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Die Geologie von Ruhpolding ist aufgrund der Lage am Alpennordrand sehr komplexer Natur Die mit 147 84 Quadratkilometer sehr grosse Gemeinde Ruhpolding erstreckt sich uber mehrere tektonische Deckenzonen Die angetroffenen Formationen reichen von der Untertrias bis ins Holozan Inhaltsverzeichnis 1 Tektonische Gliederung 1 1 Flyschzone 1 2 Kalkalpine Zone 1 2 1 Allgau Decke 1 2 2 Lechtal Decke 1 2 3 Staufen Hollengebirgs Decke 2 Stratigraphie des Kalkalpins 2 1 Trias 2 2 Jura 2 3 Unterkreide 2 4 Oberkreide 2 5 Tertiar 2 6 Quartar 2 7 Holozan 3 Geodynamik 4 Naturliche Rohstoffe und bergbauliche Aktivitaten 5 Geotope 6 Literatur 7 EinzelnachweiseTektonische Gliederung Bearbeiten nbsp Aussicht nach Westnordwest uber das Ruhpoldinger Land Der Blick schweift vom Sonntagshorngipfel 1961 m uber Reifelberge Hochkienberg Hochgern und Hochfelln zum Chiemsee im Hintergrund Die Gemeinde Ruhpolding hat Anteil an folgenden Deckenzonen von Nord nach Sud bzw vom tektonisch Liegenden zum Hangenden Flyschzone Kalkalpine Zone Bajuvarikum Allgau Decke Lechtal Decke Tirolikum Staufen Hollengebirgs Decke Die am Nordrand gelegene Zone des Rhenodanubischen Flyschs ist eine Einheit des Penninikums die erst gegen Ende des Eozans von den Nordlichen Kalkalpen uberschoben wurde Die Allgau Decke und die Lechtal Decke bilden Teil des Bajuvarikums und stellen den flachenmassig grossten Anteil in der Gemeinde Ruhpolding Die Staufen Hollengebirgs Decke gehort zum Tirolikum und nimmt den Sud und Sudostabschnitt ein Flyschzone Bearbeiten nbsp Blick vom Kloster Maria Eck auf Zinnkopf links und Zeller Berg Mitte dahinter rechts der Rauschberg Im Sattel zwischen Zinnkopf und Zeller Berg verlauft die tektonische Deckengrenze zwischen Bajuvarikum im Sudwesten und Flyschzone im Nordosten Die Flyschzone wird nur im Bereich des Zinnkopfs 1227 m als Sulzberg Flysch und am Diesselbach als Furberg Flysch angetroffen Sie bildet am Zinnkopf eine Sudost streichende Muldenstruktur Mit Erreichen der Gemeinde Siegsdorf Ortsteil Eisenarzt verschmalert sich die Flyschzone auf nur noch 500 Meter verbreitert sich dann erneut beim Kloster Maria Eck auf gut 1000 Meter Furberg Flysch um dann schliesslich im Helvetikum westlich der Maximilianshutte nordlich von Pattenberg Gemeinde Bergen ganz auszukeilen Altersmassig reicht die 300 bis 380 Meter machtige Schichtfolge der Flyschzone von der Grenze Barremium Aptium bis ins Maastrichtium Diese ist hier gegenuber der gewohnlichen Machtigkeit des Flyschs von 800 bis 1100 Meter wesentlich reduziert Ihre Stratigraphie zeigt folgenden Aufbau vom Hangenden zum Liegenden Bleicherhorn Formation Zementmergel Obere Bunte Mergel Reiselsberg Formation Reiselsberger Sandstein Untere Bunte Mergel Rehbreingraben Formation Flysch Gault Tristel Formation Tristel Schichten 1 Die auf etwas mehr als 20 Meter eingeschatzten Tristel Schichten sind ein Kalkturbidit der im Barremium und Aptium abgelagert wurde Sie enthalten reichlich Flachwasser Bioklastika mit Echinodermenresten die von einem Karbonatschelf stammen Ungewohnlich sind rasch auskeilende in die Schichtenfolge eingeschaltete Konglomeratbanke Sie bestehen meist zu etwa 50 Prozent aus hellen Zentimeter bis selten Faust grossen Karbonatkomponenten Bemerkenswert sind Kristallinfragmente wie Granit Gneis und diabasartige Ergussgesteine Die nicht mehr als 50 Meter machtige siliziklastische Rehbreingraben Formation auch als Flysch Gault bezeichnet stammt aus dem Aptium Albium Sie indiziert ein Umschwingen der Sedimentation von tropischen Schelfbedingungen hin zu intensiver subtropischer Verwitterung die jetzt die Schelfplattform angriff nachdem diese zumindest einen Teil ihrer schutzenden karbonatischen Bedeckung verloren hatte Die Formation ist in Ruhpolding als schwarze Schiefertone und dunkle manchmal kieselig gebundene Glaukonitpsammite ausgebildet Bemerkenswert sind ihre gelegentlichen Erdolspuren Die folgenden Unteren Bunten Mergel des Albiums Cenomaniums erreichen etwa 20 Meter Machtigkeit In ihnen wechsellagern grune graue und meist karminrote Tonmergel und Kalkmergel mit dunnen maximal 40 Zentimeter machtigen Siltsteinbankchen und glaukonitreichen Sandkalken deren Bankunterseiten oft mit den fur bunte Folgen im Flysch typischen Tupfelspuren ubersat sind Der nicht mehr als 50 Meter machtige Reiselsberger Sandstein aus dem Cenoman Turonium geht aus den liegenden Unteren Bunten Mergeln durch Zwischenschaltung von bis zu mehreren Metern dicken murben Sandsteinbanken hervor die rasch die pelitischen Zwischenlagen bis auf zentimeterdunne Lagen zuruckdrangen Es handelt sich um glimmer reiche Sandsteine die mineralogisch und in ihrem Gefuge recht unreif sind im Gegensatz zur Rehbreingraben Formation bei der es sich um Quartzarenite des ersten Zyklus handeln durfte 2 Das Sediment hatte wahrscheinlich eine weit sudlich gelegene Quelle Die Obergrenze des Sandsteins zu den Oberen Bunten Mergeln ist recht abrupt Die Oberen Bunten Mergel des Coniaciums werden nur 10 Meter machtig und stellen eine Wechsellagerung aus roten Tonmergeln und dunnbankigen Ton und Kalkmergel Piesenkopf Schichten feinkorniger distaler Kalkturbidit dar Die Zementmergel Serie des Santoniums und Campaniums wird etwas mehr als 200 Meter machtig und ist ebenfalls aus einem Kalkturbidit hervorgegangen bei dem jedoch die abschliessende Tonfraktion fast 50 Prozent des Sediments stellt Die zirka 20 Meter machtige Bleicherhorn Serie schliesslich datiert ins Maastrichtium Die vorwiegend sandige Serie ist im Gegensatz zum Reiselsberger Sandstein heterogener zusammengesetzt Sandkalke Feinbrekzien Kalkmergel und auch helle Kalkpelite trennen die oft meterdicken murben Sandsteinbanke voneinander Kalkalpine Zone Bearbeiten Allgau Decke Bearbeiten nbsp Blick vom Rauschberg uber den Talkessel von Ruhpolding nach Nordwesten zum Chiemsee Das Seil links markiert die Stirnfront der Lechtal Decke am Aufschwung des Hochfellns Davor liegen die sanfteren Gipfel der Allgau Decke mit Westerberg Haargassberg Neustadler Berg und dahinter Scheichenberg Die Allgau Decke folgt im Sudwesten der Flyschzone die sie in nordostlicher Richtung uberschiebt Quer zum Streichen wird sie maximal 4 Kilometer breit Ihre Sudbegrenzung wird von der sie uberfahrenden Lechtal Decke gebildet Die Lechtal Uberschiebung streicht in Ostnordost Richtung 1 Kilometer nordlich an Eschelmoos vorbei umrundet die Nordflanke des Hochfellns 1674 m in der Hochfelln Stirnschuppe 3 und zieht dann nach einer bedeutenden Richtungsanderung nach Sudost bis an die Urschlauer Achen Hier verschwindet sie unter quartaren Schottern des Ruhpoldinger Talkessels um dann weiter im Osten zu Fussen des Rauschbergs 1671 m von der Staufen Hollengebirgs Decke uberfahren zu werden Intern ist die Allgau Decke sehr stark verformt So zeigt sie in ihrem Nordflugel noch vor Erreichen der Deckenstirn bis zu 7 aufeinanderfolgende Aufschuppungen darunter die Rabenstein Schuppe Ihr Sudflugel besteht aus drei Sattel Muldenpaaren erwahnenswert hierunter die Steinbach Mulde entlang des Oberlaufs des gleichnamigen Steinbachs westlich vom Ortskern Lechtal Decke Bearbeiten Die Lechtal Decke wird quer zum Streichen maximal 8 Kilometer breit Der Verlauf ihrer Norduberschiebung auf die Allgau Decke ist oben skizziert worden In ihrer Nordhalfte wird sie von grosseren Mulden und Sattelzugen charakterisiert darunter die Hochfelln Mulde mit dem Eschelmoos Sattel die Nesselauer Mulde mit dem Bischofsfelln Sattel und die