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Sebastian Virdung auch Sebastian von Amberg oder Sebastian Grop 19 oder 20 Januar 1465 unsicher wahrscheinlich in Amberg Oberpfalz wahrscheinlich zwischen 1512 und 1518 war ein deutscher Komponist Musiktheoretiker Sanger und Kleriker der fruhen Renaissance 1 2 3 Auszug aus Musica getutscht Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Ausgaben von Musica getutscht 5 Literatur Auswahl 6 Weblinks 7 QuellenLeben und Wirken BearbeitenSebastian Virdung wahr vermutlich der Sohn von Wernczlein Vierdung der von Kaiser Friedrich III am 21 August 1469 zwei Wappen und den Namen Grop bekam sechs Jahre spater erwarb dieser das Burgerrecht der Stadt Amberg danach 1486 als Gastwirt das Nurnberger Burgerrecht Der Sterbeort wie das Sterbejahr von Sebastian Virdung konnte von der musikhistorischen Forschung bisher nicht ermittelt werden Sebastian erhielt seine Schulbildung vermutlich an der St Martinsschule in Amberg bei dem dortigen Magister Michael Reiser und spatestens ab 1483 war er zum Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Heidelberg immatrikuliert Etwa zu gleichen Zeit ist er als Alt Sanger in die Heidelberger Kantorei des kurpfalzischen Hofs eingetreten wo auch Arnolt Schlick als Organist wirkte Dass er akademische Grade erworben hat ist nicht belegt jedoch dass er im Jahr 1486 bei Peter Drach in Speyer juristische Bucher gekauft hat In den Jahren 1489 und 1500 erhielt Virdung eintragliche Pfrunden aus Lengenfeld bei Velburg in der Oberpfalz und von Burg Stahleck bei Bacharach am Rhein nachdem er 1489 die Priesterweihe empfangen hatte Etwa im Jahr 1495 wurde er Nachfolger seines Lehrers Johann von Soest als Sangermeister am Heidelberger Hof Am 9 Oktober 1503 wandte sich Virdung brieflich an den Pfalzer Kurprinzen Ludwig V mit dem Vorschlag von Franchinus Gaffurius die Abhandlung Practica musica erschienen Mailand 1496 anzuschaffen ausserdem noch ein weiteres dialogisch angelegtes Traktat moglicherweise das Compendium artis musicae von Johannes de Muris erschienen Paris 1321 In einem spateren Brief vom 5 Januar 1504 bedankte er sich bei dem Prinzen der ihm eine vierstimmige Messe zugesandt hatte ausserdem bat er um die Ubermittlung fehlerfreier Kopien von drei Kompositionen von Johannes Ockeghem namlich der Missa prolationum der Missa cuiusvis toni und einer 36 stimmigen kanonischen Motette nachdem die in Heidelberg vorhandenen Exemplare offenbar fehlerhaft waren Zu welchem Zeitpunkt Sebastian Virdung aus den kurpfalzischen Diensten ausschied ist nicht belegt Der Musikforscher Gerhard Pietzsch vermutet in seiner Veroffentlichung aus dem Jahr 1966 dass dies Ende 1505 oder Anfang 1506 gewesen sei Als Grund wird angenommen dass sich Virdung wegen seines notorisch unangepassten Verhaltens nicht langer am Hof halten konnte es ist aber auch moglich dass es nach dem verlustreichen Landshuter Erbfolgekrieg zur Entlassung von Hofpersonal gekommen ist Der Komponist hielt sich zunachst fur kurzere Zeit am Hof von Herzog Ulrich von Wurttemberg in Stuttgart auf und war dann ab Sommer 1506 in Konstanz ab 9 Januar 1507 ist er als angestellter Succentor in die Konstanzer Hofkantorei eingetreten wo es zu seinen Pflichten gehorte die Chorknaben in Gesang Komposition und Kontrapunkt zu unterrichten Schon ein Jahr spater 15 Januar 1508 hat Virdung seine Stellung in Konstanz aufgegeben nachdem er zuvor wegen launenhaften und nachlassigen Umgangs mit den Knaben in Gnaden entlassen worden war Ein Auftrag aus Konstanz fuhrte den Komponisten danach offenbar nach Eichstatt Aus dem Vorwort zu seinem bekanntesten Werk Musica getutscht Basel 15 Juli 1511 geht hervor dass Virdung sich 1510 wahrend des Reichstags in Augsburg aufgehalten hat Hier wollte