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Schwedisch Franzosischer Krieg 1635 1648 Wallerfangen Domitz Haselunne Wittstock Rheinfelden Breisach Wittenweiher Vlotho Ochsenfeld Chemnitz Bautzen Freiberg Riebelsdorfer Berg Dorsten Pressnitz La Marfee Wolfenbuttel Kempener Heide Schweidnitz Breitenfeld Tuttlingen Freiburg Philippsburg Juterbog Jankau Herbsthausen Alerheim Brunn Korneuburg Totenhohe Hohentubingen Triebl Zusmarshausen Wevelinghoven Dachau Prag Die Belagerung von Schloss Hohentubingen war ein bewaffneter Konflikt in der letzten Phase des Dreissigjahrigen Kriegs im Jahr 1647 Das evangelisch lutherische Wurttemberg wurde zwischen 1635 und 1648 vom Krieg uberzogen Im Verlauf dieses Kriegsabschnittes kampften die Heere der schwedischen und franzosischen Konigshauser gegen Truppen des deutschen Kaisers und der Reichsstande Belagerung von Schloss Hohentubingen 1647Schloss HohentubingenSchanzleSchlossportalIm Jahr 1647 hielten bayerische Soldner die Schlossburg Hohentubingen besetzt wahrend sich eine franzosische Armee auf dem Vormarsch befand Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 1 1 Montag 14 Januar 1647 1 2 Dienstag 16 Januar 1647 1 3 Mittwoch 10 Februar 1647 1 4 Donnerstag 11 21 Februar 1647 1 5 Freitag 12 22 Februar 1647 1 6 Samstag 13 23 Februar 1647 1 7 Sonntag 14 Februar 1647 1 8 Montag 15 Februar 1647 1 9 Dienstag 16 Februar 1647 1 10 Mittwoch 17 Februar 1647 1 11 Donnerstag 18 Februar 1647 1 12 Freitag 19 Februar und Samstag 20 Februar 1647 1 13 Sonntag 21 Februar 1647 1 14 Montag 22 Februar 1647 1 15 Dienstag 23 Februar 1647 1 16 Mittwoch 24 Februar 1647 1 17 Freitag 26 Februar 1647 1 18 Samstag 27 Februar 1647 1 19 Sonntag 28 Februar 1647 1 20 Montag 1 Marz 1647 1 21 Dienstag 2 Marz 1647 1 22 Mittwoch 3 13 Marz 1647 1 23 Donnerstag 4 14 Marz 1647 1 24 Freitag 5 15 Marz 1647 1 25 Samstag 6 16 Marz 1647 1 26 Sonntag 7 17 Marz 1647 1 27 Montag 8 18 Marz 1647 1 28 Weitere Geschehnisse 1 29 Verluste und Gewinne 1 30 Nachworte 2 Literatur 3 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenDie folgende Chronologie gibt eine detaillierte Ubersicht uber die Geschehnisse zwischen dem 4 Januar und dem 8 Marz 1647 Montag 14 Januar 1647 Bearbeiten Die franzosische Armee unter Turenne ruckt von Trochtelfingen kommend auf Tubingen vor 1 Bei Derendingen verhalten 800 Reiter 2 und schicken 50 Mann auf dem Fahrweg entlang der Steinlach voraus Diese Vorhut der Franzosen 3 versucht es im Folgenden mit einer Kriegslist Wahrend ihr Haupttrupp unter den Linden am Schutzenhaus wartet ziehen sechs Reiter weiter zum Tubinger Neckartor wobei zwei von ihnen waffenlos und halben ausgezogen auf abgehalfterten Pferden vor den Schlagbaum 4 gefuhrt werden Von der Stadtwache nach Herkunft und Begehr gefragt geben sie an sie seien Soldaten des kaiserlichen Obristen Sporck und brachten diese beiden unterwegs aufgegriffenen Franzosen auf den Hohentubingen wo man um Einquartierung bitte Zunachst glaubt die Wache diesen Angaben offnet die Schranke und lasst die Reiter naher an das Stadttor gelangen dann aber schopft man Verdacht 5 und macht Meldung beim Kommandanten der bayerischen Schlossbesatzung Wolf Ulrich von Purck welcher sich zu dieser Zeit schon auf dem Weg zum Tor befindet Die franzosischen Reiter kehren in grossem Gelachter um und die gesamte Vorhut zerstreut sich rasch als vom Hohentubingen aus mit einer Feldschlange auf sie geschossen wird Noch zwei weitere Male nimmt man die Franzosen aus einem Eissenen Stuckh unter Beschuss ohne ihnen allerdings Verluste zuzufugen Turenne selbst macht sich indessen einen starckhen Doppelhackhen 6 Schuss gegen Tubinger Schloss uber ein Bild von der Befestigung 7 Er fordert durch einen Trompeter als Unterhandler welcher von den Bayern nach militarischem Ritu empfangen wird die Besatzung zur Ubergabe auf Die Antwort des Schlossherren lautet Man wurde Hohentubingen herzlich gern an die Franzosen ubergeben cediren ware aber ohne Wissen Will und Meynung des Kurfursten zu Bayern dazu nicht befugt daher wolle man alssobalden einen Kurier um Weisung abschicken und bis zu dessen Ruckkehr dem kurfurstlichen Befehl zum Ausharren strictissime nachkommen Kommandant Purck verbirgt erfolgreich dass sich zu dieser Zeit auf dem Schloss nur 26 Kriegsknechte befinden weil der grosste Teil der Besatzung darunter 60 Musketiere an andere Orth ausgeschickt wurde 8 Anstatt also die Festung gegen Verstarkungen abzuriegeln zieht sich Turenne auf Reutlingen und Pfullingen zuruck alda in dem Nacht Quartier zuverbleiben Etwa eine Stunde nach ihrem Abzug wird den Franzosen eine Abordnung Commission von Stadt und Universitat Tubingen nachgesandt Joh Martin Rauscher Hugo Maurique Ein Mompelgartischer Studiosus Und Herr Matheus Kramer Burgermeister gelangen in Begleitung besagten franzosischen Trompeters bis nach Pfullingen und uberbringen Turenne folgende Nachricht Postillion Tubingen habe sich gegenuber den Franzosen nie feindlich gezeigt wolle dies auch in Zukunft nicht tun und man bitte daher Stadt und Universitat in allen nach mugligkeit gndgst zuverschonen Dienstag 16 Januar 1647 Bearbeiten Die Abgeordneten aus Tubingen kehren um vier Uhr nachmittags mit dem begehrten Schutzbrief Salva Quardi zuruck welcher sich allerdings nur auf die Universitat bezieht In den darauffolgenden Wochen sind kaum franzosische Patrouillen anzutreffen hernach verbreitet sich in der Stadt schon das Gerede Turennes Aufforderung zur Ubergabe nicht mehr als ein blosser Versuch tentement gewesen sei Mittwoch 10 Februar 1647 Bearbeiten nbsp Ordonnanzfahne des koniglich franzosischen Infanterie Regiments d Hoquincourt Gegen zehn Uhr vormittags erscheinen franzosische Reiter auf den Anhohen um die Stadt An die 200 Mann streifen uber den Galgenberg das Burgholz zur Lustnauer Neckarbrucke hinunter und auf der anderen Seite in die Weinberg im Fehrenberg bevor sie nach eineinhalb Stunden wieder abrucken Erneut schickt man aus Tubingen eine Abordnung unter die weichenden Franzosen und erfahrt dabei dass am nachsten Tag sieben Regimenter zu Pferdt und Fuess unter Lieutenant general d Hoquincourt d occencourt vor der Stadt aufmarschieren wurden 9 Der auf seinem Hof in Tubingen weilende Pralat von Bebenhausen schickt noch am gleichen Nachmittag einen Ochsen und ein Kalb zur VerEhrung an die Regimentsoffiziere und erlangt dadurch Sonderschonung Special Salva Quardi der geistlichen Guter und ihrer Besitzer Wahrend der Nacht bleibt es weitgehend ruhig die Franzosen die in den Anliegenden Dorffschaften wie Dusslingen und Nehren lagern lassen nur wenige Wachfeuer sehen Donnerstag 11 21 Februar 1647 Bearbeiten Am fruhen Morgen gleich nach dem Aufbruch der Franzosen kommt es Wegen Unausgeloschter Wachtfeurer zu einem Brand in Nehren der von aus Tubingen geloffenen Bauern 10 jedoch geloscht werden kann Nach acht Uhr befinden sich Lieutenant general Hoquincourt Generalmajor du Tod und die Obristen Klug 11 Schutz Rauhaupt und R cancourt mit vier Regimentern zu Pferd und vier weiteren zu Fuss 12 darunter doch das Schmidtbergische und Buwinghaussische deren Herrn Obriste fur dissmalen nicht zugegen gewesen 13 auf ihrem Weg das Steinlachtal hinab An Geschutzen fuhren die Franzosen vier Kartaunen 14 mit sich weiterhin ihre Munitions und Trosswagen in der Bagage Die Truppen Volckher bewegen sich an Tubingen vorbei in Richtung von Lustnau Pfrondorf und dem Bebenhauser Tal Zuvor erkundigt exmaniniert ein Unterhandler nochmals eine mogliche kampflose Ubergabe von Schloss und Stadt wird aber von ihrer Verteidigungsbereitschaft uberzeugt Resolvirt Im Weiterziehen der Franzosen gelingt es dann einem bayerischen Offizier zwei zuruckbleibende Trossweiber deeren Einer der Gurt zerbrochen mit ihren Kindern gefangen zu nehmen und drei Pferde zu erbeuten Die Frauen werden ausgezogen spoliert und mit den Kindern zuruckgeschickt Derweil sperren Hoquincourts Soldner alle Zufahrtswege hinter sich mit fassinen 15 und flechten Schanzkorbe 16 fur den Stellungsbau Nachmittags gegen drei Uhr schwarmen die ersten Feinde unmittelbar vor den Tubinger Mauern in den furstl tummel und die anligende Gartten 17 woraufhin Kommandant Purck das Lustnauer Schmidt und Haagthor mit seinen Musketieren besetzt Der Versuch der Bayern den Feind mit Gewehrfeuer zuruckzutreiben schlagt fehl und erbittert Hr General Lieutenant nur uber die Statt Aus diesem Grund begeben sich der Furstlich Wurttembergische Obervogt von Tubingen Herr von Croneckh und andere Reprasentanten von Stadtrat und Universitat auf das Schloss Sie versichern Purck die Franzosen seien schon dabei ihre Geschutze aufzufahren um die Stattmauern zu brechen und die Sturmende hand walten zu lassen 18 Die Vertreter der Zivilbevolkerung weisen den Commendanten darauf hin dass die Stadt unmoglich zu verteidigen defendirn sei Sie bitten Purck ihnen die Schlussel zu den Stadttoren auszuhandigen 19 seine Manner auf die Festung zuruckzuziehen salviren und die Zugbrucke 20 einzuholen Purck gibt bei 21 und nachdem sich