Haaralm Mulde Alle diese Zuge zeigen ein Eindrehen im Streichen von der Ost West Richtung im Westen in die Sudost Richtung hin zum Talkessel Die Sudhalfte wird von der Eisenberg Schuppe gepragt die im Osten bis an die Weisse Traun heranreicht Diese Schuppe wird von der lang aushaltenden Oberwossener Mulde dominiert welche aber im Osten in die Ostnordost Richtung umschwenkt Mit Herannahen der ebenfalls Ostnordost verlaufenden Staufen Hollengebirgs Decke im Suden verkomplizieren sich die tektonischen Gegebenheiten So erscheinen jetzt mehrere kleinere Schuppen innerhalb der Eisenberg Schuppe sowie sehr eng stehende Faltenzuge mit beispielsweise der Sulzgrabenkopf Mulde und der Horndlalm Mulde Staufen Hollengebirgs Decke Bearbeiten nbsp Das zur Staufen Hollengebirgs Decke gehorende Sonntagshorn gesehen von der Deckenstirn des Rauschbergs im Norden Die generell Ostnordost streichende Staufen Hollengebirgs Decke des Tirolikums uberschiebt im Sudabschnitt die Lechtal Decke schrag nach Nordnordwesten Dasselbe Schicksal ereilt dann ab dem Taubensee zu Fussen des Rauschbergs die Allgau Decke Die aus massivem Wettersteinkalk aufgebaute Deckenstirn beginnt an der Hochscharten im Sudwesten zieht dann an der Nordseite der Horndlwand 1684 m vorbei zu den Geschoss Wanden sudlich des Unternbergs 1425 m um bei Laubau die Seetraun zu erreichen Die Stirnfront wird in der Talung von quartaren Lockersedimenten maskiert Sie setzt sich anschliessend am Rauschberg fort und streicht zum Zwingsee der Nachbargemeinde Inzell Aufgrund ihrer kompetenten Plattformkarbonate reagiert die Staufen Hollengebirgs Decke tektonisch wesentlich starrer und rigider als die anderen Decken Sie ist daher weit weniger verfaltet und verschuppt und fallt durchgehend plattenartig flach in Sudrichtung ein Dennoch hat auch sie am Stirnrand eine grossere Schuppe ausgebildet die Hochscharten Horndlwand Schuppe Hinter dieser Schuppe folgen dann die Ostertal Mulde und der Hochkienberg Sattel Diese beiden zuletzt genannten Strukturen setzen sich nach Osten bis in das Gebiet des Schwarzachens fort Der hochste Berg Ruhpoldings das 1961 Meter hohe Sonntagshorn gehort der Staufen Hollengebirgs Decke an und baut sich an seiner Basis aus Hauptdolomit auf der in der Gipfelpyramide von Plattenkalk uberlagert wird Stratigraphie des Kalkalpins BearbeitenDie Kalkalpine Zone baut sich stratigraphisch wie folgt auf vom Hangenden zum Liegenden Unterturon Cenomanium bzw Branderfleck Formation Apt Alb Neokom Aptychenschichten Aptychenschichten Ruhpoldinger Marmor Roter Knollenflaserkalk Ruhpolding Formation Radiolarit Roter Crinoidenspatkalk Kieselkalk Dogger Allgauschichten Kieselkalk Lias Hierlatzkalk Roter Kalk Oberrhatkalk Riff und Riffschuttkalk Kossen Formation Hauptdolomit und Plattenkalk Raibler Schichten Wettersteinkalk Reichenhall Formation nbsp Gipshaltige Reichenhaller Brekzie aus dem Halltal in TirolTrias Bearbeiten Wahrend der Trias waren die Sedimente der oberostalpinen Decken unter subtropischen Bedingungen auf dem zur Neotethys uberleitenden sudostlichen Kontinentalrand Eurasiens abgelagert worden So befand sich die Gemeinde Ruhpolding in der Obertrias auf rund 27 Nordlicher Breite 4 und gehorte zur Kossen Fazies die sich im Norium durch die gewaltige Entwicklung der Hauptdolomit Plattform Hauptdolomit Fazies auszeichnete Der Kontinentalrand war von passiver Natur so dass aktive Tektonik eine nur untergeordnete Rolle spielte und die sedimentare Abfolge primar von eustatischen Meeresspiegelschwankungen beherrscht wurde Der Schelf wurde bis zu Beginn der Mitteltrias noch von klastisch evaporitischen Fazies bestimmt die dann in Mittel unter Entwicklung des beeindruckenden Wettersteinkalks und Obertrias einer bedeutenden Karbonatfallung mit nur untergeordneten siliziklastischen Einschaltungen wich Wettersteinkalk und Hauptdolomit stellen zusammen knapp 2 000 Meter an Sedimenten Die Karbonatplattform ertrank dann allmahlich gegen Ende der Trias und verwandelte sich zu Beginn des Unterjuras in eine abgetauchte leicht gekippte untermeerische Plateauflache die nahezu vollkommen eingeebnet war und von starken Meeresstromungen durchzogen wurde Somit hatten sich auf dem Schelf uberall pelagische Bedingungen eingestellt Es wird vermutet dass das Massensterben an der Trias Jura Grenze moglicherweise mit der Drosselung der Carbonatproduktion in Verbindung stand und sehr wahrscheinlich sogar ihre Ursache darstellte 5 Aufgrund von Sedimentmangel konnte das rhatische Untermeeresrelief mehrere Millionen Jahre nicht zugedeckt werden Bisher gibt es keine Beweise fur eine aktive unterliassische Tektonik weswegen anzunehmen ist dass das langsame Ertrinken ohne Dehnungsbewegungen erfolgte Die Reichenhaller Schichten des Anisiums sind die alteste aufgeschlossene Formation in der Gemeinde Ruhpolding Sie finden sich tektonisch eingezwangt entlang der Deckenstirn der Staufen Hollengebirgs Decke im Suden An ihrer Basis liegt Rauhwacke gefolgt von schwarzem bituminosen Bankkalk und Dolomit Da die Rauhwacke als polymikte tektonische Brekzie vorliegt 6 und auch der Dolomit brekziiert sein kann ist eine Machtigkeitsangabe schwierig diese durfte sich aber zwischen 50 und 100 Meter bewegen Die kavernose Rauhwacke ist insofern interessant da sie Gipsbruchstucke Werfener Schichten dunklen Kalk zuckerformigen Dolomit grunen Chloritsandstein und Chloritschiefer enthalt Sie hat somit gleichzeitig zeriebene Anteile des Liegenden und Hangenden inkorporiert und durfte den primaren Gleitteppich der Staufen Hollengebirgs Decke darstellen nbsp Die aus Wettersteinkalk aufgebaute Horndlwand bildet die Deckenstirn der Staufen Hollengebirgs DeckeDer 700 bis 770 Meter machtige Wettersteinkalk des Ladiniums ein uberwiegend kompakter Riffkalk bildet die Deckenstirn der Staufen Hollengebirgs Decke Aus ihm bestehen die Horndlwand der Seekopf 1173 m die Geschosswande und der Rauschberg Er kann in drei Abschnitte gegliedert werden einen nur geringmachtigen zirka 20 Meter aber gut geschichteten Unteren Wettersteinkalk der mehrere dunkle Dolomitlagen sowie die so genannten Grossoolithen enthalt den massigen Mittleren Wettersteinkalk ein reiner hellgrauer Kalk mit 99 CaCO3 und den gut gebankten Oberen Wettersteinkalk Letzterer erreicht eine Machtigkeit von 70 bis 100 Meter und baut sich aus 2 bis 5 Meter dicken Banken auf die durch eingeschaltete dunngebanderte dolomitisierte Lagen voneinander getrennt werden Die obersten beiden Meter bilden Rhythmite mit Kalk Dolomit Wechsellagerung 7 Diese Feinrhythmite gehoren einer Sonderfazies an die am Rauschberg die letzten 30 Meter des Wettersteinkalks stellt Sie gehen zusammen mit ihren Resedimenten im Streichen in massigere Ooide enthaltende Kalkbanke uber die auch im Profil immer wieder zwischen und uber ihnen auftreten 8 Im Gelande eindeutig beherrschend ist jedoch der bis zu 650 Meter machtig werdende Mittlere Wettersteinkalk Fur den gesamten Wettersteinkalk typisch ist seine Verkarstung die sich in einer Vielzahl von Karsthohlformen kundtut An Fossilien kann der Wettersteinkalk Kalkalgen Wirtelalge Diplopora Kalkschwamme Tubiphytes Sclerospongiae Korallen Foraminiferen Stromatolithen und Schalentrummerreste von Schnecken und Muscheln Daonellen enthalten Die Riffe entstanden im Nordwesten des damaligen Tethysraums am sudostlichen Schelfrand Eurasiens 9 nbsp Raibler Rauhwacke Gerollfundstuck aus der Weissen TraunDie den Wettersteinkalk uberlagernden Raibler Schichten des Mittleren und Oberen Karniums treten vorrangig in der Staufen