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Die Saarlouiser Ludwigsfenster gehoren zu einem Glasmalerei Zyklus der durch den Saarbrucker Kunstler Ernst Alt fur die Saarlouiser Stadtpfarrkirche St Ludwig geschaffen wurde Inneres der Kirche St Ludwig am Grossen Markt in SaarlouisRuckwand der Orgelempore in St Ludwig mit dem Gemalde Sacra Conversazione Ernst Alt Inhaltsverzeichnis 1 Konzeption 2 Prophetenfenster 3 Konigsfenster 4 Saarlouiser Dornenpassion 4 1 Fensterzyklus des Alten Testamentes 4 1 1 Der Granatdornharfner oder der Lebenspsalter 4 1 2 Das Opfer Abrahams Sich verfangender Widder Morija 4 1 3 Brennender Dornbusch Exodus 4 1 4 Heimwehvesper Exil 4 1 5 Abrahams Samen Menetekel 4 2 Fensterzyklus des Neuen Testamentes 4 2 1 Eingejagtes Einhorn Inkarnation 4 2 2 Durchbohrtes Herz 4 2 3 Trauermette Exitus 4 2 4 Osterlachen Amen 4 3 Chorraumfenster 4 3 1 Schmerzkonig Ecce Homo 4 3 2 Ostersprung des Lammes 4 3 3 Sich verschenkender Pelikan 4 3 4 Keltertreter 4 4 Kirchenschifffenster 4 4 1 Sich aufflammender Phonix 4 4 2 Die Nachtigall und die Rose 4 5 Turmkapellenfenster 4 5 1 Christophorus Fenster 4 5 2 Raphael Fenster 4 5 3 Jona Fenster 4 5 4 Guter Hirte Fenster 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKonzeption BearbeitenAus Anlass des 300 jahrigen Grundungsfestes der Stadt Saarlouis im Jahr 1980 wurde im Jahr 1979 durch den bildenden Kunstler Alt mit dem Pelikanfenster ein neuer Fensterzyklus in der Kirche St Ludwig begonnen 1 der sukzessive bis zum Tod des Kunstlers im Jahr 2013 weitergefuhrt wurde 2 Die Fenster wurden von den Firmen Derix sowie Die Kunstglaser beide in Rottweil in Antikglas in einer Starke von 2 bis 3 mm hergestellt Leitender Schwarzlotmaler war Johannes Gorgen Die Einbrennung erfolgte in mehreren Etappen bei 600 C Die verwendeten Antikglaser fertigte die Glashutte Lamberts in Waldsassen 3 Da die Entwurfe zu den noch ausstehenden Fenstern bereits vorliegen konnte die Farbverglasung in Zukunft weitergefuhrt werden Die Themen der Fenster wurden so konzipiert dass sie alle in gewisser Weise mit dem Lebensthema des heiligen Ludwig und dessen engem Bezug zur Dornenkrone Christi in Zusammenhang stehen Ludwig IX hatte im Rahmen seines Kreuzzuges im Jahr 1237 in Konstantinopel die angebliche Dornenkrone Jesu Christi erworben und zu deren Aufbewahrung die Sainte Chapelle in Paris erbauen lassen Sie wird jetzt in der Kathedrale Notre Dame de Paris aufbewahrt Die uberwaltigende farbintensive Innenraumwirkung der Sainte Chapelle inspirierte Ernst Alt zur Konzeption des allegorisch hochaufgeladenen Fensterzyklus in St Ludwig 4 Im Herbst 1979 stellte Ernst Alt in Saarlouis seine Fensterentwurfe vor und begann seine Erklarung mit dem Leitspruch Es ist aus mit dem was wir heile Welt nennen Der Kunstler hatte sich mit der Architektur des Bohmschen Betonbaues und deren Wirkung auf den Betrachter auseinandergesetzt und meinte diesbezuglich 5 Es war mir Freude und Kampf zugleich mich von der gegebenen Architektur formal inspirieren zu lassen und ihr in der Bildaussage zu widersprechen Es galt also die Lichtschachte und Sehschlitze dieser ungeheuren Kulthohle und dieses inwendigen Gralsberges als Aus und Einsicht zu gestalten Der Bau als expressive Betonplastik die Stadt mit ihrem Vaubanschen Festungsgrundriss und der Titelheilige der Kirche der heilige Ludwig gaben das Programm zur Interpretation der Heilsgeschichte die ich dem verlorenen Geschichtsverstandnis unserer Tage entgegensetzen wollte Macht und Ohnmacht Konigtum und Knechtschaft Ruhm und Passion Leben und Tod Der Zyklus mit dem Titel Saarlouiser Dornenpassion sollte eine Deutung des Dornenthemas in der Bibel sein angefangen vom Buch Genesis Vertreibung aus dem Paradies Widder bei Abraham im Dornbusch uber das Buch Exodus brennender Dornbusch bei Mose die metaphorischen Dornen der leidenden Dulder Psalmisten und Propheten in der Bibel bis hin zur Dornenkrone in der Passion Jesus Daruber hinaus entwarf Ernst Alt weitere Fenster die in einem Gesamtkonzept zu verstehen sind Zwei Fenster sind bisher noch nicht verwirklicht worden liegen allerdings im Entwurf vor Die Farbverglasung der beiden hohen Seitenfenster konzipierte Ernst Alt als Prophetenfenster sowie als Konigsfenster 6 Prophetenfenster BearbeitenDas 10 50 m hohe Prophetenfenster sollte in biblisch chronologischer Reihenfolge die Propheten als Knechte Gottes darstellen Im unteren Bildteil pflanzt Noach nach der uberstandenen Sintflut und dem Bundesschluss mit Gott Gen 9 9 10 EU einen Weinstock Gen 9 20 EU Der nachste Prophet ist Abraham der aus der Stadt Ur in Chaldaa im Suden des heutigen Irak wegzieht und von Gott aufgefordert wird in ein Land zu ziehen das dieser ihm zeigen werde Seine Nachkommen wurden zahlreich sein und er werde ein Segen fur alle Volker werden Im hohen Alter zieht Abram somit nach Kanaan Gen 11 27 EU Gen 25 10 EU Auf Abraham folgt in Ernst Alts Konzeption Mose der als von Gott Beauftragter nach biblischer Tradition das Volk der Israeliten auf einer vierzig Jahre wahrenden Wanderung aus der agyptischen Sklaverei in das kanaanaische Land fuhrt es selbst aber nicht betreten darf Uber Mose folgt Ijob der als wohlhabender und gottesfurchtiger Mann im Land Uz lebt und dessen Glaube aufgrund einer Wette zwischen Satan und Gott schwer gepruft wird An der Spitze des Fensters sollte der Prophet Jona dargestellt werden der versuchte sich dem Auftrag Gottes zu entziehen sich aber schliesslich dem gottlichen Willen fugen musste 7 Konigsfenster BearbeitenDas 7 50 m hohe Konigsfenster sollte die Ahnenreihe der Idealkonige von Salem Jerusalem darstellen Angelehnt an die Konigsgalerie mittelalterlicher Kathedralen oder den Thronsaal des Schlosses Neuschwanstein mit seiner Konigsgalerie zeigt Ernst Alt einen vertikalen Chronologie Reigen von Herrschergestalten die jeweils auf den Schultern des Vorgangers stehen und spitze goldene Strahlenkronen tragen Den Anfang macht der biblische Priesterkonig von Salem Melchisedek der angetan mit priesterlicher Stola dem hochsten Gott Wein in einem Goldkelch und Brot opfert Gen 14 18 20 EU Ferner ist Melchisedek in Psalm Ps 110 4 EU erwahnt einer Hoheitszusage an den davidischen Konig Israels der zugleich Hoherpriester ist Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedek Im Neuen Testament wird die Gestalt des Melchisedek im Brief an die Hebraer in den Kapiteln 5 7 hervorgehoben Hier wird Jesus Christus Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks Hebr 5 6 10 EU genannt und somit eine eigenstandige Soteriologie konzipiert Auf den Schultern des greisen Priesterkonigs Melchisedek tanzt nur umweht von einer sich um den nackten Korper schlangelnden weissen Stoffbanderole des priesterlichen Efod der jugendliche Konig David mit der Harfe Ernst Alt thematisiert hier die Episode aus dem Zweiten Buch Samuel in der David die Bundeslade in einer feierlichen Prozession nach Jerusalem bringen lasst vor dem Herrn in ekstatischer Weise tanzt und sich dadurch in den Augen seiner Frau Michal lacherlich macht 6 14 22 EU Den Harfenkopf hat Ernst Alt als Traubenklotz gestaltet der sich auf die Traubenkuchenspende bei der Verbringung der Bundeslade nach Jerusalem und auf die neutestamentliche Eucharistie beziehen kann Mit der Person Davids verbindet sich die prophetische Verheissung dass der erwartete Messias aus dem Haus David stammen musse sodass Jesus im Neuen Testament mehrfach mit dem Titel Sohn Davids angeredet wird In der christlichen Ikonographie des Mittelalters galt David als der Prototyp des Psalmisten und des Dichters Im Hymnus Dies irae prophezeit er zusammen mit der Sibylle das Herankommen des Jungsten Gerichts Daruber hinaus wurde David in der hofischen Vorstellung des Mittelalters als beispielhafter Ritter und Konig angesehen Ebenso diente die biblische Salbung Davids durch den Propheten Samuel im Mittelalter als Vorbild fur die kirchliche Konigssalbung Auf den Schultern seines Vaters David stellt Ernst Alt nun dessen Sohn Salomo dar Angetan in prachtigen Konigsgewandern schwingt er ein goldenes Rauchfass und halt in seiner Rechten einen aufplatzenden Granatapfel Das Rauchfass deutet auf den Tempelkult hin den er in Jerusalem mit der Erbauung des ersten Tempels begrundete Sprichwortlich wurde seine Weisheit Traditionell gilt Salomo als Autor der biblischen Schriften Buch der Sprichworter Kohelet Hoheslied und Buch der Weisheit Der Granatapfel stellt einen Bezug her zum Hohenlied wo die Vorzuge der Geliebten mit der Wohlgestalt eines Granatapfels verglichen werden 8 An der Spitze der Konigsgalerie scheint abschliessend Konig Ludwig IX von Frankreich der Schutzpatron des Saarlouiser Kirchengebaudes mit dem wehenden Kreuzzugsbanner in das himmlische Jerusalem steigen zu wollen Angetan mit Ritterrustung und blauem Konigsmantel hebt er in seinen Handen die Dornenkrone Christi empor Im Zentrum der von goldenen Funken erleuchteten tiefroten Dornenkrone erscheint der goldene Davidstern Von der Dornenkrone fliesst ein Blutstrom als Symbol von Schuld und Machtmissbrauch herab besudelt alle Konige die unter Ludwig stehen und fliesst schliesslich in den Goldkelch des Melchisedek im unteren Bildteil 9 Saarlouiser Dornenpassion BearbeitenFensterzyklus des Alten Testamentes Bearbeiten Der Fensterzyklus des Alten Testamentes und der Geschichte des Judentums enthalt bisher funf Bildfenster Der Granatdornharfner oder der Lebenspsalter Bearbeiten Ernst Alt entwarf das Fenster im Jahr 1981 Das Glasbild befindet sich oberhalb der Fenster die alttestamentliche Themen behandeln Zentrum des Bildes ist eine Harfe deren Bogen von Dornenzweigen gebildet wird die von tiefem Rot am Harfenfuss uber leuchtendes Gelb am Harfenhals zu frischem Grun am Harfenkopf changieren Der Harfenfuss ist in der Form und Farbe eines menschlichen Herzens ausgebildet Der Harfenkopf entfaltet sich in frisches Blattwerk in dem der Betrachter die vier Entwicklungsstadien eines Granatapfels von der roten Blute uber die kleine Frucht die reife Frucht sowie die aufbrechende Frucht mit ihren durchscheinenden Samenmanteln erkennen kann Die Samen des Granatapfels ergiessen sich mit blutrotem Fruchtsaft aus der Fruchtschale wecken Assoziationen zu einer blutenden Wunde und scheinen uber die welligen dunkelvioletten Websaume des Gebetsmantels in der unteren Bildhalfte dem knorrigen herzformigen Harfenfuss zuzufliessen Neben den biblischen Assoziationen des Granatapfels steht er traditionell symbolisch fur Leben in Fulle reiche Fruchtbarkeit aber auch fur Blut und Tod Die Harfe wird von einem Mann gespielt dessen Gesicht mit in sich gekehrten Augen hinter den Saiten der Harfe sichtbar wird Seine Hande sind feingliedrig Am Ringfinger der rechten Hand tragt der Harfenspieler einen goldenen Ring der als Sinnbild der treuen Gebundenheit aber auch im Zusammenhang mit der Lessingschen Ringparabel gesehen werden kann Das ausgezehrtes Gesicht und die weissen Haare des Mannes deuten ein fortgeschrittenes Alter an Langer Bart Schlafenlocken Lev 19 27 EU sowie sich wellenformig aufbauschender Gebetsmantel mit blauen eingewebten Streifen und langen Saumfaden lassen den Mann als Juden erkennen Die geoffneten bleichen Lippen des