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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Unter Musik der Renaissance auch genannt Renaissancemusik 1 versteht man die europaische Musik der beginnenden Neuzeit also des Zeitraums des 15 und 16 Jahrhunderts Uber die genaue Epochenabgrenzung ebenso wie uber musikalische Merkmale der Renaissancemusik besteht in der Forschung kein Konsens Inhaltsverzeichnis 1 Franko flamische Polyphonie 2 Merkmale und Formen 3 Vokalmusik 4 Instrumentalmusik 5 Nachwirkungen 6 Musikhistorische Kritik 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseFranko flamische Polyphonie BearbeitenEtwa zweihundert Jahre lang hatten Komponisten aus dem Nordwesten Europas fuhrenden Einfluss auf die Entwicklung der polyphonen Musik ihrem Herkunftsbereich entsprechend spricht man von franko flamischer Musik Der erste Hauptvertreter Guillaume Dufay schuf eine beispielgebende Synthese aus franzosischen italienischen und englischen Einflussen Der Messzyklus wurde zur zentralen Gattung zuvor waren Einzelsatze oder Gloria Credo Paare die Regel Meist verwendet die zweitunterste Stimme eine bereits vorhandene geistliche oder weltliche Melodie als Cantus firmus typisch ist der Wechsel von vollstimmigen und 2 3 stimmigen Passagen die der Textverdeutlichung dienen konnen Wie bereits in der beruhmten Messe des 14 Jahrhunderts von Guillaume de Machaut kann die Isorhythmik der Ars nova Motette in Messsatzen Anwendung finden Der Vereinheitlichung dient die Strategie in allen Ordinariumssatzen die ersten Takte als Motto gleich oder sehr ahnlich zu gestalten Derselben Generation entstammt Gilles Binchois der als wichtigster Vertreter des burgundischen Chansons gilt Der Stil ist zuruckhaltend nobel und verzichtet auf Textausdeutung Sopran und Tenor spannen einen korrekten zweistimmigen Satz auf dem der Contratenor als klangliche Erganzung beigefugt ist Die Zeilen sind ahnlich aufgebaut und fuhren in einen melismatischem Schluss In der nachsten Generation fuhrt Johannes Ockeghem die kontrapunktischen Kunste auf eine Spitze indem er eine Missa cuiusvis toni komponiert die ohne Schlussel notiert ist und in verschiedenen Kirchentonarten funktioniert wobei der Charakter sich stark andert oder in der Missa prolationum eine Reihe zweistimmiger Kanons im oberen und unteren Stimmenpaar schreibt die mit gleichen Noten aber unterschiedlichen Schlusseln zu lesen sind und in Folge einen Kanon in der Prim Sekund Terz etc hervorbringen wobei zudem ein 2er von einem 3er Takt uberlagert wird sodass die Stimmen auseinanderfallen aber trotz allem den kontrapunktischen Regeln des Zusammenklangs Folge leisten In der dritten Generation wird um 1500 das Ideal der varietas durch eines grosserer Klarheit und Nachvollziehbarkeit ersetzt In Motetten wird oft jede Textzeile eroffnet mit einem Motiv das durch alle Stimmen wandert Durchimitation Der prominenteste Vertreter Josquin Desprez setzt einer Praxis bei der Kompositionen mit beliebigem Text unterlegt werden konnten ein Eingehen der Musik auf Inhalt und Emotion des vertonten Texts entgegen In der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts gibt es einerseits vermehrt chromatische Wendungen zu einer Art musikalischem Manierismus wie bereits in Prophetiae Sibyllarum einem fruhen Werk Orlando di Lassos Andererseits leitet die Dominanz von Quart und Quintschritten im Bassfundament zur Tonalitat des folgenden Generalbasszeitalters im 17 Jahrhundert uber jener Zeit in der Jan Pieterszoon Sweelinck als letzter Grossmeister der franko flamischen Polyphonie zum Vorbild norddeutscher Orgelmusik wurde Merkmale und Formen BearbeitenHohe Spaltklange also nicht vermischte Klange der Musik des Mittelalters werden durch Vollklange ersetzt Die Quinten und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor indem statt der vormals ublichen aufeinander folgenden Stimmeinsatze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden Komplizierte Formen der Isorhythmie werden vereinfacht Zahlenmystik und niederlandische Kanons in der Franko flamischen Musik sind Nachwirkungen der spatgotischen Zeit Das System der Kirchentonarten wird um Aolisch und Ionisch erweitert wodurch die Dur Moll Tonalitat vorbereitet wird Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon ist ein weiteres Kennzeichen fur die fruhe Renaissancemusik Sie sicherte die Verstandlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich grosseren Spielraum als im Mittelalter In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus die nur kundige Horer wahrnehmen konnen In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchorigkeit bei der durch unterschiedliche Aufstellung Grosse und Besetzung mehrerer Gruppen von Sangern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel Giovanni Gabrieli In der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts wurde in der Florentiner Camerata die Monodie entwickelt die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik die erstmals menschliche Affekte in musikalische Figuren gekleidet als zentralen Inhalt hatte In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran Alt Tenor und Bass abgeschlossen Mit der zugefugten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard Vokalmusik Bearbeiten nbsp Giovanni Pierluigi da PalestrinaIn der Renaissancevokalmusik kommen sowohl polyphone als auch homophone Werke vor Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Hassler grosse Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied bei der die oft einem Volkslied entlehnte Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll als musikalisch Worte symbolisierender Madrigalismus 2 umspielt wird Seit Mitte des 16 Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren die in Form von teilweise lange bestehenden Kunstlerkreisen oder Schulen wirkten wie die