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Giovanni Pierluigi da Palestrina wahrscheinlich 1525 in Palestrina Region Latium 2 Februar 1594 in Rom war ein italienischer Komponist in der Nachfolge des franko flamischen Stils Sanger und Kapellmeister der Renaissance sowie ein herausragender Meister der Kirchenmusik 1 2 Giovanni Pierluigi da Palestrina in jungeren Jahren Lithografie 1828 von Henri Joseph Hesse Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke summarisch 4 Film 5 Trivia 6 Literatur Auswahl 6 1 Monographien 6 2 Aufsatze 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenZum Vornamen Giovanni und dem eigentlichen Familiennamen Pierluigi ist schon zu Lebzeiten des Komponisten die Herkunftsbezeichnung da Palestrina getreten so dass es heute in der Musikgeschichte ublich ist kurz von Palestrina zu sprechen Er war der Sohn von Sante und Palma Pierluigi aus Palestrina historisch Praeneste im naheren Umkreis von Rom in dem die Familie mindestens seit Mitte des 15 Jahrhunderts ansassig war Das Geburtsjahr ergibt sich aus dem Nachruf des lothringischen Geistlichen und Mitglied der papstlichen Kurie Melchior Major vom Februar 1594 auf den Tod des Komponisten mit der Angabe Vixit annis LXVIII hat 68 Jahre gelebt was zu einem Geburtsdatum zwischen dem 3 Februar 1525 und dem 2 Februar 1526 fuhrt Giovannis erste Erwahnung erfolgte in dem Testament seiner in Rom lebenden Grossmutter Iacobella Pierluigi vom 22 Oktober 1527 in dem diese ihren Nachlass auf ihre Schwestern und Kinder ubertragt und auch ihren etwa zweijahrigen Enkel Giov erwahnt der einige Haushaltsgegenstande bekam Nach einer Volkszahlung 1526 1527 von Papst Clemens VII wohnte ein Santo de Prenestina mit seiner Familie in der Nahe der Basilika San Giovanni in Laterano in Rom Giovanni hatte drei Geschwister Giovanni Belardino Palma und Silla letzterer wurde ebenfalls Musiker mit wenigen uberlieferten Kompositionen Die Mutter Palma starb 1536 In einem Vertrag zwischen dem Domkapitel von Santa Maria Maggiore in Rom und dem Sanger und Kapellmeister Giacomo Coppola vom 25 Oktober 1537 werden auch sechs letzterem anvertraute Chorknaben erwahnt unter ihnen ein Joannes de Palestrina Weil die dortigen Kapellmeister in dieser Zeit oft schon nach wenigen Jahren wechselten kommen ausser Coppola auch Rubinus Mallapert um 1520 1573 ausserdem ein gewisser Roberto und ein Firmin le Bel als Lehrer Palestrinas in Frage sichere Informationen uber seinen weiteren Werdegang sind jedoch nicht uberliefert Der Komponist schloss am 28 Oktober 1544 einen Vertrag mit den Kanonikern der Kathedrale San Agapito seiner Heimatstadt Palestrina in dem er die Verpflichtung zur taglichen Leitung des Chorgesangs bei der Feier von Messe Vesper und Komplet ubernahm auch an Festtagen die Orgel zu spielen und ausserdem Kanonikern und Chorknaben musikalischen Unterricht zu geben In diese Zeit fallt die Heirat Palestrinas am 12 Juni 1547 mit Lucrezia Gori aus einer angesehenen Familie seiner Heimatstadt die aus der Ehe hervorgegangenen Sohne Rodolfo 1549 1572 Angelo 1551 1575 und Iginio 1558 1610 waren spater alle als Komponisten aktiv Als Nachfolger von Mallapert wurde Palestrina am 1 September 1551 zum magister cantorum ohne das ubliche Prufungsverfahren an der Cappella Giulia der Peterskirche in Rom berufen moglicherweise durch Protektion des Bischofs seiner Heimatstadt Giovanni Maria Ciocchi des spateren Papstes Julius III Amtszeit 1550 1555 Zumindest hat Palestrina diesem spater seine erste Veroffentlichung Missarum liber primus Rom 1554 gewidmet ein stattliches Chorbuch welches