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Die Lechtaldecke ist eine tektonische Deckeneinheit im Bajuvarikum der Nordlichen Kalkalpen Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung 2 Definition 3 Geographische Beschreibung 4 Gebirgsgruppen und Berggipfel 5 Stratigraphie 5 1 Sedimentarer Inhalt 6 Struktureller Aufbau 6 1 Schuppenbau 6 2 Faltenzuge 7 Tektonik 7 1 Organisation 7 2 Zeitliche Entwicklung 7 3 Alter 8 Literatur 9 EinzelnachweiseBezeichnung BearbeitenDie Lechtaldecke ist nach ihrer Typlokalitat den Lechtaler Alpen benannt Definition Bearbeiten nbsp Mittlere und Kleine der Drei Schwestern 2053 m Die Gipfel bestehen aus Hauptdolomit der Drei Schwestern Schuppe der LechtaldeckeIn den zum Oberostalpin Austroalpin gehorenden Nordlichen Kalkalpen ihrer hochsten tektonischen Deckeinheit sedimentaren Ursprungs 1 konnen eine Anzahl tektonischer Deckenbereiche unterschieden werden denen teilweise auch bestimmte Schichtenfolgen zu eigen sind Anmerkung Das Oberostalpin fur sich genommen stellt im Alpenorogen die hochste tektonische Einheit dar Von Otto Ampferer und Hammer wurden fur den Westteil im Jahr 1911 2 und von Hahn fur den Zentral und Ostteil im Jahr 1912 3 drei Hauptdecken abgetrennt das Bajuvarikum in Liegendposition im Norden gefolgt vom intermediaren Tirolikum und dem Juvavikum des Hangenden weiter sudlich Das Bajuvarikum wird seinerseits in zwei Deckensysteme unterteilt das nordliche Tiefbajuvarikum im Liegenden mit der Cenoman Randschuppe und der Allgaudecke sowie das sudliche Hochbajuvarikum mit der Lechtaldecke Im Westen der Nordlichen Kalkalpen folgt auf das Bajuvarikum weiter sudwarts das Tirolikum mit der Inntaldecke und der ihr auflagernden Krabachjochdecke Das dargestellte Klassifikationsschema war bis 1970 unter Alpengeologen in Gebrauch bis Alexander Tollmann es leicht abanderte 4 indem er dem Nordrand der Inntaldecke noch eine Karwendelschuppe vorschaltete Jedoch wurden selbst an dieser Einteilung seit 2003 Zweifel laut 5 Mittlerweile haben Kilian und Ortner 2019 das Lechtal und das Inntaldeckensystem zur neuen Karwendeldecke vereint Die vormalige Allgaudecke wurde in Tannheimdecke umbenannt 6 Geographische Beschreibung BearbeitenDie Lechtaldecke weist im Westteil im Durchschnitt eine um 30 40 km schwankende Breite auf im Osten erreicht sie aber nur etwa 25 Kilometer Einerseits verschmalert sie sich gegen Osten aufgrund des Vorstosses des tirolischen Bogens andererseits vermindert sich die Gesamtbreite der Nordlichen Kalkalpen generell am Westende Die Lechtaldecke setzt am Westrand der Nordlichen Kalkalpen bei Vaduz ein Sie zieht in nordnordostlicher Streichrichtung bis ostlich von Ruhpolding wo sie von der Staufen Hollengebirgsdecke des Tirolikums in nordostlicher Richtung abgeschnitten und uberfahren wird Im anschliessenden Zentralteil fehlt sie vollstandig und taucht erst ostlich der Krems in Gestalt der Reichraminger Decke wieder auf Diese wird ab den Weyerer Bogen von der Lunzer Decke abgelost welche bis zum Ostrand der Nordlichen Kalkalpen nordlich von Wien Wiener Becken aushalt Die Lunzer Decke ist aber nicht durchgehend sondern wird zwischen Hainfeld und der Schwechat von der tirolischen Reisalpendecke und der Goller Decke verborgen Die Nordbegrenzung der Lechtaldecke folgt dem Deckenkontakt zur