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Conrad Paumann um 1410 in Nurnberg 24 Januar 1473 in Munchen war ein deutscher Komponist Organist und Lautenist der fruhen Renaissance 1 2 3 Der Name ist in verschiedenen Schreibungen bezeugt unter anderem Cunrat pawman auch der blind meister Conrat oder latinisiert magister Conradus 4 Epitaph in der Frauenkirche in Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 Siehe auch 7 QuellenLeben und Wirken BearbeitenConrad Paumann der von Geburt an blind war war der Sohn eines angesehenen Handwerkers vermutlich Kunz Paumann 1444 und bekam in jungen Jahren die Unterstutzung des Nurnberger Patriziers Ulrich Grundherr und ab 1423 durch dessen Sohn Paul Obwohl die Musikgeschichte der Nurnberger Organisten und Stadtpfeifer gut bekannt ist gibt es zur musikalischen Ausbildung von Conrad Paumann keine Informationen allerdings war es fur seine kunstlerische Entwicklung und fur die Verbreitung seiner Werke sehr forderlich dass die freie Reichsstadt im 15 Jahrhundert ein Zentrum kulturellen Lebens und ein Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege gewesen ist Spatestens ab dem Jahr 1446 war Paumann Organist an der Kirche St Sebald seiner Heimatstadt unter Pfarrer Laubing 1443 war dort von dem Orgelbauer Heinrich Traxdorff aus Mainz ein neues Instrument fertiggestellt worden 5 Im Zuge seiner Verlobung mit Margarethe Weichser am 13 Dezember 1446 verpflichtete er sich die Stadt nicht ohne Wissen und Erlaubnis des Stadtrats und des Sebalder Pfarrers zu verlassen 6 Paul Paumann um 1448 1517 der ab 1474 als Nachfolger von Conrad Paumann der Organist am herzoglichen Hof in Munchen war ist vermutlich ein Sohn aus dieser Ehe Bei seiner Installation zum Nurnberger Stadtorganisten am 11 August 1447 gab Conrad Paumann das genannte Versprechen auch dem Burgermeister Er war damit zustandig und verantwortlich fur alle Nurnberger Orgeln und es gehorte zu seinen Pflichten bei offiziellen Anlassen wie Festmusiken und Tanzmusik sowohl auf offentlichen Platzen als auch im Rathaus und in den Kirchen zur Verfugung zu stehen Entgegen allen Zusicherungen hat Paumann im Jahr 1450 doch die Stadt verlassen und hat sich an den Hof der Herzoge von Oberbayern nach Munchen begeben um in deren Diensten zu wirken Der dortige musikliebende Herzog Albrecht III Regierungszeit 1438 1460 hatte schon im Jahr zuvor mit dem Nurnberger Stadtrat ergebnislos uber einen Wechsel Paumanns nach Munchen verhandelt Im Jahr 1451 verlor Paumann seine Burgerrechte in Nurnberg und wurde auf Vermittlung von Herzogin Anna von seinen dortigen Pflichten entbunden Fur den Weggang Paumanns aus Nurnberg konnen auch finanzielle Grunde massgeblich gewesen sein weil er als Stadtorganist jahrlich 12 Gulden bekam die Einnahmen von St Sebald betrugen ebenfalls 12 Gulden 7 Uber Honorare fur Orgelunterricht wissen wir nichts in Munchen dagegen erhielt er 80 Gulden dazu regelmassige Naturalienbezuge und er war von Steuern befreit Daruber hinaus hat ihm Herzog Albrecht in der vorderen Schwabinger Gasse in Munchen ein Haus geschenkt heute Residenzstrasse Obwohl er als Hoforganist angestellt war konnte er hier seine Fahigkeiten als vielseitiger Instrumentalist entfalten weil er ausser Tasteninstrumenten insbesondere Laute spielte aber auch Blockflote Harfe und Rebec Kleingeige In den folgenden 20 Jahren machte er als virtuoser Orgelspieler und als gesuchter Orgelsachverstandiger zahlreiche Reisen in die Stadte des Deutschen Reichs und traf dort auf ein begeistertes teilweise internationales Publikum So kam er 1451 nach Augsburg und 1452 nach Wien Im Jahr 1454 hat Herzog Ludwig IX der Reiche von Bayern Landshut Regierungszeit 1450 1479 Herzog Philipp den Guten von Burgund Regierungszeit 1419 