www.wikidata.de-de.nina.az
Die Basilika St Michael entstand zwischen 1180 und 1220 als Pfarrkirche 1 der spater Altenstadt genannten Ursiedlung von Schongau in Oberbayern Der spatromanische Tuffsteinbau ist nahezu vollstandig in seiner hochmittelalterlichen Gestalt erhalten oder wiederhergestellt Ansicht von SudostenGesamtansicht von SudwestenGesamtansicht von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Innenraum 4 Ausstattung 4 1 Fresken 4 2 Taufstein 4 3 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAltenstadt das alte Schongau war im Hochmittelalter militarische Raststation und Stapel und Umschlagplatz fur die Kaufleute auf ihrem Weg von Augsburg nach Tirol und Italien Die wohlhabende Burgerschaft entschloss sich deshalb am Ende des 12 Jahrhunderts zu einem grosszugigen Neubau ihrer Pfarrkirche Es haben sich keinerlei urkundliche Dokumente zum Bauablauf erhalten Einige Holzbalkenreste konnten dendrochronologisch zwischen 1165 und 1177 datiert werden Die schlichte monumentale Architektur der querschiffslosen Basilika verweist auf direkte Vorbilder in Oberitalien Der Neubau durfte von einer oberitalienisch lombardischen Wanderbauhutte ausgefuhrt worden sein zumindest waren dem Baumeister die italienischen Vorbilder wohl vertraut etwa San Savino in Piacenza Altenstadt zeigt zudem deutliche Ahnlichkeiten zur Basilika St Peter im niederbayerischen Straubing Beide Kirchen unterstanden dem Bischof von Augsburg Als die Siedlung im fruhen 13 Jahrhundert auf den Umlaufberg des Lechs verlegt wurde verlor Alt Schongau an Bedeutung Die Kirche diente weiterhin als Pfarrkirche fur die nun uberwiegend bauerlichen Bewohner der alten Stadt Schongau Schon aus finanziellen Grunden unterblieben grossere Umbauten Auch der Barock der sonst die Sakralbauten des Pfaffenwinkels mit seinen reichen Dekorationsformen uberzogen hat blieb hier fast ohne jeden Einfluss 1717 gelangte jedoch der Altar der Wallfahrtskirche auf dem Hohenpeissenberg in die Basilika 1671 sturzte der Nordturm teilweise ein Ursprunglich wollte man den Glockenturm ganzlich abtragen beauftragte aber zwei Jahre spater den Wessobrunner Meister Hans Ganne n bacher mit dem Wiederaufbau in den alten Formen Der kunstsinnige Konig Ludwig I beauftragte 1826 den Munchener Architekten Friedrich von Gartner mit der Restaurierung Gartner schloss bei dieser Gelegenheit die Nebenapsiden und verwendete die Raume als Sakristei und Glockenhaus Ende des 19 Jahrhunderts kamen noch einige neuromanische Ausstattungsstucke hinzu etwa ein neuer Hochaltar eine Kanzel und das Chorgestuhl Die neuromanischen Veranderungen wurden bei der Restaurierung der Jahre 1961 63 wieder ruckgangig gemacht und der Innenraum dem hochmittelalterlichen Zustand angenahert Durch die Tieferlegung des Fussbodens sind heute auch die originalen Pfeilerbasen wieder sichtbar Auch die Nebenapsiden offnete man wieder Als Ersatz wurde im Suden eine moderne Sakristei angebaut deren Dachflache sich aber nicht uber die alte Kirchhofsmauer erhebt Am 9 Oktober 1965 unterschrieb und siegelte Papst Paul VI die Urkunde durch die die Basilika St Michael in den Rang einer papstlichen Basilica minor erhoben wurde Die offentliche Verkundung dieser Auszeichnung durch Bischof Josef Stimpfle erfolgte 1966 1993 94 konnte St Michael nochmals grundlegend saniert werden Die Kuppelschalen der Apsiden wurden steinsichtig freigelegt der Raum erhielt einen neuen Anstrich und einen neuen Fussboden Der Altarraum wurde von Reinhold Grubl neu ausgestattet 1998 kam die neue Orgel der Firma Link aus Giengen an der Brenz hinzu Architektur Bearbeiten nbsp Grundriss der Basilika St Michael nbsp Innenansicht nach Osten nbsp WestportalDie Basilika ist der einzige durchgewolbte Sakralbau der Spatromanik in Bayern Die Kirche ist ca 40 m lang 18 65 m breit das Mittelschiff ist 13 2 m hoch und 6 7 m breit Der Aussenbau ist klar gegliedert Im Osten flankieren die beiden Turme 32 m die Hauptapsis die wiederum von den Nebenapsiden begleitet wird Das regelmassige Tuffsteinmauerwerk tragt keinen Verputz Die zuruckhaltende Architekturgliederung besteht aus Kranzgesimsen Lisenen dem Deutschen Band und Rundbogenfriesen Die Turme besitzen in den beiden Obergeschossen doppelte bzw dreifache Schalloffnungen die von Saulen gestutzt werden Das Langhaus und die Apsiden werden von Rundbogenfenstern belichtet Zwei Portale fuhren in