greisen Harfenspielers deuten begleitenden Gesang an Der herzformige Harfenfuss ist vom Kunstler an der Brust des Harfenspielers positioniert und erweckt den Eindruck eines offenliegenden Herzens Die in sich verflochtene Struktur des Herz Harfenfusses sitzt am unteren Rand des Bildes auf und kann auch als Wurzelstock des Granatdornes gedeutet werden Im Kopfbereich des alten Mannes bildet der Harfenbogen ein rot goldenes Kronengeflecht Die zyklische Struktur der psalterformigen Harfe vom Wurzelstock uber die Dornentriebe hin zur sich ergiessenden Frucht weckt Assoziationen zum Zyklus des Lebens mit seinem Werden und Vergehen Der Harfenspieler scheint als der grosse Erzahler des gewaltigen biblischen Zyklus zu fungieren aus dem einzelne Szenen durch den Kunstler Ernst Alt in symbolbefrachteten Bildern dargestellt sind Einen wirklichen ersten Anfang und ein endgultiges Ende scheint es so die deutbare Aussage des Bildes fur den Kunstler nicht zu geben Alles entsteht entfaltet sich in seiner dornigen Hasslichkeit und ebenmassigen Schonheit seiner unfertigen Unausgewogenheit und gereiften Vollkommenheit seiner rohen Ungeschlachtheit und sanftmutigen Zartheit und stirbt um in veranderter Gestalt wieder ins Dasein geworfen zu werden Insgesamt scheint die Bildaussage des Kunstlers einem reinkarnatorischen Weltbild naher zu stehen als einem judisch christlichen Linearverstandnis der Welt und Menschengeschichte und dessen inharenter Erlosungshoffnung Sinn und Ziel jeglicher Entwicklung scheinen inexistent Alles ist dornig blutiger Weg ohne Anfang und Ende Es ist aus mit dem was wir heile Welt nennen meinte der Kunstler als er seine Konzeption des Saarlouiser Fensterzyklus im Jahr 1979 erstmals vorstellte Das Opfer Abrahams Sich verfangender Widder Morija Bearbeiten Laut Signatur vollendete Ernst Alt das Fenster im Herbst 1983 Das Bild thematisiert die versuchte Opferung Isaaks in der Erzahlung des Alten Testaments Gen 22 1 19 EU Gott befiehlt darin Abraham in das Land Morija zu ziehen und dort seinen Sohn Isaak zu opfern An der Opferstatte halt ein Engel jedoch im letzten Moment Abraham davon ab seinen Sohn zu toten Daraufhin wird Abraham fur seine Gottesfurcht belohnt da er bereit war dieses grosse Opfer zu bringen Nach Gen 22 13 verfangt sich ein Widder mit seinen Hornern im Gestrauch und wird von Abraham anstatt seines Sohnes geschlachtet und als Brandopfer dargebracht Ganz in der Tradition der christlichen Theologie die Abrahams Opfer als geheimnisvolle Vorausdeutung Prafiguration der als Opfer fur die Sunden der Menschheit interpretierten Hinrichtung Jesu deutete lasst Ernst Alt das Fenster Das Opfer Abrahams Morija mit den gegenuberliegenden Fenstern Eingejagtes Einhorn Inkarnation und Ostersprung des Lammes korrespondieren die beide Inkarnation Hinrichtung und Auferstehung Jesu Christi thematisieren Widdermotiv und eucharistische Symbolik des Agnus Dei entsprechen sich hierbei Nach dem protestantischen Theologen und Alttestamentler Hermann Gunkel wurde die Erzahlung der versuchten Opferung Isaaks durch Abraham so verstanden dass hier eine historische Zasur zwischen praktizierter Kinderopferung und Tieropfer zum Zwecke der Gnadigstimmung der Gottheit textlich fassbar wird Der biblische Text selbst lasst keine prinzipielle kritische Auseinandersetzung mit dem Thema des Menschen oder Kinderopfers erkennen Abrahams Bereitschaft seinen Sohn zu opfern wird sogar im Text ausdrucklich gutgeheissen Gen 22 12 EU In der Frage Isaaks nach dem Lamm V 7 wird das Tieropfer allerdings als ubliche Kultpraxis vorausgesetzt In der traditionellen christlichen Religionsvermittlung wurde die alttestamentliche Erzahlung in der affirmativen Intention angefuhrt um die alles uberschreitende Liebe Gottes zu den Menschen zu betonen der zwar Isaak verschont seinen eigenen Sohn Jesus allerdings hingibt um durch das Kreuzesopfer die schuldbeladene Menschheit zu entsuhnen und einen neuen gnadenhaften Gottesbund zu stiften Keine andere Stelle in der Tora prafigurierte nach der Vorstellung christlicher Theologen in solch besonderem Masse das Kreuzesopfer des geliebten Sohnes Mk 1 11 EU den Gott nicht verschont Rom 8 32 EU sondern hingegeben hat zum Leben der Welt Joh 3 16 EU wie die Opferung des geliebten Sohnes Isaak Gen 22 2 Betont wurde ebenso die Parallele zwischen dem holztragenden Isaak als priesterliche Handlung und dem das Holz des Kreuzes tragenden Hohenpriesters und neuen Adams Jesus Christus der sich selbst auf dem Kreuzesaltar blutig hingibt Folgerichtig wurde in der christlichen Ikonographie daher die Opferung des geliebten einzigen Sohnes Gen 22 2 haufig als Typos des Kreuzesopfers dargestellt In der judischen Uberlieferung wird das Abrahamsopfer mit dem Fest Rosch ha Schana dem Neujahrsfest in Verbindung gebracht Das Fest gilt als Jahrestag der Weltschopfung steht aber auch fur den Jahrestag der Geburt Adams In Erinnerung an die Horner des Widders aus der Opferungserzahlung die sich im Gestrauch verfangen haben ist das Fest auch der Tag des Schofar Blasens In Erinnerung der Reinheit des Abrahamsopfers symbolisiert durch das weisse Fell des Widders ist die liturgische Farbe dieses Tages im Judentum ebenfalls weiss Ernst Alt zeigt in sturmisch bewegter Linienfuhrung einen Widder dessen Gehorn sich in dornigem Geast verfangen hat Am geoffneten Auge des Tieres erkennt der Betrachter dass der Widder bei lebendigem Leibe verbrannt wird Die zuckenden Flammenzungen und das lockige Fell des Opfertieres gehen ineinander uber Die Gestaltung des Dornbusches lasst Assoziationen zum Brennenden Dornbusch Ex 3 1 15 EU im benachbarten Exodus Fenster aufkommen Im linken oberen Bildbereich scheinen die peitschenden Flammen des Opferbrandes mit der dort dargestellten gluhenden Sonnenscheibe zu verschmelzen Durch die Sonnensymbolik konnte sich Ernst Alt in Anlehnung an die Tradition des judischen Festes Rosch ha Schana auf den ersten Schopfungstag beziehen der in der Erzahlung der Bibel mit der Entstehung des Lichtes in Verbindung gebracht wird Gen 1 1 4 EU Daruber hinaus entspricht das Sonnenmotiv im Bild Das Opfer Abrahams Sich verfangender Widder Morija dem Mondmotiv im gegenuberliegenden Bild Eingejagtes Einhorn Inkarnation Ebenso entsprechen die geoffneten Tieraugen im Widderbild mit seiner solaren Motivik den geschlossenen Tieraugen im Einhornbild mit seiner lunaren Motivik Hinsichtlich der Farbgebung verwendet Ernst Alt beim Widderbild hauptsachlich Farbtone des warmen Spektrums wahrend er im Einhornbild hauptsachlich Farbtone des kalten Spektrums verwendet Brennender Dornbusch Exodus Bearbeiten Ernst Alt vollendete das Fenster im Jahr 1994 Der Kunstler thematisiert hier die Erscheinung und Offenbarung Gottes im Brennenden Dornbusch ה ס נ ה ב ע ר ha seneh boʕer Ex 3 1 15 EU am Berg Horeb Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro des Priesters von Midian Eines Tages trieb er das Vieh uber die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme die aus einem Dornbusch emporschlug Er schaute hin Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht Mose sagte Ich will dorthin gehen und mir die aussergewohnliche Erscheinung ansehen Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht Als der Herr sah dass Mose naher kam um sich das anzusehen rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu Mose Mose Er antwortete Hier bin ich Der Herr sagte Komm nicht naher heran Leg deine Schuhe ab denn der Ort wo du stehst ist heiliger Boden Dann fuhr er fort Ich bin der Gott deines Vaters der Gott Abrahams der Gott Isaaks und der Gott Jakobs Da verhullte Mose sein Gesicht denn er furchtete sich Gott anzuschauen Der Herr sprach Ich habe das Elend meines Volkes in Agypten gesehen und ihre laute Klage uber ihre Antreiber habe ich gehort Ich kenne ihr Leid Ich bin herabgestiegen um sie der Hand der Agypter zu entreissen und aus jenem Land hinaufzufuhren in ein schones weites Land in ein Land in dem Milch und Honig fliessen in das Gebiet der Kanaaniter Hetiter Amoriter Perisiter Hiwiter und Jebusiter Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen wie die Agypter sie unterdrucken Und jetzt geh Ich sende dich zum Pharao Fuhre mein Volk die Israeliten aus Agypten heraus Mose antwortete Gott Wer bin ich dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Agypten herausfuhren konnte Gott aber sagte Ich bin mit dir ich habe dich gesandt und als Zeichen dafur soll dir dienen Wenn du das Volk aus Agypten herausgefuhrt hast werdet ihr Gott an diesem Berg verehren Da sagte Mose zu Gott Gut ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen Der Gott eurer Vater hat mich zu euch gesandt Da werden sie mich fragen Wie heisst er Was soll ich ihnen darauf sagen Da antwortete Gott dem Mose Ich bin der Ich bin da Und er fuhr fort So sollst du zu den Israeliten sagen Der Ich bin da hat mich zu euch gesandt Weiter sprach Gott zu Mose So sag zu den Israeliten Jahwe der Gott eurer Vater der Gott Abrahams der Gott Isaaks und der Gott Jakobs hat mich zu euch gesandt Das ist mein Name fur immer und so wird man mich nennen in allen Generationen Vor einem dunkelblauen Hintergrund entfaltet sich im Fenster Brennender Dornbusch Exodus ein nahezu bildfullender Flammenwirbel in Rot und Gelbtonen Die zungenartigen Flammen und Glutfunken erinnern ikonographisch an die Feuerzungen des neutestamentlichen Pfingstwunders Apg 2 1 3 EU Die kranzartige Form der Feuerrotation lasst den Betrachter das im Bildzyklus immer wieder auftauchende Motiv der Dornenkrone Jesu erkennen Im Zentrum des Wirbels wird ein Auge mit blauer Iris sichtbar die von der weissen Lederhaut umgeben ist Die Darstellung weckt Assoziationen zum Auge der Vorsehung ein Symbol welches gewohnlich als das alle Geheimnisse durchdringende allsehende Auge Gottes interpretiert wird und den Menschen an die ewige Wachsamkeit Gottes erinnern soll Die Iris erweckt den Eindruck eines runden Tunnels da ihre konzentrischen Kreise zum Irismittelpunkt hin immer dunkler gestaltet sind Die linke sichtbare Halfte der weissen Lederhaut ist von Ernst Alt als Fullhorn gestaltet aus dem ein weisser Tropfen fliesst Der Tropfen kann sowohl als Mitleidstrane Gottes hinsichtlich des Leides der Israeliten in Agypten gedeutet werden oder er steht im Zusammenhang mit dem Fullhorn Motiv fur die Wohlstandsverheissung im Gelobten Land Der rechte sichtbare Teil der weissen Lederhaut nimmt die Form einer weissen Feder an Sie konnte ein Hinweis sein auf die Engelserscheinung im brennenden Dornbusch Ex 3 2 EU Im rechten oberen Bildbereich wird in hellblauen hebraischen Lettern die Selbstoffenbarung Gottes als JHWH hebraisch יהוה sichtbar Am entgegengesetzten Ende der gedachten Bilddiagonalen erkennt man die gelosten Sandalen des Mose die den Ort der Gottesoffenbarung als heiligen Ort ausweisen Die Riemen der linken hochkant aufgestellten Sandale sind gespannt und scheinen im Dornbusch festgebunden zu sein wahrend die Riemen der rechten liegenden Sandale gelost am Boden liegen Als Bezug auf die Gefangenschaft der Israeliten in Agypten hat Ernst Alt im rechten unteren Bildbereich einen dunkelblauen Skarabaus positioniert der mit seinen geweihartigen Vorderlaufen die Wirbelformation im