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Die Belagerung von Philippsburg 25 August 12 September 1644 war eine franzosische Belagerung der Rheinfestung Philippsburg im Dreissigjahrigen Krieg Nach der Schlacht bei Freiburg Anfang August verzichteten die Franzosen unter dem Duc d Enghien auf einen Angriff auf die Stadt und marschierten stattdessen nach Norden um Philippsburg zu belagern Der Ort fiel nach weniger als drei Wochen Belagerung Belagerung von Philippsburg 1644 Teil von Schwedisch Franzosischer Krieg Dreissigjahriger KriegGemalde der Belagerung von Jean Baptiste Le Paon 1769 Datum 25 August 12 September 1644Ort Philippsburg Hochstift Speyer Heiliges Romisches ReichAusgang Franzosischer SiegKonfliktparteienFrankreich Konigreich 1791 Frankreich Romisches Reich Heiliges 1400 Heiliges Romisches ReichBefehlshaberDuc d Enghien Vicomte de Turenne Duc de Gramont Caspar BaumbergerTruppenstarke5000 1 500 1 Schwedisch Franzosischer Krieg 1635 1648 Wallerfangen Domitz Haselunne Wittstock Rheinfelden Breisach Wittenweiher Vlotho Ochsenfeld Chemnitz Bautzen Freiberg Riebelsdorfer Berg Dorsten Pressnitz La Marfee Wolfenbuttel Kempener Heide Schweidnitz Breitenfeld Tuttlingen Freiburg Philippsburg Juterbog Jankau Herbsthausen Alerheim Brunn Korneuburg Totenhohe Hohentubingen Triebl Zusmarshausen Wevelinghoven Dachau Prag Die Franzosen ubernahmen mit Philippsburg und der folgenden Einnahme von Mainz die Kontrolle uber die nordliche Rheinebene was ihnen zum ersten Mal Offensiven ins Innere Deutschlands und gegen den wichtigsten kaiserlichen Verbundeten Kurbayern ermoglichte Der bayerische Kurfurst Maximilian glaubte danach dass der Krieg nicht mehr durch militarische Mittel gewonnen werden konne und drangte Kaiser Ferdinand III zu einem Separatfrieden mit Frankreich Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Belagerung 3 Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Philipp Christoph von Sotern Erbauer von PhilippsburgDie Festung Philippsburg benannt nach dem Speyerer Furstbischof und spateren Trierer Kurfurst Philipp Christoph von Sotern wurde im ehemaligen Dorf Udenheim errichtet weil sich der Bischof zunachst von seinen protestantischen Nachbarn der Markgrafschaft Baden Durlach und der Kurpfalz bedroht fuhlte Beide vereitelten 1618 erste Versuche Soterns den Ort zu befestigen Im Herbst 1621 plunderten die protestantischen Soldner Ernst von Mansfelds das Gebiet Sotern war zu schwach um sich Mansfelds Heer zu widersetzen und so zog er sich mit seinen wenigen Mannern nach Udenheim zuruck das er erneut befestigte Die katholischen Siege bei Wimpfen und Hochst im Jahr 1622 ermoglichten ihm den Bau bis zum Fruhjahr 1623 ungestort abzuschliessen 2 Bald darauf geriet Bischof Philipp Christoph in Konflikt mit Spanien das Teile der Kurpfalz um Frankenthal besetzte um die Spanische Strasse zu sichern uber die Truppen und Nachschub fur den Achtzigjahrigen Krieg in die Niederlande transportiert wurden Sotern furchtete eine militarische Besetzung durch Spanien und tatsachlich nahm die Stadt Trier 1630 zum Schutz vor seinen absolutistischen Bestrebungen eine spanische Garnison auf Deshalb schloss er einen Protektionsvertrag mit Frankreich ab der seine Bistumer sowohl vor den Spaniern als auch den 1632 rasch vorruckenden protestantischen Schweden schutzen sollte Der Vertrag sah vor seine Festungen Ehrenbreitstein und Philippsburg an franzosische Truppen abzutreten Wahrend Ehrenbreitstein erfolgreich ubergeben wurde weigerte sich der Kommandant von Philippsburg Caspar Baumberger und hielt die Festung weiter im Namen von Kaiser Ferdinand II 2 Die Schweden eroberten