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Die Sankt Remigius Kapelle umgangssprachlich auch Wurmlinger Kapelle auf dem Kapellenberg ca 474 4 m u NHN auch Wurmlinger Berg genannt bei Wurmlingen im baden wurttembergischen Landkreis Tubingen ist ein beliebtes Ausflugs und Wallfahrtsziel Blick von Unterjesingen zur Wurmlinger Kapelle mit Schwabischer Alb und dortiger Burg Hohenzollern im HintergrundSankt Remigius Kapelle mit Hirschauer Berg im Hintergrund Inhaltsverzeichnis 1 Archaologische Befunde 2 Baugeschichte 3 Das Stiftergrab 4 Glocken 5 Kreuzweg 6 Varia 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseArchaologische Befunde BearbeitenVon Sommer 1962 bis zum Herbst 1963 wurde durch die Denkmalpflege Tubingen eine Grabungskampagne durchgefuhrt Es zeigte sich dass um die Kapelle das Gelande durch menschliche Bestattungen metertief gestort war Allein am Nordwestbereich zwischen Kapelle und dem Graberfeld fand sich ein ungestorter Bereich Hier traten Keramik und Tierknochen zu Tage Die Keramik konnte der fruhen Bronzezeit Urnenfelderkultur und Hallstattzeit zugeordnet werden was auf eine kontinuierliche Besiedlung uber diesen Zeitraum schliessen lasst Die Hauptmasse der vorgefundenen Keramik datierte in die Hallstattzeit Romische Drehscheibenware war nur sehr wenig vertreten Auch der Fund einer Gewandnadel im Kapelleninneren datiert in die Hallstattzeit Die Nadel fand sich eingebettet im mittelalterlichen Mauerwerk Des Weiteren fanden sich zwei Pfostenlocher langs der Mittellinie der bestehenden Kapelle Dies konnte der Nachweis eines Vorgangerbauwerkes aus der Merowingerzeit sein Das Patrozinium des Heiligen Remigius deutet auf eine frankische Grundung 1 Baugeschichte BearbeitenDie archaologischen Grabungen lieferten 1963 auch deutliche Spuren eines steinernen fruhromanischen Kirchenbaus Sudlich ausserhalb der Kapelle fanden sich altere Mauerreste die vor dem hochromanischen Nachfolgerbaues zu datieren sind Diese verliefen nicht parallel zum derzeitigen Bestand der Sudwand sondern sind als Reste einer halbrunden Apsis des fruhromanischen Vorgangerbaues zu werten Auch Reste der Sudseite dieses Baues waren feststellbar Die Grosse dieses Baues konnte auf maximal 8 bis 10 m in der Lange bestimmt werden Die Breite konnte allerdings nicht erfasst werden 2 Dieser fruhromanische Vorgangerbau konnte um 1050 in der Amtszeit von Papst Leo IX als Grabkapelle des Stifters Graf Anselm von Calw errichtet worden sein Die heute noch vorhandene romanische Krypta datiert um den Beginn des 12 Jahrhunderts Der gotische Nachfolgebau brannte 1644 ab Die bis heute erhalten gebliebene barocke Kapelle wurde 1685 geweiht 1911 nahm der Kunst und Kirchenmaler Carl Dehner eine Ausmalung der Kapelle vor nbsp Grundriss der Krypta nach Eduard Paulus 1897 nbsp Querschnitt der Krypta nach Eduard Paulus 1897 nbsp Ansicht der Saulen in der Krypta nach Eduard Paulus 1897Der Besitzkomplex des Baues wurde im Jahr 1127 von den Grafen von Dillingen durch eine Schenkung an das Kloster Kreuzlingen ubertragen Somit war der Abt von Kreuzlingen Pfarrherr der Kirche Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits der Jahrtag fur den Stifter Anselm von Calw Die Kapelle verblieb bis zur Sakularisation im Besitz des Klosters 3 Im Jahr 1644 unterhielten die Wurmlinger Bewohner eine Wache auf dem Berg um wegen unruhiger Kriegszeiten ein Glockensignal beim Herannahen feindlicher Soldaten geben zu konnen Am 17 Marz 1644 hatte die Wache der Kalte wegen ein Feuer entzundet Dieses Feuer griff auf die Kapelle uber und konnte wegen fehlenden Wassers nicht geloscht werden Die Kapelle brannte ab Das angebaute Pfarrhaus blieb erhalten hatte aber nunmehr keine Turen und Fenster 4 Zwischen 1646 und 1649 wurde die Kapelle wieder notdurftig instand gesetzt und mit einem Dach versehen Am 4 Juli 1649 ordnete der Abt von Kreuzlingen den Guss einer neuen Glocke an 5 Erst im Jahr 1680 beginnen die Arbeiten zur grundlegenden Erneuerung der Kapelle Sie ist bereits 1682 vollendet Es erfolgen die Einbauten von 3 barocken Altaren St Remigius St Sebastian und Marien mit insgesamt funf Gemalden Am 29 Mai 1685 wurde die Kapelle erneut geweiht Bei einem Erdbeben am 16 November 1911 wurde die Kapelle beschadigt Das Stiftergrab BearbeitenDie Krypta kann als Grablege des Stifters gewertet werden allerdings ist dies archaologisch nicht nachweisbar Eine aus der Gotik stammende Nische im Kirchenraum galt noch bis ins 20 Jahrhundert als Grabstatte des Stifters Eine urkundliche Niederschrift aus dem Jahr 1348 nenmt als Stifter einen Grafen von Calw quondam comite des Calw aber erwahnt kein Stiftergrab 