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Tabor auch tabar altfranzosisch ist eine Gruppe historischer zweifelliger Zylindertrommeln unterschiedlicher Grosse Der Spieler spielte im europaischen Mittelalter normalerweise die tabor mit der rechten Hand zusammen mit einer Einhandflote deren drei Grifflocher er mit der linken Hand bediente Engel mit Einhandflote und tabor an der Decke des Kreuzgangs im Kloster Himmelkron Ende 15 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Bauform und Verbreitung 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenVon den altfranzosischen Bezeichnungen tabor tabour und tabar fur Trommel spatlateinisch tabornum und mittelhochdeutsch tambur unterscheidet sich der Bauform nach das altfranzosisch Wort taborel fur eine Rahmentrommel 1 Hieraus wurden neufranzosisch tambour italienisch tamburo Spanisch tambor und das deutsche Lehnwort Tamburin fur die Rahmentrommel Das Wort tabor findet sich erstmals im altfranzosischen Heldenepos Rolandslied Zeile 852 Zeile 3137 das um 1080 entstand also vor dem Ersten Kreuzzug 1096 1099 Eine vermutete Herkunft von der persischen Kesseltrommel tabir erscheint damit wegen der zeitlichen Abfolge als unwahrscheinlich Daher werden die europaischen Schreibvarianten von der allgemeinen arabischen Bezeichnung fur Trommeln tabl طبل DMG ṭabl Plural ṭubul abgeleitet Die Mauren haben wohl ab dem 8 Jahrhundert die Laute barbaṭ die Kesseltrommel naqqara Pl naqqarat berberisch nuqqairat und andere Musikinstrumente auf der Iberischen Halbinsel eingefuhrt wobei jedoch die ersten Hinweise auf die Verwendung dieser arabischen Instrumente in Europa erst aus spaterer Zeit vorliegen Als Zwischenschritt von ṭabl zu tambor soll ein anderes persisches Wort ṭunbur Pl ṭanabir das ansonsten Saiteninstrumente tanbur bezeichnet die Bedeutung von ṭabl angenommen haben und der Ausgangspunkt fur einen Teil der europaischen Trommelbezeichnungen geworden sein 2 Der andere Teil fand mit dem arabischen Artikel in der Schreibweise aṭ ṭabl und der Bedeutung Kesseltrommel ins Spanische als atabal ins Italienische als ataballa ins Altfranzosische als attabal und bis zur Kriegstrommel ettebel der nordafrikanischen Tuareg Bauform und Verbreitung Bearbeiten nbsp Zwei englische tabor dub mit Schnarrsaiten und Holzfloten whittle 19 JahrhundertVor den grossen Kesseltrommeln und den kleinen Kesseltrommelpaaren franzosisch nacaires von naqqara war die zylindrische tabor die beliebteste Trommel im europaischen Mittelalter Ihre Formen reichten von kleinen beidseitig geschlagenen Zylindertrommeln die an einem Halsband quer vor der Brust getragen wurden uber Rahmentrommeln deren Rahmenhohe kleiner als ihr Durchmesser war bis zu grossen Trommeln die schrag am Oberschenkel hingen und einseitig auf das obere Fell geschlagen wurden Die Membran an der geschlagenen Seite war immer mit einer Schnarrsaite aus Darm versehen die untere Membran besass manchmal ebenfalls eine Schnarrsaite Vom 11 bis zum 16 Jahrhundert ist die tabor haufig auf Gemalden und Steinreliefs abgebildet Auf Matthias Grunewalds Gemalde Die Verspottung Christi um 1503 1505 ist am linken Bildrand eine kleine tabor mit Schnurverspannung zu sehen das mit einem geraden Kloppel geschlagen wird wahrend der Spieler zugleich eine lange Flote blast die er mit der linken Hand halt Diese Kombination war damals verbreitet und gehort bis heute zur Jig und anderen Volkstanzen in Grossbritannien whittle and dub gleichbedeutend mit pipe and tabor sowie in Sudfrankreich galoubet et tambourin Spanien fluviol e tamboril und Portugal Unter den Figurenreliefs des Engelschors 1256 1280 der gotischen Kathedrale von Lincoln befinden sich an den Wanden der Triforiumszone sitzende Engel mit Spruchbandern Buchern und vorwiegend mit Musikinstrumenten verschiedene Harfen Fidel Guiterne Busine Doppelflote Leier etc Ein sitzender Engel der eine senkrecht gehaltene Rahmentrommel neben seinem linken Oberschenkel schlagt und zugleich Flote blast ist der Angel with pipe and tabor Die tabor hangt mit einem Band an seinem linken Arm es ist eine flache zweifellige Trommel mit Schnurspannung