Zentrum zu erfassen versucht In der agyptischen Mythologie hat der Skarabaus einen stark solaren gluckbringenden Aspekt Er wurde mit dem Sonnenlauf identifiziert wobei die von ihm gerollte Dungkugel zur Sonne wird die er formt transportiert und vergrabt was mit dem Sonnenuntergang gleichgesetzt wird Der Skarabaus wird in eine mythologische Nahe zum Sonnengottes Re geruckt Links neben dem dunklen Skarabaus sprosst eine stabartige eng beblatterte grune Pflanze in Richtung des oberen linken Bildbereiches und durchstosst so den Flammenwirbel des brennenden Dornbusches In der Hohe des gottlichen Auges nimmt der Pflanzenspross die Gestalt einer Schlange an Das Motiv bezieht sich auf die biblische Erzahlung in der Mose Gott um ein Legitimationswunder seines gottlichen Auftrages gegenuber den Israeliten bittet Ex 4 1 5 17 EU Mose antwortete Was aber wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich horen sondern sagen Jahwe ist dir nicht erschienen Der Herr entgegnete ihm Was hast du da in der Hand Er antwortete Einen Stab Da sagte der Herr Wirf ihn auf die Erde Mose warf ihn auf die Erde Da wurde der Stab zu einer Schlange und Mose wich vor ihr zuruck Der Herr aber sprach zu Mose Streck deine Hand aus und fasse sie am Schwanz Er streckte seine Hand aus und packte sie Da wurde sie in seiner Hand wieder zu einem Stab So sollen sie dir glauben dass dir Jahwe erschienen ist der Gott ihrer Vater der Gott Abrahams der Gott Isaaks und der Gott Jakobs Diesen Stab nimm in deine Hand Mit ihm wirst du die Zeichen vollbringen Das Fenster Brennender Dornbusch Exodus korrespondiert gestalterisch mit dem gegenuberliegenden Fenster Durchbohrtes Herz wobei sich der Brennende Dornbusch und das dornenumrankte Herz der Schlangenstab und die Lanze der Skarabaus und die Raupe der Gottesname und die INRI Inschrift sowie die Sandalen und die Kreuzesnagel jeweils entsprechen Heimwehvesper Exil Bearbeiten Ernst Alt schuf das Fenster im Jahr 2004 Der Kunstler thematisiert hier die Babylonische Gefangenschaft der Juden die im Jahr 597 v Chr mit der Eroberung Jerusalems und des Konigreiches Juda durch den babylonischen Konig Nebukadnezar II begann und bis zur Eroberung Babylons im Jahr 539 v Chr durch den Perserkonig Kyros II andauerte Die Erfahrungen dieses Exils haben ihre eindrucklichste lyrische Verdichtung in Psalm 137 gefunden wo es in sehnsuchtsvollen und zugleich hasserfullten Worten heisst An den Stromen von Babel da sassen wir und weinten wenn wir an Zion dachten Wir hangten unsere Harfen an die Weiden in jenem Land Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder unsere Peiniger forderten Jubel Singt uns Lieder vom Zion Wie konnten wir singen die Lieder des Herrn fern auf fremder Erde Wenn ich dich je vergesse Jerusalem dann soll mir die rechte Hand verdorren Die Zunge soll mir am Gaumen kleben wenn ich an dich nicht mehr denke wenn ich Jerusalem nicht zu meiner hochsten Freude erhebe Herr vergiss den Sohnen Edoms nicht den Tag von Jerusalem sie sagten Reisst nieder bis auf den Grund reisst es nieder Tochter Babel du Zerstorerin Wohl dem der dir heimzahlt was du uns getan hast Wohl dem der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert Die Vertriebenen wunschen sich sehnlichst wieder in ihre Heimat zuruckkehren und ihren Gott auf dem Tempelberg in Jerusalem anbeten zu konnen Sie wollen die zerstorte Stadt und den Tempel Salomos wieder aufbauen der von Nebukadnezar II dem Konig von Babylon zerstort worden war Diese Vertreibung war dem judischen Volk von vielen Propheten fur seine Untreue zu Gott vorausgesagt worden Der Psalmdichter von Psalm 137 ist allerdings nicht zu Selbstkritik am gottvergessenen Verhalten seines eigenen Volkes fahig sondern projiziert seine Niedergeschlagenheit als brutalen Hass auf die Peiniger Vor einem vertikal strukturierten blaulichen Hintergrund der als Tranenstrom oder die im Psalm besungenen Wasser von Babel gedeutet werden kann erhebt sich anders als im Psalm kein Weidenbaum sondern ein dunkler blattloser Dornenstrauch als Zeichen der Hoffnungslosigkeit In seinen Zweigen ist eine rote Harfe aufgehangt deren Saiten gerissen sind Die Harfe wird in der biblischen Uberlieferung besonders mit Konig David dem legendaren Psalmendichter in Verbindung gebracht Die monarchische Eigenstaatlichkeit der Juden ist jedoch ausgedruckt durch die zerstorten Harfensaiten verloren Daruber hinaus erinnern die vertikal herabhangenden Saiten an die Stabe eines Gefangnisses und stellen so zusatzlich den Bezug zur Gefangenschaft der Exilssituation her Der Harfenkopf hat die Gestalt von roten Blutstropfen angenommen die scheinbar kurz davor stehen sich uber den siebenarmigen Leuchter zu ergiessen Zusatzlich hangt uber der Harfe im Dornengestrupp ein Widderschadel mit abgebrochenem Horn Der Opferkult des Jerusalemer Tempels ist unterbrochen Ebenso ist der Schadel als Symbol des Todes zu deuten Innerhalb des Fensterzyklus bezieht sich der Widderschadel auf das Bild Das Opfer Abrahams Sich verfangender Widder Morija Im linken unteren Bildbereich glanzt vor dem dunklen Hintergrund eine goldene Menora der siebenarmige Leuchter und eines der wichtigsten religiosen Symbole des Judentums Die Lichter auf den Leuchterarmen aus Goldkugeln sind verloschen und ihr Rauch steigt in welligen Linien diagonal in Richtung des rechten oberen Bildbereiches durch die zersprungenen Saiten der Harfe Nach biblischer Tradition erhielt Mose auf dem Berg Sinai als er auch die Tafeln mit den zehn Geboten bekam den Auftrag das Stiftszelt als provisorisches Heiligtum zu errichten Zu den Kultgegenstanden dieses Stiftszeltes gehorte ein siebenarmiger Leuchter Ex 25 31 40 1 Ex 37 17 24 2 Die Menora deren sieben Leuchten vermutlich fur die sieben damals beobachtbaren grossen Himmelskorper und die mit ihnen verbundenen Wochentage standen entstand allerdings vermutlich erst nach dem babylonischen Exil und wurde danach Teil des Tempelkultes Opferkult Tempelliturgie und kultischer Gesang sind im Bildfenster Ernst Alts ausgeloscht und scheinen in einem Strom der Tranen unterzugehen Insgesamt korrespondiert das Bild Heimwehvesper Exil mit dem gegenuberliegenden Fenster Trauermette Exitus Der Widderschadel entspricht dem Fischgerippe die zerstorte rote Harfe der zerfetzten roten Stola die ausgeloschte Menora den umgestossenen christlichen Kultgefassen Wahrend Ernst Alt durch den Titel Vesper noch andeutet dass es religios gesehen abend geworden ist bedeutet der Titel des korrespondierenden Fensters Mette dass die Nacht an ihrem Hohe aber auch Wendepunkt angekommen ist Abrahams Samen Menetekel Bearbeiten Ernst Alt vollendete das Fenster im Jahr 2005 Der Kunstler bezieht sich hierbei auf die Verheissung Gottes an Abraham Gen 22 15 18 nach der von Gott selbst abgebrochenen Opferung Isaaks Aufgrund der Bereitschaft Abrahams seinen Sohn in gottlichem Auftrag hinzuschlachten wird dieser fur seine Gottesfurcht belohnt Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu und sprach Ich habe bei mir geschworen Spruch des Herrn Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast will ich dir Segen schenken in Fulle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Volker der Erde weil du auf meine Stimme gehort hast Die zweite biblische Bezugsstelle des Glasgemaldes ist die Menetekel Erzahlung aus dem Buch Daniel die wahrend der Babylonischen Gefangenschaft spielt Hier wird in Kapitel 5 Verse 1 30 geschildert wie der babylonische Herrscher Belsazar von Gott bestraft wird da er in seiner Trunkenheit Kultgefasse des Jerusalemer Tempels fur Trinkgelage missbrauchte und dabei seine heidnischen Gotter preisen liess Daraufhin erscheint eine geisterhafte Hand ohne menschlichen Korper und schreibt mit ihren Fingern zum Schrecken Belsazars fremdartige Worte an die Wand Der Prophet Daniel liest daraufhin die Worte Mene mene tekel u parsin מנא מנא תקל ופרסין Seiner Aussage nach bedeuten sie Mene Gezahlt das heisst Gott hat gezahlt die Tage Deiner Konigsherrschaft und sie beendet Tekel Gewogen das heisst Du wurdest auf der Waage gewogen und fur zu leicht befunden Peres U parsin Zerteilt wird Dein Konigreich und den Persern und Medern ubergeben Noch in derselben Nacht wird Belsazar ermordet Die Symbole der drei sich auf Abraham berufenden Weltreligionen Judentum Davidstern Christentum Kreuz und Islam Halbmond sind im oberen Bildteil ineinander verhakt Das Kreuz ist in seinem Stamm gebrochen An der Bruchstelle erscheint eine Brandfackel deren unmittelbare Flammen die Formen einer Menetekel Hand angenommen haben Die Fackel hat sich ins Innere des Davidsternes geschoben und einen gewaltig lodernden Brand entfacht Der Fackelstock hat die Form eines roten Hakenkreuzes angenommen in dessen Zentrum wiederum ein schwarzes Hakenkreuz sichtbar wird Verwoben mit Kreuz und Hakenkreuz zeigt Ernst Alt ein goldenes Bischofskreuz mit funf roten Schmucksteinen und ein Eisernes Kreuz Im rechten oberen Bildbereich wird vor unheilvoll anmutendem blaulichem wellig strukturiertem Hintergrund ein dunkelvioletter Dornenstrauch sichtbar der mit dem Dornenstrauch der Isaaksopferung in Verbindung gesehen werden kann In seinen stacheligen Zweigen hat sich das Ende eines Stacheldrahtes verhakt der sich im unteren Bildteil zu einer Stacheldrahtrolle aufspiralisiert Eine archaische Opfertheologie gebiert immer neue Opfer und perpetuiert Gewaltexzesse Die Stacheldrahtrolle korrespondiert im gegenuber liegenden Fenster Osterlachen Amen mit der gebundenen grunen Schlange Darunter sieht man ein Paar Schuhe eine Brille und vier ausgebrochene kunstliche Zahnkronen aus Gold In einem Quellstrom glanzen ganz links unten drei Goldringe umgeben von zarten grunen Blattern Die einzelnen Motive konnen vom Betrachter als Hinweise auf die sogenannten Konzentrationslager der Zeit des Nationalsozialismus gedeutet werden Goldringe Schuhe Brille und Zahnkronen stunden dabei als Hinterlassenschaften von ermordeten KZ Haftlingen Ernst Alt versteht im absoluten Wahrheitsanspruch der drei monotheistischen Weltreligionen offensichtlich eine unheilvolle Konstellation der Gewalt Deutlich darauf bezogen sind die drei Ringe der sogenannten Ringparabel aus dem Theaterstuck Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing im linken unteren Bildbereich Das Gleichnis in Lessings Buhnenstuck erzahlt von einem Mann der einen Ring besitzt der die Eigenschaft hat seinen Trager vor Gott und den Menschen angenehm zu machen wenn der Besitzer ihn in dieser Zuversicht tragt Dieser Ring wurde uber viele Generationen vom Vater an jenen Sohn vererbt den er am meisten liebte Doch eines Tages tritt der Fall ein dass ein Vater drei Sohne hat und keinen von ihnen bevorzugen will Deshalb lasst er sich von einem Kunstler exakte Ring Duplikate fertigen vererbt jedem seiner Sohne einen der Ringe und versichert jedem sein Ring sei der echte Nach dem Tode des Vaters ziehen die Sohne vor Gericht um klaren zu lassen welcher von den drei Ringen der echte sei Der Richter aber ist ausserstande dies zu ermitteln So erinnert er die drei Manner daran dass der echte Ring die Eigenschaft habe den Trager bei allen anderen Menschen beliebt zu machen Wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei Sohne eingetreten sei dann sei der echte Ring verloren gegangen sei Der Richter gibt den Sohnen den Rat jeder von ihnen solle daran glauben dass sein Ring der echte sei Ihr Vater habe alle drei gleich gern gehabt und es deshalb nicht ertragen konnen einen von ihnen zu begunstigen und die beiden anderen zu kranken Wenn einer der Ringe der echte sei dann werde sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen Jeder Ringtrager solle sich also bemuhen diese Wirkung fur sich herbeizufuhren Die Parabel von den drei Ringen gilt als ein Schlusseltext der Aufklarung und als pointierte Formulierung der religiosen Toleranzidee In Ensts Alts Bildgestaltung sind die drei Ringe durch religiose und politische Gewaltexzesse im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen Die Ideen der Humanitat und der religiosen Toleranz sind durch religiosen Fanatismus pervertiert Das Kreuz Jesu Christi ist an die goldene Kette einer machtorientierter Amtskirche gelegt worden Das goldene Pektorale hat den holzernen Kreuzestamm zum Brechen gebracht Die goldenen Kettenglieder des Pektorales bilden herabhangend eine Siegrune und verbinden sich mit der Stacheldrahtrolle der schier endlosen Spirale der Gewalt Ernst Alt konnte damit auch auf das weitgehende Schweigen der Kirche zum Genozid an den Juden hindeuten Das pervertierte die Ethik Jesu verleugnende Christentum versinnbildlicht durch die Deformation seines Symbols geht initiiert von einer machtorientierten Amtskirche eine unheilige Allianz mit pseudoreligioser Militarmacht und Staatsgewalt ein und bringt so den Nationalsozialismus als antihumanistische Ideologie hervor die alles in Brand setzt Uber die drei monotheistischen Religionen ist so die Gestaltung Ernst Alts das gottliche Menetekel gesprochen worden Durch die gotteslasterliche und frevlerische Schneise der Gewalt die sie in der Menschheitsgeschichte geschlagen haben sind sie hinsichtlich ihres unseligen Wahrheitsanspruches als lugnerisch entlarvt und haben sich so uberlebt Fensterzyklus des Neuen Testamentes Bearbeiten Der Fensterzyklus des Neuen Testamentes und der Geschichte der Kirche enthalt bisher vier Bildfenster Eingejagtes Einhorn Inkarnation Bearbeiten nbsp Einhornbildteppich im Musee national du Moyen Age ParisDas Bildfenster mit dem gefangenen Einhorn als Zentralmotiv wurde von Ernst Alt im Jahr 1983 gestaltet Es korrespondiert mit dem gegenuberliegenden Fenstermotiv Opfer Abrahams Morija In der traditionellen christlichen Ikonographie sind die alttestamentliche Opferszene und die als Opfertod fur die Sunden der Menschheit theologisch gedeutete Kreuzigung Jesu oft in Analogie zueinander gesetzt Ernst Alt thematisiert im Einhornbild mit hochaufgeladener Symbolik die Menschwerdung aber auch den brutalen Hinrichtungstod Jesu Christi Die christlichen Motiviken der Festkreise des Weihnachtsfestes und des Osterfestes werden durch den Kunstler eng miteinander verknupft Das Einhorn ist in der Mythologie ein Fabelwesen in einer Mischung aus Pferde oder Ziegengestalt mit einem geraden Horn auf der Mitte der Stirn Es hat den Korper eines Pferdes aber die Paarhufen und der Kopf mit Bartchen entsprechen einer Ziege Bekannt wurde diese Vorstellung im Mittelalter besonders durch den Physiologus Das Einhorn gilt als das edelste aller Fabeltiere und steht traditionell als Symbol fur das Gute Als bekannteste Darstellung eines Einhorns gilt der sechsteilige Wandteppichzyklus im Musee national du Moyen Age in Paris Diese Bildwirkereien entstanden im 15 Jahrhundert in den Sudniederlanden Der sechste Teppich ist mit der Inschrift Mon seul desir Mein einziges Verlangen zwischen den Initialen A und V versehen Mittelalterlichen Naturkundebuchern zufolge kann das Einhorn nur durch eine Jungfrau besanftigt werden so dass die Jager es durch eine Jungfrau in die Falle lockten Symbolisch steht das Einhorn fur Christus Maria ist diejenige in deren Schoss das Einhorn sich ausruht was fur die Inkarnation Gottes in der Jungfrau Maria steht Die Jagd steht fur die Opferung Christi am Kreuz Erst Alt stellt das Einhorn gefangen in einem Nest oder einem Kranz aus roten und grunen Dornentrieben dar Die rot grune Farbgebung des Kranzes weckt Assoziationen an klassisch weihnachtliche Festdekoration Das Einhorn scheint zu schlafen und hat dabei eine embryogleiche Korperhaltung eingenommen was auf die Geburt Jesu in Bethlehem Bezug nimmt Seine Laufe sind durch den giftgrunen Korper einer Schlange die infolge der Paradieserzahlung Gen 3 1 24 EU im christlichen Bereich traditionell symbolisch als das Bose schlechthin gilt verknotet Die Schlange hat ihr Maul aufgerissen bleckt ihre Giftzahne und scheint dunkles Gift auszustossen An der Stelle der Verknotung erbluht eine rote Rose die traditionell als marianisches Symbol oder Hinweis auf den Opfertod Jesu die funf Blutenblatter entsprechen den funf Kreuzeswunden Jesu oder allgemein als Sinnbild der Liebe gedeutet wird Der weihnachtliche Bezug stellt sich durch das Weihnachtslied Es ist ein Ros entsprungen her dessen Text sich wiederum auf die Bibelstelle Jes 11 1a 3 bezieht Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen Weitere blaue Bluten Glockenblumen und kleine Lilien hat Ernst Alt um den rechten Hinterlauf des Einhorns positioniert Die Spitze des gewendelten Hornes des Einhornes taucht im rechten unteren Bildbereich in ein turkisblaues Farbfeld Vermutlich bezieht sich hier der Kunstler auf die Uberlieferung dass das Horn in der Lage sei Gift hier das der das Einhorn fesselnden Schlange zu neutralisieren Der dunkelblaue wellenformig strukturierte Bildhintergrund kann in Verbindung mit Offb 12 15 EU als verderblicher Wasserstrom der apokalyptischen Teufelsschlange verstanden werden Nicht nur die Windungen der Schlange haben das Einhorn gefesselt sondern auch ein Strick der ihm um den Hals geht hat das Tier mit einer bleichen Mondsichel im oberen rechten Bildbereich verbunden Die Mondsichel taucht als heraldisches Symbol ebenfalls mehrfach in dem Einhornbildteppichzyklus Die Jungfrau mit dem Einhorn auf Die lunare Symbolik steht traditionell in Verbindung mit dem Weiblichen im Christentum ist sie infolge des apokalyptischen Bilds aus der Offenbarung des Johannes in Verbindung mit der Jungfrau und Gottesmutter Maria siehe Offb 12 1 18 EU zu sehen In die Seite des Einhornes hat sich ein zerbrochener Stab gebohrt an dessen Spitze eine flatternde Stoffbanderole geknotet ist deren zerfasertes Ende mit groben Garnstichen angestuckt ist Die Banderole tragt die Inschrift A MON SEUL DESIR dt Zu meinem einzigen Begehren Theologisch kann der kryptische Spruch eventuell in Verbindung mit der Einwilligung Marias bei der Verheissung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel Lk 1 38 EU gesehen werden Auch die Einwilligung Jesu in seinen Kreuzestod in der Olbergszene konnte gemeint sein Mt 26 39 EU Mk 14 36 EU Lk 22 42 EU siehe auch ahnlich Joh 12 27 28 EU In Fortsetzung der Stossrichtung des dunklen Stabes sieht der Betrachter das weisse Horn des Einhornes Der Wechsel von dunkler zu heller Farbgebung kann als Wende des Bosen hin zum Guten gedeutet werden Durchbohrtes Herz Bearbeiten Ernst Alt gestaltete das Fenster im Jahr 1992 Im unteren rechten Bereich ist die Inschrift IN FESTO DIVI BERNARDI XX VIII MCMXCII E A PERFECIT Vollendet am Gedenktag des vergottlichten Bernhard dem 20 August 1992 durch Ernst Alt Die Bezugnahme auf den heiligen Bernhard von Clairvaux steht in Verbindung zum Tod des Lebensgefahrten von Ernst Alt Bernhard Lieblang Daruber hinaus wird auch die grosse Bedeutung Bernhards von Clairvaux fur die Kreuzzugsbewegung angedeutet an der spater der Titelheilige der Saarlouiser Kirche Konig Ludwig IX von Frankreich im 13 Jahrhundert teilnehmen sollte Mit seinen flammenden Predigten hatte Bernhard im 12 Jahrhundert in ganz Europa einen Sturm der Begeisterung fur die Kreuzzuge entfacht Bernhard verstand das ritterliche Ideal der Kreuzzuge das Sterben fur den Herrn als hohes christliches Verdienst Vor dunkelviolettem Hintergrund erscheint umgeben von einer aureolengleichen glutroten Dornenkrone ein von einer Lanze durchstochenes ebenfalls intensiv rotes Herz An der Eintrittsstelle der Lanze in den Herzmuskel tritt Blut aus Das Lanzenblatt ist ebenfalls blutverfarbt Zusatzlich zur Dornenkrone ist das durchstossene Herz von einer roten Stoffschlinge umgurtet deren Enden sich im Umfeld des Lanzenblattes auffasern Wahrend im oberen linken Bildbereich in rubinroten gotischen Minuskeln die Kreuzesinschrift INRI als Initialen des lateinischen Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum Jesus von Nazaret Konig der Juden zu lesen ist finden sich im unteren rechten Bildbereich unmittelbar neben der Widmungsinschrift die drei Kreuzigungsnagel Jesu Die giftgrune Raupe die im unteren linken Bildbereich aus einem grunenden Dornenzweig kriecht steht im Zusammenhang mit der Darstellung eines Raupenkokons im Fenster Trauermette Exitus und der eines geschlupften Schmetterlings im Fenster Osterlachen Amen Die Metamorphose des Insekts kann als Symbol der christlichen Auferstehungshoffnung gedeutet werden Die Motivik des Fensters bezieht sich auf die Hinrichtung Jesu am Kreuz und die Durchstossung seines Herzes durch den Lanzenstich eines romischen Soldaten In diesem Zusammenhang kann das Herz mit umgebender Dornenkrone auch ikonographisch als Heiligstes Herz Jesu dem Symbol der sich fur die sundige Menschheit hingebenden Liebe Jesu gedeutet werden Auch bei Bernhard von Clairvaux findet sich eine ausgepragte Herz Jesu Verehrung Das Motiv des verwundeten Herzens taucht auch in der Gralserzahlung auf auf die sich Ernst Alt in seiner ersten Vorstellungsrede des Fensterzyklus bezogen hatte wenn er die architektonische Gestaltung des Bohmschen Betonbaues mit dem Inneren des Gralsberges vergleicht Die Lanze die Jesu Herz auf Golgota durchstossen hatte setzte man seit dem Mittelalter in eins mit der sogenannten Heiligen Lanze Diese Lanze ist das alteste Stuck der Reichskleinodien der Konige und Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Sie enthalt angeblich ein Stuck eines Nagels vom Kreuz Christi Heiliger Nagel Ein Herrscher der diese Lanze besass galt im Glauben der damaligen Zeit als unbesiegbar Sie war das sichtbare Zeichen dafur dass seine Macht von Gott ausging und er der Stellvertreter Christi war Konig Ludwig IX von Frankreich 1214 1270 der zwei Kreuzzuge anfuhrte brachte neben der Dornenkrone auch die Spitze einer Lanze nach Paris die dem romischen Hauptmann Longinus gehort haben soll der Jesu Seite durchstossen habe Das vordere Ende der Lanzenspitze aus der Sainte Chapelle ging wahrend der Franzosischen Revolution verloren Ernst Alts Fenster kann insgesamt auch als Kritik an religios motivierter Gewalt besonders im Zusammenhang mit den Kreuzzugen die die Idee der christlichen Nachstenliebe in perfider Art und Weise pervertierten gedeutet werden Trauermette Exitus Bearbeiten Ernst Alt vollendete das Kirchenfenster zusammen mit dem Fenster Heimwehvesper Exil im Jahr 2004 Beide Fenster korrespondieren hinsichtlich ihrer Motive Konstellationen hier christliche dort judische Kultsymbole miteinander Die Matutin am Triduum