine Teilung des muhsam arrondierten Furstenstaats zulaufende Erbfolgeregelung Ernsts der eine Primogeniturregelung bei seiner Nachfolge ablehnte Protestantische Fursten sahen in der Primogenitur einen Widerspruch zur in der Bibel festgelegten Gleichbehandlung aller Sohne Daher verfugte Ernst eine Einkommensaufteilung unter seinen sieben Sohnen wobei das Herzogtum reichsrechtlich ungeteilt bleiben und alle sieben als regierende Herzoge betrachtet werden sollten wobei aber der Alteste das Direktorium fuhren und die Landesverwaltung die in der Zentrale verblieb beaufsichtigen sollte Die diversen Amterbezirke und ihr Einkommen sollten aber bei bleibender Gesamthandsgemeinschaft in Teilfurstentumer Mutschierungen aufgeteilt werden Eine solche Aufteilung ohne Landesteilung war in Thuringen seit langem ublich und wurde auch in anderen Regionen etwa bei den Braunschweig Luneburger Herzogen praktiziert Freilich fuhlten sich insbesondere die beiden jungsten Sohne spater benachteiligt und erhoben Protest beim Reichshofrat der sich lange hinzog Die Generationen der Sohne und Enkel gingen dann Ende des 17 Jahrhunderts aber schliesslich doch zur Primogenitur uber als weitere Teilungen nicht mehr moglich erschienen wenn man uberlebensfahige Gebiete erhalten wollte Herzog Ernst I und sein Furstentum waren das Vorbild fur den Teutschen Furstenstaat von Veit Ludwig von Seckendorff Er versuchte durch umfassende Reglementierungen einen positiven Einfluss auf Sittlichkeit Bildung und Wohlstand der Burger zu nehmen Unter Ernst I initiierte Sigismund Evenius das Weimarer Bibelwerk Er lud den athiopischen Theologen Abba Gregorius an seinen Hof ein und forderte die Anfange der Athiopistik die in Gotha von Hiob Ludolf begrundet wurde Ernst der Fromme war ein bedeutender Herrscher seiner Zeit der durch umfassende Reformen die Schaden des Krieges zu beheben suchte Neben der Elitenforderung mit Grundung des Gothaer Gymnasiums 1524 erfolgte die Forderung auch der allgemeinen Grundbildung durch den Schulmethodus 1641 der als erste eigenstandige und unabhangig von der Kirche verfasste Schulordnung das Elementarschulwesen institutionalisierte Es folgten die Einfuhrung der Schulpflicht fur Funf bis Zwolfjahrige 1642 die Einrichtung eines Waisenhauses die Reorganisation des Justizwesens die staatliche Aufsicht des Gesundheitswesens all diese zum Teil zukunftweisenden Massnahmen gehen auf Herzog Ernst I zuruck Am Gymnasium lernten Schuler aus Ungarn Schlesien Polen Russland und Skandinavien die alle willkommen waren meist Sohne verfolgter Lutheraner denen der Herzog in Gotha Asyl bot Der Herzog liess in einer eigenen Schuldruckerei neue epochemachende Lehrbucher drucken und forderte ihre Ubersetzung in die italienische und franzosische Sprache Fur die lutherische Gemeinde in Moskau finanzierte er eine Freischule die auch den Sohnen der nichtchristlichen Volker des Russischen Reiches offenstand Eine Gesandtschaft des Zaren wurde prachtig empfangen und mit guten Ratschlagen uberhauft Ernst bot die Hilfe deutscher Mathematiker fur die Vermessung Russlands an aber auch Wissenschaftler und Fachleute der verschiedensten Disziplinen als Entwicklungshelfer Die erfolgreiche Reformtatigkeit fand weitreichende Anerkennung So liess sich der englische Lordprotektor Oliver Cromwell 1656 uber die Tatigkeit des Herzogs den er in eine Reihe mit den grossen Regenten seiner Zeit stellte unterrichten Sonstiges Bearbeiten nbsp Ernst I der FrommeHerzog Ernst war von 1662 bis zu seinem Tod der Senior der Ernestiner Er wurde 1675 als erstes Mitglied des Hauses Sachsen Gotha Altenburg im Gewolbe unter dem Altarraum der Stadtkirche St Margarethen auf dem Neumarkt beigesetzt 1728 wurde bei der barocken Umgestaltung des Gotteshauses vom Gothaer Ratsbaumeister Biedermann das heute an der Nordwand zu sehende Epitaph fur ihn und seine Gemahlin angefertigt Am 4 September 1904 wurde auf dem Platz vor der Nordseite des Schlosses Friedenstein das uberlebensgrosse Bronzedenkmal fur Ernst den Frommen eingeweiht Die vom Berliner Bildhauer Caspar Finkenberger geschaffene Plastik zeigt den Fursten in eiserner Rustung und aufrechter Haltung mit einer Bibel in den Handen Von seinem weiten Mantel teilweise verdeckt wird ein Helm zu seinen Fussen der ebenso wie die Rustung auf die