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Die Romische Niederlassung auf dem Frankfurter Domhugel war eine romische Siedlung unbekannter oder wechselnder Funktion auf dem Domhugel des Kaiserdoms St Bartholomaus in der Altstadt von Frankfurt am Main Die Baureste die heute zusammen mit den Resten der Konigspfalz Frankfurt in der Ausstellung Kaiserpfalz Franconofurd konserviert sind wurden aufgrund der fruhen Zeitstellung und Topographie zunachst fur militarisch gehalten obwohl keine Befestigungsanlagen oder klar erkennbare Bauten Romischer Militarlager entdeckt wurden In der neueren archaologischen Forschung wird die Zuordnung meist offengelassen weil das Areal spater stark uberbaut wurde und wichtige Teile der Anlage in spaterer Zeit zerstort wurden Einige der erkennbaren romischen Bauten konnten aber auch zu einer Zivilsiedlung einer Strassenstation einem Praetorium oder einer Villa rustica gehort haben Ansicht des ehemaligen Archaologischen Gartens von der Westseite im Vordergrund der hypokaustierte Rundbau aus der ersten BauphaseBlick vom Domturm in den Archaologischen Garten September 2011Bronzemodell mit den Grundmauern romischer Gebaude und der karolingischen PfalzInhaltsverzeichnis 1 Topographie 2 Geschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Ausstellung Kaiserpfalz Franconofurd 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTopographie BearbeitenWeite Teile der Frankfurter Altstadt mit dem Dom liegen auf einer deutlich erkennbaren Erhohung die zum sudlich vorbeifliessenden Main abfallt Im Westen schliesst sich der Romerberg an wahrend sich ostlich von Dom und Fahrgasse das sumpfige Fischerfeld befand das auch im Mittelalter aus diesem Grund lange unbebaut blieb Nordlich der Erhohungen verlief annahernd parallel zum Mainufer die Braubach Bruchbach ein Altarm des Mains und bildete ein naturliches Annaherungshindernis das spater von der ersten Frankfurter Stadtmauer genutzt wurde Die heutige Braubachstrasse entspricht ungefahr ihrem Verlauf Kalkfelsen im Main sudlich der oft als Dominsel bezeichneten flachen Hugel bildeten eine Furt In romischer Zeit liefen hier mehrere Romerstrassen zusammen welche die Moglichkeit zur Flussuberquerung nutzten Reste von holzernen Bruckenpfahlen die lange als Indiz fur eine romische Brucke gewertet wurden haben sich durch dendrochronologische Untersuchungen als mittelalterlich 1450 erwiesen Ob die Romer diesen wichtigen spater fur Frankfurt namensgebenden Flussubergang trotz ihres technischen Konnens nur als Furt nutzten muss fraglich bleiben Gesicherte romische Mainbrucken existierten bei den Kastellen Grosskrotzenburg und Hanau Salisberg 1 Uber den Flussubergang verlief die kurzeste Verbindung zwischen den Civitas Hauptorten Nida Heddernheim Civitas Taunensium und Dieburg Civitas Auderiensium Geschichte BearbeitenDie gunstige topographische Lage fuhrte dazu dass der Siedlungsplatz mindestens seit der fruhen Kaiserzeit mehrmals aufgesucht wurde Aus vorflavischer Zeit liegen mehrere germanische Einzelfunde vor die uber den gesamten Siedlungsbereich streuen 2 Einzelne Keramikscherben aus augusteischer Zeit lassen moglicherweise auch an eine Besetzung des Domhugels wahrend der Germanenfeldzuge denken 3 In der Regierungszeit Kaiser Vespasians wurde das Untermaingebiet in den 70er Jahren n Chr erneut von romischen Truppen besetzt Aus dieser Zeit ist aber nur ein runder Thermenbau und ein dazugehoriger Abwasserkanal nachgewiesen Der Boden des Kanals bestand aus Ziegeln die Stempel der Legio XIIII Gemina aufwiesen Die Fundamente des Rundbaus sind im Archaologischen Garten konserviert Weitere Gebaude sind nicht bekannt Die Anlage wurde wahrscheinlich im Saturninusaufstand 88 89 n Chr zerstort Daraufhin wurde ein weiteres Badegebaude angelegt das von allen Gebauden am weitesten ergraben werden konnte Ziegelstempel verschiedener Truppen belegen dass es sich um einen militarischen Bau handelte Es befindet sich in Teilen im