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Die voralpine Staufen Hollengebirgs Decke ist in den Nordlichen Kalkalpen die wichtigste tektonische Untereinheit des Tirolikums Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Vorkommen 3 Gebirgsgruppen und Berggipfel 4 Stratigraphie 4 1 Schichtenfolge 4 2 Sedimentare Entwicklung 4 2 1 Passiver Kontinentalrand 4 2 2 Aktiver Kontinentalrand 4 2 3 Gosau Becken 4 2 4 Tertiar und Quartar 5 Tirolischer Bogen 6 Tektonik 6 1 Deckenbasis 6 2 Auflagernde Decken 6 2 1 Kaisergebirge 6 2 2 Berchtesgadener Schubmasse 6 2 3 Dachsteinmasse 6 3 Tektonische Fenster 7 Geodynamik 8 Alter 9 Literatur 10 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie Staufen Hollengebirgs Decke manchmal auch nur separat als Staufen Decke oder als Hollengebirgs Decke bezeichnet ist nach dem Gebirgsstock des 1782 Meter hohen Staufens und dem Hollengebirge benannt Vorkommen Bearbeiten nbsp Der Nordabbruch des 1771 Meter hohen Hochstaufens uber Schloss StaufeneckLaut Spengler 1928 lost sich die Staufen Hollengebirgs Decke noch westlich des Inns in der Unnutz Pendling Antiklinale einem Sattel aus Wettersteinkalk von der Lechtal Decke des Bajuvarikums 1 Gen Osten gewinnt sie zunehmend an Ausdehnung und greift nacheinander uber nordliche Teile des Bajuvarikums so dass sie bei Salzburg die gesamte Breite der Kalkalpen einnimmt Ihre nordliche Deckengrenze streicht ostlich des Inns von Ebbs in nordostlicher Richtung uber Kossen bis an den Staufen ostlich von Inzell wo sie auf die Flyschzone stosst Ihre Deckenstirn verlauft hinter Kossen als Wettersteinkalkzug uber den Hochkienberg den Nordabfall des Rauschbergs bei Ruhpolding bis hin zum Nordabfall des Staufens Sie ist deutlich in Form einer steil stehenden Anpressungs bis Uberschiebungsflache zu erkennen Ostlich von Salzburg grenzt die Staufen Hollengebirgs Decke bis zum Zug des Schobers und der Drachenwand direkt an den Flysch Die Grenze zieht sodann vom Nordabfall der Drachenwand wo darunter die bajuvarische Langbathscholle erscheint in die Nordabfalle des Schafberges und des Hollengebirges Hier wird die Langbathscholle erneut uberschoben Ostlich vom Traunsee verlauft der Deckenordrand dann vom Nordabfall des Traunsteines langs des Flyschrandes bis zum Almtal dann weiter uber Windfangkogel Nordabfall Stossberg Kremsmauer Nordabfall und Sengsengebirge bis zum Krestenberg wo die zur Staufen Hollengebirgs Schubmasse gehorigen Wettersteinkalke schliesslich untertauchen Im Suden reicht die Staufen Hollengebirgs Decke zwischen Inn und Lammertal bis an den Sudrand der Kalkalpen der hier durch die Grauwackenzone markiert wird Ab der Saalach ist dann bis zum Erreichen des Dachsteinmassivs noch die Werfener Schuppenzone dazwischengeschaltet die ihrerseits ebenfalls noch zum Tirolikum gerechnet wird Martiner Schuppenland bzw Werfen Sankt Martiner Schuppenzone mit Werfener Schichten Die riesige Dachstein Decke mit ihren beiden umrahmenden Hallstatter Decken uberfahrt darauf die Staufen Hollengebirgs Decke nordostlich des Tennengebirges Ostlich der Dachstein Decke wird der Deckensudrand von der Totes Gebirge Decke gestellt die in etwa der Linie Rettenbachtal Offensee Kasberg Steyrling folgt Die Totes Gebirge Decke wird aber oft nur als unselbstandiger da abgesenkter Teil der Staufen Hollengebirgs Decke angesehen Die Staufen Hollengebirgs Decke besitzt eine Ost West Erstreckung von rund 200 Kilometer Sie misst an ihrer breitesten Stelle am Meridian von Ruhpolding etwa 35 Kilometer Gebirgsgruppen und Berggipfel Bearbeiten nbsp Gebankter Dachsteinkalk am Birnhorn 2634 m in den Leoganger SteinbergenFolgende Gebirgsgruppen bilden Teil der Staufen Hollengebirgs Decke von West nach Ost Wilder Kaiser Zahmer Kaiser Chiemgauer Alpen Loferer Steinberge Leoganger Steinberge Hochkalter Watzmann Steinernes Meer Hagengebirge Hochkonig Tennengebirge Hoher Goll Salzkammergutberge Hollengebirge und