mit der Cantus firmus Messe Ecce sacerdos magnus als Huldigungskomposition beginnt Anfang 1555 erfolgte die Ernennung Palestrinas zum Mitglied der papstlichen Kapelle Sixtinische Kapelle auf Anordnung von Julius III auch hier ohne die festgelegten Prufungen und ohne den ublichen Beschluss der anderen Sanger In diese Dienstzeit fiel die Veroffentlichung von Palestrinas erstem Madrigalbuch zu vier Stimmen Nach dem Tod von Julius III am 23 Marz 1555 kam es zum Pontifikat von Marcellus II das zwar nur drei Wochen dauerte mit seinen humanistischen und musikalisch reformerischen Impulsen aber einen deutlichen Einfluss auf Palestrina hatte Komposition der Missa Papae Marcelli etwa 1562 Der Nachfolger Paul IV 1555 1559 verfugte in seinem ruckwarts gewandten Reformeifer dagegen dass die Mitglieder der Sixtinischen Kapelle nur Kleriker sein konnen so dass am 30 Juli 1555 unter anderen die drei verheirateten Mitglieder unter ihnen Palestrina mit einer lebenslangen Rente entlassen wurden Palestrina ubernahm am 1 Oktober 1555 als Nachfolger von Orlando di Lasso die Kapellmeisterstelle der Cappella Pia an San Giovanni in Laterano dem romischen Bischofssitz des Papstes die finanziell und personell deutlich schlechter ausgestattet war als seine vorangegangenen Positionen Dennoch festigte der Komponist sein Ansehen durch das Erscheinen von Madrigalen in dichter Folge in renommierten Sammeldrucken In diese Zeit fiel auch die Komposition seiner achtstimmigen Improperien fur zwei Chore erstmals aufgefuhrt am Karfreitag 1560 die einen so tiefen Eindruck hinterliessen dass Papst Pius IV 1559 1565 eine Abschrift davon fur die papstliche Kapelle verlangte Palestrina verliess sein Amt an der Lateranbasilika am 3 August 1560 und wurde am 1 Marz 1561 Leiter der Cappella Liberiana an Santa Maria Maggiore dem Ort seiner Ausbildung wo er etwa vier Jahre blieb In dieser Zeit gab es 1562 im letzten Teil des Konzils von Trient 1545 1563 Diskussionen zur Liturgiereform und zur Kirchenmusik und Palestrinas Musik stiess auf das besondere Interesse von Kardinal Rodolfo Pio da Carpi 1501 1564 und den ihn umgebenden Kreis von Konzilsteilnehmern Palestrina widmete dem Kardinal ein Jahr spater seinen liturgischen Jahreszyklus von Motetten Motecta festorum totius anni seinen ersten Individualdruck Kardinal Ippolito II d Este Erbauer der Villa d Este in Tivoli hatte den Komponisten im Sommer 1564 fur drei Monate fur seine grosszugig besetzte Kapelle verpflichtet ihm war Palestrinas erstes Motettenbuch funf bis siebenstimmig gewidmet Das Trientiner Konzil hatte fur die Kirchenmusik besondere asthetische und stilistische Anforderungen beschlossen hierzu gehorte auch im Wort Ton Verhaltnis die unbedingte Verstandlichkeit des Worts Zur Umsetzung der Beschlusse zu der auch eine Reform der papstlichen Kapelle gehorte waren die Kardinale Carlo Borromeo und Vitellozzo Vitelli beauftragt worden In diesem Zusammenhang wurde am 1 Februar 1565 auch das Seminario Romano als Ausbildungsstatte des Priesternachwuchses gegrundet zum musikalischen Leiter und Lehrer an dieser Anstalt wurde kurz darauf Palestrina bestellt Am 28 April 1565 kam es im Haus von Kardinal Vitelli zu einer Anhorung bei der die papstliche Sangerkapelle einige neuere Messvertonungen auch von Palestrina vorzutragen hatte damit die Angemessenheit des polyphonen Stils fur die gottesdienstliche Musik nach den neuen Richtlinien beurteilt werden konnte Es lasst sich vermuten dass zu diesem Anlass auch Palestrinas Missa Papae Marcelli vorgetragen wurde welche die dogmatischen Satze der Messe vorwiegend einstimmig