Hollengebirgs Decke auf in der sie im Durchschnitt 140 bis 190 Meter machtig werden ihre Machtigkeit schwillt jedoch im Rauschberggebiet bis auf 300 Meter an Sie finden sich als nordlicher Zug am Hochkienbergstock bis nordlich von Seehaus ein zweiter sudlicher Zug streicht sodann von der Sudostflanke des Seekopfs uber den Zirmbergrucken 1105 m bis ostlich der Fuchswiese und weiter auf die Sudabdachung des Rauschbergs Unterscheiden lassen sich vier verschiedene Fazies Raibler Sandstein Raibler Kalke Raibler Dolomite und Raibler Rauhwacken Die Raibler Schichten sind im Rauschberg und benachbarten Staufengebiet durch die dreifache Wiederholung von jeweils einer liegenden Schieferton Folge und einer hangenden Kalk Dolomit Folge gekennzeichnet Im Hangenden schliessen sie mit Rauhwacken Im Normalprofil folgen uber den dunkelgrauen pyritreichen Grenzoolithbanken mit Sphaerocodium bornemanni des obersten Wettersteinkalks konkordant schwarzgraue kalkfreie sandige Schiefertone Diese Untere Schieferton Folge ist zwischen 15 und 25 Meter machtig Sie bedingt eine charakteristische Gelandedepression zwischen Wettersteinkalk und den Raibler Kalken und Dolomiten An geeigneten Stellen wirkt sie als Wasserstauer Hierauf folgen die 40 bis 60 Meter machtige Untere Kalk Dolomit Folge die 12 Meter machtige Mittlere Schieferton Folge die rund 30 Meter machtige Mittlere Kalk Dolomit Folge die rund 13 Meter machtige Obere Schieferton Folge und die 30 bis 50 Meter machtige Obere Kalk Dolomit Folge Zum Hangenden uberwiegen Dolomitbanke die bereits dem Hauptdolomit ahneln Am Zirmbergrucken ist abschliessend Rauhwacke vorhanden Die Raibler Schichten treten aber auch in den beiden anderen kalkalpinen Decken auf so erscheinen sie in der Lechtal Decke assoziiert mit Wettersteinkalk entlang des Kaumgrabens sudwestlich vom Hochfelln In der Allgau Decke bilden sie zwei langgezogene Bander und markieren die Stirn der Haargass Schuppe sowie eine etwas weiter sudlich gelegene deckeninterne Uberschiebung zwischen Neustadler Berg und Haargassberg Auffallenderweise treten nur Raibler Rauhwacken an diesen Uberschiebungen auf Die Rauhwacke ist haufig deutlich brekzios mit eckigen Komponenten von hellem Dolomit Als Bindemittel kann auch Gips auftreten der fruher an der Kaum Alpe abgebaut wurde Wahrscheinlich war die Rauhwacke ursprunglich ein evaporitisches Anhydrit Dolomit Gestein deren Anhydrit sich unter Wasserzufuhr dann zu Gips umwandelte Von allen vorhandenen Gesteinen nimmt der Hauptdolomit des Noriums die grosste Oberflachenverbreitung ein Er tritt in allen drei kalkalpinen Decken auf und nimmt generell von Norden nach Suden an Machtigkeit zu von rund 200 Meter am Nordrand auf uber 1000 Meter im Suden Eine scharfe lithologische Grenze zwischen Raibler Schichten und Hauptdolomit existiert nicht Wenn die Grenz Rauhwacke fehlt ist die Abtrennung subjektiv Der Hauptdolomit bildet die rauen schrofigen Nordwande von Hochgern 1748 m Hochfelln Mansuhrfarn 1513 m Rehwaldkopf 1395 m Urschlauer Wand Eisenberg 1490 m und vor allem den Unterbau des Sonntagshorn Massivs der Reifelberge 1883 m und des Durrnbachhorns 1776 m Insgesamt stellt der Hauptdolomit eine recht abwechslungsarme Formation dar An seiner Basis zeigt er dunnbankigen Banderdolomit und Bitumendolomit in seinem mittleren und oberen Abschnitt die typischen 10 bis 100 Zentimeter machtigen Hauptdolomitbanke von hellgrauer bis braunlicher Farbe Die Banke weisen charakteristische Zerfallserscheinungen auf es bilden sich schief prismatische bis wurfelige Stucke Der Hauptdolomit ist ferner fur seine starke interne Zertrummerung bekannt die sich bis ins Kleingefuge erstreckt Kataklasis und beginnende Mylonitisierung und insbesondere die Formationsbasis angegriffen hat Gelegentlich treten auch vereinzelte Rauhwackenbanke auf Auffallend sind seltene bis 30 Zentimeter starke Lagen von festen grunen oder roten Schiefertonen die meist aber nur kurz aushalten Sie fuhren eine arme Mikrofauna aus Schwammnadeln Skelettelementen von Ophiuren Ostrakoden Selachier Zahnchen und in einem Fall auch Radiolarien im Ruckstand Pyrit Limonit und helle Quarzsplitter Der oberste Hauptdolomit ist durch Einschaltung von Kalkbanken gekennzeichnet Bemerkenswert ist nordlich der Rothelmoos Alpe ein bis 40 Meter machtiger rotlicher Dolomit nbsp Blick vom Gipfel des Sonntagshorns nach Westen zum Vorderlahnerkopf Reifelberg und Durrnbachhorn im Hintergrund Die Gipfelbereiche bestehen aus Plattenkalk die Basis der Gipfelaufbauten aus Hauptdolomit Der Ubergang zum resistenteren Plattenkalk des Oberen Noriums erfolgt zwar immer mit einer deutlichen Gelandestufe ist aber dennoch unscharf Der meist dunnbankige hellbraune bis hellgraue Kalk verwittert braunlich gelb und auch weissgrau Er ist haufig von zahllosen Kalzitadern durchzogen die schneller verwittern als das Gestein was seine charakteristische runzelige Oberflache bedingt Der Plattenkalk tritt vorwiegend in der Staufen Hollengebirgs Decke auf wird aber geringmachtiger ebenfalls in der Allgau und in der Lechtal Decke angetroffen Seine Machtigkeit betragt im Norden des Hochfellns maximal 25 Meter am Nordflugel des sudlichen Muldenzugs vom Rechenberg 1466 m bis zum Unternberg rund 20 Meter jedoch zwischen Jochbergsattel und Grundbach Alpe 60 bis 70 Meter 10 Sedimentationsraum des Plattenkalkes war eine Flachsee mit kraftig bewegtem Wasser Hierauf deuten Muschelschalen und Turmschneckenschill mit Rissoa alpina sowie seine onkolithische Mikrofazies Intern kann der Plattenkalk einzelne Dolomitlagen vorweisen und gegen das Hangende wird er zusehends bituminos Die hangenden Kossener Schichten des Rhatiums sind relativ scharf gegenuber dem Plattenkalk abgegrenzt Erstmals tritt jetzt eine deutliche horizontale Faziesverteilung auf So erscheint in der Allgau Decke die Mergelfazies die in der Lechtal Decke aber nur auf die Formationsbasis beschrankt bleibt Ansonst wird die Lechtal Decke vor allem von der Riff und Riffschuttkalkfazies dem Oberrhatkalk beherrscht Die wasserstauenden zu Hangrutschungen neigenden Mergelgesteine sind meist nur im Bereich erosionsstarker Bache oder an Strassenanschnitten gut aufgeschlossen Die dunklen Mergel sind blattrig ausgebildet und wechsellagern mit fossilreichen mit typischer brauner Rinde verwitternden dunklen Kalkbanken Die Kossener Schichten konnen eine maximale Machtigkeit von gut 100 Meter erreichen so beispielsweise in der Mergelfazies der Allgau Decke auf der Sudseite des Scheichenbergs 1243 m und des Haargassbergs 1210 m Im Mittel und Sudabschnitt der Lechtal Decke reduzieren sich die Machtigkeiten auf 30 bis 50 Meter an der Haaralm und auf 15 bis 20 Meter am Rechenberg und am Rehwaldkopf Am Hochfelln erreichen sie tektonisch bedingt nur noch 6 Meter Eine Besonderheit innerhalb der Kossener Schichten stellen im oberen Drittel zwei Banke mit ziegelroten Tonmergeln der Schattwalder Schichten dar An Fossilien gelegentlich pyritisiert sind zu erwahnen verkieselte Korallen Einzelstocke der Bischofsfellnalm Korallenstocke von Thecosmilia clathrata in hellen grobgebankten Kalken manchmal von schwarzen Hornsteinknauern begleitet Brachiopoden mit Rhaetina gregaria und Seeigel Die Schattwalder Schichten fuhren eine Mikrofauna aus Radiolarien Foraminiferen Schwammnadeln Ostrakoden Crinoiden und Ophiuren Skelettelementen nbsp Gipfelkreuz des Hochfellns mit Hochfellnhaus Das Kreuz steht auf dunnbankigen unterliassischen Hochfellnschichten die ihrerseits dickbankigem Oberrhatkalk auflagern Der aus Riff und