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Die Civitas Auderiensium war eine romische Civitas im rechtsrheinischen Teil der Provinz Germania superior Obergermanien Lage der Provinz Obergermanien im Romischen Reich Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 Romerstrassen 4 Kastelle 4 1 Obergermanischer Limes 4 2 Altere Odenwaldlinie 5 Bevolkerung 6 Fundstatten 7 Einzelnachweise 8 Weblinks 9 LiteraturGeografie Bearbeiten nbsp Die Civitas Auderiensium lag westlich des Limes rote Linie und sudlich des MainsDie Civitas umfasste in etwa den Bereich des heutigen Sudhessens heutige Kreise Landkreis Offenbach Darmstadt Dieburg Odenwaldkreis kreisfreie Stadt Offenbach und geringe westmainische Teile Unterfrankens wobei die Gebiete direkt am Main wahrscheinlich zur nordlich angrenzenden Civitas Taunensium mit der Hauptstadt Nida heute Frankfurt Heddernheim gehorten Sudwestlich an der Bergstrasse gelegene Gebiete gehorten wohl zur Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium Hauptort Lopodunum Ladenburg Hauptort der Civitas Auderiensium war der Vicus Med Name nur unvollstandig uberliefert das heutige Dieburg Um ihn lag auch der Siedlungsschwerpunkt dieser Verwaltungseinheit da das Dieburger Land ausserst fruchtbaren Boden bot wahrend andere Landesteile wie der Odenwald oder das Hessische Ried aus Klima oder Bodengrunden wesentlich dunner besiedelt waren Weitere grossere Siedlungen wurden in Gross Gerau Auf Esch siehe Kastell Gross Gerau und in Gernsheim lokalisiert Nach Osten bildete der Main die Grenze der Civitas der hier als Nasser Limes gleichzeitig romische Staatsgrenze Limes war Vor einigen Limeskastellen sind ebenfalls Dorfer nachgewiesen so etwa in Seligenstadt oder in Obernburg am Main Geschichte Bearbeiten nbsp Romische Expansion in SudwestdeutschlandDie Civitas Auderiensium wurde spatestens 125 n Chr gegrundet nachdem kurz vor der Jahrhundertwende der Neckar Odenwald Limes angelegt und die so genannten agri decumates dem Romischen Reich eingegliedert worden waren Erste romische Anlagen waren das Kastell von Gross Gerau das zum weitlaufigen Bruckenkopf der Provinzhauptstadt Mainz gehorte und das die noch vor dem Limesbau errichtete Strasse von Mainz nach Ladenburg sicherte ausserdem der Hafen von Gernsheim am Rhein an dem Mainzer Legionstruppen per Schiff angelandet werden konnten Nach der militarischen Sicherung des Gebietes durch den Limes mit seinen Kastellen gab man die nun ruckwartigen Kastelle von Gross Gerau und Gernsheim letzteres wurde 2014 lokalisiert auf und verlegte die Soldaten an die Grenze Der Weg war frei fur eine zivile Besiedlung Das Lagerdorf von Gross Gerau blieb als vicus bestehen Strassen wurden angelegt um Mainz mit dem Limes und den Siedlungen zu verbinden Dann wurde der neue Civitas Hauptort Med Dieburg als Verkehrs und Verwaltungsmittelpunkt sowie Marktort planmassig angelegt Das umliegende Dieburger Land wurde vermessen und in regelmassigen Abstanden wurden landwirtschaftliche Gutshofe angelegt Eine solche Villa rustica ist in Hochst i Odw Hummetroth freigelegt worden weitere Dutzende sind bekannt nbsp Ubersicht der Verbreitung der AlamannenNachdem zunachst der Odenwald Limes als Landbefestigung auf einem Hohenzug angelegt worden war schob man im Verlauf des zweiten Jahrhunderts n Chr die Grenze bis an den Fluss vor so dass das Gebiet zwischen Obernburg am Main und Miltenberg ebenfalls dem Imperium einverleibt wurde Die Alamanneneinfalle in der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts beendeten die romische Prasenz und die Existenz der Civitas Auderiensium Limesfall Selbst die aufwendig errichtete Stadtmauer von Dieburg konnte nicht verhindern dass sich Rom hinter die Rheingrenze zuruckzog Allerdings bestatigen spatromische Munzfunde dass die Bewohner weiterhin Handel mit dem Imperium trieben zahlreiche Siedlungen blieben wenn auch in bescheidenem Rahmen durchgehend besiedelt Eventuell besteht ein Zusammenhang zwischen dem uberlieferten Namen der Civitas Auderiensium und der heutigen Bezeichnung Odenwald fur das Gebirge sudlich von Dieburg Romerstrassen BearbeitenVon Burgel fuhrte eine Romerstrasse sudostlich uber den Bieberer Berg nach Bieber und von dort entlang des alten Dohnweges zweigt bei Bieber Waldhof in Richtung Ortsmitte Obertshausen durch den Bieberer Wald ab uber Jugesheim und Seligenstadt zum Kastell in Stockstadt am Main Die Frankfurter Mainfurt war ihrerseits entlang des Wendelsweges in Sachsenhausen direkt mit Dieburg dem Hauptort der Civitas Auderiensium verbunden Diese Strasse verband beide Hauptorte miteinander und wurde von romischen Soldaten besser ausgebaut als andere weshalb sie noch im Mittelalter benutzt wurde Am Ebertsberg in Dietzenbach finden sich im Wald Graben dieser Strasse daher heisst eine benachbarte Schneise heute noch Steinerne Strass Schneise Die Flurnamen Steinerne Strasse in Dietzenbach und Urberach zeugen ebenfalls von der alten Romerstrasse Von Urberach bis Dieburg heisst die alte Romerstrasse heute Hohe Strasse und auf der Bulau wurde ein Teil der Strasse rekonstruiert Die Romer benutzten aber auch altere bereits existierende Fernverbindungen So wurde ein prahistorischer Fernweg welcher Mitteldeutschland und den Mittelrhein miteinander verband auch in romischer Zeit weiter verwendet Innerhalb der Civitas Auderiensium verlief dieser Weg von Langen kommend entlang dem sog Indianerpfad im Offenbacher Stadtwald sudlich von Tempelsee fuhrte weiter entlang der Langener Strasse in Bieber am alten Bieberer Ortskern vorbei uber den Lammerspieler Weg in Bieber Wurzburger Strasse durch den Lammerspieler Wald nach Lammerspiel Ende des 1 Jahrhunderts nach Christus wurde bei Hanau Steinheim eine Holzbrucke an Stelle einer alten Mainfurt errichtet Der Zugang dieser Brucke war im heutigen Campinggelande Dass diese Furt bereits vorher von den Bewohnern der Gegend genutzt wurde zeigt der Fund einer keltischen Munze Regenbogenschusselchen des Stammes der Vindeliker aus der Zeit um etwa 100 vor Christus 1 Im Gebiet des sudlichen Bruckenkopfes entstand eine romische Siedlung welche in den Jahren 230 260 nach Christus Alemanneneinfall unterging Die Ruinen dieser Siedlung standen noch bis ins Mittelalter aufrecht und dienten als Baumaterial 2 Kastelle BearbeitenDer Limes verlief mit seinen Abschnitten Wetterau Limes und Mainlimes am ostlichen Rand der Civitas Der Grenzwall wurde hier mit mehreren Kastellen gesichert Die angegebene ORL bezieht sich auf die von der Reichs Limeskommission festgelegte durchgehende Streckennummerierung der Romerkastelle Obergermanischer Limes Bearbeiten nbsp Eckturm des Kastells GrosskrotzenburgLimes Kastell ORL Nachstgelegener OrtKastell Grosskrotzenburg 23 Grosskrotzenburg am MainKastell Seligenstadt 32 SeligenstadtKastell Stockstadt 33 Stockstadt am MainKastell Niedernberg 34 NiedernbergKastell Obernburg 35 Obernburg am MainKastell Worth 36 Worth am MainKastell Trennfurt 37 TrennfurtMit dem Kastell in Hainstadt war noch ein ruckwartiges