Osten des Archaologischen Gartens und ahnelt von der Grosse und der Bauweise stark den Badegebauden der Kastelle des Odenwaldlimes weshalb ein entsprechendes Numeruskastell vermutet wurde Ein zugehoriges Kastell hatte demnach die Grosse von etwa 0 6 ha bei einer Besatzung von 150 Mann Es wurde ostlich des Bades unter dem Dom vermutet davon aber keinerlei Reste aufgefunden Ein weiteres unvollstandig erhaltenes Gebaude am westlichen Ende des Archaologischen Gartens ehemals im dortigen Tuchgaden heutige Schirn Kunsthalle aufgefunden gehort ebenfalls zu dieser Bauphase ebenso die Reste eines Wasserbeckens nahe der Rolltreppe zum U Bahnhof Dom Romer nicht rekonstruiert teilweise auch als Nymphaeum angesprochen In der Regierungszeit Kaiser Trajans gelangte das Gebiet an die zivile Verwaltung der Civitas Taunensium mit dem Hauptort Nida im nahe gelegenen Frankfurt Heddernheim Die militarische Nutzung des Platzes wurde aufgegeben wahrend sich der Siedlungsschwerpunkt in romischer Zeit im nordwestlichen Teil des heutigen Frankfurt befand Auf dem Domhugel folgte eine zivile Nutzung zu der mehrere teilweise hypokaustierte Wohngebaude nordlich des Archaologischen Gartens am ehemaligen Huhnermarkt spater Technisches Rathaus nicht sichtbar sowie eine Hofmauer gehorten Zur Errichtung der Gebaude wurde teilweise Abbruchschutt der vorherigen Militarbauten verwendet Der rechtwinklige Mauerzug der ausseren Begrenzung erinnert stark an die ubliche landliche Siedlungsform der Villa rustica Moglicherweise besass die Anlage eine besondere Funktion als Strassenstation oder Stapelplatz fur Waren 4 Die sehr ausschnitthaft ergrabenen Baureste in der Nahe zu nachgewiesenermassen offentlichen Bauten haben weiterhin zu der Annahme eines Praetoriums gefuhrt wobei die Ahnlichkeit des Gebaudes im Tuchgaden zu einem Gebaude in Oedenburg Westergass Haut Rhin angefuhrt wurde 5 Das Ende der romischen Besiedlung kam mit dem Untergang des Limes um 260 n Chr Einige Jahrzehnte nach dem Abzug der Romer liessen sich Alamannen in den Ruinen nieder Neben der handgedrehten germanischen Gefasskeramik zeugen davon Funde romischer Importwaren wie Terra Sigillata und Glasgefasse Die spateste Munze datiert in die Regierungszeit Kaiser Constantius II 6 Vermutlich bestand diese Siedlung uber die Zeit der frankischen Landnahme hinaus Teile der romischen Gebaude wurden in den merowingischen Konigshof miteinbezogen welcher der spateren Konigspfalz vorausging Forschungsgeschichte BearbeitenDer damals umstrittene romische Ursprung Frankfurts wurde im November 1889 erstmals belegt als bei Kanalarbeiten westlich des Doms romischer Schutt und der erwahnte romische Kanal entdeckt wurden Aufgrund der Funde von Militarziegeln war Adam Hammeran sofort sicher an diesem Kreuzungspunkt der Mainuferstrasse mit einer naturlichen Furt auf ein romisches Kastell gestossen zu sein 7 Nach weiteren Grabungen auf dem Huhnermarkt 1895 1897 lagen bereits Funde von 17 Militarziegeln vor Dies veranlasste Georg Wolff auf dem Domhugel zwingend ein Kastell anzunehmen Das Kastell Frankfurt wurde 1915 nachtraglich unter der Nummer 27a in das Limeswerk aufgenommen Der Luftangriff am 22 Marz 1944 mit vollstandiger Zerstorung der Altstadt bot in der Nachkriegszeit die Moglichkeit weiterer Untersuchungen Diese wurden mit Unterbrechungen zwischen 1953 und 1973 vom Museum fur Vor und Fruhgeschichte heute Archaologisches Museum Frankfurt unter Hans Jurgen Hundt und Ulrich Fischer durchgefuhrt Die durch spatere Besiedlung stark zerstorten romischen Befunde konnten allerdings nur in geringem Umfang erganzt werden Bedeutender war fur diese Grabungsepoche die Entdeckung der karolingischen Pfalz Die romischen Grabungsbefunde wurden 1982 von Jurgen Wahl im Rahmen seiner Dissertation publiziert 8 Ausstellung Kaiserpfalz Franconofurd Bearbeiten nbsp Stadthaus 2016Fundamente der romischen Gebaude werden zusammen mit den Grundmauern der merowingischen und der karolingischen Pfalz in