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Die Belagerung von Philippsburg 1688 war die erste grosse militarische Aktion im Pfalzischen Erbfolgekrieg Die Belagerung begann am 27 September 1688 mit der Einschliessung der Festung Philippsburg durch franzosische Truppen und endete am 30 Oktober mit der Kapitulation der Besatzung Plan der Belagerung von Philippsburg Kupferstich nach Sebastien de Beaulieu von 1692 Inhaltsverzeichnis 1 Aufmarsch 2 Verlauf der Kampfhandlungen 3 Kapitulation und Nachspiel 4 Literatur 5 WeblinksAufmarsch Bearbeiten nbsp Sebastien Le Prestre de Vauban 1633 1707 Die ersten grosseren Kampfhandlungen des Krieges begannen am 27 September 1688 mit der Einschliessung der Festung Philippsburg die von Graf Maximilian von Starhemberg verteidigt wurde Ihm unterstand nur ein einziges Regiment mit etwas uber 2 000 Mann anfangs taugten davon wegen Krankheiten nur um die 1 600 Mann fur den Kampf An Geschutzen gab es 17 Batteriestucke und 90 kleine Kanonen Proviant und Munition waren ausreichend vorhanden doch mangelte es an Wein sowie an kampferfahrenen Soldaten und Unteroffizieren Nur 8 Offiziere waren in der Festung darunter auch der Neffe des Grafen Obristlieutnant Reichard von Starhemberg und im Regiment dienten nur 20 Mann mit Kampferfahrung Das franzosische Heer unter dem Oberbefehl des Dauphin Louis von Frankreich umfasste 30 000 40 000 Mann mit 52 Geschutzen schwersten Kalibers und 24 Morsern Dem franzosischen Marschall Marquis de Vauban war die Leitung der Belagerung anvertraut Er hat zu Lebzeiten an 53 Belagerungen und 140 Gefechten teilgenommen war am Bau oder Ausbauten von insgesamt 160 Festungsanlagen beteiligt und gilt als einer der besten Festungsbaumeister und Belagerungstaktiker seiner Zeit Verlauf der Kampfhandlungen BearbeitenAm 1 Oktober begannen die Franzosen damit durch Beschuss mit Kanonen die fliegende Brucke zu zerstoren die einzige Verbindung zwischen der Hauptfestung und der Rheinschanze einer kleineren Befestigung am anderen Rheinufer Nachdem Starhemberg bemerkt hatte dass die Franzosen gegen das vorher unbemannte Werk eine Batterie errichteten und Laufgraben anlegten besetzte er die Rheinschanze mit 50 Mann und hielt den Feind dadurch sechs Tage lang auf Als die Franzosen am 4 Oktober mit dem Beschuss begannen und ihre Laufgraben offneten brachte man die Verteidiger unbemerkt mit Schiffen uber den Rhein in Sicherheit Der Verlust der Rheinschanze war jedoch nachteilig fur die Verteidiger Weil Philippsburg gegen den Rhein hin schlecht gesichert war nahmen die Franzosen jetzt von dort aus mit ihrer Artillerie die Werke und Bastionen der Festung recht ungehindert unter Beschuss Am 6 Oktober entwarf Marschall Vauban den Angriffsplan Er sah vor durch drei Angriffe an verschiedenen Punkten gleichzeitig die ohnehin schon schwachen Einheiten der Verteidiger zu trennen um so Mal um Mal die Bastionen der Festung leichter zu erobern Kurze Zeit danach fuhrte man ihn aus Unter dem Schutz der Nebenangriffe kamen die Sappeureinheiten trotz heftigen Beschusses der Kaiserlichen gut voran Da es aber noch an geeignetem Belagerungsmaterial fehlte begann man noch nicht mit den Arbeiten am Hauptangriffspunkt Die Nebenangriffe fuhrten die Franzosen jedoch bis zum 9 Oktober fort und die franzosischen Sappeure arbeiteten sich dabei bis an die Graben der Bastionen heran nbsp Lieutenant general Nicolas CatinatDaraufhin hielt