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Lohhecken auch Lohwald sind ein Eichen Niederwald der als Eichenschalwald zur Gewinnung von Eichenrinde dient der Lohe Die Lohhecken pragen uber weite Strecken das Landschaftsbild im Rheinischen Schiefergebirge Lohe enthalt den Gerbstoff Tannin und kann deshalb zum Gerben von Leder aber auch in der Naturheilkunde und Kosmetik benutzt werden Im 18 vor allem aber im 19 Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Leder und damit nach Gerbstoffen stark an Der grosste Teil der Lohhecken durfte dementsprechend seit dieser Zeit entstanden sein Im Unterschied zu anderen Formen der Niederwaldwirtschaft z B den Haubergen im Siegerland stand in den Lohhecken die Lohproduktion im Vordergrund Lohhecken an der Our bei Vianden im SpatherbstDie landschaftspragende Bedeutung der Lohhecken wird deutlich wenn man sich klarmacht um welche Flachen es geht Zur Blutezeit der Lohwirtschaft gab es im Rheinland ca 200 000 ha Lohhecken Hinzu kommen die Flachen im luxemburgischen Osling uber 15 000 ha und in den belgischen Ardennen ca 75 000 ha Das ergibt fur das linksrheinische Schiefergebirge also die Eifel den Hunsruck und die Ardennen uber 280 000 ha Dagegen umfassen die Weinberge in den linksrheinischen Weinanbaugebieten also Mittelrhein ca 500 ha Ahr ca 500 ha Mosel Saar Ruwer ca 9 100 ha und Nahe 4 500 ha in Deutschland sowie die luxemburgische Mosel ca 1 300 ha insgesamt etwa 16 000 ha Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung 3 Arbeiten in den Lohhecken 3 1 Februar und Marz Das Raumen 3 2 Mai und Juni Das Schleissen Entrinden 4 Verwandte Themen 5 Literatur 6 WeblinksUberblick Bearbeiten nbsp Lohhecken auf dem Penzebierg Gemeinde Kiischpelt LuxemburgDie Lohwirtschaft ist eine Form der Niederwaldwirtschaft bei der es vor allem um die Produktion von Eichenrinde der Lohe geht Eichenrinde wurde und wird vor allem als Gerbstoff bei der Lederherstellung Altgrubengerbung heute aber auch in der Naturheilkunde in medizinischen Badern und in der Kosmetik genutzt Daher wurden anders als bei anderen Arten der Niederwaldwirtschaft Eichen bevorzugt bzw sogar angepflanzt Da der Gerbstoffgehalt am hochsten ist solange die Rinde noch nicht trocken und sprode ist werden die Eichen nach 15 bis 30 Jahren gefallt So entwickelt sich ein Niederwald ein so genannter Eichenschalwald die Lohhecken Die Hiebzeit fallt ins Fruhjahr da die Rinde am besten abgelost werden kann wenn der Saft zu steigen begonnen hat Das Holz aus den Lohhecken eigentlich ein Nebenprodukt wird vor allem als Brennholz genutzt Fruher wurden die abgeholzten Flachen abgebrannt Im ersten Jahr danach wurde in der Regel Roggen und im zweiten Jahr Buchweizen eingesat Der Ginster der in den folgenden Jahren aufkam wurde als Streu genutzt Eichen konnen aus den Wurzelstocken heraus neu treiben So entsteht das fur die Lohhecken typische Bild mehrerer Stamme die aus dem gleichen Wurzelstock herauswachsen Die Wurzelstocke konnen ein Alter von etwa 200 bis 250 Jahren erreichen Gute Rindenertrage liefern sie aber nur bis zum siebten Umtrieb Sie sollten dann entfernt und durch neue Pflanzungen ersetzt werden Lohhecken sind also keine naturliche Lebensgemeinschaft sondern eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft Wie viele andere traditionelle Kulturlandschaften stellen sie aber einen sehr abwechslungsreichen Lebensraum fur Pflanzen und Tiere dar Jedes Jahr wurde nur etwa ein Zwanzigstel der gesamten Flache geschlagen dadurch entstand ein regelrechter Flickenteppich aus kleinen Flachen mit einem sehr unterschiedlichen Alter Da sich mit dem Alter einer Lohhecke die Zusammensetzung der Tier und Pflanzenarten andert boten genutzte Lohhecken vielen verschiedenen Arten einen gunstigen Lebensraum Einige Tierarten wie z B die Wildkatze und das Haselhuhn sind auf einen solchen abwechslungsreichen Lebensraum angewiesen Allerdings sind fur den langfristigen Erhalt von uberlebensfahigen