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Das Lahn Dill Gebiet ist ein Wirtschaftsraum der durch Bergbau und Industrie gepragt wurde Geografisch lasst sich dieser Raum nur unscharf abgrenzen Die Bezeichnung entstand als die Region an der Dill und der oberen und mittleren Lahn noch eines der wichtigsten Erzreviere und einer der bedeutendsten Standorte der eisenerzeugenden und verarbeitenden Industrie des Deutschen Reichs war In den 1870er Jahren fand sich die grosste Gewerbedichte im Lahn Dill Gebiet Das Lahn Dill Gebiet mit seinen reichen und gunstig zu erschliessenden Eisenerzvorkommen wurde daher zu Recht als Hessisches Eisenland bezeichnet Der Zeitraum der Eisenerzeugung reicht von der Latenezeit uber das fruhe Mittelalter bis zur zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Die ehemalige Eisengiessereiregion an Lahn und Dill hat sich zum bedeutenden europaischen Standort des Formenbaus und Werkzeugbaus des technischen Modell und Spezialmaschinenbaus sowie der Kunststoffverarbeitung entwickelt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichtlicher Ruckblick 2 1 Eisenrevier Wetzlar mit 2500 jahriger Tradition 2 1 1 Waldschmieden und Hammerwerke 3 Geologie 4 Bergbau 4 1 Erze 4 1 1 Eisen 4 1 2 Eisenerzbergbau seit dem 8 Jahrhundert 4 1 3 Bedeutsamer Eisenerzbergbau im Schelderwald 4 1 4 Eisensteinfahrten 4 1 5 Blutezeit des Bergbaus an Lahn und Dill 4 1 6 Auslandische Konkurrenz und das Ende des Eisenerzbergbaus 1983 im Lahn Dill Gebiet 4 2 Silber Kupfer Nickel Blei und Quecksilber 4 2 1 Silber 4 2 2 Kupfer und Nickel 4 2 3 Blei 4 2 4 Quecksilber 4 2 5 Mangan 5 Minerale und Gesteine 5 1 Schwerspat 5 2 Kalk 5 3 Dachschiefer 5 4 Diabas 6 Eisenerzeugung 6 1 Rennofen und Waldschmieden 6 2 Huttenwerke 6 3 Hammerwerke 6 4 Holzkohle Hochofen 6 5 Der Wald wird dezimiert die Landschaft verkahlt 6 6 Holzkohle wird knapp 6 7 Schmelzresultat des Holz Hochofenbetriebs der Ludwigshutte aus dem Jahre 1849 6 8 Koks Hochofen 6 9 Das Ende der Eisenerzeugung im Lahn Dill Gebiet 1981 nach ca 2500 Jahren 7 Eisengiessereien 7 1 Das Zentrum der Giessereibetriebe 7 2 Herde und Ofen 7 3 Aus Wander und Saisonarbeitern und Taglohnern wurden Huttenarbeiter 7 4 Gussrohre 8 Lebensverhaltnisse der Einwohner 8 1 Industriebauern Nebenerwerbslandwirte Feierabend Landwirte 9 Verkehr 9 1 Eisenbahnen 10 Siehe auch 11 Literatur 12 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Lahn Dill Gebiet erstreckt sich uber den gesamten oberen und mittleren Lauf der Lahn und weit in ihre Seiten und Nebentaler Als Orientierung fur die Abgrenzung des Lahn Dill Gebiets kann die Flache innerhalb und knapp ausserhalb eines gedachten Polygons mit folgenden Eckpunkten gelten Dillquelle oberes Dietzholzetal Bad Laasphe Biedenkopf Buchenau Gladenbach Lollar Giessen Wetzlar Braunfels Weilburg Breitscheid und Haiger Politisch gehorte das Gebiet seit 1867 nach der Annexion durch das Konigreich Preussen zur preussischen Provinz Hessen Nassau Regierungsbezirk Wiesbaden und verblieb auch nach der Neugrundung Hessens 1945 in diesem Verwaltungsbezirk Seit 1981 gehort das Lahn Dill Gebiet zum in jenem Jahr eingerichteten Regierungsbezirk Giessen Mittelhessen Geschichtlicher Ruckblick BearbeitenDas obere Dilltal die Seitentaler der Dill das Gebiet westlich der Dillmundung der Raum Wetzlar der Dunsberg sowie das nordwestlich benachbarte Siegerland waren bereits zur Latenezeit Zentren der Eisengewinnung und verarbeitung Es wurde Raseneisenstein Roteisenstein und Brauneisenstein verhuttet Durch Bodenfunde ist uberliefert dass die Kelten neben Eisen auch Kupfer und Silbererze in diesem Raum abbauten und vor Ort verhutteten Eisenrevier Wetzlar mit 2500 jahriger Tradition Bearbeiten Bei Wetzlar Dalheim gelang ein durch Ausgrabungen belegter luckenloser Produktionsnachweis vom 4 5 Jahrhundert v Chr uber die Romerzeit und das Fruhmittelalter bis ins Hochmittelalter Der Fundort zeigt sich als grosste und besterhaltenen Anlage zur Eisenproduktion aus dieser Zeit in Deutschland 2 Das Eisenrevier um Wetzlar kann somit auf eine 2500 jahrige Tradition zuruckblicken 3 In der Nahe von Rittershausen Dietzholztal wurde ein Rennofen aus dieser Zeit ausgegraben Die zugehorige Keltensiedlung unterliegt inzwischen der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten 4 Bei Wallau und Oberndorf wurden Reste von Rennofen aus dem 6 bis 8 Jahrhundert entdeckt Weitere Rennofen fanden sich bei Fellerdilln Roth Lixfeld Ballersbach Mittenaar Niederweidbach Rossbach Bischoffen und am Dunsberg In Hesselbach wurde im Jahre 802 gemass einer Urkunde des Klosters Lorsch Blei Erz gefordert 870 wird im Lorscher Codex die Eisenerzgrube Juno bei Wetzlar Nauborn erwahnt Eine Eisenschmelze vermutlich zum Garben und Frischen des aufgekohlten Roheisens bestand um 900 in Frohnhausen bei Dillenburg Um 1277 ist Wetzlar bereits ein Zentrum der Eisenverarbeitung und des Eisenhandels Waldschmieden und Hammerwerke Bearbeiten Im 12 und 13 Jahrhundert verlegten die Waldschmiede als Produzenten von Barrenmaterial und Stabeisen sowie von Gebrauchsgegenstanden wie Beilen Axten Sensen Sicheln Messern Hacken Gabeln und Waffen wie Helme Harnische und Schwerter ihre von Hangwinden abhangigen Produktionsstatten zunehmend in die Taler Hier konnten sie ihre Hammerwerke und die Blasebalge ihrer Rennfeuer Frischherde und Herdfeuer mit Wassermuhlen antreiben und den steigenden Bedarf der Ritter bei ihren Fehden und Handeln besser bedienen Bergleute Huttenmeister und Schmiede waren insbesondere im hohen und spaten Mittelalter sehr gefragte Personenkreise die von den Landesherren stark umworben waren und mit Privilegien ausgestattet wurden Man warb sich gegenseitig die besten Krafte ab So holten sich die Herrscher der Grafschaft Wittgenstein 1450 Waldschmiede und andere Fachleute aus Weidenhausen Gladenbach Sogar bis ins Erzgebirge und in den Harz verschlug es hessische Bergleute In Goslar steht noch heute die Frankenberger Kirche die Kirche der hessischen und nassauischen Bergleute und ihrer Nachkommen Siehe auch Mittelhessen GeschichteGeologie Bearbeiten nbsp Die Geologie des Lahn Dill GebietsDas Lahn Dill Gebiet gehort geologisch gesehen zum sogenannten Hessischen Synklinorium das einen geologisch komplizierten Aufbau aufweist Das Hessische Synklinorium liegt im Osten und Sudosten des Rheinischen Schiefergebirges und wird geologisch untergliedert in die Dillmulde die Lahnmulde und die markante Struktur der Horre Zone welche die Dillmulde und die Lahnmulde trennt Im Osten hat die Giessener Decke Anteil am Lahn Dill Gebiet Entstanden ist das Synklinorium durch Faltung und Uberschiebung im Palaozoikum mit den dabei verursachten vielfaltigen Untergliederungen durch Hebungen Bruchlinien und Verwerfungen Vulkanismus im Tertiar pragte mit der Entstehung des Westerwalds das heutige Landschaftsbild Ungewohnliche Vielfalt an Erzen und mineralischen RohstoffenAufgrund der geologischen Geschichte und des Vorkommens zahlreicher Storungszonen hat das Lahn