Riffschuttkalk aufgebaute Oberrhatkalk beschrankt sich auf die Lechtal Einheit Der Ubergang von den Brachiopoden und Korallen fuhrenden Mergelkalken der Kossener Schichten erfolgt anhand eines 80 Zentimeter machtigen Brekzienkalks Daruber liegen dann hell gebankte Riffschuttkalke Bankstarke von 15 Zentimeter bis 3 Meter die von zahlreichen Querkluften blockartig zerlegt werden Fossilien in den untersten Lagen sind Korallen Brachiopoden und Muscheln sowie Meter grosse teilweise verkieselte Korallenstocke beispielsweise im Blockschutt an der Bischofsfelln Alpe In der hornsteinfuhrenden Fazies des Riffschuttkalks am Hochfelln Gipfel den Hochfellnschichten aus dunngehankten Lias Kieselkalken fand bereits Carl Wilhelm von Gumbel unterliassische Fossilien bestatigt durch den Fund von Arietites altofellensis 11 die in Nestern angereichert und verkieselt sind Die Hochfellnschichten enthalten eine uberaus reiche Schneckenfauna Jura Bearbeiten Die sich bereits in der Obertrias ankundigende horizontale und vertikale Faziesdifferenzierung erreichte im Jura ihre hochste Entfaltung Bedingt durch die im Unterjura einsetzende Dehnungstektonik wurde der recht homogene triassische Schelf gestreckt und es bildeten sich ab dem Pliensbachium bis zum fruhen Toarcium Horst Schwellen und Grabenstrukturen Becken So entstanden in ruhigen tiefen Meeresteilen Grausedimente einer Beckenfazies bestehend aus relativ machtigen Kalken und Mergeln In seichteren Meeresteilen wurden Rotsedimente einer Schwellenfazies abgelagert relativ geringmachtige Kalke mit Kennzeichen starker Umlagerungsvorgange so kennzeichnen die Schwellenbereiche wahrend des Toarciums und den grossten Teil des Doggers uber verhungernde Sedimentation mit Eisen Mangan Krustenbildung oder kompletter Sedimentationsstillstand 12 In den Graben hingegen sammelten sich Tiefwassercarbonate und an den Schultern bildeten sich Verwerfungsbrekzien 13 In den Ubergangsbereichen der Becken und Schwellen sedimentierten Kieselsedimente wie beispielsweise hornsteinfuhrende Kieselkalke Gegen Ende des Calloviums und zu Beginn des Oxfordiums erfuhr das Sedimentationsgeschehen dann einen drastischen Wandel 14 Mit der Ruhpoldinger Wende wurden jetzt die Radiolarite der Ruhpolding Formation abgelagert Dieser Wandel betraf den gesamten westlichen Tethysbereich und spiegelt den Ubergang zu reiner Kieselsedimentation innerhalb der Ruhpolding Gruppe 15 Jurasedimente treten in der Gemeinde Ruhpolding sowohl in der Allgau als auch in der Lechtal Decke auf Flachenmassig am bedeutendsten in der Allgau Decke ist der Jurazug Zeller Berg Wittelsbacher Hohe Ruhpolding Kirchberg Westerberg 1076 m Platte 1168 m Gschwendlmahd 1139 m mit einem Abzweig zur Steinbergalm In der Lechtal Decke sind folgende Vorkommen zu erwahnen einmal Taubensee Auwald Menkenberg 798 m sodann der Hasslberg 1117 m mit seinem bekannten Steinbruch der Nesslauer Zug Richtung Grohrkopf 1562 m und Haaralmschneid 1595 m und der grosse Zug Unternberg Durlachkopf 1395 m Rothelmoos Die Entwicklung des Lias verlauft vom Hangenden zum Liegenden etwas vereinfacht dargestellt wie folgt Fleckenmergel eingeschaltet in Fleckenkalk Mergel und Kieselkalk in Wechsellagerung Kieselkalk Rotkalke mit Hierlatzkalk Echinodermenschuttkalk Crinoidenkalk und Adnet Formation Knollenflaserkalk Der Hierlatzkalk ein roter Crinoidenspatkalk und typisches Transgressionssediment tritt in Ruhpolding nicht in der Allgau Decke auf erscheint aber an der Merentaler Wand 1309 m der Nachbargemeinden Bergen und Staudach Egerndach Der Hierlatzkalk ist ein Echinodermen Schuttkalk des Hettangiums bis Beginn des Oberen Pliensbachiums mit einer variablen Machtigkeit von 20 bis 50 Meter Er findet sich im Gemeindegebiet in der Lechtal Decke beispielsweise am Bischofsstuhl 1516 m ostlich des Hochgerns oder am Eisenberg 1490 m An der Zwolferspitz 1396 m ist auch die Adneter Fazies entwickelt als roter mergeliger Knollenkalk Die Knollen enthalten teilweise Mangan in konzentrisch schaligen Lagen Haufig sind Steinkerne von Ammoniten der Taxa Psiloceras und Vermiceras deren Oberseiten durch die Auflosung wahrend der Einbettung ins Sediment unkenntlich geworden sind Der auflagernde Crinoidenkalk und auch der Kieselkalk des Lias Toarcium fehlen ebenfalls in der Allgau Decke der Kieselkalk ist aber in der Lechtal Decke vorhanden mit Fundpunkten am Hochgern am Bischofsstuhl an der Hasenpoint 1587 m und ostlich der Mansurfahrn 1513 m Erwahnt werden sollen in diesem Zusammenhang auch die etwa 8 Meter machtigen Hochfellnschichten bei denen es sich um dunngebankte Kieselkalke mit Hornsteinen und verkieselte Spatkalke handelt Recht weit verbreitet sind Fleckenmergel und Fleckenkalk des Oberen Sinemuriums bis Oberen Pliensbachiums Fundpunkte sind insbesondere der Rabenstein 921 m der Tiefenbach und der Wundergraben nordwestlich vom Ortskern sowie oberhalb von Brandl weiter ostlich Das Gestein wird im Dunnschliff von winzigen 25 m grossen Kalkspharen aus Coccolithophoriden aufgebaut Der maximal 50 bis 70 Meter machtige Fleckenmergel ist ein grunfleckiger roter Kalkmergel der zusammen mit hellgrauen Kalkgerollen den hell bis dunkelgrauen Fleckenkalken eingeschaltet ist nbsp Der Hochgerngipfel 1648 m wird aus Kieselkalk des Doggers aufgebautDer Dogger besteht im Wesentlichen aus dem Kieselkalk des Doggers im Liegenden Bajocium und dem Roten Crinoidenkalk im Hangenden Callovium die mittels einer dunnen Zwischenlage von Grauem Kalk und Hellgrauem Spatkalk voneinander getrennt werden Er erscheint in der Allgau Decke im grossen Muldenzug Ruhpolding Kirchberg Westerberg Platte Gschwendlmahd mit einem Abzweig zur Steinbergalm Ferner bildet er in der Lechtal Decke den Hochgerngipfel den Grohrkopf 1562 m die Mulde der Haaralmschneid den Zug Taubensee Auwald Menkenberg und den grossen Zug Unternberg Eisenberg Durlachkopf Rothelmoos Der Kieselkalk erreicht 20 Meter an Machtigkeit im Norden und 50 Meter im Suden Es handelt sich um einen gut gebankten mittelgrauen in der Regel fleckenfuhrenden Kalk mit schichtparallelen hellen honigfarbenen selten dunklen Hornsteinlagen aus Chalcedon Das Chalcedon wurde wahrend der Diagenese unter metasomatischer Ersetzung des Kalks in Lagen oder Partien angereichert Als Fossilien finden sich Schwammnadeln Spumellarien und Stephanoceras plicatissimum Der intermediare Graue Kalk und der Hellgraue Spatkalk werden nur wenige Meter machtig Der Graue Kalk ist ein dichter gelblich grauer Kalkstein und enthalt an Fossilien Muschelschalen von Posidonomya alpina Spumellarien Schwammrhaxen und Echinodermenschutt Der Hellgraue Spatkalk besteht fast vollstandig aus Crinoidenstielgliedern von Pentacrinus subangularis Der den Dogger abschliessende 5 bis 10 Meter machtige Rote Crinoidenkalk ist ein organischer Schuttkalk der stellenweise eine reiche Brachiopodenfauna fuhrt Taxa Terebratula und Rhynchonella und fast ausschliesslich aus Stiel und Armgliedern von Crinoiden des Taxons Pentacrinus aufgebaut wird Das Bindemittel der einzelnen Spatstucke ist fleischfarbenes oder braunrotes mergelig kalkiges Material nbsp Platte aus Knollenflaserkalk des Malms mit Ammonitensektion nbsp Ruhpoldinger Marmor Knollenflaserkalk vom Steinbruch HasslbergDer Beginn des Malms Oxfordium wird durch die Ruhpoldinger Wende gekennzeichnet einem drastischen Wechsel der Sedimentationsbedingungen verknupft mit einer bedeutenden Vertiefung des Akkumulationsraumes Abgelagert wurden jetzt die Radiolarite der Ruhpolding Formation deren Typlokalitat sich bei Rothelmoos