www.wikidata.de-de.nina.az
Das Oppidum auf dem Staffelberg war eine keltische Zentralsiedlung auf dem Staffelberg nahe Bad Staffelstein im heutigen Oberfranken Die dort archaologisch nachgewiesene Stadtanlage wird haufig mit dem Ortsnamen Menosgada identifiziert den der griechische Geograph Claudius Ptolemaus fur einen Ort im Bereich des heutigen Franken angibt Rekonstruktion einer spatkeltischen Pfostenschlitzmauer die das Gipfelplateau des Staffelbergs sicherte 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Befestigung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName BearbeitenClaudius Ptolemaus ein Geograph des 2 Jahrhunderts n Chr versuchte sich in seiner Geographike Hyphegesis an einer Zusammenfuhrung von etwa 6300 Ortsnamen in einem einzigen kartographischen Werk meistens auf der Grundlage alterer Texte Im nordlich der Donau gelegenen Germanien vermerkt er einen Ort namens Menosgada 1 Dessen Name durfte aus dem Keltischen stammen Der erste Namensteil wird in der modernen Forschung mit dem Main lateinisch Moenus in Verbindung gebracht sodass Menosgada eine Siedlung am Ufer dieses Flusses bezeichnen musste Der Archaologe Paul Reinecke vermutete daher als Erster dass das antike Menosgada auf dem Staffelberg zu suchen sei wo sich die einzige spatkeltische Anlage dieser Grosse am Ober und Mittelmain befand 2 Ptolemaus lokalisierte sie in seinem Koordinatensystem auf 34 00 ostliche Lange vom Ferro Meridian auf den Kanaren und 49 30 nordlicher Breite In einem Projekt der TU Berlin wurden die Koordinaten aus seinem Werk umgerechnet und entzerrt 3 Dabei ergaben sich fur Menosgada als entzerrte Koordinaten 49 43 11 02 eine Stelle bei Hallerndorf im Landkreis Forchheim etwa 40 km vom Staffelberg entfernt Die Genauigkeit der entzerrten numerischen Koordinaten von Ptolemaios liegen laut der Berliner Studie bei 10 bis 20 km bzw 5 bis 10 fur die einzelnen Orte 4 In dieser Gegend ist jedoch kein Siedlungsplatz bekannt der von der Bedeutung mit dem Staffelberg vergleichbar ist Da zudem nicht bekannt ist welche Qualitat die von Ptolemaus verwendeten Quellen hatten und welche Irrtumer in der Uberlieferung bis zu seiner Schaffenszeit im 2 Jahrhundert n Chr zusammengekommen sind wird eine Gleichsetzung Menosgadas mit dem Staffelberg weiterhin als moglich oder sogar wahrscheinlich angenommen 5 Von fruheren Autoren wurde Menosgada teilweise auch an einem Flussubergang bei Eger lokalisiert 6 Geschichte Bearbeiten nbsp Luftbild des Staffelbergs mit dem Hochplateau der sogenannten Akropolis Um 5000 v Chr war das Staffelbergplateau bereits besiedelt was durch Steinbeile Feuersteingerate und kleine Gefassscherben belegt wird Aus der fruhen Urnenfelderzeit wurden Waffen und Schmuck aus Bronze gefunden Seit der spaten Hallstattzeit siedelten Kelten auf dem Staffelberg In der fruhen Latenezeit zwischen etwa 400 bis 300 v Chr wurde das Gipfelplateau durch eine 5 Meter dicke Steinmauer gesichert Wahrend der spaten Latenezeit um etwa 130 v Chr wurde die einfache Wehranlage zu einem 49 Hektar grossen Oppidum ausgebaut das mit einer 2900 Meter langen Schutzmauer vermutlich vier Toren und Fallgruben gegen das benachbarte Albgelande gesichert war Der Verlauf der Befestigung lasst sich noch auf weiten Strecken gut im Gelande verfolgen Der nordostliche Zugang war im Sattel des Plateaus zwischen Staffelberg und Spitzberg durch einen sehr gut erhaltenen Sperrwall schwer befestigt Dieser Abschnittswall verlauft von Nord nach Sud und ist heute noch etwa 320 Meter lang bis zu 16 Metern breit und bis zu 3 6 Metern hoch Aus der Mitte der befestigten Siedlung ragte eine etwa vier Hektar grosse Akropolis auf einem Hochplateau von 125 350 Metern hervor die von einer Pfostenschlitzmauer umgeben war Hier siedelte die Oberschicht die Munzen pragte und Kontakte mit dem Mittelmeerraum pflegte 7 Neben Keramik Werkzeugen Fibeln und Munzen konnten auf der Akropolis auch zwei eiserne Munzstempel geborgen werden Der Staffelberg war das nordlichste keltische Oppidum im heutigen Bundesland Bayern Die Siedlung wurde um 40 30 v Chr aufgegeben als die keltischen