Sengsengebirge Unter den zahlreichen Berggipfeln seien nur die markantesten herausgegriffen Birnhorn 2634 m Ebenseer Hochkogel 1591 m Eibenberg 1598 m Ellmauer Halt 2344 m Erlakogel 1575 m Feuerkogel 1592 m Grosser Hundstod 2594 m Grosses Ochsenhorn 2511 m Grosses Teufelshorn 2363 m Hochkalter 2607 m Hochkonig 2941 m Hochsengs 1838 m Hochstaufen 1771 m Horndlwand 1684 m Hoher Goll 2522 m Hoher Spielberg 1584 m Leonsberg 1745 m Maiereck 1647 m Osterhorn 1748 m Raucheck 2430 m Rauschberg 1671 m Schonfeldspitze 2653 m Sonntagshorn 1961 m Steinplatte 1869 m Watzmann 2713 m und Zwiesel 1781 m Stratigraphie BearbeitenSchichtenfolge Bearbeiten Die Staufen Hollengebirgsdecke zeigt folgende Schichtenfolge vom Hangenden zum Liegenden die aber nicht uberall verwirklicht sein muss bzw ortliche Abweichungen erfahren kann mit Machtigkeitsangaben soweit bekannt Gosau Gruppe Coniacium bis Lutetium bis 2 600 Meter Grabenwaldschichten Unteres Aptium 20 Meter Rossfeld Formation Valanginium bis Aptium bis 600 Meter Anzenbachschichten Valanginium bis Unteres Hauterivium 10 Meter Schrambach Formation Berriasium bis Aptium 120 bis 200 Meter Neokommergel Beriasium bis Hauterivium 120 bis 350 Meter Aptychenschichten Tithonium Oberalm Formation mit Barmsteinkalk und Plassenkalk Kimmeridgium bis Berriasium bis 1 000 Meter und bis 700 Meter Ruhpolding Formation 30 bis 50 Meter Strubberg Formation 100 bis mehr als 200 Meter und Tauglboden Formation 150 bis 350 Meter Oxfordium bis Kimmeridgium Allgau Formation Fleckenmergel Hettangium bis Oxfordium mehr als 100 Meter Hierlatzkalk Unterer Lias bis Unterer Dogger Pliensbachium mehr als 100 Meter Adnet Formation und Enzesfelder Kalk Bunte Liaskalke Lias wenige Zehnermeter und wenige Meter Rhatolias Riffkalk Oberes Rhatium bis Unterer Lias wenige Zehnermeter Oberrhatkalk Oberes Rhatium 120 Meter Kossen Formation Rhatium 100 bis uber 200 Meter Plattenkalk Oberes Norium bis Unteres Rhatium bis 300 Meter Hauptdolomit und Dachsteinkalk in Riff und Bankfazies Norium 300 bis 2 000 Meter 2 Raibler Schichten Reingrabener Schiefer Karnium 300 Meter Wettersteindolomit Partnach Schichten und Reifling Formation 3 Ladinium 500 bis 2 000 Meter Gutenstein Formation Anisium 20 bis uber 280 Meter 4 Reichenhall Formation Anisium 110 bis 240 Meter Werfener Schichten Skythium Induium und Olenekium bis 150 Meter 5 Alpiner Buntsandstein Skythium 400 bis 500 Meter Prabichl Formation Hochfilzener Schichten Oberes Perm bis 500 Meter Groden Formation Oberes Perm Haselgebirge PermDie akkumulierten Machtigkeiten werden eindeutig von den Karbonatplattformen des Wettersteinkalks und Dachsteinkalks beherrscht die allein bis zu 4 000 Meter erreichen konnen Die syntektonischen Gosausedimente konnen ebenfalls beeindruckende Machtigkeiten vorweisen welche aber auf kleinere Beckenbereiche beschrankt bleiben Sedimentare Entwicklung Bearbeiten Ausgehend vom Oberen Perm vor 270 Millionen Jahren war die kalkalpine Sedimentation der Staufen Hollengebirgs Decke auf dem passiven Kontinentalrand des sudostlichen Eurasiens erfolgt In drei Phasen wurden auf dem Schelf bis zum Ende des Doggers vor rund 165 Millionen Jahren zuerst siliziklastische Sedimente sodann neritische Flachwassersedimente einer Karbonatplattform und schliesslich pelagische Tiefwasserkarbonate abgesetzt 6 Kurz vor Einsetzen des Malms begann die vierte Phase im Sedimentationsgeschehen jetzt jedoch auf einem mittlerweile aktiven Kontinentalrand Diese vierte Phase sah die Anfange der Gleittektonik der Hallstatter Decken es kam erstmals zur Deckenstapelung und im Vorfeld der eingleitenden Decken zu Flyschsedimentation Bedingt durch fortschreitende Deckenstapelung bildeten sich ab dem Turonium Coniacium vor 90 Million Jahren neue Sedimenttroge mit syntektonischer Gosausedimentation auf dem Rucken der Richtung Norden vordringenden Decken Passiver Kontinentalrand Bearbeiten nbsp Hierlatzkalk mit Crinoiden