die Bayern zuruckgezogen haben werden die Schlussel zu den Tubinger Toren dem franzosischen Befehlshaber uberbracht Hoquincourt nun Herr der Stadt lasst zunachst das Lustnauer Tor durch 40 Musketiere besetzen und verpflichtet noch an diesem Tag eine Anzahl von Bauern zur Zwangsarbeit In der Nacht noch gelangen die franzosischen Kanonen uber den Stadtzwinger nach dem Haagtor und weiter zu der dort liegenden Muhle 22 Freitag 12 22 Februar 1647 Bearbeiten Hinter o a Muhle werfen die Bauern in der Nacht zum 13 unter scharfer Aufsicht in streichen streng eine Schanze fur die Batterie der Franzosen auf Einer der Zwangsarbeiter wird von dem Schloss herabgeschossen ein anderer von einem franzosischen Offizier CapiteinLieutenant verprugelt Als er nur ein wenig ruhen wollte Samstag 13 23 Februar 1647 Bearbeiten Bis drei Uhr nachmittags haben die franzosischen Geschutz Unteroffiziere Constabler ihre Stellung bezogen Die Belagerung blocquada von Hohentubingen beginnt 23 Zunachst konnen die Franzosen eine Press in die Zwingermauer schiessen ohne allerdings weiter voranzukommen Die Mauer obzwar zimblich dunn und bald durchbrochen gewessen wurde zuvor von der Besatzung bis auf halbe Hohe mit einem Fullwerckh Von Fassinen und Grund versehen 24 Die Schlossbesatzung erwidert die Kanonade und zerstort ein gegnerisches Stuckh bald darauf fallt unten an der Muhle noch ein weiteres franzosisches Geschutz aus An diesem Tag werden 33 Kanonenkugeln auf den Hohentubingen abgefeuert wobei jedoch wenig Schaden entsteht 25 nur ein Schildhaus mitsamt Wachglocke wird weckgeschossen Als es dunkelt beginnen die Franzosen damit unweit ihrer Geschutzstellung einen Laufgraben auszuheben und sich dem Schlossberg zu nahern Aprochiren 26 Aus Furcht vor Gewehrfeuer und Granaten legen Hoquincourts Manner den Graben jedoch hastig und zu flach seych an Nachdem die Kriegsknechte der Schlossbesatzung nach Auswerffung etl brennender Bechfasslen 27 im Feuerschein erkannt haben dass die gegnerische Brustwehr nur geringen Schutz bietet pirscht sich ein bayerischer FeldtWaibel mit etl Musquetirern in die am Schlossberg vorgelagerten Pallisaden 28 und nimmt von einem Rundeel aus den Feind unter Beschuss Die Franzosen erleiden schwere Verluste uber die 30 Mann fur dissmahlen erschossen und gequetscht 29 Sonntag 14 Februar 1647 Bearbeiten Die zuvor angefangene Bresche im Burgzwinger wird durch gelegentliches Geschutzfeuer erweitert und vertieft 30 Am Nachmittag erhalten die Franzosen Verstarkung 500 Reiter und drei Kompanien Fussvolk nebst zwei Halbkartaunen rucken von Jessingen an Die Kanonen werden am Lustnauer Tor abgeprotzt die Schutzen in die Stadt verlegt und die ubrigen Soldaten auf die umliegenden Ortschaften verteilt Diesmal ist es ein Trommenschlager Tambour den der franzosische Befehlshaber als Unterhandler schickt um den bayerischen Kommandanten zu fragen wessen er gesinnet Purck antwortet vollmundig Vom Ergeben wolle man nichts wissen die Besatzung sei entschlossen zu leben und zu sterben wie es rechtschaffenen Soldaten gebuhre Die kommende Nacht uber wird das Schloss von ausserhalb der Stadt mit Kanonen beschossen weiterhin kommt es zu einem heftigen Feuergefecht ein abscheuliches Schiessen zwischen den in die Hauser der Neckarhalde abkommandierten franzosischen Musketieren und den bayerischen Schutzen auf der Burg Einem anfuhrenden Offizier General Adjutant der Franzosen wird eine Vergifften Kugel gefahrlich durch die Hand geschossen Montag 15 Februar 1647 Bearbeiten nbsp BurgweingartenAn diesem Morgen ist uberall in der Stadt zu horen dass es in der Nacht einen neuerlichen Ausfall vom Schloss auf den Laufgraben gegeben habe und dabei 34 franzosische Soldner zu Schanden gemacht wurden Spater bewahrheitet verfificirt sich das Gerucht als sich viele Verwundete bei den feldtscharern einfinden etl aber der Erden heimbgegeben worden Man erfahrt dann das franzosische Mineure im Weingarten s Abbildung zwischen Neckarhalde und Burg ein grosses Loch in ein Maurlin 31 gebrochen haben und den Ganzen Tag uber den Grund mit Schauflen herausgeworfen 32 Die hier begonnene Mine der Franzosen zielt auf die beiden voreinander gelagerten sudostlichen Rundturme des Hohentubingen 33 Als die Schlossbesatzung diese neue Bedrohung gewahrt werden Granaten und grosse Steine in die Halde geschleudert Bayerische Posten halten vleissige wacht und schiessen so man Jemanden verspirt aus Arkebusen und Musketen Auch befiehlt Purck von den Untergeschossen der beiden gefahrdeten Turme aus Gegenminen anzulegen Mit Anbruch der Dunkelheit schleichen bayerische Kriegsknechte in den Rundeelen und Pastionen hin und her und werden von den Franzosen unter Beschuss genommen Aus dem Schloss antwortet man mit einer Kanone und Doppelhackhen Den im Laufgraben liegenden Franzosen sollen in dieser Nacht uber 100 Granaten entgegengeschleudert worden sein folglich kommt es zu Verlusten unter ihnen 34 nbsp Munze unterhalb des SchlossesWahrend die franzosischen Soldner solcherart abgelenkt sind seilen sich um halb 12 Uhr drei Verwegene Kerls aus den Schlossfenstern zur Neckarhalde hinab und gelangen uber eine Weinbergsteige Staffelin zur ehemaligen Tubinger Munze 35 wo sie zunachst versuchen das Gebaude durch mitgebrachte Brandsatze feurwerckh zu entzunden Wohl aus Mangel an geeignetem Material so gern gebronnen hette kommt das Feuer in der Muntz jedoch nicht recht in Gang wahrend man von franzosischer Seite schon auf die Brandstifter aufmerksam wird Als diese sich dann dem gegnerischen Stollen nahern werden sie mit Plotzlichen Schuessen ehe Sie zu derMinaEingang kommen empfangen Knapp entgehen die drei den Kugeln sturmen die Staffel hinauf zu ihren Seilen und werden eiligst gleichsam ob Sie Flugel bekommen wieder ins Schloss emporgezogen Beide Berichte belassen die Tapferen unversehrt 36 Nach diesem missgluckten Anschlag werfen bayerische Kriegsknechte brennende Pechfasser in den Weingarten oberhalb der Neckarhalde und zwei Granaten in Hrn Neuffers hauss und die frst Wttbg Munz wobei unter anderem die treffl Bibliothek des Dr Lansius in Gefahr gerat Dienstag 16 Februar 1647 Bearbeiten Franzosische Cavallerie bisher in Lustnau Pfrondorf und Bebenhausen stationiert uberquert an diesem Tag den Neckar und zieht auf Derendingen Weilheim Weyl Kilchberg Kilperg sowie Rothtenburg Rottenburg allein muss zwei volle Regimenter aufnehmen und zwar aufgrund eines Vorfalls der sich dort schon 3 Nacht hierVor abgespielt hat Die Burger des Statlin obgleich mit einem Schutzbrief der Franzosen und einer kleinen Besatzung von 6 Lebendige franz Reutter versehen haben heimlich fast 80 bayerische Musketiere in ihre Mauern geholt Willens selbige durch Verborgenen Pass 37 in das Schloss hohen Tubingen zu bringen Ein Burger Rottenburgs fuhrt die bayerische Verstarkung schon in Richtung von Unterjesingen Jessing als der Plan durch die plotzliche Attacke einer franz Parthey scheitert Wer von den Bayern nicht fliehen kann wird niedergemacht der Fuhrer aber als Hochmeritirter Crucis Candidatus 38 seiner erhohung vorbehalten 39 Inzwischen gehen in Tubingen die Feuergefechte zwischen Belagerern und Belagerten weiter Ein erst kurz zuvor angekommener franzosischer Offizier General Adjutant der im Auftrag des Turenne die Geschutzbatterie und den Laufgraben inspiziert wird auf dem Ruckhweeg mit einer Trahtkugel erschossen 40 Die nacht hindurch hat mit Schiessen kein Theil dem andern wass bevor geben wollen Mittwoch 17 Februar 1647 Bearbeiten Auch heute werfen die Schlossbeschuzere wieder Handgranaten und Bechring in die Neckarhalde hinab 41 Ein Brandsatz gelangt durch die oberste Ladentur auf den Dachboden eines Buxenschiffters Behaussung in der Neccarhalde 42 entzundet dort herumliegende Hobelspane und verursacht nachMittag umb halb 2 Uhren ein Gefahrliche und erbarmliche Brunst Herbeieilende Burger und Bauern werden vom Schloss aus mit graussamem Schiessen und herabwerfung 6 Biss 8 Pfundiger Steinen am Loschen gehindert 43 Unverdrossen jedoch kampfen die Burgerwehren und die Menge der in Tubing geflohene AmtsBaurschaft gegen dreyen Feind feyer Schiessen und werfen Gegen 11 Uhr nachts gelingt es ihnen den Brand einzudammen Zwei Stunden spater begeben sich drei franzosische Soldner zur Brandstatte um sich fur ihr Wachfeuer bey des frstl Stipendij 44 hinderer Gangthuren etwas Brennholz zu besorgen Eine brennend vom Schloss ausgehenckthe BechPfanne und ihr eigenes Weglicht machen die Franzosen zum leichten Ziel fur die bayerischen Schutzen und sie tragen statt des Holzes einen Verletzten davon 45 Donnerstag 18 Februar 1647 Bearbeiten Der zwei Tage zuvor bei der Haagtormuhle erschossene General Adjutant wird zu Grab getragen bei zweimaligem Glockengelaut Die Leuchen Procession ist allerdings klaglich da die auf dem Schloss ihr freies Schussfeld flanckh auf den Kirchhof nutzen um dem Trauerzug mit Gewehrfeuer zu begleiten Indessen sind die Franzosen mit ihrem Laufgraben bis an die Schloss Palisaden gelangt 46 Freitag 19 Februar und Samstag 