die schmuckenden Teile polyphon wiedergibt Nachdem dann am 6 Juni dieses Jahres der Ehrentitel modulator pontificus etwa papstlicher Komponist von Pius IV an Palestrina verliehen wurde und dessen monatliche Pension aufgebessert wurde ergibt sich daraus die erhohte Bedeutung des Komponisten fur die kirchenmusikalischen Reformen nach dem Konzil Palestrina besass inzwischen ein Ansehen von europaischem Rang Sein zweites und drittes Messenbuch von 1567 und 1570 waren Konig Philipp II von Spanien gewidmet und Graf Prospero d Arco kaiserlicher Gesandter Maximilians II verhandelte mit ihm uber die Nachfolge fur die vakante Kapellmeisterstelle am Wiener Hof Der Kaiser sah sich aber letztlich nicht in der Lage die hohe finanzielle Forderung Palestrinas zu erfullen weshalb dann Philippe de Monte die Stelle bekam Nachdem Giovanni Animuccia Kapellmeister und 1555 Nachfolger Palestrinas an der Cappella Giulia des Petersdoms Ende Marz 1571 verstorben war ubernahm Palestrina diese Stelle zum zweiten Mal nachdem nur eine Woche vergangen war Ausser den taglich zu verrichtenden Pflichten entstanden in den 1570er Jahren fur ihn weitere Aufgaben Papst Gregor XIII 1572 1585 beauftragte in einem Erlass vom 15 Oktober 1577 den Komponisten und den Sanger Annibale Zoilo 1537 1592 mit einer Reform der Choralgesange Graduale Romanum beide nahmen sofort die Arbeit auf und schlossen sie schon im nachsten Jahr ab Allerdings ist diese Fassung nie gedruckt worden weil insbesondere dem spanischen Konig Philipp II die sprachlich musikalischen Eingriffe in die Chorale zu weit gingen woraufhin der Papst den Auftrag 1578 wieder zuruckzog Palestrina war auch fur die Arciconfraternita della Santissima Trinita dei Pellegrini e Convalescenti aktiv eine damalige romische Frommigkeitsbewegung fur die er 1576 und 1578 musikalische Beitrage lieferte Eine engere Beziehung entstand zwischen ihm und dem Hof der Gonzaga in Mantua Herzog Guglielmo Gonzaga strebte einen gegenreformatorischen Mittelpunkt in Italien an und baute dafur in Mantua die Schlosskirche Basilika Palatina di Santa Barbara fur die er bei Palestrina zehn Choralmessen auf der Basis einer speziell in Mantua gepflegten liturgischen Tradition bestellte Die erste vierstimmige Alternatim Messe erhielt er am 2 Februar 1568 die restlichen neun funfstimmigen zwischen November 1578 und April 1579 Der Versuch Palestrina 1583 fur die Kapellmeisterstelle an der neuen Basilika zu gewinnen scheiterte an dessen hoher Gehaltsforderung In den ersten zehn Jahren Palestrinas im erneuerten Amt an St Peter ereigneten sich etliche Todesfalle in seiner Familie Sein Bruder Silla starb am Neujahrstag 1573 seine altesten Sohne Rodolfo und Angelo 1572 und 1575 und am 22 August 1580 wurde seine Frau Lucrezia Opfer einer Virusepidemie in Rom Im darauf folgenden Jahr 1581 starben auch noch drei seiner Enkelkinder Dies schlug sich moglicherweise in der Zusammensetzung seines zweiten vierstimmigen Motettenbuchs nieder welches auffallend viele Trauermusiken enthalt Palestrina entschloss sich offenbar daraufhin Priester zu werden und ersuchte seinen Dienstherrn Papst Gregor XIII im Herbst 1580 um den Empfang der niederen Weihen dies wurde bewilligt und am 7 Dezember des Jahres in der Kirche San Silvestro al Quirinale vollzogen Im Januar 1581 erhielt er eine Pfrunde an der Kirche Santa Maria in Ferentino sudostlich von Rom Wenig spater gab er die Absicht in den Priesterstand zu gehen wieder auf und heiratete am 28 Marz 1581 die wohlhabende Witwe des papstlichen Pelzlieferanten Virginia Dormoli Als Inhaber eines Pelzgeschafts