von der Fludergrabenalm SalzkammergutDie kalkalpine Schichtenfolge beginnt mit grobklastischen terrestrisch fluviatilen Sedimenten die uber variszisch deformierten alt palaozoischen Gesteinen der Grauwackenzone diskordant abgelagert wurden Der transgressive Kontakt ist gelegentlich noch erkennbar haufig aber durch die alpidische Deckentektonik uberpragt Wahrend im Ostabschnitt der Kalkalpen fur diese Gesteinsabfolge der Begriff Prebichl Formation Verwendung findet werden im Westabschnitt verschiedene Lokalbezeichnungen oder lithologisch beschreibende Begriffe verwendet Zuletzt wurde der Begriff Groden Formation aus den Sudalpen fur den oberpermischen Anteil ubernommen 7 Die siliziklastischen Sedimente des Permoskyths waren auf einem unter Dehnung stehenden Kontinentalrand des langsam wieder zerbrechenden Pangaas abgesetzt worden Es bildeten sich die Salze Gipse und Tone des Haselgebirg Salinars 8 gefolgt von Schlammsedimentation mit Sandsteinen und Tonschiefern der Werfener Schichten 9 und den Seichtwasserkarbonaten der Reichenhall Formation Ab dem Anisium setzte die zweite Phase ein Transgressionen Subsidenz Absenkung des Untergrundes i w S und synsedimentare Bruchtektonik schoben sich kontinuierlich von Sudosten gegen Nordwesten vor 10 Der passive Kontinentalrand hatte sich jetzt soweit gedehnt dass auf seiner Sudostseite die Neotethys Meliata Vardar Ozean vordringen konnte Abgelagert wurden Flachwassersedimente vorwiegend machtige Riffkalke und Dolomite und es entstand die mitteltriassische Wetterstein Karbonatplattform In Intraplattformbecken sedimentierten derweil Partnach Schichten und die Reifling Formation 11 Nach einem Intermezzo mit Sandsteinen Tonschiefern und Mergeln der terrigen beeinflussten Raibler Schichten im Karnium schritt in der Obertrias Oberkarn bis Oberrhat die Flachwassersedimentation fort und es wuchs die Dachsteinkalk Karbonatplattform heran weiter gen Norden entstand jedoch die Fazies Hauptdolomit mit Plattenkalk versehen mit machtigen Riffen und lagunaren Dolomiten Die ab dem Jura vor rund 200 Millionen Jahren einsetzende dritte Phase sah das Ertrinken und langsame Zerbrechen der riesigen Karbonatplattform Sie dauerte bis gegen Ende des Doggers vor 165 Millionen Jahren Sedimentiert wurden relativ geringmachtige pelagische Rotkalke und Graukalke wie beispielsweise der Adneter Kalk oder die Allgauschichten Die Karbonatplattform war langsam in den Tiefwasserbereich eingesunken da im Neotethys Bereich erste Subduktionsbewegungen spurbar wurden welche den Kontinentalrand dehnten und Richtung Ozean abgleiten liessen Gleichzeitig riss im Nordwesten erstmals der Penninische Ozean ein und drang gegen Nordosten vor mit Ozeanbodenbildung ab Dogger 12 Aktiver Kontinentalrand Bearbeiten nbsp Der Bergsturz am Plassen lasst frischen Plassenkalk erkennenAb der Ruhpoldinger Wende im ausgehenden Callovium anderte sich das Sedimentationsgeschehen drastisch und es begann die vierte Phase der kalkalpinen Sedimentation die jetzt auf einem aktiven Kontinentalrand ablief und bis ins Turonium uberdauern sollte Der Meliata Ozean war inzwischen subduziert worden so dass nun Decken aus dem Hallstatter Faziesbereich des Kontinentalhanges auf den mittlerweile entstandenen Mikrokontinent Alcapia aufglitten Gleichzeitig kam es zu erstmaliger Subduktion des ruckwarts gelegenen Penninischen Ozeans in Richtung Alcapia Sedimentiert wurden im Tiefwasser Radiolarite der Ruhpolding Formation und vom Deckenvorstoss ausgeloste Flyschsedimente wie die Tauglboden Formation Den restlichen Malm Kimmeridgium und Tithonium charakterisierten einerseits als Beckenkalke abgesetzte Tiefwasserkarbonate andererseits uber den Deckenstirnen gebildete Flachwassersedimente wie die Riffkalke des Plassenkalks In der Unterkreide entstanden bei erneut fortschreitendem Deckenvorstoss Wildflysch artige Sedimente mit Brekzien Sandsteinen Mergeln und Tonschiefern die Rossfeld