20 Februar 1647 Bearbeiten ist nichts sonderlichs verrichtet worden Sonntag 21 Februar 1647 Bearbeiten Die Soldner des katholischen Kurfursten von Bayern feiern Fassnacht mit Jauchzen Trommen und Pfeiffen und unter einmaligem Abfeuern eines Morsers 47 Die 60 pfundige Steinkugel verfehlt das Tubinger Rathaus nur knapp Ansonsten wird an diesem Tag vom Schloss kaum geschossen vieleichten weil die getrunckhene Augen kein Feind mehr ersehen konnen Montag 22 Februar 1647 Bearbeiten Heute dagegen nimmt die Schlossbesatzung aufs Korn was sich blicken lasst Etliche Tubinger Burger sterben durch Kugeln darunter ein Beckh so nur zum Fenster hinausgeschauet und eine allte Frau von 50 Jahren wahrend sie hinter ihrem Ofen sitzt Andere Burger und auch Bauersleuth werden angeschossen und weil die bayerischen Schutzen immer wieder gemeiniglich praparierte Munition 48 verwenden fuhren schon Streifschusse zu schweren Verletzungen Dienstag 23 Februar 1647 Bearbeiten Ein Spion wird von den Mannern Hoquincourts festgenommen ein Papistischer BierbrauersKnecht der alles was er an Geruchten uber die Franzosen aufgefischt oder selbst vernommen hat den Belagerten zugetragen haben soll 49 Er wird bey der Brodtlauben 50 mit 2 Corporal schafften zur Strafe aufrecht an einen Balken geschnurt Den ganzen Tag uber sammeln franzosischen Soldner viel lange laitern ein und schneiden diese auf 10 oder 11 Sprossen zurecht Als die Anzahl nicht ausreicht mussen die Wagner der Stadt noch weitere anfertigen Schliesslich versehen Schmiede die Enden aller Leiterholme mit eisernen Spizen Vom Nachmittag an Biss in die finstere Nacht hinein banquetiert Hoquincourt mit seinen Offizieren im Tubinger Rathaus Man macht es sich gar lustig und die Trompeten und heerPauckhen sind sicher auch auf dem Schloss zu vernehmen dennoch wird diese Feier nicht durch Steinschlage oder Brandbomben feuerkugeln 51 gestort Mittwoch 24 Februar 1647 Bearbeiten An diesem Tag schiesst die Schlossbesatzung wieder unterschiedslos auf Zivilisten wie auf feindliche Soldaten Einem Bauern aus Ofterdingen wird das Schienbein zerschmettert ein anderer aus Pfrondorf so sein Rosslin ob dem Spithal Brunnen getranckht zu dem linken Ohr hinein erschossen Freitag 26 Februar 1647 Bearbeiten Vom 15ten biss auf heutigen 26ten haben die Franzosen das Schloss kaum noch mit Kanonenfeuer belegt Nur die in die Neckarhalde Commendirte Musquetirer verwehren den Bayern das flanckhiren um etwas Nach dem Bericht Schweigkels haben sich die bayerischen Mineure bis spatestens zu diesem Zeitpunkt mit ihren Gegenminen zwei Pickhen tief unter den Fundamenten der bedrohten Turme hindurchgegraben Im Verlauf ihrer Arbeit kommen sich die Gegner unter der Erde so nahe dass sie miteinander reden konnen daraufhin andern die Franzosen die Richtung ihres Stollens wohin aber so Schweigkel fur die Schlossbesatzung wir nit haben wissen noch erfahren kohnden Samstag 27 Februar 1647 Bearbeiten Etliche Bauern werden zum Neckartor hinaus auf die Gannswaassen 52 gefuhrt wo sie den ganzen Tag uber Wassen ausgehauen um dieMina damit zu verstoppen 53 andere Bauern mussen Schanzkorbe flechten und sie zur Neckarbrucke walzen Nachmittags dann kunden dicke Rauchwolken von einem Feuer in Dusslingen Die selbiges fleckhen Baurschaft wird zur Brandbekampfung ausgeschickt bis sie das Dorf aber erreicht seind schon in die 15 Vorst in der Aschen gelegen Die betreffenden Bauern sagen nach ihrer Ruckkehr aus dass die in Dusslingen von den Franzosen unterhaltenen Wachfeuer fleissig ausgeloscht worden seyen Auch ware der Brand an unterschiedlichen Stellen im Dorf ausgebrochen und zwar nur solchen wo es gar keine franzosischen Wachfeuer gegeben hatte Ihre Mutmassung geht daher auf Brandstiftung wie doch auch etliche Solldaten vermeint Sonntag 28 Februar 1647 Bearbeiten Die aus gegrabene Waasen werden zwischen der Ringmauer und den Hausern der Neckarhalde hindurch in die Nahe der Mine gefuhret und im Schutz der Dunkelheit dann vollends zur Mine geschafft Nachdem dies von den Bayern bald bemerkt wird kommt es zu einem heftigen Schusswechsel unter welchem 4 franz Musquetirer gar ubel gequetscht worden sein Montag 1 Marz 1647 Bearbeiten Bei der Brandstatte vom Mittwoch dem 17 Februar werfen die Franzosen in der Nacht eine kleine Schanze Schanzlin auf Nachgehend wird die Befestigung mit uberzwerch legenden Brettern abgesichert So entsteht ein gedeckter Gang zum Weingarten hin der die Mine besser erreichbar macht Bei all diesen Arbeiten wird ab dem Schloss Niemand hefftiger zugesezt es scheint so als ob die Besatzung mittlerweile eingesehen hat dass sie gegen die feindliche Mine machtlos ist 54 Dienstag 2 Marz 1647 Bearbeiten Vor einem Haus in der Neckarhalde laden die Franzosen 31 Pulverfasser ungleiches Inhallts 55 von einem Munitionswagen ab Bei Dunkelheit bringt man die Fasser in die Mine und vermacht solche nachgehends Es geschieht nichts was darauf hindeutet dass die Besatzung des Hohentubingen auf diese Vorgange aufmerksam wird Noch in derselben Nacht verlegt Hoquincourt die ubriggebliebenen zwei Kanonen von der Haagtormuhle zum Lustauer Tor von wo aus sie mit den beiden am Sonntag dem 14 Februar angekommenen Halbkartaunen uber die Neckarbrucke und hinaus auf den grossen Weerth Wohrd 56 gefuhrt werden Dort nicht weit von derordinari Fahrstrass schanzen in nur zwei Stunden zwangsverpflichtete Bauern eine ordentliche Batterie 57 Auch diese Arbeiten verursachen einiges an Aufruhr ein zimmbliches gerausch und werden dennoch von Seiten der Bayern in keiner Weise behindert 58 Mittwoch 3 13 Marz 1647 Bearbeiten Die neue Batterie wunscht dem Hohentubingen an diesem Vormittag erstmals einen guten Tag Um halb zwei dann schickt Hoquincourt einen Trommenschlager zu Verhandlungen auf den Hohentubingen der hat Bayr Commendanten ungefahr angezaigt Purck habe alle bisherigen Aufforderungen zur Ubergabe verachtlich abgetan da sei nun im Ernst verfahren und eine Mine fertiggestellt worden Im Sinne loblichen Kriegsrechtes und der Discretion der Hrn Officieren entsprechend wolle man zu bedenken geben dass es gewisslich einen wunderselzamen LufftSprung abgeben mochte wenn diese gezundet wurde Weiterhin mochte Hoquincourt der Schlossbesatzung die Besichtigung der fertigen Mine durch Stellung franzosischer Geiseln ermoglichen Danach so der Bote stehe es den Bayern frei sich zu wehren oder zueaccordirn 59 Purck nimmt das Angebot an und tauscht einen seiner Lieutenanden der sich in der Belagerung ruhmblich gehalten samt Unteroffizier und Trommenschlager gegen den franzosischen Capitain Lieuten Hole sowie einen Corporal und einen Tambour der Franzosen aus 60 Der Obrist Klug fuhrt den bayerischen Offizier in die Mine Er zeigt ihm jedoch nicht die mit Pulver gefullte Sprengkammer so dass Purcks Leutnant aussert er konne freilich nicht berichten eine Mine gesehen zu haben sondern nur ein loch Auf den Einwand des Obrister Klueg die Mine sei bereits bedeckt verschlossen erwidert der Bayer Er kenne nicht glauben dz er in einer Mina gewessen wisse jezund nicht ob Pullver od was anders hierinn seye dem aber wie Ihm wolle hab es gute Wege diesse Mina thue Ihnen auf dem Schloss gar kein Schaden Auch eine nachfolgende langere Verhandlung bringt den bayerischen Unterhandler nicht von seiner Meinung ab anscheinend hat die Schlossbesatzung schon vor der Entsendung ihres Volontars den Beschluss gefasst auszuharren und Widerstand zu leisten obwohl sie sehr wohl um die Lage weiss in welcher sie sich befindet 61 Die franzosischen Geiseln die sich unterdessen auf der Schlossbrucke aufgehalten haben um Alldorten das Steinwerckh und den Graben etwass nahers zubesehen werden abberufen und Purcks Unterhandler wieder ins Schloss eingelassen Mit Jauchzen und Schreyen beziehen die bayerischen Kriegsknechte ins Gesamt ihre Posten nun wollen Sie sich wehren bis auff den lezten Blutstropffen Um ihren Beschluss zu unterstreichen werfen die Bayern sofort zwei grosse feurpommen bzw FeurBallen 62 in die Stadt hinunter 63 Eine davon zerspringt noch in der Luft die andere aber trifft Hss Wendel Mullers Hauss hinter der Cronen stehend 64 durchschlagt zwei Boden fallt in eine Bettstatt und erstickt dort Glostende Bretter werden von herbeigelaufenen Burgern aus den Fenstern geworfen und auf der Gasse geloscht trotzdem entsteht ein Schaden von 100 Gulden an leinwath bethern und andren in einer Cammer befundenen Mobilien Weitere Sprengsatze werden vom Schloss hinab in den Tubinger Bruhl 65 geschleudert dort hat man gleichergestallten die eingeworfene Granaten gnug zu demmen gehabt Auch wird erneut eine steinerne Morserkugel auf das Rathaus abgefeuert welche allerdings nicht viel ausrichtet 66 Die Nacht hindurch bleibt es ruhig die Franzosen rusten zum Sturm Donnerstag 4 14 Marz 1647 Bearbeiten Fruh am Morgen werden die Sturmleitern in die Neckarhalde gebracht Gegen 6 Uhr besichtigen Hoquincourt und seine Offiziere den beabsichtigten Angriffsort dann bezieht eine starke franzosische Sturmkompanie ihre Stellungen