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Das romische Kastell Zurzach Tenedo befindet sich im heutigen Bad Zurzach im Kanton Aargau in der Schweiz auf dem Parkgelande von Schloss Zurzach Es sicherte die Strasse an die Donau und einen Rheinubergang Kastell ZurzachAlternativname Tenedo Certiacum Limes Obergermanisch Raetischer LimesDatierung Belegung augusteisch 10 50 n Chr Typ Limes und Strassenkastell BruckenkopfEinheit Legio XXI Rapax Vexillation Legio XI Claudia Vexillation Cohors XXVI Voluntariorum Grosse a Kastell I und II 0 64 ha b Kastell III ca 1 8 ha c Kastell IV 2 08 ha Bauweise a b c Holz Erde Bauweise rechteckige Anlage mit abgerundeten Ecken nordlicher Teil abgespultErhaltungszustand nicht sichtbarOrt ZurzachGeographische Lage 664442 271368 47 589844 8 295349 338 Koordinaten 47 35 23 4 N 8 17 43 3 O CH1903 664442 271368Hohe 338 m u M Vorhergehend Kastell Kloten ostlich Anschliessend Castrum Rauracense nordwestlich Ruckwartig Legionslager Winterthur sudlich Vorgelagert Kastell Dangstetten nordlich Hinweistafel beim Schlosspark Bad ZurzachAusschnitt der Tabula Peutingeriana mit TenedoneRomische Glasschalen Museum Hofli Eingangstor zum Schlosspark in ZurzachAm Rheinubergang der alten Fernstrasse vom schweizerischen Mittelland an die Donau vermutet man seit 400 v Chr das keltische Oppidum Tenedo Seit dem 1 Jahrhundert n Chr ist eine romische Befestigung auf dem Kirchlibuck zur Verkehrsuberwachung nachweisbar Dessen Areal wurde von Rom zur Sicherung ihrer Reichsgrenze Limes am Hochrhein befestigt In der Nahe des Legionslagers Vindonissa Windisch errichteten sie hierfur zunachst ein Holz Erde Kastell daneben entstand wohl auch ein erster Rheinubergang wobei das gegenuberliegende Kastell in Dangstetten wohl schon fruher angelegt wurde Nach der Besetzung der rechtsrheinischen Gebiete Dekumatenland wurde es wieder aufgegeben 600 m rheinaufwarts befindet sich ebenfalls auf dem Kirchlibuck die Mauerreste des nachfolgenden spatromischen Doppelkastells aus dem 4 Jahrhundert sowie die Fundamente einer fruhchristlichen Kirche mit Baptisterium aus dem 5 Jahrhundert Zur Grenzbeobachtung dienten den Romern zudem Wachtturme z B Wachturm Koblenz Kleiner Laufen deren Reste noch heute entlang des Rheins zu finden sind Inhaltsverzeichnis 1 Name und Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Entwicklung 4 Kastell 4 1 Innenbauten 4 1 1 Principia 4 1 2 Kasernen 5 Garnison 6 Rheinbrucke 7 Vicus 7 1 Villa suburbana Entwiesen 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 AnmerkungenName und Lage BearbeitenEin Hinweis auf eine mutmassliche eisenzeitliche bzw keltische Siedlung konnte der vorromische Ortsname Tenedo sein Es ist wahrscheinlich eine der zwolf von Julius Caesar erwahnten Stadte Bellum Gallicum 1 5 2 Die Etappe Tenedo ne wird nur in der Tabula Peutingeriana erwahnt Die spatmittelalterlichen Gelehrten Johannes Stumpff und Aegidius Tschudi glaubten an einen zweiten antiken Namen von Zurzach Sie stutzten ihre Vermutung auf einen dort gefundenen Grabstein des Legionsveteranen Certus 1 Der antike Ortsname Tenedo oder Tenedone wurde demnach spater durch den Namen Certiacum abgelost Tschudi fuhrte letzteren auf den galloromanischen Gentilnamen Ortiacum zuruck Das Spatlateinische praedium Ortiacum bedeutet dem Ortius gehorendes Landgut 2 Da die wissenschaftliche Forschung hierzu erst um 1860 eingesetzt hat sind diese allerdings mit Vorsicht zu behandeln 3 4 Das Lager stand an einer wichtigen Romerstrasse von Vindonissa nach Arae Flaviae In der Tabula Peutingeriana scheint es zusammen an der Strasse nach Vindonissa