Formation Die Flyschsedimentation uberdauerte bis in die tiefe Oberkreide Gosau Becken Bearbeiten Die Gosau Sedimentation initiierte einen neuen Sedimentations Grosszyklus 13 mit Sandsteinen Tonschiefern Mergeln und Kalken Sie setzte im ausgehenden Turonium vor rund 90 Millionen Jahren ein Die Ablagerungen der Gosau liegen diskordant auf einem deformierten und gefalteten Untergrund und sedimentieren diesen ein Kennzeichnend fur die Zeit der Gosau ist eine hohe Mobilitat der Sedimentationsraume im Bereich der Kalkalpen mit lokal sehr unterschiedlichen Senkungsraten und die Entstehung kleinraumiger Becken Die weitere Einengung der Nordlichen Kalkalpen fuhrte zu einer fortschreitenden Deckenstapelung die bis in das Tertiar hinein anhalten sollte 14 Der Staufen Hollengebirgs Decke lagern mehrere Gosau Becken diskordant auf so beispielsweise das im Umfeld des Kaiser Gebirges gelegene Eiberger Becken Eiberg Gosau mit Schichtenfolge vom Priabonium bis Aquitanium das Becken von Kossen Reit im Winkl Oberwossen Gosau Coniacium bis Mittleres Eozan von Bad Reichenhall Salzburg Coniacium bis Priabonium vom Nordabhang des Gaisbergs 15 die Gosau im Strobler Weissenbachtal Weissenbach Gosau Oberes Turonium bis Unteres Coniacium die Gosau vom Nussensee Oberes Turonium bis Maastrichtium vereinzelte kleine Erosionsreste der Gosau Gruppe im Gebiet des Wolfgangsees bei Sankt Gilgen und Sankt Wolfgang nordlich von Bad Ischl im Brennetgraben Oberes Turonium bis Santonium und schliesslich das Gosaubecken von Windischgarsten Coniacium bis Santonium und Oberes Campanium bis Maastrichtium Tertiar und Quartar Bearbeiten Im fruhen Tertiar ausgehendes Eozan wurde dann der gesamte bereits mehrfach gefaltete und stark eingeengte Ablagerungsraum der Ostalpen an die europaische Platte angepresst Die anhaltende weitere Einengung durch das gesamte Tertiar hindurch fuhrte schliesslich zu einem Ereignis dessen Folgen das heutige Bild der Ostalpen und damit auch der Nordlichen Kalkalpen pragte der Lateralen Extrusion einer Kombination von gravitativem Kollaps und tektonischem Ausweichen 16 Der Extrusionsvorgang lasst sich vereinfacht damit beschreiben dass die Ostalpen zwischen zwei starren Blocken eingespannt wurden Eurasien im Nordwesten und die Sudalpen im Sudosten Teile des Penninischen Ozeans und losgeloste starre Krustenteile des ehemaligen Eurasiens wurden durch fortschreitende Subduktion unter die Ostalpen gezogen und folglich aufgeheizt metamorphosiert belegt durch die Tauern Kristallisation Die aufgeheizten Krustenblocke stiegen aufgrund des thermischen Ausgleichs im Bereich der Ostalpen auf Dabei glitten im Laufe des Tertiars die Kalkalpen nach Norden in ihre heutige Position Da im Osten im Bereich des heutigen Pannonischen Beckens Ungarische Tiefebene noch aktive Subduktion stattfand konnten Teile der Ostalpen einschliesslich der Nordlichen Kalkalpen ab dem fruhen Miozan an grossen Seitenverschiebungen nach Osten in den durch die Subduktion freiwerdenden Raum ausweichen 17 Verbunden mit der Lateralen Extrusion ist die isostatische Heraushebung des Gebirges zu seiner heutigen Hohe die ab dem Rupelium Unteres Oligozan vor 32 Millionen Jahren einsetzte 18 Wahrend der Eiszeiten und den damit verbundenen Vergletscherungen kam es zur heutigen morphologischen Ausbildung des Reliefs und weiterer Hebung Das heutige Bild der Nordlichen Kalkalpen und damit auch der Staufen Hollengebirgs Decke ist somit das Ergebnis von geologischen Vorgangen der jungsten Vergangenheit Es scheint jedoch dass im Quartar die tektonischen Bewegungen stark zuruckgegangen bzw weitgehend zum Stillstand gekommen sind Tirolischer Bogen BearbeitenWie bereits eingangs angesprochen dringt die Staufen Hollengebirgs Decke im Zentralteil der Nordlichen Kalkalpen bis an den Nordrand vor und unterdruckt hierbei vollstandig das Bajuvarikum Dieses Vorspringen nach Norden wird als Tirolischer Bogen bezeichnet Das