6 1468 fuhrt eine weitere Urkunde abwechslungsweise ein Grab sepulcrum quondam domini legatoris bzw ein Denkmal monumentum quondam domini legatoris des Stifters auf der hier erstmals mit Namen genannt wird quondam Magnifici domini Anselmi Comitis des Calw 7 1608 erwahnt der Geschichtsschreiber Christoph Lutz von Lutzenhardt den Ort des Grabes heraussen bey des Stifters des Grafen Grab Dies konnte bedeuten dass der Zugang zum Grab von ausserhalb der Kapelle begehbar war was fur die Krypta als Grab des Stifters spricht Laut Lutzenhardts Aufzeichnungen soll auch ein Grab oder Gedenkstein vorhanden gewesen sein Hierzu schreibe er Wann und zuo Welcher zeit diese Stifftung beschehen Auch Welches Jar Wolermelter Graf Amselm der Stifter gestorben Waist man nit obwol er uff gedachtem Berg In seiner gestifften Kurchen begraben ligt Ist doch uff seinem Grabstein Ainicher Buechstab oder Jarzahl zufinden allein hanget darob ein gemahltes Tafelin daran d Grafen von Calw Wappen mit dieser Schrifft doch ohn Jarzahl Graff Amsshelm von Calw Stiffter 8 Nach dem Brand soll sich das Grab auf der sudlichen Wand neben dem ostlichen der beiden Eingange befunden haben Dies kann nur der Platz vor der gotischen Bogennische sein Glocken BearbeitenDie grossere der zwei Glocken der Kapelle wurde im Jahr 1649 gegossen Bildnisse der Jungfrau Maria und des St Remigius und der Inschrift Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus befinden sich auf ihr Diese Inschrift kann in Verbindung mit dem Abschluss des Westfalischen Frieden gebracht werden Die Glocke wurde von der Rottenburger Glockengiesserei der Familie Rosier hergestellt 9 Diese Glocke ist die grosse Glocke der Kapelle und befindet sich noch immer dort Sie wird bei Beerdigungen gelautet Kreuzweg BearbeitenVon der am Fusse des Berges gelegenen Ortschaft Wurmlingen fuhrt ein 1687 errichteter Kreuzweg zur etwa 130 m hoher gelegenen Kapelle hinauf Um die Kapelle herum befindet sich der Friedhof von Wurmlingen Varia BearbeitenDer Sage nach soll Graf Anselm von Calw angeordnet haben dass er nach seinem Tod auf einen Wagen gelegt werden solle der von zwei Ochsen gezogen werden solle Dort wo sie anhielten solle seine Grabkapelle erbaut werden Es gibt ahnliche Sagen zu Kirchen und Klostergrundungen an anderen Orten diese sollen die besondere Heiligkeit des Orts darstellen dienten aber eher zur Christianisierung zuvor heidnischer Kultorte Die Kapelle war fur Ludwig Uhland Inspiration fur das Gedicht Die Kapelle 10 Auch der osterreichische Schriftsteller Nikolaus Lenau wurde 1832 zu seinem Gedicht Die Wurmlinger Kapelle angeregt 11 Die Kapelle war Ausflugsziel einer gemeinsamen Wanderung von Georg Wilhelm Friedrich Hegel Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich Holderlin zu ihrer gemeinsamen Zeit im Tubinger Stift 12 Die Bergkapelle ist von Mai bis Oktober bei schonem Wetter in der Regel sonntags von 10 bis 16 Uhr geoffnet Zu den ubrigen Zeiten kann der Schlussel beim katholischen Pfarramt in Wurmlingen ausgeliehen werden nbsp Innenraum der Wurmlinger Kapelle nbsp Krypta der Wurmlinger Kapelle nbsp Kapitelle und Fenster der Krypta nbsp RuckansichtWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Sankt Remigius Kapelle Wurmlingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotos und Gedichtsammlungen zur Kapelle auf tuepps deLiteratur BearbeitenJohannes Baier Droben stehet die Kapelle der Wurmlinger Kapellenberg In Fossilien 32 5 57 61 2015 Joachim Kohler Dieter Manz Hrsg Die Wurmlinger Kapelle Sage Geschichte Dichtung Kunst Thorbecke Sigmaringen 1985 ISBN 3 7995 4077 6 Einzelnachweise Bearbeiten Adolf Rieth Fundberichte aus Schwaben Neue Folge 18 1 Grabungen in und bei der Wurmlinger Kapelle Stuttgart 1967 Seiten 306 309 Adolf Rieth Neue Untersuchungen zur Baugeschichte der Wurmlinger Kapelle Seite 40f Joachim Kohler und Dieter Manz Die Wurmlinger Kapelle Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 Seite 10 und 28 Dieter Manz Die Wurmlinger Kapelle Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 Archivium Wurmlinganum 286 Allemania 19 1892 49 52 Alemannia 19 1892 52 60 Christoph Lutz von Lutzenhardt Chronickh und Gslechter Buech Bd 4 16808 16 Deutscher Glockenatlas Bd 1 Wurttemberg und Hohenzollern Munchen Berlin 1959 556 Ludwig Uhland Gedichte Die Kapelle von Ludwig Uhland auf projekt gutenberg org Nikolaus Lenau Gedichte J G Cotta 1877 archive org abgerufen am 16 September 2018 Jurgen Kaube Hegels Welt Rowohlt Berlin 2020 S 38 f 48 5063 8 9825 Koordinaten 48 30 22 7 N 8 58 57 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sankt Remigius Kapelle amp oldid 238475240