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Im Gebiet der heutigen Stadt Heidelberg befand sich bereits in romischer Zeit eine Siedlung Das romische Heidelberg sein damaliger Name ist unbekannt bestand aus einem um 70 n Chr gegrundeten Kastell im heutigen Stadtteil Neuenheim und einer Zivilsiedlung Vicus die sich um das Kastell herum bildete und auch auf den heutigen Stadtteil Bergheim erstreckte Das ursprunglich holzerne Militarlager wurde um das Jahr 90 durch ein Steinkastell ersetzt Seit 80 90 fuhrte zunachst eine holzerne ab ca 200 schliesslich eine auf Steinpfeilern gegrundete Brucke uber den Neckar Auch nachdem die Besatzung des Heidelberger Kastells um das Jahr 135 abgezogen worden war florierte die Zivilsiedlung dank ihrer gunstigen verkehrsgeografischen Lage weiterhin und entwickelte sich zu einem prosperierenden Topfereizentrum Dennoch blieb Heidelberg stets im Schatten des benachbarten Lopodunum heute Ladenburg das zu jener Zeit der Hauptort der Region war Als Folge der Alamanneneinfalle wurde das romische Heidelberg im 3 Jahrhundert im Rahmen des sogenannten Limesfalls aufgegeben Karte Heidelbergs in romischer Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Topografie und Name 2 Geschichte 2 1 Vorromische Zeit 2 2 Neckarsueben 2 3 Heidelberg als Teil des Romischen Reichs 2 4 Germaneneinfalle und Abzug der Romer 2 5 Nachromische Zeit 3 Das romerzeitliche Heidelberg 3 1 Kastell 3 2 Vicus 3 3 Neckarbrucke 3 4 Religion 3 5 Totenkult 4 Forschungsgeschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTopografie und Name Bearbeiten nbsp Heidelberg und Umgebung in romischer ZeitHeidelberg liegt am Ausgang des Neckars aus dem Odenwald in die Oberrheinische Tiefebene Rund 20 Kilometer vor der Mundung des Neckars in den Rhein gelegen gehort Heidelberg zum rechtsrheinischen Gebiet Die Lage am Kreuzungspunkt des Neckars und der am Gebirgsrand verlaufenden Bergstrasse ist verkehrsgeografisch ausserst gunstig Wahrend die Altstadt die Keimzelle der heutigen Stadt auf dem Schwemmfacher des Klingenteichbachs zwischen Fluss und Bergland eingezwangt liegt mied man vor dem Mittelalter das enge und hochwassergefahrdete Flusstal und zog die dank der Lossboden fruchtbare Ebene als Siedlungsplatz vor Auch der 440 Meter hohe Heiligenberg der sich gegenuber der Altstadt am Rand des Odenwaldes erhebt hat wegen seiner gunstigen Schutzlage seit Jahrtausenden Menschen angezogen Das romerzeitliche Heidelberg lag knapp zwei Kilometer westlich der Altstadt in der Ebene am Nordufer des Neckars im heutigen Stadtteil Neuenheim Auch das gegenuberliegende Neckarufer in Bergheim war in romischer Zeit besiedelt Der Name des romerzeitlichen Heidelbergs ist unbekannt Ob die Romer ein altes keltisches Toponym ubernahmen oder dem Ort einen lateinischen Namen gaben kann nicht gesagt werden Vorschlage wie Traiectum ad Nicrem Neckarubergang in Analogie zu Traiectum ad Mosam heute Maastricht 1 mussen als rein spekulativ gelten Das vom antiken Geographen Claudius Ptolemaus als Standort eines Kastells erwahnte Rufiana wird heute jedenfalls mit Ludwigshafen Rheingonheim in Verbindung gebracht wahrend das ebenfalls vorgeschlagene Piri Mons der Name eines unbekannten Berges im rechtsrheinischen Gebiet moglicherweise des Heidelberger Heiligenbergs jedoch nicht der Siedlung an der Stelle Heidelbergs war Geschichte BearbeitenVorromische Zeit Bearbeiten Das Gebiet des heutigen Heidelberg ist schon seit der Jungsteinzeit dauerhaft besiedelt Vorganger der Romer im Heidelberger Raum waren wahrend der Latenezeit die Kelten Der Uberlieferung der antiken Autoren Ptolemaus und Tacitus nach handelte es sich bei den keltischen Bewohnern des sudwestdeutschen Raums um Angehorige des