im Burg Weingarten Die Soldner sind mit Bickelhauben Eysserne Gablen RinnSpiesslen Parthisanen kurze Gewehr und Musketen bewaffnet Hoquincourt reitet zu den Linden am Schiesshauss von wo aus er Sprengung und Sturm beobachten will Als Zeichen zum Zunden der Mine lasst er zwei Kanonen abfeuern daraufhin sieht man den Rauch des abbrennenden Zundpulvers Nachdem sich der Qualm etwas verzogen hat ist weder Feuer noch dampff noch uber sich fliegen 67 erfolgen sehen was die Zuschauer nicht wenig verwundert 68 Der franzosischen Oberbefehlshaber holt eylends den Bericht seines Mina Meister ein welcher die offensichtliche Fehlzundung damit entschuldigt das die Zundrinne zur Mine nicht sauber abgedeckt gewesen sei und durch Steinwurfe vom Schloss herab in Mitleidenschaft gezogen wurde 69 Hoquincourt springt auf sein Pferd und jagt in vollem Calopp in die Stadt In der Neckarhalde angekommen befiehlt er die Zundkanale ausser Acht zu lassen und die Mine mit Lunten zu entzunden was ein Bergknappe ubernimmt der unter Lebensgefahr uber den ungeschutzten Weingarten zur Mine lauft Wahrend dann die Lunte allmahlich abbrennt begibt sich der franzosische Befehlshaber wieder an seinen vorherigen Platz jenseits des Neckars wo er ganz sehnend die Sprengung erwartet Gegen 8 Uhr 30 explodiert die Mine Das Mauerwerk zerbirst in Rauch und Feuer Gesteinstrummer sturzen den Weinberg hinab 70 Es ist der hintere der beiden voreinander gelagerten Turme so in dem fundament 25 schuch 71 dickh undt derentwillen von der Erden uber 1 Elen hoch nit aufgehebt welcher in die Neckarhalde vor allem auf das Haus des Dr Lansius sturzt wahrend der niedrigere Schieferturm schwer beschadigt wird 72 Uber den Schutt hinweg entsteht eine grosse Bresche hier und bei der ehemaligen Munzstatte wo es ein Maur biss an das Schloss beginnt der Sturm der Franzosen auf den Hohentubingen Wahrend der Explosion der Mine tragt sich eine Episode zu von der sowohl die Relation als auch der Bericht des Kriegskommissars vermeinen sie komme einem halb Wunder oder zumindest einer Denkwurdigkeit gleich Ein bayerischer Kriegsknecht aus dem Regiment des Feldzeugmeisters Rupert 73 namlich halt sich mitt seinem weib nach Aussage der Relation ist es die Frau eines Cameraden im Turm auf 74 wo sie gemutlich beim Fruhstuck sitzen Beide werden bei der Sprengung in die Luft geschleudert und verschuttet der Soldner nicht weit vom Turm selbst die Frau gar nahe der Muntz Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit erleiden sie keine todlichen ja nicht einmal ernsthafte Verletzungen Nachdem der Mann sich unter den Trummern hervorgearbeitet hat und in das Schloss hienein schlupffen wollen wird ihm von seinen Spiessgesellen welche ihn fur einen Feind halten eine Handgranate graussamlich fur den Kopff geworffen die jedoch nicht explodiert Er kann sich zu erkennen geben und wird schnellstens an Seilen in die Burg hinaufgezogen Die Frau dagegen nehmen die Franzosen zunachst gefangen weil sie sich wegen versturzter Sinnen nicht sobald retiriren mogen lassen sie aber kurz darauf wieder frei ledig Sie kann auf den Hohentubingen zuruckkehren wo die beiden Glucklichen allein klagen dass Ihnen die glieder nur aus forcht und schreckhen zerschlagen seien Unterdessen dauert der Sturm an von zwei Seiten laufen die franzosischen Soldner auf die Bresche zu und klettern uber den Schutthaufen obwohl sie Verluste durch Steinwurfe erleiden 75 Mit Gewehren und Handgranaten versuchen sie einen Durchbruch zu erzwingen Dabei entdecken sie auch drei durch die Mine freigelegte ehemalige Turmeingange die jedoch schon tags zuvor von der Schlossbesatzung verschlossen verbarrikadiert und als die auf der Rechten hand mit uberzwerchen felbenbaumen solcher gestallten verspeidelt wurden Gleichzeitig feuert die franzosische Batterie 76 unaussetzlich auf das Schloss um die Bayern aus ihren Abwehrstellungen zu vertreiben Mit nicht geringer Tapferkeit wehrt sich die Besatzung und es gelingt ihr sogar die Bresche notdurftig zu verschliessen woraufhin diese alsbald von den franzosischen Geschutzmeistern unter Beschuss genommen wird Dabei bekommt auch die unmittelbar benachbarte Schlosskapelle 77 schwere Treffer ab schlecht fur Purcks Manner weil dort ein grosser Teil ihres Proviants an Mehl und Hafer lagert Nachdem die Sturmkompanie der Franzosen zuruckweichen muss und auch das Geschutzfeuer wegen duckhe der Mauren und des andern runden Thurns 78 daran Sie eine Press zu machen vermeint mit Steinen ausgefullten Gewolbs keine Wirkung zeigt endet der Angriff gegen elf Uhr fur beide Seiten verlustreich 79 Die Kapelle ist schwer beschadigt 80 und der Kriegskommissar berichtet dass sie um ein Haar gleichfalls in den Weinberg gesturzt ware was so Schweigkel dem Gegentheil Feind Anm des Bearbeiters zum besten khommen und zue ansetzung eines anderen sturmbs ein mueth gewest were deme wir nuhn nimmermehr wie anfangs in dem ersten beschehen darin sich officir undt Soldaten wol gehalten wurden haben begegnen kohnden Endlich schweigen die Waffen Franzosische Kavallerie die sich auf den Derendinger Feldern fur zwei Stunden in Bereitschaft gehalten hat kehrt in ihre besetzten Dorffschafften zuruck Gegen halb Zwolf beginnt man zu parlieren Hoquincourt verlangt die sofortige Ubergabe doch die Besatzung mag sich nicht entschliessen Zunachst vereinbart man einen zweitagigen Waffenstillstand um Tote und Verwundete zu bergen 81 darauf beede Theil geruhet Zumindest die Franzosen ruhen jedoch nicht lange Unverzuglich beginnen sie mit der Anlage einer weiteren Mine Das soll auf dem Schloss nicht verborgen bleiben 82 und an diesem Abend sehen sich Hauptmann Purck und der Kriegskommissar genotigt die Posten abgehen um die Moral ihrer verangstigten Manner zu heben und ihnen Mut zuzusprechen wir zweiflen nit es werde ein jeder wie man allezeit verspirt seinen valors Wert ferner erweisen undt seinem gnedigsten Veldtherren deme er geschworen getreu verbleiben welches Herr Hauptmann undt andere officieri auch thun werden Falls die Soldner auf der Burg mitbekommen hatten was bald darauf im franzosischen Lager vorgeht sie wurden den schonen Reden ihrer Anfuhrer vielleicht sogar Glauben geschenkt haben Ein Bote von Turenne namlich trifft des nachtens bei Hoquincourt ein mit einem Befehl des Feldmarschalls die Belagerung so noch nicht beendet unverzuglich abzubrechen und sich dem Feind entgegenzustellen der mit 300 Mann bei Schorndorf gesichtet wurde Hoquincourt handelt entschieden eigenmachtig 83 Er pariert die Anweisung seines Vorgesetzten ohne zweiffel mit der Ruckmeldung uber ein Schreiben von Hr Crotio Commendanten zu Schorndorff welches wenige Stunden vor der Botschaft Turennes bei ihm eingetroffen sei und auf Grund dessen man nicht verspuhret hette dass Bayr etwas nahers zu dem Pult zu trettem begehret 84 Die Belagerung wird demnach nicht aufgehoben Freitag 5 15 Marz 1647 Bearbeiten In der Fruhe dieses Tages tritt eine Abordnung von bayerischen Unteroffizieren vor ihre Befehlshaber Ihre Rede lautet sie wussten sich ihrer Pflicht wohl zu erinnern seien auch durchaus gewillt ihren Teil weiterhin zu erfullen man musse aber doch sehen in welchem Zustand sich die Schlosskapelle befinde ein paar Treffer nur und sie wurde zusammenfallen dann wurde wieder gesturmt werden was sie nur tun sollten sie stunden mit blossen Handen da und konnten keinen weiteren Sturm abschlagen 85 und wenn der Feind mit Gewalt hereinkame dann gabe es ganz sicher keine Schonung quartier fur die Mannschaften dann wurden sie alle draufgehen es sei daher ihrer aller Meinung dass man zu vorzeigbaren reputirlichen Bedingungen die Ubergabe anbieten solle wenn allerdings der Feind sich nicht auf solche Bedingungen einlassen wolle so erboten sie sich bis zum letzten Blutstropfen zu kampfen Purck und seine Offiziere zeigen sich von dem Vortrag beeindruckt Sie uberlegen und beraten und stellen fest dass ihnen ihre Lage ziemlich hoffnungslos erscheint 86 Mutlos erschopft und schlecht bewaffnet furchten die gemeinen Soldaten vor allem den nachsten Sturmangriff ihre Anfuhrer haben mehr zu bedenken Sie sind laut Schweigkel auch davon uberzeugt dass mit Hilfe von aussen nicht mehr zu rechnen ist denn auf ihr Schreiben vom 22 12 Februar haben sie keine Antwort erhalten 87 und weitere Botschaften abzuschicken war unmoglich Ausserdem arbeitet der Feind wie besessen an seiner neuen Mine Man beschliesst auf bayerischer Seite den Beschluss zunachst aufzuschieben bis ein Angebot der Franzosen fur die Ubergabe des Hohentubingen eingeholt wurde 88 Ein Trommler wird zu Hoquincourt geschickt und kehrt umgehend mit dessen Aufforderung zuruck doch erst einmal die eigenen Bedingungen schriftlich festzuhalten vorzulegen und eine Antwort abzuwarten Schweigkel erlautert im Folgenden die Punkte bei deren Erfullung die Besatzung zur Ubergabe des Schlosses bereit ist 89 die gesamte Garnison des Hohentubingen mitsamt ihrem Anhang erhalt freien Abzug auch diejenigen Soldner welche zuvor beim Gegner gedient haben