Chronik der DDR (1981–1990) beschreibt einzelne Ereignisse in der DDR zwischen 1981 und 1990. Sie ergänzt den Hauptartikel Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik.
1981 Bearbeiten
Klaus Bölling wird am 1. Februar Nachfolger von Günter Gaus als Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR.
Am 1. April wird Matthias Domaschk von der evangelischen Junge Gemeinde Jena Stadtmitte, festgenommen. Er stirbt am 12. April in der Untersuchungshaftanstalt des MfS in Gera unter ungeklärten Umständen.
Vom 26. bis 31. Mai besucht der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker mit einer Delegation Japan. Dieses ist der erste offizielle Besuch eines DDR-Staatsoberhauptes in einem führenden westlichen Industrieland.
Am 14. Juni finden Scheinwahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen statt. Laut offiziellen Angaben stimmen 99,86 % der Wahlberechtigten für die Einheitslisten der „Nationalen Front“.
Am 26. Juni wird der MfS-Hauptmann Werner Teske wegen Vorbereitung seiner Flucht in den Westen als letzte Person in der DDR hingerichtet. Prozess und Todesurteil bleiben streng geheim.
Am 20. September erfolgt ein Gefängnisausbruch mit blutiger Geiselnahme durch André Baganz und drei Mittäter in Frankfurt/Oder. Ein Volkspolizist wird erschossen, ein Gefängniswärter angeschossen. Eine Spezialeinheit des MfS überwältigt die Geiselnehmer.
Am 1. Oktober wird der „Kanzlerspion“ Günter Guillaume im Zuge eines Agentenaustauschs aus der Haft in der Bundesrepublik in die DDR entlassen. Danach äußert er sich mehrere Male öffentlich über seine „Kundschaftertätigkeit“.
Am 3. November beschließt die Volkskammer den Fünfjahrplan 1981–1985.
Vom 11. bis 13. Dezember besucht der Bundeskanzler Helmut Schmidt die DDR. Er trifft den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zu mehreren Arbeitsgesprächen am Werbellinsee und besucht Güstrow. Die Stadt wird von mehreren Tausend MfS-Mitarbeitern abgeschirmt, die Einheimischen dürfen in dieser Zeit die Straßen nur mit Ausnahmegenehmigung betreten.
Am 13. Dezember verhängt General Wojciech Jaruzelski in Polen das Kriegsrecht. Die Gewerkschaft Solidarność wird verboten. Eine Verhaftungswelle rollt durch das Land. Die DDR-Führung ist über die Ereignisse beunruhigt und befürchtet Proteste im eigenen Land.
Am 13. und 14. Dezember findet die Berliner Begegnung zur Friedensförderung in Ost-Berlin mit knapp 100 Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern aus Ost und West statt.
1982 Bearbeiten
Am 1. Januar findet eine Volkszählung statt.
Am 25. Januar wird der von Pfarrer Rainer Eppelmann und dem Wissenschaftler Robert Havemann verfasste „Berliner Appell – Frieden schaffen ohne Waffen“ veröffentlicht. Damit erreicht die Friedensbewegung in der DDR erstmals eine breite Resonanz.
Auf einem Friedensforum am 14. Februar in der Kreuzkirche in Dresden fordern etwa 5.000 meist jugendliche Teilnehmer die Einführung eines Sozialen Friedensdienstes als zivilen Wehrersatzdienst in der DDR.
Der Filmregisseur Konrad Wolf stirbt am 7. März in Ost-Berlin.
Ein am 25. März erlassenes neues Wehrdienstgesetz schreibt die vormilitärische Ausbildung von Jugendlichen vor und ermöglicht im Verteidigungsfall die Ausweitung der allgemeinen Wehrpflicht auf Frauen. Dagegen kommt es zu vielfältigen Protesten vor allem im innerkirchlichen Bereich, es entsteht auch die Gruppe Frauen für den Frieden.
Der bekannteste DDR-Regimekritiker Robert Havemann stirbt am 9. April.
Am 24. Mai tritt Hans Otto Bräutigam die Nachfolge von Klaus Bölling als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der DDR an.
Die Sowjetunion beginnt am 15. Juli mit der Stationierung von mobilen SS-21-Kurzstreckenraketen in der DDR.
Der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew stirbt am 10. November. Der langjährige Chef des Geheimdienstes KGB, Juri Andropow, wird am 12. November dessen Nachfolger als Generalsekretär der KPdSU.
1983 Bearbeiten
Am 14. Februar demonstrieren in Dresden etwa 100.000 Menschen für en Frieden anlässlich des Gedenkens an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.