weitgehende Fehlen des Bajuvarikums im Westflugel wird durch eine grosse sinistrale Nordost streichende Seitenverschiebung bewirkt die als Innsbruck Salzburg Amstetten Blattverschiebung abgekurzt ISAM beschrieben wurde 19 Der an ihr erfolgte linksseitige Seitenversatz wird auf insgesamt 45 Kilometer eingeschatzt Der Ostflugel des Tirolischen Bogens folgt ostlich des Traunsees in etwa der Grunau Windischgarstener Storungszone bis zur Reiflinger Scholle sudlich der Weyerer Bogen Tektonik BearbeitenDa die machtigen schlecht verformbaren Mitteltriasdolomite Wettersteinkalk und Hauptdolomit vom Schragzuschnitt der Deckenbasis nicht betroffen waren ist der Internbau der Staufen Hollengebirgs Decke im Abschnitt zwischen Inn und Trauntal vergleichsweise einfach und durch flachwellige Verbiegungen und Bruchtektonik charakterisiert Auffalligstes Element ist eine Ost streichende Mulde von Jura und Unterkreide Gesteinen die vom Raum westlich Unken uber das sudliche Osterhorngebiet bis in den Raum von Bad Ischl reicht dabei abschnittsweise aber durch tektonisch auflagernde Gesteine des Juvavischen Deckensystems verdeckt wird Flache Uberschiebungen setzen erst ostlich der Traun mit der bereits genannten Kasberg Uberschiebung ein Eine mehrfache Teildeckenbildung wird erst im ostlichen Oberosterreich und in Niederosterreich zum beherrschenden Baustil Am Decken Sudrand ist zwischen Werfen und Ramsau am Dachstein ein als Werfener Schuppenzone benannter Bereich intensiver tektonischer Zerscherung ausgebildet den Rossner 1972 als nordvergenten Tauchschuppenbau deutete 20 Die Einbeziehung von jurassischem Plassenkalk und oberkretazischen Gesteinen der Gosau Gruppe in diesen Schuppenbau auf der Dachstein Sudseite spricht aber fur eine Beteiligung sudgerichteter Ruckuberschiebungen Deckenbasis Bearbeiten Die Deckenbasis der Staufen Hollengebirgs Decke ist nicht identisch mit dem Liegenden ihrer permomesozoischen Sedimenthulle sondern weist einen schragen Zuschnitt auf der im Suden tief unterhalb des Permomesozoikums in palaozoischen Gesteinen der Grauwackenzone ansetzt und gegen Norden in das Niveau der untertriassischen Gesteine Alpiner Buntsandstein Werfen Formation und Gutenstein Formation emporsteigt Obwohl die Grenze zwischen den altpalaozoischen Gesteinen und den permomesozoischen Gesteinen der Staufen Hollengebirgs Decke jetzt generell an Uberschiebungen Storungen oder Abschiebungen gebunden zu sein scheint und als Produkt der mehrphasigen eoalpidischen und alpidischen tektonischen Ereignisse betrachtet werden kann ist dennoch an etlichen Stellen wie beispielsweise im Bereich nordlich des Wildseeloders oder westlich von Fieberbrunn die primare winkeldiskordante Uberlagerung der altpalaozoischen Einheiten durch die Basisbrekzie der basalen Groden Formation erhalten geblieben der Schragzuschnitt wird erkennbar wo Uberschiebungsbahnen innerhalb des Tirolikums die alteren Anteile der Schichtfolge wieder an die Oberflache bringen so z B an der Kasberg Uberschiebung nordlich des Toten Gebirges Das Gerollspektrum der Basisbrekzie mit Aufarbeitungsmaterial des unmittelbaren Untergrundes liefert einen weiteren unabhangigen Beweis fur die Verwurzelung der Staufen Hollengebirgsdecke im Palaozoikum Auflagernde Decken Bearbeiten Kaisergebirge Bearbeiten nbsp Zahmer und Wilder Kaiser von Westen im Vordergrund das Inntal Die Stellung des Kaisergebirges im Westen ist nicht eindeutig geklart Da es vollstandig von Storungen umgrenzt wird liegt es nahe das Massiv als eigene selbstandige Decke oder Scholle Kaisergebirgsdecke oder auch Kaisergebirgsscholle anzusehen Da das Kaisergebirge sowohl am Nord als auch am Sudrand aufgeschuppt ist wird angenommen dass es durch Nord Sud gerichtete Einengung aus der tirolischen Staufen Hollengebirgsdecke wahrend der Savischen Phase im Miozan muldenformig emporgepresst wurde 21 Berchtesgadener Schubmasse Bearbeiten Rund 30 Kilometer ostlich