befindet Der Radiolarit tritt in Muldenzugen an der Basis der Gesteinsfolge des Malms auf Er stellt eine nur maximal 6 Meter machtige Serie dar Die gut gebankten braunroten Beckensedimente zeigen im Inneren schichtparallele rote Lagen aus reiner Kieselsaure wahrend die teils violetten teils schlierig hellgrauen Randpartien vorwiegend kalkig entwickelt sind Sehr zahlreich sind kalkspatverheilte Klufte die infolge der Sprodheit des Radiolarits unter tektonischer Beanspruchung entstanden sind Die dunnen rotlichen Mergelzwischenlagen die die einzelnen Radiolaritbanke voneinander trennen lieferten in mehreren Schlammruckstanden reiche Radiolarienfaunen Spumellarien und Nasselarien Die Formation reicht im Hangenden bis ins tiefere Kimmeridgium und als Ruhpolding Gruppe im Liegenden bis ins Callovium Im Hangenden kann uber submarinen Schwellen der Radiolarit auch durch Kalk Aquivalente substituiert werden Die Ruhpolding Formation wird sodann vom Knollenflaserkalk auch als Ruhpoldinger Marmor bezeichnet uberdeckt Der 10 bis 12 Meter machtige Knollenflaserkalk ist ein dunnschichtiger knollig flaseriger Kalk von braunroter bis fleischroter Farbe Zuweilen treten grune Farbtone auf die auf Reduktionsvorgange zuruckzufuhren sind Zwischen die einzelnen Kalkbankchen sind zumeist dunkelrote dunne Mergellagen eingeschaltet Das Gestein besteht aus blassroten oft langlichen dichten Kalkknollen die in einem dunkelroten mergeligen Bindemittel liegen Bei der Verwitterung wird bevorzugt das weichere Kalkmergel Material entfernt und die Schichtflachen erscheinen deshalb unregelmassig wulstig und holprig Die Kalkknollen werden haufig von einseitig korrodierten Ammoniten gebildet deren besser erhaltene Unterseite zuweilen eine Bestimmung zulasst Fossilreiche Lagen fuhren neben Schwammnadeln Brachiopoden Ostrakoden und Crinoidenstielglieder die Ammonitentaxa Phylloceras Sowerbyceras Lytoceras Streblites Semiformiceras Perisphinctes u a sowie die Aptychentaxa Lamellaptychus und Punctaptychus Die angetroffenen Faunen konnen bis ins mittlere Obertithon hinaufreichen Die hochsten Partien der Schichtenfolge des Malms werden von den Aptychenschichten gestellt dunngebankten sproden hellgrauen wachsgelben bis elfenbeinweissen bianconeartigen Kalken die zuweilen schwarze Hornsteinlinsen und bis zu 5 Zentimeter dicke Hornsteinlagen fuhren Untergeordnet treten auch grau grune Kalkmergel und lokal rostrote grunfleckige Gerollmergeln auf Gerolle aus Kalkschlick der bei der submarinen Umlagerung noch plastisch war Ihre Machtigkeit ist sehr variabel und bewegt sich zwischen 1 und 2 Meter bis maximal 20 Meter Die namensverleihenden Aptychen finden sich in brekziosen Horizonten Die reinen Kalke sind gut gebankt 8 10 Zentimeter und weisen zahlreiche kalkspatverheilte Klufte auf Ihre Mikrofauna aus seltenen Radiolarien und Crinoidenresten sowie ihre Saccocoma und Calpionellidenfazies lasst sie ins ausgehende Obertithon datieren Mit der Fazies der Aptychenschichten heben sich die aus dem tieferen Jura uberlieferten faziellen Gegensatze auf Die Formation kann in Beckenbereichen bereits mit Beginn des Obertithons einsetzen in Schwellenbereichen wie am Hasslberg jedoch erst im oberen Obertithon Unterkreide Bearbeiten Die Sedimentation setzte sich in der Unterkreide mit den Neokom Aptychenschichten fort Diese waren aus den Aptychenschichten des Malms durch zunehmenden Tongehalt entstanden Der Fazieswechsel fallt mit der Jura Kreide Grenze zusammen nachweisbar durch Calpionelliden Es sind grunlich grau anwitternde teilweise dunkelfleckige dunnbankige Kalkmergel und Mergel die zum Hangenden hin blattrig werden Haufig sind rostige Flecken die aus der Verwitterung pyritisierter Fossilien hervorgingen Die Neokom Aptychenschichten finden sich in der Lechtal Decke im Muldenzug Nesselauer Schneid Haaralmschneid auf der Sudseite des Hasslbergs und im sudlichen grossen Muldenzug der von Westen nach Osten zunehmend naher an die Wettersteinkalkmassive der Hochscharten und Horndlwand heranstreicht Ihre Machtigkeit variiert zwischen 80 und 200 Meter Einige Fossilpunkte haben reiche Ammonitenfaunen geliefert mit denen die Unterkreidestufen von Berriasium bis Barremium belegt werden konnen So wurden in der Nahe der Gemeindegrenze sudlich des Kleinen Rechenbergs 1466 m bereits Gemeinde Unterwossen 30 Ammonitentaxa aus dem Berriasium bis Unteren Barremium entdeckt Das uberlagernde Apt Alb baut sich vorwiegend aus roten und schwarzen Mergeln auf Es handelt sich um weiche bunte graue grunliche rote violette oder schwarze blattrige Mergel die stengelig oder scherbig zerfallen Darin eingelagert sind einzelne hartere Kalkmergelbanke Die Schichten enthalten Lagen mit uberaus individuenreichen kalkschaligen Foraminiferenfaunen Der Ubergang aus den Aptychenkalken und mergeln ist uberall konkordant Das Apt Alb findet sich in der Gemeinde Ruhpolding nur in der Lechtal Decke und zwar in zwei Vorkommen im Urschlauer Achental nordwestlich von Brand sudlich des Schmiedkopfs 1138 m Die Formation besteht hier aus rund 15 Meter machtigen rotlichen grunlichen und schwarzen blattrigen Mergeln die mit einzelnen harten Kalkbanken wechsellagern Als Fossilien fungieren kalkschalige Foraminiferen 16 und Ammoniten wie Acanthoplites gargasensis Tetragonites duvali und Desmoceras 17 Die Sedimentation verlief in der Allgau Decke der Nachbargemeinden im Nordwesten durchgehend bis ins Oberalb jedoch nur noch ins Unteralb weiter sudlich in der Lechtal Decke Oberkreide Bearbeiten Die Ablagerungen des Cenomans bzw der Branderfleck Formation liegen bereits transgressiv auf den Gesteinen aus Trias Jura und Unterkreide moglicherweise mit Ausnahme eines schmalen nordlichen Randstreifens dem so genannten Randcenoman Das Randcenoman verlauft unmittelbar sudlich der Allgau Deckenstirn von Neustadl bis zur Maximilianshutte in Bergen Weiter sudlich findet sich in der Allgau Decke Cenoman im Steinbachtal westlich von Bacherwinkl am Adlerhugel 772 m und nordlich Muhlbauer Das sudliche Verbreitungsgebiet des Cenomans in der Lechtal Decke umfasst die Vorkommen im Tal der Urschlauer Achen bis nordlich Grundberg sowie nordlich des Unternbergs An der Basis des Cenomans liegt ein mehrere Meter machtiger grauer Gerollmergel dessen Gerolle uberwiegend exotische Komponenten nicht kalkalpiner Herkunft sind Die gut gerundeten durch Reibung am umgebenden Sediment meist polierten zentimeter bis dezimetergrossen Gerolle zeigen keine deutliche vertikale Grossensortierung wohl aber eine horizontale die grossten Gerolle finden sich namlich am kalkalpinen Nordrand was auf ihre Einschwemmung von Norden hindeutet In den Cenoman Vorkommen der Allgau Decke stellen Quarze mit 45 Prozent die haufigste Gerollkomponente gefolgt von quarzreichen Tektoniten 20 bis 35 sauren Ergussgesteinen 10 bis 15 Lyditen und Eisenkiesel 7 bis 15 basischen und intermediaren Ergussgesteinen 5 bis 10 Quarzkonglomeraten 2 bis 7 und vulkanischen Brekzien und Tuffen um 1 Uber den Gerollmergeln denen gelegentlich geringmachtige Sandsteinbanke eingeschaltet sind folgt eine l bis 4 Meter machtige harte Konglomeratbank Hier lasst sich auch eine Abtragung von Jura und Unterkreide vor der Ablagerung des Cenomans dadurch feststellen dass Cenoman verschieden alten Schichtgliedern aufliegt Die Konglomeratbank enthalt in reicher Anzahl Gerolle dieser abgetragenen Schichten Ober den Konglomeraten folgen weiche sandige graubraune bis dunkelgraue Mergel in die festere Zentimeter bis Meter machtige Kalksandsteinbanke eingeschaltet