Geschutze Waffen Munition und Proviant durfen mitgenommen werden auch die zugehorigen Gespanne des Trosses sowie zwei von Purck in Verwahrung gehaltene Heerespauken Ubergabe und Abzug erfolgen mit allen militarischen EhrenFur die franzosische Seite verhandelt der bekannte Oberst Klug 90 Von Hoquincourt uff parole auf den Hohentubingen geschickt spricht er mit Purck vor dem ausseren Schlosstor Auf Anweisung seines Vorgesetzten verweigert Klug die Mitnahme der Geschutze mit der Begrundung der Hohentubingen sei keine Festung realvostung sondern nur ein furstliches Lusthaus 91 Auch bei Gravelingen und Dunkirchen 92 hatte man nur die Mitnahme zweier Geschutze gestattet obwohl diese Platze ganz anders befestigt waren alls hohen Tubingen Ausserdem sei es allgemein Brauch dass gefangene oder fahnenfluchtige Kriegsknechte bei einer Ubergabe wieder in den Sold ihres alten Dienstherren zuruckkehrten auch unter Zwang Die ubrigen Punkte wolle der Herr Generalleutnant bewilligen doch musse Purckh sobald er den Accord unterschrieben in Handen halte sogleich seine ausseren Posten abziehen Dies geschieht noch am gleichen Abend mit Inkrafttreten der Ubergabe Der Abzug wird der Bayern auf den 7 17 Marz festgelegt Samstag 6 16 Marz 1647 Bearbeiten Ab 9 Uhr vormittags wird die Wohrd Batterie der Franzosen aufgehoben Das grobe Geschutz hievt man mit Stellbocken und Hebezugen von den Lafetten auf die Blockwagen dort verbleibt es fur diesen Tag und die folgende Nacht bewacht durch 12 Musketiere Proviant und Munition der Schlossbesatzung werden den Franzosen uberantwortett Das Ansuchen der Bayern sie von Tubingen in die Winterquartiere der bayerischen Armee zu geleiten convoyrn schlagt Hoquincourt aus Zur Begrundung lasst er ausrichten der Weg bis in das Bistum Salzburg und die Oberpfalz ware zu weit Derweilen staunt Oberst Klug angesichts der gewaltigen Mengen von Kanonenkugeln die er im Zeughaus des Hohentubingen vorfindet und lasst sogleich 200 ailffpfundige und halbe Carthaunenkuglen auch was Ihme sonsten gedaugt weckhnemmen darunter auch 14 Tonnen Pulver Sonntag 7 17 Marz 1647 Bearbeiten Der Abzug der bayerischen Soldaten verzogert sich durch die Fahndung nach ehemaligen franzosischen oder schwedischen Armeeangehorigen unter ihnen Einige der Manner haben sich schon in der Nacht zuvor aus dem Staub gemacht 93 weitere werden jetzt von den Franzosen festgehalten 94 wobei es zu ergreifenden Szenen kommt 95 Unter Ruhrung der Trommeln zieht zwischen 9 und 10 Uhr die restliche Schlossbesatzung los 96 und kommt zunachst einmal nur bis vors Lustnauer Tor Dort mussen die Bayern zunachst ein Spalier von vier franzosischen Musketierregimentern passieren wobei der Oberst Klug alle mitgefuhrten Gefangenen aussortiert 97 Wohl auf den Protest Purcks hin zieht Klug einige morderisch zurechtgemachte Musketenkugeln aus dem Sack halt sie dem Hauptmann hin 98 und bemerkt mit Kugeln wie diesen hatten die Bayern auf seine Leute geschossen Es sei doch wohl bekannt was solcherlei Proceduren ublicherweise verdienten Purck schwort eilends und seine Manner bezeugen es ihm dass er von diesen Kugeln nicht das Geringste gewusst und auch niemals seine Soldaten angewiesen habe dergleichen herzustellen Auf bohrendes Nachfragen inquiriren der Franzosen hin findet sich schliesslich ein Ubeltater Es ist ausgerechnet jener Leutnant der in Begleitung des Obersten Klug die Mine im Burgweingarten besichtigt hatte Er soll den bayerischen Schutzen eingeben haben Glassplitter in ihre Bleikugeln einzugiessen und allerhand Cabalistische Worter darauf zu schreiben auch Draht und ausgehohlte Kugeln zu verschiessen Der Beschuldigte wird in die Stadt zuruckgebracht und im Quartier des Obersten Klug festgesetzt wahrend man Purck mit dem mittlerweile recht klaglichen Rest seiner Manner endlich weiterschickt 99 Begleitet convoijeret von etlichen franzosischen Reitern kommen sie jedoch nur biss under das Ziegelhauss wo Generalleutnant Hoquincourt personlich seine ehemaligen Widersacher erwartet Das nun folgende Streitgesprach dauert fast eine Stunde Mit Hilfe von Oberst Klug der wohl als Dolmetscher fungiert lasst der franzosische Befehlshaber dem Hauptmann Purck und seinem Kriegskommissar Schweigkel zunachst bestellen sie hetten 2 heerpauckhen die gehorten Ihnen zue weren Ihnen von Unsrigen von ungefehr 2 Jahren bei Reitlingen in einem einfalh abgenommen worden die wolten Sie wider haben Die Bayern widersprechen besagte heerpauckhen gehoren Hr Generalwachtmeistern Kolben zue seien herrn hauptmann Purckh in Verwahr geben auch solche mit unns zu nemmen von Ihnen allezeit bewilligt worden Hoquincourt lasst jedoch keinen Einwand gelten die symboltrachtigen Instrumente werden den Besiegten einfach weckhgenommen 100 Dann geht es weiter Vom Magistrat der Stadt Tubingen behauptet Oberst Klug hatte man erfahren dass der bayerische Kriegskommissar die Summe von 10 000 Gulden in seiner Kriegskasse mit sich fuhre cassagelter so in dem hertzogthumb Wurtemberg weren eingezogen worden Da dieses Geld keinerlei Erwahnung in den schriftlichen Ubergabebedingungen finde solle es unverzuglich herausgegeben werden andernfalls wurde das gesamte Gepack Bagage der Bayern durchsucht visitirt und jedes Stuck konfisziert werden welches nicht ausdrucklich festgeschrieben sei Oberst Klug warnt den Kriegskommissar noch vor grossem schaden undt Ungluckh falls er eine freiwillige Herausgabe verweigern solle Schweigkel halt dagegen sie hatten uberhaupt keine Kontributionen aus dem Herzogtum erhalten allenfalls vom Kloster Bebenhausen uber den letzten Sommer hinweg monatlich 75 Gulden Daruber hinaus hatte er vor einem Jahr in Rottweil zue allerhandt aufgaaben 1000 Taler empfangen davon ware allerdings der grosste Teil bereits ausgegeben Etwa 450 Taler oder umgerechnet 60 Gulden seien in der Kriegskasse ubrig weiter wisse er nichts zu sagen und setzte dafur sein Leben als Pfand Oberst Klug zeigt sich nicht uberzeugt Schweigkel muss vor also Hoquincourt hintreten und wird von diesem mit betrohendem ernst ermahnt die 10 000 Gulden herauszurucken Der Kriegskommissar bleibt jedoch bei seiner Aussage Also wird Hauptmann Purck zu den besagten Geldern befragt und antwortet Er habe sich der cassagelter niemals nichts angenommen khonde dahero auch von solchen im wenigsten nichts sagen Noch immer sind die Franzosen nicht zufrieden sondern nehmen einen weiteren Offizier in die Mangel einen Leutnant der sehr lange zur bestandigen Tubinger Garnison gehort hatte Auch dieser schutzt Unwissenheit vor Schliesslich werden Purck und Schweigkel aufgefordert ihre Aussage zu beeiden Beide leisten Hoquincourt den Eid in die Hand worauf sich der franzosische Befehlshaber grosszugig zeigt Obgleich so Hoquincourt vor der versammelten ehemaligen Garnison die Kriegskasse nach herrschendem Recht seine sei wolle er das Geld unter seinen Gegnern verteilen lassen um deren Tapferkeit zu wurdigen Ob beabsichtigt oder nicht jedenfalls fuhrt das Ansinnen des Generalleutnants spater noch fur mancherlei Zwist im bayerischen Lager da die seinerzeit anwesenden Soldaten auf einer Verteilung des Geldes 101 bestehen mit der Begrundung es ware ohnehin verloren gewesen und von einem Teil ihrer Offiziere in diesem Begehren unterstutzt werden wahrend Schweigkel darauf beharrt von der Summe welche ohne Befehl seines vorgesetzten Generalkommissars sowie nicht angetastet werden durfe zunachst eine Reihe von Verbindlichkeiten gegenuber dem bei den Verhandlungen bemuhten Auditorn 102 12 Taler der franzosischen Eskorte durch einen Leutnant des Oehmischen Regiments 103 24 Taler und den bei der Belagerung verletzten bayerischen Soldaten 36 Taler zu begleichen In einem Schlusswort wendet sich Hoquincourt dann nochmals an Purck Herr Commandant habt gethon wie ein prav Soldat was euch in dem accord versprochen ist das solle gehalten undt Ihr sicher nach Heilbronn begleitet werden Am Abend noch nachdem die Bayern abgezogen sind wird Hohentubingen mit zwei franzosischen Halbkartaunen bestuckt Montag 8 18 Marz 1647 Bearbeiten Die Hauptmacht der Franzosen bricht gegen 8 Uhr nach Reutlingen auf Dragonerkapitan Bauck erhalt bis auf weiteres den Befehl uber das Schloss ihm unterstehen 40 Mann Weitere Geschehnisse Bearbeiten Und wie die Sag gehet so wird jener bayerische Leutnant der seine Kriegsknechte in der Herstellung von Draht Splitter und Hohlkugeln unterwies in Eisen geschlagen und spater im Uracher Tal gehenkt Schweigkels Arger mit dem lieben Geld ist noch nicht ausgestanden Die Stadt Tubingen macht Schwierigkeiten bei der Auszahlung zugesagter Verpflegungsgelder Wahrscheinlich so der Kriegskommissar in seinem Bericht hatte man im Stadtrat darauf gehofft dass die Festung Hohentubingen kampflos und unversehrt ubergeben wurde Nun stunde jedoch der Unterhalt von sechs Wochen fur die bestandige Garnison aus die Verstarkungen von Weil der Stadt und Heilbronn bekamen noch Geld fur vier Wochen er selber hatte gar zweieinhalb Monate offen Daher geht seine Bitte an den Vorgesetzten