Romische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata Instrumentalmusik BearbeitenIm Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige polyphone Vokalmusik die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet nbsp Der Lautenspieler von Caravaggio um 1595In der Kirchenmusik begann die Orgel Fuss zu fassen Orgelbucher mit Noten sowie Lehrbucher entstanden Eine spezifische Orgelnotation Tabulatur genannt entwickelte sich in verschiedenen Landern mit spezifischen regionalen Unterschieden Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur spanische italienische englische und franzosische Tabulaturformen entstanden Die Vorherrschaft ubernimmt im 16 Jahrhundert Italien Am Markusdom in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingefuhrt und von dort aus verbreitet Toccata Praludium und Praambulum Ricercar als Vorlaufer der spateren Fuge Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein Das gebrauchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute fur die ebenfalls eine eigene Griffschrift Tabulatur entwickelt wurde Solistische Gesange und Ensemblestucke wurden mit ihr begleitet ebenso konnten Vokalwerke fur Laute umgeschrieben werden In die Zeit der Renaissance fallt auch die erste grosse Instrumentenentwicklungswelle in Europa Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit Insbesondere Holzblas Blechblas und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut also als Familien mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten Ende des 16 Jahrhunderts stehen folgende Instrumente die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind zur Verfugung Holzblasinstrumente Schalmei Pommer Rauschpfeife Dulzian Krummhorn Cornamuse Kortholt Sordun Rankett Blockflote Querflote Gemshorn Blechblasinstrumente Posaune Zink Streichinstrumente Viola da gamba Viola da braccio RebecZupfinstrumente Harfe Laute Gitarre PsalteriumDie Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stuckes und der Anzahl verfugbarer Musiker zusammengestellt Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt Sowohl homogene aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife Schlusselfidel Drehleier Laute Harfe Psalterium oder Regal auf Der Gebrauch von Schlagwerk ist haufig Daneben gibt es Musik fur Naturtrompeten und Pauken die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist Bestimmend fur die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci Tanzbucher Sammlungen von Tanzstucken und tanzartigen Liedern von Pierre Attaingnant Jacques Moderne Pierre Phalese und Tielman Susato vgl auch Terpsichore Praetorius entstehen ebenso wie Schriften uber Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17 Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden konnen einige z B Dulzian und Viola da braccio als direkte Vorlaufer von noch heute ublichen Instrumenten angesehen werden Nachwirkungen BearbeitenDie Renaissance wurde durch die Epoche des Barock abgelost die von Italien um 1600 ausgeht siehe Barockmusik Der Stilwandel aussert sich am augenfalligsten in der Einfuhrung von Generalbass und Monodie aus der sich orchestral begleitete Formen wie Rezitativ und Arie und deren grossere Zusammensetzungen wie Oper Oratorium und Kantate entwickelten Wegweisend fur diese Entwicklungen sind die Neuerungen der Florentiner Camerata Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet etwa die Mehrchorigkeit Letzte Nachklange einer wirklich renaissancemassigen Haltung sind auch in den Fantasien fur Gambenconsort von Henry Purcell zu finden Musikhistorische Kritik BearbeitenHugo Riemann lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff namlich Musik des durchimitierenden a cappella Stils Der innere Zusammenhang zwischen den Kunsten sei nicht so ausgepragt dass ein Epochenbegriff der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden konne Dementsprechend nannte er die barocke Musik die Musik des Generalbasszeitalters 3 Auch Ludwig Finscher verwendet in seinem Handbuch der Musikgeschichte von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der Musik des 15 und 16 Jahrhunderts Zu einem anderen Ergebnis kommt Laurenz Lutteken in seinem Werk Musik der Renaissance er begreift die Musik und das Musizieren in diesem Zeitalter als substanziellen Bestandteil der Renaissance und fugt sie in eine umfassende Kulturgeschichte ein Siehe auch BearbeitenListe von Komponisten der Renaissance Alte Musik Ars nova Franko flamische Musik Historische Auffuhrungspraxis Monuments of Renaissance MusicLiteratur BearbeitenMichele Calella Lothar Schmidt Komponieren in der Renaissance Lehre und Praxis Laaber Lilienthal bei Bremen 2013 ISBN 978 3 89007 702 4 Guido Heidloff Herzig Die Musik der Renaissance wbg Academic in WBG Darmstadt 2019 ISBN 978 3 534 74440 4 Laurenz Lutteken Musik der Renaissance Imagination und Wirklichkeit einer kulturellen Praxis J B Metzler Stuttgart 2011 ISBN 978 3 476 02381 0 Ernst Hermann Meyer Musik der Renaissance Aufklarung Klassik Reclam Leipzig 1973 Bernhard Moorbach Die Musikwelt der Renaissance Neu erlebt in Texten Klangen und Bildern Barenreiter Verlag Kassel 2006 ISBN 3 7618 1715 0 Elisabeth Schmierer Geschichte der Musik der Renaissance Die Musik des 16 Jahrhunderts Laaber Lilienthal bei Bremen 2016 ISBN 978 3 89007 719 2 Elisabeth Schmierer Lexikon der Musik der Renaissance Laaber Lilienthal bei Bremen 2012 ISBN 978 3 89007 706 2 Einzelnachweise Bearbeiten vgl etwa Jahrbuch der Renaissancemusik Vgl etwa Arno Forchert Madrigalismus und musikalisch rhetorische Figur In J P Fricke Hrsg Festschrift fur Klaus Wolfgang Niemoller Regensburg 1989 S 151 169 Werner Keil Musikgeschichte im Uberblick UTB 2012 S 17 Epochen der Musikgeschichte Prahistorie Altertum Mittelalter Renaissance Barock Klassik Romantik Neue Musik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musik der Renaissance amp oldid 234990044