das Innere Das Westportal mit seinen Saulen und Bogenwulsten zeigt im Tympanon einen Krieger der gegen einen Drachen kampft Man kann diese Darstellung als Kampf des Guten gegen das Bose interpretieren 1 Petr 5 8 EU Ahnliche Darstellungen finden sich auch an anderen Sakralbauten dieser Zeit Aussen sind zwei Saulen freigestellt die ursprunglich auf zwei Lowen standen Die Skulpturen wurden 1826 entfernt einer der Lowen ist in Schongau in der Nische einer Kaufhausfassade erhalten Das Nordportal besitzt eine feine Blatterdekoration an den Kapitellen und am Tursturz Das papstliche Wappen im Tympanon erinnert an die Erhebung zur Basilica minor im Jahre 1966 Vor dem Portal stand bis 1910 ein romanisches Beinhaus Karner Innenraum BearbeitenSeit der letzten Renovierung tragen die Wandflachen einen hellen Anstrich mit aufgemaltem Quadermuster Die Pfeiler und Apsiden wurden hingegen steinsichtig belassen bzw freigelegt Sechs wuchtige Pfeilerpaare trennen die Schiffe und tragen die rippenlosen Kreuzgewolbe die von breiten Gurtbogen getrennt werden Das ostliche Langhausjoch dient als Altarraum und ist durch funf Stufen abgesondert und erhoht Die beiden Pfeiler des Altarraums die die Last der Turme tragen haben aus statischen Grunden einen kreuzformigen Grundriss Die anderen zehn Pfeiler haben einen Vierpassgrundriss ihrem quadratischen Kern sind jeweils vier Halbrundsaulen vorgelegt Die inneren Wulste setzen sich als Dienste zu den Gurtbogen fort deren Kampfer Fabeltiere und Masken zeigen Die Kapitelle besitzen korinthisierende Dekorationen in Kerbschnitttechnik stilisiertes Blattwerk Rosetten Sterne die den antiken Kapitellaufbau missverstehen Pornbacher das Raumbild jedoch dekorativ bereichern Wohl aus perspektivischen Grunden stehen sich die Pfeilerpaare nicht exakt gegenuber Die Rundbogenfenster im Obergaden wurden 1583 zur Halfte vermauert Damals mussten die Dacher uber den Seitenschiffen wegen der Schneelast in einem steileren Winkel neu aufgerichtet werden Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick in den Chor mit dem Grossen Gott von Altenstadt nbsp Detailaufnahme von dem Grossen Gott von Altenstadt nbsp Fruhgotisches Fresko im ChorDas bekannteste und bedeutendste Kunstwerk der Basilika ist der Grosse Gott von Altenstadt Der monumentale 3 20 m hohe Gekreuzigte steht flankiert von Maria und Johannes Kopien Originale im Bayerischen Nationalmuseum in Munchen 2 auf dem modernen Lettnerbalken uber dem Choreingang Das Kunstwerk entstand am Anfang des 13 Jahrhunderts und lasst ebenfalls oberitalienische Einflusse erkennen Statt der Dornenkrone tragt der Erloser einen Goldreif ist also als Christkonig dargestellt Der Kreuzweg im sudlichen Seitenschiff ist modern und wurde von Josef Henselmann aus Munchen geschaffen Hier ist auch der Grabstein fur den Rottenbucher Propst Georg Siesmair gestorben 1628 in die Wand eingelassen In der nordlichen Apsis hangt heute das ehemalige Chorbogenkruzifix aus der Mitte des 16 Jahrhunderts Die sudliche Apsis beherbergt eine Statue der Muttergottes um 1330 die der Pfarrei als Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums uberlassen wurde Fresken Bearbeiten Im Chor und im Langhaus sind einige romanische und fruhgotische Fresken erhalten bzw freigelegt Im rechten sudlichen Seitenschiff sieht man uber dem Taufstein die Kreuzigung im Chor den Erzengel Michael als Seelenwager und die Verkundigung An der Innenseite der Westwand wurde 1994 beim Ausbau der alten Orgel eine acht Meter hohe Darstellung des heiligen Christophorus freigelegt um 1200 Taufstein Bearbeiten nbsp Romanischer Taufstein Hauptartikel Taufstein von St Michael Altenstadt bei Schongau Aus der Bauzeit der Kirche hat sich auch der originale Taufstein erhalten Auf der kelchformigen Schale sind der Erzengel Michael die Madonna mit dem Kind der heilige Johannes der Taufer und die Taufe Jesu als Reliefs ausgearbeitet Orgel Bearbeiten nbsp Orgelempore mit FreskenDie Orgel wurde 1998 von Orgelbau Link als Opus 1057 gebaut Sie hat 29 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition lautet 3 I HauptwerkBourdon 16 Principal 8 Flote 8 Viola di Gamba 8 Bifaria 8 Octav 4 Holzflote 4 Quinte 2 2 3 Superoctav 2 Mixtur IV 1 1 3 Cornett V 8 Trompete 8 II UnterpositivBourdon 8 Salicional 8 Praestant 4 Rohrflote 4 Nazard 2 2 3 Flageolet 2 Terz 1 3 5 Dulcian 8 Tremulant PedalPrincipalbass 16 Subbass 