unterlagernden Allgaudecke und ist immer tektonischer Natur nbsp Am Staufen 1782 m wird die Lechtaldecke vom Tirolikum uberfahren und endet hier vorerstIhre Sudbegrenzung ist weitaus komplexer und ebenfalls immer tektonischer Natur Sie beginnt im Ratikon mit einem tektonischen Kontakt zu den penninischen Decken des Prattigau Halbfensters mit der Arosa Zone sowie darunter Falknisdecke und Sulzfluhdecke Sudlich von Bludenz stosst die Lechtaldecke dann an die Phyllitgneiszone des Silvretta Kristallins welches ebenfalls deckenartig vorliegt Etwa 15 Kilometer westlich von Landeck trifft sie auf den Landecker Quarzphyllit Ab Imst wird sie bis an den Inn von der tirolischen Inntaldecke uberlagert Anteile der Lechtaldecke kommen auch noch sudlich des Ost und Westendes der auflagernden Inntaldecke zum Vorschein Im Westen ist der Sudrand der Lechtaldecke uber den Einheiten der Zentralalpen sekundar versteilt ja auf weite Strecken durch einen weiteren jungeren Nachschub uberkippt Dass die AUgaudecke am Nordrand der Kalkalpen zwar unter die Lechtaldecke untertaucht am Sudrand aber nicht mehr hervorkommt sondern die Lechtaldecke dort unmittelbar der Landecker Phyllit Phyllitgneiszone auflagert ist dem basalen schrag gegen S absteigenden primaren Zuschnitt der grossen oberostalpinen Deckenmasse zu verdanken so dass die Allgaudecke als ein sekundar abgescherter uberschobener Vorderteil der nach Suden stratigraphisch tiefergreifenden Gesamtplatte zu werten ist 4 Kurz vor Erreichen des Inns erscheint erstmals die Staufen Hollengebirgsdecke die nordlich von Kufstein bis an den Staufen nach Nordosten durchzieht Im Ostteil beginnt die Sudbegrenzung erst wieder bei Grunau und folgt dem Nordrand der Staufen Hollengebirgsdecke jetzt aber in sudostlicher Richtung Ab Steyrling ubernimmt dann die Totengebirgsdecke der Kontakt folgt sodann dem Sengsengebirge bis hin zu den Weyerer Bogen Ab dem Sudende der Weyerer Bogen bildet die Murzalpendecke den Sudrand gefolgt von der Unterbergdecke ostlich von Grossreifling Die Unterbergdecke springt dann ostlich des Otschers nach Sudosten zuruck und macht der unterlagernden Reisalpendecke Platz welche die Lechtaldecke in Gestalt der Lunzerdecke sudostlich von Hainfeld schliesslich abschneidet Nachdem die Lunzerdecke ostlich der Schwechat noch einmal erscheint wird ihr Sudrand bis zum endgultigen Abtauchen nordlich von Modling von der Goller Decke markiert Gebirgsgruppen und Berggipfel BearbeitenDie Lechtaldecke findet sich in folgenden Gebirgsgruppen die entweder vollstandig oder teilweise von ihr aufgebaut werden Ratikon Lechquellengebirge Lechtaler Alpen Allgauer Alpen Ammergauer Alpen Wettersteingebirge Mieminger Kette Estergebirge Bayerische Voralpen Karwendel Brandenberger Alpen Chiemgauer Alpen Oberosterreichische Voralpen Ybbstaler Alpen Turnitzer Alpen und Wienerwald Die Lechtaldecke beherbergt zahlreiche Berggipfel Ihr hochster mit 3036 Meter ist die Parseierspitze in den Lechtaler Alpen Als Beispiele seien nur einige herausgegriffen Augstenberg 2359 m Biberkopf 2599 m Bodenwies 1540 m Drei Schwestern 2053 m Galinakopf 2198 m Heiterwand 2642 m Hochfelln 1674 m Hochfrottspitze 2649 m Hochvogel 2592 m Hohenstein 1195 m Hohes Licht 2651 m Krottenkopf 2086 m Madelegabel 2645 m Muttekopf 2774 m Rappenspitze 2223 m Rotwand 1884 m Sauling 