Tenedone Iuliomagus Schleitheim Brigobannis Hufingen auf Die Strasse die in die Region an der oberen Donau fuhrte und bei Zurzach den Rhein uberquerte geht wohl schon auf einen prahistorischen Pfad zuruck 5 Ab 14 n Chr gehorte die Landschaft am Hochrhein zur Provinz Gallia Belgica und nach 90 n Chr zur Germania superior 6 Die Strasse fuhrte durchs schweizerische Mittelland nach dem Jurator bei Windisch weiter ins untere Aaretal das bis in die Neuzeit stark versumpft und daher fur den Waren und Reiseverkehr nicht passierbar war Seit der Bronzezeit war sie die primare Strassenverbindung zwischen Suddeutschland den Jura entlang durchs Mittelland nach Genava Genf und weiter ins Rhonetal Die Strasse splitterte sich in zwei Routen auf eine lief uber Vindonissa nach Turicum Zurich Sargans und uber die Bundner Passe nach Italien die andere Strecke fuhrte von Salodurum Solothurn bis an den Genfersee wobei man vorher noch Ecluse und Lugdunum Lyon passiert und dann dem Rhonetal entlang schliesslich nach Massalia Marseille gelangte 7 Forschungsgeschichte BearbeitenEinzelne Funde aus dem Neolithikum Silexartefakte Steinsage und Doppelhockergrab der Mittelbronzezeit Grube mit Lehmverputzstucken von Bauten Keramikfragmente Schwert aus zerstortem Korpergrab und der Spatbronzezeit drei Urnengraber um 1050 v Chr Bronzezeit erlauben keine exakten Schlussfolgerungen uber die Siedlungsgeschichte des Ortes In Uf Rainen wurde 1986 eine spathallstattzeitliche Siedlung nachgewiesen Links und rechts der heutigen Hauptstrasse befand sich das keltisch helvetische Graberfeld Mittskirchen auch Mitts Chilch genannt Hier wurden 1924 sechs Graber aus der Latenezeit 400 58 v Chr freigelegt Das Graberfeld weist Brand und Korperbestattungen auf die ins 1 bis 4 Jahrhundert datiert werden Bemerkenswert ist die Beigabe beim Madchengrab Nr 156 Die Fingerkunkel Spinnrocken aus Knochenmaterial zeigt die Venus pudicitia und kann ins 4 Jahrhundert datiert werden der angeblichen Lebensspanne der heiligen Verena Die bisher bekannten acht Graber aus dem 4 Jahrhundert v Chr sind diesbezuglich nur wenig aussagekraftig Auch sind Uberreste der bereits vom Zurcher Altertumsforscher Ferdinand Keller um 1860 beobachteten romischen Rheinbrucken erhalten geblieben Von 1983 bis 1987 erfolgte eine grossere archaologische Ausgrabung Etwas weiter nordlich stiess man 1983 bei Untersuchungen fur den Bau der neuen Nordumfahrung auf einen Vicus und drei fruhromische Kastelle Die Fundstucke daraus sind im Museum Hofli ausgestellt Diesbezugliche romische Inschriften aus dem 1 Jahrhundert konnten dort bis dato nicht freigelegt werden 8 9 Entwicklung BearbeitenBodenfunde weisen darauf hin dass die Gegend am Hochrhein bereits wahrend der Jungsteinzeit vor rund 5000 Jahren und auch in der Bronzezeit 1200 v Chr besiedelt war Um 400 v Chr befand sich auf dem Areal des heutigen Zurzach eine keltische Siedlung die durch Graberfunde unter der Mittskirchstrasse belegt ist Durch den romischen Historiker Strabon ist lediglich uberliefert dass zwei romische Armeen nach dem Alpenfeldzug 15 v Chr sich an den Donauquellen vereinigten und dann auch das Schweizer Mittelland besetzten Dabei setzte bei Zurzach Rheinheim die Legio XIX uber den Strom und errichtete das zwischen 15 und 9 v Chr nachgewiesene Romerlager Dangstetten Eine fortgesetzte Landnahme in Germanien wurde vorerst durch die katastrophale romische Niederlage in der Schlacht im Teutoburger Wald verzogert doch entscheidend war der Ausbau des alten keltischen Handelsweges uber den Pass von Bechtersbohl zur Wutachlinie und bald darauf um 40 n Chr in