www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kastell Hochst am Main war ein fruhkaiserzeitliches romisches Militarlager dessen Areal heute komplett durch den Frankfurter Stadtteil Hochst uberbaut ist Die exakte Datierung des Kastells ist nicht mehr moglich Eine besondere Bedeutung fur die umliegenden Kastelle am Limes hatte es auch als ein Zentrum der Ziegelproduktion Kastell HochstLimes ORL 28 RLK Strecke RLK Obergermanischer Limes ruckwartiges KastellDatierung Belegung augusteisch bis maximal tiberische ZeitEinheit unbekannte VexillatioGrosse unbekanntBauweise wahrscheinlich Holz Erde KastellErhaltungszustand Bodendenkmal oberirdisch nicht mehr sichtbar da uberbautOrt Frankfurt HochstGeographische Lage 50 6 3 N 8 33 3 O 50 100833333333 8 5508333333333 95 Koordinaten 50 6 3 N 8 33 3 OHohe 95 m u NHN Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Datierung und Befunde 3 Auswirkungen auf das Hochster Stadtbild 4 Die Legionsziegelei 5 Geschichtliche Einordnung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenDas Kastell lag zwischen der Mundung der Nidda in den Main westlicherseits und der fruchtbaren Ebene der Wetterau ostlicherseits direkt am Main im heutigen Rhein Main Gebiet Der Kastellplatz zeichnete sich durch einige gunstige Faktoren aus Hier kreuzten sich mehrere Verkehrswege fur Transporte waren vor allem die schon damals schiffbaren Flusse Main und Nidda von Bedeutung da die Nidda an dieser Stelle in den Main mundet Die wichtigste Strasse war die Elisabethenstrasse eine schon seit prahistorischen Zeiten bestehende Ost West Verbindung vom Rheintal zur Wetterau die von Mainz Kastel ihren Ausgang nahm Sie lief hier verhaltnismassig nahe am Main und auch dementsprechend am Kastell Hochst vorbei Uber diese erreichte man auch Nida Heddernheim den Hauptort der Civitas Taunensium Eine lokale Verbindung zum Kastell Saalburg das allerdings zur Zeit des Hochster Kastells noch nicht existierte bestand uber den Lindenweg Das unmittelbar am Flusslauf liegende Hochplateau das von den Armen des Liederbachs umflossen wurde begunstigte die Lage des Kastells zusatzlich Weiters fand sich in etwa auf der Hohe der heutigen Fahrverbindung eine Furt uber den Main Die ortliche Gelandestruktur ermoglichte zudem die Anlage eines Flusshafens in der Niddamundung 50 101161 8 557963 1 Angesichts der Zeitstellung kann von einem Holz Erde Kastell ausgegangen werden Uber die genaue Ausdehnung der Kastellanlagen ist aber bis heute nichts Genaues bekannt Grabungen forderten auf dem Grundstuck Bolongarostrasse 152 im Hof des Kronberger Hauses 50 099675 8 548576 nur zwei parallel verlaufende Spitzgraben zutage aus deren Verfullung fruhkaiserzeitliche Keramik geborgen wurde Etwa 150 m weiter sudlich westlich anschliessend an die Justinuskirche im Kirchgarten 50 098721 8 548991 wurde ein weiterer Verteidigungsgraben gefunden Ob diese Graben zur ein und derselben Anlage gehorten oder ob es sich sogar um zwei separate Kastelle handelt ist bis heute unbekannt Sollte es sich jedoch tatsachlich um die Umwehrung nur eines Kastells handeln so hatte dieses eine eher untypische Trapezform aufgewiesen Auf dem Grundstuck Bolongarostrasse 101 50 101537 8 554356 wurden bei zwei Grabungen Siedlungsreste gefunden Dabei wurde ebenfalls eine Reihe