2047 m Schafreuter 2102 m Schesaplana 2965 m Valluga 2809 m Wildberg 2788 m Zimba 2643 m und Zugspitze 2962 m Stratigraphie Bearbeiten nbsp Die Heiterwand 2642 m der Lechtaler Alpen wird aus Wettersteinkalk aufgebautFaziell gehoren die Sedimente der Lechtaldecke zur Bayerisch nordtirolischen Fazies Die Lechtaldecke zeigt eine vollstandigere mesozoische Schichtenfolge als die Allgaudecke Ihre alteren Schichtglieder des Permoskyths sind nur an ihrem Sudrand aufgeschlossen Landschaftlich bestimmend sind ihre machtigen triassischen Carbonatkomplexe des Ladiniums Wettersteinkalk und des Noriums Hauptdolomit In Ostnordost streichenden Muldenzugen haben sich meist posttriasische Sedimente die so genannten Jung Schichten erhalten Diese sind jedoch in Achsenkumulationen durch Abtragung entfernt Die flach bis tief marinen permotriassischen Sedimente der Lechtaldecke waren auf dem sudostlichen Kontinentalrand des zu Pangaa gehorenden Eurasiens abgelagert worden 7 Dieser Bereich wird jetzt als eigene Mikroplatte namens Alcapia aufgefasst welche am damaligen Nordwestrand des Meliata Ozeans einem Abzweig der Neotethys gelegen war 8 Im Unterjura installierte sich ein Dehnungsregime Durch das Rifting bedingte Eindringen des penninischen Ozeans entfernte sich Alcapia zusehends von Eurasien Die wahrend der Trias entstandenen Plattformen auf dem Kontinentalrand ertranken und die flach marine Sedimentation kam zum Stillstand Wahrend Mittel Oberjura und Unterkreide herrschten sodann pelagische Tiefwasserformationen Magmatische Gesteine sind in der Lechtaldecke unterreprasentiert In den Arlbergschichten des Ladiniums sind die mafischen Vulkanite des Melaphyr von Lech anzufuhren Eine weitere Ausnahme bilden die unterkretazischen Ehrwaldite sudlich des Zugspitzmassivs Es handelt sich hierbei um basanitische Ganggesteine Nephelinbasanit die in einer schmalen knapp 50 Kilometer langen Zone Puitental mesozoische Sedimentgesteine bis zur Unterkreide durchschlugen Ihr Alter wurde mit rund 100 Millionen Jahren bestimmt sie stammen somit aus dem Oberen Albium Aus ihrer Gegenwart lasst sich schlussfolgern dass zur Zeit ihres Magmenaufstiegs keine Subduktionszone unter den Nordlichen Kalkalpen vorhanden war Ihr Aufstieg war unter Dehnung erfolgt als die Nordlichen Kalkalpen noch keinen Deckenbau aufwiesen und auf einem kontinentalen Sockel lagen weit entfernt yon einer penninischen Subduktionszone Der Aufstieg der basanitischen Ehrwalditschmelzen ist moglicherweise einem Horst Graben System geschuldet mit Beziehungen zu transpressiver Tektonik 9 Sedimentarer Inhalt Bearbeiten Die Lechtaldecke zeichnet sich durch folgende Schichtenfolge aus vom Hangenden zum Liegenden Gosau Gruppe Turonium bis Bartonium Obereozan Branderfleck Formation Cenomanium bis Coniacium Losenstein Formation Albium bis Cenomanium Tannheim Formation bzw Lech Formation im Sudwesten Aptium bis Albium Schrambach Formation Berriasium bis Aptium Ammergau Formation Kimmeridgium bis Berriasium Ruhpolding Formation Oxfordium bis Kimmeridgium Allgau Formation Hettangium bis Oxfordium Adnet Formation Hettangium bis Sinemurium Zirmenkopf Kalk Oberes Rhatium Kossen Formation Rhatium Hauptdolomit Norium Raibler Schichten Karnium Arlberg Formation Oberes Ladinium Wettersteinkalk Ramsaudolomit bzw Partnach Schichten