Volksstamms der Helvetier Im 5 Jahrhundert v Chr grundeten die Kelten auf dem Gipfel des Heiligenbergs eine befestigte Stadt Oppidum Zwei Jahrhunderte spater wurde die Hohensiedlung aus ungeklartem Grund aufgegeben In der Ebene zu Fussen des Berges befanden sich beiderseits des Neckars zahlreiche keltische Kleinsiedlungen Im 1 Jahrhundert v Chr gaben die Helvetier unter dem Druck des vordringenden germanischen Stamms der Sueben unter Ariovist ihre angestammten Wohnsitze auf In Heidelberg wird dies am abrupten Abbrechen von archaologischen Funden aus der Spatlatenezeit ersichtlich 2 Neckarsueben Bearbeiten Hauptartikel Neckarsueben Nach ihrer Massenauswanderung versuchten die Helvetier in Gallien Fuss zu fassen Dies diente Gaius Iulius Caesar als Anlass fur den Gallischen Krieg 58 v Chr schlugen die Romer unter Caesar die Helvetier bei Bibracte eroberten bis 51 v Chr Gallien und drangen so bis zum Rhein vor Das als Agri decumates bekannte Gebiet ostlich des Rheins blieb fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbesiedelt und wird von Ptolemaeus als helvetische Einode beschrieben Nachdem der unter Augustus begonnene Versuch der Eroberung der Germania magna gescheitert war bauten die Romer zur Zeit des Kaisers Tiberius ab 17 n Chr den Rhein als Aussengrenze aus und begannen im rechtsrheinischen Gebiet zum Schutz der Rheingrenze romtreue germanische Volksgruppen anzusiedeln Am Unterlauf des Neckars liess sich ein Teilstamm der Sueben nieder Die Neckarsueben erhielten den Status einer Civitas und wurden so in das romische Verwaltungssystem eingegliedert Hauptort der Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium war Lopodunum das heutige Ladenburg Die Neckarsueben behielten anfangs ihre elbgermanische Kultur bei und siedelten in eigenen Dorfgemeinschaften In Heidelberg lassen sich neckarsuebische Dorfer in den heutigen Stadtteilen Bergheim Wieblingen und Kirchheim nachweisen 3 Unter dem Einfluss der romischen Kultur wurden die Neckarsueben bis ins 2 Jahrhundert romanisiert Heidelberg als Teil des Romischen Reichs Bearbeiten nbsp Romische Expansion in SudwestdeutschlandDie endgultige Eingliederung Heidelbergs in das Romische Reich und der Bau des romischen Kastells erfolgten unter Kaiser Vespasian 69 79 Nachdem dieser aus den Wirren des Vierkaiserjahrs als Sieger hervorgegangen war und im Jahre 70 den Bataveraufstand am Niederrhein niedergeschlagen hatte liess er 73 74 die Kinzigtalstrasse anlegen um den Anmarschweg von der Donau an den Mittel und Niederrhein zu verkurzen Zur gleichen Zeit wurde die romische Aussengrenze auch am nordlichen Oberrhein nach Osten vorgeschoben Die Romer ersetzten die neckarsuebischen Milizen durch eigene Truppen und legten zur Sicherung der Grenze mehrere Kastelle an Ausser in Heidelberg entstanden in Aquae Baden Baden Lopodunum Ladenburg und Gross Gerau neue Kastelle In Heidelberg wurde das erste Kastell das sogenannte Ostkastell schon nach wenigen Jahren aufgegeben und einige hundert Meter weiter westlich verlegt Das im Jahre 74 erbaute holzerne Westkastell wurde durch einen Brand zerstort und um das Jahr 90 durch ein Steinkastell an gleicher Stelle ersetzt Eine erste Pfahljochbrucke uber den Neckar wurde um 80 90 erbaut 4 Um das Kastell herum entstanden beiderseits des Neckars Ansiedlungen Vici die dank der verkehrsgeografisch gunstigen Lage Heidelbergs bald anwuchsen und wirtschaftlich prosperierten Im Jahre 85 wurden die ober und niederrheinischen Heeresbezirke in zivile Provinzen umgewandelt Dadurch wurde Heidelberg zu einem Teil der Provinz Germania superior Obergermanien deren Hauptstadt Mogontiacum Mainz war Als Reaktion auf einen Aufstand des Provinzstatthalters Lucius Antonius Saturninus in Mogontiacum