er sich anscheinend mit dieser Veroffentlichung und Widmung an Wilhelm von Hohnstein den Bischof von Strassburg fur eine Anstellung empfehlen Er plante ursprunglich die Veroffentlichung einer deutlich grosseren Publikation mit dem Titel Ein deutsche Musica oder Gedicht der deutschen Musica schaffte es aber nicht die dafur notwendigen Mittel aufzutreiben Mit der Widmung an Hohnstein der ein Interesse an der grosseren Version bekundet hatte hoffte Virdung auf eine finanzielle Unterstutzung von Seiten des Bischofs Dieses grossere Opus ist jedoch nie erschienen und das betreffende Manuskript ist nicht erhalten geblieben Der Musiktheoretiker und Komponist Othmar Luscinius um 1480 1537 hat im Vorwort zu seiner Veroffentlichung Musurgia seu praxis musicae verfasst vor 1518 erschienen Strassburg 1536 von Virdungs vorzeitigem Tod berichtet durch den es diesem nicht mehr vergonnt war an seinem Werk Musica getutscht und aussgezogen letzte Hand anzulegen supremam manum constat haud quaque contigisse Hieraus ergibt sich dass Virdung in den Jahren zwischen 1512 und 1517 verstorben ist Bedeutung Bearbeiten nbsp Musica getutscht Darstellung von Gemshorn Zink und KrummhornernVirdungs bekanntestes Werk Musica getutscht und aussgezogen Musik verdeutscht als Auszug ist dialogisch angelegt als Zwiegesprach zwischen ihm selbst und seinem Heidelberger Freund und Kollegen Andreas Silvanus lateinisiert von Andreas Waldner und beschreibt die zeitgenossischen und fruheren Musikinstrumente und ihre Spielweise Nachdem eine Abhandlung zu diesem Thema damals etwas ungewohnlich war rechtfertigt der Autor das mit zahlreichen Bibelstellen unter dem Aspekt des praktischen Gotteslobes Es ist dies die fruheste Behandlung dieses Themas in den westlichen Landern uberhaupt Virdung folgt hier einem zweigeteilten Plan indem er zunachst ein bebildertes Instrumentarium mit Hilfe von Holzschnitt Abbildungen zeigt und dann die grundlegenden Spielanweisungen fur die reprasentativen Instrumente der drei Hauptgruppen vorstellt namlich fur Clavichord Laute und Blockflote Hierzu werden auch die wichtigsten Prinzipien der Intabulierung erlautert Der Tonumfang des Clavichords wird hier mit bis zu vier Oktaven dargestellt dann fur die grosseren Tonumfange meist mit angehencktem pedalia auch die siebenchorige Laute ist hier schon beschrieben und fur die Blockflotenfamilie werden drei Grossen gezeigt Diskant Alt Tenor und Bass Jede dieser drei Hauptgruppen gliedert sich in Untergruppen in denen dann einzelne Instrumenttypen gezeigt werden Erwahnung durch Abbildungen finden daruber hinaus neben Pauken auch volkstumliche Instrumente wie Jagerhorn Schellen und die Maultrommel die aber nicht naher beschrieben werden und als gockel spill Gauklerspiel angesehen werden Zu den erwahnten aber nicht im Detail beschriebenen Instrumenten gehoren dann auch veraltete Instrumente die nur noch durch Abbildungen und Beschreibungen bekannt waren Die meisten Bilder in diesem Werk entsprechen nicht den heutigen Vorstellungen technischer Genauigkeit sie sollen vielmehr den vorliegenden Text durch Veranschaulichung unterstutzen Die Tastatur des Clavichords beispielsweise wurde zwar genau gezeichnet erscheint aber im Druck spiegelbildlich seitenverkehrt In der Mensuralnotation geschrieben ist hier der unverzierte vierstimmige Satz zu dem Marienlied O haylige onbeflecte zart iunckfrawschafft marie und erscheint in deutscher Clavier wie auch in Lauten Tabulatur Nach dem Spiegel der Orgelmacher und Organisten Speyer 1511 von Arnolt Schlick ist Musica getutscht die zweite Musik Fachschrift in deutscher Sprache und gleichzeitig die erste Publikation zur Instrumentenkunde uberhaupt Wie aus den spateren Nachdrucken und Ubersetzungen hervorgeht fand sie offensichtlich