www.wikidata.de-de.nina.az
Psiloceras ist eine Gattung evoluter glattschaliger Ammoniten aus dem Hettangium Sie uberlebte das Massensterben an der Trias Jura Grenze vor 201 3 0 2 Millionen Jahren Aus ihr gingen alle Neoammoniten Unterordnung Ammonitina und die Unterordnung der Lytoceratina hervor PsilocerasPsiloceras planorbisZeitliches AuftretenHettangium201 3 bis 200 7 Mio JahreFundorteEuropa Deutschland Frankreich Osterreich Spanien Ungarn Vereinigtes Konigreich Sudamerika Argentinien Chile 1 Peru China Tibet 2 Kanada Neuseeland Vereinigte StaatenSystematikKopffusser Cephalopoda Ammoniten Ammonoidea AmmonitidaPsiloceratoideaPsiloceratidaePsilocerasWissenschaftlicher NamePsilocerasHyatt 1867 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 3 Lebensweise 4 Systematik 4 1 Phylogenese 5 Ammonitenzonen 6 Vorkommen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name Psiloceras ist eine Wortschopfung die sich aus den griechischen Wortern psilos psilos bloss nackt kahl und keras keras Horn zusammensetzt Beschreibung BearbeitenIm Vergleich zu anderen fruhen Ammoniten hatte die Gattung Psiloceras eine glatte Schale ohne grossere Ornamentik Einige Taxa tragen eine einfache wellig gerundete Berippung die sich uber den glatten Venter hinweg erstrecken kann Die Gattung besteht aus kleinen bis mittelgrossen Formen deren durchschnittlicher Durchmesser bei nur 2 7 bis 5 2 Zentimeter liegt bei einer durchschnittlichen Dicke von 0 67 bis 0 95 Zentimeter Psiloceras distinctum erreichte sogar 11 Zentimeter Ihre Vertreter waren vorwiegend evolut es sind aber auch involute Formen bekannt Bezeichnend fur Psiloceras ist die einfache primar zerschlitzte bis phylloceratenartige Sutur und der einteilige Anaptychus Der Windungsquerschnitt ist hochoval bis kreisrund Lebensweise BearbeitenDie Individuen der Gattung Psiloceras waren schnellschwimmende marine Karnivoren Sie bevolkerten das randmarine flache Subtidal waren aber auch im offen marinen Bereich in siliziklastischen Becken sowie bis hinunter zur Schelframpe im tiefen Subtidal anzutreffen Systematik Bearbeiten nbsp Psiloceras laevisDie Gattung Psiloceras gehort zur Familie der Psiloceratidae innerhalb der Uberfamilie der Psiloceratoidea Sie enthalt folgende Taxa Psiloceras angulocostatum von Hillebrandt amp Kment 2015 3 Psiloceras beckiM Schmidt 1925 Psiloceras brevicellatum Quenstedt Psiloceras calliphylloides Pompeckj 1893 Psiloceras calliphyllum Neumayr 1879 4 Psiloceras circacostatum Psiloceras costosum Lange 1952 5 Psiloceras crassicostatum Guex Psiloceras distinctum Pompeckj 1893 Psiloceras erugatum J Phillips Psiloceras gernense Lange 1952 Psiloceras hagenowi Psiloceras johnstoni Psiloceras laevis Psiloceras marcouxi Guex Taylor Rakus amp Bucher 1998 6 Psiloceras minillaensis von Hillebrandt 2000 Psiloceras naumanni Lange 1952 Psiloceras pacificum Guex 1980 7 Psiloceras planorbis Sowerby 1824 Psiloceras plicatulum Quenstedt 1883 Psiloceras plicatum Psiloceras polymorphum Guex 1980 Psiloceras pressum von Hillebrandt Psiloceras primocostatum von Hillebrandt 2000 Psiloceras psilonotum Psiloceras rahana Psiloceras rectocostatum von Hillebrandt Psiloceras sampsoni Psiloceras spelae Guex Taylor Rakus amp Bucher 1998 Psiloceras spelae tirolicum von Hillebrandt amp Krystyn 2009 Psiloceras strongolum Lange 1952 Psiloceras tenerum Neumayr 1879 Psiloceras tibeticum Yin et al 2007 8 Psiloceras tilmanni Lange 1925 9 Psiloceras trochoeides Lange 1952Schwestergattungen sind Badouxia Caloceras Franziceras Laqueoceras Murihikuites Neophyllites Psilophyllites und Sunrisites Phylogenese Bearbeiten Die meisten Autoren vertreten die Ansicht dass die Gattung Psiloceras von den Phylloceratina abstammt oder moglicherweise auf Eopsiloceras zuruckgeht Es besteht aber durchaus auch die Moglichkeit dass die