die Baar zur Donau Kastell Hufingen Die Strasse und der Verkehr begunstigten den Standort Zurzach schon seit Beginn der romischen Herrschaft Auch auf der Tabula Peutingerinana ist Tenedo schon eingezeichnet interpretiert als das Kastell in Zurzach Es diente als Etappenpunkt zwischen Vindonissa und Iuliusmagnus In Zurzach kamen weiters Ziegelstempel der XXI und der XI Legion ans Tageslicht welche beide zu verschiedenen Zeiten in Vindonissa zwischen 46 bis 100 n Chr stationiert waren Die Romer waren besonders an der Sicherung des Gebiets zwischen Vindonissa und Dangstetten interessiert Letzteres liegt nahe Rheinheim Kussaberg am heute deutschen Nordufer des Rhein Als Bruckenkopf war das Dangstettener Lager von herausragender Bedeutung weil es den Rheinubergang beherrschte und Basis fur die Eingliederung des freien Germaniens in den romischen Reichsverband war 10 Tenedo wurde wegen des Rheinubergangs zu einem wichtigen Militarstutzpunkt im Nahebereich des Legionslagers Vindonissa an der Heeresstrasse Der Ort liegt am Zusammenfluss von Aare und Rhein wo ein vorromischer Handelsweg von Helvetien zur Donau den Rhein uberquerte Das Kastell selbst ist durch Funde von Holzbauten aus dem 1 Jahrhundert beim Himmelrych belegt dem heutigen Schloss Zurzach belegt Wahrend des 1 Jahrhunderts sicherte eine Abteilung der in Vindonissa stationierten Legion die Brucke und die Strasse am linken Rheinufer Vermutlich reichte das Lager bis zum Ufer der Wutach zusammen mit dem rechtsrheinischen um 20 15 v Chr belegten romischen Kastell Dangstetten scheint auch am linken Flussufer auf Zurzacher Gebiet ein befestigter Bruckenkopf angelegt worden sein In diesen Zeitraum fallt auch die Zerstorung des nahe gelegenen keltischen Oppidums von Altenburg Rheinau Wahrend des 2 und 3 Jahrhunderts war der Wachtposten wahrscheinlich mit Benefiziaren besetzt Der romische Gutshof von Entwiesen 1 bis 3 Jahrhundert westlich des heutigen Ortszentrums wurde wohl beim Alamannensturm um 260 durch ein Feuer zerstort Nach dem Limesfall wurde die Reichsgrenze in der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts wieder an den Hochrhein Donau Iller Rhein Limes zuruckverlegt und etwas ostlich von Tenedo wurde am Rheinufer ein stark befestigtes Steinkastell errichtet belegt 315 das spatromische Doppelkastell Kirchlibuck Sidelen belegt 367 mit einem gegenuberliegenden Bruckenkopf bei Rheinheim an der Rheinbrucke 11 Kastell BearbeitenInsgesamt konnten im Zuge der archaologischen Grabungen drei Lagerkomplexe mit zehn Bauphasen der Umwehrung festgestellt werden Vermutlich handelte es sich dabei um verschiedene Lagertypen Marsch Sommer Winter oder Standlager Grosse Teile seines nordostlichen Areals sind durch Abschwemmung verloren gegangen Das Kastell war etwa von 10 bis 50 n Chr mit Soldaten belegt Die Flacheneinschatzungen fur Kastell I und II 0 64 ha Kastell III ca 1 8 ha Kastell IV 2 08 ha sind hypothetisch da die bislang bekannten Langenausdehnungen der Kastelle zum Rhein hin nur Mutmassungen erlauben Seine Flache umfasste in etwa das Areal des heutigen Schlossparks 12 Alle vier Kastelle hatten einen quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken Spielkartenform und waren von zwei Graben umgeben Die Umwehrung bestand aus einem durch Zwischenturme verstarkten Erdwall mit einer Holzpalisade als Brustwehr An jeder Seite stand ein durch zwei Flankenturme verstarktes Tor Kastell I war von zwei parallel verlaufenden Wehrgraben umgeben aber eine Palisadenverankerung im nordlich an die Wehrgraben anschliessenden Innenteil der Befestigung fehlte Trotz der wenigen Funde z