eine beweglich Nachricht an den Herzog nach Stuttgart zu senden oder fur den Fall dass auch dieser die ausstehende Forderungen nicht begleichen wurde die Soldner weilen Sie alhier gar ein schlechts haben selbst zu bezahlen Die Franzosen bleiben als Besatzungstruppen bis 1649 in Tubingen Turenne selbst nimmt eine Zeit lang sein Hauptquartier auf dem Schloss Etwas unterhalb des gesprengten Turmes wurde 1667 1672 der markante Funfeckturm errichtet Verluste und Gewinne Bearbeiten Auf Seite der Bayern fallen 30 Mann dazu kommt eine unbekannte Zahl an Verwundeten 88 Soldaten mussen als ehemalige Angehorige schwedischer oder franzosischer Truppenkorper in die Dienste des Siegers ubertreten Auf Seite der Franzosen fallen 58 Mann dazu kommen 80 Verwundete 104 Als Gewinn verzeichnen die Franzosen neben der Festung selbst 14 Geschutze auf den Lafetten sowohl grosse als kleine zwei Morser aus Bronze mit mehreren Bomben und Feuerkugeln eine gefullte Waffenkammer und viel sonstige Munition Nachworte Bearbeiten Extrablatt der franz Zeitung Der Gewinn dieser Eroberung besteht nicht allein darin dass man sich dieser Festung versichert hat die mit gutem Recht als die starkste im Herzogtum Wirtemberg gilt sondern noch mehr in dem guten Ruf der Waffen des Konigs die gegen jedermanns Erwarten und vor allem derer die den Platz so tapfer verteidigten ihn in so kurzer Zeit erobert haben Und in der That dieser Erfolg hat nicht wenig zum glucklichen Ausgang beigetragen und wird auf den Fortgang der Friedensverhandlungen mit Bayern die gleichzeitig im Werke sind von nicht geringem Einflusse sein zusammen mit dem Schrecken der in ganz Deutschland die Gegenwart und das Verhalten des Marschalls von Turenne verbreitet Schweigkel am 22 Marz 1647 in Heilbronn Undt dass Ich mit disem bericht nit ehender einkhommen bitte gehorsamblich umb verzeihung habe aber vermeint gleich ein aussfuhrliches relation zuethun die ich underweegs des ausszugs von Tibingen gegen hiehero nit habe verfertigen khonden sondern hierzu erresten allhier die zeit nemmen muessen Der Grosse Gott steure den graussamen wurg Schwerdt und Lendere die bluet durstige Gedanckhen der Menschen Erfreue uns auch einmal mit dem erwunschten Edlen Frieden Amen Literatur BearbeitenHansmartin Decker Hauff Franz Quarthal Wilfried Setzler Hrsg Die Pfalzgrafen von Tubingen Stadtepolitik Pfalzgrafenamt Adelsherrschaft im Breisgau Thorbecke Sigmaringen 1981 ISBN 3 7995 7015 2 Max Eifert Karl Klupfel Geschichte und Beschreibung der Stadt Tubingen Fues Tubingen 1849 Neudruck Scientia Verlag Aalen 1977 ISBN 3 511 02471 4 Karl Geiger Die Belagerung von Hohentubingen 1647 In Reutlinger Geschichtsblatter Bd 8 1897 ISSN 0486 5901 S 49 53 Hugo Gmelin Der Kriegszug des Grafen Franz Egon von Furstenberg gegen Wurttemberg im Jahr 1631 der sog Kirschenkrieg In Wurttembergische Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte NF 7 1898 ISSN 0179 0889 S 104 123 Wilhelm Goz Die Belagerung des Schlosses im Jahre 1647 Des bayerischen Kriegskommissars Gottfried Schweigkel Bericht uber die Belagerung und Uebergabe von Hohentubingen 1647 In Tubinger Blatter Jg 22 1931 ISSN 0930 3642 S 37 43 uni tuebingen de Wilhelm Goz Die Belagerung Hohentubingens im Jahre 1647 In Wurttembergische Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte NF 37 1931 S 58 111 Erwin Haas Die sieben wurttembergischen Landesfestungen Hohenasperg Hohenneuffen Hohentubingen Hohenurach Hohentwiel Kirchheim Teck Schorndorf Reutlingen Harwalik Reutlingen 1996 ISBN 3 921638 59 3 Hans Erik Hausner Hrsg Der Dreissigjahrige Krieg 1629 1634 1639 1644 1649 Zeit Bild Ueberreuter Wien u a 1977 ISBN 3 8000 3202 3 Hans Christian Huf Hrsg Mit Gottes Segen in die Holle Der Dreissigjahrige Krieg Econ Munchen 2003 ISBN 3 430 14873 1 Friedrich August Koehler Im Kleinen alles vereint Eine Beschreibung Tubingens aus dem Jahre 1791 Herausgegeben und erlautert von Eckart Frahm und Wilfried Setzler Verlag Schwabisches Tagblatt Tubingen 2000 ISBN 3 928011 42 1 P J Meier Die Anfange der Stadt Tubingen In Tubinger Blatter NF Jg 2 Jg 16 1915 1921 S 49 55 uni tuebingen de Herbert Rosendorfer Deutsche Geschichte Ein Versuch Band 4 Der Dreissigjahrige Krieg Von der Reformation bis zum Westfalischen Frieden Nymphenburger Munchen 2004 ISBN 3 485 01002 2 Wilfried Setzler Tubingen Auf alten Wegen Neues entdecken Ein Stadtfuhrer Verlag Schwabisches Tagblatt Tubingen 1997 ISBN 3 928011 27 8 Theodor Schon Geschichte von Hohen Tubingen Erster Teil Von der altesten Zeit bis zum Umbau des Schlosses unter Herzog Ulrich In Tubinger Blatter Jg 7 Nr 2 3 1904 S 30 35 uni tuebingen de Theodor Schon Geschichte von Hohen Tubingen Zweiter Teil Vom Umbau des Schlosses durch Herzog Ulrich bis zur Uebergabe an die Kaiserlichen 1534 1634 In Tubinger Blatter Jg 8 Nr 4 1905 S 59 71 Digitalisat Jurgen Sydow Hrsg Bilder zur Geschichte der Stadt Tubingen Geschichte der Stadt Tubingen Bd 2 Laupp Tubingen 1980 ISBN 3 16 442712 3 Jurgen Sydow Aus der Geschichte des Schlosses Hohentubingen Sonderbeilage der Volksbank Tubingen anlasslich der 900 Jahr Feier der Universitatsstadt Tubingen Volksbank Tubingen Tubingen 1978 C V Wedgwood Der 30jahrige Krieg 7 Auflage List Verl Munchen u a 1994 ISBN 3 471 79210 4 Einzelnachweise Bearbeiten Der Marschall des Konigs in Deutschland kam aus seinem Hauptquartier in Saulgau Saulgen die franz Zeitung schreibt Marschall von Turenne war am 9 19 Febr aufgebrochen uberschritt die Donau bei Reithlingen Riedlingen sodann die Alp les Alpes Die franz Zeitung schreibt von 1200 Pferden und 200 von Philipsburg kommenden Musketieren des Regimentes Turenne Die im Folgenden als Franzosen oder Bayern bezeichneten Soldner waren Kriegsknechte unterschiedlichster Herkunft welche in diesem Fall entweder dem Konig von Frankreich oder dem Kurfursten zu Bayern dienten Wohl an der Neckarbrucke 1482 85 1489 gelegen alss aber diesser sein Unverstand Ihme durch einen wizigeren verwissen worden Relation Hakenbuchse von doppeltem Kaliber Die franz Zeitung schreibt dass die Lage des Hohentubingen sehr gunstig ist Diese Festung liegt namlich auf einem Berge der nach allen Seiten steil abfallt ausser gegen Suden wo sie einen grossen breiten Graben hat der durch einen sehr guten Halbmond und eine mit Schanzpfahlen versehene Boschung gedeckt ist Ausserdem flankieren vier gewaltige Turme das rechtwinkelige Hauptgebaude des Schlosses und vier andere kleinere Turme in Wirklichkeit nur einer nebst zwei Basteien an dem Fusse der grosseren die den Abhang des Berges bestreichen vertreten die Stelle des Unterwalls faussesbrayes Das Thor ist durch eine Art von Halbmond ravelin gedeckt und daruber beherrscht eine wohlverkleidete und erhohte Bastei das ganze Gelande und schutzt das Schloss nach der Seite der Stadt die zu seinen Fussen liegt Evtl aufgrund der schlechten Versorgungslage in der Stadt Die franz Zeitung schreibt Denn diese Belagerung war ihm durch den Marschall von Turenne anvertraut der die ganze Zeit uber genotigt war mit dem Rest der Armee in der Nahe von Ulm zu verbleiben um den Feind in Schach zu halten Die Bewohner umliegender Dorfer befanden sich als Fluchtlinge in der Stadt In der Relation wird dieser franzosische Obrist mit dem Namen Flueg bezeichnet es wird sich hierbei um einen Schreib oder Ubersetzungsfehler handeln denn Goz schreibt in einer Anmerkung zu Schweigkels Bericht Thomas Klug Oberst eines weimarischen Regiments der auch die Artillerie befehligte Er war die treibende Kraft wahrend der ganzen Belagerung S 39 Anm 6 In der zweiten Halfte des Krieges stieg die Anzahl von Truppenteilen zu Pferd deutlich an einerseits weil die Kavallerie raschere Manover ausfuhren konnte andererseits weil Berittene auf der Suche nach Versorgungsgutern furage grossere Gebiete abzudecken vermochten Die franz Zeitung schreibt von den Regimentern der Krone de Nettancourt Schmidberg Bowinghausen und Rankampf sowie Turenne Schweigkel spricht von vier Halbkartaunen Positionsgeschutze fur 24 pfundige Kugeln die Relation dagegen von je zwei Halb und zwei Viertelkartaunen Feldgeschutze fur 12 pfundige Kugeln Wall aus einem mit Reisigbundeln bestuckten Holzzaun frontseitig mit Graben und Erdwerk und ruckseitig mit erhohter Brustwehr versehen Uberdimensionaler Korb ohne Boden der mit Erde gefullt wird siehe auch Jugendheim Gersbach Heutiger Alter Botanischer Garten Fiel im Zeitalter der Soldnerheere ein befestigter Ort im Sturm erhielten die siegreichen Truppen oft ein zeitweises Recht auf Plunderung Brutalitat und Zerstorungswut der Eroberer nahmen dabei immer wieder erschreckende Ausmasse an z B bei der Sacco di Roma 1527 oder der Magdeburger Hochzeit 1631 desswegen er doch die Thor Schlussel ausfolgen lassen wollte Relation Am ausseren Schlossportal 1604 06 1607 befindlich Die franz Zeitung schreibt was die Garnison abhalt auf der Verteidigung der Stadt zu bestehen sei dass man sie nicht lange behaupten kann solange andere das Schloss innehaben Wohl eine am Ammerkanal liegende Getreidemuhle Mahlmuhlen