Gesellschaften durch grossere Bevolkerungsverschiebungen in Zentraleuropa und schliesslich durch die romische Eroberung Galliens unter Gaius Iulius Caesar in eine tiefe Krise geraten waren Durch den Zusammenbruch der Handelsnetzwerke in dieser Zeit scheint es fur die keltische Oberschicht finanziell nicht mehr moglich gewesen zu sein grossere Siedlungen zu beherrschen und zu verwalten Dazu passend zeigt auch der archaologische Befund auf dem Staffelberg dass das dortige Oppidum von seinen Bewohnern friedlich verlassen wurde ohne dass ein kriegerischer Angriff von aussen dafur verantwortlich war Die Befestigungstore wurden zwar abgebrannt doch erfolgte dies entweder absichtlich bei der planmassigen Aufgabe der Siedlung oder durch spatere Plunderer die auf dem bereits verlassenen Berg nach Wertgegenstanden suchten 8 In den folgenden Jahrzehnten gab es zwei kleinere germanische Ansiedlungen im Stadtgebiet des heutigen Bad Staffelstein die jedoch beide nur kurzzeitig bestanden Eine langerfristige Besiedlung erfolgte erst als im 4 Jahrhundert n Chr wahrend der Volkerwanderungszeit eine germanische vermutlich thuringische Befestigung auf dem Staffelberg entstand Diese war mit einer steinernen Ringmauer umgeben von der sich jedoch nur wenige Reste erhalten haben Seit dem Ende dieser Siedlung im 5 Jahrhundert ist der Staffelberg unbesiedelt 9 Befestigung BearbeitenDie Befestigung der fruhen Latenezeit bestand aus einer zweischaligen Steinmauer mit einer Fullung aus Erde und Steinbrocken Die Nordostfront war zusatzlich durch eine ahnlich konstruierte Vormauer bewehrt Die obere Mauer war zusatzlich durch stutzendes Balkenwerk verstarkt Das spatlatenezeitliche Oppidum ubernahm dieses gestaffelte Befestigungsprinzip Die obere Mauer wurde wieder mit einer Front aus Kalksteinen und Pfosten verblendet eine Pfostenschlitzmauer deren Rekonstruktion dort zu sehen ist Auf der Ruckseite schuttete man eine Erdrampe an Die Vormauer wurde ebenfalls wieder hergestellt In Zusammenhang mit dem Ausbau des Oppidums entstand der gut erhaltene Abschnittswall Dem von innen rampenartig ansteigenden Wall war ein breiter Sohlgraben von etwa 1 Meter Tiefe vorgelegt Der aus dem anstehenden Fels geschlagene Graben beginnt erst etwa 2 5 Meter vor der Wallfront Diese Front war durch eine Holzverblendung verstarkt die den Wehrgang als Brustwehr uberragte Eine steinerne Verblendung ist dort nicht nachweisbar Die Stutzpfosten waren ruckwartig im Wall verankert Insgesamt durfte dieser Befestigungsabschnitt auf der Frontseite etwa 4 5 Meter hoch gewesen sein Die spatlatenezeitliche Datierung der Abschnittsbefestigung wird durch einen Munzfund aus einem Grabungsschnitt betatigt 1974 konnte dort eine um 170 v Chr gepragte Drachme des Konigs Ariarathes IV von Kappadokien geborgen werden Die sonstige Wallbefestigung des Oppidums bestand aus einer etwa 3 Meter hohen und 5 Meter breiten Pfostenschlitzmauer mit holzerner Brustwehr Am steilen Nordhang wurde hierzu eine ungefahr 1 5 Meter tiefe Gelandestufe aus dem Fels gemeisselt Die Stutzpfosten waren wieder ruckwartig durch Querbalken im Wall verankert Bei archaologischen Ausgrabungen in den Jahren 2017 2019 wurde ein keltisches Zangentor im Sudwesten des Oppidums gefunden Die Breite des Tores betrug 7 1 Meter die Lange 6 6 Meter Es erreichte vermutlich eine Hohe von 12 5 Metern 10 Damit gehorte das Zangentor vom Staffelberg wahrscheinlich zu den grossten Bauwerken dieser Art 11 In den Holzpfosten die die Mauer des Tores stutzten sassen in geschnitzten Nischen 30 abgeschlagene Kopfe Die wohl nur einseitige Pflasterung des ansteigenden Weges deutet auf Rechtsverkehr hin 12 Literatur BearbeitenBjorn Uwe Abels Helmut Voss Selten und schon Archaologische Kostbarkeiten aus der Vor und Fruhgeschichte Oberfrankens CHW Monographien Band 9 Lichtenfels 2007 Bjorn Uwe Abels Die keltische Besiedlung des Staffelbergs In Entdeckungen rund um den Staffelberg Staffelstein 2015 S 48 61 Jorg W E Fassbinder Florian Becker Sarah Abandowitz Vom Datenpuzzle zum Gesamtbild das latenezeitliche Oppidum Menosgada auf dem Staffelberg In Das