Kastell vorhanden Altere Odenwaldlinie Bearbeiten nbsp Kastell Wurzberg Kastellbad mit dem Praefurnium im Vordergrund links ausbuchtend das SudatoriumLimes Kastell ORL von bis Typ Nachstgelegener OrtKastell Seckmauern 46b fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 138 Numeruskastell Gemeinde Lutzelbach Ortsteil SeckmauernKastell Lutzelbach 46 fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 159 Numeruskastell Gemeinde Lutzelbach Ortsteil Lutzel WiebelsbachKleinkastell Windlucke fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 159 Kleinkastell Gemeinde Lutzelbach Ortsteil HaingrundKastell Hainhaus 47 fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 159 Numeruskastell Stadt Michelstadt Stadtteil VielbrunnKastell Eulbach 48 fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 159 Numeruskastell Stadt Michelstadt Jagdschloss EulbachKastell Wurzberg 49 fruhtrajanisch oderspatdomitianisch 159 Numeruskastell Stadt Michelstadt Stadtteil WurzbergAn der jungeren Odenwaldlinie befanden sich die Kastelle Miltenberg Altstadt 38 und Miltenberg Ost 38a Bevolkerung BearbeitenOb es einen Stamm der Auderienser gegeben hat nach dem diese Civitas benannt wurde ist unbekannt Vor der Annexion werden die Romer im fraglichen Gebiet wohl keine dichte Stammesansiedlung geduldet haben Romische Quellen berichten vielmehr von gallischen Abenteurern die sich noch vor der Ausdehnung der Grenzen ostlich des Rheines angesiedelt hatten Vielleicht wurden mit Einrichtung der Civitas auch planmassig Volksstamme hier angesiedelt nbsp Die Kelten in Europa 1 ocker Hallstattkultur ca 750 500 450 v Chr grun Ausbreitung La Tene Kulturorange Ausbreitung der keltischen Sprachen 3 Jh v Chr Kelten siedelten noch bis in das erste Jahrhundert v Chr in diesem Gebiet welches ein Teil des Herkynischen Waldes war Zahlreiche Gewassernamen und Ortsbezeichnungen aus der keltischen Sprache haben sich auch bis heute erhalten Archaologische Funde aus dieser Zeit sind im Gebiet der spateren Civitas ebenso zu finden Die beiden hier siedelnden keltischen Stamme waren die Boier und die Helvetier Die Boier verliessen das Gebiet in zwei Zugen bereits um das Jahr 500 vor Christus nach Suden und Osten aus dem Zusammenschluss mit anderen Gruppen gingen neue Stamme hervor Von ihrem Stamm wird wohl nur ein kleiner Teil zuruckgeblieben sein und sich mit neuen Volkern vermischt haben In der Mitte des 1 Jahrhunderts vor Christus wanderten die den Elbgermanen zugehorigen Sueben ein Sie beseitigten die politische Ordnung der hier lebenden Kelten Die alten Siedlungen wurden zum Teil weiterbewohnt und auch die ansassige Bevolkerung uberlebte zum Teil was dazu beitrug dass die hiesige Bevolkerung sehr bunt zusammengesetzt war Diese Landnahme war aufgrund des Einflusses der Romer in dem Gebiet zu dieser Zeit wahrscheinlich nur mit deren Zustimmung moglich Nordlich des Mains siedelten die Mattiaker wahrscheinlich ein Teilstamm der Chatten Auch aus der Provinz Gallien zogen laut Tacitus Bericht arme und abenteuerlustige Leute die ihr Gluck in den schwach besiedelten Gegenden suchten hierher Im ersten Jahrhundert beschrankten sich die romischen Aktivitaten hauptsachlich auf das nordmainische Gebiet die Wetterau Es gibt Anzeichen dafur dass die Wetterau als romisches Vormarschgebiet unbesiedelt bleiben sollte Das Gebiet sudlich des Mains wurde erst ab der 2 Halfte des 1 Jahrhunderts starker von den Romern vereinnahmt Das Kastell Gross Gerau stammt auch aus dieser Zeit Ob Kampfe