Phylloceratina eine vollkommen getrennte Linie darstellen die sich eventuell von der Gattung Rhacophyllites ableitet welche bis in den untersten Jura uberlebte Die Unterordnung der Ceratitina erlosch mit Choristoceras im untersten Jura Psiloceras spelae bzw Psiloceras spelae tirolicum durfte der erste Psiloceratide gewesen sein Jean Guex und Kollegen 2012 vertreten die Ansicht dass sich Psiloceras spelae vor 201 5 Millionen Jahren aus den Phyllocerataceae entwickelte 10 Aus diesem Taxon gingen dann die glattschaligen Psiloceratiden um die Gruppe von Psiloceras planorbis hervor Die Planorbis Gruppe hatte sich in den 400 000 bis 500 000 Jahren nach dem erstmaligen Auftreten von Psiloceras spelae explosionsartig uber die ganze Welt ausgebreitet und samtliche okologischen Nischen vom Tiefwasserberiech des Pazifiks uber Tethysvorkommen Tibets bis hin zum epikontentalen Bereich Nordwesteuropas eingenommen Eine derartige weltweite Radiation ermoglichte die Aufspaltung der Gruppe in mehrere Hauptlinien wie beispielsweise in die Schlotheimiidae die Discamphiceratinae die Arietitidae und die Lytocerataceae So spalteten sich aus der Gattung Psiloceras im Verlauf des unteren Hettangiums weitere Ammonitengattungen bzw Uberfamilien ab Bereits sehr fruh im Unterhettangium um 201 3 Millionen Jahren die Gattung Neophyllites und nur etwas spater um 201 2 Millionen Jahren die Gattung Discamphiceras Im mittleren Unterhettangium um 201 Millionen Jahren folgten die Gattungen Caloceras aus der dann zu Beginn des Mittelhettangiums um 200 2 Millionen Jahren die Gattung Alsatites hervorging Transipsiloceras Euphyllites und Pleuroacanthites Im oberen Unterhettangium vor zirka 200 7 Millionen Jahren entstand dann die Gattung Kammerkarites Zum selben Zeitpunkt endete auch die Gattung Psiloceras Zu Beginn des Mittelhettangiums vor 200 2 Millionen Jahren hatte sich schliesslich auch die Uberfamilie der Lytoceratoidea aus den Psiloceratoidea entwickelt gefolgt zu Beginn des Oberhettangiums um 199 7 Millionen Jahren von den Arietitoidea mit der Gattung Arietites 11 All dies vergegenwartigt die nach der Krise an der Trias Jura Grenze erfolgte Radiation der Neoammoniten Ammonitenzonen Bearbeiten nbsp Psiloceras planorbisNach dem Taxon Psiloceras tilmanni ist die unterste Ammonitenzone des Hettangiums benannt die Tilmanni Zone Diese beginnt mit Psiloceras spelae tirolicum und legt am GSSP des Kuhjochs in Tirol die Grenze Trias Jura fest Im Hangenden der Zone folgen dann Psiloceras tilmanni und Psiloceras pacificum 12 Im Hangenden erscheint sodann die Planorbis Zone die 1856 von Albert Oppel errichtet wurde und vormals den Beginn des Hettangiums festlegte Sie besteht in Nordwesteuropa aus den zwei Subzonen engl subchronozones Planorbis im Liegenden und Johnstoni von Caloceras johnstoni im Hangenden Die Planorbis Subzone enthalt ihrerseits die drei Biozonen engl zonules Planorbis im Liegenden Sampsoni bzw Psilonotum im Alpenbereich und Plicatulum im Hangenden Die Planorbis Biozone wird dann ihrerseits noch in vier Horizonte weiter unterteilt Psiloceras erugatum im Liegenden gefolgt von Neophyllites imitans Neophyllites antecedens und Psiloceras planorbis im Hangenden Im Alpenbereich tritt an die Stelle der Planorbis Zone die Calliphyllum Zone mit den Subzonen von Psiloceras calliphyllum Psiloceras costosum und Psiloceras naumanni 13 Vorkommen BearbeitenVorkommen der Gattung Psiloceras finden sich in Deutschland bei Bebenhausen Nellingen Pfrondorf und Rottweil in Baden Wurttemberg bei Rottorf am Klei in Niedersachsen bei Bad Meinberg in Nordrhein Westfalen sowie an den Seebergen bei Gotha in Thuringen Als Fundstatten in Osterreich fungieren der GSSP am Kuhjoch sowie das Ochsentaljoch etwas weiter westlich beide im Vorkarwendel der Hochalplgraben westlich von Hinterriss sowie