grosses Interesse sie diente auch spateren Arbeiten als Grundlage so fur Martin Agricola in seiner Musica instrumentalis deudsch Wittenberg 1529 und Michael Praetorius in seinem Werk Syntagma musicum II Wolfenbuttel 1618 und 1619 Virdung zeigt sich hier als recht moderner Autor durch die konsequente Verwendung der Volkssprache die Erorterung der zeitgenossischen Instrumente sowie durch seine kritischen Ausserungen beispielsweise uber die schwankende Terminologie der Instrumentenkunde Die vielen Fehler und Unklarheiten in diesem Werk grobe gelegentlich seitenverkehrte Holzschnitte oder die unpraktikable Lautentabulatur wurden schon fruhzeitig sehr deutlich kritisiert Nachdem Virdung zunachst die Schrift Arnold Schlicks Spiegel der Orgelmacher und Organisten kritisiert hatte vor allem allerdings zu Unrecht dessen missbrauchliche Verwendung des Begriffs musica ficta und gleichzeitig eine beleidigende Anspielung auf Schlicks Blindheit machte erwiderte dieser im November 1511 in seiner Einleitung zur Publikation Tabulaturen etlicher Lobgesang und Lidlein uff die Orgeln und Lauten auf zornige Weise indem er Virdungs anmassende Verwendung der griechischen Sprache trotz mangelnder Kenntnis geisselt aber auch die zahlreichen Fehler in den Musikbeispielen in Virdungs Werk aufs Korn nimmt Hierbei ist freilich zu beachten dass die meisten Fehler aus Virdungs padagogischer Absicht stammen die Noten zur Veranschaulichung der Instrumental Notierung genau zu ubertragen und weniger um spielbare Stucke darzustellen In Peter Schoffers Liederbuch sind vier mehrstimmige Lieder Virdungs abgedruckt eines davon 20 Jahre spater in der Sammlung Gassenhawerlin Die funf vierstimmigen Arbeiten Virdungs belegen beispielhaft die verschiedenen Arten des Tenorlieds Werke BearbeitenVokalmusik Lieder O haylige onbeflecte zart iunckfrawschafft marie zu vier Stimmen in Musica getutscht 1511 und in Musurgia von Othmar Luscinius Strassburg 1536 Ach ach wie schwach zu vier Stimmen in Peter Schoffers Liederbuch Mainz 1513 Es kumbt noch wol was werden sol zu vier Stimmen in Peter Schoffers Liederbuch Mit wee ich sag dir B mein clag zu vier Stimmen in Peter Schoffers Liederbuch Was ich gedult vnd leiden trag zu vier Stimmen in Peter Schoffers Liederbuch auch in Gassenhawerlin Frankfurt am Main 1535 bei Egenolf sowie in Gassenhawerlin und Reutterliedlein Frankfurt am Main 1535 Altus zu Hofhaymers Herzliebstes Bild bei Georg Forster 1539 Schrift Mvsica getutscht und aussgezogen durch Sebastianum virdung Priesters von Amberg vnd alles gesang ausz den noten in die tabulaturen diser benanten dryer Instrumenten der Orgeln der Lauten vnd der Floten transferieren zu lernen Kurtzlich gemacht bei M Furter Basel 1511 in zwei Varianten veranderter Nachdruck bei J Schonsperger Augsburg vor 1521 bearbeitete Ubersetzungen 1 Livre plaisant et tres utile Antwerpen 1529 ohne den instrumentenkundlichen Teil 2 Othmar Luscinius Musurgia seu praxis musicae Strassburg 1536 2 Auflage 1542 3 J van Ghelen Dit is een seer schoon Boecxken Antwerpen 1554 2 Auflage 1568 wie der Livre plaisant gekurzt zuerst vermutlich vor 1529 weil die franzosische Ubersetzung einen niederlandischen Text als Vorlage gehabt haben muss Ausgaben von Musica getutscht Bearbeiten1 Faksimile hrsg von Robert Eitner Berlin 1882 Publikation alterer praktischer und theoretischer Musikwerke 29 Bande Berlin Leipzig 1873 1905 2 Faksimile hrsg von L Schrade Kassel 1931 3 Faksimile hrsg von Kl W Niemoller Kassel 1970 2 Auflage 1983 4 Franzosische Ubersetzung von Chr Meyer 1980 enthalt eine Edition der funf Liedsatze Virdungs 5 Englische Ubersetzung von Beth Bullard 1987 und 1993 Livre plaisant 1529 Dit is een seer schoon Boecxken 1568 mit einer Einfuhrung von J H van der Meer Amsterdam 1973 