Rolle Ernsts als Oberst im Dreissigjahrigen Krieg verweist Nach dem Fursten wurde das Herzog Ernst Seminar heute Kooperative Gesamtschule Herzog Ernst in der Residenzstadt benannt 1939 setzte Reinhold Schneider Ernst I in seiner Erzahlung Der fromme Herzog ein literarisches Denkmal 2 in der er angesichts des drohenden Krieges den Herzog als Beispiel fur eine ruhige und friedliebende Staatsfuhrung lobte Nachkommen BearbeitenNach dem Tod des Herzogs wurde Sachsen Gotha zuerst von seinen sieben Sohnen gemeinsam regiert ehe das Furstentum durch den Erbteilungsvertrag vom 24 Februar 1680 aufgeteilt wurde Friedrich I 1646 1691 erhielt das verkleinerte Sachsen Gotha Altenburg und setzte das Haus Sachsen Gotha Altenburg fort erloschen 1825 Albrecht 1648 1699 erhielt Sachsen Coburg Bernhard I 1649 1706 erhielt Sachsen Meiningen und begrundete das Haus Sachsen Meiningen Heinrich 1650 1710 erhielt Sachsen Romhild Christian 1653 1707 erhielt Sachsen Eisenberg Ernst 1655 1715 erhielt Sachsen Hildburghausen und begrundete das Haus Sachsen Hildburghausen nachmals Sachsen Altenburg erloschen 1991 Johann Ernst 1658 1729 erhielt Sachsen Saalfeld und begrundete das Haus Sachsen Coburg Saalfeld nachmals Sachsen Coburg und GothaVon insgesamt 18 Kindern uberlebten ihn die oben angefuhrten sieben Sohne und zwei Tochter Elisabeth Dorothea 1640 1709 verheiratet mit Landgraf Ludwig VI von Hessen Darmstadt Dorothea Maria 1654 1682 Gedenktag Bearbeiten25 Marz im Evangelischen Namenkalender 3 Literatur BearbeitenVeronika Albrecht Birkner Reformation des Lebens Die Reformen Herzog Ernsts des Frommen von Sachsen Gotha und ihre Auswirkungen auf Frommigkeit Schule und Alltag im landlichen Raum 1640 1675 Leipzig 2001 Leucorea Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 1 Friedrich Wilhelm Bautz Ernst der Fromme In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1537 1539 Artikel Artikelanfang im Internet Archive August Beck Ernst der Fromme Herzog zu Sachsen Gotha und Altenburg Ein Beitrag zur Geschichte des siebenzehnten Jahrhunderts Weimar 1865 Digitalisat Teil 1 Teil 2 August Beck Ernst I Herzog von Sachsen Gotha Altenburg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 302 308 Chr Credner Herzog Ernst der Fromme nach seinem Wirken u Leben Muller in Comm Gotha 1837 Digitalisat Ulrich Hess Ernst I der Fromme In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 622 f Digitalisat Roswitha Jacobsen Hans Jorg Ruge Hrsg Ernst der Fromme 1601 1675 Staatsmann und Reformer Ausstellungskatalog Gotha Bucha b Jena 2002 ISBN 978 3 931505 96 7 Andreas Klinger Der Gothaer Furstenstaat Herrschaft Konfession und Dynastie unter Herzog Ernst dem Frommen Husum 2002 Historische Studien 469 Georg Loesche Ernst der Fromme In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 5 Hinrichs Leipzig 1898 S 477 481 Reinhold Schneider Der fromme Herzog in Weisse Blatter Bad Neustadt a d Saale 1939 S 167 180 Veit Ludwig von Seckendorff Teutscher Fursten Stat 1656 3 Aufl Frankfurt a M 1665 ND Glashutten i Ts 1976 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Streguweit Geschichte der Munzstatte Gotha vom 12 bis zum 19 Jahrhundert Weimar 1987 S 63 Weisse Blatter Juni 1939 S 167 180 Ernst der Fromme im okumenischen HeiligenlexikonWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Umfangreiche Vita Ernst des Frommen auf dem Geschichtsblog Historia Thuringiae Werke von und uber Ernst I in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Ernst I im VD 17 Offizielle Website des Hauses Sachsen Coburg und GothaVorgangerAmtNachfolgerJohann Ernst I als Herzog von Sachsen WeimarHerzog von Sachsen Gotha 1640 1672aufgegangen in Sachsen Gotha Altenburgaus Sachsen Gotha hervorgegangenHerzog von Sachsen Gotha Altenburg 1672 1675Friedrich I Wilhelm von Sachsen WeimarSenior der Ernestiner 1662 1675Johann Ernst II von Sachsen WeimarNormdaten Person GND 118530887 lobid OGND AKS LCCN no99083817 VIAF 10637142 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ernst I ALTERNATIVNAMEN Ernst I der FrommeKURZBESCHREIBUNG Sohn von Herzog Johann III von Sachsen WeimarGEBURTSDATUM 25 Dezember 1601GEBURTSORT AltenburgSTERBEDATUM 26 Marz 1675STERBEORT Gotha Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst I Sachsen Gotha Altenburg amp oldid 226753023