Ladinium Reifling Formation Alpiner Muschelkalk Oberes Anisium bis Unteres Ladinium Reichenhall Formation Anisium Alpiner Buntsandstein bzw Werfener Schichten und Fuorn Formation Skythium Haselgebirge und Prabichl Formation Alpiner Verrucano PermMeistens beginnt die Schichtenfolge der Lechtaldecke wie beispielsweise im Karwendel mit dem norischen Hauptdolomit der bis zu 800 Meter machtig und aus einem gut geschichteten teils stromatolithischen Dolomit aufgebaut wird 10 Altere Schichtglieder wie der Alpine Buntsandstein sind meist zuruckgeblieben und treten nur am Sudrand in Erscheinung Nachdem die aus dem Hauptdolomit errichtete Schelfplattform ertrunken war lagerte sich 250 Meter machtiger subtidaler Plattenkalk ab Der Hohepunkt des Ertrinkens wird im Rhat durch die Becken der Kossen Formation angezeigt Die Mergel und Mergelkalke der Kossen Formation verzahnen sich ihrerseits mit den Plattformsedimenten des Oberrhatkalks Die Kossen Formation zeichnet sich durch schwarze Kalkbanke im Dezimeter bis Halbmeterbereich aus welche der Kalkalpennordrand Fazies der Allgaudecke ahneln 11 Die Trias Jura Grenze brachte mit der Adneter Wende einen grundlegenden Umschwung in der stratigraphischen und tektonischen Entwicklung der Nordlichen Kalkalpen So hatte der Beginn des Riftvorgangs im Penninikum eine bedeutende Subsidenz und das damit verbundene Ertrinken der triassischen Karbonatplattform ausgelost Die an das Rift gebundenen Grabenbruche bewirkten eine Faziesdifferenzierung Die Adnet Formation besteht aus kondensierten mikritischen roten Knollenkalken die auf Untermeeresschwellen abgelagert worden waren wohingegen die Allgau Formation dazwischenliegende Beckenbereiche fullte und dabei Machtigkeiten von uber 1 000 Meter erreichte 12 Die Synriftsedimentation endete mit der Ruhpoldinger Wende 13 zu Beginn des Oberjuras Abgesetzt wurden jetzt die Radiolarite der Ruhpolding Formation bunte Cherts des Tiefwasserbereichs Die aus dem Oberjura und der Unterkreide stammende Ammergau Formation wird von dichten pelagischen gut geschichteten Mikriten mit dazwischengeschalteten Mergellagen aufgebaut Die unterkretazische Schrambach Formation ist mergeliger Natur und kann eine Wechsellagerung aus Mergeln und Sandsteinen an den Tag legen 14 Struktureller Aufbau Bearbeiten nbsp Der Gebirgsstock der Schesaplana 2965 m Im Westen der Lechtaldecke ist Schuppenbau vorherrschend zwischen Lech und ostlich des Inns stellt sich jedoch ein sanfterer Mulden und Sattelbau ein Schuppenbau Bearbeiten Der Schuppenbau ist insbesondere im Ratikon sehr deutlich entwickelt Unterschieden werden hier beispielsweise die Drei Schwestern Schuppe um den Galinakopf die Heubuhl Schonberg Schuppe bei Malbun die Augstenberg Schuppe um den Augstenberg die Gorfion Schuppe des Gorfions die Fundelkopf Alpila Scholle um den Fundelkopf die Zimba Schesaplana Schuppe nordlich um die Schesaplana und die Frescalot Kristakopf Scholle um den Kristakopf Entlang der einzelnen Schuppengrenzen erscheint vielerorts die Arosa Zone die gelegentlich auch diapirartig aufdringt Beispiele hierfur liefern der Loischkopf und der Spitz 15 Schuppen ostlich des Ratikons sind beispielsweise die Madrisa Schollenzone die Allgauer Hauptkamm Schuppe und die Ramstall Schuppe Faltenzuge Bearbeiten Am Nordrand der Lechtaldecke erscheint der