Dill Gebiet eine ungewohnliche Vielfalt an Erzen und mineralischen Rohstoffen zu bieten Nicht nur Eisenerz wurde gefunden und gefordert sondern auch Kupfer Silber Blei Zink Mangan Nickelerz und Quecksilber sowie die mineralischen Rohstoffe Schwerspat Kalk Diabas und Dachschiefer Sudlich von Katzenbach ostl v Biedenkopf suchte man nach Gold Bergbau BearbeitenIm Verlauf der Zeit wurden im Lahn Dill Gebiet weit uber 2000 bergrechtliche Konzessionen Erzabbau und Mineralien erteilt die jedoch nicht alle genutzt wurden Zum Beispiel gab es im Laufe der Zeit alleine im Hessischen Hinterland 41 Bleierzgruben 1 Braunkohlengrube 297 Eisensteingruben 88 Kupfererzgruben 55 Manganerzgruben 47 Nickelerzgruben 1 Quecksilbergrube 6 Silbergruben 18 Schwefelerzgruben 2 ZinkgrubenSomit insgesamt 556 Erzgruben Trotz aller Bemuhungen des Staates ging der Bergbau in dieser Teilregion im Hinterland aus verschiedenen Grunden ab der Mitte des 19 Jahrhunderts immer mehr zuruck Eisenerze aus Spanien Schweden und aus Elsass Lothringen nach 1871 wurden wegen ihres hohen Eisengehalts bevorzugt die heimischen Erze fanden nur noch als Zuschlagstoffe Verwendung Ausserdem kamen die Erze des Hinterlands nur in verhaltnismassig kleinen Nestern vor die keine nachhaltige Ausbeutung gestatteten Die ungunstigen Verkehrsverhaltnisse Transport der Erze mit Kuh und Ochsengespannen schlechte Strassen keine Eisenbahnen verursachten hohe Transportkosten Die Gestehungskosten beim Grubenausbau und bei der Erzgewinnung waren hoch Daher wurden die Hochofen der neuen Huttenwerke im Hinterland nach wenigen Jahren 25 bis 35 Jahre wieder stillgelegt Erze Bearbeiten Eisen Bearbeiten nbsp Eine rekonstruierte Eisenerzverladestation der Grube Allerheiligen in Ahausen bei WeilburgJahr Fordermenge 5 Anteil an derGesamtproduktionDeutschlands in 1862 315 139 t1871 1 008 711 t1872 1 134 251 t1873 1 202 450 t1874 719 206 t1875 731 898 t1876 675 968 t1877 676 076 t1878 805 408 t1879 810 431 t1880 988 955 t1881 1 024 486 t1882 1 021 525 t1883 1 080 083 t1884 1 053 410 t1885 837 846 t 9 111886 711 457 t 8 371887 838 275 t 8 911888 944 682 t 8 921889 1 032 089 t 9 381890 974 105 t 8 541891 977 630 t 9 141892 1 087 925 t 9 451893 965 208 t 8 381894 950 844 t 7 671895 866 241 t 7 041896 930 047 t 6 541897 986 776 t 6 371898 913 712 t 5 751899 967 434 t 5 371900 998 499 t 5 251901 839 721 t 5 061902 781 878 t 5 351903 937 701 t 4 421904 1 081 431 t 4 911905 1 021 606 t 4 44Das Eisenerz im Lahn Dill Gebiet erscheint vorwiegend in Ablagerungen von Roteisensteinen im Gegensatz zum Siegerland wo es meist gangartig als Spateisenstein auftritt Roteisensteine sind nicht so leicht zu verhutten wie die Brauneisensteine oder das gerostete Spaterz des Siegerlands sind jedoch hervorragend fur die Herstellung von Gusswaren auch dunnwandigen geeignet und ergeben ein besonders weiches Roheisen Das war die Grundlage der zahlreichen Eisengiessereien mit ihren hochwertigen Erzeugnisse wie Herde Ofen Sanitar und Bauzubehor Im Lahn Dill Gebiet finden sich infolge geologischer Veranderungen keine grosseren zusammenhangenden Vorkommen Der hier vorhandene Roteisenstein hat eine unregelmassige Lagerung Da die Lager sehr zerrissen und linienformig sind konnten sich hier nicht so grosse Grubenbetriebe entwickeln wie im benachbarten Siegerland Eisenerzbergbau seit dem 8 Jahrhundert Bearbeiten Seit dem 8 Jahrhundert ist Eisenerzbergbau bei Wetzlar urkundlich fassbar 1316 wird hier die Grube Calsmunt und 1344 die Grube Isinberg spater Philippswonne erwahnt Erst 1454 wird als erste Eisenerzgrube der Laufende Stein oberhalb des Dillenburger Bahnhofs genannt 1484 1571 taucht urkundlich die Grube Bieberstein bei Nanzenbach auf 1588 heisst sie Unverhofftes Gluck In den Jahren 1601 1697 kamen Bergwerke in Eibach Sechshelden und Donsbach dazu Bedeutsamer Eisenerzbergbau im Schelderwald Bearbeiten Sehr bedeutsam war einst der Eisenerzbergbau im Schelderwald der sich urkundlich bis ins 12 Jahrhundert zuruckverfolgen lasst Er muss aber weitaus grosser gewesen sein als das die Urkunden zu belegen scheinen Neben Eisen wurde Kupfer und in geringem Masse auch Silber abgebaut Bei den heftigen Auseinandersetzungen in diesem Raum 100 jahrige Dernbacher Fehde im 13 und 14 Jahrhundert zwischen den aufstrebenden Grafen von Nassau und den Landgrafen von Hessen ging es vordringlich um die reichen Eisenerzvorkommen im Schelderwald Fernhandelswege EisenstrasseBedeutende alte Fernhandelswege wie die alte Koln Leipziger Messestrasse auch Brabanter Strasse genannt streckenweise auch als Eisenstrasse bezeichnet weil sie bis nach Brabant heute Belgien fuhrte die Hohe Strasse und der Westfalenweg verliefen durch den Schelderwad und kreuzten sich hier bei der Angelburg mit den Fernwegen Es wird angenommen dass uber diese Strassen der Fernhandel mit Roheisen und Eisenerzeugnissen Waffen aus den Erzeugungsraumen Siegerland und Oberes Dietzholze Tal abgewickelt wurde Eisensteinfahrten Bearbeiten nbsp Roteisenstein Fundort ehemalige Grube Ruremark bei Wommelshausen Gemeinde Bad EndbachVon 1608 bis 1664 belieferten die Gruben Carolus und Einigkeit in Lixfeld den Hochofen bei der Ludwigshutte bei Biedenkopf Aus der Grafschaft Nassau Dillenburg wurden 1547 Eisensteine auf die Ludwigshutte geliefert Daraus lasst sich schliessen dass es zu diesem Zeitpunkt keine Verhuttung in der Grafschaft gab Von 1664 bis 1858 bzw 1900 waren auch die Gruben Wiederhoffnung und Ritschtal bei Rachelshausen in Betrieb Der Roteisenstein wurde auf der Ludwigshutte verhuttet Die reichen Erzvorkommen in der Nahe des Dunsbergs in den Gemarkungen Bieber Hof Haina und Konigsberg wurden von 1659 bis 1749 zunachst auf der Bieberhutte bei Rodheim Bieber verhuttet nach deren Stilllegung musste das Erz zur Ludwigshutte gefahren werden Fur den Transport der Eisensteine wurden anfangs die einzelnen Ortschaften vom Landesherrn im Frondienst verpflichtet pro Woche eine fur jede Gemeinde genau festgelegte Anzahl Fuhren zu tatigen Spater musste diese Leistung gegen billigmassige Entlohnung durchgefuhrt werden 6 Transport zur LudwigshutteTransportmittel waren Kuhgespanne bzw Ochsengespanne mit holzernen Ackerwagen Die Wege waren schlecht keine Strassen im heutigen Sinn oft nur ausgefahrene bessere Feldwege bergauf und bergab Eine Hinfahrt mit beladenem Wagen dauerte z B mit angenommenem Start in der Mitte der heutigen Gemeinde Bad Endbach bis Ludwigshutte bei ca 22 km Entfernung etwa 10 bis 12 Stunden Darin sind enthalten ca 8 bis 10 Stunden reine Fahrzeit dazu kommen 2 bis 3 Stunden Zeit fur Ausruhen Wiederkauen Fressen und Tranken der Zugtiere Das bedeutete bis zur Ruckkehr in den Heimatort allein ca 20 bis 24 Stunden Fahrzeit ohne die Nachtruhe Wahrend der Ernte und Feldbestellzeit wurden die Eisensteinfahrten daher nur widerwillig ausgefuhrt obwohl die kargliche Entlohnung als Zusatzeinkommen hochst willkommen war Blutezeit des Bergbaus an Lahn und Dill Bearbeiten nbsp Eine Feldbahnlore in Tringenstein erinnert an den Bergbau