hielten die Romer es fur notig die Verkehrssituation zwischen Rhein und Donau weiter zu verbessern Daher wurde wohl zwischen 100 und 120 gleichzeitig mit dem Bau des Neckar Odenwald Limes eine neue Militarstrasse zwischen Mogontiacum und Augusta Vindelicum Augsburg angelegt Dieser Weg fuhrte auch uber Heidelberg und querte hier den Neckar Im 2 Jahrhundert wurde die romische Grenze durch den Bau des Obergermanisch Raetischen Limes erneut vorgeschoben Um 135 wurde die zuvor in Heidelberg stationierte Einheit abgezogen und an den Limes nach Butzbach in die Wetterau verlegt Die Zivilsiedlung prosperierte aber auch nach dem Abzug der Soldaten Die alte holzerne Brucke wurde um das Jahr 200 durch eine Steinpfeilerkonstruktion ersetzt Germaneneinfalle und Abzug der Romer Bearbeiten Im 3 Jahrhundert erlebte das Romische Reich eine schwerwiegende Reichskrise als aussere Bedrohungen und innere Unruhen das romische Staatswesen erschutterten Im Osten sahen sich die Romer durch das persische Sassanidenreich bedroht an der Donau ubten die Goten Druck aus und am Rhein kam es zum Ansturm der Alamannen Im Jahr 233 uberrannte dieser Germanenstamm erstmals den Limes und fuhrte einen Raubzug in romisches Territorium Den romischen Kaisern gelang es trotz mehrerer Feldzuge gegen die Alamannen nicht die Lage zu stabilisieren so dass sich in den nachsten Jahrzehnten in Obergermanien Uberfalle und Brandschatzungen hauften Zugleich mit der Usurpation des Postumus der 260 ein gallisches Sonderreich grundete kam es zu einem verheerenden Einfall von Alamannen Franken und Juthungen Um 260 70 mussten die Romer den Limes aufgeben und zogen sich an den Rhein und die Donau zuruck Limesfall Zwar gelang Kaiser Diokletian 284 305 die Konsolidierung des Romischen Reiches doch war das rechtsrheinische Provinzgebiet endgultig verloren Auch Heidelberg war von den alamannischen Uberfallen betroffen Archaologisch lasst sich nachweisen dass der Vicus um die Mitte des 3 Jahrhunderts mehrmals abbrannte vermutlich als Folge der Brandschatzung durch die Alamannen Als Reaktion auf die Einfalle wurden die Torturme des Steinkastells verstarkt Zeugnisse der Krisensituation sind auch die Funde eines Keramik und Metalldepots in einem romischen Keller sowie eines Munzschatzes der in den 30er Jahren des 3 Jahrhunderts aus Furcht vor den Germanen am Westtor des Kastells vergraben und nie wieder gehoben wurde 5 Ein Meilenstein aus dem Jahr 253 6 ist das spateste bekannte romische Inschriftenzeugnis in Heidelberg und zusammen mit einem weiteren Meilenstein aus Lopodunum uberhaupt im rechtsrheinischen Gebiet Obergermaniens 7 Spatestens mit dem Abzug der Romer vom Limes wurde der Militarstandort in Heidelberg endgultig aufgegeben 8 Nachromische Zeit Bearbeiten Nach der Aufgabe des Limes begannen die Alamannen das frei gewordene Land zu besiedeln wovon in Heidelberg Grabfunde aus dem 4 und 5 Jahrhundert zeugen 9 Das romische Kastell und der Vicus wurden aber aufgegeben und auch die Brucke verfiel Anders als im benachbarten Lopodunum wo die Romer noch im 4 Jahrhundert einen Burgus als militarischen Bruckenkopf in rechtsrheinischem Gebiet errichteten erneuerten die Romer ihre Prasenz in Heidelberg nicht Die altesten Stadtteile Heidelbergs gehen auf Dorfgrundungen aus der Zeit der frankischen Landnahme im 6 Jahrhundert zuruck wahrend die eigentliche Stadt erst im Mittelalter zu Fussen des Schlosses gegrundet wurde und erstmals 1196 erwahnt wird Somit besteht keine Kontinuitat zwischen der antiken Besiedlung auf Heidelberger Gemarkung und der im Mittelalter einsetzenden Geschichte der heutigen Stadt Das romerzeitliche Heidelberg BearbeitenKastell Bearbeiten In Heidelberg lasst sich eine Abfolge mehrerer romischer