Sacrum die fruhmorgens am den Kartagen Grundonnerstag Karfreitag und Karsamstag gehalten wird wird ublicherweise als Karmette oder Trauermette bezeichnet So ist allein schon vom Titel des Bildes her ein Bezug zur Passion und zum Tod Jesu hergestellt Vor einer zerfurchten Wellenstruktur in blaulichen Farbtonen hat Alt traditionelle Motive der christlichen Ikonographie positioniert Ein grosses Fischgerippe bezieht sich auf das ubliche fruhchristliche Fisch Motiv Das Fisch Symbol und die Folge IX8YS ICHTHYS als Akrostichon mit der Bedeutung des Wortes fur Fisch im Griechischen ἰx8ys ichthys enthalt ein kurzgefasstes Glaubensbekenntnis Ἰhsoῦs Xristὸs 8eoῦ Yἱὸs Swthr ἸHSO YS Iesoũs Jesus XRISTῸS Christos Christus der Gesalbte 8EO Y Theoũ Gottes YἹῸS Hyios Sohn SWTHR Sōter Erloser Im Gemalde Ernst Alts bleibt vom Fisch nur noch ein totes Gerippe zuruck das sich mit den ankergleichen Knochen der Schwanzflosse in violetten Dornen verfangen hat Das Fischgerippe weist insgesamt eine Kreuzesstruktur auf Das Symbol des fruhen Christentums scheint in den Zweigen eines Dornenstrauches gekreuzigt worden zu sein Aus dem violetten Dornengestrupp wachst ein roter Dornenzweig hervor indem ein Schmetterlingskokon festgemacht wurde Er steht in Verbindung zum geschlupften Schmetterling im benachbarten Fenster Osterlachen Amen Daruber hinaus hat sich im roten Dornenzweig eine an den Enden zerfetzte und scheinbar schmutzig gewordene Priesterstola verfangen An beiden Enden erkennt man uberkreuz angeordnet die Buchstabenfolge IX8YS Mit dem abgenutzten Stoff der Stola verbunden liegt im rechten unteren Bildbereich ein umgesturzter Kelch auf ebenfalls umgesturzten uber Kreuz liegenden kerzenlosen Altarleuchtern aus Gold Der rote Messwein bzw das Blut Christi ist verschuttet Hinter dem Kelchfuss scheinen sich alle Linienfuhrungen des blaulichen Bildhintergrundes zu zentrieren Die Kuppa des Goldkelches ist zerborsten und zeigt einen tiefen Riss Die Aussenseite der Kelchkuppa ist mit einem dreifachen Fleur de Lys Ornament dem wohl bekannteste Symbol der franzosischen Monarchie geschmuckt Der im hohen Mittelalter aufgekommenen Legende nach wurde die Lilie zusammen mit dem heiligen Salbol dem Merowingerkonig Chlodwig I bei seiner Taufe von einem aus dem Himmel herabgestiegenen Engel uberreicht Ein Bezug zum Titelheiligen der Kirche Konig Ludwig IX von Frankreich oder auch ein Hinweis auf den Heiligen Gral ist denkbar Bereits in der ersten Ansprache Ernst Alts an die Saarlouiser Kirchengemeinde in der der Kunstler seine Bildaussagekonzeption erklart hatte verglich er die architektonische Gestaltung der Saarlouiser Ludwigskirche mit dem Inneren des Gralsberges Der verwustete Zustand in dem sich die christlichen Kultgegenstande und Symbole des Bildes befinden kann vom Betrachter muhelos auf den von Ernst Alt so empfundenen desastrosen Zustand der Kirche und des Christentums bezogen werden Der Schmetterlingskokon im Dornengeast als Symbol der noch schlummernden Erneuerungskraft lasst allerdings erahnen dass der Kunstler hinsichtlich dieser deprimierenden Entwicklung nicht jegliche Hoffnung auf positive Veranderung aufgegeben hat Osterlachen Amen Bearbeiten Erst Alt gestaltete das Fenster mit dem Titel Osterlachen Amen im Jahr 2005 Das Osterlachen lateinisch risus paschalis bezeichnet ublicherweise den Brauch die Gottesdienstteilnehmer in der Predigt an Ostern zum Lachen zu bringen Intention des Osterlachens war es dabei die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen Durch das befreiende Lachen sollte der Sieg uber Tod und Teufel symbolisiert werden die sich an Christus verschluckt hatten und so der Lacherlichkeit preisgegeben sind Das Glasgemalde Ernst Alts thematisiert in allegorisch aufgeladener Formensprache den religiosen Komplex der Auferstehung Jesu Christi in der Osternacht und greift Motive des Exsultet der Osternachtsliturgie auf In diesem liturgischen Gesang wird Christus als das Licht der Welt gepriesen und seine Auferstehung in eine theologisch konstruierte Verbindung zu dem im Alten Testament geoffenbarten gottlichen Heilsplan gestellt wenn es heisst Dies ist die Nacht die auf der ganzen Erde alle die an Christus glauben scheidet von den Lastern der Welt dem Elend der Sunde entreisst ins Reich der Gnade heimfuhrt und einfugt in die heilige Kirche Oh wahrhaft heilbringende Sunde des Adam du wurdest uns zum Segen da Christi Tod dich vernichtet hat Oh gluckliche Schuld welch grossen Erloser hast du gefunden Dies ist die Nacht von der geschrieben steht Die Nacht wird hell wie der Tag wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg reinigt von Schuld gibt den Sundern die Unschuld den Trauernden Freude Weit vertreibt sie den Hass sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten Oh wahrhaft selige Nacht die Himmel und Erde versohnt die Gott und Menschen verbindet Exsultet Das Fenster weist in der Wahl der verwendeten Farbtone eine deutliche Zweiteilung auf Wahrend der untere Bereich in kuhleren Farbtonen gestaltet ist zeigt der obere Bereich vorwiegend eine rot goldene Farbpalette Ernst Alt verwendet fliessende Linienfuhrungen und gibt so dem Bild zusatzliche Dynamik Die unterste Bildebene wird durch einen zerborstenen Schadel bestimmt dessen Kiefer sich wie zu einem Lachen geoffnet haben Die Schadeldecke korrespondiert formmassig mit einem grossen Ei das im Kieferbereich des Schadels positioniert ist An der Spitze des Eies das traditionell fur Fruchtbarkeit und neues Leben steht haben sich feine hellgelbe Haarrisse gebildet Der geborstene Schadel kann sowohl als Gestaltwerdung des durch Christi Auferstehung besiegten Todes als auch ikonographisch als Schadel Adams gedeutet werden So fuhrt der Kirchenvater Origenes Jesu Hinrichtungsstatte Golgota als Ort des Schadels auf den angeblich dort begrabenen Schadel Adams zuruck Der Apostel Paulus parallelisiert den fur die ganze Menschheit stehenden ersten Menschen Adam mit dem fur die neue Menschheit stehenden zweiten Adam Christus So wie aufgrund der Sunde des Ersten die Menschheit dem Tod ausgeliefert gewesen sei sei sie aufgrund der Erlosungstat des Zweiten aus diesem Tod errettet Rom 5 12 17 EU Der zentrale Punkt wird im ersten Brief an die Korinther des Paulus nochmals betont 1 Kor 15 22 EU Denn wie in Adam alle sterben so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden Analog zum Motiv des besiegten Todes zeigt Ernst Alt oberhalb des Schadels eine giftgrune Schlange die von einem Dornenstrauch herabgleitet aus dem ein Trieb mit funffacher Granatapfelfrucht hervorsprosst Der Korper des bedrohlichen Tieres hat sich zu einer dreifachen Spirale aufgerollt und ist durch einen dicken dunklen Wollstrang gebunden Die Spiralform der Schlange korrespondiert mit der Stacheldrahtspirale im gegenuberliegenden Fenster Abrahams Samen Menetekel In Verbindung mit der alttestamentlichen Paradieserzahlung von Adam und Eva kann die Schlange als Allegorie der verfuhrerischen Bosheit gedeutet werden Anstatt einer Frucht vom Baum der Erkenntnis tragt die Schlange im Bild Ernst Alts einen knospenden Rosenzweig im Maul der in der mariologischen Ikonographie als Uberwindung der Schuld Evas durch die Jungfrau und Gottesmutter Maria Rosa mystica gedeutet werden kann Als Zeichen eines neuen Bundes zwischen Gott und Menschen ist auf den Rosenzweig ein goldener Ring aufgesteckt dessen Schmuckstein in marianischem Blau leuchtet Der Ring der mit den drei Ringen des Bildes Abrahams Samen Menetekel in gewisser Korrespondenz steht kann allerdings auch als der kostbare Ring aus der Lessingschen Ringparabel gedeutet werden der die Eigenschaft hat seinen Trager vor Gott und den Menschen angenehm zu machen wenn der Besitzer ihn in dieser Zuversicht tragt Die funffache Frucht kann als Sinnbild der funf Kreuzeswunden Jesu gesehen werden Im Halsbereich der Schlange teilen sich dunkle violett blauliche Wasserfluten die im Zusammenhang mit der Teilung des Meeres beim Exodus der Israeliten aus Agypten in der Pessachnacht deutbar sind Eine weisse Muschel im rechten unteren Bildteil versinnbildlicht moglicherweise den pilgerschaftlichen Charakter des Lebens Wie in der alttestamentlichen Erzahlung vom Brennenden Dornbusch schlagen Flammen aus dem rotschwarzen Dornengestrupp im oberen Bildteil hervor Ebenso konnen die Flammen in Verbindung mit der Feuersaule des Exodus gesehen werden Vor einem goldleuchtenden Flammenzentrum das sich zu einer sich entfaltenden Blute entwickelt breitet ein Schmetterling seine weiss blauen Flugel als weiteres Auferstehungssymbol aus Die Staubblatter der Blute die explodierendem Feuerwerk gleichen korrespondieren in der Diagonalachse mit den zartgrunen Sprossen von vier Blumenzwiebeln im linken unteren Bildteil die sich auf das Wiedererwachen der Natur im Fruhling beziehen Chorraumfenster Bearbeiten Die vier Fenster im Chorraum thematisieren die Eucharistie Schmerzkonig Ecce Homo Bearbeiten Ernst Alt vollendete das Kirchenfenster im Jahre 1983 Alt thematisiert hier in verstorender Drastik das Leiden Jesu Christi in der Tradition christlicher Schmerzensmann Darstellungen als Andachtsbild das den leidenden Jesus Christus mit samtlichen Kreuzigungswunden und der Seitenwunde aber lebend und nicht am Kreuz darstellt Die ubliche Darstellung des Motivs in der christlichen Kunst unterscheidet sich vom Ecce homo Motiv das Christus nach der Geisselung mit Dornenkrone aber ohne die Wundmale der Kreuzigung darstellt wie auch von der Engelspieta die den Leichnam Christi von Engeln betrauert darstellt Diese Art der Darstellung kam im hohen Mittelalter auf und fand mit dem Eingang der christlichen Mystik in die Volksfrommigkeit auch im deutschen Sprachraum Verbreitung Im Gegensatz zu fruheren Darstellungen steht Christus dabei nicht als strahlender Konig und Sieger uber Sunde und Tod im Vordergrund sondern in Anlehnung an die alttestamentlichen Gottesknechtslieder Jes 42 1 4 EU Jes 49 1 6 EU Jes 50 4 9 EU Jes 52 13 EU bis Jes 53 12 EU als leidender Gerechter zu dem der Betrachtende eine personliche Identifikation aufbauen soll Gangige Attribute der Gestaltung Jesu als Schmerzensmann sind meist die Passionswerkzeuge Kreuz Dornenkrone Passionssaule Nagel Stricke Geissel Rohrszepter Essigschwamm mit Stab und Lanze sowie der rote Spottmantel In der Darstellung Ernst Alts erinnern Kopfhaltung und Mimik des Schmerzensmannes an die schmerzverzerrte Darstellung Jesu im Kreuzigungsbild des Isenheimer Altares Jesu ausgemergelter Korper der die Wundmale der Kreuzigung tragt ist in fahler Leichenblasse vor duster violettem Hintergrund gestaltet Aus den Wundmalen der Hande rinnt Blut aus der Seitenwunde fliessen in Bezug zu Joh 19 34 EU bzw Joh 7 37 f EU und Ez 47 1 EU Wasser und Blut Jesu uberlange Hande die den roten Stoff des Spottmantels und das grune Spottszepter halten sind uber Kreuz mit einem Strick gefesselt der ihm auch um den Hals mit einer Schlinge verknotet wurde In den Strick eingeknotet sind die drei Nagel der Kreuzigung Die Darstellung orientiert sich an der biblischen Verspottung und Folterung Jesu in der Passion Mt 27 27 30 EU Mk 15 16 19 EU Lk 23 11 EU Joh 19 2 3 EU Auf Jesu Haupt ist eine uberdimensionierte gold rot changierende