erscheint die Berchtesgadener Schubmasse Dieser machtige allochthone Komplex schwimmt sozusagen auf der Staufen Hollengebirgs Decke An seiner Basis liegen Gesteinsverbande in Hallstatter Fazies welche die ihnen auflagernde Reiter Alm Decke fetzenweise umgurten Im Norden der Schubmasse transgredieren Gosau Schichten und Alttertiar im Becken von Reichenhall uber den uberschobenen Serien und deren tektonischen Untergrund Die Platznahme der Schubmasse ist somit als vorgosauisch einzustufen Die Schichtfolge der Reiter Alm Decke wird wie im sudlichen Tirolikum aus der Dachstein Fazies aufgebaut mit charakteristischen Schichtgliedern wie Dachsteinkalk und Ramsaudolomit Dachsteinmasse Bearbeiten Wie bereits erwahnt erscheint im Suden des Salzkammerguts die riesige Dachsteinmasse Wie auch die Berchtesgadener Schubmasse wird sie von Hallstatter Decken teilweise umsaumt Entlang der Nordostseite konnen nordlich von Bad Goisern sogar zwei Hallstatter Deckensysteme ausgeschieden werden Inwieweit diese Hallstatter Einheiten tatsachlich eigene unabhangige Deckensysteme darstellen ist nach wie vor umstritten und auch der Ursprungsort der Dachsteinmasse selbst wird immer noch diskutiert Tektonische Fenster Bearbeiten nbsp Das Windischgarstner Becken vom MannsbergDie Staufen Hollengebirgsdecke beherbergt mehrere tektonische Fenster die den tieferen Untergrund erkennen lassen vorwiegend die Flyschzone aber auch Bajuvarikum und Helvetikum Die Allochthonie der Decke wird durch die Fenster somit eindeutig belegt Beispiele sind das am Wolfgangsee gelegene Flyschfenster von Sankt Gilgen und das Flyschfenster von Strobl das Steyrling Flysch Fenster das Flyschfenster von Windischgarsten und das Flysch Halbfenster von Grunau Die beiden innerhalb der Staufen Hollengebirgs Decke liegenden Flyschfenster am Wolfgangsee auch vereinheitlicht als Wolfgangseefenster bezeichnet geben unterhalb der durch ruhigen Faltenbau und Hauptdolomitfazies gekennzeichneten Osterhornschuppe Einblick auf Bajuvarikum das seinerseits von Flysch und Ultrahelvetikum unterlagert wird Das Flyschfenster von Strobl ist eine Nordnordost vergente Antiklinale des tieferen Untergrundes Es wird an seinem Sudostende von der Sparber Schuppe uberfahren die dann ihrerseits von der Gamsfeld Masse der Dachsteindecke von Sudosten uberwaltigt wird Beide Flyschfenster folgen der Ostsudost Richtung der rechtshandigen Wolfgangsee Storung Gleichzeitig erfolgt in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft der tektonische Ubergang von der Osterhornschuppe zur Schafbergschuppe die zur eigentlichen Hollengebirgsdecke uberleitet die eine weite Sudost streichende Antiklinalstruktur bildende Osterhornschuppe uberschiebt die Schafbergschuppe nach Nordost der Schuppenkontakt verlauft nach Sudost Am Halbfenster von Grunau greift Flysch des Vorlandes wurmformig gen Sudosten in die Hollengebirgsdecke hinein In sudostlicher Verlangerung entlang der Grunau Windischgarstener Storungszone erscheint nordlich von Steyrling das gleichnamige nur sehr kleine Flyschfenster innerhalb der Hollengebirgs Decke Derselben Storungsrichtung folgend wird schliesslich bei Windischgarsten am Sudrand der Hollengebirgs Decke gegenuber der auflagernden hochtirolischen Warscheneck Decke das rund 5 Kilometer lange Flyschfenster von Windischgarsten angetroffen Auch hier tritt Flysch an die Oberflache zirka 25 Kilometer sudlich des Kalkalpen Nordrandes und nur 15 Kilometer nordlich der Grauwackenzone Das Flyschfenster befindet sich hier ausserdem inmitten eines sehr grossen Gosau Vorkommens Geodynamik BearbeitenInnerhalb des Ostalpins manifestierten sich Verkurzungen die im Zusammenhang mit einer intrakontinentalen Subduktionszone standen erstmals in der Unterkreide Die Subduktionszone setzte hierbei sehr wahrscheinlich an der bereits im Oberjura angelegten Zone transpressiver Bewegungen an Die entstandene eoalpidische Sutur trennte das als Oberplatte