1467 nach Landshut auf die Burg Trausnitz eingeladen hier hatte Paumann die Gelegenheit seine Kunstfertigkeit auf verschiedenen Instrumenten vorzufuhren Im Jahr 1457 kam er erneut nach Augsburg 1458 in die Bodensee Region nach Salem und Uberlingen und 1459 nach Regensburg Ab 1460 war Herzog Sigismund Nachfolger Albrechts bis 1467 Paumanns Dienstherr Noch vor 1464 wurde er als Orgelfachmann nach Salzburg gerufen und im Jahr 1466 gelang es dem Rat der Stadt Nordlingen ihn fur die Orgel Abnahme des neuen Instruments von Kaschendorff in der St Georgs Kirche zu gewinnen Organist an dieser Kirche wurde anschliessend Sebald Grave ein Schuler Paumanns Sein Dienstherr als Nachfolger Sigismunds wurde im darauf folgenden Jahr Herzog Albrecht IV Regierungszeit 1467 1508 Paul Paumann begleitete seinen Vater im Jahr 1470 auf seiner Reise nach Italien wo der blinde Organist Aufsehen erregende Auftritte in Mantua und Ferrara hatte er wurde hier als cieco miracoloso bestaunt in den Ritterstand erhoben und reich beschenkt er erhielt prachtige Gewander ein Schwert mit goldenem Knauf und ein goldenes Armband Es folgten darauf Einladungen nach Mailand und Neapel Reisen dorthin hat Conrad Paumann jedoch abgelehnt In seinen letzten Lebensjahren war Paumann Organist an der Munchner Frauenkirche Im Jahr 1471 wurde er zum Reichstag in Regensburg eingeladen und liess seine Kunst vor Kaiser Friedrich III Regierungszeit 1440 1493 und den versammelten deutschen Fursten horen Eine letzte Reise unternahm Paumann nochmals nach Nordlingen zu einer Uberprufung der Orgel Conrad Paumann starb am 24 Januar 1473 in Munchen und wurde an der Sudseite der Frauenkirche in der Nahe des Brauttores beigesetzt Dies war fur einen Musiker der damaligen Zeit eine ungewohnliche Ehrenbezeugung insbesondere weil fur ihn eine Grabplatte aus Rotmarmor mit Portrait Darstellung erstellt wurde die ihn als Orgelspieler zeigt dazu sind auch Instrumente abgebildet die er offenbar beherrschte Laute Blockflote Harfe und Rebec Die Inschrift auf der Grabplatte lautet An no MCCCCLXXIII an S Pauls bekerung ist gestarbn und hie begraben der kunstreichist aller instrument und der musica maister Cunrad Pawmann Ritter purtig von nurnberg und plinter geboren dem got genad Heute befindet sich dieses Epitaph in der Frauenkirche unter der westlichen Orgelempore auf der linken Seite neben dem Kenotaph fur Kaiser Ludwig den Bayern Bedeutung BearbeitenIn seiner Zeit war Conrad Paumann wohl der beruhmteste und am meisten geehrte Musiker in Deutschland er gilt sogar als einer der bedeutendsten Musiker im deutschen Sprachraum des 15 Jahrhunderts Ausgehend von seinen vorwiegend padagogischen Werken muss er zahlreiche Schuler gehabt haben aber es sind davon nur zwei bekannt sein Sohn Paul Nachfolger am bayerischen Hof und der erwahnte Sebald Grave Organist der St Georgskirche Nordlingen 1466 1497 Er verdankt seinen zeitgenossischen Ruf seiner Virtuositat auf der Orgel und auf anderen Instrumenten aber auch seiner Kunst der Improvisation Der Nurnberger Meistersinger Hans Rosenplut hat in seinem Spruch von Nurnberg 1447 die herausragende Kunst Paumanns mit der Aussage lobend hervorgehoben dass dieser den Choral und die zeitgenossische Musik in seinem Gedachtnis trage und alle Kompositionstechniken seiner Zeit beherrschen wurde Der Musiktheoretiker und Komponist Sebastian Virdung nennt in seiner Veroffentlichung Musica getutscht erschienen in Basel 1511 Paumann den Erfinder der deutschen Lautentabulatur Trotz der Blindheit des Komponisten konnte dies zutreffen weil sich gemass Rudolf Henning 8 mit dieser Schreibweise Musikstucke durch Diktieren gut niederschreiben lassen Paumann zahlt mit Conrad Gerle Hans Meisinger genannt Ritter um 1447 und Helt 9 zu den