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Ein Lotrohr ist ein abgewinkeltes ca 5 mm weites Metallrohr an dessen langerem Schenkel sich ein Mundstuck und an dessen kurzerem Schenkel sich eine Duse befindet Es wird zum Untersuchen von Mineralien insbesondere von Metallen und in der anorganischen qualitativen Analyse als Vorprobe benutzt Durch die Duse wird Luft in eine Flamme geblasen sodass eine scharfe Stichflamme entsteht mit der sich das Probenmaterial auf sehr hohe Temperatur erhitzen lasst Dabei geht das Probenmaterial chemische Reaktionen ein schmilzt oder verdampft Ausserdem werden im Dampf Elektronen thermisch angeregt sodass eine typische Flammenfarbung entsteht Die Farbung der Flamme der Oxidbeschlage und die Art der Schmelzprodukte geben erste Hinweise auf die Zusammensetzung der Probe Als Flammenquelle diente im einfachsten Fall eine Kerze oder eine Ollampe beispielsweise mit Terpentinol Rubol Bessere Ergebnisse erzielt man mit einem Labor Spiritusbrenner oder Leuchtgas im Bunsenbrenner Die aussagekraftigsten Ergebnisse werden mit einer nahezu farblosen Propangasflamme erzielt Inhaltsverzeichnis 1 Methode 2 Geschichte 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseMethode Bearbeiten nbsp Darstellung und Beschreibung eines Lotrohrs Carl Friedrich Plattners Probirkunst mit dem Lothrohre 1865 Um einen gleichmassigen ununterbrochenen Luftstrom zu erzeugen fullt man den Mundraum mit Luft und setzt das Mundstuck des Lotrohrs auf den Mund Man blast nun mit den Backen Luft in das Rohr wobei man den Luftvorrat im Mund durch Ausatmen in denselben erganzt Platziert man das Lotrohr in die zentrale leuchtende Flamme und blast kraftig aber gleichmassig durch das Mundstuck erhalt man eine sauerstoffreiche sogenannte Oxidationsflamme Wird das Lotrohr am Rand der Flamme angesetzt und nur mit massigem Luftstrom geblasen sodass keine hell leuchtende Flamme entsteht erzeugt man eine Reduktionsflamme In einer Vertiefung in einem Stuck Holzkohle idealerweise Lindenholzkohle wird ein Gemisch aus Soda und pulverisierter Untersuchungssubstanz verruhrt Das Gemisch wird meist zunachst oxidierend geschmolzen und anschliessend reduziert Je nach Probenzusammensetzung erhalt man kleine Schmelzkugelchen metallische Flitter oder unter oxidierenden Bedingungen auf den kalteren Bereichen der Holzkohle Oxidbeschlage Die Farbung der Oxidbeschlage und die Eigenschaften der Schmelzprodukte Ferromagnetismus Duktilitat oder Sprodigkeit ermoglichen erste Ruckschlusse auf die Zusammensetzung der Probe 1 Wenn notwendig wird die Prozedur mehrfach z B unter Zugabe von Cobaltnitrat Losung wiederholt und die Farbung und die Eigenschaften der Schmelzprodukte werden beurteilt Eine genauere Bestimmung bietet die Perlenprobe Nach Zusatz von Borax oder Phosphaten schmilzt die Probensubstanz einige Metalle farben die Borax oder Phosphorsalzperlen charakteristisch Eine weitere Moglichkeit der Vorprobe ist die Bewertung der Flammenfarbung der Probe in einer Platinose am besten mit einem Handspektroskop 2 Geschichte BearbeitenDie Untersuchung mit dem Lotrohr wird Lotrohrprobierkunst genannt und ist eine Methode der allgemeinen Probierkunst Das Lotrohr benutzte nach den Aufzeichnungen von Jons Jakob Berzelius erstmals 1738 der schwedische Bergrat Anton von Swab 3 um aus einer Flamme durch die zusatzliche Blasluft einen heissen Strahl auszulenken und damit Minerale zu untersuchen Ein weiterer Pionier der Methode in Schweden war Sven Rinman ab 1746 Eine Hochburg der Lotrohrprobierkunst und der Mineralanalyse war im 19 Jahrhundert die Bergakademie Freiberg Hier war insbesondere Karl Friedrich Plattner 1800 1858 aktiv Er verfasste das Buch mit dem Titel Probirkunst mit dem Lothrohre 1835 Es wurde mehrfach aufgelegt und neubearbeitet Von 1842 bis 1856 war er Professor fur Huttenkunde und Lotrohrprobierkunst Die erste Publikation zur Lotrohrprobierkunde stammt jedoch von Gustav von Engestrom An essay towards a system of mineralogy in Englisch aus dem Jahr 1770 in der er die Handhabung des Blasrohres nach Erfahrungen des schwedischen Bergmeisters Axel Frederic Cronstedt beschrieb 4 Eine deutsche Ubersetzung Herrn Gustav von Engestrom s Beschreibung eines mineralogischen Taschen Laboratoriums und insbesondere des Nutzens des Blaserohrs in der Mineralogie erschien durch A F Rose 1782 in Greifswald 5 Justus von Liebig erarbeitete die Lotrohrprobe als Vorprobe fur die qualitative Analyse Im 19 Jahrhundert war diese Arbeitsweise unter Chemikern sehr verbreitet So nennt Liebig unter den drei Merkmalen an denen man den Chemiker erkennt das Spitzen der Lippen beim Kussen als Auswirkung der Arbeit mit dem Lotrohr Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blowpipes heaters Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Theodor Richter Carl Friedrich Plattner s Probirkunst mit dem Lothrohre 4 Auflage Verlag von Johann Ambrosius Barth Leipzig 1865 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jons Jakob Berzelius Lehrbuch der Chemie Zehnter Band Chemische Operationen und Geratschaften nebst Erklarung chemischer Kunstworter 3 Auflage Arnoldische Buchhandlung Dresden und Leipzig 1841 Stichwort Lotrohr S 337 414 Digitalisierte Ausgabe auf Archive org Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Jander Ewald Blasius Lehrbuch der analytischen und praparativen anorganischen Chemie Leipzig 1985 S 128 369 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1981 S 176 177 Theodor Richter Carl Friedrich Plattner s Probirkunst mit dem Lothrohre Leipzig 1865 S 3 Theodor Richter Carl Friedrich Plattner s Probirkunst mit dem Lothrohre Leipzig 1865 S 3 4 Katalog der National Library of Australia Eintrag Engestrom Gustav von Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lotrohr amp oldid 226782518