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Arae Flaviae war der lateinische Name einer romischen Stadt Municipium gelegen an einem Neckarubergang in den ostlichen Auslaufern des Schwarzwaldes in der Provinz Germania superior Obergermanien Die antike Siedlung ist die Vorlauferin der heutigen auf staufische Zeit zuruckgehenden Stadt Rottweil in Baden Wurttemberg Das Orpheusmosaik im Dominikanermuseum Rottweil Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 2 1 Entstehung und Lage 2 2 Stadtentwicklung 2 3 Tempelbezirk und Brandgraberfeld 2 4 Niedergang 3 Wichtige Gebaude der Stadt 3 1 Villa A 3 2 Gebaudekomplex Villa C 3 3 Grosse Thermen Bad 3 4 Mosaiken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenArae Flaviae bedeutet ubersetzt Altare der Flavier Die Stadt wurde unter Kaiser Vespasian 69 79 n Chr aus dem Geschlecht der Flavier gegrundet Der Name deutet darauf hin dass hier ein regionales Zentrum des Kaiserkultes der flavischen Dynastie entstehen sollte Geschichte Bearbeiten nbsp Schmelztiegel eines antiken Geldfalschers nbsp Gerichtsakte vom 4 August 186 n Chr zu einem Prozess der vor Marcus Iuventius Caesianus dem damaligen Legionslegaten der Legio VIII Augusta in Arae Flaviae verhandelt wurde Kopie Rottweil gilt heute als alteste Stadt Baden Wurttembergs In romischer Zeit war es der Hauptort einer civitas und besass soweit bislang bekannt als einzige romische Stadt im heutigen Baden Wurttemberg die privilegierte Rechtsstellung eines Municipiums Diese brachte es in der Regel unter anderem mit sich dass jedes Mitglied im Rat der Stadt das begehrte romische Burgerrecht erhielt Mit einer Flache von ca 18 Hektar war Arae Flaviae wenngleich klein im Vergleich mit Romerstadten wie Koln oder Mainz eine der grossten romischen Siedlungen im Dekumatland reprasentative Bauten pragten das Stadtbild Erst im Jahre 1950 wurde das antike Arae Flaviae dessen Name durch die sog Peutingertafel Tabula Peutingeriana und bei Claudius Ptolemaus uberliefert ist durch einen aussergewohnlichen Inschriftenfund so gut wie sicher mit Rottweil identifiziert Auf der holzernen Tafel eines romischen Gerichtsdiploms 1 waren die Worte actum municipio Aris zu Deutsch ausgestellt in der Stadt Arae entzifferbar Das Tafelchen datiert auf den 4 August 186 n Chr wurde in einem romischen Brunnen unter dem Hause Flavierstrasse 1 in Rottweil Altstadt bei einer Ausgrabung gefunden Entstehung und Lage Bearbeiten Der Siedlung ging ein wohl 73 n Chr von den Romern im Zuge des Baus der romischen Kinzigtalstrasse gegrundetes Militarlager Kastell III aus Holz Erde auf der rechten Neckarseite voraus Die Besatzung hatte eine wichtige Strassenkreuzung zu uberwachen da hier zwei bedeutende Heerstrassen zusammentrafen Es ging Kaiser Vespasian darum nach den Erfahrungen des Vierkaiserjahres die Verbindungswege zwischen Rhein und Donautruppen zu verkurzen Die Nord Sud Verbindung bildete die Romerstrasse Neckar Alb Aare vom Legionslager Windisch uber Tenedo und Kastell Hufingen nach Rottweil und weiter nach Rottenburg laufende Trasse Der West Ost Achse beginnt beim Legionslager Strassburg fuhrte uber das Kastell bei Offenburg durch das Kinzigtal zum Kastell Waldmossingen und schliesslich nach Rottweil Der Endpunkt im Osten liegt in Augsburg Unmittelbar sudlich von Kastell III konnten zwei weitere Holz Erde Lager Kastelle IV und V festgestellt werden Ausserdem bekannt sind auf dem linken Ufer des Neckars das Legionslager Kastell I das etwa zehn Jahre lang zumindest mit Teilen der Legio XI Claudia aus Vindonissa belegt war vielleicht sogar mit der gesamten Legion sowie als jungste Anlage das Kastell II a b das in seiner zweiten Entwicklungsphase in Stein ausgebaut wurde und vielleicht als Nachschubbasis diente Im Fruhjahr 