Am 28. April sagt Erich Honecker seinen geplanten Besuch in der Bundesrepublik Deutschland ab. Angeblicher Grund sind die westlichen Berichterstattungen über den Tod von westdeutschen Transitreisenden in der DDR am 10. und 26. April. Tatsächlich geschah dies aber auf Druck des neuen sowjetischen Parteichefs Andropow.
Am 12. Mai demonstrieren sechs westdeutsche Bundestagsabgeordnete der Grünen auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz für Abrüstung in Ost und West. Sie werden festgenommen und in die Bundesrepublik ausgewiesen.
Vom 31. Mai bis 2. Juni findet der IX. Schriftstellerkongreß der DDR in Ost-Berlin statt. Nach den Ausschlüssen vieler kritischer Autoren in den vorangegangenen Jahren verläuft er staatsnah und unspektakulär.
Am 8. Juni 1983 wird der Jenaer Bürgerrechtler Roland Jahn in einem Zug gewaltsam aus der DDR ausgebürgert. (Er wurde später Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen (BStU)).
Am 29. Juni übernimmt die Bundesregierung die Bürgschaft für einen vom bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) vermittelten Kredit über eine Milliarde D-Mark für die DDR. Sie will damit die Stabilität der DDR bewahren, die in finanziellen Schwierigkeiten ist.
Vom 24. bis 27. Juli unternimmt Franz Josef Strauß eine 'Privatreise' in die DDR. Er trifft sich auch mit Erich Honecker.
Vom 29. Juni bis 2. Julistattet der UNO-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar der DDR einen offiziellen Besuch ab.
Am 1. September versuchen Anhänger der DDR-Friedensbewegung, eine Menschenkette zwischen der sowjetischen und der US-Botschaft in Ost-Berlin anlässlich des Weltfriedenstages zu bilden. Dieses wird von der Volkspolizei verhindert. Am Abend werden Martin Böttger und Elisabeth Gibbels verhaftet, sie werden am 15. September wieder freigelassen.
Am 15. September besucht der Regierende Bürgermeister von West-Berlin Richard von Weizsäcker den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in Schloß Niederschönhausen zu einem Gespräch. Dieses ist das erste Treffen dieser Art.
Am 6. Oktober kündigt Erich Honecker den vollständigen Abbau der Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze an.
Am 15. November kommt ein neues Post- und Fernmeldeabkommen zwischen beiden deutschen Staaten zum Abschluss. Es sieht die Anhebung der jährlichen Pauschalleistungen der Bundesrepublik an die DDR von 85 auf 200 Millionen D-Mark vor.
Am 5. Dezember kritisiert die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen in der DDR.
Am 12. Dezember werden Bärbel Bohley und Ulrike Poppe von der Initiative „Frauen für den Frieden“ verhaftet. Nach Protesten werden sie am 24. Januar 1984 freigelassen.
1984 Bearbeiten
Die Betriebsrechte an der S-Bahn in West-Berlin gehen am 9. Januar von der Deutschen Reichsbahn (de facto die Staatsbahn der DDR) an die West-Berliner BVG über.
Sechs DDR-Bürger, die sich in die Ost-Berliner US-Botschaft geflüchtet hatten, dürfen am 22. Januar nach West-Berlin ausreisen.
Die zweimillionste Wohnung, die im Rahmen des Wohnungsbauprogrammes seit 1970 gebaut wurde, wird von Erich Honecker am 9. Februar feierlich übergeben.
Bei den Trauerfeierlichkeiten zum Tode des KPdSU-Generalsekretärs Juri Andropow treffen sich Bundeskanzler Helmut Kohl und Erich Honecker am 13. Februar in Moskau.
Am 6. April kehren 35 DDR-Bürger, die am 2. April in die bundesdeutsche Botschaft in Prag geflüchtet sind, in die DDR zurück, nachdem ihnen eine baldige Ausreise nach Westdeutschland zugesichert wurde.
In Reaktion auf das Fernbleiben der USA von den Olympischen Spielen in Moskau 1980 (wegen des Einmarsches der UdSSR in Afghanistan) sagt die DDR am 10. Mai die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles ab.
Vom 8. bis 10. Juni findet in Ost-Berlin ein 'Nationales Jugendfestival der DDR' mit etwa 75.000 Jugendlichen statt.
Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin wird am 26. Juni vorübergehend „wegen Überfüllung“ geschlossen, weil sich in ihr 55 DDR-Bürger aufhalten, die ihre Ausreise erzwingen wollen. Nach Zusicherung von Straffreiheit und baldiger Ausreise verlassen sie die Ständige Vertretung am 5. Juli wieder.
Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme besucht am 29. und 30. Juni die DDR.
Der italienische Ministerpräsident Bettino Craxi besucht am 9. und 10. Juli die DDR.
Am 25. Juli gibt der bundesdeutsche Staatsminister Philipp Jenninger die Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von 950 Millionen DM (486 Millionen Euro) für die DDR bekannt. Gegenleistungen sind Erleichterungen im innerdeutschen Reiseverkehr und der vollständige Abbau der Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze.
Am 4. September sagt Erich Honecker seinen für Ende September geplanten Besuch in der Bundesrepublik ab.
Erich Honecker besucht vom 16. bis 19. Oktober Finnland.
Der österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz besucht am 5. und 6. November die DDR.
Am 1. Dezember tritt in der DDR die Erhöhung der Mindestrente auf 300 Mark der DDR in Kraft.
Die DDR hat 1984 ungewöhnlich viele, nämlich 40.900 Ausreisewillige in die Bundesrepublik übersiedeln lassen. Im Vorjahr waren es 11.300 und im Folgejahr 24.900.
1985 Bearbeiten
Vom 9. bis 12. Januar besucht der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, die DDR.
Am 15. Januar kehren die letzten der 168 DDR-Bürger, die sich seit dem 2. Oktober 1984 in die Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutschland geflüchtet hatten, in die DDR zurück. Ihnen war Straffreiheit und eine baldige Ausreise zugesichert worden.
Die restaurierte Semperoper in Dresden wird am 13. Februar wiedereröffnet.
Am 10. März stirbt der sowjetische Staats- und Parteichef Konstantin Tschernjenko. Mit Michail Gorbatschow wird am 11. März ein angesichts des hohen Alters seiner drei Vorgänger erstaunlich junger Mann sowjetisches Staatsoberhaupt. Wie im Vorjahr treffen sich Bundeskanzler Helmut Kohl und Erich Honecker am 12. März am Rande der Trauerfeierlichkeiten zum Tode eines sowjetischen Staatsoberhauptes.
Der französische Ministerpräsident Laurent Fabius besucht am 6. April die DDR.
Mit Geoffrey Howe besucht am 8. April erstmals ein britischer Außenminister die DDR.
Das 1978 von der DDR-Führung geschlossene Korrespondentenbüro des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wird am 16. April wieder eröffnet.
Am 11. Juni findet auf der Glienicker Brücke (zwischen West-Berlin und Potsdam) der größte Agentenaustausch seit 1945 statt. 25 West-Agenten und vier Ost-Agenten kommen frei.
Am 5. Juli werden neue Vereinbarungen über den innerdeutschen Handel für die Jahre 1986 bis 1990 getroffen. Das Toleranzvolumen als Bestandteil der gegenseitigen Handelsbeziehungen (Swing) wird von 600 auf 850 Millionen DM (307 auf 435 Millionen Euro) angehoben.
Der im Bundesamt für Verfassungsschutz für die Abwehr der DDR-Spionage zuständige Hansjoachim Tiedge läuft am 19. August in die DDR über. Am 23. August geben die DDR-Medien den Überlauf bekannt.
Der finnische Premierminister Kalevi Sorsa besucht vom 9. bis 11. September die DDR.
Günter Schabowski wird am 25. November 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Ost-Berlin als Nachfolger für den abgesetzten Konrad Naumann.
Am 2. Dezember stirbt der DDR-Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Hoffmann. Am 3. Dezember tritt Heinz Keßler seine Nachfolge an.
1986 Bearbeiten
Am 10. Januar empfängt Erich Honecker elf Mitglieder des Repräsentantenhauses des US-Kongresses in Ost-Berlin und führt Gespräche über die weltpolitische Lage und die Beziehungen zwischen den USA und der DDR.
Am 9. Februar erweitert die DDR die Reisemöglichkeiten für ihre Bürger in den Westen in dringenden Familienangelegenheiten.
Vom 19. bis 22. Februar besucht der Präsident der Volkskammer Horst Sindermann die Bundesrepublik auf Einladung der SPD-Bundestagsfraktion.
Vom 17. bis 21. April findet der XI. Parteitag der SED in Ost-Berlin statt. Dort ruft der Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow zu „Selbstkritik“ auf und unterbreitet Abrüstungsvorschläge. Am 17. April hatte er „DDR“ schmunzelnd als dawai, dawei, robotatj („los, los, arbeiten“) definiert.