Grosse Muldenzug auch Hochbajuvarische Randmulde der zum Teil betrachtlich auf die Allgaudecke uberschoben ist Sudlich anschliessend verlauft die Heckenbach Antiklinale und das Bayerische Synklinorium eine Doppelmulde mit Zwischensattel die vom Plansee im Ammergebirge bis nach Ruhpolding im Osten reicht Noch weiter sudlich folgt der Wamberger Sattel von Garmisch Partenkirchen bis ostlich von Kufstein Westlich der Zugspitze lauft zwischen Lech und Loisach die Holzgauer Mulde 16 die sich weiter in die Puitental Zone fortsetzt 17 Ostlich der Isar tritt die Karwendelmulde auch Wetterstein Karwendel Mulde in Erscheinung 18 die sich uber Spezialfalten in die nordostlich versetzt laufende Thierseermulde verlangert Die Thierseermulde taucht dann nordlich von Kufstein axial unter die nach Nordosten vorgreifende Staufen Hollengebirgsdecke des Tirolikums ab bzw wird von letzterer uberfahren Im Osten erscheint ausserdem der Guffert Pendling Sattel Tektonik BearbeitenOrganisation Bearbeiten nbsp Blick vom Teufelskopf auf die aus Wettersteinkalk aufgebauten Laliderer Wande Entlang des Wandfusses verlauft am Hohljoch die flache Deckenuberschiebung der Inntaldecke uber die Lechtaldecke Die Uberschiebungsweite der Lechtaldecke uber die Allgaudecke ist bedeutend So kann im Raum Bad Hindelang und dem Ostabschnitt des Hornbach Halbfensters ein Betrag von 23 km abgelesen werden Die Uberschiebungsweiten nehmen dann gegen Osten auf nur noch 5 5 Kilometer ab Die tatsachlichen Uberschiebungsweiten durften aber diese Abschatzungen um einiges ubertreffen Innerhalb des Deckenstapels lassen sich drei Uberschiebungsbahnen erster Ordnung unterscheiden welche sich fazieller Ubergange im Sedimentpaket und daraus entstehender Kompetenzunterschiede bedienen Die Innenarchitektur des Deckenstapels wurde hauptsachlich von bereits vorhandenen Querbruchen bestimmt Zeitliche Entwicklung Bearbeiten Der Gebirgsbildungsprozess der Alpen wird durch die Schliessung ihrer beiden ozeanischen Bereiche dem Meliata Ozean einerseits und dem Ligurien Piemont Ozean mit seinem Abzweig dem Valais Ozean andererseits charakterisiert 19 Die tektonische Entwicklung der kompressiven Einengungen in den Nordlichen Kalkalpen erfolgte hierbei in zwei Hauptstufen Im Zeitraum spate Unterkreide bis Oberes Eozan bildete sich ein mit Faltenzugen durchsetzter Nordwest vergenter Deckenstapel Englisch fold and thrust belt aufgrund von transpressiven rechtshandigen Scherbewegungen im orogenen Kollisionskeil des Ostalpins Diese Eoalpine Orogenese war der Obduktion der Meliata Ophiolite Kimmerische Phase uber das Sedimentpaket des Oberostalpins hinweg auf den sudostlichen Kontinentalrand Alpacias gefolgt Nach den jungsten betroffenen Sedimenten zu urteilen hatte der eoalpine Deckenstapelungsprozess im spaten Albium eingesetzt 20 Die Uberschiebungsrichtung und Vergenz des Faltenbaus war Nordwest bis Nordnordwest Nach der erfolgten Kontinentalkollision mit dem Oberostalpin diesmal in Hangendposition kam es zur isostatischen Heraushebung des Orogens Diese Mesolpine Hauptphase des Palaogens war der Schliessung des penninischen Ozeans im Obereozan geschuldet 21 Das Spannungsfeld hatte mittlerweile eine Drehung im Uhrzeigersinn erfahren und war jetzt Nord Sud bis Nordnordost Sudsudwest orientiert 22 Im internen Grundgebirge des