der Ausstellung Kaiserpfalz Franconofurd prasentiert die den ehemaligen archaologischen Garten ersetzt Der Garten entstand 1972 1974 beim Bau der U Bahn Station Dom Romer Zwei Bronzemodelle verdeutlichten die verschiedenen Gebaude der Romerzeit und des Mittelalters Im Zuge der Realisierung des Dom Romer Projekts wurde der Archaologische Garten 2012 bis 2016 mit dem sogenannten Stadthaus uberbaut Die Mauerreste bleiben der Offentlichkeit durch die Aussenstelle des Archaologischen Museums zuganglich nun allerdings vor Witterungseinflussen geschutzt und museal aufbereitet Literatur BearbeitenDietwulf Baatz Frankfurt am Main Domhugel mit Historischem Garten Rom Baureste In D Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 293 296 Lizenzausgabe der Auflage von 1989 Ingeborg Huld Zetsche Die Romerzeit In Frankfurt am Main und Umgebung Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0585 X S 83 95 Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Band 19 Hans Ulrich Nuber Gabriele Seitz Frankfurts romischer Ursprung Kastell oder Praetorium In Svend Hansen Volker Pingel Hrsg Archaologie in Hessen Neue Funde und Befunde Festschrift fur Fritz Rudolf Herrmann zum 65 Geburtstag Rahden Westf 2001 S 187 196 Internationale Archaologie Studia honoraria 13 Jurgen Wahl Der romische Militarstutzpunkt auf dem Frankfurter Domhugel Mit einer Untersuchung zur germanischen Besiedlung des Frankfurter Stadtgebiets in vorflavischer Zeit Habelt Bonn 1982 ISBN 3 7749 1960 7 Schriften des Frankfurter Museums fur Vor und Fruhgeschichte 6 Egon Wamers Zur Archaologie der Frankfurter Altstadt Der archaologische Garten In Frankfurt am Main und Umgebung Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0585 X S 154 159 Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Band 19 Grabungsbericht der Reichs Limeskommission Georg Wolff Das Kastell Frankfurt am Main In Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abt B2b Nr 27a 1915 Weblinks BearbeitenDie Romische Niederlassung auf der Homepage des Archaologischen Museums Informationen zum Stadthaus am Markt auf der Webseite der Dom Romer GmbHEinzelnachweise Bearbeiten I Huld Zetsche Die Romerzeit In Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland 19 Stuttgart 1989 S 89 J Wahl Der romische Militarstutzpunkt auf dem Frankfurter Domhugel Habelt Bonn 1982 S 26f Dietwulf Baatz in Die Romer in Hessen Nikol Hamburg 2002 S 293f Dietwulf Baatz in Die Romer in Hessen Nikol Hamburg 2002 S 295f Hans Ulrich Nuber Gabriele Seitz Frankfurts romischer Ursprung Kastell oder Praetorium In Festschrift fur Fritz Rudolf Herrmann Rahden Westf 2001 S 187 196 Helmut Schubert Die Fundmunzen der romischen Zeit in Deutschland FMRD Abteilung V Hessen Band 2 2 Darmstadt Frankfurt am Main Mainz 1989 ISBN 3 7861 1552 4 S 326 Adam Hammeran Das Romerkastell zu Frankfurt Arch Frankfurter Gesch u Kunst 3 Folge 3 1891 S 301 311 J Wahl Der romische Militarstutzpunkt auf dem Frankfurter Domhugel Habelt Bonn 1982 Ruckwartige Kastelle des Obergermanischen Limes Kastell Andernach Antunnacum Kastell Koblenz Confluentes Kastell Kesselstadt Kastell Heldenbergen Kastell Okarben Kastell Friedberg Kastell Nida Heddernheim Kastell Frankfurt am Main Domhugel Kastell Hochst Kastell Hofheim Kleinkastell Heidekringen Legionslager Mainz Kastell Wiesbaden Kastell Mainz Kastel Kastell Bingen Bingium Kastell Gross Gerau Kastell Gernsheim Kleinkastell Allmendfeld Kastell Worms Borbetomagus Kastelle von Ladenburg Lopodunum Kastelle von Heidelberg Kastell Rheingonheim Kastell Eislingen Salach Legionslager Strassburg Argentoratum Kastelle von Offenburg Kastelle von Sasbach Kastelle von Riegel Kastell Biesheim Argentovaria Romerlager Untereggingen Romerlager Dangstetten Bruckenkopfkastell Zurzach Tenedo Legionslager Windisch Vindonissa 50 110575 8 684499 Koordinaten 50 6 38 1 N 8 41 4 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Niederlassung auf dem Frankfurter Domhugel amp oldid 238698930