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Die Belagerung von Korneuburg ereignete sich wahrend des Dreissigjahrigen Krieges und dauert von 22 Mai bis 4 August 1646 Den von Feldmarschall Leutnant Hans Christoph III von Puchheim 1605 1657 kommandierten kaiserlichen Truppen gelang es dabei die von einer starken schwedischen Garnison unter dem Kommando von Oberst Johann Copy gehaltene Stadt zuruckzuerobern Durch den fur die kaiserliche Seite siegreichen Ausgang der Belagerung war die Gefahr dass schwedische Truppen Korneuburg als Ausgangspunkt fur einen Donauubergang und Vorstoss auf die kaiserliche Residenzstadt Wien nutzen konnten endgultig gebannt Belagerung von KorneuburgTeil von Dreissigjahriger KriegDatum 22 Mai bis 4 August 1646Ort Korneuburg NiederosterreichAusgang kaiserlicher SiegKonfliktparteienRomisches Reich Heiliges 1400 Heiliges Romisches Reich Schweden 1520 SchwedenBefehlshaberHans Christoph III von Puchheim Johann CopyTruppenstarke3 000 bis 5 000 Mann 900 MannVerlusteunbekannt unbekanntSchwedisch Franzosischer Krieg 1635 1648 Wallerfangen Domitz Haselunne Wittstock Rheinfelden Breisach Wittenweiher Vlotho Ochsenfeld Chemnitz Bautzen Freiberg Riebelsdorfer Berg Dorsten Pressnitz La Marfee Wolfenbuttel Kempener Heide Schweidnitz Breitenfeld Tuttlingen Freiburg Philippsburg Juterbog Jankau Herbsthausen Alerheim Brunn Korneuburg Totenhohe Hohentubingen Triebl Zusmarshausen Wevelinghoven Dachau Prag Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Ablauf der Belagerung 3 Folgen der Belagerung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenMit der Vernichtung der kaiserlichen Hauptarmee in der Schlacht bei Jankau am 6 Marz 1645 stand den Schweden unter Lennart Torstensson 1603 1651 der Weg in die Habsburgischen Erblande weit offen Ohne Gegenwehr furchten zu mussen marschierte die siegreiche schwedische Armee uber Iglau und Znaim das den Schweden am 22 Marz die Tore offnete schliesslich in Niederosterreich ein Uber Retz Eggenburg und Ravelsbach marschierend erreichte Torstenssons Armee schliesslich die Stadte Stein und Krems an der Donau die nach kurzer Gegenwehr am 26 und 31 Marz besetzt wurden Bis dahin hatten die Schweden nahezu alle wichtigen Stadte Orte und Burgen des Waldviertels unter ihre Kontrolle gebracht Es gelang ihnen aber nicht einen Bruckenkopf bei Krems zu bilden Die noch vorhandenen kaiserlichen Streitkrafte vereitelten alle Versuche der Schweden die Donau zu uberqueren und hatten uberdies vor ihrem Ruckzug uber den Fluss auch alles verfugbare Bauholz und die Schiffe weggeschafft sowie die Donaubrucke bei Mautern durch teilweise Zerstorung unbenutzbar gemacht Der Donau folgend marschierten die Schweden daher vorerst auf die kaiserliche Hauptfestung Korneuburg zu an deren Kommandanten Oberst Lukas Spicker am 4 April 1645 die Aufforderung erging die Stadt zusammen mit der Burg Kreuzenstein die ihm ebenfalls unterstand zu ubergeben Angesichts der geringen Anzahl an Truppen die ihm zur Verfugung standen er verfugte nur uber die Burgerwehr der Stadt und dazu noch weitere 200 Mann der Wiener Stadtguardia des Vorlaufers des spateren Bundessicherheitswachekorps kam Spicker dieser Forderung umgehend nach und ubergab Burg und Festung bereits am 5 April kampflos den schwedischen Truppen Anschliessend wandte sich Torstensson der so genannten Wolfsschanze zu einer sternformigen Befestigungsanlage welche die Strasse von Wien nach Norden die uber drei Inseln in der Donau verlief deckte Auf Befehl des Kaisers wurde die Schanze schliesslich in der Nacht von 9 auf den 10 April aufgegeben und die ihr nachstliegende Donaubrucke zerstort Als die Schweden die Schanze am folgenden Tag besetzten war auch die Gefahr gebannt dass die kaiserlichen Truppen ihrerseits unvermutet uber die Donau setzten konnten Ware es nach Torstensson gegangen so hatte nun die gunstige Gelegenheit genutzt werden sollen um zusammen mit den Streitkraften des mit Schweden verbundeten siebenburgischen