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Karl Gustav Fellerer 7 Juli 1902 in Freising Bayern 7 Januar 1984 in Munchen war ein deutscher Musikwissenschaftler Fellerer 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl chronologisch 5 Literatur 6 Nachlass 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Abitur studierte Fellerer zunachst an der Kirchenmusikschule Regensburg dann an der Universitat Munchen wo er Schuler von Joseph Haas war und in Berlin Hier schloss er 1925 sein Studium mit der Promotion zum Dr phil ab Anschliessend war er nach der Habilitation zunachst Privatdozent an der Universitat Munster 1932 bekam er einen Ruf an die Universitat Freiburg Schweiz und wurde dort 1934 ordentlicher Professor Als Student wurde Fellerer jeweils Mitglied von katholischen Studentenverbindungen in Regensburg bei der Agilolfia bei der Ottonia Munchen dann bei der Sudmark Munchen und der Isaria Freising in Berlin bei der Askania Burgundia In Freiburg Schweiz wurde er Ehrenphilister der Carolingia Fribourg alle im Kartellverband dem er zeitlebens die Treue hielt 1 1939 wurde Fellerer als Professor an die Universitat zu Koln berufen und wurde dort Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts Fellerer hatte eine grosse Nahe zum Nationalsozialismus er beantragte am 27 Juli 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1 Oktober desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 8 208 711 2 3 Das Verhalten Fellerers in der Nazi Zeit ist im Wesentlichen unstrittig seine Motive werden jedoch unterschiedlich interpretiert 4 5 So hat Fellerer 1941 zur Erforschung des Gregorianischen Chorals die Abtei Solesmes besucht Dass er in einem LKW der Wehrmacht vorgefahren ist steht im Widerspruch dazu dass er das dortige wertvolle Material nicht eingezogen hat 6 Fellerer schrieb fur die NS Zeitschrift Musik im Kriege Von 1943 bis 1945 war Fellerer Soldat und geriet bei Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft 1947 wurde Fellerer wieder mit der Wahrnehmung der Geschafte des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universitat Koln betraut seine Einsetzung als Professor erfolgte aber erst am 27 Juni 1949 nach Abschluss des Entnazifizierungsverfahrens denn das Ministerium in Dusseldorf verlangte einen zusatzlichen Entscheid zur Wiedereinsetzung samtlicher kategorisierter Lehrkrafte an Universitaten Fellerer war in Kategorie V entlastet eingestuft worden 7 In der Folgezeit forderte er in erheblichem Umfang den weiteren Ausbau des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universitat das seitdem eine der grossten derartigen Einrichtungen ist Die Bibliothek wurde umfassend erweitert es wurden Abteilungen fur Musikethnologie und musikalische Akustik eingerichtet Fellerer hat grosse Verdienste um die scientia musicae erworben In den Jahren von 1956 bis 1958 war Fellerer Dekan der Philosophischen Fakultat von 1967 bis 1968 war er Rektor der Universitat Koln 1970 wurde Fellerer emeritiert Wirken BearbeitenDie wissenschaftlichen Arbeiten Fellerers sind sehr zahlreich mehr als 600 Veroffentlichungen Seine Forschungen galten vor allem der katholischen Kirchenmusik der italienischen Musik von 1600 bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts sowie der Musikgeschichte des 19 Jahrhunderts Er hat Monographien uber Giovanni Pierluigi Palestrina Georg Friedrich Handel Wolfgang Amadeus Mozart und Max Bruch geschrieben Von 1930 bis 1946 war er Herausgeber des Kirchenmusikalischen Jahrbuchs ab 1955 auch der Kolner Beitrage fur Musikforschung sowie weiterer Periodika Fellerer forschte auch uber Verbindungen der Musikwissenschaft zur Soziologie Medizin und Politik Er beschaftigte sich auch mit der freien Improvisation oder dem Einsatz von Computern in der Musik Von 1939 bis 1970 leitete Fellerer ferner das Collegium musicum vocale et instrumentale der Universitat Fellerer arbeitete fur viele wissenschaftliche Gesellschaften und Einrichtungen Von 1949 bis 1967 war er Prasident der Joseph Haas Gesellschaft von 1951 bis 1975 der Arbeitsgemeinschaft fur rheinische Musikgeschichte von 1973 bis 1976 war er Vorsitzer des Tragervereins des Joseph Haydn Instituts in Koln er leitete seit 1964 den Arbeitskreis Musikgeschichte der Fritz Thyssen Stiftung und von 1971 bis 1980 das Zentralinstitut fur Mozartforschung in Salzburg Beim WDR war Fellerer von 1967 bis 1972 Vorsitzender des Programmbeirats Ehrungen BearbeitenFellerer war ordentliches Mitglied der Rheinisch Westfalischen Akademie der Wissenschaften in Dusseldorf korrespondierendes Mitglied der British Academy 8 in London sowie Mitglied der Akademien der Wissenschaft in Kopenhagen und Brussel Ihm wurden 1973 das Grosse Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland das Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse der Republik Osterreich und das Komturkreuz des papstlichen St Gregoriusordens verliehen bereits 1968 erhielt er die osterreichische Mozart Medaille Zum 60 und 70 Geburtstag Fellerers erschienen jeweils zwei Festschriften Schriften Auswahl chronologisch BearbeitenBucherOrgel und Orgelmusik Augsburg 1929 Palestrina 1930 2 Auflage 1960 Der Gregorianische Choral 1936 Geschichte der Katholischen Kirchenmusik 1939 3 Auflage 1972 76 Deutsche Gregorianik im Frankenreich 1941 Edvard Grieg Unsterbliche Tonkunst 1942 Mozarts Kirchenmusik 1955 Soziologie der Kirchenmusik 1963 Das Problem Neue Musik 1967 Der Stilwandel in der abendlandischen Musik 1972 Der Futurismus in der italienischen Musik 1977 Studien zur Musik des 19 Jahrhunderts 1984 posthumAufsatzeHolland in der europaischen Musik des 19 Jahrhunderts In Musik im Kriege 1 Jg Heft 3 4 Juni Juli 1943 S 49f Zum Forschungsbereich der Musikwissenschaft In Musik im Kriege 1 Jg Heft 7 8 Oktober November 1943 S 129f Der Stilwandel in der Musik des 16 Jahrhunderts In Musik im Kriege 2 Jg Heft 1 2 April Mai 1944 S 16f Literatur BearbeitenHeinrich Huschen Hrsg Festschrift Karl Gustav Fellerer zum 60 Geburtstag Regensburg 1962 Heinrich Huschen Hrsg Festschrift Karl Gustav Fellerer zum 70 Geburtstag Koln 1973 Dietrich Kamper Karl Gustav Fellerer 70 Jahre In Rheinische Heimatpflege Neue Folge Nr 4 1972 Dieter Gutknecht Fellerer Karl Gustav In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Band 6 Kassel 2001 Sp 932 938 Willem de Vries Sonderstab Musik Organisierte Plunderungen in Westeuropa 1940 45 Koln 1998 Pamela M Potter Die deutscheste der Kunste Musikwissenschaft und Gesellschaft von der Weimarer Republik bis zum Ende des Dritten Reichs Stuttgart 2000 Fellerer Karl Gustav in Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main S Fischer 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 149 Beat Follmi Karl Gustav Fellerer In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 42 Bautz Nordhausen 2021 ISBN 978 3 95948 505 0 Sp 396 399 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Nachlass BearbeitenBriefe von Karl Gustav Fellerer befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C F Peters im Staatsarchiv Leipzig Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Gustav Fellerer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Karl Gustav Fellerer in der Deutschen Digitalen Bibliothek Rektorenportrats der Universitat zu KolnEinzelnachweise Bearbeiten Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV 1 Teil Revocatio historiae Band 2 SH Verlag Schernfeld 1991 ISBN 3 923621 55 8 S 31 f Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8521322 Willem de Vries Sonderstab Musik Organisierte Plunderungen in Westeuropa 1940 45 Koln 1998 Rezension von Michael Walter Die Beurteilung dieser Tatigkeit wissenschaftliche Sonderauftrage als Sachverstandiger beim Einsatzstab des Reichsleiters Rosenberg und seine Stellung zum Regime der Nationalsozialisten Parteigenosse Mitglied NS Lehrerverband Verteidigung der Musikpolitik und dessen Ideologie wird heute kontrovers diskutiert einer regimekonformen Zugehorigkeit die sich auch an der jargonmassigen Diktion ablesen lasst de Vries FAZ 28 Aug 2001 steht die Erklarung seines Verhaltens als Alibihaltung aus familiaren Grunden und der Hinweis auf die gleichzeitige Begeisterung anderer prominenter Professoren wie M Heidegger Rektoratsrede Freiburg P M Potter 2000 S 138 entgegen Aus einem Gutachten des Gaudozentenbundfuhrers Dr Falke 13 Jan 1939 Archiv der Universitat zu Koln geht zwar hervor dass Fellerers pol Haltung einwandfrei sein soll aber ein Ariernachweis nicht vorliege der erst kurz vorher 6 Dez 1938 ausgestellt wurde Gutknecht Die Musik in Geschichte und Gegenwart Band 6 Kassel 2001 Sp 934 Fellerers Verhalten als Alibiverhalten zu deuten wirkt weit hergeholt wahrend eine Begeisterung anderer prominenter Professoren nicht einmal als Erklarung dienen kann Christoph Weyer Gregorianik unterm Hakenkreuz uber Forschung und Lehre des Gregorianischen Chorals in der NS Zeit Vier Turme Verlag Munsterschwarzach 2019 ISBN 978 3 89680 601 7 Dieter Gutknecht Fellerer Karl Gustav In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Band 6 Kassel 2001 Sp 932 938 hier Sp 933 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 27 Mai 2020 Normdaten Person GND 118686593 lobid OGND AKS LCCN n82152839 VIAF 14857099 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fellerer Karl GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 7 Juli 1902GEBURTSORT FreisingSTERBEDATUM 7 Januar 1984STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Gustav Fellerer amp oldid 236436639