B dreiflugelige Pfeilspitze kann es in augusteische Zeit datiert werden Bei Anlage des Kastell II wurde der aussere Graben wiederverwendet es war etwas grosser und stammte aus dem ersten Viertel des 1 Jahrhunderts n Chr Kastell III Datierung Mitte 1 Jahrhundert wurde durch holzerne Ausbauten erweitert allerdings fanden sich dabei auch Ziegelspuren Der ostliche Teil wurde durch den Zurzachbach abgeschwemmt Fur Kastell IV konnte eine Wasserzuleitung unter der via praetoria freigelegt werden leider wurde dieser wichtige Befund nicht im Detail dokumentiert worden 13 14 Innenbauten Bearbeiten Die Innenbauten der vier Lager waren wesentlich schwieriger zu erkennen und ihre Spuren z T vollig zerstort eine funktionale Interpretation war deshalb nicht mehr moglich Fur die Kastelle I bis III sind keine festen Innenbauten nachgewiesen man nimmt an dass dort nur Zelte gestanden haben Marschlager Lediglich fur das Kastell IV konnte hingegen der Versuch der Innengliederung angegangen werden Es verfugte neben dem Lagerhauptquartier principia und Kommandantenhaus pratorium im Zentrum auch uber die anderen fur fruhkaiserzeitliche Lager standardmassigen Gebaude zwei Getreidespeicher horrea und 12 Mannschaftskasernen centuria alle in Holzbauweise bzw Fachwerktechnik ausgefuhrt Die postulierte lagerinterne fabrica ist nicht sehr wahrscheinlich da eine solche metallverarbeitende Werkstatte kaum unmittelbar neben den principia platziert worden ware 15 16 Principia Bearbeiten Vom Verwaltungsbau wurde der hintere Teil der in Fachwerk ausgefuhrten Principia freigelegt deren Breite betrug etwa 28 m wahrend die nachgewiesene Lange maximal 18 m betragt Die ruckseitigen Kammern der Principia bzw ihre Raumaufteilung erscheint aber fragwurdig Hanggi vermutet einen gegenuber den restlichen Raumen officia breiteren Zentralraum aedes darauf deutet die grossere Jochbreite der Pfostengruben Denkbar ist aber auch dass an dieser Stelle die Ruckwand wie bei den Lagern wie Haltern und Marktbreit fur einen Durchgang durchbrochen war Da die betreffende Stelle noch nicht untersucht wurde liegen beide Interpretationen im Bereich des Moglichen Man glaubt in den Pfostengruben mit ihren regelmassigen Abstanden Hinweise fur einen spateren Umbau der Querhalle basilika oder eventuell sogar fur einen zusatzlichen Mittelbau zu erkennen 17 Kasernen Bearbeiten Vermutlich westlich und vor allem ostlich der Principia konnte eine Anzahl von Kasernen A D alle per strigas ausgerichtet beobachtet werden von denen freilich nur Baracke B der Phase 4 zugewiesen wurde wahrend C Phase 5 und A und D Phase 6 10 aus stratigraphischen Grunden spater zu datieren waren Garnison Bearbeiten nbsp Grabinschrift des Certus eines Veteranen der Legio XIII Gemina gefunden in Zurzach 18 Nach den Waffenfunden zu urteilen ist das Fundmaterial zu disparat um genaue Aussagen zur Identifizierung der in den unterschiedlichen Kastellen aufhaltigen Soldaten zu tatigen Reste von pila gladii und Schienenpanzer Lorica segmentata deuten auf die Stationierung von Legionaren 19 Die Anwesenheit von Hilfstruppen wird durch einen Helm vom Typ Weisenau und einige Lanzen und Speerspitzen bestatigt Kavallerie ist fur die Lager von Tenedo durch Teile vom Pferdegeschirr anzunehmen Der archaologische Befund erlaubt jedoch nicht zu verifizieren ob sie den beiden Legionen oder den Auxilia zuzuordnen sind oder ob Legionare gleichzeitig mit berittenen Hilfstruppenverbanden in einem der Lager standen Nach der Grosse der Innenflachen zu urteilen erlauben die vorliegenden Daten auch Schatzungen zur Untergrenze der Mannschaftsstarke in