Am 26. April explodiert im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl ein Reaktorblock. Große Mengen radioaktiven Materials werden freigesetzt und auch in westliche Richtung geweht. Die DDR-Führung beschwichtigt und behauptet, es würde keine Gefahr für die eigene Bevölkerung bestehen. In der westlicher gelegenen Bundesrepublik wird dagegen eindringlich gewarnt und beispielsweise vom Sammeln von Pilzen abgeraten.
Am 2. September wird die „Umwelt-Bibliothek“ der Zionskirche in Ost-Berlin eröffnet. Sie entwickelt sich bald zu einem Zentrum der unabhängigen Umwelt- und Friedensbewegung in der DDR.
Proteste von Greenpeace am 15. September in Ost-Berlin werden von DDR-Sicherheitskräften unterbunden.
Eisenhüttenstadt und Saarlouis schließen am 6. Oktober die erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft.
Am 10./11. November kündigt der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow auf dem Gipfeltreffen des Warschauer Pakts eine Liberalisierung der Beziehungen seines Landes zu den anderen Mitgliedsstaaten an.
1987 Bearbeiten
Am 4. März trifft der stellvertretende KGB-Chef Wladimir Krjutschkow den Dresdener SED-Chef Hans Modrow und den Leiter der DDR-Auslandsspionage Markus Wolf zu einem Gespräch in Dresden. Er möchte erfahren, ob es Möglichkeiten für eine neue reformorientierte DDR-Regierung gibt. Darüber spricht er auch mit Prof. Dr. Dr. Manfred von Ardenne.
Am 5. März scheidet der stellvertretende Minister für Staatssicherheit und Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des MfS, Markus Wolf überraschend aus dem aktiven Dienst aus. Die Hintergründe dafür sind unklar, angeblich will er sich schriftstellerischen Tätigkeiten zuwenden. Wahrscheinlich will er aber seinen Einstieg in eine Reformpolitik in der DDR vorbereiten.
Am 8. April lehnt der SED-Chefideologe Kurt Hager in einem Spiegel-Interview Reformen in der DDR ab mit dem Vergleich „Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?“.
Am 13. April endet ein mehrtägiges Manöver der Nationalen Volksarmee (NVA), an dem erstmals Beobachter aus den KSZE-Signatarstaaten teilgenommen haben, darunter auch zwei Offiziere der Bundeswehr.
Vom 5. bis 8. Mai gibt es ein Internationales Schriftstellergespräch in Ost-Berlin mit etwa 60 Autoren aus der DDR und dem Ausland anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt.
Vom 3. bis 5. Juni besucht Erich Honecker erstmals die Niederlande zu einem offiziellen Staatsbesuch.
Am 8. Juni kommt es am Ost-Berliner Brandenburger Tor zu brutalen Übergriffen von DDR-Sicherheitskräften gegen Fans, die einem Rockkonzert vor dem Reichstagsgebäude auf West-Berliner Seite der Berliner Mauer zuhören wollen.
Am 12. Juni richtet der US-Präsident Ronald Reagan bei einem Besuch am Brandenburger Tor seine berühmte Aufforderung an den sowjetischen Generalsekretär Gorbatschow „Reißen Sie diese Mauer ein!“.
Am 15. Juni besucht der UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar wieder die DDR.
Am 17. Juni wird die Todesstrafe in der DDR offiziell abgeschafft.
Am 23. Juni empfängt Erich Honecker den Präsidenten der Jewish Claims Conference Israel Miller. Er bemüht sich um gute Kontakte zu jüdischen Organisationen, auch um einen Staatsbesuch in den USA zu erreichen.
Vom 1. bis 18. September findet der Olof-Palme-Friedensmarsch von Stralsund nach Dresden statt. Daran dürfen neben Vertretern von offiziellen Organisationen erstmals auch Personen von unabhängigen Friedensgruppen teilnehmen. Am 5. September ziehen in Ost-Berlin etwa 1000 Personen von der Zions- zur Gethsemane-Kirche, ohne von DDR-Behörden gestört zu werden.
Vom 7. bis 11. September besucht Erich Honecker als erster DDR-Staatschef die Bundesrepublik Deutschland zu einem offiziellen Staatsbesuch. Er unterzeichnet mehrere Abkommen unter anderem über wissenschaftliche und umwelttechnische Zusammenarbeit. Anschließend fährt er nach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz (ins Karl-Marx-Geburtshaus in Trier), das Saarland mit seinem Geburtsort Neunkirchen (Saar) und Bayern.
Vom 13. bis 15. Oktober stattet Erich Honecker dann Belgien einen ersten Staatsbesuch ab.