Kastelle nachweisen Die ersten Anlagen waren aus Holz gebaut Daher hatten sie keine allzu lange Lebensdauer und mussten alle 10 15 Jahre erneuert werden Im ostlichen Bereich Neuenheims lassen sich vier aufeinanderfolgende Holzkastelle nachweisen 10 Das sogenannte Ostkastell befand sich zu beiden Seiten der heutigen Ladenburger Strasse zwischen Kepler und Werderstrasse Das Ausfalltor Porta praetoria an der Sudseite war direkt auf die Neckarbrucke ausgerichtet Schon wahrend der Regierungszeit Kaiser Vespasians 69 79 wurde das Ostkastell aufgegeben und planiert Aus ungeklartem Grund verlegten die Romer den Standort des Kastells rund 500 Meter nach Westen Die ersten drei Westkastelle waren ebenfalls aus Holz gebaut 11 nbsp Lageplan des SteinkastellsUm das Jahr 90 wurde die Holzkonstruktion durch ein steinernes Kastell ersetzt Es befand sich in etwa im Bereich der heutigen Strassenzuge Posseltstrasse Kastellweg Gerhart Hauptmann Strasse und Furchgasse und hatte eine fast quadratische Form mit 176 bzw 178 Metern Seitenlange Die aus Buntsandsteinquadern erbaute Lagermauer war etwa 5 Meter hoch 1 80 2 20 Meter stark Hinter der Mauer war ein Erdwall aufgeschuttet vor ihr lag ein 5 8 Meter breiter und 3 50 Meter tiefer Spitzgraben An der Mauer befanden sich vier trapezformige Eckturme und 16 Zwischenturme Das Heidelberger Kastell war nach dem typischen Schema romischer Militarlager angelegt An jeder der vier Seiten befand sich ein Tor an dessen Stelle der Graben unterbrochen war und das durch zwei massive Steinturme geschutzt wurde Den Lagermittelpunkt bildete das Stabsgebaude Principia mit Schreibstuben Waffenkammern und Fahnenheiligtum Vom Stabsgebaude fuhrte die Via praetoria die Hauptachse des rechtwinkligen Strassennetzes zur Porta praetoria im Suden Die beiden Seitentore Porta principalis dextra und sinistra wurden durch die Via principalis verbunden Rechtwinklig zu dieser verlief die Via decumana zum Nordtor der Porta decumana Die Soldaten waren in Baracken untergebracht die mit zehn Wohneinheiten fur je acht Soldaten und einer separaten Wohnung fur den Centurio jeweils fur eine Zenturie Platz boten Die Baracken waren ebenso wie die Stallanlagen in Fachwerkbauweise errichtet Aus Stein gebaut waren das Wohnhaus des Kommandanten Praetorium samt Badeanlage ein Speichergebaude Horreum und vermutlich auch das Lazarett Valetudinarium 12 Der Fund der beinernen Endverstarkung eines Bogens im Bereich des Ostkastells legt nahe dass in Heidelberg zeitweise eine Einheit von Bogenschutzen stationiert war Da Pfeil und Bogen bei den Romern nicht gebrauchlich waren musste es sich um Auxiliartruppen aus Syrien Thrakien oder Spanien gehandelt haben 13 Funde von Ziegelstempeln sowie einer Weiheinschrift und eines eisernen Axtstempels belegen dass im Westkastell nacheinander zwei Kohorten von Auxiliartruppen stationiert waren die Cohors XXIV Voluntariorum und die Cohors II Augusta Cyrenaica Letztere bestand aus 480 Fusssoldaten und 120 Reitern und stammte ursprunglich aus der Cyrenaica im heutigen Libyen Um 135 wurde diese Einheit abgezogen und an den Limes nach Butzbach verlegt 14 Vicus Bearbeiten Nach Grundung des Heidelberger Kastells entstanden um dieses herum kleinere Zivilsiedlungen Vici Zu Beginn des 2 Jahrhunderts wuchsen die Lagerdorfer an und verschmolzen zu einem grossen Vicus beiderseits des Neckars Auch nach dem Abzug der Garnison aus dem Kastell existierte der Vicus fort und erlebte sogar eine ausgesprochene Blutezeit Dennoch entwickelte Heidelberg nie einen stadtischen Charakter und blieb stets in Schatten des nahegelegenen Lopodunum Ladenburg das zwar auch nie den rechtlichen Status eines Municipium erlangte aber dank Basilika Forum und Theater deutlich