16 Quintbass 10 2 3 Octavbass 8 Violoncello 8 Choralbass 4 Posaune 16 Trompete 8 Clairon 4 Bourdon aus HW 16 Flote aus HW 8 Holzflote aus HW 4 Koppeln II I I P II P Spielhilfen Pleno an und Pleno ab als Tritte Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und RegistertrakturLiteratur BearbeitenGeorg Hager Die romanische Kirchenbaukunst Schwabens Munchen 1887 Anna Landsberg Die romanische Bauornamentik in Sudbayern Munchen 1917 Georg Paula Stefanie Berg Hobohm Landkreis Weilheim Schongau Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaler in Bayern Band I 23 Lipp Munchen 2003 ISBN 3 87490 585 3 Karl Pornbacher Basilika St Michael Altenstadt Schnell amp Steiner Kunstfuhrer Nr 31 Regensburg 1934 verwendet 13 Auflage 2000 ISBN 3 7954 4092 0 Gottfried Weber Die Romanik in Oberbayern Pfaffenhofen 1985 ISBN 3 7787 3258 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Basilika St Michael Altenstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Michael Nicht mehr online verfugbar In Internetprasenz der Pfarrgemeinde mit Bildern und Geschichte Ehemals im Original abgerufen am 8 Juli 2010 1 2 Vorlage Toter Link www altenstadt st michael de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Einzelnachweise Bearbeiten Bistum Augsburg Trauernde Maria und Johannes Unbekannter Kunstler Abgerufen am 3 Oktober 2019 Orgeldatenbank Bayern onlineBasilicae minores in Deutschland Baden Wurttemberg Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 St Martin in Weingarten 1956 St Georg in Walldurn 1962 St Vitus in Ellwangen 1964 Maria Heimsuchung in Birnau 1971 St Martin in Ulm Wiblingen 1993 St Georg in Ochsenhausen 2019Bayern Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 St Anna in Altotting 1913 Maria Himmelfahrt in Ettal 1920 Dom St Peter und Georg in Bamberg 1923 St Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 St Mauritius in Niederalteich 1932 St Ulrich und Afra in Augsburg 1937 Maria Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 Heiligste Dreifaltigkeit in Gossweinstein 1948 St Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 Maria Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 St Emmeram in Regensburg 1964 St Michael in Altenstadt 1965 St Lorenz in Kempten 1969 Maria Himmelfahrt in Waldsassen 1969 St Benedikt in Benediktbeuern 1972 St Peter in Dillingen 1979 Heilig Kreuz und Maria Himmelfahrt in Scheyern 1979 St Martin in Amberg 1980 St Margaretha in Altenmarkt 1982 St Jakob in Straubing 1989 Maria Heimsuchung in Marienweiher 1993 Maria Brunnlein in Wemding 1998 St Martin in Landshut 2001 St Vitus und Deocar in Herrieden 2010Berlin St Johannes in Berlin Neukolln 1906 Dom St Hedwig in Berlin Mitte 1927 Maria Rosenkranzkonigin in Berlin Steglitz 1950Hessen St Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 St Maria Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 St Peter in Fritzlar 2004 St Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010Niedersachsen St Godehard in Hildesheim 1963 Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 St Clemens in Hannover 1998 St Cyriakus in Duderstadt 2015Nordrhein Westfalen St Gereon in Koln 1920 St Ursula in Koln 1920 Maria Himmelfahrt in Kevelaer 1923 St Viktor in Xanten 1937 St Severin in Koln 1953 Maria Heimsuchung in Werl 1953 St Martin in Bonn 1956 St Potentinus Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 St Aposteln in Koln 1965 St Maria im Kapitol in Koln 1965 St Suitbertus in Dusseldorf Kaiserswerth 1967 St Lambertus in Dusseldorf 1974 St Andreas in Knechtsteden 1974 St Vitus in Monchengladbach 1974 St Margareta in Dusseldorf Gerresheim 1982 St Ludgerus in Essen Werden 1993 St Kunibert in Koln 1998 St Quirinus in Neuss 2009 St Ida in Herzfeld 2011 St Laurentius in Wuppertal 2013Rheinland Pfalz St Matthias in Trier 1920 Kaiser und Mariendom in Speyer 1925 Dom St Peter in Worms 1925 St Maria am See in Maria Laach 1926 Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 St Martin in Bingen 1930 St Salvator in Prum 1950 Unsere Liebe Frau in Trier 1951 St Paulin in Trier 1958 St Kastor in Koblenz 1991 St Severus in Boppard 2015Saarland St Wendalinus in St Wendel 1960 St Johann in Saarbrucken 1975Sachsen Heilig Kreuz in Wechselburg 2018 47 822483333333 10 8723 Koordinaten 47 49 20 9 N 10 52 20 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Michael Altenstadt amp oldid 234948660