www.wikidata.de-de.nina.az
Kastell Kesselstadt war ein romisches Kastell im Bereich der Wetteraulinie des Obergermanisch Raetischen Limes Es befindet sich im alten Ortskern von Hanau Kesselstadt im Main Kinzig Kreis in Hessen Funktion Belegung und Zuordnung zum Limes sind weitgehend ungeklart Kastell KesselstadtLimes ORL 24 RLK Datierung Belegung Domitianische Zeit Typ Legionsvexillation Grosse 375 375 m 14 haBauweise SteinkastellErhaltungszustand Bodendenkmal nicht sichtbarOrt Hanau KesselstadtGeographische Lage 50 7 43 9 N 8 53 43 O 50 128857 8 895286 104 Koordinaten 50 7 43 9 N 8 53 43 OHohe 104 m u NHN Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Erforschung 3 Anlage 4 Historische Einordnung 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Kastelle und Zivilsiedlungen in KesselstadtDas Kastell befindet sich auf einer leichten Erhebung am Nordufer des Mains und wird heute komplett vom Kesselstadter Ortskern sowie teilweise vom Schloss Philippsruhe uberdeckt 400 m ostlich mundet die Kinzig von Norden kommend in den Main Der Main selbst verlauft bis kurz vor der Kinzigmundung von Sud nach Nord und biegt in einer weiten Kurve nach Westen ab Die Lage an diesem Mainknie mit der Verbindung uber beide Flusse zu den nachstgelegenen Limeskastellen durfte einen wesentlichen Ausschlag fur die Wahl des Ortes gegeben haben Ostlich des Kastells verlaufen weitere feuchte Niederungen Salisbach und Weihergraben welche die Annaherung von der Grenzseite her zusatzlich erschwerten Erforschung BearbeitenBereits in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde in der Nahe des Ortes Kesselstadt aufgrund des Ortsnamens Kessel Kastell ein romisches Kastell vermutet Funde von romischen Grabern beim Bau der Frankfurt Hanauer Eisenbahn 1847 waren Gegenstand von fruhen Ausgrabungen des Hanauer Geschichtsvereins der wenige Jahre zuvor gegrundet wurde Man suchte nun das Kesselstadter Kastell im Bereich des Salisbergs zuvor waren bereits 1845 romische Fundamente auf der gegenuberliegenden Mainspitze entdeckt worden Die Meinungen gingen auseinander im Kreis der Vereinsforscher denen diese fruhen Forschungen zuzurechnen sind Wahrend Albert Duncker sich fur die Mainspitze entschied suchten Reinhard Suchier und Jakob Rullmann das Kastell in der Nahe des Salisbergs oder in der Nahe des Kesselstadter Ortskerns 1886 gelang Georg Wolff dem Streckenkommissar der Reichs Limeskommission die Entdeckung eines Kastells in Kesselstadt sowie die Auffindung romischer Mauern am Koppelweg sudlich des Kastells Salisberg wohl ein Teil des spater dort entdeckten Vicus 1 Der Fund gelang eher zufallig denn Wolff wurde wahrend der Suche nach Romerstrassen auf das Gussmauerfundament aufmerksam gemacht 2 Grabungen Wolffs fanden 1886 87 sowie 1896 im Auftrag der Reichs Limeskommission statt Er konnte grosse Abschnitte der Mauer im noch unbebauten Bereich nordlich und nordwestlich Kesselstadts freilegen Die ostliche Mauer war nur noch streckenweise zwischen der Bebauung nachzuweisen Im Suden und Sudwesten waren grosse Teile bei der Errichtung von Schloss Philippsruhe auf einer Plattform mit der vorherigen archaologischen Substanz zerstort worden Doch glaubte Wolff unterhalb von Schloss Philippsruhe nahe am Main ein kleines Stuck der Sudmauer feststellen zu konnen Zwar konnte Wolfgang Czysz 1980 an dieser Stelle keine Fundamentreste mehr ausfindig machen so dass er letztlich vermutete dass die Romer an dieser Seite des Kastelles keine Mauer errichtet hatten 3 doch gelang dem Hanauer Geschichtsverein 1994 im Anwesen Mittelstrasse 4 der Nachweis der uber 2 m breiten Fundamente dieser sudostlichen Kastellflanke Auch eine Untersuchung des Landesamtes fur Denkmalpflege Hessen 1975 76 im Bereich einiger noch unbebauter Grundstucke konnte die Ergebnisse Wolffs