sind deren Schichtoberflachen oft inkohlte Pflanzenhaksel aufweisen Kleine Gerolle sowohl exotische wie kalkalpine kommen nur selten vor In dem beim Bacherwinkl von Suden einmundenden Bach konnte zwischen Kalksandsteinen ein 7 Zentimeter machtiges Kohlefloz beobachtet werden An Fossilien sind zu erwahnen Korallen der Taxa Aspidiscus Cycloseris Platycyathus Thamnasteria u a Muscheln und Schnecken und reiche Foraniferenfaunen mit Globigerina Orbitolina und Thalmanniella Eine aufgeschlossene Mindestmachtigkeit des Cenomans von ungefahr 50 Meter lasst sich ofters feststellen Die wahre Machtigkeit ist aber vermutlich erheblich hoher In der Lechtal Decke kann ein lappenformiges Eingreifen des Cenomans in die Senken des alteren Gebirges beobachtet werden An der Basis liegen hier Brekzien in denen jedoch exotische Komponenten selten sind Sie fuhren vielmehr die Komponenten des pracenomanen Untergrundes Uber den Brekzien beginnt eine Folge von Kalksandsteinen mit variabler Korngrosse Hierzu gehoren die Bergsturzmassen des Marchenwaldes zwischen Brand und Gruttau die bis zu 3 Zentimeter grosse Orbitolinen enthalten Zum Hangenden schalten sich mehr und mehr sandige dunkelgraue bis schwarzgraue Mergel zwischen die plattig abgesonderten Sandsteine die besonders in den Bachlaufen nordlich des Eisenbergs aufgeschlossen sind Ostlich von Gruttau im Bachbett der Urschlauer Achen steht ein mehrere Meter machtiges Grobkonglomerat innerhalb der Sandstein Sandmergelserie an dessen Komponenten aus dem Cenoman selbst stammen Das Unterturon geht aus der Sandstein Sandmergelserie des Cenomans hervor Kennzeichnend fur diesen stratigraphischen Bereich sind bis zu 20 Zentimeter machtige tiefrote eingeschaltete Pelite beispielsweise nordlich der Urschlauer Wand In roten Mergellagen nordlich des Unternbergs finden sich an Fossilien Inoceramen und Seeigelreste Datiert wurde das Unterturon anhand von Globotruncanen und der Kleinforaminifere Rotalipora reicheli Die roten Tonmergel werden an der Urschlauer Wand von Hauptdolomit uberfahren Hiermit endet die kalkalpine Schichtfolge Ruhpoldings Gosau Vorkommen sind in der Gemeinde Ruhpolding nicht vorhanden werden aber nur wenig weiter sudwestlich an der Lackenbergwand 1252 m bei Oberwossen angetroffen und sollen daher hier erwahnt werden An der Wand wird eine Oberrhatkalkmulde von Gosausedimenten des Coniaciums gefullt Die Folge beginnt mit einem bunten bis 10 Meter machtigen Basiskonglomerat aus dem sich zum Hangenden immer feinklastischer werdend feinbrekziose hellbraune Kalksandsteine in einer Machtigkeit von 20 bis 30 Meter entwickeln In einigen Lagen treten gehauft unsortierte Quarzgerolle bis 3 Zentimeter Durchmesser auf wahrscheinlich aus abgetragenem Cenoman stammend In den hoheren Partien nimmt der Gehalt an eckigem Quarzsand bedeutend zu der moglicherweise ebenfalls aus umgelagertem Cenoman abzuleiten ist Das Basiskonglomerat wurde durch die Brandung des uber verkarsteten Oberrhatkalk transgredierenden Gosau Meeres geschaffen Es enthalt Gerolle der kalkalpinen naheren Umgebung hauptsachlich weisse Oberrhatkalke und rote Liaskalke mit einem Durchmesser bis uber 0 5 Meter Darunter fanden sich auch Orbitolinen haltige Cenomangerolle Tertiar Bearbeiten Tertiare Ablagerungen fehlen in Ruhpolding vollstandig Wahrend dieses in der Gemeinde nicht dokumentierten Zeitraumes hat sich die Entwicklung vom marinen Ablagerungsraum zum fertigen Gebirge im morphologischen Sinne vollzogen Es seien hier aber am Rande die mitteleozanen Kressenberger Schichten des Helvetikums erwahnt die unweit weiter nordlich am Bahnhof von Eisenarzt am Arztberg anstehen Diese Eisenarzter Fazies baut sich aus massigen bis grobgebankten Nummulitenkalken auf Das Gestein ist infolge eines geringen Eisengehaltes gelbbraun oder dunkelbraun poros rostbraun oder dunkelgrunlichgrau die Kluftfullungen sind limonitisch Die Kressenberger Schichten konnen als murber Sandstein vorliegen und wurden fruher auch abgebaut daher der Ortsname Quartar Bearbeiten nbsp Das Siegsdorfer MammutDas Quartar beinhaltet nur mehr die Landschaftsformung im Verlauf mehrerer Eiszeiten des wahrend des Tertiars entstandenen Gebirges Die morphologischen Zeugen der Eiszeiten wie Kare Trogtaler Hangetaler und Moranenzuge sind in Ruhpolding in reicher Zahl vorhanden Die altesten pleistozanen Ablagerungen sind verfestigte Nagelfluhschotter deren Terrasse zwischen Lohen und Eisenarzt von der Weissen Traun angeschnitten wird Die Schotter durften aus der Mindel Kaltzeit stammen Ein weiteres Nagelfluhvorkommen findet sich direkt an der Gemeindegrenze am Diesselbach sudlich unterhalb des Scharamplateaus Uber der mindelzeitlichen Nagelfluh liegt Moranenmaterial der Riss Kaltzeit lehmige Moranengrundmasse in die stark angewitterte und z T gekritzte Geschiebe eingelagert sind Zum Riss gehort ferner ein geschwungener Endmoranenzug der von Gschwend uber Eckhof und Gastag nach Neustadl reicht Das Ferneis der Riss Kaltzeit erkenntlich an Kristallingeschieben drang etwas weiter nach Norden vor als das letzte Vereisungsstadium der Wurm Kaltzeit deren Endmorane bei Vordermiesenbach zu liegen kommt und eine Dreifachstaffelung aufweist Die Fliessrichtung der aus den Zentralalpen hervorgestossenen Gletscher kann anhand weit verbreiteter Fernmoranen und mittels Stauseegebieten in vom Eis abgeriegelten Talern bestimmt werden Der Hochststand der Vereisung durch die hochstgelegenen Ferngeschiebe angezeigt ist leider nur luckenhaft dokumentiert Erganzt durch morphologische Kriterien wie die Hohenlage von Hangetalern und glazial bedingten Verebnungsflachen lasst sich dennoch eine Mindestvereisungshohe des Gebietes abschatzen Als Beispiel mag ein durch Ferneis transportierter Geschiebeblock aus Granitgneis dienen der am Weg Urschlau Haaralm nordlich des Grundberges 1226 m auf etwa 1180 Meter Hohe gefunden wurde Dementsprechend durfte eine maximale Ferneishohe von etwas uber 1200 Meter uber N N zwischen Hochscharten und Horndlwand Horndlwand und Seekopf und weiter nach Osten in Richtung Fischbach Schwarzachen erreicht worden sein Im Ortskern von Ruhpolding wird die Ferneishohe auf 800 Meter geschatzt und lag folglich mit einer Machtigkeit von 150 Meter uber der heutigen Talsohle Im Bereich des heutigen Ruhpoldinger Beckens traf der Weisstraun Gletscher mit dem Urschlauer Achen Gletscher zusammen Der Weisstraun Gletscher war seinerseits aus dem Seetraun und Fischbach Gletscher hervorgegangen Die beiden prinzipiellen Eisstrome standen mit dem Ferneis des Tiroler Achen Gletschers in Verbindung welcher sowohl einen Seitenast durch das Drei Seen Tal in Richtung Seetraun entsandte und dabei die Wettersteinbarriere am Seekopf Wasserscheide durchbrach als auch einen anderen Seitenast durch Rothelmoos in Richtung Urschlauer Achen absonderte Der von der Nachbargemeinde Unken uber das Heutal hereinstromende Fischbach Gletscher wurde vom Saalach Gletscher gespeist Das wurmzeitliche Glazialbecken von Ruhpolding enthalt ausgedehnte Grundmoranenvorkommen 18 Darunter liegen bei Maiergschwendt und im Unterlauf des Steinbachtals moranennahe kristallinfreie Vorstossschotter Sie bestehen aus Kies und Sandlagen und enthalten gelegentlich exotische Cenoman Komponenten Die miniaturartige Hugellandschaft sudlich von Ruhpolding zwischen Vachenau und Weingarten besteht aus Kuppen anstehender Kreidegesteine mit Grundmoranenuberdeckung Endmoranenartige Kuppen liegen am Ausgang des Urschlauer Achentals sie markieren ein Ruckzugsstadium des Ferneises Eisstauseen