Philippsburg im Januar 1634 mit Hilfe ihrer deutschen Verbundeten aber ein Jahr spater wurde es von Baumberger in einem Uberraschungsangriff mit Hilfe als Bauern verkleideter Soldaten zuruckerobert Die kurz darauffolgende Gefangennahme Soterns durch spanische Truppen in Trier im Marz 1635 diente Frankreich als Vorwand Spanien den Krieg zu erklaren und aktiv auf schwedischer Seite in den Krieg einzutreten 2 Fur Frankreich war von entscheidender Bedeutung einen Zugang uber den Rhein zu erhalten damit die eigenen Truppen innerhalb des Reiches operieren und versorgt werden konnten 3 Sie verloren jedoch 1637 ihren Bruckenkopf bei Ehrenbreitstein so dass der Mittelrhein unter kaiserlicher Kontrolle blieb 4 Erst die Erfolge Bernhards von Sachsen Weimar im Jahr 1638 verschafften Frankreich mit der Hauptfestung Breisach einen dauerhaften Stutzpunkt am Oberrhein Von dort aus mussten die franzosischen Truppen noch den Schwarzwald durchqueren um den Kaiser und seine bayerischen Verbundeten zu bedrohen 5 Geschwacht durch Bernhards Tod im Juli 1639 gelang es Frankreich erst 1643 weiter vorzurucken als eine Offensive unter der Fuhrung von Jean Baptiste Budes de Guebriant nach zwei Belagerungen die Stadt Rottweil eroberte bei der zweiten wurde Guebriant todlich verwundet Sein Nachfolger Josias Rantzau traf die fatale Entscheidung im Sudschwarzwald zu uberwintern Im November 1643 wurde er bei Tuttlingen von den Bayern unter Franz von Mercy uberrascht die ihn gefangen nahmen und sein Heer zerschlugen 6 Im darauf folgenden Jahr ging Mercy in die Offensive und eroberte Uberlingen am Bodensee im Mai und Freiburg im Breisgau im Juli von den Franzosen zuruck Das vom Vicomte de Turenne wiederaufgebaute franzosische Heer trat verstarkt durch den Duc d Enghien den Bayern wenige Tage nach dem Fall von Freiburg entgegen Am 3 August 1644 griffen die Franzosen Mercys Armee vor Freiburg an wurden aber nach drei Tagen unter grossen Verlusten zuruckgeschlagen Mercy zog sich erst zuruck als die Franzosen am 9 August Freiburg im Norden umgingen und seine Nachschublinien bedrohten Turenne uberzeugte d Enghien keine Ruckeroberung Freiburgs zu versuchen sondern nach Norden zu marschieren und Philippsburg zu belagern 7 Belagerung Bearbeiten nbsp Kupferstich der BelagerungVom Breisgau aus zog die Weimarer Kavallerie in franzosischen Diensten unter Taupadel und Rosen uber Lichtenau Baden Baden und Durlach durch Baden gefolgt von der franzosischen Infanterie Der grosste Teil der franzosischen Armee besetzte das Gebiet zwischen Rhein Schwarzwald und Odenwald 8 Nur 5000 Mann wurden eingesetzt um Philippsburg einzukesseln und zu belagern wo sie am 25 August eintrafen Die kaiserliche Garnison mit 500 Mann unter Baumberger der immer noch als Festungskommandant amtierte hatte 100 Kanonen im Arsenal aber nicht genug Personal und Platz um mehr als ein paar davon gleichzeitig einzusetzen 1 Ausserdem waren die umliegenden Sumpfe die die Festung schutzten durch einen heissen Sommer ausgetrocknet 9 Baumberger hatte kein grosses Vertrauen in seine Manner und gab am 26 August die Schanze Zoll nordwestlich der Festung auf um sich auf die Verteidigung der Kernfestung zu konzentrieren D Enghien richtete seine Anstrengungen zunachst auf den Bau einer Circumvallation um die Belagerungswerke gegen einen moglichen Entsatzangriff von Mercy zu schutzen 1 Dieser war auf einer parallelen Route ostlich des Schwarzwalds von Villingen uber Tubingen nach Neckarsulm marschiert 10 11 Dort erwartete er kaiserliche Verstarkung durch Graf Hatzfeldt 12 und schickte zunachst nur eine Kavallerieabteilung mit uber 1000 Mann unter Johann von