bestatigen Die massive Kastellmauer wurde und wird gelegentlich noch bei Baumassnahmen in Alt Kesselstadt angeschnitten Grossere Ausgrabungen sind aber aufgrund sehr weitgehender Uberbauung nicht mehr zu erwarten Anlage BearbeitenNach den Grabungsergebnissen ergibt sich folgendes Bild der Anlage 4 Der ergrabene Grundriss schliesst eine fast quadratische Kastellflache von 375 375 Metern ein was einem Flacheninhalt von 14 ha entspricht Geklart ist inzwischen dass auch an der dem Main zugewandten Sudostseite eine Mauer bestand Die nach Osten verschobene Achse der via principalis belegt eine Ausrichtung nach Osten zur Kinzig hin Die 1 70 m breite Mauer sass auf einem 2 2 m breiten Fundament das im nordwestlichen Bereich direkt auf die Kiesschicht im Untergrund aufgesetzt wurde In der Nahe zum Main fand sich unter dem Gussmauerwerk haufig eine trockene Stickung aus hochkant gestellten Basaltsteinen Das Mauerwerk wurde ebenfalls aus Basaltsteinen wahrscheinlich vom nahen Wilhelmsbader Steinbruch sowie grobkornigem Sand und reichlich Mortel hergestellt Sechs ausgegrabene Zwischen und Eckturme ermoglichen eine Rekonstruktion mit wahrscheinlich vier trapezformigen Eck und 22 Mauerturmen Das nordwestliche und das sudwestliche Tor konnte jeweils durch kleinere Sondageschnitte nachgewiesen werden Festgestellt wurden doppelte Spitzgraben Breite je 8 50 m Tiefe 1 78 m jedoch nur an den westlichen und nordwestlichen Abschnitten Auch von der Innenbebauung des Kastells ist nichts bekannt Zwar konnte die den Wall innen begleitende Lagerstrasse via sagularis durch eine Schotterung nachgewiesen werden die Hauptstrassen des Kastells via praetoria und via principalis wurden nicht nachgewiesen Doch muss das Kastell einige Zeit an der Oberflache sichtbar gewesen sein Besonders im ostlichen Kastellbereich nehmen noch einige Strassen von Alt Kesselstadt Bezug auf Strukturen des Kastells wahrend im Westen eine Neuausrichtung der Hauptverkehrsachsen entlang der Kastanien und Burgallee spatestens mit der Errichtung von Schloss Philippsruhe 1701 1725 erfolgt ist Die heutige Jakob Rullmann Strasse entspricht im Wesentlichen der via praetoria die Pfarrer Hufnagel Strasse verlauft im ehemaligen Graben vor der sudostlichen Kastellfront Sudwestlich des Kastells konnte Wolff die Reste einer Mainfurt nachweisen Die Furt wurde in spaterer Zeit ersetzt durch eine Mainbrucke deren Pfahlstumpfe man 1886 und 1893 250 m oberhalb der Kinzigmundung in der Nahe zum heutigen Hafenbecken des Wasser und Schiffahrtsamtes fand Die zugehorige Strasse fuhrte jedoch zum nordlich davon gelegenen Vicus am Salisberg und stellte eine Achse des dortigen Kastells dar nbsp Pfahle der romischen Mainbrucke bei der Auffindung 1886 oder 1893Historische Einordnung BearbeitenAufgrund der fehlenden Innenbebauung und des Befundes des fehlenden Grabens an der Westseite wurde eine kurze Belegung des Kastells Kesselstadt oder sogar ein Abbruch der Bauarbeiten noch wahrend der Errichtung vermutet Der Mangel an Fundstucken aus dem Kastellbereich die bei Wolff gezeigten Funde entstammen weitestgehend dem Kastell Salisberg das erst spater entdeckt wurde konnte diese These stutzen fuhrt aber insgesamt zu Unsicherheiten bei der historischen Einordnung des Kastells Kesselstadt ist mit einer Flache von 14 ha weit grosser als die ublichen Alen und Kohorten Kastelle am Obergermanisch Raetischen Limes zum Vergleich die nachstkleineren Kastelle sind die Alenkastelle von Aalen und Okarben mit je sechs Hektar 5 Es wird nur ubertroffen von den Legionslagern am Rhein sowie einem Kastell in Rottweil Die Einheit scheint also eher im Bereich der Legionen oder deren Vexillationen zu suchen sein Diese starke Truppenprasenz die massive Steinbauweise mit Zwischenturmen sowie die Lage am Mainknie und der Kinzigmundung