Am 17. Oktober überfielen rechtsradikale Skinheads die Besucher eines Punk-Konzertes in der Zionskirche in Ost-Berlin. Der Überfall auf die Zionskirche und die folgenden Strafprozesse führten erstmals zu einer öffentlichen Wahrnehmung der Existenz von Neonazis in der DDR.
In der Nacht vom 24. zum 25. November werden von Mitarbeitern des Generalstaatsanwaltes und des MfS die Räume der „Umweltbibliothek“ in der evangelischen Zionsgemeinde in Ost-Berlin durchsucht. Sieben festgenommene Personen werden nach landesweiten Protesten und Mahnwachen wenige Tage später wieder freigelassen.
Vom 24. bis 26. November 1987 findet der X. Schriftstellerkongreß der DDR in Ost-Berlin statt. Dort kommt es auch zu heftiger Kritik an der Zensur durch Christoph Hein, Günter de Bruyn und anderen Autoren.
Am 12. Dezember ist die Amnestie anlässlich des 38. Jahrestages der Gründung der DDR abgeschlossen. Es wurden 24.621 Personen aus der Haft entlassen.
1988 Bearbeiten
Vom 7. bis 9. Januar besucht Erich Honecker Frankreich. Dieses ist der einzige Besuch eines DDR-Staatsoberhauptes bei einer der drei West-Siegermächte des Zweiten Weltkrieges.
Am 17. Januar versuchen Bürgerrechtler bei der alljährlichen Großdemonstration für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit einem Transparent mit dem Satz „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ von Rosa Luxemburg teilzunehmen. Die Sicherheitskräfte verhaften vor laufenden westlichen Kameras etwa 160 von ihnen. An den Folgetagen verhaftet das MfS zahlreiche weitere Aktivisten der Berliner Oppositionsbewegung. Es kommt in der ganzen DDR zu Solidaritätsveranstaltungen von tausenden Menschen. Am 2. Februar gelingt es den Sicherheitsbehörden, viele der Verhafteten zur Ausreise zu bewegen, darunter Mitglieder der Initiative für Frieden und Menschenrechte.
Am 11. Februar besucht der Regierende Bürgermeister von West-Berlin Eberhard Diepgen den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in Schloss Niederschönhausen. Danach werden auch Erleichterungen im Reiseverkehr angekündigt.
Vom 13. bis 28. Februar 1988 finden die Olympischen Winterspiele in Sarajevo statt. Die DDR wird mit 25 Medaillen zweiterfolgreichste Mannschaft.
Am 31. März wird ein Gebietsaustausch zwischen West-Berlin und der DDR vereinbart.
Am 23. April trennt die Volkspolizei Fußballfans von 1. FC Lokomotive Leipzig und Union Berlin mit Gummigeschossen.
Am 21. Juni wird Horst Neugebauer neuer Leiter der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn.
Am 26. Juni treffen erstmals 40 Beobachter aus 20 KSZE-Signatarstaaten in Potsdam ein, um die gemeinsame Truppenübung der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) und der Nationalen Volksarmee (NVA) zu beobachten.
Am Bruce-Springsteen-Konzert in Ost-Berlin nehmen zwischen 160.000 und 500.000 Menschen teil.
Am 15. August nehmen die DDR und die Kommission der EG diplomatische Beziehungen auf.
Am 14. September unterzeichnen die Bundesrepublik Deutschland und die DDR Vereinbarungen über Neuregelungen im Transitverkehr. Die Transitpauschale wird von 525 auf 860 Millionen DM pro Jahr erhöht.
Am 10. Oktober protestieren etwa 200 Personen mit Transparenten gegen die Zensur von Kirchenzeitungen in Ost-Berlin. Dieses wird von den Sicherheitsorganen gewaltsam beendet, westliche Korrespondenten werden bei der Berichterstattung behindert.
Vom 16. bis 18. Oktober besucht der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman sen. die DDR. Er wird auch von Erich Honecker empfangen.
Am 10. November wird in Ost-Berlin der Grundstein für den Neubau der zerstörten Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße gelegt.
Die DDR-Medien teilen am 20. November mit, dass auf Weisung des Postministers die sowjetische Monatszeitschrift „Sputnik“ aus der Liste des Postzeitungsvertriebes gestrichen wird. Bereits vorher waren einzelne Ausgaben der sowjetischen Zeitung „Neue Zeit“ nicht ausgeliefert worden.