urban gepragt war Der Vicus erstreckte sich entlang der Landstrasse und nahm eine recht grosse Flache von ca 30 Hektar ein 15 Das Erscheinungsbild des Vicus wurde von den fur Obergermanien typischen Streifenhausern gepragt Diese Gebaude waren in Fachwerkbauweise ab dem 2 Jahrhundert auch aus Stein erbaut und zeichneten sich durch ihren schmalen Grundriss aus Die stets zur Strasse hin ausgerichtete Schmalseite war nur 6 12 Meter breit wahrend die Lange des Hauses bis zu 38 Meter betragen konnte Neben Wohngebauden Geschaften und Werkstatten gab es im Vicus auch offentliche Bauten wie mehrere Tempel und ein Badehaus 16 Die Wasserversorgung der Siedlung wurde wohl durch eine Druckleitung aus Tonrohren gewahrleistet 17 Die Einwohner des romerzeitlichen Vicus lebten vor allem von Handel und Handwerk Wegen der reichen Tonvorkommen im Gebiet des heutigen Ziegelhausen wurde in Heidelberg Topferei betrieben Das zum Brennen benotigte Holz konnte im Odenwald gewonnen und uber den Neckar herbeigeflosst werden die verkehrsgunstige Lage erleichterte den Vertrieb So entwickelte sich der Vicus von Heidelberg zu einem bedeutenden Topferzentrum Insgesamt sind 60 Topferofen nachgewiesen worden Weitere Erwerbszweigen belegen die Werkzeuge von Schmieden Schreinern Gerbern Malern Maurern Zimmermannern und Fleischern die in Heidelberg gefunden worden sind 18 Von Handelsaktivitaten zeugt eine ungewohnliche Waage deren ursprunglich vergoldete Waagschalen mit Portrats des Kaisers Domitian regierte 81 96 verziert waren 19 Der Heidelberger Vicus ist grosstenteils uberbaut worden sodass viel archaologische Substanz zerstort worden ist Grossere Flachengrabungen konnten nie stattfinden einzig im Bereich der Ladenburger Strasse 80 84 wurden vier Streifenhauser ausgegraben 20 Neckarbrucke Bearbeiten nbsp Gedenksteine auf beiden Seiten des Neckars markieren heute die Stelle der ehem Romerbrucke nbsp Romische Pfahlschuhe zwei links Die romische Neckarbrucke querte den Fluss an der Stelle einer schon in vorgeschichtlicher Zeit begangenen Furt etwa auf der Hohe der heutigen Keplerstrasse auf Neuenheimer Seite bzw der Thibautstrasse am Bergheimer Ufer Die erste Brucke wurde spatestens um 80 90 errichtet 21 Vielleicht entstand sie aber auch schon zur Zeit Kaiser Neros 54 68 als die Romer Heidelberg noch nicht dauerhaft in ihr Reich eingegliedert hatten aber schon strategische Vorposten rechts des Rheins eingerichtet hatten 22 Diese erste Konstruktion war eine holzerne Pfahljochbrucke Um das Jahr 200 wurde sie durch eine Steinpfeilerbrucke ersetzt Die Romerbrucke bestand aus einem holzernen Oberbau der auf sieben Steinpfeilern ruhte und besass eine Lange von 260 Metern Die Fahrbahn durfte ebenso wie die zur Brucke fuhrende Fernstrasse neun Meter breit gewesen sein und lag zehn Meter uber dem mittleren Wasserstand Die Pfeiler standen im Abstand von 34 50 Metern zueinander und hatten einen Grundriss von 15 80 Metern Lange und 7 20 Metern Breite Die Buntsandsteinquader des Pfeilers waren auf Pfahlrosten gegrundet die aus Eichenpfahlen mit eisernen Pfahlschuhen bestanden Auf dem mittleren Pfeiler befand sich ein Neptun Heiligtum mit einer kleinen Kapelle 23 Dessen Altar nennt den Namen des Baumeisters der Brucke Valerius Paternus 24 Am Ufer flussabwarts der Brucke ist eine Kaimauer nachgewiesen die auf einen Hafen hinweist Am sudlichen Bruckenkopf befand sich eine Benefiziarierstation welche die Legio VIII Augusta nach dem Abzug der Garnison aus dem Heidelberger Kastell um das Jahr 150 zum Schutz der Brucke eingerichtet hatte 25 Der Altar des Neptun Heiligtums wurde 1876 im Neckar gefunden Ein Jahr spater wurden erstmals die holzernen Pfeilerfundamente die bei Niedrigwasser aus dem Fluss