man inne weil man zunachst die Vollendung der Geschutzbatterien abwarten wollte Bei Tagesanbruch des 10 Oktober offnete man die Laufgraben des Haupts und der Sturm auf Philippsburg begann Wahrenddessen standen Festung und Festungswerke unter andauerndem Morserbeschuss durch den samtliche Gebaude zerstort und die Brunnen verschuttet wurden Die Walle wurden an den Tagen so sehr demoliert dass man nicht mehr auf ihnen laufen konnte In den Nachten schutteten 200 Mann der Verteidiger die Locher wieder zu damit sie am nachsten Morgen wieder halbwegs begehbar waren Der Hauptangriff stockte aufgrund heftigen Gegenfeuers und hoher Verluste der Franzosen Bis zum 12 Oktober gruben die Sappeure weiter an den Laufgraben die meistens schon bis zu den Graben der Festung reichten Am nachsten Tage sturmten sie ein kleines vorgeschobenes Festungswerk Am 14 Oktober entschlossen sich die Verteidiger zu einem Ausfall drangen dabei gegen den Hauptangriff bis in die feindlichen Laufgraben vor und begannen die Belagerungsarbeiten einzureissen Erst als die Franzosen unter Lieutenant general Catinat einen Gegenangriff begannen musste sich der Ausfalltrupp unter hohen Verlusten wieder zuruckziehen Ein weiterer Ausfall gegen einen Nebenangriff war weniger erfolgreich und wurde blutig zuruckgeschlagen Da die Verteidiger grosse Verluste erlitten suchten sie um einen Waffenstillstand an um die Verwundeten bergen und versorgen zu konnen Catinat willigte in ihn ein unter der Bedingung dass nur franzosische Soldaten die Verwundeten tragen sollten Sein Ansinnen war nicht uneigennutzig denn er schickte zwei als Soldaten verkleidete Pionieroffiziere als Krankentrager die den Zustand der Festungswerke und die Umgebung ausspionierten Sie brachten nutzliche Informationen zuruck Unter anderem dass ein Graben nur 2 Fuss Wassertiefe hatte und dass sich durch den Sumpf vor der Festung der bisher als fast undurchdringlich galt ein mehrere Meter breiter Damm zog Wahrend der nachsten Tage fuhrten die Belagerer im stromenden Regen die Grabungsarbeiten fort und legten neue Batterien an Am 17 Oktober unternahmen die Belagerten einen erneuten Ausfall gegen die Angriffsarbeiten die Franzosen erlitten dabei zwar grosse Verluste doch das Werk der Sappeure wurden nur wenig geschadigt Wahrend der nachsten Nacht begannen die Franzosen das Wasser aus dem Wallgraben abzulassen Am 18 Oktober konnten die Belagerten wieder einen kleinen Sieg feiern denn es war ihnen gelungen ein Geschutz zu zerstoren und eine Pulverkammer zu sprengen In der Nacht des 19 auf den 20 Oktober begannen die Franzosen damit den Wallgraben vor dem rechten Hornwerksflugel aufzufullen unter starkem Feuer der Verteidiger erlitten sie dabei grosse Verluste Nach einem starken vorangehenden Bombardement auf das Hornwerk schritten die Franzosen am 20 Oktober zu einem Grossangriff auf dieses Werk Seine Wachmannschaft war beim Bombardement in Deckung gegangen und bemerkte nun den Angriff gar nicht Die Franzosen konnten grosse Truppenteile uber den bereits trockenen Graben schaffen und den Verteidigern in den Rucken fallen Daraufhin geriet die Wachmannschaft in Panik und floh Hauptmann Graf Archo versuchte mit 60 Mann die Lage zu retten Trotz seines tapferen Widerstandes bei dem er im Kampf fiel wurde das Hornwerk erobert und nur wenige der 140 Verteidiger konnten sich retten An eine Ruckeroberung war nicht zu denken da die Moral der Verteidiger einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte Wein war praktisch nicht mehr vorhanden und den Durst konnte man nur mehr mit Morastwasser stillen Zudem war aufgrund der unausgesetzten Strapazen ein allgemeiner Aufstand der Truppe und der Zivilbevolkerung zu befurchten Bis zum 26 Oktober fuhren die Franzosen mit den Sappeurarbeiten und der Sicherung der eroberten Werke und Bastionen fort immer wieder von kleineren Ausfallen der Verteidiger gestort Nun war sich Marschall Vauban sicher dass nur noch ein fruh einbrechender Winter oder Entsatz einen Sieg verhindern konnte Der Wintereinbruch war wahrscheinlicher weil dem Kaiser die Mittel fehlten ein weiteres Heer zum Entsatz aufzustellen Vom selben Tag an liess Vauban die Mittelbastion des Kronwerkes mit 18 Geschutzen schwersten Kalibers zwei Tage hindurch beschiessen Am 28 dann war sie nur noch eine Ruine wurde aber immer noch verteidigt In der folgenden Nacht spionierten zwei Freiwillige die zerstorte Mittelbastion des Kronwerkes und die Besatzungen aus danach hielt es Marschall Vauban fur sturmreif Der Grossangriff begann gerade zur Zeit als Graf Maximilian von Starhemberg mit seinen Offizieren uber eine Kapitulation beriet Schon seit Tagen waren alle Offiziere der Meinung man solle kapitulieren Graf Maximilian von Starhemberg widersprach bisher Die Franzosen konnten sich beim Kronwerk festsetzen worauf Maximilian erneut einen Gegenangriff befahl Doch er konnte die Mannschaft nicht dazu bewegen Als Vauban dieses Zogern bemerkte blies er zum Generalsturm Nach kurzem Widerstand mussten sich die Kaiserlichen im Kronwerk zuruckziehen um nicht von der Ubermacht uberrannt zu werden Am Ende des Tages war das Kronwerk verloren und nur noch die Hauptfestung wurde verteidigt Mit stark geschwachten und entmutigten Truppen konnte man keinen weiteren Sturm mehr abwehren Kapitulation und Nachspiel BearbeitenAm 30 Oktober kapitulierte die Festung nach 32 Belagerungstagen Die Belagerten erhielten freien Abzug und sicheres Geleit nach Ulm Am 1 November verliess Starhemberg mit rund 1500 Mann 100 Wagen und 6 Geschutzen die Festung Nachdem die Franzosen sie besetzt hatten fanden sie darin unter anderem noch 150 000 Pfund Pulver 22 000 Kugeln 1 600 Sacke Getreide und 124 Geschutze jeglichen Kalibers vor Die Franzosen beklagten bei der Belagerung nach eigenen Angaben 587 Tote und 1013 Verwundete wahrend die Kaiserlichen etwa 600 Mann verloren hatten In Ulm angelangt wurde Graf Maximilian von Starhemberg nach Wien zitiert wo er sich vor einer Militarkommission wegen der Ubergabe von Philippsburg zu verantworten hatte Die Kommission sprach ihn vollstandig frei Literatur BearbeitenGeorg Ortenburg Hrsg Siegfried Fiedler Kriegswesen und Kriegfuhrung im Zeitalter der Kabinettskriege Bernard amp Graefe Verlag Augsburg 1986 ISBN 3 7637 5478 4 Max Plassmann Krieg und Defension am Oberrhein Die vorderen Reichskreise und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden 1693 1706 Berlin 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nine Years War Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karte eines Teils der Kurpfalz des Kurfurstentums Mainz und des Bistums Worms mit den Feldlagern und Stellungen der Armee Ludwigs XIV 1696 1697 DigAM digitales archiv marburg Pfalz und Frankreich Der Pfalzische Erbfolgekrieg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Philippsburg 1688 amp oldid 228409011