im SchelderwaldIn der Grafschaft Nassau im Raum Dillenburg blieb der Eisenerzbergbau bis Anfang des 18 Jahrhunderts unbedeutend gegenuber dem Raum Wetzlar Weilburg Mitte des 19 Jahrhunderts stieg die Produktion rasch an 1869 waren allein im Stadtgebiet Wetzlar mit ehemaligem Bergamt und Bergrevier 7 100 im Wesentlichen kleinere Erzbergwerke in Betrieb es war die Rede vom Schweizer Kase im Untergrund von Wetzlar So betrug die jahrliche Forderung an Eisenstein in Nassau 1850 ca 88 000 Tonnen und stieg bis zum Jahr 1865 um das Achtfache auf 650 000 Tonnen Nassau wurde damals zum bedeutendsten deutschen Eisenerzrevier In den 1830er und 1840er Jahren entstanden Anlagen mit Maschinen und tiefen Stollen da die Einfuhrung der Dampfmaschine die Wasserhaltung erleichterte Die Erzbasis der Huttenindustrie an der RuhrDie meisten Bergwerke in der Region wurden erst ab Mitte des 18 Jahrhunderts in Betrieb genommen und erlebten ihre Blutezeit in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts insbesondere als der Transport der Erze durch Eisenbahnen moglich wurde Der bis dahin bevorzugte Transport der Erze aus den Gruben an der Lahn uber die seit 1851 bis Giessen kanalisierte Lahn verlor an Bedeutung Die im Ruhrgebiet aufbluhenden Grosseisenwerke erwarben Gruben im Lahn Dill Gebiet und sicherten sich dadurch eigene Rohstoffgrundlagen Der Bergbau im Lahn Dill Gebiet ging weit uber den Bedarf der heimischen Eisenindustrie hinaus Es hiess z B Das Lahngebiet ist die vornehmste Erzbasis fur die Huttenindustrie an der Ruhr Mit Beginn der Grunderjahre nach 1871 stieg die Zahl der Gruben und eisenverarbeitenden Werke rasch an Der Abbau konzentrierte sich im Dill Gebiet auf die bedeutenden Vorkommen im Raum Oberscheld Eisemroth Hirzenhain im Schelderwald Zu nennen sind hier die Gruben Beilstein Konigszug Friedrichszug Amalie Handstein und Falkenstein Mit der Inbetriebnahme des Elektrizitatswerks 1906 in Oberscheld konnten elektrische Wasserhaltungspumpen Schragaufzuge und Fordermaschinen eingesetzt werden Die Generatoren wurden durch Grossgasmotoren mit dem Gichtgas des Hochofens als Brennstoff angetrieben Damit war es den neuen kapitalstarken Gesellschaften moglich mit Schachten die sehr ergiebigen tieferen Erzlager zu erschliessen Das Eisenrevier Wetzlar WeilburgIm Eisenrevier Wetzlar Weilburg verlief die Entwicklung ahnlich Von hier bezogen vor allem die Wetzlarer Hochofen ihr Erz Im Gebiet Biebertal und Umgebung gab es 6 Eisenerzgruben u a die Grube Morgenstern bei Waldgirmes in der naheren Umgebung von Wetzlar 15 grossere im Bereich Braunfels 14 und in der Umgebung von Weilburg 13 Gruben Die Fa Krupp aus Essen erwarb gegen Ende des 19 Jahrhunderts mehrere Gruben und verlegte ihre Grubenverwaltung ab 1890 nach Weilburg Zwischen 1906 und 1908 verkaufte der Furst zu Solms Braunfels 13 fordernde Bergwerke fur sechs Millionen Reichsmark an die Firma Krupp Die Gruben waren nicht alle gleichzeitig in Betrieb und ihre Forderkapazitat war von wenigen bedeutenden Ausnahmen abgesehen z B Riessenburg Schottenbach Erhaltung Friedberg Juno Anna Heinrichssegen Fortuna sehr unterschiedlich und manchenorts nicht sonderlich gross und daher schnell ausgebeutet 1919 erbrachten die Gruben an Lahn und Dill durch den Wegfall der Gruben in Lothringen infolge des Kriegsausgangs 21 der Eisenerzforderung in Deutschland Als Hochzeit der Eisenerzforderung im Lahn Dill Gebiet gelten die Jahre von 1875 bis 1920 von 1936 bis 1944 und von 1950 bis 1962 Die Forderung erreichte mit uber zwei Millionen Tonnen im Jahr 1917 einen einmaligen Hochststand Im Jahr 1900 arbeiteten in den Bergwerken an Lahn und Dill nahezu 4000 Bergleute Auslandische Konkurrenz und das Ende des Eisenerzbergbaus 1983 im Lahn Dill Gebiet Bearbeiten Seit 1850 wurden aus Spanien hochwertige Erze eingefuhrt nach 1870 reichhaltige schwedische Magneteisensteine und nach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 Minette Erze aus Lothringen Um gegen diese auslandische Konkurrenz bestehen zu konnen wurden die Eisenbahntransporte sowohl fur die Erze aus dem Lahn Dill Gebiet als auch fur Koks aus dem Ruhrgebiet seit Ende des 19 Jahrhunderts subventioniert Die letzte Erzgrube Falkenstein im Dillgebiet bei Oberscheld wurde wegen des Preisverfalls auf dem Weltmarkt am 31 August 1973 stillgelegt die Grube Fortuna bei Oberbiel erst am 4 Marz 1983 Die Huttenwerke an Rhein und Ruhr stellten bereits 1963 den Bezug von Lahnerzen ein Gegen die Auslandserze mit Eisengehalten bis uber 60 waren die heimischen Gruben chancenlos sie waren unrentabel geworden Heute transportiert ein einziger Erzfrachter die gleiche Menge 150 000 bis 200 000 Tonnen Eisenerz im Tagebau gewonnen aus Brasilien nach Deutschland die einst der gesamten Jahresforderung der Grube Fortuna Solms entsprach 8 Silber Kupfer Nickel Blei und Quecksilber Bearbeiten Silber Bearbeiten Nicht unbedeutend war die Suche und der Bergbau nach Silber im Mittelalter Die erste Silberkaute ist aus dem Jahre 1467 aus Gladenbach schriftlich uberliefert Um 1563 wird der Abbau wieder aktiviert und bis 1766 betrieben Die Vorkommen waren so reich dass dort 1588 die heute gesuchten Gladenbacher Silber Taler gepragt wurden als erste deutsche Ausbeutetaler Eine weitere Silberschmelze eine sogenannte Saigerhutte bestand von 1562 bis 1577 bei Mornshausen Gladenbach die spatere Huttenmuhle Silber wurde in Achenbach Breitenstein Frechenhausen Rachelshausen Runzhausen Erdhausen Eibach Oberrossbach Engelbach und Ewersbach gefunden 1696 liess Landgraf Ernst Ludwig in Giessen aus dem Silbererz der Grube in Roth Eschenburg die beruhmten Rother Ausbeutetaler pragen Kupfer und Nickel Bearbeiten Daneben hatte der Abbau von Kupfer und Nickelerzen ebenfalls eine gewisse Bedeutung In Erdhausen wurde seit 1562 67 und in Hartenrod ab 1674 Kupfererz gewonnen Die Erze wurden in speziellen Kupferhutten verarbeitet In der Grafschaft Nassau wurde seit 1573 Kupfer aus Nanzenbach in der Hutte zwischen Wissenbach und Eibelshausen verhuttet 1723 errichtete Graf Johann bei Dillenburg die Isabellenhutte zur Verhuttung der Kupfererze aus den Gruben bei Oberrossbach Donsbach Langenaubach Oberscheld Eisemroth Sechshelden Eibach und Nanzenbach Um 1650 wird eine Kupferhutte bei Dautphetal Mornshausen a D genannt Der Landgraf von Hessen liess 1725 29 in Breidenbach eine neue Kupferhutte bauen in der Erze aus Gruben bei Achenbach Dexbach Engelbach Breitenstein Frechenhausen Gonnern Lixfeld Erdhausen Eisemroth Rachelshausen Hartenrod und insbesondere aus den Gruben in Silberg Grube Ludwig und Kleingladenbach verhuttet wurden Zwischen Holzhausen und Mornshausen bestand zwischen 1780 und 1830 eine weitere Kupferhutte die Erze aus Holzhausen Amelose und Hommertshausen verarbeitete Bei der Verhuttung der Kupfererze die auch andere Metalle enthielten fiel in geringen Mengen Zink und Blei an Die Breidenbacher Kupferhutte wurde 1842 wegen mangelnder Rentabilitat geschlossen Auch die 1800 gegrundete Kupferschmelze bei Holzhausen a Hunstein