Tenedo Danach waren in den Lagern der Bauphase 1 2 um die 500 Mann vielleicht auch bis zu drei Kohorten in der Bauphase 3 mit einer Innenflache von 1 8 ha ca 1500 Mann und schliesslich in den Bauphasen 4 10 bei 2 08 ha jeweils rund 1800 Mann stationiert gewesen 20 Zeitstellung Truppenname Bemerkung1 Jahrhundert n Chr Legio XXI Rapax Man geht mittlerweile aufgrund der in Zurzach gefundenen Ziegelstempel dieser Einheit davon aus dass eine Vexillation dieser ansonsten in Vindonissa stationierten Einheit in Zurzach kaserniert war 1 Jahrhundert n Chr Legio XI Claudia Sie loste spater die Besatzung der Legio XXI ab Soldaten dieser Legion liessen zwei Grabsteine in Zurzach setzen Ende des 1 Jahrhundert 21 1 Jahrhundert n Chr cohors XXVI voluntariorum civium Romanorum Drei Ziegelstempel dieser Hilfstruppeneinheit deuten auf die Stationierung dieser Kohorte in Tenedo im Zeitraum von ca 30 50 n Chr hin Rheinbrucke BearbeitenZwischen Rheinheim und Zurzach war einst der wichtigste Rheinubergang der romischen Reichsstrasse Man nimmt an dass schon die gallo helvetische Bevolkerung bei Zurzach eine Brucke errichtet hatte Das deutsche Rheinheim fusst auf dem spatromischen Bruckenkopfkastell Dem Ubergang uber den Strom dienten hier einstmals 3 Brucken die einwandfrei nachgewiesen sind Die ostliche befand sich ungefahr in der Mitte zwischen Rheinheim und Reckingen beim Muhlacker Die zweite begann am Schweizer Ufer beim Schloss Mandach und fuhrte diesseits auf einen Punkt ostlich vom Pfarrhaus Rheinheim Die dritte befand sich ungefahr 100 m weiter stromabwarts Anm 1 Johann Acklin 1655 1690 Stiftsamtmann beschreibt drei Brucken uber den Rhein die vor altem gestanden die einte oben gegen Reckhingen beim Wartbaum genannt grad gegen der Schiffmuhlin voruber alwo noch bei mansgedenckhen alt Mauerwerck gesehen worden die andere bey dem Schloss Mandach drite nitsich bey dem Trencki Orth genannt und dass bey kleinem Wasser von allen dreyen Bruggen die Pfeiler in gueter Ordnung zu sehen seien Er schildert auch wie man dergleichen Pfeiler und eisene Scuoch damit ausgezogen habe Alfred Hitber Bezirksmuseum Hofli Zurzach 1993 S 84 Zur ersten Brucke siehe auch die Angabe unter Reckingen Die drite Brugg war demnach die historisch erste die noch wahrend oder nach der Einrichtung des Romerlagers 15 v Chr westlich der spateren gebaut wurde und die Insel gegenuber dem heutigen Gemeindezentrum Kussaberg als Etappenstation nutzte Der neu angelegte Asphaltweg ostlich entlang des Gemeindezentrums Feuerwehrzentrale markiert die Trasse des Erstverlaufs der Romerstrasse Auf Zurzacher Seite kamen bei Ausgrabungen 1982 1987 im Gebiet Himmelrych Auf Rainen Reste militarischer Anlagen aus der 1 Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr zum Vorschein Ausserhalb des Kastellbereichs lagen verschiedene Werkstatten und ein Badgebaude 22 Auf dieser ersten Kastellflache befindet sich heute das Schloss Zurzach Villa Himmelrych Vicus BearbeitenParallel zu den archaologischen Untersuchungen in den Lagerarealen wurden zumindest in Ausschnitten die zugehorige Zivilsiedlung erforscht Die besten Erhaltungsbedingungen waren westlich des Kastells gegeben Zwar wurden auch sudlich und ostlich des Lagerareals Gebaudespuren angetroffen es ist aber fraglich ob sie auch als Indiz fur eine Bebauung in diesem Bereich ausreichen Den wenigen Befunden lasst sich zudem nicht entnehmen ob sich bereits um die altesten Kastelle eine dichte Vicusbebauung entwickelte 23 Um das Jahr 10 n Chr bildete sich nach und nach ein Kastellvicus heraus im Westen schloss sich diesem noch ein Gutshof an mit