ragten untersucht Das nordliche Widerlager der Brucke wurde 1894 angeschnitten Im Zuge der Absenkung des Flussbetts im Jahr 1972 wurden insgesamt 43 Eichenpfahle der Pfeilergrundungen geborgen Religion Bearbeiten nbsp Relief mit Stiertotungsszene Mithraum I 2 Jhd In Heidelberg sind zahlreiche Weihungen und religiose Denkmaler aus der Romerzeit gefunden worden die belegen dass neben romischen Gottern wie Jupiter Minerva Neptun Fortuna Hercules oder Vulcanus auch orientalische Gottheiten wie Mithras sowie die keltisch germanischen Gotter Cimbrianus und Visucius verehrt wurden 26 Ein Zeugnis fur die Vermischung der romischen Religion mit einheimischen Glaubensvorstellungen sind auch mehrere in Heidelberg gefundene Jupitergigantensaulen Diese auf einer Saule stehenden Darstellungen des Jupiter der einen Giganten niederreitet waren typisch fur die Nordwestprovinzen Sie gehorten meist zu kleineren Heiligtumern oder standen an verkehrstechnisch wichtigen belebten Platzen 27 Auf dem Gipfel des Heiligenbergs befand sich ein Kultbezirk mit mehreren Tempeln und einer Jupitergigantensaule Eines der Kultgebaude wurde 1983 unter den Ruinen des mittelalterlichen Michaelsklosters ausgegraben Wie die bei den Ausgrabungen entdeckten Votivgaben beweisen wurde in diesem Gebaude der Gott Merkur verehrt Seine Gleichsetzung mit Cimbrianus bzw Visucius sog Interpretatio Romana konnte auf eine Verbindung mit einem alteren keltischen Heiligtum an gleicher Stelle hinweisen Auch das Michaelskloster steht in einer gewissen Kontinuitat zu dem romischen Tempel da der Erzengel Michael ebenso wie Merkur als Begleiter der Toten ins Jenseits gilt 28 Ab dem 2 Jahrhundert verbreiteten sich in Heidelberg vor allem unter Kaufleuten und Soldaten verschiedene orientalische Mysterienkulte allen voran der Mithraismus In Heidelberg befanden sich zwei grossere Mithras Heiligtumer Mithraen In dem 1838 an der Neuenheimer Landstrasse 80 entdeckten Mithraum I wurden mehrere Reliefbilder gefunden welche verschiedene zentrale Motive der mithraischen Ikonografie darstellen Abgebildet sind Mithras der einen mythischen Stier totet Tauroktonie Mithras mit dem Sonnengott Sol und ein reitender Mithras Totenkult Bearbeiten Die Romer bestatteten ihre Toten stets ausserhalb der Siedlungen Daher befanden sich auch in Heidelberg die Friedhofe entlang der Ausfallstrassen im Westen von Neuenheim und im Suden von Bergheim Mit uber 1400 Grabern ist das Neuenheimer Graberfeld das sich auf einer Lange von 450 Metern beiderseits der Landstrasse nach Lopodunum erstreckte eines der grossten im romischen Deutschland Der Friedhof ist ausserst gut erhalten da sein Gebiet lange landwirtschaftlich genutzt wurde und unter der schutzenden Humusschicht unangetastet blieb Als die Universitat Heidelberg in den 1950er und 60er Jahren im Neuenheimer Feld einen neuen Campus baute wurde das Graberfeld durch systematische Flachengrabungen archaologisch erschlossen Die Grabfunde datieren aus der Zeit zwischen dem spaten 1 Jahrhundert und der Wende zum 3 Jahrhundert Warum der Friedhof schon ein halbes Jahrhundert fruher als der Vicus aufgegeben wurde ist unklar 29 Brandbestattungen waren in Heidelberg wie in den meisten Provinzen des Reiches vorherrschend doch kam ab dem Ende des 2 Jahrhunderts wie wiederum in vielen Teilen des romischen Reiches auch die Sitte der Korperbestattung verstarkt auf Je nach den Vermogensverhaltnissen des Verstorbenen wurden die Graber durch einfache Holztafeln oder reprasentative Grabbauten aus Stein markiert Ein besonders monumentales Beispiel ist ein ca 25 Meter hohes reich geschmucktes Pfeilergrabmal aus der Zeit um 200 das 1896 in Rohrbach entdeckt wurde Es lag an einer weithin sichtbaren Stelle an der