fruhkaiserzeitlicher Keramikscherben entdeckt Datierung und Befunde Bearbeiten nbsp Italischer Terra sigillata Teller Fundort Hochst im Bestand des Archaologischen Museums FrankfurtGrabungen wurden 1893 94 1904 und 1911 12 durch Ernst Schmidt Reinhard Suchier und Georg Wolff auf dem Stadtgebiet von Hochst durchgefuhrt Die Fundsituation zeigt eindeutig dass das Hochster Lager in augusteischer Zeit gegrundet wurde Ob es schon zur Zeit der Feldzuge des Drusus zwischen 12 und 9 v Chr Bestand hatte ist unklar erscheint aber aufgrund seiner strategischen Lage wahrscheinlich Auch seine Belegung ab fruhtiberischer Zeit scheint gesichert ob diese auch kontinuierlich erfolgte ist allerdings bis dato nicht genau zu bestimmen Eine zeitweilige Aufgabe und nachfolgende Wiederbesetzung im Zuge der Feldzuge des Germanicus und eines Vorstosses in die Wetterau gegen die Chatten von 14 bis 16 n Chr erscheint denkbar Nach Abbruch dieser Offensiven wurde der Stutzpunkt aber wohl endgultig aufgegeben Das Fundmaterial aus dem Kastellbereich weist ein fruhes kaiserzeitliches Keramikspektrum auf das in rechtsrheinischen Gebieten Obergermaniens selten ist Die gefundenen Munzen beginnen mit funf keltischen Pragungen worauf eine grosse Zahl augusteischer Munzen folgt darunter besonders die haufig in Germanien anzutreffenden Nemausus Asse die Lyoner Altar Serie und die Munzmeister Serien Die mittelkaiserzeitliche Munzreihe endet mit einem Sesterz des Mark Aurel im Bereich der Ziegelei im heutigen Nied mit einer Bronzemunze des Caracalla oder Elagabal Bemerkenswert ist eine Reihe spatromischer Munzen vorwiegend Folles sowie ein Munzschatz aus 80 gleichen Folles des Konstantin in der Bolongarostrasse die Schlussmunze ist eine Siliqua des Honorius 2 Ernst Schmidt und Georg Wolff nehmen an dass sich im Gebiet von Hochst auch ein Steinkastell befunden haben konnte Hinweise oder Funde die diese Spekulation stutzen gibt es allerdings bislang keine Auswirkungen auf das Hochster Stadtbild BearbeitenHinweise in der Literatur von E Schmidt dass sich das Kastell in der Strassenfuhrung von Hochst widerspiegelt sind als falsch anzusehen Zum einen basiert diese Aussage auf einem rechteckigen Kastell in der klassischen spielkartenformigen Form der Saalburg oder des Kastell Feldberg was aber der ortlichen Fundsituation widerspricht Zudem werden Strassenzuge miteinander verwechselt Weiterhin ignoriert E Schmidt dass fur einen Zeitraum von gut 500 Jahren nicht von einer erwahnenswerten Besiedlung des Areals auszugehen ist Selbst die Besiedlung des Hochster Gebiets zur Zeit der urkundlichen Ersterwahnung im Jahr 790 war sparlich und bestand nur aus verstreuten Einzelgehoften Erst ab dem 9 Jahrhundert begann ein durch kirchliche Siedlungspolitik geforderter landlicher Strukturwandel so dass zu Beginn des 11 Jahrhunderts von einem Dorf Hochst die Rede sein kann 3 Die Legionsziegelei BearbeitenDer Namen der heutigen Hochster Strasse loste den alten Gemarkungsnamen Im Ziegelfeld 50 10229 8 562191 in diesem Bereich ab Als das Areal in der heutigen Gemarkung Nied noch nicht bebaut war sondern noch landwirtschaftlich bewirtschaftet wurde fielen den Landwirten beim Pflugen immer wieder Ziegelbruchstucke auf So wurde man bereits im 19 Jahrhundert auf eine mogliche romische