legte er die Ertrage umsichtig in Immobilien an Der altere PalestrinaIn seinem neuen Lebensabschnitt entfaltete Palestrina eine intensive und umfassende Kompositions und Publikations Tatigkeit Eine grosse Zahl von Madrigalen und Motetten erschien in einer Vielzahl von Sammeldrucken und es kamen viele bedeutende Individualdrucke heraus wie Bucher mit Messen Motetten und Madrigalen sowie die beiden Sammlungen mit funfstimmigen geistlichen Madrigalen Zu den grossen zyklischen Werken seiner Spatzeit gehoren auch die Hohelied Motetten 1583 1584 die Lamentationen 1588 die Magnificat Sammlung 1591 und die beiden liturgischen Jahreszyklen mit Hymnen 1589 und Offertorien 1593 Im Fruhjahr 1593 trug er sich mit der Absicht in seine Heimat zuruckzukehren um dort die vakante Stelle des Domkapellmeisters und Organisten bis zur regularen Wiederbesetzung zu ubernehmen Doch noch vor der Vertragsunterzeichnung erkrankte Palestrina Anfang 1594 schwer und starb am Morgen des 2 Februar Er wurde in einer Gruft von St Peter beigesetzt in der schon andere Familienmitglieder ruhten Sein Grab tragt die Inschrift Musicae princeps Furst der Musik Sein Nachfolger im Amt des Leiters der Cappella Giulia wurde am 12 Marz Ruggiero Giovannelli und die Position eines Komponisten an der papstlichen Kapelle ging am 3 April 1594 an Felice Anerio Bedeutung BearbeitenIn der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts kam es in Italien nach den Erkenntnissen uber die psychische ethische und politische Wirkung von Musik und damit ihrer gesellschaftlichen Bedeutung Francesco Bocchi 1581 zu Reformbewegungen im religiosen Leben und damit auch in der liturgischen Musik Hieraus entstanden einerseits die Orden der Jesuiten und Filippiner sowie andererseits die Reformbestrebungen des Konzils von Trient auf welchem in seiner letzten Sitzungsperiode die Forderlichkeit polyphoner Musik fur die Andacht des Horers wegen der mangelnden Textverstandlichkeit kritisch diskutiert wurde Auch sollten Parodiemessen mit Vorlagen von lasziven Madrigalen und Chansons zuruckgedrangt werden energischster Vertreter solcher Forderungen war Papst Sixtus V In diesem Zusammenhang ist Palestrina erstmals 1609 von dem Komponisten Agostino Agazzari 1578 1640 als Retter der Kirchenmusik bezeichnet worden der mit seiner Missa Papae Marcelli solchen reformerischen Forderungen mustergultig entgegenkam Er hat auch eigenartigerweise Palestrinas Musik zu den Vorlaufern des Generalbass Stils gerechnet Es ist allerdings anzumerken dass bei der herrschenden Meinungsvielfalt der Konzilsteilnehmer eine Einschrankung oder gar ein Verbot polyphoner Musik nicht ernsthaft zu befurchten war Palestrina hat in seinen Werken gezeigt dass er sowohl den bisherigen polyphonen Stil Palestrina komponierte etwa ein sechsstimmiges Kyrie als auch den neuerdings gewunschten Reformstil beherrscht Den Bestrebungen eines kirchenmusikalischen Reformstils wie er von den Komponisten Giovanni Matteo Asola und Vincenzo Ruffo vertreten wurde hat er sich nicht angeschlossen Textverstandlichkeit war fur Palestrina keine Voraussetzung fur vokale Kirchenmusik sondern nur eine satztechnische Moglichkeit Ab dem fruhen 17 Jahrhundert wurde das Repertoire der Sixtinischen Kapelle mehr und mehr von den Kompositionen Palestrinas beherrscht was bis ins 19 Jahrhundert andauerte Eine Reihe von Werken des Komponisten wurde in der Folgezeit von anderen Meistern bearbeitet so die Missa Papae Marcelli von Giovanni Francesco Anerio der diese Messe 1619 unter Verdichtung auf vier Stimmen reduzierte oder von Francesco Soriano der die