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Als Gerberlohe beziehungsweise Lohe werden die fruher fast ausschliesslich heute in Mitteleuropa nur noch selten zum Gerben verwendete Baumrinde oder Blatter bezeichnet Das mittelhochdeutsche und althochdeutsche Wort lō h loch bedeutet zum einen niederes Holz Gebusch bewachsene Lichtung zum anderen geht die Gerberlohe auf mittelhochdeutsch und althochdeutsch lō zuruck das uber germanisch lawa abgeloste Baumrinde von indogermanisch leṷ losen 1 wohl auch im Sinne von abreissen schalen oder lochern ableitbar ist In der Regel handelte es sich dabei um Rinde Blatter oder Holz von Eichen Eichenlohe und Fichten die sehr gerbstoffreich sind und in zerkleinerter Form benutzt wurden Die zur Gewinnung genutzten Walder wurden auch als Lohwalder bezeichnet zur Zerkleinerung wurden oft sogenannte Lohmuhlen betrieben Lohloffel Werkzeug zum Schalen der BaumrindeRinde einer Eiche mit hohem Gehalt an Tanninen source source source source source source source source source source source source source source Video Lohschalen im Eichenwald Bladersbach Waldbrol 1976Baumrinde mit dem Lohloffel schleissen Nachbau eines Trockengestells fur Lohrinde in Hinterhermsdorf Sachsische Schweiz Die Strukturformel des Molekuls der chemischen Verbindung Corilagin Gallotannin Ellagitannine als ein Beispiel fur die PolyphenoleVon dieser Lohe leiten sich viele Strassennamen z B Am Lohgraben in Siegen und Hannover Lohgrabenstrasse in Regensburg Lohhain in Siegen oder Lohgrube in Ahaus und auch Ortsnamen ab siehe Lohe und Berufe nebst Hausnamen wie Lohgerber ab Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Besondere Formen der Gewinnung von Lohe 3 Werkzeug zur Lohegewinnung und Verfahren 4 Sekundare Verwendung von Lohe 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Loh oder Rotgerbung erfolgt mit pflanzlichen Stoffen das sind Extrakte aus Rinden Holzern Blattern und Fruchten von speziell hierzu geeigneten Pflanzen Die eigentlichen Pflanzenwirkstoffe die in der pflanzlichen Gerbung ihre Wirkung entfalten sind die Tannine franzosisch tan braunen gerben die chemisch als Polyphenole der Gallussaure zu beschreiben sind Pflanzlich gegerbtes Leder ist an seiner charakteristischen braunen bzw lohfarbigen Farbung zu erkennen Tannine gehoren zu der Gruppe der sekundaren Pflanzenstoffe Die aus pflanzlichen Gerbstoffen hergestellten Leder werden gelaufig als vegetabil gegerbt bezeichnet Hierzu werden Fasser im Sinne der Fassgerbung eingesetzt aber auch Grubengerbung oder Altgrubengerbung Je nach Verweildauer konnen dadurch immer festere und zahere Leder hervorgebracht werden Weitere Verfahren sind die Samischgerbung die Alaun oder Weissgerbung und die Chromgerbung nbsp Fassgerbung ausgestellt im Ledermuseum katalanisch Museu de la Pell d Igualada Museo de la Piel IgualadaBesondere Formen der Gewinnung von Lohe BearbeitenEine besondere Form der Lohegewinnung erfolgte im Rahmen der Haubergswirtschaft und des Gehoferschaftswaldes Das Louschlaissen ist eine besondere Form der Waldnutzung in Luxemburg in Kiischpelt wird zur Erinnerung an diese Tradition das Lohfest gefeiert 2 Werkzeug zur Lohegewinnung und Verfahren BearbeitenZum Losen der gerbstoffhaltigen Rinde der Eichen in moglichst einem Stuck dient der Lohloffel Dazu wird die Rinde mit einem Schnitt entlang des noch stehenden Stammes aufgeschnitten und von diesem Schnitt aus zur Seite hin mit dem Loffel abgelost Der vegetabile Gerbungsprozess benotigt circa 20 30 Monate Fur die eingebrachten Haut oder Fellstucke werden je nach Grosse dafur circa 30 kg Eichenrinde oder 20 kg Eicheln oder 90 kg Eichenholz verbraucht Die Lohe wird zusammen mit dem zu gerbenden Rohmaterial in eine wassergefullte Grube gelegt wodurch nach einigen Tagen ein gerbsaurehaltiges Tauchbad entsteht Das Rohmaterial wird sodann regelmassig in weiteren Tauchbadern mit hoheren Gerbstoffkonzentrationen ausgesetzt Farbengang Der Vorgang erfolgt in einer sukzessiv hoher konzentrierten sauren Gerbstoffbruhe Der besagte Farbengang wird in mehrfach hintereinander angeordneten etwa zwei mal zwei Meter grossen und ebenso tiefen Gerbergruben durchgefuhrt In die erste Grube werden die Blossen eingehangt dann in eine zunachst niedrigkonzentrierte Losung und uber die Zeit von Grube zu Grube mit starker konzentrierter Gerbstoffbruhe zum Angerben eingebracht Das Angerben muss langsam und mit niedrigkonzentrierten Gerbstoffbruhen erfolgen da sonst die Aussenflachen des zukunftigen Leders verharten und der Gerbstoff nicht bis in das Innere des Rohmaterials eindringen kann Sekundare Verwendung von Lohe BearbeitenBenutzte ausgelaugte Lohe wurde zu Kuchen gepresst sogenannter Lohkase und als Brennmaterial verwendet Der schwabische Spruch Schwatz au koin Lohkas Erzahl keinen Unsinn leitet sich davon ab Die Fachliteratur gibt einen relativ hohen Wassergehalt an der durch Trocknung erst auf z B 50 abgesenkt werden musste sodass beim Abbrand immer noch ein Grossteil der Energie fur die Verdampfung des Wassers aufgewendet wurde wahrend der eigentliche Brennwert eher gering blieb 3 Bei Lufttrocknung etwa kann zwar der Wassergehalt deutlich starker reduziert werden jedoch gehen dabei zugleich auch viele leichtfluchtige brennbare Komponenten verloren sodass ein so behandelter Lohkase am Ende ebenfalls nur noch einen geringen Brennwert aufweist Mit dem veralteten Wort Lohe wurde weiterhin eine helle aufstrebende lodernde Flamme bezeichnet und findet sich als Teil im noch heute gebrauchlichen Wort lichterloh Siehe auch BearbeitenLohe Seefahrt zur Verwendung von Lohe bei der Haltbarmachung von Segeln und Fischernetzen Literatur BearbeitenDie unbekannten Gewerbe in Paris In Die Gartenlaube Heft 48 1853 S 523 524 und 526 527 Volltext Wikisource Bernhard Trommer Die Kollagenmatrix archaologischer Funde im Vergleich zu kunstlich gealterten Ledermustern historischer Gerbverfahren Dissertationsschrift Technische Universitat Bergakademie Freiberg Freiberg 2005 1 auf d nb info Weblinks BearbeitenBerufsbild GerberEinzelnachweise Bearbeiten Loh Lohe In Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 20 Auflage hrsg von Walther Mitzka De Gruyter Berlin New York 1967 Neudruck 21 unveranderte Auflage ebenda 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 445 Ginette Clees Die Tradition des Lohschalens erhalten Memento des Originals vom 12 Mai 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wort lu Luxemburger Wort 10 Mai 2010 Wagner Paessler Lohkuchen Lohkas Lohkase In Handbuch der Lederindustrie 1925 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerberlohe amp oldid 225567636