fungierende heutige Sudalpin in Verbund mit dem Drauzug Gurktal Deckensystem und dem Otztal Bundschuh Deckensystem vom darunter abtauchenden Ostalpin als Unterplatte Unmittelbar nordlich der Sutur lagen die tirolische Staufen Hollengebirgs Decke mit Juvavikum im Hangenden die unterlagernde Grauwacken Decke und das Koralpe Wolz Deckensystem mit Unterkruste und lithospharischen Mantel Im Zuge der anfanglichen Verkurzung wurden die frontalen Teile der Oberplatte deformiert und von der Unterplatte wurde ein erster eoalpidischer Orogenkeil abgeschert Dieser Orogenkeil setzte an der Suturzone in einigen Kilometern Tiefe innerhalb palaozoischer Grauwackengesteine an und hob gegen Nordwesten aus Der Keil wurde in Nordwest Richtung zunachst auf externere Teile des Tirolikums und in weiterer Folge auf das zukunftige Bajuvarikum uberschoben 22 An der Stirn der in Richtung Nordwest wandernden Decken bildeten sich Akkumulationsraume in die grobklastisches Material geschuttet wurde wahrend weiter im Rucken der aktiven Deformationszone nach wie vor feinkornige mergelige Sedimente zur Abgelagerung kamen Die restliche Lithosphare der nordlichen Unterplatte war hingegen weiterhin nach Sudosten am Abtauchen Durch den fortdauernden Subduktionsprozess verlagerte sich die Orogenfront immer weiter gegen Nordwesten und immer mehr Kruste wurde in den Orogenkeil hineingezogen Der Zeitpunkt ist nicht genau bekannt ab wann die Subduktionszone an den Kontinentalrand des Ostalpins ubergewechselt und somit erstmals ozeanische Lithosphare des Penninikums in die Subduktionszone abgesunken war Die Umgestaltung des Kontinentalrandes durfte aber bereits ab der obersten Unterkreide im Albium vor zirka 105 Millionen Jahren stattgefunden haben ein tatsachliches Umspringen der Subduktion unter Bildung eines neuen Akkretionskeiles war moglicherweise erst ab dem Beginn der Oberkreide vor rund 100 Millionen Jahren im Cenomanium erfolgt Syntektonische Sedimente die mit der unterkretazischen Deckenbildung innerhalb des Ostalpins in Zusammenhang stehen sind beispielsweise die Rossfeld und die Losenstein Formation Es handelt sich jeweils um machtige Abfolgen aus Konglomeraten Sandsteinen und Mergeln Die Rossfeld Formation stammt aus der mittleren Unterkreide und ist beispielsweise im Tennengau weit verbreitet Die Losenstein Formation wurde in der oberen Unterkreide abgelagert und tritt im Flachgau im Stirnbereich der Nordlichen Kalkalpen auf Alter BearbeitenDie Staufen Hollengebirgsdecke wurde zu Beginn der Eoalpidischen Gebirgsbildung in der fruhen Unterkreide vor zirka 135 Millionen Jahren im Hauterivium von ihrem palaozoischen Untergrund abgeschert 23 Literatur BearbeitenHans Egger und Dirk van Husen Erlauterungen zu Blatt 64 Strasswalchen In Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Geologische Bundesanstalt Wien 2009 Gerhard W Mandl Dirk van Husen und Harald Lobitzer Erlauterungen zu Blatt 96 Bad Ischl In Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Geologische Bundesanstalt Wien 2012 Gerhard Pestal Rainer Braunstingl und Ralf Schuster Erlauterungen In Geologische Karte von Salzburg 1 200 000 Geologische Bundesanstalt Wien 2009 ISBN 978 3 85316 047 3 Benno Plochinger Erlauterungen zu Blatt 94 Hallein In Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Geologische Bundesanstalt Wien 1990 Benno Plochinger Erlauterungen zu Blatt 95 Sankt Wolfgang im Salzkammergut In Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Geologische Bundesanstalt Wien 1982 Alexander Tollmann Geologie von Osterreich Band 2 Deuticke Wien 1986 S 1 710 Einzelnachweise Bearbeiten E Spengler Uber die Lange und Schubweite der Decken in den Nordlichen Kalkalpen In Geologische Rundschau Band 19 1928 A Bechtel H J Gawlick R Gratzer M Tomaselli und W Puttmann Molecular indicators of palaeosalinity and depositional environment of small scale basins within carbonate platforms The Late Triassic