Archaologische Jahr in Bayern 2017 Stuttgart 2018 S 168 171 Josef Motschmann Altenkunstadt Heimat zwischen Kordigast und Main Gemeinde Altenkunstadt Altenkunstadt 2006 Konrad Radunz Der Staffelberg eine antike Befestigung am Obermain Bayreuth 1971 Markus Schussmann Staffelberg das Zangentor im Fokus Voruberlegungen zur Rekonstruktion der keltischen Toranlage In Denkmalpflege Informationen Heft 141 2019 S 46 47 Digitalisat Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 Weblinks BearbeitenAnimationsfilm zur keltischen Besiedlung auf dem Staffelberg Das keltische Oppidum auf dem Staffelberg auf digitale archaeologie de Marz 2020 Kelten in Bayern Zwischen Rechtsverkehr und Schadelkult In nationalgeographic de 13 Mai 2022Einzelnachweise Bearbeiten Edition der Geographike Hyphegesis mit Ubersetzung und Karte der Germania magna abgerufen am 3 Marz 2015 Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 S 15 Hans Jorg Nusse Christian Marx Dieter Lelgemann Germania magna Ein neuer Blick auf eine alte Karte Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios fur die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel In Germania Band 89 2011 S 115 155 zu Menosgada S 130 f doi 10 11588 ger 2011 96480 Andreas Kleineberg u a Germania und die Insel Thule Die Entschlusselung von Ptolemaios Atlas der Oikumene Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23757 9 S 31 Dort wird die Lage mit bei Hallstadt angegeben was sehr grob oder moglicherweise eine Verwechselung mit Hallerndorf ist Jedoch konnte der Handelsweg nach Menosgada uber die Furt des Mains bei Hallstadt gefuhrt haben Ptolemaus erwahnt den Main jedoch nicht Siehe etwa Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 S 15 Andreas Kleineberg u a Germania und die Insel Thule Die Entschlusselung von Ptolemaios Atlas der Oikumene Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23757 9 S 54 Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 Animationsfilm zur keltischen Besiedlung auf dem Staffelberg Das keltische Oppidum auf dem Staffelberg auf digitale archaeologie de Marz 2020 Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 S 110 Markus Schussmann Menosgada Die keltische Stadt auf dem Staffelberg Ein archaologischer Fuhrer Friedrich Pustet Regensburg 2022 ISBN 978 3 7917 3315 9 S 111 Keltische Stadt Ausgrabungen am Staffelberg 3 Juni 2019 abgerufen am 18 August 2019 Das Zangentor auf dem Staffelberg ist grosser als erwartet 22 Marz 2019 abgerufen am 18 August 2019 Lisa Lamm Kelten in Bayern Zwischen Rechtsverkehr und Schadelkult in nationalgeographic de 2022 H 5 50 092222 11 024722 Koordinaten 50 5 32 N 11 1 29 O Toponymie in der Germania magna des Ptolemaios nbsp Orte Klimazone I Kustenzone Flevum Siatoutanda Tekelia Phabiranon Treoua Leuphana Lirimeris Marionis Marionis altera Kenennon Aitouia Alisus Lakibourgion Mounition Ouirounon Ouirition Rougion Skourgon AskaulisKlimazone II Binnenzone Nord Askibourgion Nabalia Mediolanum Teuderion Bogadion Streontion Amisia Mounition Touliphourdon Askalingion Toulisourgion Pheugaron Kandounon Tropaia Drousou Louppia Mersouion Areletia Kalaigia Loupfourdon Sousoudata Kolankoron Lougidounon Stragona Limios alsos Boudorigon Leukaristos Arsonion Kalisia Alisum GetidavaKlimazone III Binnenzone Sud Alisum Boudoris Mattiakon Artaunon Novaesion Melokabos Gauonarion Lokoriton Segodounon Dewona Bergion Menosgada Bikourgion Maroboudon Redingouinon Nomisterion Meliodounon Kasurgis Strevintia Iligmatia Boudorgis Ebouron Arsikoua Parienna Setouia Karrodounon OsandaKlimazone IV Donauzone Tarodounon Arae Flaviae Riousiaoua Alkimoennis Kantioibis Bibakon Prodentia Setouakoton Ouebion Abilouon Phourgisatis Kondorgis Mediolanion Phelikia Ebourodounon Andouaition Kalamantia Singone AnauonFlusse Chalousos Albis Souebos Ouiadouas Ouistoulas Marnamanis limes Germanikos Okeanos Rhenos Danoubion Ainos Amisia OuisourgiosBerge N N N N Walder Gabreta Abnoba Melibokon Soudeta ore Askibourgion ore Semanous Orkunia LunaInseln N N N N Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oppidum auf dem Staffelberg amp oldid 238344980