gleiche Messe 1609 doppelchorig erweiterte Viele Motetten Palestrinas wurden im 18 Jahrhundert zur erweiterten Verwendung umtextiert Johann Sebastian Bach bearbeitete die sechsstimmige Missa sine nomine fur Singstimmen Cornetti Tromboni und Generalbass Ausgehend von der Schulergeneration Palestrinas entstand in der Geschichte der Musiktheorie eine kontrapunktische Lehrtradition die zu dem Gradus ad Parnassum von Johann Joseph Fux Wien 1725 fuhrte in dem der kontrapunktische Stil Palestrinas in Dialogform gelehrt wird Dieses Werk wurde bis ins 19 Jahrhundert eines der einflussreichsten Kontrapunkt Lehrbucher bot Haydn Mozart und Beethoven die Moglichkeit den Kontrapunkt kompositorisch mit einzubeziehen und gab den kirchenmusikalischen Restaurationsbewegungen des 19 Jahrhunderts das Fundament in der Kompositionslehre Ernst Theodor Amadeus Hoffmann stellte in seinem Aufsatz Alte und neue Kirchenmusik 1814 Palestrinas Werk als wahrhafte Musik aus der anderen Welt heraus und die musikalischen Reformbewegungen orientierten sich ab etwa 1830 meist programmatisch an Palestrina als Hauptvertreter der klassischen Vokalpolyphonie Dies mundete in die cacilianische Bewegung die von Munchen und Regensburg ausging mit der Folge dass auch herausragende Komponisten wie Franz Liszt Charles Gounod Joseph Rheinberger Johannes Brahms und Anton Bruckner sich mit der Musik Palestrinas kunstlerisch auseinandergesetzt haben Hans Pfitzner 1869 1949 dichtete und komponierte in seiner Musikalischen Legende Palestrina 1910 bis 1915 die Geschichte des Komponisten als spatromantisches bekenntnishaftes Ideendrama in dem Zitate aus Palestrinas Werken leitmotivisch verwendet werden Schliesslich hat der danische Musikwissenschaftler Knud Christian Jeppesen 1892 1974 die Satzweise in Palestrinas Werken analysiert und in seinem Kontrapunkt von 1935 den historisch richtigen Kontrapunkt des Komponisten dargestellt Der Palestrina Stil kann als Synthese zwischen der kontrapunktischen Kunst der franko flamischen Musik und italienischem Klangsinn bezeichnet werden Im Hinblick auf den eigentlich vorliegenden in sich wandlungsfahigen und stark differenzierten komplexen Kompositionsstil des Meisters wird im Sprachgebrauch der Musiktheorie der Begriff des Palestrinastils mehr im Sinne eines historisch verfestigten und lehrmassig vermittelbaren Satzmodells vereinfacht der sich grundsatzlich als stile antico von dem spateren konzertanten Stil des Generalbass Zeitalters unterscheidet Hauptkennzeichen ist die melodische rhythmische und harmonische fein abgestimmte Ausgewogenheit eines Werks auf allen Ebenen der musikalischen Struktur Dies ist das Ergebnis einer musikgeschichtlichen Entwicklung an der die papstliche Kapelle und ihre vorangegangenen Sanger Komponisten einen wesentlichen Anteil hatten Ziel war dabei alle massgeblichen Grossen und satztechnischen Anteile eines Werks in einer strukturellen Ausgewogenheit aufeinander zu beziehen Die Melodiefuhrung bevorzugt Sekundschritte und lasst in ihrem Ausgleich von Auf und Abwartsbewegungen den Eindruck von Geschlossenheit entstehen Grossere Intervalle in der Melodie werden regelmassig mit kleineren Schritten in der Gegenrichtung beantwortet aufsteigende Bewegungen beginnen meist mit einem grosseren Intervall gefolgt von kleineren bei absteigender Bewegung ist es umgekehrt Die Bildung von Symmetrien Sequenzen und floskelhaften Wiederholungen wird vermieden ebenso ein Nebeneinander von stark kontrastierenden Notenlangen innerhalb von Melodiebogen Akzente werden nur von der Deklamation des Textes bestimmt und dissonante