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Dieser Artikel befasst sich mit der Waldwirtschaftsform Hauberg ist auch eine seltene Schreibweise fur die Hausform Haubarg Zum deutschen Orthopaden siehe Gustav Hauberg Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der Hauberg ist eine fur das Siegerland sowie benachbarte Teile des Lahn Dill Berglandes und des Westerwaldes typische Form der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung Sie diente der Gewinnung von Eichenrinde zur Herstellung von Gerberlohe und Holzkohle fur die regional bedeutsame Eisenerzverarbeitung sowie zur Beschaffung von Brennholz spater auch zur Herstellung von Naturholzmobeln Zusatzlich zur forstwirtschaftlichen Nutzung fand aber auch eine landwirtschaftliche Nutzung statt wie der im Schwendbau typische Anbau von Roggen und Buchweizen im Jahr nach der Holzernte Haubergskorn sowie die spatere gemeinschaftliche Beweidung Allmende Hauberg bei NetphenHolzstapel bei Salchendorf2018 wurde die Haubergswirtschaft im Siegerland und in angrenzenden Regionen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Genossenschaftliche Struktur 3 Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung 4 Haubergseinteilung 5 Werkzeuge in der Haubergswirtschaft 6 Siehe auch 7 Literatur 7 1 Grundlegende Gesamtdarstellungen 7 2 Einzeldarstellungen 7 3 Steuerliche Aspekte 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDer Hauberg ist ein Eichen Birken Niederwald in dem vereinzelt auch andere Baumarten eingestreut sind Mit einer Umtriebszeit von 16 bis 20 Jahren wird der Hauberg durch Kahlschlag derart auf den Stock gesetzt dass die Baume wieder ausschlagen und der Zyklus erneut beginnt Nur im Jahr nach dem Kahlschlag wurde die Flache zur Aussaat von Getreide genutzt Haubergskorn In Jahren reicher Eichelmast wurden die Schweine im Hauberg gehutet Mit dem Ruckgang der Nachfrage nach Gerberlohe und Holzkohle hat die Bewirtschaftungsform ihre Bedeutung verloren In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden deshalb umfangreiche Flachen in Hochwaldnutzung uberfuhrt Die noch verbliebenen Niederwaldbestande dienen neben der Naturmobelfertigung fast ausschliesslich der Brennholz und Industrieholzgewinnung Genossenschaftliche Struktur BearbeitenDie Hauberggenossenschaft ist eine Spezialform einer Genossenschaft bei der die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam die forstwirtschaftliche Nutzung eines bewaldeten Gebietes ubernehmen Die Hauberge sind ungeteiltes und unteilbares ideelles Gesamteigentum der Genossenschaft die Anteile an der Genossenschaft sogenannte Haubergspfennige Penning auf Siegerlander Platt im Dillkreis Gulden und Albus 2 konnen vererbt und verkauft werden Die Haubergsgenossenschaft wird als Korperschaft des offentlichen Rechts angesehen und kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen Eigentum und andere dingliche Rechte an Grundstucken erwerben vor Gericht klagen oder verklagt werden Die Hauberggenossenschaft unterliegt dem Haubergsrecht und einer von der Aufsichtsbehorde genehmigten Haubergsordnung Die Haubergsordnungen konnen in ihren Regelungen zur Bewirtschaftung sowie zu den Aufgaben und Befugnissen der Genossenschaftsorgane regional verschieden sein Ein gewahlter Vorstand fuhrt die laufenden Geschafte Zu den Aufgaben des Vorstandes gehort vor allem die Organisation der Nutzung Diese erfolgt jahrlich Dazu werden die schlagreifen Flachen ausgewiesen in Lose unterteilt mit einfachen Mitteln ortlich vermessen und markiert Die Markierungen sind einfache Holzpflocke bzw Einkerbungen Markierungen am Stamm Dillkreis die mit einem einfachen System aus Kerben und Punkten versehen werden die als Zeichen des Anteilseigners bekannt sind sogen Stippen oder Haubergszeichen Die