Am 21. November teilt die Hauptverwaltung Film im Kulturministerium mit, dass fünf sowjetische Filme aus den Kinoprogrammen zu nehmen seien. Diese waren zuvor auf dem Festival des sowjetischen Films gezeigt worden und liefen danach einige Wochen in den Kinos der DDR.
1989 Bearbeiten
Ein Arbeitsausschuss zur Gründung eines Freidenkerverbandes in der DDR bildet sich am 13. Januar.
Am 15. Januar demonstrieren über 500 Menschen auf dem Leipziger Marktplatz für Meinungsfreiheit. Auf dem KSZE-Folgetreffen in Wien protestieren der bundesdeutsche und der US-amerikanische Außenminister gegen die Inhaftierungen einiger, die diese Demonstration vorbereitet hatten.
Am 2. Mai öffnet Ungarn seine Grenze zu Österreich. In der Folge versuchen Hunderte von DDR-Bürgern über Ungarn in den Westen zu gelangen. Gleichzeitig begeben sich viele in die Botschaften der Bundesrepublik in Budapest, Prag und Warschau, um an westdeutsche Reisepapiere zu gelangen.
Bei Kommunalwahlen am 7. Mai wird durch Kontrollen von Bürgerrechtsgruppen erstmals Wahlbetrug nachgewiesen. Erich Honecker nennt das offizielle Ergebnis (98,85 Prozent der Stimmen auf die Kandidaten der „Nationalen Front“) „ein eindrucksvolles Bekenntnis zu der auf Frieden und Sozialismus gerichteten Politik der SED“.
Am 19. Juni trifft der Regierende Bürgermeister von West-Berlin Walter Momper den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in Ost-Berlin zu einem Gespräch.
Der Staatspräsident der UdSSR Gorbatschow lehnt entgegen sowjetischer Zusagen zur Unterstützung der DDR in Krisen am 6. Juli eine Intervention von sowjetischen Truppen zur Abwendung von Unruhen in der DDR ab. Die DDR verliert damit ihre Existenzgarantie.
In Ost-Berlin, Warschau, Prag und Budapest versuchen um den 31. Juli Tausende von DDR-Bürgern, durch die Erstürmung der Botschaften der Bundesrepublik ihre Ausreise zu erzwingen.
Bei dem sogenannten „Paneuropäischen Picknick“ am 19. August nutzen etwa 600 DDR-Bürger die offene ungarisch-österreichische Grenze zur Flucht in den Westen.
Am 4. September findet in Leipzig die erste Montagsdemonstration statt, bei der etwa 1.200 Demonstranten für Reise-, Presse- und Versammlungsfreiheit demonstrieren.
Die Bürgerbewegung Neues Forum veröffentlicht am 10. September ihren Gründungsaufruf.
10. September: Csilla von Boeselager übersetzt die Rede des ungarischen Außenministers Gyula Horn: die DDR-Flüchtlinge können ausreisen. Fast einen Monat lang hatten ca. 30.000 Flüchtlinge in von C. von Boeselager organisierten Zeltlagern in Budapest ausgeharrt.
Ab dem 11. September gewährt Ungarn DDR-Flüchtlingen die Ausreise nach Österreich. In der DDR bilden sich nach dem Neuen Forum weitere Bürgerbewegungen: Demokratie Jetzt (12. September), die Sozialdemokratische Partei in der DDR (7. Oktober) und Demokratischer Aufbruch (2. Oktober).
Am 18. September unterstützen prominente Rockmusiker in einem Aufruf die Gründung des Neuen Forum, das am darauf folgenden Tag einen Antrag auf Zulassung als politische Vereinigung gemäß Artikel 29 der Verfassung stellt.
Tausenden von DDR-Flüchtlingen in den deutschen Botschaften in Prag und Warschau wird am 30. September erlaubt, in die Bundesrepublik Deutschland auszureisen. Der bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher verkündet am Abend auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag dieses Verhandlungsergebnis.
Die Leipziger Montagsdemonstration am 2. Oktober mit etwa 20.000 Teilnehmern wird von DDR-Sicherheitsorganen gewaltsam aufgelöst. Als am 4. Oktober etwa 7.600 DDR-Flüchtlinge, die in der Prager und in der Warschauer Botschaft Zuflucht gesucht hatten, mit der Bahn über abgesperrte Bahnstrecken der DDR in die Bundesrepublik reisen, kommt es am Dresdner Hauptbahnhof zu den schwersten Auseinandersetzungen von demonstrierenden Bürgern mit DDR-Sicherheitskräften seit dem 17. Juni 1953.