Klange werden immer als Durchgangs Vorhalts und Wechselnoten Dissonanzen vorbereitet und auch aufgelost In der Satzdichte dem Verhaltnis zwischen Erklingen einer Stimme und Pause strebt Palestrina einen Ausgleich an der klanglich auf das Ideal der Vierstimmigkeit hinauslauft Somit haben die vierstimmigen Werke die dichteste Satzstruktur bei den funfstimmigen betragt der Pausenanteil im Mittel ein Funftel bis ein Viertel bei den sechsstimmigen ein Viertel bis ein Drittel Beim Erklingen eines Satzes entsteht dann beim Wechsel zwischen Voll und Geringstimmigkeit ein fortwahrendes Fluktuieren der Satzdichte Werke summarisch Bearbeiten Titelblatt einer Ausgabe von Palestrinas MotettenGesamtausgaben Pierluigi Palestrinas Werke 33 Bande Leipzig ohne Jahreszahl 1862 1907 Le opere complete di Giovanni Perluigi da Palestrina 35 Bande Rom 1939 1999 Messen Individualdrucke Missarum liber primus Rom 1554 Missarum liber secundus Rom 1567 Missarum liber tertius Rom 1570 Missarum cum quatuor et quinque vocibus liber quartus Venedig 1582 Missarum liber quintus quatuor quinque ac sex vocibus concinendarum Rom 1590 Missarum cum quatuor vocibus liber primus Venedig 1590 Missae quinque quatuor ac quinque vocibus concinendae liber sextus Rom 1594 Missae quinque quatuor ac quinque vocibus concinendae liber septimus Rom 1594 Missarum cum quatuor quinque amp sex vocibus liber octavus Venedig 1599 Missarum cum quatuor quinque amp sex vocibus liber nonus Venedig 1599 Missarum cum quatuor quinque amp sex vocibus liber decimus Venedig 1600 Missarum cum quatuor quinque amp sex vocibus liber undecimus Venedig 1600 Missarum cum quatuor quinque amp sex vocibus liber duodecimus Venedig 1601 Missae quattuor octonis vocibus concinendae Venedig 1601 insgesamt 113 Messen in 14 Buchern Magnificat Individualdruck Magnificat octo tonum Liber primus nunc recens in lucem editus Rom 1591 Magnificat Zyklen 8 Magnificat toni I VIII zu vier Stimmen Vertonung ungerade Strophen und 8 Magnificat toni I VIII zu vier Stimmen Vertonung gerade Strophen 1591 8 Magnificat toni I VIII zu vier Stimmen Vertonung gerade Strophen 8 Magnificat toni I VIII zu funf bis sechs Stimmen Vertonung gerade Strophen Magnificat Einzelwerke Magnificat quarti toni zu vier Stimmen Vertonung gerade Strophen Magnificat sexti toni zu vier Stimmen Vertonung gerade Strophen Magnificat primi toni zu acht Stimmen Vertonung ungerade gerade Strophen insgesamt 35 Magnificat Vertonungen Litaneien Individualdruck und Einzelwerke Individualdruck Litaniae Deiparae Virginis musica D Ioannis Petri Aloysii Praenestini cum quatuor vocibus Venedig 1600 Litaniae Beatae Mariae Virginis zu drei bis vier Stimmen 1600 Litaniae Beatae Mariae Virginis zu drei und vier Stimmen 1596 Litaniae Beatae Mariae Virginis zu funf Stimmen ca 1750 opus dubium Litaniae Beatae Mariae Virginis zu sechs Stimmen wahrscheinlich autograph Litaniae Beatae Mariae Virginis I zu acht Stimmen anonym Litaniae Beatae Mariae Virginis II zu acht Stimmen anonym Litaniae Domini I zu acht Stimmen Litaniae Domini II zu acht Stimmen Litaniae Domini III zu acht Stimmen anonym Litaniae sacrae eucharistiae I zu acht Stimmen Litaniae sacrae eucharistiae II zu acht Stimmen insgesamt 11 Litanei Vertonungen Lamentationen Individualdruck Lamentationum Hieremiae prophetae liber primus Rom 1588 Zyklus 1 liber primus 14 Lamentationen Zyklus 2 liber secundus 12 Lamentationen Zyklus 3 liber tertius 12 Lamentationen Zyklus 4 liber quartus 12 Lamentationen Zyklus 5 liber quintus 12 Lamentationen Einzelne Lektionen 10 Lamentationen insgesamt 72 Lamentations Vertonungen