am Weg nach Amelose wurde nach wenigen Jahren stillgelegt und abgebrochen Um 1850 stand bei Biedenkopf die Kupferschmelze Alexanderhutte spater Erlenmuhle In Erdhausen und Bellnhausen wurden von 1840 bis 1887 Nickel Erze abgebaut die in dem Nickelwerk Aurora der spateren Aurorahutte bei Erdhausen ehemaliger Standort Urbansmuhle gepocht und verhuttet wurden 1887 wurde die Nickelhutte zu einer Eisengiesserei umgewandelt Ab 1865 66 wurde in zwei Stollen in Wommelshausen im Ortsteil Hutte Nickelerz und Kupfererz abgebaut aber wegen des geringen Ertrags nach wenigen Jahren wieder eingestellt Blei Bearbeiten Eine Urkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahre 802 berichtet von Bleifunden bei Hesselbach Blei wurde in Rodenbach und in Steinbach nordlich von Haiger gefordert und als Beifund in Erzgruben bei Amelose Roth Hommertshausen Frechenhausen Hartenrod Rachelshausen und Weidenhausen gefunden Ein Kuriosum war die private Bleigrube Teutsch in Gonnern Gemeinde Angelburg die von Heinrich Teutsch von 1926 bis 1960 auf seinem eigenen Grundstuck betrieben wurde Die Schachttiefe betrug max 40 m Anfangs beschaftigte er bis zu 10 Mitarbeiter Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Teutsch alleine in seinem Bergwerk Quecksilber Bearbeiten Uber den Abbau von Quecksilber bei Buchenau wird bereits 1790 berichtet Es kam als Beifund auch in Gruben bei Gladenbach vor Um 1850 existiert bei Roth bei der Grube Gottesgabe eine Quecksilberhutte Mangan Bearbeiten Im Giessener Bergwerkswald und in der sich anschliessenden Lindener Gemarkung wurde ab 1843 Braunstein Manganerz in Schachten und in einem grossen Tagebau heute geflutet zwischen Gross und Klein Linden abgebaut Braunstein ist ein hochmanganhaltiges Stuckerz Das Braunsteinvorkommen der Giessener Braunsteinbergwerke auch bekannt unter dem Namen Fernie war eines der grossten weltweit Das Erz wurde mit einer Seilbahn aus dem Bergwerkswald uber die Frankfurter Strasse zum Guterbahnhof gefordert Der Abbau wurde 1967 und der Versand von der Wascherzhalde 1976 eingestellt In und um Wetzlar wurde im Tagebau Manganerz abgebaut z B in den Gruben Neu Tiefenbach in Dalheim oder im Hermannsteiner Steinbruch Kleinere Manganvorkommen wurden nach 1845 ab bei Wallau Weifenbach Eifa Laisa Biedenkopf sowie nahe Horbach bei Herborn Hirzenhain und Oberscheld abgebaut Minerale und Gesteine BearbeitenSchwerspat Bearbeiten In der Dill Mulde an der Grenze zur Horre wurden jahrzehntelang bedeutende Schwerspatvorkommen abgebaut Bereits 1838 hatte man in Bergwerken bei Hartenrod Schwerspat entdeckt konnte aber zunachst nichts damit anfangen Erst 1884 nahm die Grube Bismarck bei Hartenrod die gezielte Forderung von Kupfer und Schwerspat auf Die Grube blieb bis 1957 in Betrieb Sie war eines der bedeutendsten Schwerspatvorkommen in Deutschland In der angeschlossenen Spatmuhle wurde auch der Spat aus der benachbarten Grube Koppe im Schelderwald die uber eine Seilbahn mit dem Werk verbunden war verarbeitet Das Vorkommen in Hartenrod war einst eines der bedeutendsten in Deutschland und beschaftigte zeitweise bis zu 180 Mitarbeiter Schwerspat wurde auch in Gruben bei Dernbach Bottenhorn Silberg Oberndorf und Burg abgebaut Kalk Bearbeiten Kalk ist ein Grund Zuschlagsstoff fur die Eisenerzeugung Ferner bildet Kalk den Hauptbestandteil fur Zement Ausreichend grosse Kalkvorkommen lagen in unmittelbarer Nahe der Hochofen z B der Sophienhutte Wetzlar in den benachbarten Gemarkungen Hermannstein Niedergirmes und Dalheim sowie in Albshausen Burgsolms und Rodheim Bieber Das Vorkommen bei Hermannstein zeichnet sich durch sehr hohe Reinheit 98 CaCO3 des dortigen Massekalkes besonders aus Mit dem Abfallprodukt Hochofenschlacke und dem reichlich vorhandenen Kalk wurde am 28 August 1899 im Werk Sophienhutte in Wetzlar mit der Produktion von Eisenportland Hochofenzement begonnen Von 17 000 t a im Jahre 1900 konnte die Produktion auf ca 1 Mio t a gesteigert werden Kalkstein wurde ausserdem bei Medenbach Erdbach und Buchenau als Zuschlag fur Hochofen Stahlwerke und Eisengiessereien gewonnen Weitere kleinere Kalklagerstatten gab es im Verlauf der Horre bei Bicken Knotenkalk Ballersbach Bischoffen Oberweidbach Ruchenbach und Weitershausen Der Kalkstein der gering machtigen Vorkommen wurde meist vor Ort gebrannt und vorwiegend vom Bauhandwerk der Umgebung als Baukalk verwendet Dachschiefer Bearbeiten Eine uber 600 jahrige Tradition hat der Dachschieferbergbau 1317 wird erstmals von einer Schieferkaute bei Gladenbach berichtet Damit wurden zunachst vorwiegend landgrafliche Bauwerke wie das Schloss in Marburg und Burgerhauser bedacht Bis 1926 wurde Gladenbacher Dachschiefer im Tage und Tiefbau abgebaut Im ehemaligen Krs Biedenkopf gab es weitere Schiefergruben bei Kleingladenbach sudlich Oberweidbach zwischen Gunterod und Hartenrod Oberhorlen Simmersbach Oberdieten und Wallau Schieferbergwerke im ehem Dillkreis lagen bei Langenaubach Haiger Sechshelden Bicken und Frohnhausen In einer Grube bei Sinn wurde von 1617 bis 1870 Schiefer abgebaut und bei Wissenbach von 1767 bis 1987 Diabas Bearbeiten nbsp Der grosse 1996 stillgelegte Diabas Steinbruch Kuhwald bei Gladenbach Rachelshausen Landkreis Marburg BiedenkopfMit Beginn des 20 Jahrhunderts wurden an vielen Stellen Steinbruche eroffnet die Diabas abbauten Besonders gefragt war die hier vorkommende Varietat Palaopikrit die wegen ihrer dunkelgrunen Farbe Grunstein genannt wurde Grunstein besteht hauptsachlich aus den Mineralien Olivin und Augit Schwerpunkte des Abbaus lagen bzw liegen zwischen Oberdieten und Achenbach Breidenbach Kleingladenbach Buchenau Dautphetal bei Hirzenhain und Lixfeld Hommertshausen Bottenhorn Frechenhausen Steinperf Holzhausen Dautphetal Rachelshausen 9 Dernbach Wommelshausen Hartenrod Oberscheld und Herborn 1952 waren in 50 Betrieben ca 650 Mitarbeiter beschaftigt Es wurden Werksteine Grabsteine Pflastersteine Splitt fur Beton Schotter fur die Bahn und den Strassenbau sowie Fussbodenplatten und Fassadenverkleidungen in Steinsagewerken hergestellt In Betrieb sind noch die Steinbruche in Hirzenhain Steinperf Obereisenhausen und der Bruch zwischen Hartenrod und Wommelshausen Die Steinbruche haben tiefe Narben in der Landschaft hinterlassen und sie partiell stark verandert Eisenerzeugung BearbeitenRennofen und Waldschmieden Bearbeiten Die Eisenerzeugung begann mit dem Bau von Rennofen und Waldschmieden Neben der Menschenkraft wurde Holzkohle benotigt die in unmittelbarer Nahe in Meilern erzeugt wurde Eisenerze waren in der Region zunachst noch so haufig vorhanden dass sie nahe der Verarbeitungsstatten im Tagebau oder durch Aufsammeln sogenannter Moltersteine gewonnen werden konnten Die Produktion begann indem zerkleinertes Erz abwechselnd mit dicken Lagen Holzkohle in kleine Herdofen Rennfeuer Rennofen ca 0 5 bis 0 8 m im Durchmesser und ca 1 5 bis 2 m hoch eingeschichtet und entzundet wurden Die Ofen waren aus Steinen mit Lehm Ton gebaut Wenn die notwendige Kaminwirkung im Ofen