Early Music Theory in the Low Countries Nr 9 Literatur Auswahl BearbeitenB A Wallner Sebastian Virdung von Amberg In Kirchenmusikalisches Jahrbuch Nr 24 1911 S 85 106 H Lenneberg The Critic Critized Sebastian Virdung and His Controversy with Arnolt Schlick In Journal of the American Musicological Society Nr 10 1957 S 1 6 Gerhard Pietzsch Quellen und Forschungen zur Geschichte der Musik am kurpfalzischen Hof zu Heidelberg bis 1622 Mainz 1963 M Schuler Der Personalstatus der Konstanzer Domkantorei um 1500 In Archiv fur Musikwissenschaft Nr 11 1964 S 255 286 insbesondere S 265 und folgende Fr Krautwurst Bemerkungen zu Sebastian Virdungs Musica getutscht 1511 In M Ruhnke Hrsg Festschrift Bruno Stablein zum 70 Geburtstag Kassel 1967 S 143 156 G Stradner Bemerkungen zu den besaiteten Tasteninstrumenten in S Virdungs Musica getutscht In V Schwarz Hrsg Der klangliche Aspekt beim Restaurieren von Saitenklavieren 2 Internationale Tagung von Restauratoren fur besaitete Tasteninstrumente Graz 1971 und 1973 S 79 86 Beitrage zur Auffuhrungspraxis Schriftenreihe des Instituts fur Auffuhrungspraxis an der Hochschule fur Musik und darstellende Kunst in Graz Nr 2 E Ripin A Reevaluation of Virdung s Musica getutscht In Journal of the American Musicological Society Nr 29 1976 S 189 223 Chr Meyer Sebastian Virdung Musica getutscht les instruments et la pratique musicale en Allemagne au debut du XVIe siecle Paris 1980 R Denk Musica getutscht Deutsche Fachprosa des Spatmittelalters im Bereich der Musik Munchen 1981 G Stradner Spielpraxis und Instrumentarium um 1500 Dargestellt an S Virdungs Musica getutscht Basel 1511 2 Bande Wien 1983 Beth Bullard Musical Instruments in the Early Sixteenth Century a Translation and Historical Study of S Virdung s Musica Getutscht Basel 1511 Dissertation an der University of Pennsylvania 1987 Beth Bullard Musica getutscht a Treatise on Musical Instruments 1511 Cambridge 1993 Cambridge Musical Texts and Monographs S Scharenberg Sebastian Virdungs Musica getutscht ein Sachbuch Der Traktat von 1511 neu gelesen In Tibia Nr 18 1993 S 421 430 Cl Knispel Ein onmoglich Lautenstuck aus S Virdungs Musica getutscht 1511 In Concerto Das Magazin fur Alte Musik Nr 16 1999 2000 Nr 149 S 23 26 Frederick R Selch H R Butler Legacy of S Virdung an Illustrated Catalogue of Rare Books from the Frederick R Selch Collection Pertaining on the History of Musical Instruments New York 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sebastian Virdung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Sebastian Virdung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Sebastian Virdung in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Sebastian Virdung im International Music Score Library Project Beth Bullard Virdung Sebastian In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Quellen Bearbeiten Thomas Roder Virdung Sebastian In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart zweite Ausgabe Personenteil Band 17 Vin Z Barenreiter Metzler Kassel u a 2007 ISBN 978 3 7618 1137 5 Spalte 34 37 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1982 ISBN 3 451 18058 8 S 292 The New Grove Dictionary of Music and Musicians hrsg von Stanley Sadie 2nd Edition Band 26 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3 S 773 775 Normdaten Person GND 118768581 lobid OGND AKS LCCN n82018526 VIAF 32004220 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Virdung SebastianALTERNATIVNAMEN Sebastian von Amberg Grop SebastianKURZBESCHREIBUNG deutscher Sanger Komponist und MusiktheoretikerGEBURTSDATUM 19 Januar 1465 oder 20 Januar 1465GEBURTSORT Amberg OberpfalzSTERBEDATUM zwischen 1512 und 1518 Abgerufen von https de wikipedia org w 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