Hymnen Individualdruck Hymni totius anni secundum sanctae romanae ecclesiae consuetudinem quattuor vocibus concinendi necnon hymni religionum Rom 1589 insgesamt 77 Hymnen Vertonungen Motetten Offertorien Improperien Marianische Vertonungen Cantica und Psalmvertonungen Individualdruck Motecta festorum totius anni cum communi sanctorum quaternis vocibus liber primus Venedig 1564 zahlreiche Nachdrucke Individualdruck Liber primus motettorum quae partim quinis partim senis partim septenis vocibus concinatur Rom 1569 Individualdruck Motettorum quae partim quinis partim senis partim octonis vocibus concinatur liber secundus Venedig 1572 mit zusatzlich je 1 Motette von Palestrinas Sohnen Angelo und Rodolfo sowie zwei Motetten seines Bruders Silla Pierluigi da Palestrina Individualdruck Motettorum quae partim quinis partim senis partim octonis vocibus concinatur liber tertius Venedig 1575 Individualdruck Motettorum quinque vocibus liber quartus Rom 1583 84 zahlreiche Nachdrucke Individualdruck Motettorum quatuor vocibus partim plena voce et partim paribus vocibus liber secundus Venedig 1584 Individualdruck Motettorum quinque vocibus liber quintus Rom 1584 Individualdruck Offertoria totius anni secundum sanctae romanae ecclesiae consuetudinem quinque vocibus concinenda pars prima Rom 1593 Individualdruck Offertoria totius anni secundum sanctae romanae ecclesiae consuetudinem quinque vocibus concinenda pars secunda Rom 1593 insgesamt 336 authentische Kompositionen und 81 Werke unsicherer Zuschreibung bzw zweifelhafter Echtheit Geistliche Madrigale Individualdruck Il primo libro de madrigali a cinque voci Venedig 1581 Individualdruck Delli madrigali spirituali a cinque voci libro secondo Rom 1594 insgesamt 56 geistliche Madrigale Weltliche Madrigale und Kanzonetten Individualdruck Il primo libro di madrigali a quatro voci Rom 1555 viele Nachdrucke Individualdruck Il secondo libro di madrigali a quatro voci Venedig 1586 insgesamt 93 weltliche Madrigale Instrumentalmusik Recercate 8 Ricercare uber die 8 Modi zu vier Stimmen Esercizi IX sopra la scala zu vier Stimmen opus dubiumFilm BearbeitenUber Leben und Werk des Komponisten wurde 2009 der Film Palestrina Furst der Musik gedreht Produktion ZDF Arte Regie Georg Brintrup 3 Trivia BearbeitenGeografie Zu Ehren des Komponisten tragt der Palestrina Gletscher auf der westantarktischen Alexander I Insel seinen Namen Astronomie Der 1973 entdeckte Asteroid 4850 Palestrina bekam seinen Namen zu Ehren des KomponistenLiteratur Auswahl BearbeitenMonographien Bearbeiten A de Chambure Palestrina Catalogue des oevres religieuses Band 1 Paris 1989 Karl Gustav Fellerer Der Palestrinastil und seine Bedeutung in der vokalen Kirchenmusik des 18 Jahrhunderts Augsburg 1929 Reprint Wiesbaden 1972 Karl Gustav Fellerer Palestrina Leben und Werk Regensburg 1930 2 Auflage Dusseldorf 1960 J Garratt Palestrina and the German Romantic Imagination Interpreting Historicism in Nineteenth century Music Cambridge 2002 Michael Heinemann Giovanni Pierluigi da Palestrina und seine Zeit Laaber Verlag Regensburg 1994 Christoph Hohlfeld Reinhard Bahr Schule musikalischen Denkens Der Cantus firmus Satz bei Palestrina Florian Noetzel Verlage Wilhelmshaven 1994 ISBN 3 7959 0649 0 Johanna Japs Die Madrigale von Giovanni Pierluigi da Palestrina Genese Analyse Rezeption Wissner Verlag Augsburg 2008 ISBN 978 3 89639 524 5 Knud Jeppesen Kontrapunkt Vokalpolyfoni Kopenhagen Leipzig 1930 deutsch als Kontrapunkt Lehrbuch der klassischen Vokalpolyphonie Leipzig 1935 10 Auflage Wiesbaden 1985 M Janitzek W Kirsch Hrsg Palestrina