nicht ausreichte konnte uber Dusen aus gebranntem Ton im unteren Bereich verteilt auf den Umfang zusatzlich Verbrennungsluft durch hand fussbetriebene Blasebalge aus Ziegen oder Kalbshauten eingeblasen werden 10 Bei Temperaturen zwischen 1100 und 1300 C wurde allmahlich dem Erz der Sauerstoff entzogen der sich dem Kohlenstoff der Holzkohle anlagerte und verbrannte Es verblieben im Herd nach einigen Tagen Eisenluppen das waren 5 20 kg schwere Eisenklumpen auch Ofensau genannt die man durch Aufbrechen des Ofens an der Ofenbrust Vorderseite entnahm Zwar reichte die Ofentemperatur nicht aus das Eisen zu schmelzen min 1540 C jedoch um die mineralischen Bestandteile des Erzes zu verflussigen die dann als fliessende Schlacke aus einer kleinen Offnung am Boden des Rennofens abrinnen namensgebend ablaufen konnte Mit langstieligen Holzhammern aus besonders hartem Wurzelholz entfernte man die den Luppen Eisenschwamm noch anhaftende Schlacke Danach begann die eigentliche Schmiedearbeit Zum wiederholten Aufheizen dienten Frischfeuer eine Art Schmiedefeuer mit zusatzlicher Luftzufuhr auf das Schmiedeteil um den im Rennofen aufgenommenen uberschussigen Kohlenstoff zu verringern Die zu Rotglut erhitzten Luppen wurden mehrmals mit Eisenhammern auf einem Amboss bearbeitet und geknetet wobei sie immer weicher und verformbarer wurden sie bauten ihren Kohlenstoffgehalt ab Endprodukt der Waldschmieden waren Halbfertigwaren wie Barrenmaterial Bandmaterial Stabeisen Bleche aber auch Gebrauchsgegenstande Eisengewinnung und verarbeitung bereits im 6 Jahrhundert n Chr In der Gemarkung Dalheim bei Wetzlar wurden archaologische Beweise entdeckt die eine Eisengewinnung und verarbeitung im 6 Jahrhundert n Chr belegen Wertvollster Grabungsfund war ein gut erhaltener Rennofen 11 12 Huttenwerke Bearbeiten Erste Huttenwerke die urkundlich nachweisbar sind entstanden in Feudingen ab 1408 Neuhutte bei Steinbrucken 1420 Eisemroth 1434 49 Wissenbach 1444 Oberscheld 1444 Ewersbach 1444 1559 Rittershausen 1440 Dillenburg 1444 1513 Isabellenhutte 1482 ostlich Dillenburg Friedrichshutte b Laasphe 1450 1463 Haiger 1444 1513 Weidenhausen Gladenbach 1450 1529 Huttner Hutte belegt 1496 1499 bei Wommelshausen Ludwigshutte bei Biedenkopf 1521 1531 1558 wurde die Ludwigshutte um ein Hammerwerk erweitert Laaspherhutte Hutte vor dem Breidenbach 1532 belegt Steinbach 1575 Eibelshausen 1585 Dillhausen Blashutte 1585 Hirzenhain um 1600 Dillenburg Adolfshutte ab 1607 Niederscheld 1607 Lixfeld 1613 Lohnberg ab 1618 und Rodheim Bieber 1658 1749 Hammerwerke Bearbeiten Bedingt durch die steigende Nachfrage nach Eisenerzeugnissen entstanden grossere Werkstatten an Bachlaufen die mit ihren von der Wasserkraft angetriebenen Blasebalgen und Schmiedehammern den Bedarf besser decken konnten Auch stand oft die Landesherrschaft dahinter die von dem aufstrebenden Wirtschaftszweig profitieren wollte Aus den Rennofen entwickelten sich Stuckofen kleine Schachtofen Dazu kamen spezielle Hammerwerke die Stabeisen herstellten und mit Vorschmiedehammer Streckhammer Blechhammer und Zainhammer weiterverarbeiteten Zainhammer schmiedeten z B Vormaterial fur die Draht und Nagelherstellung Stabeisen und Barren waren das Rohmaterial fur die Weiterverarbeitung Daraus wurden in speziellen Hammerwerken gefertigt Sensen Sicheln Messer Gabeln Spaten Pflugscharen Beile Axte Hammer Hufeisen Nagel Pfannen Beschlage Radreifen sowie Waffen aller Arten spezialisierten Werken Schwerter Spiesse Dolche einfache Helme und Panzer Verkaufsmarkte fur derartige Produkte sind seit 1250 in Wetzlar und Frankfurt nachweisbar Im 15 Jahrhundert gab es bereits solche Werke in der Grafschaft Nassau Dillenburg beispielsweise 1404 bis 1487 in Lohnberg in Dillenburg Haiger Wissenbach Eisemroth Steinbrucken Dietzholztal und Rittershausen Dietzholztal Auch im direkt benachbarten hessischen Amt Blankenstein wurden im oberen Salzbodetal z B 1450 in Weidenhausen Gladenbach 13 und 1496 1499 in Wommelshausen Ortsteil Hutte 14 siehe Bad Endbach Abschn Lagerstatten und Bergbau solche Schmiedewerke genannt Aus den ehemaligen Waldschmieden entwickelten sich uber Hammerschmieden Eisenhuttenwerke die ihr Roheisen in eigenen Hochofen erzeugten Holzkohle Hochofen Bearbeiten Teils noch im 15 jedoch verstarkt ab Anfang des 16 Jahrhunderts baute man die ersten hoheren Schachtofen die Hochofen Mit diesen Holzkohle Hochofen begann eine grundlegende neue Periode der Eisengewinnung Die Ofentemperatur erreichte uber 1500 C so dass die Luppen schmolzen und der Ofen flussiges Eisen lieferte Dieses Roheisen konnte man nicht nur in Frischherden entkohlen und schmieden sondern auch in Formen giessen Das war die Geburtsstunde der Eisengiessereien die sich nun parallel zu den Schmieden als eigene Abteilung in den Hutten entwickelten Produziert wurden Ofenplatten Topfe Sudkessel Rohren Geschutzrohre und Kanonenkugeln Es entstand danach ein dichtes Netz von Holzkohle Hochofen so unter anderem in Ewersbach 1586 Oberscheld 1589 1605 1745 Ludwigshutte 1608 1737 kam ein zweiter Holzkohle Hochofen dazu Breidenbach 1601 1626 Eibelshausen 1613 Oberndorfer Hutte mit Hammerwerk bei Braunfels 1666 1861 Burgerhutte bei Burg 1727 Friedrichshutte bei Laasphe 1799 auf der Kilianshutte spater Wilhelmshutte genannt ca 1832 34 stillgelegt 1885 Justushutte bei Weidenhausen Gladenbach 1840 stillgelegt 1883 Main Weser Hutte bei Lollar Holzkohlehochofen 1861 stillgelegt Georgshutte bei Burgsolms stillgelegt 1891 und auf der Karlshutte bei Buchenau 1844 neuer Hochofen 1874 In Wetzlar errichtete man 1841 ein Walzwerk mit Puddelofen Ein neuer Holzkohle Hochofen wurde 1850 beim wassergetriebenen Eisenhammer der Amalienhutte bei Niederlaasphe in Betrieb genommen Das Roheisen aus diesen Werken wurde in Hammerwerken und spater in Giessereien weiterverarbeitet In der Grafschaft Nassau Dillenburg hatte man 1817 die Burger Eisenhutte 1818 die Neuhoffnungshutte bei Sinn 1829 die Schelder Eisenwerke in Niederscheld 1840 die Adolfshutte bei Dillenburg und 1856 die Leopoldshutte in Haiger zu Hochofenwerken ausgebaut Eine Statistik aus dem Jahre 1860 weist aus dass pro Einwohner in Nassau 500 kg Roheisen erzeugt wurden in Preussen nur 23 kg Die Eisengusserzeugung im Lahn Dill Gebiet stieg von ca 5 800 t im Jahre 1850 auf ca 63 000 t im Jahre 1899 1860 gab es 28 Hochofen im Lahn Dill GebietUm die Mitte des 19 Jahrhunderts im Jahre 1860 waren im Lahn Dill Gebiet 22 Hochofenwerke mit 28 Hochofen in Betrieb Letzte Holzkohle HochofenDer letzte noch betriebene Holzkohle Hochofen im gesamten Revier in Eibelshausen stellte im April 1898 seine Erzeugung ein Bereits 1886 hatte man den Holzkohle Hochofen auf der Ludwigshutte bei Biedenkopf aufgegeben Beide Werke gingen zum Kupolofenbetrieb uber nbsp Historischer Hochofen Brausenstein um 1700 im Bielatal Sachsische Schweiz nbsp Hutte im Walde Holzkohle Hochofen Anfang 17 Jahrhundert Gemalde von Jan Breughel d A Der Wald wird dezimiert die Landschaft verkahlt Bearbeiten Um eine Tonne Roheisen zu