Bei den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober mahnt der sowjetische Staatschef Gorbatschow die DDR-Führung zu politischen Reformen. Am Rande der Feiern demonstrieren zehntausende Menschen für eine demokratische Erneuerung des Sozialismus, Volkspolizei und Stasi reagieren mit Prügelorgien und Massen-Verhaftungen.
Am 9. Oktober findet in Leipzig die Montagsdemonstration mit etwa 70.000 Teilnehmern statt. Zum ersten Mal kann man den Slogan „Wir sind das Volk“ hören. Es kommt nicht, wie befürchtet, zu bewaffneten Gegenmaßnahmen von Seiten des Staates, obwohl NVA-Truppen und Polizei verstärkt und in Bereitschaft versetzt sind und eine erhöhte Zahl Blutkonserven in den Krankenhäusern bereitsteht. Eine Woche später sind 100.000 bis 120.000 Demonstranten in den Leipziger Straßen. Honeckers Befehl, schonungslos gegen die Demonstranten vorzugehen, wird von der Leipziger SED-Führung nicht befolgt. Kurt Masur und andere rufen zu friedlicher Mäßigung auf, die UdSSR verweigert die Teilnahme an einer eventuellen militärischen Niederschlagung der Demonstration. Letztendlich bleibt es friedlich.
Erich Honecker erklärt am 18. Oktober den Rücktritt von allen seinen Ämtern. Egon Krenz wird zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der SED gewählt und prägt in seiner Antrittsrede den Begriff Wende.
Bei der Leipziger Montagsdemonstration am 23. Oktober skandieren etwa 300.000 Menschen: Wir sind das Volk.
Am 24. Oktober tritt die Volkskammer zu ihrer 10. Tagung zusammen. Die Abgeordneten stimmen einmütig dem Antrag zu, Erich Honecker „auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen“ von seinen Funktionen zu entbinden. Der Volkskammerpräsident Horst Sindermann zollt Honecker Anerkennung: „Wir lassen die menschliche Größe des Revolutionärs und die kommunistische Anständigkeit unseres Genossen Honecker nicht antasten.“ Egon Krenz wird zum Vorsitzenden des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates gewählt.
Am 3. November erlaubt die Führung der DDR erstmals die Ausreise von DDR-Bürgern aus der ČSSR in die Bundesrepublik.
Am 4. November findet die größte Demonstration der deutschen Nachkriegsgeschichte mit knapp einer Million Teilnehmern auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin statt. Legal angemeldet von Künstlerinnen und Künstlern fordern die Demonstranten und die Redner Meinungsfreiheit, eine Demokratisierung der DDR sowie ein Ende des Führungsanspruches der SED. Unter den Rednern sind neben Künstlern wie Christa Wolf, Ulrich Mühe und Steffie Spira und Repräsentanten der neuen Bürgerbewegungen wie Marianne Birthler, Jens Reich und Friedrich Schorlemmer auch SED-Vertreter, darunter Günter Schabowski und Markus Wolf, die aber ausgebuht die Bühne verlassen.
Am 7. und 8. November treten der Vorsitzende des Ministerrates, Willi Stoph und das gesamte Politbüro der SED zurück.
Von Januar bis November dieses Jahres sind insgesamt etwa 225.000 DDR-Bürger in die Bundesrepublik ausgereist.
Am 9. November verliest Günter Schabowski vor laufenden Kameras, dass sofort und unverzüglich Privatreisen nach dem Ausland ohne Vorliegen von Voraussetzungen wie Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse beantragt werden könnten. Die Genehmigungen würden kurzfristig erteilt. Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur Bundesrepublik erfolgen. Tausende eilen an die Grenzen. Ohne Befehl öffnen Grenzsoldaten die Übergänge der Berliner Mauer und der Grenze zur Bundesrepublik.
Hans Modrow, bis dahin Chef des SED-Parteibezirks Dresden, wird von der Volkskammer am 13. November zum Ministerpräsidenten der DDR gewählt.
KPdSU-Generalsekretär Gorbatschow nennt am 15. November die Wiedervereinigung Deutschlands eine „innerdeutsche Angelegenheit“ und macht damit klar, dass die Sowjetunion eine solche Wiedervereinigung akzeptieren würde.
Am 1. Dezember wird der Führungsanspruch der SED von der Volkskammer offiziell aus der Verfassung der DDR gestrichen. Die Staatsanwaltschaft leitet gegen sechs ehemalige SED-Funktionäre Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauch und Korruption ein, unter anderem gegen Erich Honecker.