in Zickzackform und Lederschlaufen eine einzelne Schnarrsaite ist sichtbar Der Schlagel in seiner rechten Hand besteht aus einem kraftigen zylindrischen Stiel Der deutlich abgesetzte Kopf des Schlagels ist rund und wie man annehmen kann mit einem weichen Material uberzogen und zu einer Kugelform gewickelt Neben den eher kleinen Instrumenten der Engel die in der Volkstanzmusik weiterleben wurden auch grossere tabor in militarischen Zusammenhangen abgebildet Eine solche Militartrommel beschrieb der Kirchengelehrte Thoinot Arbeau in seinem Werk Orchesographie von 1589 Er nannte sie la tambour grand tambour Lange und Durchmesser betrugen jeweils ca 80 Zentimeter Die Abbildung zeigt eine Trommel mit Schnur Bespannung in 14 Bahnen mit geknoteten Strupfen sie hat weder Druckreifen noch Schnarrsaiten Die andere beschriebene und abgebildete Schnurtrommel nannte er tabourin a main Deren Lange betrug 60 Zentimeter bei einem Durchmesser von 30 Zentimetern Beide Membrane waren mit einer Schnarrsaite ausgestattet Hieraus entwickelte sich die in der Marschmusik verwendete Ruhrtrommel Das Zusammenspiel von Militartrommeln und Blasinstrumenten wird in der Chronik der Stadt Basel fur das Jahr 1332 erwahnt Schweizer Trommler waren damals in Europa hoch angesehen weshalb der englische Konig Heinrich VII einer Abrechnung seiner Privatausgaben von 1492 zufolge zwei Schweizer Tabor Spieler beschaftigte Die Basler Trommel ist ein in dieser Tradition stehendes Marschmusikinstrument 3 Spielweise Bearbeiten nbsp Whittle and dub Buchmalerei im englischen Luttrell Psalter 1325 1335Seit dem 12 Jahrhundert stellte der Floten und Trommel Spieler die simpelste Form einer Tanzband dar Die Spielweise auf beiden Instrumenten zugleich setzt voraus dass der mit einer Hand produzierte Trommelrhythmus entsprechend einfach sein muss Der Spieler sollte am besten nahe am Rand und direkt auf die uber der Membran verlaufende Schnarrsaite schlagen um ein gleichmassiges Schnarrgerausch zu erzielen Unabhangig von der Taktart wird der erste Schlag des rhythmischen Musters betont Viele Stucke der Renaissancemusik sind im 3 4 oder 6 8 Takt gesetzt und wechseln wahrend des Spiels mehrmals fur kurze Zeit in den anderen Rhythmus gelegentlich halten die Ensemblemitglieder beide Rhythmen nebeneinander Auf ahnliche Weise bediente im Mittelalter und in der Renaissance ein Musiker neben der Einhandflote anstelle der tabor das tambourin de Bearn Dieses Saiteninstrument in der Form einer Bordunzither wurde und wird in der Volksmusik des franzosischen Baskenlandes unter dem Namen ttun ttun wie die Trommel mit einem Stock geschlagen 4 Die Basken spielen bei Umzugen und sonstigen Volksfesten auch die auf Baskisch danbolin genannte tabor zusammen mit einer Einhandflote 5 Literatur BearbeitenAnthony C Baines Helene La Rue Pipe and Tabor In Grove Music Online 2001 James Blades Jeremy Montagu Early Percussion Instruments From the Middle Ages to the Baroque Oxford University Press London 1976 S 5f 31 37 Wim Bosmans Eenhandsfluit en Trom in de Lage Landen Alamire Peer 1991 Walter Walter Salmen Zur Verbreitung von Einhandflote und Trommel im europaischen Mittelalter Jahrbuch des osterreichischen Volksliedwerkes 6 1957 154 161 Dagmar Hoffmann Axthelm Zur Ikonographie und Bedeutungsgeschichte von Flote und Trommel in Mittelalter und Renaissance in BJbHM 7 1983 S 99 118Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tabor instrument Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alice Little The Whittle and Dub Pitt Rivers Museum University of OxfordEinzelnachweise Bearbeiten Curt Sachs Real Lexikon der Musikinstrumente Zugleich Polyglossar fur das gesamte Instrumentengebiet Julius Bard Berlin 1913 S 372 Raja Tazi Arabismen im Deutschen Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche Gruyter Berlin 1998 S 143f ISBN 978 3110147391 Blades Montagu 1976 S 5f Blades Montagu 1976 S 31 36 Sabin Bikandi Belandia Danbolin In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 12Normdaten Sachbegriff GND 7851480 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tabor Trommel amp oldid 234501885