bildeten sich im Eschelmoostal und im benachbarten Tal des Weissgrabens Das in den Bachen mitgefuhrte Gerollmaterial wurde hier von dem aus Sudwesten kommenden Urschlauer Achen Gletscher gestaut 19 Die Stausedimente Stauschotter mit Bandertonlagen reichen von kalkig schluffigem Seeton uber Sand und Schotter mit Schragschichtung bis zu grobem Wildbachschotter Die Oberflache der Schotterfluren steigt talwarts an und bildet am oberen Talende meist ausgedehnte Verebnungsflachen Die Erosionsterrassen in den Schotterkorpern entstanden spat bis postglazial Lokalgletscher entstanden auf den aus dem Ferneis der Talgletscher herausragenden Inseln der Hochscharten des Hochkienbergs des Hochgerns des Hochfellns und des Rauschbergs Die Geschiebekomponenten ihrer ausgiebigen Lokalmoranen variieren entsprechend dem jeweiligen Einzugsbereich Mit dem Ruckzug des Ferneises reichten die Lokalgletscher stellenweise z B nordwestlich von Seehaus tiefer in die Taler hinab als die Ferngletscher hinaufreichten Haufig finden sich Endmoranenwalle mehrerer Ruckzugsstadien Erwahnenswert ist der 1960 getatigte Fund eines Mammutzahns im Schotterbett des Fischbachs oberhalb von Laubau welcher wahrscheinlich aus benachbarten Wurmmoranen ausgespult worden war sozusagen ein Vorlaufer des spektakularen Mammutfundes aus dem Jahr 1975 aus dem Gerhartsreiter Graben bei Hopfling Nachbargemeinde Siegsdorf In der nach dem Letzteiszeitlichen Maximum der Wurm Eiszeit LGM vor etwa 21 000 Jahren einsetzenden Trauntal Stufe kam es zu spat bis postglazialen Bildungen Dies wird insbesondere deutlich an weitlaufigen Erosionsterrassen und Erosionsstufen in den alteren Glazialablagerungen sehr schon zu sehen im Tal der Weissen Traun und der Urschlauer Achen Die Terrassenflachen werden haufig von meterdicken lehmigen Abschlammmassen der angrenzenden Berghange uberdeckt Im Ortsgebiet von Ruhpolding sind drei Terrassenstufen vorhanden Nachdem sich die Eismassen zuruckgezogen hatten hinterliessen sie Vertiefungen und Zungenbecken in die Gerollmaterial von den durch den Eisabbau angeschwollenen Gletscherflussen hereintransportiert wurde Wie Grundwasserbohrungen zeigen durften im Ruhpoldinger Becken teils uber Seeton weit mehr als 24 Meter Kies eingeschwemmt worden sein Ein weiteres typisches Beispiel fur spat bis postglaziale Bildungen der letzten Eisruckzugsstadien in periglazialem Klimabereich sind die weit verbreiteten Buckelwiesen so an der Branderalm nordwestlich von Seehaus Die Buckelbildung war nicht vegetationsgebunden sie tritt nur im Wiesengelande am deutlichsten zu Tage Sie werden verbreitet auf Moranen Moranenschotter und Schuttkegeln d h auf schluffreichen Lockergesteinen angetroffen Die Ursache der Buckelbildung muss unter den Bedingungen des periglazialen Klimas gesehen werden Permafrost Wahrscheinlich gehen sie auf netzartig verteilte Eiskeile zuruck deren seitliche Ausdehnung zu Bodenhebungen fuhrte Nach dem Ausschmelzen der Eiskeile wurden die entstandenen Spalten mit Verwitterungsmaterial verfullt 20 Holozan Bearbeiten Die jungste nacheiszeitliche Uberformung der Landschaft entstand durch die Erosion des fliessenden Wassers Neben den in den beiden grosseren Talern vorhandenen jungen Erosionsterrassen ist die Bildung der Talenge der Urschlauer Achen durch Klammbildung sudlich des Grundbergs besonders zu nennen Typische im Holozan entstandene geomorphologische Formen sind Schutt und Schwemmkegel Hang und Verwitterungsschutt Bergsturze sowie Blockschutt Hangrutschungen und Kalktuffe Hangschuttkegel finden sich insbesondere unterhalb von Wettersteinkalk und Hauptdolomitwanden Beispiele sind die Urschlauer Wand die Sandreisse am Rauschberg der Grosse Sand am Talschluss des Mittleren Kraxenbachs zu Fussen des Sonntagshorns und des Vorderlahnerkopfs sowie der Wilde Hausgraben am Lodensee Auf dem langgestreckten Schuttkegel der Rauschberger Sandreisse sind die verschiedene Phasen der holozanen Bodenentwicklung gut zu erkennen Hang und Verwitterungsschutt treten relief und gesteinsabhangig auf besonders in Gebieten mit murben Gesteinen z B brekzioser Hauptdolomit und mit schwach verfestigten Gesteinen z B Cenomanmergel Der grosste Bergsturz ist der zwischen Gruttau und Brand gelegene Marchenwald der laut Uberlieferung im 13 Jahrhundert niedergegangen sein soll Seine riesigen Einzelblocke haben sich teilweise auf einer spat bis postglazialen Terrasse akkumuliert Sie stammen von einer eingesturzten Wand am Ostgrat der Kratzelschneid 1577 m Blockschuttbildung ist fast unter jeder grosseren Wand anzutreffen besonders unter steilen Karwanden Hangrutschungen werden in Grundwasser gesattigten Weichgesteinen wie Flysch und Cenoman beobachtet beispielsweise an den Menkenboden Die lochrig schwammigen Kalktuffe sind Bildungen ausfliessenden Grundwassers Ein kleines Beispiel findet sich an der Strasse nach Brand sudlich des Hasslberg Steinbruchs an der Grenze Morane zu Cenomanmergel Die kalkalpinen Gesteine waren ausserdem der Verkarstung ausgesetzt erkennbar an Karsthohlen Dolinen und Karrenbildung Verkarstungsfahige Gesteine sind Wettersteinkalk Raibler Rauhwacke Plattenkalk Oberrhatkalk Roter Liaskalk und Doggerspatkalk Die einzelnen Karrenformen sind wegen der Vegetationsbedeckung oft nur schlecht beobachtbar Dies gilt besonders fur die subkutan gebildeten Rundkarren Als Karsthohle kann das Schinderloch an der Bischofsfellnalm angefuhrt werden Weitere Hohlen finden sich an der Horndlwand Schmidkunzloch Horndlgrathohle und Horndlwandhohle mit Tropfsteinen und an der Strohnalm die St Michael Grotte Beispiele fur Dolinen finden sich an der Bischofsfellnalm bei Eschelmoos mit zwei Ponoren Wasserschlinger und an der Hochkienbergalm Ein Karrenfeld kann direkt an der Bischofsfellnalm beobachtet werden Im Verlauf des Holozans konnten auch Moore heranwachsen dokumentiert in den Pfitzen ostlich von Gstatt einem typischen Talhochmoor mit Aufwolbung und vor allem in Rothelmoos Das Rothelmoos mit seinen uhrglasartig aufgewolbten Hochmoorflachen und seiner Flora und Fauna ist von herausragender okologischer Bedeutung Es enthalt maandrierende Bachlaufe und wird von Weideflachen umgeben Geodynamik BearbeitenWie der stratigraphischen Beschreibung zu entnehmen ist verlief die Sedimentation in der Lechtal Decke kontinuierlich bis ins Unteralb Wahrend sie im Suden wahrscheinlich durch einsetzende Tektonik bedingt abbrach lief sie in der nordlich vorgelagerten Allgau Decke bis ins Oberalb weiter Das folgende Cenoman Branderfleck Formation war transgressiver Natur und entstammte einem neuen Sedimentationsyklus Es darf daher geschlussfolgert werden dass das Cenoman bereits ein tektonisch bedingtes Relief vorfand in dessen Muldenzuge es im Mittelteil der Lechtal Decke und im Sudteil der Allgau Decke hineingriff Der Muldenbau war folglich pracenoman angelegt worden Somit kann im Raum Ruhpolding ein erstes bedeutendes tektonisches Ereignis fur die Zeitspanne 105 bis 100 Millionen Jahre vor heute angenommen werden So transgrediert das Cenoman bei den Farnboden in der Steinbach Mulde auf verschieden alte Schichtglieder aus Jura und Unterkreide und im Urschlauer Achental sogar auf Trias Jura und Unterkreide Nach dem Vorkommen von Raibler Rauhwacke im Gerollcenoman nordlich der Rabenstein Schuppe zu urteilen mussen zumindest auch fur den Nordteil der Allgau Einheit pracenomane tektonische Bewegungen postuliert werden Die nachste Phase tektonischer Bewegungen kann auf den Zeitraum zwischen post Unterturon und Coniacium eingeengt werden d h in