fruhesten deutschen Lautenisten Die Nachricht vom Tod Paumanns hat offenbar weithin Anteilnahme ausgelost in einer Salzburger Chronik die bis 1475 reicht ist fur das betreffende Jahr hier 1472 ausser einer Kometen Erscheinung nur der Sterbetag des blinden Meisters eingetragen diese Chronik wurde von Heinrich Canisius Lectiones antiquae Teil VI Ingolstadt 1604 publiziert und blieb so fur ein gebildetes Publikum erhalten Dagegen fehlt Paumanns Name in der Organographia von Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 Wolfenbuttel 1619 ebenso wenig wird er in der lokalpatriotischen Veroffentlichung Historische Nachricht von den Nurnbergischen Mathematicis und Kunstlern von Johann Gabriel Doppelmayr Nurnberg 1730 erwahnt Vielleicht nur wegen der auffalligen Grabplatte erinnerte der Chronist Staindl in seinem Chronicon generale veroffentlicht Augsburg 1763 ausfuhrlich an den Conradus caecus in omnibus musicalibus suo tempore nulli secundus mit vielen weiteren Informationen Von seinem Schaffen ist erstaunlich wenig schriftlich uberliefert dennoch geben die vier Fassungen seines Fundamentum organisandi einen guten Einblick in einen Teil seiner musikalischen Technik Sie stellen Orgelspiel bzw Improvisations Anleitungen zum Auswendiglernen dar und zeigen systematisch in kurzen Modellen wie ein Spieler uber einen gegebenen Cantus firmus mit der linken Hand gespielt eine mit der rechten Hand zu spielende lebhafte und verzierte Oberstimme ausfuhren kann Nur diese ist in Noten wiedergegeben wahrend die Unterstimme in Buchstaben erscheint altere deutsche Orgeltabulatur Diese zweistimmigen Spielanleitungen finden sich in den beiden alteren Fassungen seines Fundamentum eine davon ist mit 1452 datiert wahrend die beiden jungeren Fassungen dreistimmige Modelle enthalten in welchen er die Neuerungen der Burgundischen Schule z B die Einfuhrung des Contratenors auf das Orgelspiel anwendet Indirekt stellen diese Modelle auch eine Anleitung zur Verzierung und Intabulierung mehrstimmiger Vokalwerke dar Quellen fur Paumanns Werke sind hauptsachlich die Buxheimer Tabulaturhandschrift um 1460 und das Lochamer Liederbuch Hier befinden sich auch viele anonyme Stucke welche sich durch Stilvergleich Conrad Paumann zuordnen lassen sowie Stucke seines musikalischen Umkreises und seiner Schuler Werke Bearbeiten Fundamentum bonum trium notarum magistri Conradi in Nurenbergk Universitatsbibliothek Erlangen Manuskript 554 Fundamentum magistri Conradi Paumann Ceci Bayerische Staatsbibliothek Munchen Musik Manuskript 3725 Buxheimer Tabulaturhandschrift 2 Fassung Fundamentum magistri Conradi paumann Contrapuncti in demselben Fundamentum organisandi Magistri Conradi Paumanns Ceci de Nurenberga Anno 1452 Staatsbibliothek Berlin Manuskript 40613 Seite 46 68 Lochamer Liederbuch Liedbearbeitung Bekenne myn klag die mir an lyt Buxheimer Tabulaturhandschrift Liedbearbeitung Con lacrimae Jeloymors Je loue amors Liedbearbeitung Ich begerr nit merr magistri Conradi paumann Buxheimer Tabulaturhandschrift Tenorlied Wiplich figur zu drei Stimmen Schedelsches Liederbuch Literatur Auswahl BearbeitenF W Arnold H Bellermann Das Locheimer Liederbuch nebst der Ars organisandi von Conrad Paumann In Jahrbuch fur musikalische Wissenschaften Nr 2 1863 S 1 234 Reprint Hildesheim 1966 separat Leipzig 1926 davon Reprint Wiesbaden 1967 Robert Eitner Paumann Conrad In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 25 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 298 300 L Schrade Die handschriftliche Uberlieferung der altesten Instrumental Musik Lahr 1931 B A Wallner Konrad Paumann In A H Bolongaro Crevenna Hrsg Munchner Charakterkopfe der Gotik Munchen 1938 S 21 36 Max Seiffert Geschichte der Klaviermusik Die altere