fruher Holzbauphase In spatromischer Zeit erbauten die Romer etwas weiter rheinaufwarts das Doppelkastell Kirchlibuck Sidelen Der Vicus hatte dorfahnlichen Charakter und seine Bevolkerung sicherte die Versorgung des nahen Kastells mit Gutern des taglichen Bedarfs Insgesamt waren drei Siedlungsphasen zu unterscheiden Siedlungsphase I wurde durch einen grossen Holzbaukomplex mit Hof gepragt an dessen Nordteil ein weiteres Haus Haus VII angebaut wurde Nach der Schlackenansammlung zu urteilen stand dort eine Schmiede Aus einer Fakalienschicht und Essensabfallen wurden auch die Ernahrungsgewohnheiten transparent In der Siedlungsphase II wurde offenbar erfolgreich ein Feuer im Sudteil geloscht denn im Nordteil fanden sich davon keine Spuren An Haus VIII sudlich konnten aufwendige technische Erneuerungen beobachtet werden Die Schwellbalken lagerten nun auf einer stellenweise zweischichtigen Trockenmauer auf Der nordliche Vorplatz war geschottert worden der westlich des Hauses als Gehweg weitergezogen worden und fuhrte durch eine offene Palastra zu einem Bad Das Haus wurde gegen Ende des 1 Jahrhunderts wieder abgetragen In der Siedlungsphase III durfte ein Steingebaude im Sudostteil hochgezogen worden sein und einige Umbauten am Bad weisen auf eine langere Nutzungszeit hin 24 Im Westvicus konnten bis zu vier Bauhorizonte unterschieden werden Nach den dort gemachten Funden zu urteilen besteht die Moglichkeit dass der vicus in Tenedo sich zeitgleich mit dem ersten Kastell entwickelt hat Dennoch passt die Bebauung von Zurzach nicht zu den bislang bekannten Lagerdorfern etwa ab der flavischen Zeit Diese bestanden aus langrechteckigen grosstenteils gleichformigen Streifenhausern auf langgestreckten Parzellen die im vorderen Teil zumeist unterkellert waren Auffallig ist in diesem Zusammenhang das Fehlen solcher Keller im Zurzacher vicus Dies kann in der raumlichen Begrenzung der Grabungen seine Erklarung finden allerdings ware es auch denkbar dass in der Fruhzeit der Lagerdorfer Keller nicht oder seltener als im 2 und 3 Jahrhundert ausgeschachtet wurden Ergraben wurde ein 135 m grosses steinernes Badehaus thermae des Reihentypus in unmittelbarer Nachbarschaft konnten die Uberreste eines weiteren Steingebaudes nachgewiesen werden Trotz unterschiedlicher Bauweise spricht seine Ausrichtung und die Nahe beider Bauten zueinander fur einen funktionalen Zusammenhang wobei dessen Lage an der Aaretal Donaustrasse vielleicht auf eine Herberge mansio mit angegliedertem Bad hindeuten konnte Bis auf vereinzelte Befunde aus dieser spaten Bauperiode scheint es ansonsten keine Anzeichen zu geben die noch fur andere auch grossere Steingebaude sprechen wurden Der Erhaltungszustand des Badegebaudes und der mutmasslichen mansio schliesst aus dass die jungsten Baustrukturen im Laufe der Jahrhunderte komplett abgetragen wurden Man vermutet in diesem Zusammenhang eher eine Verlagerung des nachkastellzeitlichen Ortes und eine Verkleinerung des Siedlungsgebietes Vielleicht befand sich das mittelkaiserzeitliche Siedlungszentrum sudlich der bisherigen Grabungsareale 25 Leider liessen sich die Befunde aus dem Vicus keiner Kastellphase zuordnen Roth Rubi vermutet einen Siedlungsabbruch bzw Bevolkerungsruckgang in spatclaudisch neronischer Zeit Dies lasst sich aber fur den vicus nicht bestatigen vielmehr deutet die Keramik ohne Zweifel auf eine durchgangige Besiedlung bis in neronische Zeit Hartley vermutet eine Siedlungsunterbrechung in den Jahren 60 65 und halt die Ereignisse wahrend des Vierkaiserjahres fur den Siedlungsabbruch am wahrscheinlichsten Unbestritten ist dass