Werth aus um d Enghiens Fortschritte zu behindern Den Belagerern gelang es innerhalb kurzer Zeit den feindlichen Graben aufzufullen und eigene Laufgraben zur Annaherung an die Festung anzulegen trotz eines erfolgreichen Ausfalls von 300 Fusssoldaten und 100 Reitern der Garnison am 26 August der jedoch nicht wiederholt wurde Die franzosische Artillerie unter Turenne richtete am 30 August ihre Stellungen ein und begann mit dem Beschuss der Mauern um eine Bresche zu erzeugen Die Kaiserlichen konnten auf jeder Flanke nur drei Geschutze gleichzeitig einsetzen die immer wieder von den Kanonen Turennes zerstort aber jedes Mal durch Ersatz aus dem Arsenal ersetzt wurden Baumberger war uberzeugt Philippsburg nicht mehr halten zu konnen und bot am 9 September die Kapitulation an 10 nur einen Tag nachdem Mercy seine Truppen mit Hatzfeldt vereinigt hatte 12 Am 12 September verliess Baumberger die Festung mit der verbliebenen Garnison und zwei Geschutzen 10 9 Folgen Bearbeiten nbsp Der franzosische Befehlshaber Marschall Turenne brachte die nordliche Rheinebene unter seine KontrolleVon Philippsburg aus uberquerten die franzosischen Truppen den Rhein und nahmen die meisten feindlichen Garnisonen auf dem linken Ufer ein darunter Worms Oppenheim Mainz und Landau nicht aber das spanische Frankenthal 11 Nur die lothringische Besatzung Landaus leistete fur 5 Tage Widerstand die anderen Stadte ergaben sich kampflos Nachdem der Mainzer Kurfurst Anselm Casimir vor den Franzosen nach Ehrenbreitstein geflohen war kapitulierte das Domkapitel am 17 September und ubergab Mainz an die Franzosen gegen den Willen der 800 Mann starken kaiserlichen Garnison und obwohl bereits 700 Mann Verstarkung aus Mercys Armee unter dem Obristen Wolf eingetroffen waren 13 Mit Mainz und Philippsburg hatte Frankreich eine zugangliche Route ins Innere Deutschlands ausserhalb des gebirgigen Schwarzwalds gewonnen die Offensiven gegen Bayern erleichterte Auf der anderen Rheinseite war dadurch der vertriebene Herzog Karl von Lothringen von seinen Verbundeten im Krieg gegen Frankreich vollig isoliert und verlor bald darauf mit La Mothe 1645 und Longwy 1646 seine letzten Stutzpunkte in Lothringen 9 Obwohl Mercy im Spatherbst 1644 Mannheim und Hochst zuruckgewann und das rechte Rheinufer mit Ausnahme von Philippsburg von den franzosischen Garnisonen befreite 12 war sein Dienstherr Kurfurst Maximilian von Bayern danach uberzeugt dass der Krieg militarisch nicht mehr zu gewinnen war Deshalb drangte Maximilian den Kaiser fortan zu einem Separatfrieden mit Frankreich 14 Trotzdem unterstutzte er ihn bei der Verteidigung Bohmens gegen die Schweden das durch den vorherigen Zerfall des kaiserlichen Hauptheeres von Matthias Gallas fast wehrlos war Im Winter marschierten Hatzfeldts Kaiserliche und Werth mit mehr als 5000 Bayern nach Bohmen ab Werth wurde im Marz 1645 bei Jankau geschlagen und kehrte mit nur 1500 Mann zu Mercy zuruck 15 11 Turenne nutzte die Gelegenheit fur eine fruhe Offensive nach Schwaben wurde aber im Mai bei Herbsthausen durch einen bayerischen Uberraschungsangriff aufgehalten 16 Als er zusammen mit D Enghien erneut vorstiess kam es im August zur Schlacht bei Alerheim in der Mercy fiel 14 Truppen des Kaisers obwohl selbst an der Donau von den Schweden bedrangt mussten den Bayern zur Hilfe kommen und drangten die Franzosen im Oktober bis nach Philippsburg zuruck 17 Auf franzosischen Druck hin hatte Kaiser Ferdinand III bereits im April 1645 eingewilligt Kurfurst Sotern unter der Bedingung freizulassen dass er den Franzosen Philippsburg abnahm und es an den Kaiser zuruckgab Fur Sotern waren die Bedingungen