Dornenkrone gedruckt worden Daruber erhebt sich ein wellenartig vertikal strukturierter Stamm der als Kreuzesstamm oder als Geisselsaule gedeutet werden kann Am Stamm ist mit Hilfe einer Schnur eine Stoffbanderole angebracht auf der ein zackengekronter Davidsstern zu sehen ist Hinter Jesu Rucken kreuzen sich x formig der Stab mit dem Essigschwamm und die bluttriefende Lanze der Kreuzigung an deren Lanzenblatt rote Stoffbander angeknotet sind Ostersprung des Lammes Bearbeiten Ernst Alt gestaltete das Fenster mit dem Gotteslamm Motiv im Jahr 1982 Das Lamm Gottes lat Agnus Dei oder altgriechisch Ἀmnὸs toῦ 8eoῦ Amnos tou Theou ist ein seit den Ursprungen des Christentums gangiges Symbol fur Jesus Christus Als Osterlamm mit der Siegesfahne ist es ein Sinnbild der Auferstehung Jesu Christi Das Lamm an sich wurde in der Antike traditionell als Zeichen des vitalen Lebens und der Unschuld verstanden Ebenso symbolisiert sein weisses Fell innere Reinheit und Gottesnahe Grundlage der biblischen Vorstellung des Osterlammes war die Praxis des Schlachtens von Opfertieren im Alten Testament besonders das Schlachten der Pessach Lammer deren Blut in der Nacht des Exodus auf Gebot Gottes hin als Schutzzeichen vor dem todbringenden Wurgengel an die Turpfosten gestrichen wurde Ex 12 EU Auf den Exodus Israels hin den man in der Bibel als Heilshandeln Gottes deutete wurde das Schlachten eines Lammes zur zentralen Handlung des Pessach Festes Auch das vierte Gottesknechtslied bei Jesaja Jes 53 1 10 EU greift auf die Lamm Symbolik zuruck Dort heisst es vom Gottesknecht Wer hat unserer Kunde geglaubt Der Arm des Herrn wem wurde er offenbar Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden Er hatte keine schone und edle Gestalt sodass wir ihn anschauen mochten Er sah nicht so aus dass wir Gefallen fanden an ihm Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden ein Mann voller Schmerzen mit Krankheit vertraut Wie einer vor dem man das Gesicht verhullt war er verachtet wir schatzten ihn nicht Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen Wir meinten er sei von Gott geschlagen von ihm getroffen und gebeugt Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen wegen unserer Sunden zermalmt Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm durch seine Wunden sind wir geheilt Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe jeder ging fur sich seinen Weg Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen Er wurde misshandelt und niedergedruckt aber er tat seinen Mund nicht auf Wie ein Lamm das man zum Schlachten fuhrt und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer so tat auch er seinen Mund nicht auf Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft doch wen kummerte sein Geschick Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab bei den Verbrechern seine Ruhestatte obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trugerisches Wort in seinem Mund war Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht er rettete den der sein Leben als Suhnopfer hingab Vor allem im neutestamentlichen Evangelium nach Johannes kommt der Gotteslamm Symbolik eine herausragende Bedeutung zu wenn Johannes der Taufer die Person Jesu als das Lamm Gottes deutet das die Sunde der Welt hinwegnimmt Joh 1 29 EU Joh 1 36 EU Das Johannesevangelium positioniert in seinem Erzahlstrang die Kreuzigung Jesu zu der gleichen Zeit in der die Pessach Lammer im Jerusalemer Tempel geschlachtet wurden Nach dem Bericht der drei synoptischen Evangelien fand das letzte Abendmahl Jesu in der Nacht des Pessachfestes statt wodurch sich der enge Kausalnexus zwischen der Eucharistie und der Gotteslamm Symbolik herleitet In den Briefwerken des Neuen Testamentes wird die Verbindung Jesu mit der Lamm Symbolik ebenfalls herangezogen So bezeichnet Paulus im 1 Brief an die Gemeinde in Korinth Jesus als das geopferte Pessach Lamm 1 Kor 5 7 EU Im 1 Petrusbrief wird betont dass das Blut des Lammes zur Erlosung der Menschen diene 1 Petr 1 19 EU In der Offenbarung des Johannes nimmt die Gleichsetzung des Lammes mit Jesus Christus noch breiteren Raum ein Offb 5 6 EU Offb 5 8f EU Offb 5 5 EU Offb 19 9 EU Am Ende der johanneischen Apokalypse steht das Lamm zusammen mit Gott auf dem Zionsberg des neuen Jerusalems Offb 14 EU Erst Alt lasst in seiner Darstellung in der Saarlouiser Ludwigskirche das Osterlamm zum Sprung ansetzen Das weisse Fell seines Korpers der von zuckenden Flammenzungen des Opferbrandes umgeben ist hat der Kunstler zu wirbelnden Ornamenten geordnet Dornige Ranken verflechten sich und scheinen das Lamm an den Hinterlaufen geradezu einzuspinnen doch erbluhende die Dornen zu uberwuchern beginnende Christrosen deuten an dass sich das Lamm dieser Gefahr anders als der Widder beim Opfer Abrahams durch einen Sprung entziehen kann Kopf und Vorderbeine hat es bereits erhoben Dennoch ist das Lamm schwer verletzt Aus seiner Brust fliessen in dicken Tropfen sieben Blutstrome Im Gegensatz zur traditionellen Osterlamm Symbolik tragt das Lamm keine Siegesfahne sondern einen knotigen grunen Stab der in seiner Krumme die an einen Hirtenstab erinnert Weinlaub und einen dunklen Traubenklotz hervorbringt Die Symbolik bezieht sich auf Joh 15 5 EU Ich bin der Weinstock ihr seid die Reben Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe der bringt reiche Frucht Des Weiteren kann der grunende Stab auch in Verbindung mit der mittelalterlichen Tannhauser Sage gesehen werden Ein Ritter der sieben Jahre im Berg der Frau Venus zugebracht hat pilgert nach Rom um beim Papst um Vergebung fur seine Sunden zu bitten Der Papst verweigert diese jedoch denn so wenig der durre Pilgerstab grunen werde so wenig konne der Ritter Vergebung erhalten Traurig zieht der Ritter wieder von dannen doch am dritten Tag beginnt der Stab durch ein gottliches Wunder zu grunen Im Saarlouiser Osterlamm Fenster quillt dort wo der grune Stab des Lammes und seine Blutstropfen den Boden beruhren belebendes Wasser aus dem Boden hervor das sich auf die apokalyptische Vision des himmlischen Jerusalems bezieht in der eine Stimme das siegreiche Lamm deutet Offb 21 6 EU Ich bin das Alpha und das Omega der Anfang und das Ende Wer durstig ist den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen aus der das Wasser des Lebens stromt Die Dornen die von den Quellstromen des Wassers benetzt werden beginnen in der Darstellung Ernst Alts zu grunen und bringen eine goldene kugelige Frucht hervor Sich verschenkender Pelikan Bearbeiten Ernst Alt fertigte das Pelikan Fenster im Jahr 1980 Der Kunstler stellte es im Rahmen einer Sonntagspredigt am 22 Juni 1980 selbst vor indem er in gewisser Ablehnung des Bohmschen Betonbaues und bezugnehmend auf den gesellschaftlichen Sakularisierungsprozess seiner Zeit ausfuhrte 10 Dass dieses Haus kein Eisstall sein soll und bleiben muss darum beginnen wir jetzt indem wir Gottes Karte auslegen seine Herzkarte Wir haben uns uberlegt sollen wir diesen Vogel mit der guten Botschaft gleich wieder so hoch schiessen dass er uns nicht wehe tut oder sollen wir ihn auf Wochen in greifbarer Nahe lassen wie der verwundete Christus bei seinen verangstigten Kuken seinen Jungern Sollen wir ein solches Bild und ein Bildprogramm das in diese Kirche kommen soll wie eine Tapete der Verharmlosung uns gefallen lassen oder sollen wir die Energielosen wieder Feuer zunden am Brand seines Herzens Wir haben die gute Geschichte nicht mehr weiter erzahlt Wir haben die Bilder geloscht uns tot gebaut und saniert Man bekam nicht nur kalte Fusse in unserer Kirche sondern auch das Herz bekam Erkaltung und wo die Frucht unserer Liebe sitzen soll gahnen die Banke von Leere Waren wir Pelikan Sie und ich Haben sie geliebt bis es weh tat Als Symbol fur Jesus Christus sind Pelikane Teil der christlichen Ikonographie Nach dem Physiologus einem fruhchristlichen Tierkompendium offnet sich der Pelikan mit dem Schnabel die eigene Brust lasst sein Blut auf seine toten Jungen tropfen und holt sie so wieder ins Leben zuruck Dies wurde allegorisch in den Kontext des Opfertodes Jesu Christi gesetzt wodurch der Pelikan zu einem in der christlichen Ikonographie haufig verwendeten Motiv wurde Die Grundlage fur diese Vorstellung liefert moglicherweise die Tatsache dass sich die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holen was den Eindruck erweckt sie wurden sich an deren Brustfleisch nahren Ausserdem farbt sich beim Krauskopfpelikan wahrend der Brutzeit der Kehlsack rot und erinnert an eine blutige Wunde Ernst Alt gestaltet sein Fenster vom Aufbau her durch eine Kreisform die aus einem Kranz von Dornenzweigen besteht Der Dornenkranz changiert zwischen den Farben Grun Orange und Blutrot Dornen deutet Ernst Alt als die Muhsal unseres Lebens Doch auch in dieser Odnis macht Alt Hoffnungsgrun aus Der Kranz bildet gleichzeitig das Nest fur vier Pelikanjunge die gierig ihre Schnabel nach oben in Richtung ihres Muttervogels recken der sich fursorgend zu ihnen herabbeugt Sein wirbelndes weisses Gefieder kann als Symbol der sich verschenkenden reinen Lieben gedeutet werden Der Vogel erinnert in seiner rotierend anmutenden Bewegung an die Form eines sich um seine Achse drehenden Schwungrades Mit spitzem Schnabel hat der Muttervogel seine Brust aufgestochen Dicke Blutstropfen ergiessen sich pfingstfeuerzungenartig in die Schnabel der Jungen Keltertreter Bearbeiten Ernst Alt vollendete das Fenster im Jahr 2012 wenige Monate vor seinem Tod und 32 Jahre nachdem er das erste Fenster fur die Saarlouiser Ludwigskirche gefertigt hatte Die Darstellung des Keltertreters ist inspiriert vom Motiv des Christus in der Kelter das im 12 Jahrhundert in der christlichen Ikonographie aufkam Dargestellt wird Christus bei der Arbeit in einer Weinkelter wobei der ausfliessende Traubensaft als Blut Christi von einem Kelch aufgefangen wird Die Kelter wird als Symbol fur den Opfertod Jesu am Kreuz gedeutet Die ubliche Darstellung erfolgt in allegorischer Aufnahme biblischer Aussagen wie des Propheten Jesaja Jes 63 2 6 EU Warum aber ist dein Gewand so rot ist dein Kleid wie das eines Mannes der die Kelter tritt Ich allein trat die Kelter von den Volkern war niemand dabei Da zertrat ich sie voll Zorn zerstampfte sie in meinem Grimm Ihr Blut spritzte auf mein Gewand und befleckte meine Kleider Denn ein Tag der Rache lag mir im Sinn und das Jahr der Erlosung war gekommen Ich sah mich um doch niemand wollte mir helfen ich war besturzt weil keiner mir beistand Da half mir mein eigener Arm mein Zorn war meine Stutze Ich zertrat die Volker in meinem Zorn ich zerschmetterte sie in meinem Grimm und ihr Blut liess ich zur Erde rinnen Diese alttestamentliche Anspielung wurde christologisch verbunden mit dem eschatologischen Hinweis der neutestamentlichen Apokalypse Offb 19 13 15 EU Bekleidet war er mit einem blutgetrankten Gewand und sein Name heisst Das Wort Gottes Und er herrscht uber sie mit eisernem Zepter und er tritt die Kelter des Weines des rachenden Zornes Gottes des Herrschers uber die ganze Schopfung Als weiteres Element spielt der Segen Jakobs uber Juda hinein Gen 49 11 EU Er bindet am Weinstock sein Reittier fest seinen Esel am Rebstock Er wascht in Wein sein Kleid in