ein solcher in der flavisch traianischen Zeit in Tenedo stattgefunden hat 26 Der westliche Lagervicus mit bestand noch einige Zeit weiter wahrend der mittleren Kaiserzeit entwickelte er sich entlang der Sudstrasse langs der auch Graber angelegt wurden in bescheidenem Ausmass weiter Auch die Untersuchung des Graberfeldes unter dem Verenamunster hat gezeigt dass ein Fortbestehen der Siedlungstatigkeiten im 2 und 3 Jahrhundert sehr wahrscheinlich ist Die jungsten Bestattungen datieren sogar aus dem 4 Jahrhundert n Chr Ab da wurde die romische Nekropole nicht mehr belegt das Wissen um sie blieb allerdings in der ortlichen Bevolkerung erhalten was die Verenalegende und diverse Memorialbauten um das Verenakloster bezeugen 27 Bei Mittskirch befindet sich ein zum Oppidum gehorender spateisenzeitlicher Friedhof Ein Graberfeld aus der fruhen romischen Besatzungszeit wurden bislang nicht beobachtet Villa suburbana Entwiesen Bearbeiten Von der Auffindung des romischen Gutshofes bei Entwiesen spater Bruggliwiesen wurde erstmals 1657 durch den Amtmann des Zurzacher Verenastiftes Johann Jacob Acklin berichtet Anm 2 Der romische Gutshof wurde zwischen 1914 und 1915 von Karl Stehlin und Josef Villinger ausgegraben Die Villa war vermutlich die Residenz eines wohlhabenden Gewerbetreibenden in Tenedo Der Komplex bestand aus einer Villa und ihren Nebengebauden Die Forschungsergebnisse waren zwar fur eine Publikation vorbereitet worden wurden jedoch nie veroffentlicht Roth Rubi und Hidber nahmen sich dessen an und redigierten und kommentierten den im Baseler Staatsarchiv liegenden Nachlass des beiden Archaologen Bei diesem Objekt handelte es sich um eine Villa mit einer aufwendig ausgestatteten mehrraumigen Badeanlage die im Annexbau an der Nordwestecke des Fundortes stand Vom Hof Nutzung als Gemusegarten aus sind waren der Ost und Mittelflugel zuganglich Der Westflugel war durch einen uberdachten Mittelgang mit den weiteren Raumen verbunden Einige Raume im Erdgeschoss konnten mittels einer Hypokaustenanlage beheizt werden Gebaude B im Nordosten des Hauptgebaudes diente als Wohnraum fur die Bediensteten Die ausgegrabenen Keramiken und Fundgegenstande datieren den Komplex in die mittlere Kaiserzeit 1 2 Jahrhundert n Chr 28 Literatur BearbeitenAlbert und Hans Rudolf Sennhauser Alfred Huber Hrsg Geschichte des Fleckens Zurzach Hist Vereinigung des Bez Zurzach Zurzach 2004 ISBN 3 9522575 2 4 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 ISBN 978 3 907549 06 3 Alfred Hitber Bezirksmuseum Hofli Zurzach Sammlung der Historischen Vereinigung des Bezirks Zurzach Zurzach 1993 H W Mayer Hrsg Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut Verlag R Philipp Waldshut 1926 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 PDFEinzelnachweise Bearbeiten CIL 13 05239 Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen hrsg vom Centre de Dialectologie an der Universitat Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol Frauenfeld Lausanne 2005 ISBN 3 7193 1308 5 S 993 Christian Albers Die spatantike Grenze am Rhein bis Koblenz Die Kastelle in Tenedo Zurzach Universitat Osnabruck Hausarbeit Grin Verlag Munchen 2004 Rene Hanggi Die Erforschung des fruhromischen Tenedo Zurzach in Hanggi Doswald Roth Rubi 1994 S 11 Zurzach Bad Zurzach HLS Historisches Lexikon der Schweiz Katrin Roth Rubi Von der Urgeschichte bis zur romischen Zeit abgerufen am 7 Marz 2023 Alfred Hirt Provincia In Historisches Lexikon der Schweiz Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 91 98 Zurzach Bad Zurzach HLS Historisches Lexikon der Schweiz Katrin Roth Rubi Von