1980 wurden sudostlich von Kastell I und II weitere romische Befestigungsgraben sichtbar die auf ein sechstes Militarlager in Rottweil hindeuten konnten Die Legio XI wurde bereits um 86 unter Domitian wieder abgezogen an ihre Stelle traten offenbar zwei Einheiten der Hilfstruppen die im Kastell II stationiert waren das fur etwa 1000 Mann Platz bot Im Jahre 101 wurden auch diese Truppen abgezogen damit endete nach heutigem Kenntnisstand die militarische Prasenz der Romer in Rottweil Teile der Bauten wurden in der Folgezeit abgetragen und in zivilen Gebauden von Arae Flaviae verbaut Stadtentwicklung Bearbeiten Fast gleichzeitig mit dem Kastellbau entwickelte sich an dem Knotenpunkt ein vicus das zivile Lagerdorf in dem die Familien der Soldaten Handler und Handwerker Gastwirte und andere Gewerbetreibende lebten die sowohl vom stationierten Militar als auch vom Fernhandel profitierten Neben grossen Gebaudekomplexen mit bis zu 80 m Lange entlang der grossen Strassen an denen sich auch mehrere Tempel befanden legten die seit 1967 regelmassig arbeitenden Archaologen des Landesamts fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Handwerksbetriebe mit Kalkbrennofen Eisenschmelzen Topfereien und andere Gewerbe frei Vermutlich bereits um 75 n Chr spatestens jedoch wahrend der Regierungszeit des Kaisers Trajan 98 117 fand die Erhebung der Siedlung zum Municipium Arae Flaviae statt Die romische Siedlung gruppierte sich fortan um zwei durch mehrere Gassen verbundene Hauptstrassen zum einen weiterhin die Fernstrasse zum anderen eine spater westlich von dieser angelegte parallel verlaufende Prachtstrasse an der mehrere reprasentative Gebaude lagen darunter eine Basilika und das Forum Im Osten schloss sich jenseits einer dritten Parallelstrasse ein Tempelbezirk an Wahrscheinlich gab es auch ein romisches Theater in der Stadt Im Stadtzentrum wurden die meisten Hauser aus Stein errichtet wie es im Mittelmeerraum ublich war am Stadtrand hingegen dominierte die fur die nordwestlichen Provinzen typische Fachwerkbauweise 2 Arae Flaviae war wie der Name deutlich macht von den Romern offenbar ursprunglich die Rolle als Zentralort des neu eroberten Gebietes zwischen Rhein und Donau zugedacht doch bereits nach wenigen Jahren als Vespasians Sohn Domitian seine Truppen um 85 n Chr weiter nach Norden verlegte verlor die Siedlung ihre bevorzugte strategische Position und blieb daher ungeachtet der Grosse der in der Grundungszeit errichteten offentlichen Gebaude letztlich eine Kleinstadt Im fruhen 2 Jahrhundert wurden die Kastelle auf der linken Neckarseite aufgegeben und das Gelande uberbaut Tempelbezirk und Brandgraberfeld Bearbeiten Am Sudrand der antiken Stadt wurde ein grosserer Tempelbezirk ergraben zu dem u a drei galloromische Umgangstempel gehoren Ebenfalls am Sudrand wurde das grosse Brandgraberfeld aufgedeckt in dem die Archaologen systematisch gruben Niedergang Bearbeiten In der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts wurde der Ort befestigt dies durfte mit der seit etwa 230 zunehmend instabilen militarischen Lage zusammenhangen Nachdem die romischen Truppen um 260 n Chr die Region verlassen hatten Limesfall ging auch Arae Flaviae unter vermutlich existierte aber eine deutlich reduzierte Siedlung noch einige Zeit weiter Wichtige Gebaude der Stadt Bearbeiten Villa A Bearbeiten Ende des 19 Jahrhunderts wurde die so genannte Villa A im Suden des ehemaligen Hofgutes Hochmauren entdeckt deren Grosse und auffallend symmetrischer Grundriss auf ein reprasentatives offentliches Gebaude hinweisen konnte Gebaudekomplex Villa C Bearbeiten Den Nordrand der Stadt bildet eine Gebaudeeinheit bestehend aus drei grossen Steinbauten von insgesamt 46 54 m Ausdehnung Dazu gehort die so genannte Villa C