romischen Fernstrasse sudlich von Heidelberg und gehorte zum Friedhof einer nahegelegenen Villa rustica 30 Forschungsgeschichte BearbeitenZu den ersten Gelehrten die sich mit der romischen Geschichte Heidelbergs beschaftigten gehorte Philipp Melanchthon Der Philologe und Reformator versuchte 1508 die romischen Inschriften die in den Mauern der Kloster auf dem Heiligenberg eingelassen waren zu entziffern Der Historiker Marquard Freher berichtete 1613 in seinem Werk Origines Palatinae uber Funde aus der Romerzeit 1838 wurde das Mithraum von Neuenheim entdeckt Der Philologe Friedrich Creuzer der zu jener Zeit an der Universitat Heidelberg wirkte veroffentlichte eine Abhandlung uber den Fund Systematische archaologische Untersuchungen erfolgten in Heidelberg ab der Mitte des 19 Jahrhunderts unter Leitung von Karl Pfaff und wurden nach dem Ersten Weltkrieg von Ernst Wahle weitergefuhrt Um die in Heidelberg ausgegrabenen Fundstucke auszustellen kaufte die Stadt Heidelberg das Palais Morass auf in dem 1908 das Kurpfalzische Museum untergebracht wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sich Berndmark Heukemes der Erforschung des romischen Heidelberg und konnte die antiken Hinterlassenschaften vor der Zerstorung durch den Bauboom der 1950er und 60er Jahre dokumentieren 31 Anders als etwa in Mainz oder Trier Augusta Treverorum sind in der heutigen Stadt praktisch keine Reste des antiken Heidelbergs zu sehen Die Einzelfunde der Grabungen sind grosstenteils im Kurpfalzischen Museum der Stadt Heidelberg und im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ausgestellt Literatur BearbeitenBerichte uber Ausgrabungen zum romischen Heidelberg erscheinen in der jahrlich publizierten Fachzeitschrift Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg Tilmann Bechert Die Fruhzeit bis zu den Karolingern In Elmar Mittler Hrsg Heidelberg Geschichte und Gestalt Universitatsverlag C Winter Heidelberg 1996 ISBN 3 921524 46 6 S 20 37 Francisca Feraudi Gruenais Renate Ludwig Die Heidelberger Romersteine Bildwerke Architekturteile und Inschriften im Kurpfalzischen Museum Heidelberg Universitatsverlag Winter Heidelberg 2017 ISBN 978 3 8253 6693 3 Andreas Hensen Das romische Brand und Korpergraberfeld von Heidelberg I Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 108 2 Teilbande Theiss Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8062 2333 0 Berndmark Heukemes Heidelberg In Philipp Filtzinger Dieter Planck Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Konrad Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 310 321 Renate Ludwig Unterwegs von Lopodunum nach Heidelberg In Vera Rupp Heide Birley Hrsg Landleben im romischen Deutschland Theiss Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2573 0 S 71 74 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden Wurttemberg im Kunstgebaude Stuttgart 1 Oktober 2005 bis 8 Januar 2006 Hrsg Archaologisches Landesmuseum Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1945 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Portal Heidelberg Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Heidelberg http www zum de Faecher G BW Landeskunde rhein hd km archaeol index rom htmEinzelnachweise Bearbeiten Tilmann Bechert Die Fruhzeit bis zu den Karolingern in Elmar Mittler Hrsg Heidelberg Geschichte und Gestalt Heidelberg 1996 S 31 Bechert 1996 S 28 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 37 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 44 ff Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 104 ff CIL 13 09111 Hans Ulrich Nuber Staatskrise im 3 Jahrhundert Die Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete in Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Stuttgart 