etwa auf den Zeitraum 92 bis 89 Millionen Jahre Dies folgert sich aus der Uberfahrung der unterturonen Sandsteine im Urschlauer Achental durch die Eisenberg Schuppe und damit dem Ende des Sedimentationszyklus Cenoman Unterturon Die Obergrenze der Bewegungen wird durch die Transgression der Gosau Sedimente an der Lackenbergwand zu Beginn des Coniaciums festgelegt Die Gosau Sedimente liegen hier mit einer schwachen Winkeldiskordanz auf gefalteten Oberrhatkalken Es ist anzunehmen dass diese pragosauischen Bewegungen ein dem heutigen bereits sehr nahekommendes Strukturbild geschaffen haben Spatere interne Deformationen der kalkalpinen Zone sind aus dem Raum Ruhpolding allein nicht abzuleiten Die kalkalpine Zone uberfuhr jedoch als Ganzes die bis an die Kreide Tertiar Grenze heranreichenden Sedimente der Flysch Zone im Nordosten Dieses bedeutende Ereignis einsetzender Kontinentalkollision muss somit bereits im Palaogen vor fruhestens 65 Millionen Jahren stattgefunden haben Anmerkung Andernorts in Oberbayern reicht die Flyschfolge mit der hangenden Tratenbachserie aber noch bis ins Untere Eozan Die Kontinentalkollision kann daher erst wesentlich spater im Oberen Eozan vor rund 40 Millionen Jahren begonnen haben Naturliche Rohstoffe und bergbauliche Aktivitaten Bearbeiten nbsp Der aus Rauhwacke erbaute Kirchturm der Pfarrkirche St Georg Im Hintergrund Rauschberg und Sonntagshorn Schotter und Kies werden in der Gemeinde Ruhpolding schon seit langer Zeit gewonnen so Kies aus dem Fischbach ostlich Fuchswiese und Schotter unterhalb von Steinberg Auch Hangschutt aus feinstuckigem Hauptdolomit von der Urschlauer Wand fand fur den Wege und Strassenbau Verwendung Als Bausteine wurden Raibler Rauhwacke und Hauptdolomit eingesetzt Die Rauhwacke erfreute sich ehemals grosser Beliebtheit und wurde am Rabenstein gebrochen Sie wurde beispielsweise am Kirchturm der Pfarrkirche und am Bahnhof verbaut Gut gebankter und kompakter Hauptdolomit wurde nordwestlich von Lohen abgebaut Auch Kalk wurde gebrannt wie Reste von Kalkofen am Fusse des Rauschbergs belegen Die bergbaulichen Aktivitaten konzentrierten sich auf den Hinteren Rauschberg an dem bereits ab dem 16 Jahrhundert Blei Zink gewonnen wurde Der Abbau des im Wettersteinkalk enthaltenen silberhaltigen Bleiglanzes und Galmeis wurde mit Unterbrechungen bis 1925 fortgesetzt Wie auch andernorts im Alpenbogen wurde syngenetisch und fein verteilt im Kalk eingelagertes Blei und Zink spater mobilisiert und in Storungszonen im Wettersteinkalk zu abbauwurdigen Vererzungen konzentriert Erwahnt sei hier auch die Alabaster Fundstatte vom Kaumgraben am Hochfelln an der die schneeweisse feinkornige Gipsvarietat zwischen 1796 und 1816 gefordert wurde und vorwiegend im Kunstgewerbe Verwendung fand Geotope BearbeitenVom Bayerischen Landesamt fur Umwelt LfU wurden recht viele Geotope fur die Gemeinde Ruhpolding ausgewiesen darunter die Identifikationsnummern 189A021 Steinbruch des Ruhpoldinger Marmors am Hasslberg sudwestlich vom Ortskern 189A034 Quartare Nagelfluh auf Raibl Formation nordwestlich von Vordermiesenbach 189A042 Branderfleck Formation bei Urschlau sudwestlich von Ruhpolding 189A043 Hauptdolomit an der Schwarzachenalm sudsudostlich vom Ortskern 189G002 Blei Zink Erzbergbau am Hinteren Rauschberg geteilt mit Inzell 189G004 Historischer Rauhwacke Abbau am Rabenstein nordwestlich von Ruhpolding 189G006 Ehemaliger Alabasterbruch an der Kaumalpe unterm Hochfelln 189G012 Steinbruch und Gletscherschliff am Taubensee sudsudostlich des Ortskerns 189R014 Hochmoor ostlich von Gstatt Pfitzen 189R015 Schuttkegel Sandreisse am Westhang des Rauschberges ostlich von Waich 189R032 Schuttkegel des Wilden Hausgrabens am Lodensee 189R033 Dolinen und Uvala der Hochkienbergalm sudwestlich von Ruhpolding 189R034 Hochmoorflachen von Rothelmoos sudwestlich vom Ortskern 189R035 Karrenfeld und Dolinen der Bischofsfellnalm westlich von Ruhpolding 189R036 Dolinen und Ponore des Eschelmooses westlich des Ortskerns 189R037 Sonntagshorn und Grosser Sand sudlich von RuhpoldingLiteratur BearbeitenKlaus Doben Erlauterungen zum Blatt Nr 8241 Ruhpolding In Geologische Karte von Bayern 1 25000 Bayerisches Geologisches Landesamt Munchen 1970 Klaus Doben Erlauterungen zum Blatt Nr 8242 Inzell In Geologische Karte von Bayern 1 25000 Bayerisches Geologisches Landesamt Munchen 1973 G W Mandl The Alpine sector of the Tethyan shelf examples of Triassic to Jurassic sedimentation and deformation from the Northern Calcareous Alps In Mitt Osterr Geol Ges Band 92 2000 S 61 77 E Spengler Versuch einer Rekonstruktion des Ablagerungsraumes der Decken der Nordlichen Kalkalpen 11 Teil Der Mittelabschnitt der Kalkalpen In Jb Geol Bundesanst Band 99 Wien 1958 S 1 74 Alexander Tollmann Tektonische Karte der Nordlichen Kalkalpen 2 Teil Der Mittelabschnitt In Mitt Geol Ges Wien Band 61 Wien 1969 S 124 181 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Doben Erlauterungen zum Blatt Nr 8241 Ruhpolding In Geologische Karte von Bayern 1 25000 Bayerisches Geologisches Landesamt Munchen 1970 Reinhard Hesse Rhenodanubian Flyschzone Bavarian Alps In S Carena A M Friedrich und B Lammerer Geological Field Trips in Central Western Europe Fragile Earth International Conference Munich September 2011 Hrsg Geological Society of America Field Guide Band 22 2011 S 51 73 doi 10 1130 2011 0022 05 Alexander Tollmann Tektonische Karte der Nordlichen Kalkalpen 2 Teil Der Mittelabschnitt In Mitt Geol Ges Wien Band 61 Wien 1969 S 124 181 J Haas S Kovacs L Krystyn und R Lein Significance of Late Permian Triassic facies zones in terrane reconstructions in the Alpine North Pannonian domain In Tectonophysics Band 242 1995 S 19 40 H J Gawlick W Frisch A Vecsei T Steiger und F Bohm The change from rifting to thrusting in the Northern Calcareous Alps as recorded in Jurassic sediments In Geologische Rundschau Band 87 1999 S 644 657 L Leine Rauhwacken und ihre Entstehung In Geologische Rundschau Band 60 2 Stuttgart 1971 S 488 524 H O Hellerer Geologie des Hochkienbergs und seiner Umgebung in den Chiemgauer Alpen In Unveroff Diplom Arb TH Munchen Munchen 1964 S 64 H O Angermeier Der geologische Bau des Rauschberg Gebietes in den Chiemgauer Alpen In Unveroff Diplom Arb Univ Munchen Munchen 1960 S 63 R Henrich Der Wettersteinkalk am Nordwestrand des tirolischen Bogens in den nordlichen Kalkalpen der jungste Vorstoss einer Flachwasserplattform am Beginn der Obertrias In Geol et Palaeont Band 17 Marburg 1983 S 137 177 J Trischler Geologisch palaontologische Untersuchungen in den Chiemgauer Alpen Hochgern Gebiet In Unveroff Diplom Arb Univ Munchen Munchen 1967 S 97 O Ganss Geologie des Blattes Bergen In Geologica Bavarica Nr 26 Bayer Geol Landesamt Munchen 1956 S 164 O Ebli Sedimentation und Biofazies an passiven Kontinentalrandern Lias und Dogger des Mittelabschnittes der Nordlichen Kalkalpen und des fruhen Atlantik In Munchener Geowissenschaftliche Abhandlungen Band 32 1997 S 1 255 K Krainer H Mostler und G Haditsch Jurassische Beckenbildung in den Nordlichen Kalkalpen bei Lofer Salzburg unter besonderer Berucksichtigung der Magnanerz Genese In Abhandlungen Geol Bundesanst Band 50 1994 S 257 293 H J Gawlick W Frisch S Missoni und H Suzuki Middle to Late Jurassic radiolarite basins in the central part of the Northern Calcareous Alps as a key for the reconstruction of their early tectonic history an 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wikipedia org w index php title Geologie von Ruhpolding amp oldid 225355977