Fursten Georg I Rakoczi 1593 1648 den Sturm auf Wien zu wagen von dem er sich eine entscheidende Wendung des Krieges erwartete Die Zeit bis zur Vereinigung mit den siebenburgischen Truppen wollte er nutzen um die Festung Brunn die seine Nachschubwege bedrohte einzunehmen Nach einer Vorausabteilung am Vortag traf die schwedische Hauptarmee am 4 Mai vor Brunn ein dessen Eroberung von Torstensson als eine leicht zu bewerkstelligende Sache angesehen wurde Tatsachlich verfugte die Stadt uber keine grosse Anzahl an Verteidigern Dieses Manko wurde aber durch ihre Kampfmoral wettgemacht und sie hatten mit Oberst Jean Louis Raduit de Souches 1608 1682 einen hervorragenden Kommandanten der sich auf eine Belagerung bestmoglich vorbereitet hatte Nach monatelangen erfolglosen Kampfen gab Torstensson schliesslich auf und zog mit seiner deutlich geschwachten Armee am 19 August wieder in Richtung Niederosterreich ab Zwar wusste er mittlerweile dass von Rakoczi keine Hilfe mehr zu erwarten war weil dieser sich in der Zwischenzeit mit dem Kaiser verstandigt und die Feindseligkeiten so gut wie eingestellt hatte aber die gunstige Lage auf dem deutschen Kriegsschauplatz liess auf das baldige Eintreffen von Verstarkungen hoffen womit der Sturm auf Wien dann doch noch moglich schien Die kaiserlichen Streitkrafte hatten Torstenssons zeit und krafteraubende Belagerung Brunns inzwischen zum Aufbau einer Verteidigung auf dem sudlichen Donauufer genutzt Dazu waren Truppen von anderen Kriegsschauplatzen abgezogen worden Erzherzog Leopold Wilhelm 1614 1662 der seit Mai 1645 das Oberkommando uber die kaiserlichen Streitkrafte innehatte wagte es aber nicht Torstensson anzugreifen Dieser wiederum sah seine Truppen fur einen Ubergang uber die Donau und einen Angriff auf Wien nun erst recht als zu schwach an Da auch keine Verstarkungen eintrafen zog Torstensson schliesslich abermals aus Niederosterreich ab und fuhrte seine Truppen nach Nordbohmen wo sie Winterquartiere bezogen Anhaltende Gichtanfalle zwangen ihn hier schliesslich am 15 Dezember 1645 zur Abgabe des Kommandos an Generalleutnant Arvid Wittenberg 1606 1657 Gemass Torstenssons Kriegsplan fur das kommende Jahr wandte sich das Hauptinteresse der Schweden nun einer Vereinigung mit den verbundeten franzosischen Streitkraften und einem gemeinsamen Feldzug gegen die kaiserlichen Verbundeten Kurkoln und Bayern zu Wittenberg war in diesem Zusammenhang die Aufgabe zugedacht die kaiserlichen Streitkrafte in Schlesien zu binden und gleichzeitig die Verbindung zu den schwedischen Garnisonen in Niederosterreich zu halten Demgegenuber musste Erzherzog Leopold Wilhelm diese Absichten nach Moglichkeit vereiteln und seinen Verbundeten zu Hilfe kommen Aufgrund der sich solcherart anbahnenden neuen militarischen Lageentwicklung war die unmittelbare Gefahr fur Wien und Niederosterreich vorerst nun einmal gebannt Ablauf der Belagerung BearbeitenVor seinem Abzug aus Niederosterreich hatte Torstensson die Stadte Krems an der Donau und Korneuburg zu Hauptfestungen ausbauen und mit starken Garnisonen versehen lassen Die Festung Korneuburg war unter Zuhilfenahme von zwangsrekrutierten Stadtburgern und Bauern der Umgebung mit sechs neuen Ravelins ausgestattet und mit einer Garnison von 900 Mann unter Oberst Johann Copy versehen worden die Garnison von Krems zahlte etwas mehr als 500 Mann Beide Festungen verfugten uber ausreichend Proviant und Munition Infolge des erfolgreichen Operierens der kaiserlichen Streitkrafte in Bohmen und Schlesien wurden Generalleutnant Wittenberg in den ersten Monaten des Jahres 1646 erneute Vorstosse nach Niederosterreich verwehrt und die schwedischen Garnisonen an der Donau und in den ubrigen Landesteilen blieben auf sich allein gestellt Schliesslich begann im Marz 1646 die Offensive einer von Feldmarschall Leutnant Puchheim kommandierten kaiserlichen Streitmacht zur Wegnahme der beiden Festungsstadte und der ubrigen den Schweden im Land noch