Traubenblut sein Gewand Ernst Alt lasst den Keltertreter mit gramgebeugtem Ausdruck nahezu die gesamte Bildflache ausfullen Dieser wird von Dornenzweigen niedergedruckt und lasst aus einem goldenen Gefass das er auf der linken Schulter tragt dunkle Trauben herausfallen Keltertreter und Weintrauben sind in ahnlich blaulichem Farbton gestaltet sodass der Eindruck vermittelt wird Keltergut und Keltertreter verschmolzen identitatsmassig miteinander Die Rechte des Keltertreters greift ein Winzermesser haltend in Richtung seiner linken Hufte Weinlaub und ein Traubenklotz erscheinen im Dreieck das vom Betrachter aus links von Oberschenkel und Arm des Keltertreters gebildet wird Der niederdruckende Dornentrieb hat gegrunt und Weintrauben hervorgebracht Die Beine des Keltertreters sind in Tretbewegung dargestellt die Unterschenkel haben sich weinrot gefarbt doch bleibt das Keltergut unsichtbar Der Keltertreter tragt einen roten Lendenschurz der sich gestalterisch in einen Wein bzw Blutstrom verwandelt Dieser Strom ergiesst sich uber sechs am Boden stehende Amphoren die allerdings nicht gefullt werden Der Blut oder Weinstrom erweckt den Eindruck an ihrem Rand vorbeizugleiten Das Selbstopfer des Keltertreters scheint umsonst und wird nicht angenommen Kirchenschifffenster Bearbeiten Die beiden Fenster im Kirchenschiff zeigen folgende Themen Sich aufflammender Phonix Bearbeiten Der Phonix altgriechisch Foini3 Phoinix von altagyptisch Benu Der Wiedergeborene Der neugeborene Sohn lateinisch Phoenix ist ein mythischer Vogel der am Ende seines langen Lebenszyklus verbrennt oder stirbt um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder neu zu erstehen In der christlichen Ikonographie wurde er zum Sinnbild der Auferstehung und des ewigen Lebens Bereits in der agyptischen Mythologie wurde der altagyptische Totengott Benu meist in Form eines Reihers dargestellt der im Abstand von mehreren hundert Jahren erscheint bei Sonnenaufgang in der Glut der Morgenrote in Flammen aufgeht und aus seiner Asche verjungt wiederaufersteht In der Zeit des Hellenismus verbreitete sich die Vorstellung dass der Phonix aus der Asche des Osiris oder dessen verwesenden Uberresten hervorgegangen sei und ein hohes Alter von vielen meist funf Jahrhunderten erreiche Am Ende seines Lebens baue er mit seinem Schnabel ein Nest aus Myrrhe setze sich hinein und verbrenne mit diesem Nach Erloschen der Flammen bleibe ein Ei zuruck aus dem nach kurzer Zeit ein neuer Phonix schlupfe Eine weitere Erzahlvariante des Mythos berichtet dass der rotgoldene Vogel alle 500 Jahre am Todestag seines Vaters nach Heliopolis floge wo er aus Weihrauch ein Ei als Hulle der Leiche seines Vaters forme Dieses Ei truge der Vogel dann in den Tempel von Heliopolis wo es feierlich begraben werde Ernst Alt schuf das Phonix Fenster im Jahr 1985 Vor nachtblauem Hintergrund hebt sich das rotgoldene Gefieder des Vogels ab Im unteren Bildbereich zungelt bereits ein Flammennest aus goldenen Myrrhekornen und hat den Schweif des Tieres erfasst wahrend sich die Federn im Halsbereich infolge der Hitze einzurollen beginnen und damit eine formenreiche Ornamentik bilden In diesem Feder Ornament platzen Erbsenhulsen auf und geben ihre Samenkugeln preis Ebenso zeigt sich ein Fruchtstand der als Zirbelnuss oder als Artischocke gedeutet werden konnte Die sich offnenden Fruchte konnen als Symbol der Auferstehung verstanden werden Sterbend offnet der Vogel seinen langen Schnabel wahrend seine emporgereckten Schwingen ein glanzendes kugelformiges Gebilde zu umfangen scheinen Das Gebilde weckt Assoziationen zur Sonnenkugel einem Vogelei einem Lichtnimbus oder einer Eizelle die sich vom Schnabel des Vogels durchstossen zu teilen beginnt Die Nachtigall und die Rose Bearbeiten Erst Alt fertigte das Fenster im Jahr 1981 Der Kunstler thematisiert hierbei ein im Jahr 1888 erschienenes Kunstmarchen von Oscar Wilde mit dem Titel Die Nachtigall und die Rose The Nightingale and the Rose Ein junger Student will in der Erzahlung mit der Tochter eines Professors tanzen gehen Diese allerdings macht zur Bedingung dass sie nur einwillige wenn der Student ihr rote Rosen mitbrachte Da der Student in seinem Garten keine rote Rose hat ist er unglucklich denn er glaubt dass er gerade um die Chance seines Lebens gebracht wurde Eine Nachtigall sieht in dem weinenden Studenten einen wahrhaft Liebenden empfindet Mitleid mit ihm und begibt sich auf die Suche nach einer roten Rose Sie bittet einen Rosenstrauch ihr gegen ihren sussesten Gesang eine seiner Rosen zu uberlassen Dieser kann ihr allerdings nur weisse Rosen bieten So fliegt die Nachtigall zu einem anderen Rosenstrauch mit der gleichen Bitte Dieser truge zwar rote Rosen aber der Frost hat alle Knospen absterben lassen Da verrat der zweite Rosenstrauss der verzweifelten Nachtigall er konne aber mit Hilfe ihres Herzblutes und ihres Todesgesanges eine blutrote Blute hervorbringen Da die Nachtigall die Liebe des jungen Mannes zu dem jungen Madchen hoher bewertet als ihr eigenes Leben ist sie zur Selbstaufopferung bereit Ihre gezwitscherte Aufforderung an den Studenten seiner Liebe treu zu bleiben und in dieser das hochste Gut zu sehen versteht dieser nicht In der Nacht druckt sich die Nachtigall Liebeslieder singend einen Dorn des knospenlosen Rosenstrauches so tief in die Brust dass er schliesslich ihr Herz durchbohrt Sogar der kalte Kristallmond lauscht ihrem Todesgesang wahrend der Rosenstock eine wunderschone blutrote Blute hervorbringt Vollkommen ausgeblutet fallt die Nachtigall den Dorn in ihrem Herzen ins hohe Gras Als der Student am nachsten Mittag die tiefrote Rose sieht bricht er sie ab und bringt sie sofort der Professorenstochter Diese aber weist ihn angewidert ab da die Rose farblich nicht zu ihrem Kleid passe und der Neffe des Kammerherren ihr wertvolle Juwelen zugesandt habe die sie viel besser schmuckten als eine einfache Blute Zornig wirft der Student die Rose daraufhin in den Strassenrinnstein worauf ein Wagenrad die Blute zerquetscht Enttauscht von der wie er meint torichten und unpraktischen Liebe wendet sich der junge Mann nun dem Studium der Logik der Philosophie und der Metaphysik zu Ernst Alt zeigt in seinem Glasfenster den Todesgesang der sich vor dem blauen Nachthimmel und dem fahlen Lichtschein der dornenspitzen Mondsichel hingebenden goldgelb gefiederten Nachtigall Ihr in dicken Tropfenkaskaden austretendes Herzblut lasst eine grosse Rose erbluhen und farbt sie blutrot Sterbend nimmt ihr Schnabel die Gestalt von Dornen an deren todliches Geflecht ihren zarten Korper umstrickt Im Gegensatz dazu quillt im unteren Bildteil satt Rosenblattgrun aus dem verdorrenden Strauch Die bleiche Mondsichel als Symbol der wankelmutigen Unverlasslichkeit schlingt geradezu einen Heiligenschein um das Martyrium der sterbenden Nachtigall Turmkapellenfenster Bearbeiten Die Turmkapellenfenster im Mitteleingang die zwischen den Jahren 1984 und 1994 geschaffen wurden zeigen christliche Figurenkonstellationen die den gottlichen Schutz in Situationen der Bedrohtheit thematisieren Christophorus Fenster Bearbeiten Christophorus griech Xristoforos Christustrager von pherein tragen gilt als fruhchristlicher Martyrer der vielleicht im 3 oder beginnenden 4 Jahrhundert gelebt hat Christophorus wird ublicherweise in der christlichen Ikonographie als Hune mit Stab dargestellt der das Jesuskind auf den Schultern uber einen Fluss tragt Er zahlt zu den Vierzehn Nothelfern Nach den legendarischen Quellen war er ein Riese namens Offerus der nur dem machtigsten Herrscher dienen wollte Der Riese fand aber keinen dessen Macht nicht in irgendeiner Weise begrenzt gewesen ware Nach langer vergeblicher Suche riet ihm ein christlicher Einsiedler nur Gottes Macht sei unbegrenzt und nur diesem solle Offerus dienen Als Demutsubung sollte er fortan Reisende an einer tiefen Furt uber einen Fluss tragen Eines Tages so die Legende nahm Offerus ein kleines Kind auf die Schulter um es uber den Fluss zu tragen Je tiefer Offerus in das Wasser stieg desto schwerer schien ihm die Last zu werden In der Mitte des Stromes offenbarte ihm das Kind dass er Christus und damit die ganze Welt trage Am anderen Ufer angelangt gab ihm das Kind deshalb den neuen Namen Christophorus griech Christustrager Ernst Alt gestaltete das Christophorus Fenster im Jahr 1987 Die nackten Figuren des Christophorus und des Jesuskindes befinden sich mitten in den sie um schlingenden Fluten des reissenden Flusses Die wirbelnden Wogen bilden im unteren Bereich des Bildes den Kopf eines Leviathan der einen Fischschwarm in seinem weit aufgerissenen Maul verschlingen will als Symbol des arglistigen Bosen Mit beiden Handen stutzt sich Christophorus auf einen schuppigen tiefroten Palmenstamm der sich uber dem Kopf des Wasserungeheuers erhebt Das Auge des Untiers hat bereits seinen bedrohlichen Blick auf Christophorus und das Jesuskind gerichtet Aufgrund der ubermenschlichen Anstrengung hat der kahlkopfige Riese seine Augen geschlossen Das Jesuskind umklammert mit seinen Fussen den Hals des Christophorus und halt sich mit seinen Handen in den Palmwedeln des Baumstammes fest der den Hunen stutzt Das Haupt des geradezu verschmitzt lachelnden Jesuskindes ist nimbusumstrahlt Das Kind beugt muhelos der gotischen Form des Fensters folgend die fruchttragenden Palmwedel des massiven Baumstammes herab damit sich eine auffliegende weisse Taube an roten Palmfruchten sattigen kann Die Finger der rechten Hand des Kindes sind wie zum Siegeszeichen gespreizt Jegliche Aufwartsbewegung der Formen wird in den Handen des Kindes nach unten gelenkt Wie im Raphaelfenster kann der zwischen den Lenden des Riesen aufstrebende Stamm in Zusammenhang mit dem alles verschlingenden Ungeheuer als Symbol ungestumer und zerstorerischer Sexualitat gedeutet werden die durch fursorgende Liebe und kindliche Zartlichkeit umgewandelt wird Raphael Fenster Bearbeiten Das in den Jahren 1991 1992 entstandene Fenster greift das Hauptthema des Buches Buches Tobit auf eines deuterokanonischen bzw apokryphen Buches des Alten Testamentes das wahrscheinlich um 200 vor Christus auf Aramaisch in Palastina oder der agyptischen Diaspora verfasst wurde Die Erzahlung hat die Form einer lehrhaften Novelle Das Buch wurde nicht in den judischen Kanon aufgenommen ist aber Teil der Septuaginta und wird von der Romisch katholischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen als Teil des Schriftenkanons des Alten Testaments angesehen Zentralfiguren des Glasgemaldes von Ernst Alt sind der Erzengel Raphael hebraisch רפאל rafa el Gott heilt und der junge Tobias Hebraisch Der Herr ist gutig Raphael ist im Buch Tobit der Engel der das Gebet des jungen Tobias hort ihn in Menschengestalt auf seiner Reise von Ninive nach Rages begleitet ihm in Ekbatana Sara als Ehefrau vermittelt den bosen Damon Aschmodai besiegt und Tobias ein Heilmittel gegen die Blindheit seines Vaters verschafft Als der geheilte Tobit und Tobias den unerkannten Erzengel fur dessen Hilfe belohnen wollen enthullt dieser ihnen seine wahre Identitat und kehrt zu Gott zuruck Das weitgehend in blaulichen Farbtonen gehaltene masswerklose neogotische Spitzbogenfenster zeigt den Erzengel