stattgefunden haben oder das Land kampflos gewonnen wurde ist nicht sicher Kampfe fanden vor allem gegen die Chatten im Norden statt Die als uneinheitlich beschriebene Bevolkerung des Untermaingebietes sollte in dieser Zeit der romischen Verwaltung unterworfen und die Aussengrenzen hier gesichert werden Die Errichtung der Provinz Obergermanien zwischen 85 und 90 sowie mehrerer Kastelle und der Baubeginn des Obergermanischen Limes waren Schritte in diese Richtung Das Land wurde neu verteilt und die alten Siedlungen wurden zum grossten Teil aufgegeben Die Bevolkerung konzentrierte sich fortan in der Nahe der Kastelle oder an Strassenkreuzungen Der ostlich gelegene undurchdringliche Wald des Spessarts und des ostlichen Teils des Odenwaldes war zu dieser Zeit wohl unbewohnt zumindest erwarteten die Romer von hier aus keine Gefahrdung Fundstatten Bearbeiten s sichtbar n nicht sichtbar m Museum Ausstellung vor OrtDieburg in romischer Zeit Forumsreste n Mithraum n m Dieburg Stadtmauerreste n Jupitergigantensaule m Dieburg Museum Schloss Fechenbach nbsp Das Dieburger Mithrasrelief im Museum Fechenbach nbsp Teile einer Jupitergigantensaule in der romischen Abteilung Gross Umstadt Villa Rustica unter der Stadtkirche n m Dieburg m Stadtkirche Umstadt m Museum und Kulturzentrum Gross Umstadt Villa Rustica zwischen Dieburg und Umstadt n Villa Rustica zwischen Umstadt und Hochst Wamboltsches Schlosschen s nbsp Die Romischen Traubensteine in der Stadtkirche nbsp Konservierte Grundmauern des Wamboltschen SchlosschensRadheim Villa Rustica unter der Dorfkirche bzw im Bereich der Dorfkirche n 4 gefundene Viergottersteine deuten auf 3 weitere villa rusticae hin Standorte sind zurzeit noch nicht erforscht n Hummetroth Villa Rustica Haselburg s nbsp Ergrabene Bereiche der Villa Rustica nbsp WohntraktOber Ramstadt Villa Rustica n Der ehemalige Standort der Villa rustica befindet sich heute im Betriebsgelande der Deutschen Amphibolin Werke Gross Gerau Kastell Gross Gerau n Vicus n m Gross Gerau Gernsheim Kastell Gernsheim n Vicus n nbsp Spitzgraben der Kastellumwehrung nbsp Fundpresentation der 2015er AusgrabungWeiterstadt Grabstein s Ev Kirche Odenwaldkastelle Obernburg m Obernburg Kastell Hainhaus s Kastell Eulbach s Kastell Wurzberg s Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Kaiser in Steinheim Denkmaler und Geschichte 2 Auflage 1991 Kulturamt der Stadt Hanau und Geschichtsverein Steinheim Herausgeber S 13 Vgl Kaiser in Steinheim Denkmaler und Geschichte S 13Weblinks BearbeitenArchaologische Funde in Offenbach am Main Memento vom 15 Mai 2011 im Internet Archive Die Karte gibt die Fundorte nur ungefahr an um Schaden durch selbsterklarte aber unerfahrene Archaologen zu vermeiden PDF 45 kB Literatur BearbeitenDietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen 2 Aufl Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0599 X Werner Jorns Neue Bodenurkunden aus Starkenburg Barenreiter Kassel 1953 S 112 145 Alfred Kurt Zur Geschichte von Strassen und Verkehr zwischen Rhein und Main Teil 2 Die Heerstrassen der Romer Dissertation Frankfurt am Main 1957 Karl Nahrgang Die Bodenfunde der Ur und Fruhgeschichte im Stadt und Landkreis Offenbach am Main Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1967 Bernd Steidl Welterbe Limes Roms Grenze am Main Logo Obernburg am Main 2008 ISBN 3 939462 06 3 Ausstellungskataloge der Archaologischen Staatssammlung 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Civitas Auderiensium amp oldid 238673931