verbliebenen befestigten Platze Dazu standen Puchheim der sein Kommando im Dezember 1645 ubernommen hatte zwischen 3 000 und 5 000 Mann zur Verfugung die mit Belagerungsartillerie aus den Zeughausern von Wien und Linz ausgestattet worden waren Zuerst wandte sich Puchheim der Festung Krems zu die seit Anfang April 1646 belagert wurde Unter ihm kommandierte Johann Wilhelm von Hunolstein die Belagerungsarbeiten der Minenkrieg wurde geleitet vom erfolgreichen Verteidiger Brunns Oberst de Souches Dessen Erfolge zwangen die schwedischen Verteidiger von Krems schliesslich am 5 Mai 1646 zur Kapitulation 1 Langere Zeit zog sich die anschliessende Belagerung der sehr stark befestigten Stadt Korneuburgs hin deren Beschuss durch die kaiserlichen Truppen am 22 Mai 1646 begann Hier erwies sich Oberst Copy als ein ebenso kuhner wie hartnackiger Verteidiger der auf einen Entsatz hoffend die Festung unbedingt halten wollte Erst nachdem sich ein schwedischer Entsatzversuch durch eine aus Schlesien aufgebrochene Dragonerabteilung als undurchfuhrbar erwiesen und alle fur die Verteidigung wesentlichen Turme und Bastionen zertrummert worden waren gab Copy auf Am 4 August ubergab er Korneuburg den kaiserlichen Truppen Nachdem auch Rabensburg und Falkenstein von den dortigen schwedischen Besatzungen am 27 und 30 August ubergeben und jene von Staatz gefluchtet war gab es in Niederosterreich keine schwedischen Streitkrafte mehr Folgen der Belagerung BearbeitenDie Stadt Korneuburg die bereits in den ersten Jahren des Dreissigjahrigen Kriegs durch Kontributionsforderungen und Einquartierungen belastet worden war war nach der schwedischen Besatzung und der Ruckeroberung durch die Kaiserlichen ruiniert Die schwedische Garnison hatte nicht nur hohe Verpflegsabgaben verlangt sondern durch die Schanz und anderen Arbeiten beim Ausbau der Befestigungsanlagen zu denen die Stadtburger und die Bauern der umliegenden Ortschaften gezwungen worden waren auch die alltaglichen geschaftlichen Ablaufe und Produktionsprozesse beeintrachtigt Der heftige Beschuss wahrend Belagerung schliesslich hatte nicht nur grosse Schaden an der Stadtbefestigung angerichtet sondern auch an der ubrigen Bausubstanz Korneuburgs 2 Die Schatzbucher aus dem 17 Jahrhundert spiegeln die katastrophale Situation Korneuburgs nach der Belagerung deutlich wider In einer ersten Hauserschatzung die noch im Jahr 1646 durchgefuhrt wurde werden 121 Hauser in der Stadt als ode verlassen oder baufallig ausgewiesen Ihnen stehen nur 62 Hauser gegenuber deren Besitzer Steuern bezahlten Immer wieder finden sich in dieser Schatzung zusatzliche Angaben die besagen dass der Hausbesitzer verarmt ist oder dass seine Geschafte nicht gut gehen Nicht viel besser war der Stand der Dinge auch der Schatzung von 1665 zufolge in der einerseits die Hauser andererseits auch die Grundstucke und die Einnahmen aus Handwerk und Gewerbe geschatzt wurden In dieser Schatzung werden immer noch 99 von 173 Hausern 57 2 als ode oder unbewohnt bezeichnet Haufige Randbemerkungen zeichnen auch hier ein eindringliches Bild der Zerstorung der Stadt und der Verarmung ihrer Bevolkerung So wurde bei den Besitzern von 73 Hausern oder 42 2 keine Vermogensangabe gemacht Rechnet man dazu noch jene die aufgrund des angegebenen Schatzwertes von unter 20 lb als verarmt galten 54 oder 31 2 so kommt man auf eine Zahl von 127 Hausbesitzern 73 4 aller Hausbesitzer die in den Jahrzehnten nach dem Dreissigjahrigen Krieg in Armut lebten 2 Literatur BearbeitenPeter Broucek Der Schwedenfeldzug nach Niederosterreich 1645 46 Militarhistorische Schriftenreihe Heft 7 Osterreichischer Bundesverlag Ges m b H 3 Aufl Wien 1989 ISBN 3 215 01654 0 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Braumuller Hrsg Quellen und Forschungen zur vaterlandischen Geschichte Literatur und Kunst Wien 1849 S 462 473 a b Osterreichischer Stadteatlas Korneuburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Korneuburg 1646 amp oldid 238611220