Raphael wie er sich in bruderlich beschutzendem Gestus dem kindlich jugendlichen Tobias zuwendet der seinen Blick vertrauensvoll zu ihm empor wendet Das Haupt des Raphael ist geschmuckt mit einem Kranz von Olbaumzweigen die vollreife Fruchte tragen Raphael halt in seiner Rechten ein Rauchergefass empor dessen Rauch im Emporsteigen sieben rosenartige Formen als Symbole der sieben Erzengel Gottes annimmt Am hochsten Punkt des Fensters erkennt man im Rauch das Auge Gottes als Symbol fur die gottliche Hilfe die Tobias zuteilwurde Ornamente die Wasserfluten symbolisieren umgeben im unteren Bereich die beiden nackten Figuren und stellen die Bedrohtheit des Lebens des Tobias dar das nur durch die schutzende Hilfe des Erzengels gerettet werden kann Beide Gestalten tragen einen grossen Fisch dessen weit aufgerissenes Maul spitze Zahne aufweist Der Fisch hatte Tobias bei einem Bad im Tigris verschlingen wollen doch mit der Hilfe des Erzengels konnte er gefangen werden Seine Innereien sollen nun als Heilmittel gegen die Blindheit des alten und kranken Tobit und die Damonenbesessenheit von Tobias spaterer Ehefrau Sara helfen Die phallusartige Form des Fisches kann auch als erwachende ungezugelte Sexualitat des Tobias gedeutet werden die durch Liebe gezahmt wird Zu den Fussen der beiden lauft der kleine Hund des Tobias Er hat sich mit dem rechten vorderen Lauf in einer Kordel verfangen die sich zu einem Labyrinth dem Symbol des verschlungenen Lebensweges formt Zwischen die Fusse des Erzengels und des kleinen Tobias hat Ernst Alt ein altes lateinisches Bittgebet eingefugt RAPHAEL MEDICINALIS MECUM SIS PERPETUALIS SICUT FUISTI CUM TOBIA SEMPER MECUM SIS IN VIA Dt Ubersetzung Heilender Raphael sei auf ewig bei mir wie du auch mit Tobias warst bleibt stets mit mir auf dem Weg Ernst Alt hat das Glasgemalde seinem verstorbenen Lebensgefahrten Bernhard Lieblang geb 22 Juli 1940 gewidmet Untertitel In Memoriam B L 17 II 1991 der am 17 Februar 1991 verstorben war Beide hatten sich im Jahr 1957 kennengelernt 11 Jona Fenster Bearbeiten Ernst Alt gestaltete das Jona Fenster im Jahr 1992 Jona ist die zentrale Gestalt einer Schrift aus vier Kapiteln im Zwolfprophetenbuch des Tanach Diese biblische Erzahlung berichtet dass Gott Jona beauftragt nach Ninive zu gehen und der verworfenen Stadt und ihren frevelnden Bewohnern ein Strafgericht Gottes anzudrohen wenn sie nicht bussfertig umkehren wollten Der angstvolle Jona versucht sich allerdings dem fur ihn bedrohlichen Auftrag Gottes zu entziehen in dem er per Schiff in die entgegengesetzte Richtung flieht Daraufhin entfacht Gott einen gewaltigen Sturm durch den das Schiff in Seenot gerat Durch das Los wird Jona von der Besatzung als Verantwortlicher entlarvt Jona gesteht seine Schuld ein und empfiehlt ihn ins Meer zu werfen was die Schiffsbesatzung schliesslich auch tut Der Sturm hort augenblicklich auf und die Seeleute bekehren sich zu JHWH Ins Wasser geworfen wird Jona von einem grossen Fisch verschluckt In dessen Bauch fleht er instandig zu Gott und wird nach drei Tagen und drei Nachten wieder an Land ausgespien Jona befolgt nun den gottlichen Auftrag und geht tatsachlich nach Ninive um dort zu verkundigen dass nur noch vierzig Tage bis zur Zerstorung der Stadt durch Gott verbleiben Diese Strafankundigung lost bei den Niniviten eine demutige Bussbewegung aus die dazu fuhrt dass Gott die angekundigte Strafe erlasst Diese barmherzige Begnadigung lost bei Jona so grossen Zorn aus dass er unter einer Rizinusstaude sterben will Gott lasst die Rizinusstaude verderben worauf Jona deren Schicksal beklagt Die Geschichte endet mit dem den Egoismus Jonas entlarvenden Ausspruch Gottes Dir ist es leid um den Rizinusstrauch fur den du nicht gearbeitet und den du nicht grossgezogen hast Uber Nacht war er da uber Nacht ist er eingegangen Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive die grosse Stadt in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben die nicht einmal rechts und links unterscheiden konnen und ausserdem so viel Vieh Jona 4 10 11 f Ernst Alts verdichte in seinem Glasgemalde die Jona Erzahlung indem er den nackten blaulich angelaufenen Korper des Propheten Jona zeigt wie er gerade aus dem Maul des riesigen Fisches ausgespien wird wobei im rechten Bildbereich eine Gischtfontane uber einer sich offnenden Perlmuschel aufsteigt Die Perlmuschel kann hier als Auferstehungssymbol als Sinnbild des Gottesreiches oder als Zeichen der wiedererlangten inneren Reinheit Jonas gedeutet werden Weiterhin kann die Muschelschale als Hinweis der christlichen Lebenspilgerschaft verstanden werden Die dunklen Schwanzflossen des Fischs umrahmen im linken Bildbereich den Oberkorper des kahlkopfigen Propheten der sich dem Licht emporreckt Aus den Blaslochern des Meerestieres schiesst in hohem Bogen weisser Spaut fontanengleich aus Die Spautfontane des Meerwesens konnte eventuell motivisch als Assoziation zu Befruchtungsflussigkeit als mogliches Zeichen des geretteten Lebens der wiedererlangten Vitalitat sowie des Logos spermatikos deutbar sein Im Bogenfeld der Fontane offnet sich ein blauliches Lichtfeld ahnlich dem sprichwortlichen Licht am Ende eines Tunnels Eine gedankliche Verbindung zu Nahtoderfahrung ist moglich Jona hat seine Arme emporgerissen und greift freudig mit seinen Handen in die grunenden Zweige der Rizinusstaude Eine graue sich emporschraubende Wirbelstruktur konnte das baldige Absterben der Rizinusstaude andeuten Jonas Rechte wird von lilafarbenen Flachen umgeben die als Bluten oder Bader gedeutet werden konnen An der hochsten Spitze der Staude befindet sich ein korbartiges grobmaschiges Nest worin ein liegendes Vogelei erkennbar wird Es kann symbolisch fur Fruchtbarkeit sowie Auferstehung und Neuanfang stehen Guter Hirte Fenster Bearbeiten Das Guter Hirte Fenster wurde von Ernst Alt im Jahr 1994 gestaltet Das Bildwort vom guten Hirten griech ὁ poimὴn ὁ kalos ho poimen ho kalos lat pastor bonus ist im Christentum eine der altesten und verbreitetsten Bezeichnungen fur Jesus Christus Das Motiv existierte allerdings schon in der Zeit vor der Entstehung des Neuen Testamentes Im Alten Testament ist das Hirtenbild verbreitet Abel Gen 4 2 EU Abraham Gen 13 2 EU Isaak Gen 27 9 EU und Jakob Gen 30 31 EU waren Hirten Mose wurde als Hirte seines Volkes angesehen Jes 63 11 EU Num 27 17 EU Die politischen religiosen jurisdiktionellen und militarischen Fuhrer des judischen Volkes werden im Tanach als gute oder schlechte Hirten bezeichnet Jer 23 1 4 EU Hes 34 EU In der Geschichte des judischen Volkes stellt David politisch die bedeutendste Hirtenfigur dar 1 Sam 16 19 EU 17 15 28 EU 2 Sam 7 8 EU Ps 78 70 72 EU Dem messianischen Hirten schlagt als leidendem Gottesknecht allerdings ungerechtfertigte Ablehnung entgegen und er wird getotet woraufhin sich seine Schafe zerstreuen Sach 13 7 EU Das Hirtenmotiv wird vielfach auch unmittelbar auf die Fursorge Gottes bezogen Gen 48 15 EU Psalm 23 Psalm 80 Psalm 95 Jes 40 11 EU Jer 31 10 EU In einer der grossen Gleichnisreden des Johannesevangeliums 10 1 18 EU lasst der Evangelienautor Jesus sich selbst als guten Hirten bezeichnen der die Schafe kennt sie einzeln beim Namen ruft von den Schafen selbst erkannt wird und schliesslich sein eigenes Leben fur seine Schafe hingibt Indirekt erscheint das Hirtenmotiv auch im Gleichnis vom verlorenen und geretteten Schaf Mt 18 12 14 EU par Lk 15 1 7 4 Nicht den 99 anderen Schafen sondern dem einen verlorenen dem Sunder gilt die Suchaktion des Hirten In direkter Beziehung zum Bildmotiv des guten Hirten steht das Motiv des Lammes Gottes Hier erscheint Jesus Christus als makelloses Lamm das zur Vergebung der Sunden geopfert wird Mt 26 31 32 EU par Mk 14 27 28 EU Ernst Alt stellt in seinem Glasfenster den guten Hirten in gebeugter Haltung auf einen kraftigen Stab gestutzt dar Er hat auf seiner Suche das verlorene Schaf wiedergefunden und tragt das geschwachte Tier fursorglich auf seinen Schultern heimwarts wobei er durch aufwirbelnde Wasserfluten waten muss die bis zu seiner Hufte emporschiessen und im linken unteren Bildbereich einen labyrinthartigen Wirbel als Symbol moglicher Verirrung verursachen Daruber hinaus droht sich sein rechter Fuss in sich verflechtenden Pflanzenranken zu verfangen Zwischen den Schenkeln des guten Hirten reckt sich aus den Fluten ein freundlich dreinschauender Delphin als Symbol der selbstlosen Hilfsbereitschaft empor Der knorrig sprode Hirtenstab bildet in seiner Krumme Weinranken mit Trauben und Ahren aus die symbolisch fur die Hingabe Jesu im Kreuzestod und seine Realprasenz in der Eucharistie stehen Im Spitzbogen des Fensters schwebt eine weisse Taube Das Olbaumblatt in ihrem Schnabel und der Regenbogen lassen das Motiv als Symbol des Bundes Gottes mit den Menschen nach der Sintflut erkennen Gen 8 11 13 EU Literatur BearbeitenSeverin Delges Geschichte der katholischen Pfarrei St Ludwig in Saarlouis Saarlouis Lisdorf 1931 Erweiterung um einen zweiten Teil durch Heinrich Unkel im Jahr 1952 Erweiterung um einen dritten Teil durch Marga Blasius im Jahr 1985 Oranna Elisabeth Dimmig Saarlouis Stadt und Stern Sarrelouis Ville et Etoile Ubertragung ins Franzosische Anne Marie Werner hrsg v Roland Henz und Jo Enzweiler Saarbrucken 2011 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Alfons Thome Die ganze Schopfung schreit nach Erlosung Gedanken zu den Kirchenfenstern von Ernst Alt in Saarlouis St Ludwig In Paulinus 111 Jahrgang 17 Marz 1985 Severin Delges Geschichte der katholischen Pfarrei St Ludwig in Saarlouis Saarlouis Lisdorf 1931 Erweiterung um einen zweiten Teil durch Heinrich Unkel im Jahr 1952 Erweiterung um einen dritten Teil durch Marga Blasius im Jahr 1985 Teil 3 S 27 Josef Mischo Denn sehet ich bin mit euch alle Tage Die Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis und ihre Glasfenster von Ernst Alt Gedanken zu einem Kunstwerk unserer Zeit Saarlouis Lisdorf 1993 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 Martin Konig Inkarnationen Pflanzen Tier und Mensch Die zwei Fensterzyklen in Neunkirchen Nahe und in Saarlouis In Thomas Schwarz Armin Schmitt Hrsg Mnemosyne Der Maler und Bildhauer Ernst Alt Blieskastel 2002 S 59 71 hier S 65 71 Bilderansicht ernst alt info abgerufen am 21 April 2016 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 14 15 und S 143 148 Martin Konig Inkarnationen Pflanzen Tier und Mensch Die zwei Fensterzyklen in Neunkirchen Nahe und in Saarlouis in Thomas Schwarz Armin Schmitt Hrsg Mnemosyne Der Maler und Bildhauer Ernst Alt Blieskastel 2002 S 59 71 hier S 65 71 S 65 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 17 18 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 17 24 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 23 24 Hoheslied 4 3 13 6 7 11 7 13 14 8 2 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 18 22 Josef Mischo Die Heilsgeschichte in Farbe Der Fensterzyklus von Ernst Alt in der Pfarrkirche St Ludwig Saarlouis Dillingen Merzig 2015 S 94 96 the gallery of art com abgerufen am 9 September 2015 49 316055555556 6 7515 Koordinaten 49 18 57 8 N 6 45 5 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saarlouiser Ludwigsfenster amp oldid 236102461