mit einem kleinen Bad und einem grossen langlichen Magazinbau Die Deutung dieser Anlage reicht von einer offentlichen Strassenstation bis zu einem reprasentativen privaten Wohnsitz Grosse Thermen Bad 3 Bearbeiten nbsp Thermen am Nikolausfeld Blick von der sudlichsten grossen Heizkammer nach Norden1967 wurden zentrale Teile einer Badeanlage in der Flur Nikolausfeld links des Neckars ergraben deren konservierte Fundamente heute an der Sudostecke des Stadtischen Friedhofs besichtigt werden konnen Es handelt sich dabei um das Kastellbad des Legionslagers Kastell I sowie des zeitlich folgenden Kastells II wobei sich die Thermen anders als sonst ublich innerhalb des Kastellareals befanden Zudem liegen sie nicht parallel zu den Achsen der Kastelle was an der Ausrichtung am Sonnenstand liegen mag Die moglicherweise fehlenden Wandelhallen und Nebengebaude konnten nicht nachgewiesen werden da der Platz durch Uberbauung im Fruhmittelalter schwere Zerstorungen erlitt Die Thermen waren vom Typus der Reihenanlagen und genau auf einer Nord Sud Achse ausgerichtet Man betrat das Bad von Norden Links und rechts der mittig von einem Kaltwasserbad Frigidarium dominierten Front befanden sich zwei rechteckig langliche Auskleideraume Apodyterium die den Bau in der Lange des Frigidariums flankierten Das Kaltbad besass an seinen beiden nordlichen Ecken je eine kleine Apsis In der Mitte der nordlichen Innenfassade schloss sich ein kleineres zusatzliches Kaltwasserbecken an Am Sudende des ostlichen Apodyteriums konnten die Besucher ein kleines rundes Schwitzbad Sudatorium besuchen das eine eigene Befeuerungsstelle besass Auf der gegenuberliegenden Seite an der Sudwestecke des zweiten Auskleideraums konnen die Ausgraber nur eine kurze in West Ost Richtung gebaute Mauer erfassen die an der Sud Ost Ecke eines kleinen fast quadratischen heizbaren Raumes mundete dessen Funktion fraglich ist Dieser Raum wurde bei der Konservierung nicht erhalten Im Anschluss an das Kaltbad folgte in der fuhrenden Raumflucht des Gebaudes nach Suden das Laubad Tepidarium und darauf das Warmwasserbad Caldarium Uber dieses Bad erhielt die Hypokaustheizung im Tepidarium ihre Warme Im Bereich des Caldariums befanden sich westlich und ostlich je zwei gegenuberliegende heizbare Apsiden Fur die Erwarmung dieses Bereichs waren drei Heizraume zustandig Zwei lagen an der West und Ostseite der Therme im Anschluss an die Apsidien Der dritte grosse mit zwei Heizausgangen nahm die gesamte Sudseite der Badeanlage ein Mosaiken BearbeitenUberregional bekannt ist das Municipium Arae Flaviae unter anderem durch die beiden Mosaiken das Sol und das Orpheus Mosaik Sie sind von hoher Qualitat und wurden wahrscheinlich nicht von lokalen Kunstlern sondern von auswartigen Spezialisten angefertigt ein Zeichen fur den relativen Wohlstand der kleinen Siedlung Die Mosaiken sind heute zusammen mit vielen anderen romischen Funden im Dominikanermuseum Rottweil ausgestellt Literatur BearbeitenRobert Fecher Arae Flaviae VII Die romischen Graberfelder von Rottweil Mit einem Beitrag von Eva Burger Heinrich Das romische Graberfeld Kapellenosch Die anthropologischen Befunde Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 115 2 Teilbande ISBN 978 3 8062 2344 6 Regina Franke Arae Flaviae V Die Kastelle I und II von Arae Flaviae Rottweil und die romische Okkupation des oberen Neckargebietes Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 93 Theiss Stuttgart 2003 ISBN 3 8062 1787 4 Augusta Honle Orpheus in Arae Flaviae Ein Beitrag zur Geschichte von Arae Flaviae Stadtarchiv Rottweil Rottweil 2005 ISBN 3 928873 29 6 Margot Klee Arae Flaviae III Der Nordvicus von Arae Flaviae Neue Untersuchungen am nordlichen Stadtrand des romischen Rottweil Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 