jedoch nur Mittel zum Zweck er liess Turenne auf dem Ruckzug von dessen Feldzug im November 1645 seine immer noch spanisch besetzte Hauptstadt Trier erobern und schloss am 19 Juli 1646 sogar einen Vertrag ab der Frankreich eine standige Besatzung von Philippsburg erlaubte Der franzosische Besitz der Festung wurde 1648 im Westfalischen Frieden bestatigt und es dauerte bis 1676 bis kaiserliche Truppen sie zuruckeroberten 2 Das erneut 1688 und 1734 eroberte Philippsburg galt fur Carl von Clausewitz als Muster einer schlecht gelegenen Festung weil es zu weit weg vom Rhein lag um von dessen Nahe zu profitieren aber noch so nahe dass der Fluss seine Wirkung einschrankte 18 Literatur BearbeitenWilliam Guthrie The Later Thirty Years War From the Battle of Wittstock to the Treaty of Westphalia Greenwood Publishing Group 2003 ISBN 978 0 313 32408 6 Lothar Hobelt Von Nordlingen bis Jankau Kaiserliche Strategie und Kriegfuhrung 1634 1645 Heeresgeschichtliches Museum Wien 2016 ISBN 978 3 902551 73 3 Rudolf Schott Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644 Militargeschichtliche Zeitschrift Band 24 Heft 2 De Gruyter 1978 S 9 22 doi 10 1524 mgzs 1978 24 2 9 Paul Wagner Philipp Christoph v Sotern In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 50 69 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Rudolf Schott Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644 Militargeschichtliche Zeitschrift Band 24 Heft 2 De Gruyter 1978 S 15 18 doi 10 1524 mgzs 1978 24 2 9 a b c d Paul Wagner Philipp Christoph v Sotern In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 50 69 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 698 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 590 592 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 606 611 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 642 643 Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 678 683 Rudolf Schott Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644 Militargeschichtliche Zeitschrift Band 24 Heft 2 De Gruyter 1978 S 12 15 doi 10 1524 mgzs 1978 24 2 9 a b c Peter H Wilson Europe s Tragedy A History of the Thirty Years War Allen Lane 2009 ISBN 978 0 7139 9592 3 S 683 684 a b c Rudolf Schott Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644 Militargeschichtliche Zeitschrift Band 24 Heft 2 De Gruyter 1978 S 11 doi 10 1524 mgzs 1978 24 2 9 a b c William Guthrie The Later Thirty Years War From the Battle of Wittstock to the Treaty of Westphalia Greenwood Publishing Group 2003 ISBN 978 0 313 32408 6 S 214 a b c Lothar Hobelt Von Nordlingen bis Jankau Kaiserliche Strategie und Kriegfuhrung 1634 1645 Heeresgeschichtliches Museum Wien 2016 ISBN 978 3 902551 73 3 S 398 401 Rudolf Schott Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644 Militargeschichtliche Zeitschrift Band 24 Heft 2 De Gruyter 1978 S 20 21 doi 10 1524 mgzs 1978 24 2 9 a b Dieter Albrecht Maximilian I von Bayern 1573 1651 R Oldenbourg Munchen 1998 ISBN 3 486 56334 3 S 991 Lothar Hobelt Von Nordlingen bis Jankau Kaiserliche Strategie und Kriegfuhrung 1634 1645 Heeresgeschichtliches Museum Wien 2016 ISBN 978 3 902551 73 3 S 418 424 William Guthrie The Later Thirty Years War From the Battle of Wittstock to the Treaty of Westphalia Greenwood Publishing Group 2003 ISBN 978 0 313 32408 6 S 215 216 Dieter Albrecht Maximilian I von Bayern 1573 1651 R Oldenbourg Munchen 1998 ISBN 3 486 56334 3 S 1001 Carl von Clausewitz Vom Kriege Zweiter Teil 3 Auflage Dummler Berlin 1867 S 184 49 237 8 4548 Koordinaten 49 14 13 N 8 27 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Philippsburg 1644 amp oldid 229486012