und die klassische Vokalpolyphonie als Vorbild kirchenmusikalischer Kompositionen im 19 Jahrhundert Kassel 1995 Palestrina und die Kirchenmusik im 19 Jahrhundert Band 3 W Kirsch Das Palestrina Bild und die Idee der Wahren Kirchenmusik im Schrifttum von ca 1750 bis um 1900 Eine kommentierte Dokumentation Kassel 1999 Palestrina und die Kirchenmusik im 19 Jahrhundert Nr 2 K S Nielsen The Spiritual Madrigals of G P da Palestrina Dissertation Urbana Champaign Illinois 1999 Reinhold Schlotterer Der Komponist Palestrina Grundlagen Erscheinungsweisen und Bedeutung seiner Musik Wissner Verlag Augsburg 2002 ISBN 3 89639 343 X Marco Della Sciucca Giovanni Pierluigi da Palestrina L Epos Palermo 2009 ISBN 978 88 8302 387 3 Aufsatze Bearbeiten Peter Ackermann Motette und Madrigal Palestrinas Hohelied Motetten im Spannungsfeld gegenreformatorischer Spiritualitat In P Ackermann U Kienzle A Nowak Hrsg Festschrift W Kirsch Tutzing 1996 S 49 64 Frankfurter Beitrage zur Musikwissenschaft Nr 24 E Apfel Zur Entstehungsgeschichte des Palestrinasatzes in Archiv fur Musikwissenschaft Nr 14 1957 S 30 45 P Besutti Giovanni Pierluigi da Palestrina e la liturgia mantovana In Kongressbericht Palestrina 1986 Palestrina 1991 S 155 164 V Donella Palestrina e la musica al Concilio di Trento In Rivista internazionale di musica sacra Nr 15 1994 S 281 298 Helmut Hucke Palestrina als Autoritat und Vorbild im 17 Jahrhundert In Kongressbericht Venedig Mantua Cremona 1968 Venedig 1969 S 253 261 P Luttig Der Palestrina Stil als Satzideal in der Musiktheorie zwischen 1750 und 1900 Frankfurter Beitrage zur Musikwissenschaft Nr 23 Tutzing 1994 R Meloncelli Palestrina e Mendelssohn In Kongressbericht Palestrina 1986 Palestrina 1991 S 439 460 Wilhelm Osthoff Palestrina e la leggenda musicale di Pfitzner In Kongressbericht Palestrina 1986 Palestrina 1991 S 527 568 H Rahe Der Aufbau der Motetten Palestrinas In Kirchenmusikalisches Jahrbuch Nr 35 1951 S 54 83 Reinhold Schlotterer Struktur und Kompositionsverfahren in der Musik Palestrinas In Archiv fur Musikwissenschaft Nr 17 1960 S 40 50 R J Snow An Unknown Missa pro Defunctis by Palestrina In E Cesares Hrsg Festschrift J Lopez Calo Santiago de Compostela 1990 S 387 430 Weblinks Bearbeiten Commons Giovanni Pierluigi da Palestrina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Giovanni Pierluigi da Palestrina im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Giovanni Pierluigi da Palestrina in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Giovanni Pierluigi da Palestrina im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Giovanni Pierluigi da Palestrina in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Einzelnachweise Bearbeiten Peter Ackermann Palestrina Giovanni Pierluigi da In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 13 Paladilhe Ribera Barenreiter Metzler Kassel u a 2005 ISBN 3 7618 1133 0 Sp 7 46 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 6 Nabakov Rampal Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18056 1 Internet Movie DatabaseNormdaten Person GND 118818686 lobid OGND AKS LCCN n50051776 VIAF 92280854 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Palestrina Giovanni Pierluigi daALTERNATIVNAMEN Sante da Palestrina Giovanni Pietro Aloisio Sante Giovanni Pierluigi Sanctis Johannes Petrus Aloisius lateinisch KURZBESCHREIBUNG italienischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM unsicher 1525GEBURTSORT PalestrinaSTERBEDATUM 2 Februar 1594STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giovanni Pierluigi da Palestrina amp oldid 235650368