Populationen gerade dieser Tierarten entweder grossere bewirtschaftete Flachen oder eine grossraumige Vernetzung ahnlicher Lebensraume im luxemburgischen Osling in den belgischen Ardennen und der deutschen Eifel erforderlich Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten source source source source source source source source Video Lohschalen im Lohwald bei Bladersbach 1976Im Rheinischen Schiefergebirge ist die Nutzung der Lohe bereits in Urkunden der Abtei Prum aus dem 9 Jahrhundert nachgewiesen Eine systematische Nutzung scheint es aber erst seit dem 17 Jahrhundert gegeben zu haben In dieser Zeit wurde sie im Siegerland in die Haubergwirtschaft integriert Von dort aus hat sie sich wahrscheinlich ausgebreitet Im luxemburgischen Osling setzte die Nutzung beispielsweise Anfang des 18 Jahrhunderts ein Die Blutezeit der Lohwirtschaft lag etwa zwischen 1840 und 1880 Mit der Industrialisierung stieg die Nachfrage nach Leder Gleichzeitig ergaben sich mit dem Ausbau der Eisenbahnnetze auch in bisher abgelegenen Gebieten wie der Eifel dem Hunsruck oder dem Osling Transportmoglichkeiten fur Lohe aber auch fur Haute aus Ubersee z B Argentinien und Leder Mit der steigenden Nachfrage nach Leder und damit nach Gerbstoffen wurden viele Buchenwalder in Lohhecken umgewandelt Es wurden vor allem Stieleichen gepflanzt die es bis dahin im Schiefergebirge kaum gegeben hatte Man ging davon aus dass bei ihnen der Gerbstoffgehalt hoher ist als bei den einheimischen Traubeneichen Schliesslich wurden in Deutschland etwa 445 000 ha Lohhecken 45 davon im Rheinland genutzt in Belgien etwa 75 600 ha in Luxemburg etwa 26 000 ha ein Drittel der Waldflache davon mehr als 15 000 ha im Osling und in Frankreich etwa 600 000 ha Steineichenniederwald mit dem Schwerpunkt Loheproduktion Die deutschen belgischen und luxemburgischen Schwerpunkte der Loheproduktion deuten darauf hin dass es im Rheinischen Schiefergebirge besonders geeignete Standorte fur Lohhecken gibt Es handelt sich dabei vor allem um sudost bis westexponierte relativ frostsichere Hange mit flachgrundigen frischen Boden Mit Hilfe der Lohhecken konnten diese Hange die sowohl fur die Landwirtschaft als auch fur die Hochwaldwirtschaft wenig geeignet waren in Nutzung genommen werden Die Lohwirtschaft brachte zusatzliche Einkommensmoglichkeiten mit sich die in bis dahin armen Gebieten wie der Eifel und dem Osling auch dringend notwendig waren Fur die Kleinbauern ergab sich die Moglichkeit ihre kleinen Waldflachen kontinuierlich zu nutzen mit der Lohe zusatzliches Geld zu verdienen und fur sich selbst Holz Roggen Buchweizen und Streu zu produzieren Die Arbeit in den Lohhecken konnte gut in den bauerlichen Arbeitsrhythmus eingebaut werden Sie fiel zwischen die Bestellung der Felder im Fruhjahr und die Heuernte Grossere Waldbesitzer vergaben die Arbeit haufig an Tagelohner Als Bezahlung erhielten diese meist das Holz sowie das Recht im ersten und zweiten Jahr nach dem Abholzen Getreide einzusaen Ausserdem entstanden mit den Lohmuhlen und Gerbereien neue Arbeitsplatze So entwickelten sich z B Neuerburg in der Eifel und Wiltz in Luxemburg zu wichtigen Gerbereistadten Nach 1880 begannen die Preise fur Lohheckenprodukte kontinuierlich zu fallen Ursachen waren einerseits technische Neuerungen und Veranderungen bei den Gerbereien wie die Einfuhrung der Extraktgerbung die zunehmenden Einfuhren von Gerbstoffen aus Ubersee und die Entwicklung synthetischer Gerbstoffe andererseits der einsetzende Strukturwandel in der Landwirtschaft z B durch den Einsatz der Thomasschlacke aus der Stahlproduktion als Kunstdunger aber auch das Ersetzen von Brennholz durch Kohle und spater Mineralol Dennoch wurden vor allem in Gebieten in denen es nur wenige industrielle Arbeitgeber gab die Lohhecken noch bis in die 1960er Jahre in relativ grossem Umfang genutzt Dementsprechend nahm zwischen 1900 und etwa 1960 die Bedeutung der Lohwirtschaft kontinuierlich ab Lediglich im Ersten und Zweiten