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Augit ist ein sehr haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate Als Klinopyroxen kristallisiert es im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca Mg Fe 2Si2O6 3 und entwickelt kurze bis lange prismatische Kristalle aber auch kornige Mineral Aggregate von gruner brauner oder schwarzer Farbe bei graugruner Strichfarbe Sehr selten werden auch farblose Augite Leukaugit gefunden 10 AugitAugit Kristallstufe aus der La Pancita Mine Oaxaca Mexiko Vergleichsmassstab 1 mit Einkerbung bei 1 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1988 s p 1 IMA Symbol Aug 2 Chemische Formel Ca Mg Fe 2Si2O6 3 Ca Fe Mg Fe Si2O6 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII D 01d VIII F 01 090 9 DA 15 65 01 03a 03Ahnliche Minerale HornblendeKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 5 Raumgruppe C2 c Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 4 Gitterparameter a 9 69 A b 8 84 A c 5 28 Ab 106 3 4 Formeleinheiten Z 4 4 Haufige Kristallflachen 100 010 110 1 02 1 11 Zwillingsbildung nach 100 6 und 010 haufig lamellare Wiederholungszwillinge 7 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 bis 6 6 7 Dichte g cm3 gemessen 3 19 bis 3 56 berechnet 3 31 8 Spaltbarkeit deutlich bis gut nach 110 Absonderung nach 100 6 Bruch Tenazitat muschelig bis uneben sprode 8 Farbe dunkelbraun bis schwarz grunlich braunviolett 8 Strichfarbe weiss gelegentlich graugrun 7 Transparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Glasglanz Harzglanz mattKristalloptikBrechungsindizes na 1 680 bis 1 735 9 nb 1 684 bis 1 741 9 ng 1 706 bis 1 774 9 Doppelbrechung d 0 026 bis 0 039 9 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V gemessen 40 bis 52 berechnet 48 bis 68 9 Pleochroismus hellgrun braungrun blaugrunWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten schmilzt zu schwarzem Glas in Sauren ausser Fluorwasserstoffsaure schwach loslichMit einer Mohsharte von 5 bis 6 gehort Augit zu den mittelharten Mineralen und lasst sich ahnlich wie das Referenzmineral Apatit Harte 5 noch mit einem Messer oder wie das Referenzmineral Orthoklas mit einer Stahlfeile ritzen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAugit wurde erstmals 1792 vom deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner beschrieben und nach altgriechisch aὐgh augḗ deutsch Glanz Schimmer benannt Klassifikation BearbeitenDie 1989 von der International Mineralogical Association IMA herausgegebene strukturelle Klassifikation ordnet den Augit zusammen mit Burnettit Davisit Diopsid Esseneit Grossmanit Hedenbergit Johannsenit Kushiroit Petedunnit und Tissintit zu den Calciumpyroxenen Ca Pyroxenen in der Pyroxengruppe 11 In der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Augit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur allgemeinen Abteilung der Ketten und Bandsilikate Inosilikate wo er als Namensgeber die Augit Reihe mit der System Nr VIII D 01d und den weiteren Mitgliedern Aegirin Augit Fassait inzwischen als Varietat diskreditiert und Omphacit innerhalb der zur Pyroxenfamilie gehorenden Klinopyroxene bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII F 01 90 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse ebenfalls der Abteilung Ketten und Bandsilikate wo Augit zusammen mit Aegirin Aegirin Augit Augit Davisit Diopsid Esseneit Grossmanit Hedenbergit Jadeit Jervisit Johannsenit Kanoit Klinoenstatit Klinoferrosilit Kosmochlor Kushiroit Namansilit Natalyit Omphacit Petedunnit Pigeonit Spodumen und Tissintit die Gruppe der Klinopyroxene bildet Stand 2018 12 Auch die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Augit in die Abteilung der Ketten und Bandsilikate Inosilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten bzw Bander und der Verwandtschaft einiger Minerale so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung Ketten und Bandsilikate mit 2 periodischen Einfachketten Si2O6 Pyroxen Familie zu finden ist wo es zusammen mit Davisit