erzeugen benotigte man vier Tonnen Holzkohle fur die man ca 40 Tonnen Holz verkohlen musste Das entsprach einer Niederwaldflache von etwa 8000 Quadratmeter Ein Hochofen verbrauchte pro Jahr ca 1000 Wagen Holzkohle Um z B im Jahr 1845 eine Tonne Schmiedestabeisen herzustellen benotigte man 27 Zentner Roheisen und 1 5 Wagen Holzkohle Fur das Feuer eines Eisenhammers benotigte man jahrlich 100 Wagen Holzkohle die Schmelzhutten jahrlich 800 bis 1000 Wagen Dieser starke Verbrauch fuhrte zu Brennstoffknappheit die nicht ohne Einfluss auf die Eisenindustrie des Lahn Dill Gebietes blieb Infolge des starken Holzverbrauchs wurden die Waldungen in der Nahe der Erzschmelzen Waldschmieden Hammerwerke stark dezimiert der Wald konnte sich nicht mehr erholen die Landschaft verkahlte Erz und Eisen wird zum Holz gebracht Die drohende Verkahlung der Landschaft und der damit einhergehende Brennholzmagel fur die Bevolkerung fuhrte dazu dass man kleinere Produktionsstatten Erzschmelzen Hammerwerke u a stilllegte zugunsten zentraler Werke in waldreicheren Gegenden z B Ludwigshutte bei Biedenkopf und fuhr das Erz dorthin Das Erz und das Eisen wurden somit zum Holz gebracht Holzkohle wird knapp Bearbeiten Der Bedarf an Holzkohle war inzwischen so gross geworden dass dies zu fuhlbarer Brennstoffknappheit fuhrte und das Wachstum der Eisenindustrie bremste Auch die Bevolkerung litt zunehmend unter dem Holzmangel Etwa ab 1850 waren die Walder oft nur noch Niederwald Strauchwalder Stockausschlagswalder wegen der Holzkohlerei restlos ausgeplundert die Holzkohle wurde knapp und teuer Die neuen Eisenbahnen ins Ruhrgebiet retten den WaldErst nachdem neue Eisenbahnstrecken ins Ruhrgebiet gebaut waren ab 1860 war es moglich die Holzkohle durch Koks zu ersetzen Danach erholten sich die Walder HaubergeUm dem Holzmangel zu begegnen hatten die Nassauer Landesherren schon sehr fruh im Siegerland und im angrenzenden oberen Dilltal z B Eibelshausen 1553 bzw 1562 durch Edikt Haubergs und Waldordnungen erlassen 15 Schmelzresultat des Holz Hochofenbetriebs der Ludwigshutte aus dem Jahre 1849 Bearbeiten Das Hochofenwerk Ludwigshutte stellte zuerst Roheisen her das dann in den Eisenhammern Hammerwerken Battenberg Hatzfeld Niederlaasphe Reddinghausen und Breidenstein in Frischfeuern zu Stabeisen zu umgearbeitet wurde Spater stellte man Gusswaren her aus dem Eisen das unmittelbar aus dem Erz erschmolzen war Ein Schmelzresultat des Holz Hochofenbetriebs der Ludwigshutte aus dem Jahre 1849 verdeutlicht welche Mengen an Erzen und Holzkohle fur eine Hochofenfullung benotigt wurden es heisst dort Die Mollerung Fullung mit Eisensteinen und Zuschlagsstoffen besteht aus 24 Karren Konigsberg Biebertal er heere kleine 8 Karren Konigsberger growe grosse 8 Karren Lixfelder 6 Karren Dernbacher 16 Karren Nassauer Eisensteine 8 Karren Kalksteinewelche nach Traudts und Fleischauers Werkmeister Angaben 35 pro Cent Eisen liefern Hiervon werden auf eine Gicht von 5 Korben Kohlen welche nach obigen Angaben 1 hess Mass bilden 520 Pf geworfen und solcher Gichten werden in 24 Stunden 21 erblasen also in der Woche 147 Hieraus geht hervor dass eine Gicht zu 1 hess Mass Kohlen 182 Pf Eisen liefert wonach die wochentliche Produktion 267 Ctr betragt Der Kalkstein fur den Hochofen kam aus der Gemarkung Buchenau Roheisen von hoher QualitatDas in den Holzkohlehochofen erzeugte Roheisen war von hoher Qualitat da sehr rein Koks Hochofen Bearbeiten Die Zeit der modernen Eisenverhuttung kam in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts als man durch den Bau der Eisenbahnstrecken zum Rhein und zur Ruhr Ruhrgebiet den billigeren Steinkohlekoks als den neuen Brennstoff herantransportieren konnte Danach begann die Zeit der modernen Hochofen und zwar mit dem Bau der ersten beiden Steinkohlenkoks Hochofen auf der Hedwigshutte in Lollar 1864 und 1866 Die Hochofenanlage in Lollar wurde im Jahre 1907 stillgelegt Damit erlosch die Roheisengewinnung im hessen darmstadtischen Oberhessen Auch im Dillgebiet wurde 1864 65 in Haiger die Leopoldshutte mit einem Koks Hochofen stillgelegt 1927 ausgerustet und 1864 die Charlottenhutte in Niederschelden Diese Hutte war das erste grosse Werk in der Region das ausschliesslich auf Koks angewiesen war Auf der nach 1870 errichteten Sophienhutte in Wetzlar wurde am 1 August 1872 der erste der beiden neuen Hochofen angeblasen 1875 wurde ein Hochofen in Giessen auf der Margarethenhutte in Betrieb genommen 1873 als Lahnhutte gegrundet und 1898 wieder stillgelegt sowie ein weiterer Hochofen in Burgsolms stillgelegt 1891 In Oberscheld blies man einen neuen Koks Hochofen am 11 Juli 1905 an Das Gichtgas dieses Hochofens diente als Brennstoff fur Grossgasmotoren die wiederum Generatoren antrieben zur Stromerzeugung Oberscheld wurde damit zur Uberlandzentrale fur die Elektrifizierung der naheren Umgebung ehem Dillkreis und Kreis Biedenkopf vor und wahrend des Ersten Weltkriegs Gasmotoren die mit dem Gichtgas der beiden Hochofen der Sophienhutte betrieben wurden erzeugten mit Generatoren Strom der ab 1911 Wetzlar und in den Folgejahren zahlreiche Umlandgemeinden mit elektrischer Energie versorgten Das Ende der Eisenerzeugung im Lahn Dill Gebiet 1981 nach ca 2500 Jahren Bearbeiten In Oberscheld wurde im April 1968 der Hochofen stillgelegt und der letzte der drei Hochofen der Sophienhutte in Wetzlar im letzten hessischen Hochofenwerk am 31 Oktober 1981 Das war das Ende der Eisenerzeugung im Lahn Dill Gebiet nach ca 2500 Jahren Eisengiessereien BearbeitenViele der jungeren Hochofen wurden nach relativ kurzer Zeit wieder stillgelegt Zu oft zeigte sich dass die zugrunde gelegten Erzlagerstatten nicht so ergiebig waren wie vermutet was zu hohen Transportkosten fur Fremderze fuhrte Zudem waren die neuen Koks Hochofen die alle an den neuen Bahnstrecken lagen eine grosse Konkurrenz da sie viel mehr und gunstiger Roheisen erzeugen konnten Ein Umbau der alten Holzkohle Hochofen auf Koksbetrieb lohnte sich nicht So wurden aus den Hutten zunehmend Giessereien die sich auf die Weiterverarbeitung des Roheisens mit Kupolofen spezialisierten Gegen Ende des 18 Jahrhunderts burgerte sich von England kommend der Schachtofen in den Giessereien wieder ein Er wurde mit Koks beheizt und jetzt als Kupolofen bezeichnet Mit diesem Ofen konnte man durch Gattieren Gusseisen bestimmter Zusammensetzung erzeugen und somit Qualitatsunterschiede des von den Hochofenwerken gelieferten Roheisens sowie von Altguss und Schrott ausgleichen Die heimischen Rot und Brauneisensteine eigneten sich im Gegensatz zu den Spateisensteinen des Siegerlandes nicht fur die Stahlproduktion jedoch waren sie bedingt durch ihre Eigenart ein hervorragendes Ausgangsmaterial fur Giessereiroheisen Dadurch konnte sich im Lahn Dill Gebiet eine Eisenindustrie entwickeln deren Sondergebiet der Guss von dunnwandigen Eisenwaren Ofen Herde Bratpfannen Kochtopfe Wannen usw war Das Zentrum der Giessereibetriebe Bearbeiten Das Zentrum dieser Giessereibetriebe befand sich entlang