Lose werden ausgespielt d h durch Auslosen den Genossen zur Bewirtschaftung zugeteilt wobei als Verteilerschlussel fur die Anzahl der Lose die Anteilsgrosse am Gesamteigentum herangezogen wird Uber die Zuordnung des konkreten Loses in der Ortlichkeit wird gesondert z B durch ein Losverfahren entschieden Wegen des zuruckgegangenen Interesses der Anteilseigner an der Haubergsarbeit wird heute die Holzwerbung vom Haubergsvorstand haufig an einen Unternehmer vergeben Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten nbsp Fruher wurde das Holz grosstenteils in Kohlenmeilern zu Holzkohle zur Verhuttung verarbeitetAls vor etwa 2 500 Jahren Eisen als Werkstoff entdeckt wurde begann mit der Eisenzeit in Europa ein neues Zeitalter Waffen Werkzeuge und Geratschaften aus Eisen erwiesen sich als wirkungsvoller als solche aus Bronze Auf ihrer Wanderung nach Norden kamen Kelten in das klimatisch eher raue Siegerland wo Eisenerzadern bis an die Oberflache treten Den Kelten war die Technologie der Eisenherstellung bekannt In Meilern erzeugten sie Holzkohle um damit in kleinen Hangofen die hohen Temperaturen zu erreichen uber 1 000 Grad ohne die kein Eisen zu gewinnen war Die damals vorherrschenden Buchenwalder der Region haben das nicht uberlebt Denn wegen des hohen Holzbedarfs wurden die Buchen in immer kurzer werdenden Abstanden geschlagen bevor sie Nachwuchs aus Samen erzeugen konnten Ist die Buche einmal gefallt schlagt sie nur schlecht aus dem alten Wurzelstock aus Besser konnen das Eiche und Birke Die Eisenleute sorgten dafur dass auch die nicht besonders gross wurden denn zum Verkohlen reicht Armdicke So wurde aus dem Buchen Hochwald ein Eichen Birken Niederwald Doch nach 600 Jahren war auch dieser Wald verschwunden das Siegerland war kahl Kein Wald bedeutete auch keine Holzkohle Wo keine Energie ist kann man nicht schmelzen und die Kelten zogen weiter Der Wald brauchte 800 Jahre um sich von diesem Schlag zu erholen Als er wieder ein Buchenwald war waren es diesmal die Franken die das Eisenerz abbauten und die Baume fallten Wieder wurde aus dem Hoch ein Niederwald wieder setzten sich Eiche und Birke durch wieder wurden die Kahlflachen immer grosser Kurz bevor die Menschen den Wald und mit ihm ihre Lebensgrundlage erneut vernichtet hatten besannen sie sich eines Besseren Sie entwickelten eine Ordnung deren wichtigster Grundsatz Nachhaltigkeit heisst Er besagt dass man nur so viel aus der Natur entnehmen darf wie in der gleichen Zeit nachwachst Wer diesen Grundsatz nicht beachtet gefahrdet kunftige Generationen Als Form der nachhaltigen Bewirtschaftung entwickelte sich der Siegerlander Hauberg Er war ein Niederwald uberwiegend Eiche Birke im Besitz von Genossenschaften jede eingeteilt in meist 20 Parzellen Pro Jahr durfte nur eine Parzelle zur Verkohlung genutzt werden Da das Wichtigste die Holzkohle nun begrenzt war wurde man erfinderisch in Nebennutzungen So wurden Teile des Haubergs im Laufe des zwanzigjahrigen Zyklus zum Spender von Eichenlohe zur Lederherstellung zum Acker fur Buchweizen und Roggen das schon erwahnte Haubergskorn zur Mehlgewinnung oder zur Weideflache fur Kuhe Dieser Hauberg behauptete sich bis ins 19 Jahrhundert Dann kam mit der Steinkohle und der Eisenbahn eine andere Energie in Siegerland und bald darauf kam der Erzbergbau wegen zu hoher Kosten zum Erliegen Viele Walder entwickelten sich wieder zu Hochwaldern aber vielerorts sieht man immer noch Niederwald der einst ein Kohlwald war 3 siehe hierzu auch Lahn Dill Gebiet Abschn 6 Eisenerzeugung 6 5 Wald wird dezimiert 6 6 Holzkohle wird knapp Alte Meilerplatze aus vorchristlicher Zeit sind in den Haubergsgegenden haufig nachgewiesen Die Rennofen benotigten grosse Mengen an Holzkohle fur die Eisenverhuttung Im 15 Jahrhundert waren