Diopsid Esseneit Hedenbergit Johannsenit Kushiroit und Petedunnit die Ca Klinopyroxene Diopsidgruppe mit der System Nr 9 DA 15 bildet Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Augit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Kettensilikatminerale ein Dort ist er in der Gruppe C2 c Klinopyroxene Ca Klinopyroxene mit der System Nr 65 01 03a innerhalb der Unterabteilung Kettensilikate Einfache unverzweigte Ketten W 1 mit Ketten P 2 zu finden Kristallstruktur BearbeitenAugit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2 c Raumgruppen Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 mit den Gitterparametern a 9 69 A b 8 84 A c 5 28 A und b 106 3 sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften BearbeitenVor dem Lotrohr schmilzt Augit zu schwarzem oft magnetischem Glas Er wird im Allgemeinen nur schwach von Sauren angegriffen mit Ausnahme der Flusssaure Titanaugit ist dagegen in kochender Salzsaure HCl vollkommen zersetzbar 6 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Augitkristall mit Kernzone aus Aegirin Augit grun und Randzone aus Titanaugit blassviolett Dunnschliff im linear polarisierten Licht Basalt Als Fassait wird eine Augit oder Diopsid Varietat mit einem erhohten Eisen und Aluminiumgehalt bezeichnet Als Jeffersonit bezeichnet man eine mangan und zinkhaltige Augit oder Diopsid Varietat 14 In der Petrographie ist auch die Unterscheidung zwischen Augit und Titanaugit mit gt 3 Gew TiO2 verbreitet 15 Dieser ist im Dunnschliff oft bereits ohne chemische Analyse anhand seiner braunvioletten bis violetten Farbe zu erkennen wobei die Intensitat der Farbung gewohnlich mit dem Titangehalt zunimmt Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Augitkristalle auf Muttergestein aus Diana Township Lewis County New York USAAugit ist ein gesteinsbildendes Mineral das sich als wesentlicher Gemengteil in vielen und als akzessorischer Bestandteil in den meisten magmatischen Gesteinen wie Basalten Diabasen Gabbros Melaphyren und Tuffen bildet 10 Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Minerale der Amphibolgruppe Labradorit Leucit Olivin Orthoklas Sanidin und verschiedene Minerale der Pyroxengruppe 8 Als haufige Mineralbildung ist Augit an vielen Fundorten anzutreffen wobei weltweit bisher uber 2000 Fundorte als bekannt gelten Stand 2017 16 In Deutschland wurde das Mineral in verschiedenen Steinbruchen und Bergwerken im Hegau und am Kaiserstuhl in Baden Wurttemberg im Frankenland und in Niederbayern im Landkreis Giessen und im Vogelsberg in Hessen an verschiedenen Stellen im Harz in Niedersachsen an mehreren Orten im Siebengebirge und Siegerland an vielen Stellen in der Eifel wie unter anderem in der Umgebung von Andernach Daun Gerolstein Hillesheim des Laacher Sees Mayen Mendig und Niederzissen im Erzgebirge in Sachsen sowie an einigen Stellen im Saarland Schleswig Holstein und Thuringen In Osterreich fand man Augit bisher an mehreren Stellen im Burgenland in Karnten Hohe Tauern Huttenberger Erzberg Koralpe Niederosterreich Waldviertel im Salzburger Land der Steiermark und in Nordtirol In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur an wenigen Orten gefunden werden so auf der Tot Alp bei Wolfgang in Davos im Kanton Graubunden in zwei Aufschlussen in der Gemeinde Ramsen SH im Kanton Schaffhausen und am Allalin in der Gemeinde Saas Almagell im Kanton Wallis Erwahnenswert aufgrund aussergewohnlicher Augitfunde ist unter anderem die Fundstatte am Clear Lake in der kanadischen Provinz Ontario wo Kristalle mit bis zu 15 cm Grosse zutage traten Am Laacher See in Rheinland Pfalz Deutschland wurden bis zu 5 cm grosse Kristalle gefunden 17 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Algerien der Antarktis Argentinien Armenien Aserbaidschan Athiopien Australien Bangladesch Bolivien Brasilien Bulgarien Burkina Faso Chile China Costa Rica Ecuador El Salvador Eritrea auf der Fidschi Insel Ovalau Finnland Frankreich sowie Franzosisch Polynesien und Franzosisch Westindien Ghana Griechenland