der Urgeschichte bis zur romischen Zeit abgerufen am 7 Marz 2023 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 93 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 91 99 TENEDO Zurzach Aargau Switzerland The Princeton Encyclopedia of Classical Sites online abgerufen am 8 Marz 2023 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Kastelle und Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Veroffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa Band 11 Buchdruckerei AG Baden Brugg 1994 S 391ff Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Kastelle und Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Veroffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa Band 11 Buchdruckerei AG Baden Brugg 1994 S 393 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 94 95 Zurzach Bad Zurzach HLS Historisches Lexikon der Schweiz Katrin Roth Rubi Von der Urgeschichte bis zur romischen Zeit abgerufen am 7 Marz 2023 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 392ff Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 392ff CIL 13 05239 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 97 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 395 CIL 13 5240 und CIL 13 5241 Alfred Hitber Bezirksmuseum Hofli Zurzach Sammlung der Historischen Vereinigung des Bezirks Zurzach Zurzach 1993 S 77 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 392ff Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 96 97 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 394 Rene Hanggi Cornel Doswald Katrin Roth Rubi Die fruhen romischen Kastelle und der Kastell Vicus von Tenedo Zurzach Textband Gesellschaft pro Vindonissa Brugg 1994 S 394 Zurzach Bad Zurzach HLS Historisches Lexikon der Schweiz Katrin Roth Rubi Von der Urgeschichte bis zur romischen Zeit abgerufen am 7 Marz 2023 Verena Grafinger Die Heilige Verena und die Thebaische Legion Untersuchungen zu ihrem spatantiken romischen Umfeld Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades der Philosophie aus der Studienrichtung Diplomstudium Alte Geschichte Altertumskunde Epigraphik und Papyrologie eingereicht an der Universitat Wien Wien 2007 S 97 Anmerkungen Bearbeiten Die Holzbrucke existierte nicht gleichzeitig mit der spatantiken Steinbrucke wie Mayer 1925 annahm Mayer 204 f Der folgte die mittelalterliche Brucke Das Schloss Mandach fiel 1906 dem Bau der Rheintalbahn zum Opfer dass namblich under dem Entwyser nit weit vom Stettbronnen an der Landstrass ein alter Fridacker und Begrebnuss vieler verstorbnen in gueter Ordnung vergrabner Leichnameren so ich auch Anno 1657 selbsten gesehen welchess der alten Romeren Statuten gemess vor der Statt were gelegen gewesen Ruckwartige Kastelle des Obergermanischen Limes Kastell Andernach Antunnacum Kastell Koblenz Confluentes Kastell Kesselstadt Kastell Heldenbergen Kastell Okarben Kastell Friedberg Kastell Nida Heddernheim Kastell Frankfurt am Main Domhugel Kastell Hochst Kastell Hofheim Kleinkastell Heidekringen Legionslager Mainz Kastell Wiesbaden Kastell Mainz Kastel Kastell Bingen Bingium Kastell Gross Gerau Kastell Gernsheim Kleinkastell Allmendfeld Kastell Worms Borbetomagus Kastelle von Ladenburg Lopodunum Kastelle von Heidelberg Kastell Rheingonheim Kastell Eislingen Salach Legionslager Strassburg Argentoratum Kastelle von Offenburg Kastelle von Sasbach Kastelle von Riegel Kastell Biesheim Argentovaria Romerlager Untereggingen Romerlager Dangstetten Bruckenkopfkastell Zurzach Tenedo Legionslager Windisch Vindonissa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Zurzach amp oldid 236704350