2005 hier S 442 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 49 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 108 Bechert 1996 S 31 Bechert 1996 S 32 f Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 46 Berndmark Heukemes Untersuchung der Porta praetoria des Steinkastells von Heidelberg Neuenheim In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1983 Konrad Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0386 5 S 124 127 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 45 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 47 ff Klaus Kortum Stadte und kleinstadtische Siedlungen Zivile Strukturen im Hinterland des Limes in Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Stuttgart 2005 hier S 154 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 61 f Meinrad N Filgis Wasser und Abwasser Infrastruktur fur Soldaten und Burger in Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Stuttgart 2005 hier S 193 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 74 ff Hans Ulrich Nuber Waage mit Kaiserportrats aus Heidelberg Neuenheim In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 6 1981 S 501 528 Digitalisat Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 62 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 44 Bechert 1996 S 32 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 67 CIL 13 06403 Helmut Castritius Manfred Clauss Leo Hefner Die Romischen Steininschriften des Odenwaldes RSO Beitrage zur Erforschung des Odenwaldes 2 Breuberg Neustadt 1977 S 237 308 Nr 152 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 65 ff Bechert 1996 S 35 Renate Ludwig Peter Noelke Eine neue Jupitergigantensaule aus Heidelberg In Jorg Biel Jorg Heiligmann Dirk Krausse Hrsg Landesarchaologie Festschrift fur Dieter Planck Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 100 Theiss Stuttgart 2009 S 393 424 besonders S 412 413 Renate Ludwig Petra Mayer Reppert Einhart Kemmet Dem Bildersturm entkommen Die neuentdeckte Jupitergigantensaule aus Heidelberg In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Jahrgang 39 Heft 2 2010 S 87 91 online Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 132 ff Andreas Hensen Renate Ludwig Reise ins Jenseits Totenehrung und Bestattung im Sudwesten in Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Stuttgart 2005 hier S 376 ff Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 93 98 Renate Ludwig Kelten Kastelle und Kurfursten Archaologie am Unteren Neckar Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1241 4 S 12 f Zur Forschungsgeschichte auch Berndmark Heukemes Romische Keramik aus Heidelberg Materialien zur romisch germanischen Keramik Band 8 Rudolf Habelt Bonn 1964 S 3 12 Ruckwartige Kastelle des Obergermanischen Limes Kastell Andernach Antunnacum Kastell Koblenz Confluentes Kastell Kesselstadt Kastell Heldenbergen Kastell Okarben Kastell Friedberg Kastell Nida Heddernheim Kastell Frankfurt am Main Domhugel Kastell Hochst Kastell Hofheim Kleinkastell Heidekringen Legionslager Mainz Kastell Wiesbaden Kastell Mainz Kastel Kastell Bingen Bingium Kastell Gross Gerau Kastell Gernsheim Kleinkastell Allmendfeld Kastell Worms Borbetomagus Kastelle von Ladenburg Lopodunum Kastelle von Heidelberg Kastell Rheingonheim Kastell Eislingen Salach Legionslager Strassburg Argentoratum Kastelle von Offenburg Kastelle von Sasbach Kastelle von Riegel Kastell Biesheim Argentovaria Romerlager Untereggingen Romerlager Dangstetten Bruckenkopfkastell Zurzach Tenedo Legionslager Windisch Vindonissa nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Mai 2008 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidelberg in romischer Zeit amp oldid 237504028