Besiedlung aufmerksam und leitete daraufhin entsprechende Untersuchungen ein Aber erst die Grabungen unter G Wolff offenbarten 1891 mehrere Ziegelbrennofen Tonschlammgruben sowie Werkstatten und Schuppen Diese erstreckten sich uber den Bereich des heutigen Schwedenpfads 50 1024 8 560495 Gefunden wurden zudem hunderte von Tonziegeln Sie waren gestempelt und trugen die Zeichen verschiedener Truppenteile der Legio I Adiutrix VIII Augusta XIIII gemina Martia victrix XXI Rapax XXII primigenia pia fidelis und der Cohors I Asturum Spatere Ausgrabungen die letzten 1960 61 brachten zudem Hinweise auf Topfereibetriebe Unter anderem wurde hier auch die Wetterauer Ware produziert 4 Die Lage der Ziegelei war gut gewahlt da uber Nidda und Main die Kastelle in Obergermanien mit Baumaterial versorgt werden konnten Die zugehorigen Tongruben lagen in Kelkheim Munster Die Ziegel fanden meist beim Bau der Lagerthermen an den Limeskastellen Verwendung Geschichtliche Einordnung BearbeitenDie Erkundungen durch Wolff zeigen dass seit dem Chattenkrieg Domitians 83 bis 85 n Chr die wichtigsten Produktionsstatten der Mainzer Legionen am Ziegelfeld lagen Die I XIV und XXI Legion liessen hier Ziegel brennen auch eine Auxiliarkohorte die Cohors I Asturum produzierte hier war ggf sogar in Hochst stationiert Die vorgenannten Legionen wurden nach und nach abgezogen und um 92 n Chr durch die XXII Legion ersetzt Die Ziegelherstellung wurde durch diese noch so lange weiterbetrieben bis der obergermanische Limes fertiggestellt war etwa bis 120 125 n Chr Danach folgte eine mehrjahrige Pause die Herstellung der Topferware ging allerdings weiter die Fertigung lag nun wohl in der Hand von Zivilisten Als der Odenwald Limes weiter nach Osten verlegt wurde wurde die Ziegelproduktion von der XXII Legion zwischen 150 und 160 n Chr wieder aufgenommen Ab dem fortgeschrittenen 2 Jahrhundert wurde der Bedarf an Ziegeln fur militarische Bauten von kleineren Ziegeleien gedeckt von denen diejenige der Cohors IV Vindelicorum am Kastell Grosskrotzenburg die bedeutendste war Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenPeter Fasold Von Augustus bis Aurelian Neue Forschungen zum romischen Frankfurt In Frank Martin Ausbuttel Ulrich Krebs Gregor Maier Hrsg Die Romer im Rhein Main Gebiet Theiss Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2420 7 S 41 54 bes S 42f Andrea Hampel Die romische Militarziegelei in Frankfurt Nied In hessenARCHAOLOGIE 2001 Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1749 1 S 93f Andrea Hampel Die romische Militarziegelei in Frankfurt a M Nied Neue Ausgrabungen In Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Hessen Archaologie 2012 Jahrbuch fur Archaologie und Palaontologie in Hessen S 115 120 Rolf Kubon Forschungen zum romischen Hochst Stadt Frankfurt am Main Katalog der Fundstellen in Frankfurt Hochst und Umgebung 2011 Schnell amp Steiner Regensburg 2013 Schriften des Archaologischen Museums Frankfurt am Main 23 ISBN 978 3 7954 2795 5 Rolf Kubon Peter Schauer Augusteische und tiberische Funde aus Frankfurt Hochst Sonderdruck Fundberichte aus Hessen 9 10 Jg 1969 1970 Rolf Kubon Antike Fundmunzen aus FFM Hochst Nied und Umgebung Hochster Geschichtshefte 20 21 Frankfurt Hochst 1973 Verein fur Geschichte u Altertumskunde e V