Die franz Zeitung schreibt Man begann die Belagerung mit Laufgraben und einer Batterie von 6 grossen Geschutzen Welches ein Jesuiter der zu Augspurg nachgehendts im Rausch zu todt gefallen angegeben haben solle Relation Die Fortschritte der Artillerie in der letzten Halfte des Krieges wurden oft dadurch beeintrachtigt dass ausgelernte Geschutzmeister fehlten der grosste Teil der Geschutzmannschaften waren kommandierte Infanteristen Projekt Gutenberg DE Die Aufzeichnungen weichen an dieser Stelle voneinander ab insofern der bayerische Kriegskommissar von einer feindlichen Mine zu berichten weiss die von obbemelter Muhlin aus gegen das Schloss vorgetrieben wird und gegen welche nacheinander zwei Ausfalle unternommen werden was schliesslich dazu fuhrt dass die Anlage von den Franzosen aufgegeben wird Die in der Relation erwahnten Bechfasslen bzw Bechring darf man sich wahrscheinlich als pechgetrankte Brandsatze vorstellen Die zeitgenossischen Abbildungen des Hohentubingen zeigen im Westen einen dreieckigen von Palisaden gesaumten Wall der als Vorwerk die gesamte Breite der Burg gegen den Schlossberg deckte wahrend der Belagerung von 1647 scheint dieser Teil der Festung zumeist unbesetzt zwischen den Fronten gelegen zu haben Die franz Zeitung berichtet davon dass einige Sergeanten bei der Eroffnung des Laufgrabens getotet wurden Die franz Zeitung schreibt die 24 Fuss dicken Mauern widerstanden den Kugeln so sehr dass sie nichts ausrichteten Wahrscheinlich graben sich die Belagerer zwischen den Terrassen des Schloss Weinbergs ein Schweigkel nennt als genaue Lokalitat ohnweit Dr Lansen hauss Thomas Lansius 1577 1657 Professor der Rechte heute Neckarhalde 15 Die franz Zeitung schreibt Das d h die erfolglose Kanonade Anm des Bearbeiters gab dem Herrn d Hoquincour sic Veranlassung zu Minen seine Zuflucht zu nehmen und Man liess also Mineure in Thatigkeit treten sobald man wahrnahm dass alle anderen Anstrengungen nutzlos waren Es haben aber solche Bosse liechter etlichen in das Grab und die am besten darVon kommen in das Barbierhauss gezundet Relation Furstl Wurttemberg Munzstatte nach 1472 beim alten Hirschauer Tor Konigl Wurttemberg Amtsgericht 1818 1906 heute Neckarhalde 30 Ob von Seite der Bayern geplant worden war erst das Haus in Brand zu setzen und anschliessend den wahrscheinlich mit Holz verschalten Stolleneingang der Mine bleibt fraglich Damit ist wohl der Weg uber die Wurmlinger Kapelle und den heutigen Spitzberg gemeint Anscheinend ein aussichtsreicher Bewerber um einen hohen geistlichen Posten Adelige Offiziere wurden im 17 Jh oft von ihresgleichen gefangen genommen um anschliessend gegen Losegeld Ranzion in ungefahrer Hohe eines Monatssoldes wieder freigelassen zu werden Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Herrn de Pontaine welcher so die franz Zeitung erst vor wenigen Tagen aus Frankreich zuruckgekommen war er wurde im Laufgraben in der Nahe des Herrn d Hoquincour getotet Schweigkel schreibt der Steinen zu geschweigen mit welchen doch dem Gegentheil der grosste Schaden beschehen sintemalen wir die stuckh nirgendtshin haben weiters gebrauchen kohnden Wahrscheinlich Dr Mullers Wohnung Eifert 1849 S 325 Anm 1 dz Jedermann GeGlaubt es nunmehr in zweyen Stunden um die halbe Statt geschehen seyn werde Relation Gemeint ist entweder das Evangelische Stift Memento vom 26 November 2004 im Internet Archive gegrundet 1536 von Herzog Ulrich 1487 1550 oder das Collegium illustre auch Ritterakademie oder Konvikt genannt 1588 1592 haben sie sowohl das Holz ligen lassen als auch Ihren Zunder der von oben herab durch den rechten Schenckel geschossen worden dafur hinweg tragen mussen Relation Falls der Laufgraben wirklich das steile Burgholz hinauf bis den Rand des Schlosses vorangetrieben wurde hatten die Franzosen diesen Gang wohl mit einem Schutzdach etwa aus Planken und Erde versehen so wie sie es spater bei ihrem Schanzlin in der Neckarhalde taten was wiederum erklaren wurde warum der bayerische Chronist die ganze Anlage fur eine zweite Mine hielt Die franz Zeitung berichtet dass man bei der Ubergabe des Schlosses zwei Morser aus Bronze mit mehreren Bomben und Feuerkugeln erbeutete Die Relation berichtet von Traat oder hohle Kugeln also Drahtkugeln und absichtlich gekerbten Projektilen hierbei ist festzuhalten dass schon die seinerzeit sehr primitive Herstellungsweise von Bleikugeln mit der Kugelzange am offenen Feuer als Ursache fur die oft sehr unregelmassig geformten und mit scharfen Randern versehenen Geschosse in Frage kam nach HUF H 2004 Mit Gottes Segen in die Holle S 131 und wann er mit mundlicher Relation nicht sicher zukommen konnen solches aufgeschrieben samt ettl Stuckhlen Tabacc in ein Schneeball gemacht und ihnen hineingeworffen Relation Entweder ist hiermit die Tubinger Fruchtschranne das Kornhaus 1453 oder der Brotstand auf dem Marktplatz gemeint Zum Gluhen gebrachte Eisenkugeln aus Morsern verschossen durchschlugen Mauerwerk und setzten Gebaude in Brand Der Begriff Wase steht im Suddeutschen allgemein fur eine feuchte Grunland oder Weideflache Bei den hier genannten Wassen ware etwa an Grassoden oder Schlammklumpen zu denken evtl auch an Reisigbundel aus Weidenruten o a Schweigkel berichtet uber die Zeit nach dem Brand am Mittwoch 17 Februar dass dasminirn hatt nit mehr verwehrt werden kohnden Der Verfasser der Relation verblufft immer wieder mit derartigen Details Mit Wohrd oder Word bezeichnet man in Suddeutschland in oder an Flussen gelegenes Gelande wie Uferstreifen oder Inseln Auen F A Kohler beschreibt in seiner Tubinger Ansicht von 1791 die Reste einer alten Schanze beim heutigen Wildermuthgymnasium diese Anlage Kohler nennt sie Fortresse bestand aus einer kleinen Zitadelle die durchschnittliche Lange einer Courtine betrug nur 20 Schritt mit funf Eckbasteien gegen Stadt und Muhlbach hin durch zwei vorgelagerte Abschnitte Raveline und Tenaille geschutzt Kohler schatzt fur den Bau der Befestigung die evtl den Franzosen 1647 zum Schutz ihrer von der Neckarseite ausgehenden Angriffe diente wenigstens 40 etliche Tage fort arbeitende Menschen ist doch auf solchen Orth der von dem Schloss mit doppelhackhen wohl zueraichen nicht ein einziger Schuz abgegangen Relation Nach Auskunft der franz Zeitung handelte Hoquincourt dergestalt um der Bitte zu entsprechen die der Furst von Wirtemberg an ihn hatte gelangen lassen wenn moglich dieses Schloss das starkste und schonste des Herzogtums zu erhalten Schweigkel berichtet hingegen von einem Capitain einem Sergeanten und einem Trommler die als franzosische Geisseln in die Festung geschickt werden Schweigkel schreibt Ehe aber erstgedachter Lieutenant zue besichtigung solcher mine abgeordnet gewest haben wir Unns zuvor redlich undt bestendig resolviert gehabt es seie ein oder mehr mininen verfertigt Wie dann auch allss der Lieutenant wider in das Schloss hinauff khommen uff dessen begehrn wir unns erklert Unsererseits zu erwarten was sie gegen Unns zu tentirn vermeint Brandbomben oder Sprenggranaten Die Stuckher so von solcher Granate die man doch nicht ganz bekommen konnen zugegen wagen 80 Pf Relation Von dieser Episode der Belagerung existiert Eine bildliche Darstellung die in der Ausgabe einer der Universitatsbibliothek gehorigen Schrift von Balth Raith Tubinga sedes sat congrua Musis 1677 dem Titelblatt gegenuber eingeklebt ist LXV 4 Geiger 1899 Die Krone die mit der Vorderseite gegen den Markt lag durfte an der Stelle des heutigen Euler schen Hauses gestanden haben Goz 1931 S 39 Anm 7 Schweigkel schreibt nahe des Wertz Kienlins hauss alwo mein gnedig gebietender herr mit zue Tubingen gewesten refraichier quartier das logiament gehabt und meint damit den Aufenthalt seines Vorgesetzten des bayer Kriegsrats und Generalkommissars Johann Bartholomaus Schaffer in Tubingen von Februar bis Juni 1643 wahrend das gesamte bayerische Heer dort sein Hauptquartier hatte Eifert 1849 S 37 schreibt Der alteste Teil der sog unteren Stadt in der Ammerniederung gelegen befand sich am Hangfuss des nordlichen Schlossberges unterm Haag nach dem dort befindlichen Vorwerk der Burg und breitete sich an beiden Seiten der Ammer gegen den Bruhl nasser waldiger Grund hinab aus daher stammt auch die Namen einzelner Gassen z B der Froschgasse Schweigkel spricht von mehreren Steinen die mit dem Morser auf die Stadt abgeschossen wurden worauff sich darin ein grosser alarme erweckht die Burger und Inwohner in grosser angst gewest undt mit allen glockhen zuesammen gelitten worden Damit sind wahrscheinlich Schuttschwaden und umherfliegende Gesteinstrummer gemeint darauf man dann alsobald einen Rauch und das zur Mina gehendte lauff Feuer ersehen auch Niemand anderster vermeint dann es werde nun in solchem Augenblick die halbe Schloss Seiten in den Himmel fliegen mussen Relation dass Ihme die Rinne so nicht aneinander gehafftet an etl Orthen offen und nur mit Ziegeln zugedeckhet durch den BurgWeingart hinab gelegt gewessen von denen auf dem Schloss mit Steinen verworffen dahero