Gronland Guatemala Guinea Indien Indonesien Iran Irak Irland Island Israel Italien Japan im Jemen auf den Jungferninseln Kamerun Kasachstan Kenia Kirgisistan der Republik Kongo Kolumbien Nord und Sudkorea Kroatien Libyen Litauen Madagaskar Malawi Mali Malta Marokko Mauretanien Mauritius Mexiko der Mongolei Montserrat Myanmar Namibia Neukaledonien Neuseeland Nicaragua den Niederlanden Nigeria Norwegen Oman Pakistan Papua Neuguinea Paraguay auf den Philippinen in Polen Portugal auf Reunion Rumanien Russland der Westsahara auf den Salomonen in Saudi Arabien Schweden Sierra Leone Simbabwe der Slowakei Spanien St Lucia St Vincent und die Grenadinen Sudafrika im Sudan Taiwan Tadschikistan Tansania Tschechien der Turkei Turkmenistan Ukraine in Ungarn Usbekistan im Vereinigten Konigreich Grossbritannien den Vereinigten Staaten von Amerika USA Vietnam der Zentralafrikanischen Republik und auf Zypern Daruber hinaus ist Augit Bestandteil einiger Steinmeteorite Auch in Gesteinsproben vom ostpazifischen Rucken konnte Augit nachgewiesen werden 18 Ausserhalb der Erde fand man das Mineral bisher auf dem Mond Mare Crisium Mare Fecunditatis und Montes Taurus und auf dem Mars Valles Marineris Aeolis quadrangle Johann Wolfgang von Goethe hat sich im Rahmen seiner mineralogischen Studien auch fur die grossen idiomorphen Augite interessiert die beim bohmischen Vulkan Vlci hora Wolfsberg vorkommen 19 Der Chemiker Johann Wolfgang Dobereiner fuhrte auf Goethes Veranlassung Schmelzversuche an diesen Augiten durch Ebenso wurden von Frederic Soret die Augite des Wolfbergs morphologisch untersucht und dessen Ergebnisse in einer von Goethe herausgegebenen Zeitschrift veroffentlicht Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 719 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Augit Sammlung von Bildern und Audiodateien nbsp Wiktionary Augit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Augit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 5 Marz 2021 Augite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 5 Marz 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Augite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 5 Marz 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2021 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2021 abgerufen am 5 Marz 2021 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 620 David Barthelmy Augite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 5 Marz 2021 englisch a b c d Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 526 527 a b c Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 770 772 a b c d Augite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 78 kB abgerufen am 3 Dezember 2017 a b c d e Augite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 5 Marz 2021 englisch a b Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 719 Erstausgabe 1891 Subcommite on Pyroxenes CNMMN Nobuo Morimoto Nomenclature of Pyroxenes In The Canadian Mineralogiste Band 27 1989 S 143 156 rruff info PDF 1 1 MB abgerufen am 5 Marz 2021 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 5 Marz 2021 englisch Alte Mineralnamen und Synonyme PDF 2 8 MB In indra g at Indra Gunther 17 September 2009 abgerufen am 5 Marz 2021 Hans Pichler Cornelia Schmitt Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dunnschliff 2 vollig neu bearbeitete Auflage Enke Stuttgart 1993 ISBN 3 432 95522 7 S 91 92 Localities for Augite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 5 Marz 2021 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 233 Fundortliste fur Augit beim Mineralienatlas und bei Mindat Johannes Baier Goethe und der Wolfsberg Vlci hora Tschechische Republik In Zeitschrift fur Geologische Wissenschaften Band 41 42 2013 14 Heft 4 Verlag fur Geowissenschaften ISSN 0303 4534 S 209 216 Zusammenfassung online verfugbar bei zgw online de PDF 182 kB abgerufen am 3 Dezember 2017 Jahr der Publikation vermutlich 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augit amp oldid 239000633