die Walder dadurch derart ausgebeutet dass es schliesslich im 16 Jahrhundert zu einer hoheitlichen Regelung der Waldnutzung kam Die Grafen zu Nassau 1562 und zu Sayn 1565 erliessen eine Waldordnung in der neben der Ordnung der allgemeinen Nutzung auch fur Nachhaltigkeit gesorgt wurde Seitdem wurde die Niederwaldwirtschaft hoheitlich durch Haubergsordnungen geregelt Die heutigen Haubergsordnungen basieren noch auf den letzten preussischen Verordnungen So die Haubergsordnung fur den Kreis Altenkirchen verordnet am 9 April 1890 durch Wilhelm von Gottes Gnaden Konig von Preussen etc Der Schwendbau mit Roggen und Buchweizen hat die Holznutzung von den Anfangen an begleitet Die Niederwaldwirtschaft ist in kleinen Flachen nicht zu betreiben Die genossenschaftliche Nutzung war daher eine notwendige Konsequenz dieser Wirtschaftsform Mitte des 19 Jahrhunderts wurden aus einem Hektar Hauberg durch Lohe Holzwerbung Schanzen Roggen Roggenstroh und Hutung uber eine Umtriebszeit von 18 Jahren etwa 830 Mark erwirtschaftet Dafur fielen Arbeit und Kosten im Wert von 340 Mark an Der Gewinn pro Jahr und Hektar betrug somit gut 27 Mark Bei einem Wert von 3 Mark pro Tagewerk entsprach dieser Gewinn dem Wert von 9 Tagewerken Das war fast der halbe Monatslohn eines Lehrers aber mit nur 6 Tagwerken Arbeitseinsatz erreicht Der Hauberg trug daher erheblich zum bauerlichen Einkommen bei Die Gerblohe brachte die Halfte des Gewinnes das Holz ein weiteres Viertel Brotgetreide musste wegen der kargen Boden in vielen Lagen des Siegerlandes und Westerwaldes eingefuhrt werden Deshalb war der Beitrag des Haubergs zur Roggenproduktion bedeutend Ende des 19 Jahrhunderts wurde die Eisenbahn Siegen Koln gebaut Da fur die Erzeugung von Stahl 4 Tonnen Kohle und nur eine Tonne Eisenerz notwendig sind wurde seitdem vermehrt Eisenerz preiswert vom Siegerland ins Ruhrgebiet gebracht Der Bedarf an Holzkohle im Siegerland ging daher zuruck Wenig spater wurde auch die heimische Gerblohe durch Importe und anschliessend durch chemische Produkte ersetzt Die wirtschaftliche Lage wahrend der Kriegszeiten gab dem Hauberg in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts nochmals wirtschaftliche Bedeutung Danach wurde jedoch die bereits Ende des 19 Jahrhunderts begonnene Uberfuhrung in Hochwald intensiviert Bei den verbliebenen Niederwaldflachen ist die Holzwerbung die einzig verbliebene Nutzungsform Mit steigenden Brennstoffkosten gewinnt der Niederwald wieder an Bedeutung Dennoch decken die Einnahmen aus Holzverkauf und Jagdpacht kaum die Kosten der Holzwerbung des Wegebaues und der Beforsterung Haubergseinteilung BearbeitenAls Beispiel fur die Haubergswirtschaft dient der Ort Weidelbach Er liegt im oberen Rossbachtal Lahn Dill Kreis in der Nahe der Grenze zum Siegerland Beginn einer Haubergssaison ist im Herbst in der ersten Oktoberwoche wenn eine Gruppe aus mindestens 4 Personen in den Wald geht der auf Stock gesetzt werden soll Dies ist das Stuck das vor ungefahr 20 Jahren das letzte Mal auf Stock gesetzt wurde Somit sind die Walder die der Haubergsgenossenschaft gehoren in 20 Teile geteilt Die Gruppe teilt das Waldstuck in bis zu 300 einzelne Teile und nummeriert diese durch Dies kann bis zu einer Woche dauern Wenn dies geschehen ist teilt der Haubergsvorsteher die Genossen in 10 Gruppen Joh genannt hochdeutsch Jahn ein wobei jeder Joh gleich gross ist Dieser Joh hat einen Johmann der den grossten Haubergsanteil im Joh besitzt Alle Johmanner gehen am 2 Freitag im Oktober zum Haubergsvorsteher bei dem per Los entschieden wird welche Nummerngruppe der Joh bekommt Jeder Joh bekommt zwei Nummerngruppen da das Haubergsstuck in zwei oder mehr Teile geteilt ist Nachdem entschieden wurde welcher Joh welche Zahlen bekommt geht der Johmann in