Hauptdolomite Wiestalstausee Section near Hallein Northern Calcareous Alps In Organic Geochemistry Band 38 Elsevier Amsterdam 2007 S 92 111 K Krainer und V Stingl Perm Unter und Mitteltrias im Bereich von Worgl bis Saalfelden Exkursion E am 3 und 4 April 1986 In Jber Mitt oberrhein geol Ver N F Band 68 Stuttgart 1986 S 93 103 A Bechtel H Runstler H J Gawlick und R Gratzer Depositional environment of the latest Gutenstein Formation late lower Anisian from the Rabenkogel Salzkammergut area Austria as deduced from hydrocarbon biomarker composition In Journal of Alpine Geology Ges Geol u bergbaust Osterr Band 47 Wien 2005 S 159 167 H Mostler und R Rossner Mikrofazies und Okologie der hoheren Werfener Schichten Untertrias der Nordlichen Kalkalpen In Facies Band 10 Erlangen 1984 S 87 144 R Lein Evolution of the Northern Calcareous Alps During Triassic Times In H W Flugel und P Faupl Hrsg Geodynamics of the Eastern Alps Deuticke Wien 1987 S 85 102 H Heinisch G Pestal J Reitner und V Stingl Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Blatt 122 Kitzbuhel Geologische Bundesanstalt Wien 2003 C Spotl The Alpine Haselgebirge Formation Northern Calcareous Alps Austria Permo Skythian evaporites in an alpine thrust system In Sedimentary Geology Band 65 Amsterdam 1991 S 113 125 H Mostler und R Rossner Mikrofazies und Palokologie der hoheren Werfener Schichten Untertrias der Nordlichen Kalkalpen In Facies Band 10 Erlangen 1984 S 87 144 P A Ziegler Evolution of the Arctic North Atlantic and the Western Tethys In AAPG Memoir Band 43 Tulsa 1988 S 1 198 L Krystyn Die Fossillagerstatten der alpinen Trias In D Nagel und G Rabeder Hrsg Exkursionen im Jungpalaozoikum und Mesozoikum Osterreichs Wien 1991 S 24 78 H J Weissert und D Bernoulli A transform margin in the Mesozoic Tethys evidence from the Swiss Alps In Geologische Rundschau Band 74 Stuttgart 1985 S 665 679 M Wagreich Subcrustal tectonic erosion in orogenic belts A model for the Late Cretaceous subsidence of the Northern Calcareous Alps Austria In Geology Band 21 1993 S 941 944 Hans Jurgen Gawlick Zur Geologie zwischen Hallstatter See und Traunsee In Mitt Ent Arb gem Salzkammergut Band 3 2000 S 22 33 S Prey Erlauternde Beschreibung des Nordteiles der Geologischen Karte der Umgebung der Stadt Salzburg 1 50 000 In Verh Geol B A Wien 1980 S 281 325 L Ratschbacher W Frisch H G Linzer und O Merle Lateral extrusion in the Eastern Alps Part 2 Structural analysis In Tectonics Band 10 1991 S 257 271 W Frisch und J Loeschke Plattentektonik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994 S 1 243 Gerhard W Mandl Dirk van Husen und Harald Lobitzer Erlauterungen zu Blatt 96 Bad Ischl In Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Geologische Bundesanstalt Wien 2012 Hans Egger und H Peresson The 300km long Innsbruck Salzburg Amstetten ISAM fault system A major displacement line in the northern Eastern Alps In Przeglad Geologiczny Pancardi Krakow 1997 S 1072 1073 R Rossner Die Geologie des nordwestlichen St Martiner Schuppenlandes am Sudostrand des Tennengebirges Oberostalpin In Erlanger geol Abh Band 89 Erlangen 1972 S 57 Dieter Zerbes und Ernst Ott Geologie des Kaisergebirges Tirol Kurzerlauterungen zur Geologischen Karte 1 25 000 und Exkursionsvorschlage In Jb Geol Bundesanstalt Band 142 Heft 1 Wien 2000 S 95 143 P Faupl und M Wagreich Late Jurassic to Eocene Palaeogeography and Geodynamic Evolution of the Eastern Alps In Mitt Osterr Geol Ges Band 92 Wien 2000 S 79 94 N Froitzheim u a Evolution of an Early Permian extensional detachment fault from synintrusive mylonitic flow to brittle faulting Grassi Detachment Fault Orobic Anticline Southern Alps Italy In S Siegesmund B Fugenschuh und N Froitzheim Tectonic aspects of the Alpine Dinaride Carpathian system Hrsg Geol Soc Spec Publ Band 298 2008 S 69 82 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staufen Hollengebirgs Decke amp oldid 236475778