der Schlossgraben ostlich von Hinterriss alle in Tirol Weitere Fundstatten sind das Fonsjoch am Achensee ebenfalls in Tirol der Zlambach bei Bad Goisern in Oberosterreich 14 und die Glasenbachklamm sudlich von Salzburg 15 In England tritt die Gattung Psiloceras im Blue Lias von Watchet in Somerset und bei Lyme Regis in Dorset auf Vorkommen in Nordirland sind Collin Glen im Sudwesten von Belfast und Portrush im County Antrim Auch in Frankreich in Spanien und in Ungarn sind Vorkommen von der Gattung Psiloceras bekannt Ausserhalb von Europa findet sich die Gattung Psiloceras in der Germig Formation Tibets auf Roti Indonesien in Neuseeland in Sudamerika in Argentinien Chile und Peru Pucara Formation bei Levanto in Nordamerika auf den Queen Charlotte Islands Kanadas sowie im New York Canyon in Nevada Vereinigte Staaten Literatur BearbeitenW J Arkell u a Mesozoic Ammonoidea Treatise on Invertebrate Paleontology Geological Society of America and University of Kansas Press 1957 Einzelnachweise Bearbeiten Axel von Hillebrandt Die Ammoniten Fauna des sudamerikanischen Hettangium basaler Jura Teil I II III In Palaeontographica v A257 2000 S 85 189 Jiarun Yin C A McRoberts Latest Triassic earliest Jurassic bivalves of the Germig formation from Lanongla Tibet China In Journal of Paleontology Band 80 1 2006 S 104 120 Axel von Hillebrandt K Kment Psiloceratid ammonites from the Lower Hettangian of the Karwendel Mountains Northern Calcareous Alps Austria and their biostratigraphic significance In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Band 277 2015 S 275 306 Melchior Neumayr Zur Kenntnis der Fauna des untersten Lias in den Nordalpen In Abhandlungen der kaiserlichkoniglichen Geologischen Reichsanstalt Band 7 5 1879 S 1 46 W Lange Der untere Lias am Fonsjoch ostliches Karwendelgebirge und seine Ammonitenfauna In Palaeontographica Abteilung A Band 102 1952 S 49 162 Jean Guex David Taylor Milos Rakus Hugo Bucher Deux nouveaux genres et quatre nouvelles especes d ammonites Cephalopoda du Lias inferieur In Bulletin de Geologie Lausanne Band 339 1998 S 73 85 Jean Guex Remarques preliminaires sur la distribution stratigraphique des ammonites hettangiennes du New York Canyon Gabbs Valley Range Nevada In Bulletin de Geologie Lausanne Band 250 1980 S 127 140 Jiarun Yin Paul L Smith Jozsef Palfy R Enay Ammonoids and the Triassic Jurassic boundary in the Himalayas of southern Tibet In Palaeontology Band 50 3 2007 S 711 737 W Lange Zur Palaogeographie und Ammonitenfauna des Lias nebst einer Revision der Nurtinger Psilonotenfauna In Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 77 1925 S 439 528 Jean Guex u a Geochronological restraints on post extinction recovery of the ammonoids and carbon cycle perturbations during the early Jurassic In Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology Band 346 347 2012 S 1 11 doi 10 1016 j palaeo 201204030 Jean Guex David Taylor Milos Rakus Hugo Bucher New data on the phylogeny of Liassic Ammonites In Bull Soc vaud Se nat Band 87 2 2000 S 109 114 Axel von Hillebrandt Leopold Krystyn On the oldest Jurassic ammonites of Europe Northern Calcareous Alps Austria and their global significance In N Jb Geol Palaont Abh Band 253 2 3 Stuttgart 2009 S 163 195 Kevin N Page The Lower Jurassic of Europe its subdivision and correlation In Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin Band 1 2003 S 23 59 M Rakus Lower Liassic Hettangian ammonites from Zlambach Graben near Bad Goisern Upper Austria In Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt Band 56 1999 S 329 341 D Bernoulli H C Jenkyns A Jurassic Basin The Glasenbach Gorge Salzburg Austria In Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt 1970 S 504 531 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psiloceras amp oldid 220242067