auch das Pulver verzettelt worden und das Lauff Feuer nicht zusamen gegangen seye Relation Plotzlich aber ersieht mann Rauch und Feuer gleich darauf des trefflichen mit grosser Summa Gellts erbauten Thurns Gupffel und Fachwerckh sich herauswarts Beugen Nach gehends das ganze Corpus gleichsam als ob seine Costbarkeit diesse Unschuldige Injuri nicht erleyden konnte von einem starckhen HerzensPrast entzwey borsten und in den Burgweingart hinunter von einander fallen Relation Wahrscheinlich sind damit Fuss gemeint Die franz Zeitung schreibt davon dass der grosse Turm ganzlich niedergeworfen und der kleinere zu seinen Fussen durch seinen Fall zerstort und verschuttet wurde Johann von Reuschenberg bayerischer dann kaiserlicher General gest nach 1651 Goz 1931 S 40 Anm 9 Schweigkel schreibt alwo sonsten allezeith eine wacht dise aber villeichten zue sonderbahren gluck wenige zeit zuvor abgefordert gewest und alleinich obiger Mann uff solchem zur wacht gelassen worden Und unerachtet ihrer etl ab der Maur mit Grossen Steinen Beede Schultern entzwey geworffen und die kopff zerquetscht worden doch wie Mauren gestanden Relation Schweigkel berichtet an dieser Stelle von sechs Halbkartaunen Kapelle des hl Johannes 1180 erstmals erwahnt 1481 zur Pfarrkirche erhoben 1495 mit eigener Pfarrei Pfrunde Taufstein u Begrabnisrecht ausgestattet 1516 aufgehoben Damit kann eigentlich nur der zweite Rundturm auf der Sudwestseite der Burg gemeint sein der sog Haspelturm Schweigkel referiert in einer beilag uber neun Tote und drei Verwundete bei den Bayern Goz 1931 S 40 Anm 9 die Relation berichtet von 48 toten und verwundeten Franzosen die franz Zeitung meldet namentlich als gefallen den Freiwilligen Herrn du Sautor als verwundet durch einen Steinwurf der Herr de Beaufort de Camps und weiter Der Generalmajor Herr du Tot wollte unter denen sein die den Sturm eroffneten ebenso die freiwilligen Edelleute Henard und Marome wobei der letztgenannte durch einen Musketenschuss am Bein verwundet wurde Schweigkel schreibt bei der Kapelle habe sich infolge der Kanonade schon an zweien orten des Schwibbogens gesetzet Die Bayern begehren zunachst drei Tage Waffenstillstand um wie Schweigkel schreibt zu unsrer Generalitet nach Ulm zueschicken sich allda fernern verhalts willen einer resolution zu erholen sie werden jedoch von Hoquincourt abschlagig beschieden der Purck mitteilen lasst Es komme der Abgeordnete in solchen 2 tag oder nicht er bringe auch was es fur resolution immer sein wolle dass ohnerachtet dessen dass Schloss in verflossenen 2 tag ein allss andern weeg dem Gegentheil eingeraumbt werden Schweigkel halt in seinem Bericht zweimal fest dass wir gesehen dass der feindt nach erst gesprengter mine alsogleich und starckh in verfertigung einer begriffen Der Krieg wurde im 17 Jahrhundert auch wie ein Geschaft betrieben war man adelig und hatte etwas Geld zu investieren konnte man sich bei einer kriegfuhrenden Partei ein Offizierspatent kaufen eigene Truppen anwerben und dann in zugewiesenen Gebieten seine Schutzbriefe anbieten Kontributionen eintreiben oder auch konfiszieren und plundern aus solchen Zustanden ruhrt auch die vermeintliche Unbotmassigkeit vieler Offiziere die sich nicht fur blosse Befehlsempfanger hielten sondern eher als Filialleiter eines kriegerischen Unternehmens sahen Wohl ein Hinweis auf die seinerzeit ubliche Prugelstrafe am Schulpult Die augenscheinliche Knappheit der Schlossbesatzung an Waffen und Munition bewegt die bayerischen Unteroffiziere laut Schweigkel zu der Frage was Sie thun wollten stuenden gantz bloss und khonden uff solche weiss khein sturmb mehr abschlagen Schweigkel halt als Grunde fest nemblich 1 vorgeschribener der Soldaten von sich gegebener resolution 2 dass wir unns kheines succurs zue getrosten 3 weilen wir auff unsere vom 22 Febr gethone schreiben khein resolution erhalten undt auch weiters khein schreiben haben fortbringen kohnden und 4 dass wir gesehen dass der feindt nach erst gesprengter mine alsogleich undt starckh in verfertigung einer andern begriffen An dieser Stelle erfahrt man zum ersten Mal von einem solchens Schreiben wahrscheinlich eine Bitte um Unterstutzung an das Hauptquartier der bayerischen Armee in Die franz Zeitung schreibt Da aber die Belagerten die Entschlossenheit der Unsrigen erkannten und einsahen dass sie zu entfernt von Hilfe waren um auf sie warten zu konnen ehe sie bezwungen wurden weil dann jede Hoffnung fur sie verloren war begannen sie an Unterhandlungen zu denken und gaben das Zeichen Schweigkel halt fest Unsere puncten worauf wir zu accordirn vermeint waren dise die guarnison mit denen auss hailbronn undt weilerstatt eingezogener Mannschaft Artillori und proviantbedienten mich wie auch den arrestirten gewesten Commissarium Webern ebenfahls darmit eingeschlossen mit weibern sackh undt Packh Ober undt Undergewehr mit Gewehr ist jede Art von Waffe gemeint das Obergewehr wurde auf der Schulter getragen Spiess Muskete und das Untergewehr am Gurtel getragen Pistole Degen Anm des Bearbeiters doppelt brennenden lunten Kuglen im mundt undt allem deme was belagertem theil zuegehorig ohnausgeschlossen der Jenigen Mannschaft so vorhero bei dem Gegentheil gedient oder freiwillig heriber khommen ohnaufgehalten abziehen Item 2 metalline falconet mit darzu gehorigen Kuglen einer thonnen pulver undt 3 Centner lunten benotigten vorspann auch des herrn Generalwachtmeisters Kolben nach Goz 1931 S 41 Anm 12 handelt es sich dabei um den Landsassen und bayerischen Reiterfuhrer Andreas Kolb von Raindorf Anm des Bearbeiters zugehorige Herr Hauptmann Purckhen in verwahr gegebene 2 heerpauckhen frei undt ungehindert passirn zlassen Allsso dass noch solchen Abendt ein volliger Accord beschlossen und subscribirt worden in dessen Verrichtung Hr Obrister Flueg sic den machtsten Theil bemuehet gewesen Relation Nun zahlte allerdings die Burg Hohentubingen zu den Landesfestungen der Wurttemberger Herzoge und Konige neben dem Hohentwiel dem Hohenasperg dem Hohenneuffen dem Hohenurach der Feste Schorndorf und der Burg Teck Beide Festungen wurden 1644 bzw 1646 von den Franzosen erobert Goz 1931 S 41 Anm 13 in der Relation steht die uberloffene aber deren nicht wenig auf dem Schloss gewessen und in diesser lezten Nacht den mehren Teil widerum durchgegang sein sollen seind auf dem Schloss behallten worden Die Angaben widersprechen sich hier Schweigel schreibt in der beilag zu seinem Bericht uber 56 Mann Goz 1931 S 41 Anm 15 in der franz Zeitung steht Auf Grund der Abmachung traten 88 Soldaten die fruher im franzosischen und schwedischen Heere gedient hatten wieder in die alten Dienste Schweigkel berichtet Es hatt auch Einer vom lobl Ruischenbergischen Regiment s Anm Anm des Bearbeiters wieder zue ruckh bleiben muessen welcher schon uber 20 Jhar bestendig darunder gewest Der ist ungern daran khommen undt hatt desswegen bitterlich geweinet Auch hier widersprechen sich die Angaben die Relation erwahnt 72 Mann alles zusammen gerechnet eine herrschaftliche Kutsche wahrscheinlich fur die Offiziere und oder deren Anhang und funf gemeine Trosswagen die franz Zeitung beschreibt den Abzug von 130 Soldaten einem Lieutenant einem Fahnrich und einem Kommissar des Herzogs von Bayern Allda die Hrn Officier jenige so Ihnen zu vorhin gedient und von Bayr gefangen worden deren zusammen in 44 gewessen sein widerum heraus genommen Relation Worauf Hr Obrister Flueg sic eine hand voller holer und vergufter aus seinem Sackh gezogen Schweigkel halt fest Sonsten hat es anfangs das ansehen gehabt als ob man unns den accord nit halten wolle wie dann der Obrist Klueg ein falsche Kugl warauf characteres Zeichen gestanden zu solchem ende unns offt vorgewiesen Dass aber Unsrige darmit geschossen haben sollen haben wir dessen niemals khein Nachricht gehabt ist auch mitt Herrn hauptmanns bewilligung nit beschehen Gleichwolen wissen wir dises dass der Gegentheil mit Drattkuglen in das Schloss gegen uns geschossen Schweigkel berichtet Inn unsern anfangs zue accordirn ubergebenen puncten seindt zwar dise heerpauckhen gedacht Gegentheil aber hat solcher niemals in den schriftlichen accordt wollen einkhommen lassen sondern nur allezeit gesagt man werde solche nit aufhalten undt in solch schriftlichen accord zu erzwingen seindt wir nicht machtig gewest haben aber in deren abnamb erfahren warumb Gegentheil solche niemals in den schriftlichen accord hatt einverwilligen wollen Nach dem Bericht Schweigkels handelte es sich um rund 400 Gulden Auditorium im Wiktionary Vom Regiment Ehm der weimarischen Armee Goz 1931 S 42 Anm 16 In der franz Zeitung namentlich erwahnt werden Herr de Pontaine Adjutant als gefallen Herr d Orlodat Kadett und Lieutenant im Regiment Nettancourt als gefallen Herr de Sautor Freiwilliger als gefallen Herr d Orignac Adjutant als verwundet Herr de Baufosse de Camps Freiwilliger als verwundet Herr du Marome Freiwilliger als verwundet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Schloss Hohentubingen amp oldid 228344168