Geschichte bis um 1750 Hildesheim 1966 3 S 2 ff Ernst Ritter Conrad Paumann 1410 1473 ein musikalisches Genie In Archiv fur Sippenforschung 34 Jahrgang November 1968 Heft 32 S 628 629 Chr Wolff Conrad Paumanns Fundamentum organisandi und seine verschiedenen Fassungen In Archiv fur Musikwissenschaft Nr 25 1968 S 196 222 Sebastian Virdung Musica getutscht und aussgezogen 1511 Faksimile Nachdruck 1970 ISBN 3 7618 0004 5 Martin Staehelin Konrad Paumann und die Orgelgeschichte des Klosters Salem im 15 und 16 Jahrhundert In Die Musikforschung Bd 25 1972 S 449 451 Fr Krautwurst Konrad Paumann In Frankische Lebensbilder Nr 7 Neustadt Aisch 1977 S 33 48 H Minamino Conrad Paumann and the Evolution of Solo Lute Practice in the Fifteenth Century In Journal of Musicological Research Nr 6 1986 S 291 310 Paumann Konrad In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 7 Saur Munchen 1998 ISBN 3 598 23167 9 S 582 Franz Korndle Paumann Conrad In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 138 f Digitalisat Orgelspiel und Orgelmusik zur Zeit von Adam Ileborgh herausgegeben von Franz Korndle in Acta organologica Nr 27 2001 S 205 278 Th Gollner Die Tactuslehre in den deutschen Orgelquellen des 15 Jahrhunderts Edierte Orgeltraktate Fundamenta organisandi und Lehrbeispiele In Th Ertelt Fr Zaminer Hrsg Deutsche Musiktheorie des 15 bis 17 Jahrhunderts 1 Teil Von Paumann bis Calvisius Geschichte der Musiktheorie 8 1 Darmstadt 2003 S 1 68 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Conrad Paumann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Conrad Paumann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Noten und Audiodateien von Conrad Paumann im International Music Score Library Project Conrad Paumann im niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLSiehe auch BearbeitenListe historisch musiktheoretischer LiteraturQuellen Bearbeiten Franz Korndle Paumann Conrad In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 13 Paladilhe Ribera Barenreiter Metzler Kassel u a 2005 ISBN 3 7618 1133 0 Sp 206 208 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 6 Nabakov Rampal Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18056 1 Hermann Josef Busch Matthias Geuting Lexikon der Orgel Laaber Verlag Laaber 2008 ISBN 978 3 89007 508 2 Robert Eitner Paumann Conrad In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 25 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 298 300 Peter Paffgen Lautenmusik vor 1500 In Gitarre amp Laute 9 1987 Heft 6 S 58 61 hier S 60 Nurnberg Staatsarchiv Rep 59 Salbuch St Sebald Nr 1 S fol 92r Georg Wolfgang Karl Lochner Hrsg Der Spruch von Nurnberg beschreibendes Gedicht des Hans Rosenplut genannt Schnepperer Fr Campe amp Sohn Nurnberg 1854 S 29 31 Franz Korndle Orgeln in mittelalterlichen Stadtkirchen In Fabian Kolb Hrsg Musik der mittelalterlichen Metropole Raume Identitaten und Kontexte der Musik in Koln und Mainz ca 900 1400 Tagungsbericht Mainz Koln Oktober 2014 Beitrage zur Rheinischen Musikgeschichte Band 179 Merseburger Berlin Kassel 2016 ISBN 978 3 87537 351 6 S 325 352 bes 340 Peter Paffgen Lautenmusik vor 1500 In Gitarre amp Laute Band 9 1987 Heft 6 S 58 61 hier S 60 Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Wien 1926 1928 S 138 und 192 Normdaten Person GND 115497374 lobid OGND AKS LCCN nr89013017 VIAF 305407764 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paumann ConradALTERNATIVNAMEN Paumann Konrad Paumann ConradusKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist Organist und Lautenist der fruhen RenaissanceGEBURTSDATUM um 1410GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 24 Januar 1473STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Conrad Paumann amp oldid 234823250