Austroalpins werden diese beiden Gebirgsbildungsphasen durch ein Dehnungsregime in der Oberkreide eindeutig voneinander getrennt 23 Im externen Deckenstapel scheint dies aber nicht der Fall zu sein vielmehr sind hier die Deformationen durchgangig wie verschiedene synorogene Sedimentfolgen mit growth strata verdeutlichen 24 Im Miozan wurden schliesslich im Verlauf der Neoalpinen Phase Krustenkeile in den zentralen Ostalpen nach Osten ausgepresst wodurch die Scherbewegungen in ihr linkshandiges Gegenteil umschlugen Die Scherungen bewirkten gravitativ gesteuerte Zergleitungsvorgange unter seitwartiger Streckung Die Anlage von Abschiebungen und die Reaktivierung alterer Storungen fuhrte zur Ausbildung intramontaner Becken Das Spannungsfeld schwankte zwischen Nordwest und Nordost und wiederholte in gewisser Weise die Richtungsverhaltnisse der Oberkreide und des Palaogens 25 Alter Bearbeiten Die Lechtaldecke hatte sich wahrend des Albiums vor 110 bis 100 Millionen Jahren uber die spatere Allgaudecke geschoben wobei ihre Basis verfaltet wurde 26 Sie erreichte dann im Verlauf des Turoniums und Coniaciums die Cenoman Randschuppe und uberfuhr dabei gleichzeitig die penninische Arosa Zone die teppichartig ausgewalzt wurde Die Decken des Rhenodanubischen Flyschs wurden erst im Maastrichtium beruhrt 5 Die Stapelung des Inntaldeckensystems im sudlichen Rucken der Lechtaldecke geschah nach dem Cenomanium und erfolgte ausser der Reihe out of sequence 6 Literatur BearbeitenAlexander Tollmann Der Bau der Nordlichen Kalkalpen Deuticke Wien 1976 S 449 Einzelnachweise Bearbeiten S M Schmid B Fugenschuh E Kissling und R Schuster Tectonic map and overall architecture of the Alpine orogen In Eclogae Geologicae Helvetiae Band 97 1 2004 S 93 117 Otto Ampferer Wilhelm Hammer Geologischer Querschnitt durch die Alpen vom Allgau zum Gardasee In Jahrbuch der k k Geologischen Reichsanstalt Band 61 1911 S 531 710 zobodat at PDF Felix Hahn Versuch einer Gliederung der austroalpinen Masse westlich der osterreichischen Traun In Verhandlungen der k k Geologischen Reichsanstalt 1912 S 337 344 zobodat at PDF a b Alexander Tollmann Tektonische Karte der Nordlichen Kalkalpen 3 Teil Der Westabschnitt In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 62 1970 S 78 170 a b Hugo Ortner Cretaceous thrusting in the western part of the Northern Calcareous Alps Austria evidences from synorogenic sedimentation and structural data In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 94 2001 S 63 77 zobodat at PDF a b Sinah Kilian und Hugo Ortner Structural evidence of in sequence and out of sequence thrusting in the Karwendel mountains and the tectonic subdivision of the western Northern Calcareous Alps In Austrian Journal of Earth Sciences Volume 112 1 Wien 2019 S 62 83 doi 10 17738 ajes 2019 0005 zobodat at PDF G Mandl The Alpine sector of the Tethyan shelf examples for Triassic to Jurassic sedimentation and deformation from the Northern Calcareous Alps In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 92 2000 S 61 77 G M Stampfli u a Subduction and obduction processes in the Swiss Alps In Tectonophysics Band 296 1998 S 159 204 doi 10 1016 S0040 1951 98 00142 5 V Trommsdorff u a Mid Cretaceous primitive alkaline magmatism in the Northern Calcareous Alps Significance for Austroalpine