der Dill im ehemaligen Dillkreis im ehemaligen Kreis Biedenkopf im oberen Lahntal Breidenbach Ludwigshutte Dautphe und Buchenau und im Salzbodetal Justushutte in Weidenhausen Gladenbach Aurorahutte in Erdhausen sowie in Lollar an der Lahn Produziert wurde alles was sich in Eisen giessen liess wie Grabkreuze komplette Balkone Veranden und Wintergarten Gelander Zaune Gitter Tore Saulen fur Bauwerke Kandelaber Gas Strassenlaternen alle Gussteile waren reichlich verziert 16 sowie Fenster Spulbecken Badewannen Wasserpumpen Schwengelpumpen Jauchepumpen Sanitar und Kanalguss Topfe Pfannen Maschinengussteile aller Art Herde und Ofen Bearbeiten Herde Ofen und Waschkessel waren ein Hauptproduckt Vor dem Ersten Weltkrieg kamen drei Viertel aller im Deutschen Reich hergestellten Herde und Ofen aus dem Lahn Dill Gebiet Mitte des vorigen Jahrhunderts waren es immerhin noch ca 60 aller Heiz und Kochgerate An der Produktion von Heiz und Kochgeraten waren ehemals uber 20 Huttenwerke ohne Zulieferer beteiligt Es entstanden dadurch neue Berufe wie Modelleur Modellschreiner Modellschlosser sie erstellten die Vorlagen Modelle fur die Abformung der Gussteile in den Sandformen Former Kernmacher Schmelzer Giesser Ausleerer Putzer Schleifer Emaillierer Ofenbauer und Ofenmaurer Die Herde besonders die Ofen waren aufwendig und kunstvoll verziert u a mit historistischen floralen und spater Jugendstil Elementen und Ornamentbandern Dies belegen die Zeichnungen in den Musterbuchern der Huttenwerke z B die der Justushutte in Weidenhausen Gladenbach aus dem Ende des 19 Jh Anfang des 20 Jh 17 Gliederkessel fur ZentralheizungenGusseisen von besonders hoher Qualitat wurde seit 1878 in Buderus Werk Main Weser Hutte in Lollar erzeugt Ab 1881 produzierte man dort den Lohnholdt Ofen einen Dauerbrandofen der weltweit anerkannt wurde und ab 1895 begann hier die Serienproduktion von Gliederkesseln fur Zentralheizungen in Deutschland Aus Wander und Saisonarbeitern und Taglohnern wurden Huttenarbeiter Bearbeiten In der Anfangszeit dieser sturmisch wachsenden Industrie insbesondere wahrend der Grunderjahre nach 1871 stieg der Bedarf an Arbeitskraften Zunachst stellte man nur besonders ausgewahlte Arbeitskrafte ein da es an gelernten Fachkraften mangelte Aus bisherigen Wander und Saisonarbeitern und Taglohnern wurden aber nach und nach Huttenarbeiter Wie sich die Arbeit auf dem Huttenwerk in Burg bei Herborn der Burgerhutte gegr 1727 mit einem Holzkohle Hochofen mit Giesshaus und Schlackenpoche gegen Ende des 19 Jahrhunderts darstellte zeigt anschaulich ein Bericht aus Ballersbach ehemals Dillkreis aus dem Jahr 1870 Die Arbeit begann damals um sechs Uhr fruh und dauerte bis sieben Uhr abends und samstags bis 18 Uhr Bei je einer halben Stunde Fruhstucks und Nachmittagspause und einer Stunde Mittag ergab das elf Stunden Arbeitszeit Dazu kam noch der Fussweg hin und zuruck mit gut zwei Stunden Urlaub Kundigungsschutz und sonstige Vergunstigungen oder gar Weihnachtsgeld gab es nicht Der Tageslohn betrug 6 bis 7 Groschen Dafur konnte man sich 1 Pfund Dorrfleisch oder 1 Zentner Kartoffeln kaufen Fur einen Kochherd musste man 60 bis 70 Tagelohne aufwenden Gussrohre Bearbeiten Neben der Herd und Ofenindustrie hat die Produktion von gusseisernen Rohren und Kanalguss in der Region eine lange Tradition Neben Kanonenrohren stellte man in den mittelalterlichen Huttenwerken und Giessereien gusseiserne Rohren fur die Wasserversorgung von Burgen Schlossern und Lustgarten sogen Wasserkunsten her Das alteste erhaltene im Lahn Dill Gebiet hergestellte gusseiserne Rohr stammt von der im Jahre 1455 verlegten Wasserleitung fur die Burg Schloss Dillenburg Auch die fur die Wasserversorgung der Burg Braunfels verlegte man 1661 eine gusseiserne Druckwasserleitung 18 Mit Aufnahme des Giessereibetriebes in Wetzlar Anfang des 20 Jahrhunderts wurden dort auch gusseiserne Rohre fur die Wasserversorgung produziert zunachst im vertikalen Sandgussverfahren Heute kommen noch uber 33 der in Deutschland produzierten gusseisernen Rohre fur die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aus Wetzlar Seit 1926 werden sie im Schleudergussverfahren bzw Rohrschleuderverfahren nach de Lavaud hergestellt Lebensverhaltnisse der Einwohner BearbeitenIm uberwiegenden Teil des Lahn Dill Gebietes bestand auf dem Land die verbreitete Erbsitte der Realteilung mit der Folge dass die landwirtschaftlichen Nutzflachen pro Hof immer kleiner wurden Der Grundbesitz der Hofeigentumer war daher meist zu klein und die Ertrage bei der kargen Bodenbeschaffenheit im rauen Klima und extensiver Bewirtschaftung zu gering um eine grossere Familie ausreichend zu ernahren Im Allgemeinen lag der Grundbesitz pro Hof bei 0 5 bis 2 5 Hektar Land Acker und Wiesen Damit konnte man sich ein bis zwei Kuhe halten und ein bis zwei Schweine Wer noch weniger Land hatte hielt sich zumindest neben einem Schwein ein bis zwei Ziegen Das waren die Ziegenbauern mdl Gaasterbauern Nur wenigen war es vergonnt alleine von der eigenen Landwirtschaft zu leben Bis in die 1950er und 1960er Jahre hinein waren die Dorfer dieser Region von der Feierabend Landwirtschaft oder Nebenerwerbslandwirtschaft gepragt Industriebauern Nebenerwerbslandwirte Feierabend Landwirte Bearbeiten Durch die Industrialisierung gefordert entstand dadurch in den Orten im naheren und weiteren Umkreis der Hutten und Bergwerke der Typ des Nebenerwerbslandwirtes abschatzig Kuhbauer genannt Auch mit zusatzlicher Arbeit im Hutten oder Bergwerk war nur ein bedurfnisloses und bescheidenes Leben moglich Die nicht leichte Arbeit in der Landwirtschaft musste nach Feierabend auch Feierabend Landwirtschaft genannt oder im Raum Wetzlar von sogenannten Industriebauern nebenbei erledigt werden Gleich nach seiner Ruckkehr von der Arbeit warteten zu Hause noch die schwereren Arbeiten im Feld und Hof auf den Kleinlandwirt die seine Frau die Kinder und gebf die Grosseltern tagsuber nicht ausfuhren konnten Nach getaner Arbeit im Huttenwerk oder Bergwerk war noch kein Ausruhen angesagt Der Jahresurlaub fiel in die Zeit der Heu und Getreideernte oder wenn im Herbst die Kartoffeln Kartoffelernte und der Dickwurz auch Rummeln genannt ausgemacht werden mussten Kinder mussten spatestens ab dem 10 Lebensjahr bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten selbstverstandlich mithelfen das war Kinderarbeit Die Schulferien hiessen Ernteferien Sommerferien Heu und Getreideernte und Kartoffelferien Herbstferien Grummet und Kartoffelernte Die Kinder wurden bei der Ernte dringend gebraucht das war der ursprungliche Grund fur die Einfuhrung dieser Schulferien Urlaub war diesen Familien unbekannt Urlaub machten Stadter Verkehr BearbeitenEisenbahnen Bearbeiten Ihre Blutezeit erlebte die Lahn Dill Region mit dem Bau der Eisenbahnen Nun konnte Koks aus dem Ruhrgebiet fur die Hochofen und Kupolofen der Huttenwerke und Eisengiessereien herangeschafft und die Produkte der Industrie in grossen Mengen schnell zu den Absatzmarkten transportiert