Weltkrieg kam es wegen der Isolierung des Deutschen Reiches noch einmal zu Preisanstiegen und verstarkten Nutzungen Danach wurden grosse Niederwaldflachen entweder in Mittel bzw Hochwald umgewandelt oder mit Nadelbaumen aufgeforstet Uber die Halfte der verbleibenden Lohhecken wurde aber seit uber vierzig Jahren nicht mehr genutzt und ist daher eigentlich uberaltert So wurden in Luxemburg 2003 nur noch 200 t Lohe produziert Arbeiten in den Lohhecken Bearbeiten source source source source source source source source Video Raumen im Lohwald bei Bladersbach 1976Februar und Marz Das Raumen Bearbeiten nbsp Arbeit mit dem LohloffelEhe die Baume und Hecken wieder austreiben werden ausser den Eichen alle ubrigen Baume und Hecken gefallt und zu Brennholz geschnitten So kann spater direkt mit dem Schleissen angefangen werden Mai und Juni Das Schleissen Entrinden Bearbeiten nbsp Die Eiche wird geschlissen geschalt Mit der Krummaxt werden die unteren Aste abgeschlagen und die Rinde in Mannshohe rundherum eingeschnitten Dann wird die Rinde mit dem Vorreisser einer Art kurzem Messer zwei bis dreimal der Lange nach aufgeschlitzt Anschliessend schalt man mit Hilfe des Lohloffels den Stamm bis in Mannshohe Erst dann wird der Baum etwa einen Meter uber dem Boden gefallt Der Stamm wird aber nicht ganz durchtrennt so dass er am Stumpf hangen bleibt Dadurch hat man beim Schleissen den Stamm in Arbeitshohe vor sich und kann ihn einfacher rundherum abschalen Die oberen Aste werden abgetrennt der Stamm wird noch einmal aufgestutzt und dann ganz geschalt Dazu wird die Rinde wieder alle zwei Meter rundherum eingeschnitten mit dem Vorreisser zwei bis dreimal der Lange nach aufgeschlitzt und vom Stamm gelost Die Lohstreifen werden im Wald vorgetrocknet und zum endgultigen Trocknen nach Hause gebracht Die getrocknete Lohe wird gebundelt Ein Bund wiegt etwa 25 kg Schliesslich wird auch der untere Teil des Stammes gefallt so dass die Baume bis auf den Wurzelstock heruntergeschnitten sind auf den Stock setzen Das Holz wird als Brennholz zugeschnitten Fruher wurden vor allem bei hohen Preisen auch die dunnen Eichenstangen und Aste geschalt Das war meist eine Arbeit fur Kinder oder Alte Die Aste wurden dabei mit dem Hammer auf einem Stein als Unterlage geklopft bis sich die Rinde mehr oder weniger von selbst abloste Ausserdem wurden die Flachen nach dem Schleissen abgebrannt und im Herbst mit Roggen eingesat Im darauffolgenden Jahr wurde Buchweizen angebaut Verwandte Themen BearbeitenHauberg im Siegerland Gehoferschaft im Trierer LandLiteratur BearbeitenAdministration des Eaux et Forets Hrsg D Louhecken zu Letzebuerg 2006 J J Erasmy und P Kremer Der Eichenniederwald des Osling In Fondation Hellef fir d Natur u a Hrsg Die Lohhecken des Osling und das Haselhuhn Seminar am 21 und 22 Juni 1990 im Schloss von Clervaux Luxemburg Luxemburg 1991 S 4 10 Peter Fasel Lebensgemeinschaft in einem Hauberg In Landesforstverwaltung Nordrhein Westfalen Hrsg Bilder aus dem Hauberg Schriftenreihe der LFV NRW Nr 1 1995 S 25 35 Peter Fasel Flora und Vegetation im Historischen Hauberg Fellinghausen In Landesamt fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen Hrsg Niederwalder in Nordrhein Westfalen LANUV Fachbericht Nr 1 Recklinghausen 2007 S 55 83 Alwin Geimer Lohheckenland In De Cliarrwer Kanton Nr 1 2007 S 29 36 Peter Moll und Christoph Becker Hrsg Neuland Heimat Entdeckungen im Saar Mosel Raum Band 3 Geographischer Verlag Saar Mosel Saarbrucken 2006 S 171 186 Weblinks BearbeitenLohhecken Naturpark Saar Hunsruck Lohhecken eine besondere Form der Waldnutzung im Naturpark Our Naturpark Our Willi Steffens Vom Lohschalen in der Eifel Heimatjahrbuch Vulkaneifel 1973 Haubergswirtschaft und die Produktion von Holzkohle Private Homepage Ahlring de Der Siegerlander Hauberg Ubersicht uber die Geschichte und Aktivitaten im Historischen Hauberg Fellinghausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lohhecke amp oldid 215341858