18 Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0770 4 Margot Klee Mostefa Kokabi Elisabeth Nuber Arae Flaviae IV Die Thermen auf dem Nikolausfeld Viehhaltung und Jagd im romischen Rottweil Die antiken Munzen aus Rottweil Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 28 Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0787 9 Mostefa Kokabi Arae Flaviae II Viehhaltung und Jagd im romischen Rottweil Mit Beitragen von Alfred Rusch und Gerhard Falkner Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 13 Theiss Stuttgart 1980 ISBN 3 8062 0763 1 Johannes Lauber Arae Flaviae VI Der Gebaudekomplex M von Rottweil Studien zur Entwicklung eines innerstadtischen Siedlungsareals Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 114 Theiss Stuttgart 2013 ISBN 978 3 8062 2343 9 Dieter Planck Konservierung eines romischen Bades in Rottweil In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Jahrgang 1 Heft 1 1972 S 39 42 Digitalisat Dieter Planck Arae Flaviae I Neue Untersuchungen zur Geschichte des romischen Rottweil Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 6 2 Teilbande Muller und Graff Stuttgart 1975 ISBN 3 87532 061 1 Teilband 1 und ISBN 3 87532 062 X Teilband 2 Alfred Rusch Bearb Mvnicipivm Municipium Arae Flaviae Archaologischer Plan des romischen Rottweil 2 aktualisierte Ausgabe Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Stuttgart 2004 Walter Solter Hrsg Das romische Germanien aus der Luft 2 Auflage Gustav Lubbe Verlag Bergisch Gladbach 1983 ISBN 3 7857 0298 1 Altere Literatur Peter Goessler Das romische Rottweil hauptsachlich auf Grund der Ausgrabungen vom Herbst 1906 Stuttgart 1907 Beitrage zur Geschichte dieser Stadt des Rottweiler Vereins zur Aufsuchung von Alterthumern Jahresbericht des Rottweiler Archaeologischen Vereins Romische Alterthumer in der Umgegend von Rottweil am Neckar Stuttgart 1835 Friedrich von Alberti Roemische Altertuemer in der Umgegend von Rottweil am Neckar Stuttgart 1833 1837 Jahresbericht des Archaologischen Vereins zu RottweilWeblinks BearbeitenDominikanermuseum mit romischer AbteilungEinzelnachweise Bearbeiten AE 1956 90 Vgl Klaus Kortum Stadte und kleinstadtische Siedlungen In Archaologisches Landesmuseum Baden Wurttemberg Hrsg Imperium Romanum Roms Provinzen an Neckar Rhein und Donau Stuttgart 2005 S 154 164 Toponymie in der Germania magna des Ptolemaios nbsp Orte Klimazone I Kustenzone Flevum Siatoutanda Tekelia Phabiranon Treoua Leuphana Lirimeris Marionis Marionis altera Kenennon Aitouia Alisus Lakibourgion Mounition Ouirounon Ouirition Rougion Skourgon AskaulisKlimazone II Binnenzone Nord Askibourgion Nabalia Mediolanum Teuderion Bogadion Streontion Amisia Mounition Touliphourdon Askalingion Toulisourgion Pheugaron Kandounon Tropaia Drousou Louppia Mersouion Areletia Kalaigia Loupfourdon Sousoudata Kolankoron Lougidounon Stragona Limios alsos Boudorigon Leukaristos Arsonion Kalisia Alisum GetidavaKlimazone III Binnenzone Sud Alisum Boudoris Mattiakon Artaunon Novaesion Melokabos Gauonarion Lokoriton Segodounon Dewona Bergion Menosgada Bikourgion Maroboudon Redingouinon Nomisterion Meliodounon Kasurgis Strevintia Iligmatia Boudorgis Ebouron Arsikoua Parienna Setouia Karrodounon OsandaKlimazone IV Donauzone Tarodounon Arae Flaviae Riousiaoua Alkimoennis Kantioibis Bibakon Prodentia Setouakoton Ouebion Abilouon Phourgisatis Kondorgis Mediolanion Phelikia Ebourodounon Andouaition Kalamantia Singone AnauonFlusse Chalousos Albis Souebos Ouiadouas Ouistoulas Marnamanis limes Germanikos Okeanos Rhenos Danoubion Ainos Amisia OuisourgiosBerge N N N N Walder Gabreta Abnoba Melibokon Soudeta ore Askibourgion ore Semanous Orkunia LunaInseln N N N N 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