werden Als erste Bahnstrecke wurde die Main Weser Bahn uber Giessen 1852 in Betrieb genommen 1862 war die Dillstrecke Giessen Dillenburg Koln fertig ein Jahr spater 1863 die Lahntalbahn Wetzlar Koblenz Ab 1883 folgten die Nebenstrecken der Oberen Lahntalbahn Marburg Biedenkopf Laasphe Kreuztal 1892 der Strecke Dillenburg Ewersbach und 1902 der Aar Salzbode Bahn Niederwalgern Herborn Die Kleinbahn Giessen Bieber die Biebertalbahn im Volksmund Bieberlieschen genannt wurde 1897 98 in erster Linie wegen der bedeutenden Eisenerzlagerstatten und der Kalkvorkommen im nordwestlich von Giessen gelegenen Biebertal gebaut Aufgrund schwieriger Gelandeverhaltnisse konnte die Scheldetalbahn erst 1911 durchgehend von Dillenburg uber Hirzenhain durch das Gansbachtal bis Biedenkopf realisiert werden Die Steilstrecke ab dem Bergwerksbahnhof Herrnberg bis zur Lahn Dill Wasserscheide Bahnhof Hirzenhain liess sich nur mit Zahnradantrieb Zahnradbahn uberwinden Von Dillenburg bis zur Eisenerzgrube Konigszug war sie als Stichbahn bereits seit 1872 in Betrieb Als letzte Nebenbahn im Lahn Dill Gebiet wurde 1939 die Strecke Haiger Breitscheid in Betrieb genommen Siehe auch BearbeitenListe von Bergwerken im Lahn Dill Gebiet Siegerlander Erzrevier Bergbau im Siegerland Bergbau im Sauerland Grube Friedberg Grube Fortuna Solms MetallurgieLiteratur BearbeitenG Einecke Der Bergbau und Huttenbetrieb im Lahn und Dillgebiet und in Oberhessen Eine Wirtschaftsgeschichte Berg und Huttenmannischer Verein Wetzlar e V aus Anlass seines 50 jahrigen Bestehens Wetzlar 1932 Buderus Post Jubilaumsausgabe 1731 1981 Buderus Aktiengesellschaft Werkzeitung Wetzlar 1981 Karsten Porezag Bergbaustadt Wetzlar Geschichte von Eisenerzbergbau und Huttenwesen in historischer Stadtgemarkung Wetzlar 1982 ISBN 3 926617 00 4 Karsten Porezag edle Gange an Kupffer Ertz sich reichlich zeigen Kupfererzbergbau und Kupferhuttenwesen um Wetzlar 1607 1897 Verlag Eigenverlag Lahnstr 35 35578 Wetzlar ISBN 978 3 87707 117 5 K Grethe Bergbau und Eisenindustrie im Nassauer Land und im Siegerland In VDI Zeitschrift Bd 92 Nr 25 1 September 1950 Karl Nebe Die Eisen Industrie im oberen Dietzholztal Neuauflage einer Veroffentlichung vom Anfang des 20 Jahrhunderts Dietzholztal Ewersbach 1983 Albrecht Jockenhovel Christoph Willms Das Dietzholzetal Projekt Archaometallurgische Untersuchungen zur Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Eisengewinnung im Lahn Dill Gebiet Hessen In Munster sche Beitrage zur Ur und Fruhgeschichtlichen Archaologie Bd 1 Verlag M Leidorf Rahden Westfalen 2005 ISBN 3 89646 279 2 ISSN 1861 3942 Rolf Georg Rainer Haus Karsten Porezag Eisenerzbergbau in Hessen Hrsg Forderverein Besucherbergwerk Fortuna Wetzlar 1986 ISBN 3 925619 01 1 Karl Huth Wirtschafts und Sozialgeschichte des Landkreises Biedenkopf 1800 1866 Hrsg Kreisausschuss des Landkreises Biedenkopf Wetzlarer Verlagsdruckerei Wetzlar 1962 Manfred Kohl Die Dynamik der Kulturlandschaft im oberen Lahn Dillkreis Wandlungen von Haubergswirtschaft und Ackerbau zu neuen Formen der Landnutzung in der modernen Regionalentwicklung In Giessener Geographische Schriften Heft 45 Giessen 1978 Karl Scheld Wieder das Vergessen In Heimatkundliche Berichte aus dem Amt Blankenstein Sonderdruck Verlag Kempkes Gladenbach 2005 ISBN 3 88343 039 0 Dieter Stoppel Auf Erzsuche Zur Geschichte des Silber Kupfer und Schwerspatbergbaues im Raum Biedenkopf Dillenburg D Bode Verlag Haltern 1988 ISBN 3 925094 19 9 Verein fur Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e V Eisenland zu den Wurzeln der nassauischen Eisenindustrie Wiesbaden 1995 ISBN 3 922027 88 1 Rainer Haus Hans Sarkowicz Feuer und Eisen 275 Jahre Warme von Buderus Munchen 2006 ISBN 978 3 492 04947 4 ISBN 3 492 04947 8 Hans Schubert Josef Ferfer Georg Schache Vom Ursprung und Werden der Buderus schen Eisenwerke Wetzlar 2 Bande Munchen 1938 Klaus Kunzler Der historische Bergbau des Lahngebiets Lahnbrueck Verlag Weilburg 2010 ISBN 978 3 9812777 1 5 Rainer Haus Bis 1981 schmilzt Lahn Erz in Wetzlar In Heimat an Lahn und Dill Beilage Hinterlander Anzeiger 13 Januar 2013 Horst W Muller Lebensverhaltnisse im Hinterland Das sudwestliche Hinterland Ende des 18 bis Anfang des 20 Jahrhunderts Hinterlander Geschichtsblatter Biedenkopf Nr 1 Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Industrie und Handelskammer Lahn Dill in Jahrbuch 2016 des Landkreises Marburg Biedenkopf Hrsg Kreisausschuss des Landkreises Marburg Biedenkopf Wetzlar 2016 S 43 ISBN 978 3 9811350 8 4 Andreas Schafer Archaologie in Deutschland Friedrich Schiller Universitat Jena Nr 1 2007 S 7 11 Fruhes Eisen im Mittelgebirgsraum Die Eisenproduktion an der mittleren Lahn von der Latenezeit bis ins Mittelalter In uni bamberg de 27 Oktober 2016 abgerufen am 30 Mai 2017 Dill Zeitung 8 Juni 2011 Gustav Einecke Der Eisenerzbergbau und der Eisenhuttenbetrieb an der Lahn Dill und in den benachbarten Revieren Eine Darstellung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und gegenwartigen Lage Jena 1907 S 67 Karl Huth Die Gemeinde Bad Endbach und ihre 8 Ortsteile im Wandel der Jahrhunderte Hrsg Gemeindevorstand der Gemeinde Bad Endbach Wetzlar 1985 Seite 303 Zeno Lexikoneintrag zu Wetzlar Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 20 Leipzig Abgerufen am 23 Juli 2020 Aussage eines ehemaligen Steigers der Grube Fortuna Stefan Debus Der Steinbruch Kuhwald Rachelshausen Hrsg Festausschuss 675 Jahre Rachelshausen Bad Endbach Oktober 2017 301 S zahlreiche Fotos Mathias Doring Eisen und Slber Wasser und Wald Gruben Hutten und Hammerwerke Verlag Wielandschmiede H Zimmermann Kreuztal 1999 u a Zeichnungen von mittelalterlichen Schmelzofen http www porezag de index php veroeffentlichungen montangeschichte 8 kupfererzbergbau inhalt html Bereich fur Ur und Fruhgeschichte an der Friedrich Schiller Universitat Jena Die Ausgrabungen in Wetzlar Dalheim 2002 03 Memento vom 19 August 2008 im Internet Archive Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Urkunde W 171 C 825 Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Urkunde W 171 C825 826 f 475 u 478 Karsten Porezag Holz war einst wertvoller als Eisenerz Die Haubergswirtschaft im Lahn Dillkreis Ihre Preussische Verordnung vom 4 Juni 1887 besteht noch heute in DAMALS Beilage zum Hinterlander Anzeiger vom 13 Dezember 2019 Karl Scheld Wieder das Vergessen In Heimatkundliche Berichte aus dem Amt Blankenstein Sonderdruck Verlag Kempkes Gladenbach 2005 ISBN 3 88343 039 0 Abbildungen aus dem Musterbuch der Justushutte auf Seiten 143 bis 147 Karl Scheld Wider das Vergessen In Heimatkundliche Berichte aus dem Amt Blankenstein Sonderdruck u a Huttenwerke im Salzbodetal mit Abbildungen aus den Musterbuchern der Huttenwerke Verlag Kempkes Gladenbach 2005 ISBN 3 88343 039 0 Hans von Rezori Das Gussrohr Kurze geschichtliche Entwicklung GWF Wasser 93 Jahrg Heft 10 Mai 1952 S 295 297 Normdaten Geografikum GND 4098937 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lahn Dill Gebiet amp oldid 238203355