Wolfgang Metternich Die stadtebauliche Entwicklung von Hochst am Main Frankfurt Hochst 1990 Stadt Frankfurt und Verein fur Geschichte und Altertumskunde e V S 6 8 Rudolf Schafer Hochst am Main Frankfurt am Main 1981 Frankfurter Sparkasse von 1822 S 5 12 Peter Schauer P Sigismund Betzler Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte Katalog Hochst Die Funde von der Steinzeit bis zum fruhen Mittelalter Hochster Geschichtshefte 11 12 Frankfurt Hochst 1967 Verein fur Geschichte und Altertumskunde e V Hans Gunther Simon Frankfurt a M Hochst Fruhkaiserzeitliche Militarlager Dietwulf Baatz Legionsziegelei und Topferei In D Baatz und Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen 3 Auflage 1989 Lizenzausgabe Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 302 304 Gerhard Vetter Die romischen Ziegelfunde aus FFM Hochst Nied und Umgegend Hochster Geschichtshefte 22 23 Frankfurt Hochst 1974 Verein fur Geschichte u Altertumskunde e V Grabungsbericht der Reichs Limeskommission Ernst Schmidt Das Kastell Hoechst am Main In Der obergermanisch raetische Limes des Romerreiches Abt B Bd Kastell 2b Kastell 28 Petters Heidelberg 1912Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Metternich Ende gut alles grun Die lange Geschichte der Hafen in Hochst In Vereinsring Frankfurt M Hochst e V Hrsg Festschrift zum Hochster Schlossfest 2007 Frankfurt am Main 2007 S 24 30 PDF 1 MB Zu den Munzfunden siehe Helmut Schubert Die Fundmunzen der romischen Zeit in Deutschland FMRD Abt V Hessen Bd 2 2 Darmstadt Frankfurt am Main Mainz 1989 ISBN 3 7861 1552 4 S 300 315 Aribo von Mainz lud 1024 den Bischof Meginhard von Wurzburg mit den Worten convenire nos in unum in vigilia ascensionis Domini in loco vicino qui dictur Hosteti iuxta Moguntiam zur Regionalsynode nach Hochst ein Dabei bezeichnet der Begriff locus in der mittelalterlichen Urkundensprache ein Dorf im Gegensatz zu villa das auf ein Einzelgehoft bezogen ist Zitiert nach Lit Metternich Die stadtebauliche Entwicklung von Hochst am Main und W v Giesebrecht Die Geschichte der deutschen Kaiserzeit Bd 2 Munchen 1885 S 706 Nr 2a Susanne Biegert Romische Topfereien in der Wetterau Frankfurt 1999 Schriften des Frankfurter Museums fur Vor und Fruhgeschichte 15 Vera Rupp Wetterauer Ware Eine romische Keramik im Rhein Main Gebiet Frankfurt 1988 Schriften des Frankfurter Museums fur Vor und Fruhgeschichte 10 Ruckwartige Kastelle des Obergermanischen Limes Kastell Andernach Antunnacum Kastell Koblenz Confluentes Kastell Kesselstadt Kastell Heldenbergen Kastell Okarben Kastell Friedberg Kastell Nida Heddernheim Kastell Frankfurt am Main Domhugel Kastell Hochst Kastell Hofheim Kleinkastell Heidekringen Legionslager Mainz Kastell Wiesbaden Kastell Mainz Kastel Kastell Bingen Bingium Kastell Gross Gerau Kastell Gernsheim Kleinkastell Allmendfeld Kastell Worms Borbetomagus Kastelle von Ladenburg Lopodunum Kastelle von Heidelberg Kastell Rheingonheim Kastell Eislingen Salach Legionslager Strassburg Argentoratum Kastelle von Offenburg Kastelle von Sasbach Kastelle von Riegel Kastell Biesheim Argentovaria Romerlager Untereggingen Romerlager Dangstetten Bruckenkopfkastell Zurzach Tenedo Legionslager Windisch Vindonissa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Hochst amp oldid 225938216