legen nahe dass Kastell Kesselstadt Teil einer Strategie war die nach kurzer Zeit verworfen wurde Das einzige Ereignis das in der Fruhzeit des Limes dafur in Frage kame ware der Aufstand des Lucius Antonius Saturninus gegen Kaiser Domitian 89 n Chr 6 in dessen Folge grossere Truppenverbande auf kleinere Standlager verteilt wurden Die Funktion zur Uberwachung des Mainknies ubernahm in der Folge das wesentlich kleinere Kastell am Salisberg das vermutlich fur eine Kohorte oder sogar nur einen numerus bestimmt war Dieses gehort zu einer fruheren Limeslinie von Nidderau Heldenbergen uber Mittelbuchen zum Main bei Hanau wie durch Neufunde zweier romischer Kastelle bei Hanau Mittelbuchen nachgewiesen werden konnte 7 Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Kesselstadt ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenKastell Salisberg Liste der Kastelle am Obergermanisch Raetischen Limes Romerbad Kesselstadt Hanau Literatur BearbeitenDietwulf Baatz Zur Datierung des romischen Militarlagers Hanau Kesselstadt In D Baatz Bauten und Katapulte des romischen Heeres Mavors XI Steiner Stuttgart 1994 ISBN 3 515 06566 0 S 66 73 Dietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 171 Wolfgang Czysz Hanau Kesselstadt Rom Kastelle Kesselstadt und Salisberg In Dietwulf Baatz und Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der Auflage von 1989 S 334 336 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 Derselbe Ausgrabungen im Kastell Kesselstadt in Hanau Main Kinzig Kreis Fundberichte Hessen 17 18 1977 78 1980 S 165 181 Peter Jungling Hanau Kesselstadt Romische Militaranlagen und Vicus In Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland 27 Hanau und der Main Kinzig Kreis Theiss Verlag Stuttgart 1994 S 174 178 ISBN 3 8062 1119 1 Peter Jungling Die Zeit der Romer Stadtzeit 7 Kesselstadt Schlaglichter auf zwei Jahrtausende 950 Jahre Ersterwahnung Kesselstadt Hanau 2009 ISBN 978 3 937774 73 2 S 14 21 Ferdinand Kutsch Hanau 2 Teil Frankfurt am Main 1926 Kataloge west und suddeutscher Altertumssammlungen 5 S 93 106 Barbara Oldenstein Pferdehirt Die romischen Hilfstruppen nordlich des Mains Forschungen zum Obergermanischen Heer I In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums 30 1983 S 303 348 bes S 316f und S 333 Grabungsbericht der Reichs Limeskommission Georg Wolff Das Kastell Kesselstadt Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abt B Nr 24 1898 Einzelnachweise Bearbeiten Wolff 1898 Czysz 1980 S 167 Czysz 1980 S 176 178 Wolff 1898 Czysz 1989 S 334 336 Wolff 1898 S 1 Czysz 1989 S 336 Marcus Reuter Die romischen Kleinkastelle von Hanau Mittelbuchen und der Verlauf des ostlichen Wetteraulimes unter Domitian In E Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Saalburg Schriften 6 2004 Bad Homburg v d H 2004 S 97 106 Ebenso Internet Quelle Memento vom 15 November 2016 im Internet Archive Ruckwartige Kastelle des Obergermanischen Limes Kastell Andernach Antunnacum Kastell Koblenz Confluentes Kastell Kesselstadt Kastell Heldenbergen Kastell Okarben Kastell Friedberg Kastell Nida Heddernheim Kastell Frankfurt am Main Domhugel Kastell Hochst Kastell Hofheim Kleinkastell Heidekringen Legionslager Mainz Kastell Wiesbaden Kastell Mainz Kastel Kastell Bingen Bingium Kastell Gross Gerau Kastell Gernsheim Kleinkastell Allmendfeld Kastell Worms Borbetomagus Kastelle von Ladenburg Lopodunum Kastelle von Heidelberg Kastell Rheingonheim Kastell Eislingen Salach Legionslager Strassburg Argentoratum Kastelle von Offenburg Kastelle von Sasbach Kastelle von Riegel Kastell Biesheim Argentovaria Romerlager Untereggingen Romerlager Dangstetten Bruckenkopfkastell Zurzach Tenedo Legionslager Windisch Vindonissa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Kesselstadt amp oldid 236710174