Geodynamics In Geologische Rundschau Band 79 1 1990 S 85 97 I Fruth und R Scherreiks Hauptdolomit Norian Stratigraphy Paleogeography and Diagenesis In Sedimentary Geology Band 32 1982 S 195 231 doi 10 1016 0037 0738 82 90050 1 F Fabricius Beckensedimentation und Riffbildung an der Wende Trias Jura in den Bayerisch Tiroler Kalkalpen In International Sedimentary Petrological Series Band 9 Brill Leiden 1966 S 143 V Jacobshagen Die Allgauschichten Jura Fleckenmergel zwischen Wettersteingebirge und Rhein In Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt Band 108 1965 S 1 114 W Schlager und W Schollnberger Das Prinzip stratigraphischer Wenden in der Schichtfolge der Nordlichen Kalkalpen In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 66 67 1974 S 165 193 K H Nagel K I Schutz S Schutz W Wilmers und W Zeil Die geodynamische Entwicklung der Thiersee und Karwendelmulde Nordliche Kalkalpen In Geologische Rundschau Band 65 1976 S 536 557 doi 10 1007 BF01808480 M Kobel Erlauterungen zur Tektonik des Ratikon mit spezieller Berucksichtigung des Kalkalpinen Anteils In Jb Vorarlberger Landesmus Ver 1968 69 1969 S 245 260 R Huckriede Die Kreideschiefer bei Kaisers und Holzgau in den Lechtaler Alpen In Verh geol Bundesanst Wien 1958 H Miller Die tektonischen Beziehungen zwischen Wetterstein und Mieminger Gebirge Nordliche Kalkalpen In N Jb Geol Palaont Abh Band 118 Stuttgart 1963 F Trusheim Die Mittenwalder Karwendelmulde Beitrage zur Lithogenese und Tektonik der Nordlichen Kalkalpen In Wiss Veroff Dt u osterr Alpenver Band 7 Innsbruck 1930 N Froitzheim s M Schmid und M Frey Mesozoic paleogeography and the timing of eclogite facies metamorphism in the Alps A working hypothesis In Eclogae Geologicae Helvetiae Band 89 1996 S 81 110 doi 10 5169 seals 167895 G H Eisbacher und R Brandner Superposed fold thrust structures and high angle faults northwestern Calcareous Alps Austria In Eclogae Geologicae Helvetiae Band 89 1996 S 553 571 doi 10 5169 seals 167913 K Stuwe und R Schuster Initiation of subduction in the Alps Continent or ocean In Geology Band 38 2010 S 175 178 doi 10 1130 G30528 1 H Ortner Local and far field stress analysis of brittle deformation in the western part of the Northern Calcareous Alps Austria In Geologisch Palaontologische Mitteilungen Innsbruck Band 26 2003 S 109 131 N Froitzheim S Schmid und P Conti Repeated change from crustal shortening to orogen parallel extension in the Austroalpine units of Graubunden In Eclogae Geologicae Helvetiae Band 87 1994 S 559 612 doi 10 5169 seals 167471 H Ortner A Kositz E Willingshofer und D Sokoutis Geometry of growth strata in a transpressive fold belt in field and analogue model Gosau Group at Muttekopf Northern Calcareous Alps Austria In Basin Research Band 28 6 2016 S 731 751 doi 10 1111 bre 12129 H Peresson und K Decker K The Tertiary dynamics of the northern Eastern Alps Austria changing palaeostresses in a collisional plate boundary In Tectonophysics Band 272 1997 S 125 157 doi 10 1016 S0040 1951 96 00255 7 Patrick Oswald Hugo Ortner und Alfred Gruber Deformation around a detached half graben shoulder during nappe stacking Northern Calcareous Alps Austria In Swiss Journal of Geosciences Band 112 2019 S 23 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lechtaldecke amp oldid 237819258