seinen Joh welcher sich traditionell beim Johmann im Haus versammelt Dort werden die Nummern per Los einzelnen Personen oder Personengruppen zugeordnet wobei eine Nummer immer einer bestimmten Anzahl Gulden Haubergsanteile zugeordnet ist Die Gruppen werden so lange geandert bis alle mit der Anzahl an Nummern zufrieden sind Nun wird das Los gezogen und die Personen oder Gruppen bekommen ihr Waldstuck zugewiesen Am nachsten Morgen geht der ganze Joh in den Hauberg um die Waldstucke zu markieren die jeder einzelne erhalt Es wird nach der Nummer gesucht die man zugelost bekam Wenn eine Gruppe aus Personen einem jeden sein Waldstuck zuteilt geschieht das nach der Grosse des Waldstucks das die Gruppe bekommt Das meiste wurde am Vorabend aber bereits per Los entschieden Wenn dies alles geschehen ist kann der Genosse beginnen ein Waldstuck zu bearbeiten Werkzeuge in der Haubergswirtschaft BearbeitenHaubergsknipp Lohloffel Habe ortlich auch als Hippe bezeichnet eine KultursichelSiehe auch BearbeitenHaubarg oder Hauberg als typische Hofform auf der Halbinsel Eiderstedt Waldinteressentenschaft als andere Form der Forstbewirtschaftung Lohhecken ReutbergwirtschaftLiteratur BearbeitenGrundlegende Gesamtdarstellungen Bearbeiten Alfred Becker Der Siegerlander Hauberg Vergangenheit Gegenwart und Zukunft einer Waldwirtschaftsform verlag die wielandschmiede Kreuztal 1991 Alfred Becker Das Haubergs Lexikon verlag die wielandschmiede Kreuztal 2002 Hans Hausrath Geschichte des deutschen Waldbaus Von seinen Anfangen bis 1850 Schriftenreihe des Instituts fur Forstpolitik und Raumordnung der Universitat Freiburg Hochschulverlag Freiburg im Breisgau 1982 ISBN 3 8107 6803 0 Richard B Hilf Der Wald Wald und Weidwerk in Geschichte und Gegenwart Erster Teil Reprint Aula Wiebelsheim 2003 ISBN 3 494 01331 4 Josef Lorsbach Hauberge und Hauberggenossenschaften des Siegerlandes Quellen und Studien des Instituts fur Genossenschaftswesen an der Universitat Munster Band 10 Verlag C F Muller Karlsruhe 1956 zugleich Dissertation 1953 Siegerland Heft 92 2 2015 Sonderheft Hauberg Einzeldarstellungen Bearbeiten Konrad Fuchs Geschichte der Verbandsgemeinde Gebhardshain 1815 1970 Mainz 1982 ISBN 3 87439 082 9 Rolf Lerner Haubergsgenossenschaften im Kreis Altenkirchen Verlag Muhlsteyn Elben Weiselstein 1993 Manfred Kohl Die Dynamik der Kulturlandschaft im oberen Lahn Dillkreis Wandlungen von Haubergswirtschaft und Ackerbau zu neuen Formen der Landnutzung in der modernen Regionalentwicklung Giessener Geographische Schriften Heft 45 Giessen 1978 Alfred Becker Red Bilder aus dem Hauberg Naturschutz ausserhalb von Schutzgebieten Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Nordrhein Westfalen Heft 1 4 aktualisierte Auflage Forstliche Dokumentationsstelle der Landesforstverwaltung NRW Arnsberg 2011 ISBN 3 9809057 5 6 Frank Schussler Die Haubergswirtschaft Potenziale und Risiken eines traditionellen forstlichen Betriebssystems In Geographische Rundschau Ausgabe 01 2008 Steuerliche Aspekte Bearbeiten Suchanek in Herrmann Heuer Raupach Kommentar zur EStG und KStG zu 3 KStG Anmerkung 35 ff Weblinks Bearbeitenviele Infos und Fotos auch zum Forum Niederwald Hauberge Hauberg online 1 siegerlaender hauberg info Faltblatt Haubergswirtschaft im Siegerland PDF Datei 501 kB Die Haubergswirtschaft im sudwestfalischen Bergland Artikel Einzelnachweise Bearbeiten Der Forderverein Historischer Hauberg Fellinghausen In Heimat Westfalen Jg 32 2019 Heft 6 S 39 Karl Lober Beharrung und Bewegung im Volksleben des Dillkreises Elwert Verlag Marburg 1965 Arbeitspapier Vorschlag fur ein Informationszentrum Hauberg und Eisen des Arbeitskreises Historischer Hauberg Fellinghausen aus dem Jahr 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauberg amp oldid 237347827