Egon Krenz tritt am 3. Dezember als Vorsitzender der SED und am 6. Dezember als Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates zurück. Neues Staatsoberhaupt wird Manfred Gerlach (LDPD). Auf Vorschlag des Politbüros beschließt das Zentralkomitee der SED, Hans Albrecht, Erich Honecker, Werner Krolikowski, Günther Kleiber, Erich Mielke, Gerhard Müller, Alexander Schalck-Golodkowski, Horst Sindermann, Willi Stoph, Harry Tisch, Herbert Ziegenhahn und Dieter Müller aus dem Zentralkomitee auszuschließen. „Auf Grund der Schwere ihrer Verstöße gegen das Statut der SED“ werden sie auch aus der Partei ausgeschlossen.
Am 3. Dezember gründen die Teilnehmerinnen eines Frauenkongresses in der Berliner Volksbühne den Unabhängigen Frauenverband (UFV).
Der zentrale Runde Tisch in Berlin tagt das erste Mal am 7. Dezember.
Am 9. Dezember wird Gregor Gysi auf einem Sonderparteitag der SED zum Vorsitzenden gewählt.
Auf der Leipziger Montagsdemonstration rufen die ersten Demonstranten den Slogan „Wir sind e i n Volk“ und „Deutschland einig Vaterland“.
Die SED gibt sich am 16. Dezember den Namenszusatz PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus). Am selben Tag beschließt der Demokratische Aufbruch seine offizielle Gründung.
Am 22. Dezember wird das Brandenburger Tor geöffnet.
Am 24. Dezember dürfen auch Bundesbürger das erste Mal ohne Visum und Mindestumtausch („Zwangsumtausch“) in die DDR einreisen.
Im Jahr 1989 sind insgesamt 343.854 Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik übergesiedelt. 1988 waren es noch 39.832.
1990 Bearbeiten
Das Oberste Gericht der DDR hob am 5. Januar die Urteile gegen Walter Janka, Gustav Just, Heinz Zöger und Richard Wolf auf.
Hans Modrow bietet am 11. Januar den Parteien der Opposition eine Mitarbeit an.
Im Januar 1990 ändert sich der Ton der weiterhin stattfindenden Montagsdemonstrationen: Die Parole „Wir sind das Volk“ aus den Zeiten des Aufbegehrens weicht dem Ruf nach der Wiedervereinigung: „Wir sind ein Volk“ und „Deutschland, einig Vaterland“. Am 15. Januar stürmen Demonstranten die Stasi-Zentrale in Ostberlin. Es entstehen Gerüchte, dass die Aktion vom Geheimdienst selbst inszeniert worden sei, um das entstehende Chaos dazu zu nutzen, Akten zu vernichten und aus dem Haus zu schaffen.
22. Januar: Rücktritt der Finanzministerin Uta Nickel.
Volle Gewerbefreiheit wird am 25. Januar eingeführt.
Hans Modrow besucht Moskau, Gorbatschow stimmt einer deutschen Einigung zu. Er wiederholt seine Einwilligung am 10. Februar gegenüber Helmut Kohl.
4. Februar: Die SED-PDS gibt den Namensbestandteil SED auf.
5. Februar: Regierung der nationalen Verantwortung: Acht Vertreter des Zentralen Runden Tisches (Tatjana Böhm, Rainer Eppelmann, Sebastian Pflugbeil, Matthias Platzeck, Gerd Poppe, Walter Romberg, Klaus Schlüter und Wolfgang Ullmann) treten in die Regierung Hans Modrows ein.
Die drei konservativen Parteien schließen sich zum Wahlbündnis Allianz für Deutschland zusammen.
Am 20. Februar verabschiedet die Volkskammer ein neues Wahlgesetz. Sie ermöglicht damit die ersten freien Wahlen zu einem Parlament in der DDR.
Der Runde Tisch lehnt eine Übernahme des Grundgesetzes am 17. März ab und fordert eine neue Verfassung für Gesamtdeutschland.
18. März: Die Wahlen zur Volkskammer der DDR gewinnt überraschend die „Allianz für Deutschland“, ein Drei-Parteien-Bündnis, bestehend aus CDU (40,8 % der Stimmen), Demokratischem Aufbruch und Deutscher Sozialer Union (DSU) (insgesamt 48,1 %). Die SPD erhält 21,9 % der Stimmen, die PDS 16,3 %.
5. April: Sabine Bergmann-Pohl (CDU) wird Volkskammerpräsidentin und damit letztes Staatsoberhaupt der DDR.
12. April: Lothar de Maizière (CDU) wird Ministerpräsident und bildet eine große Koalition aus mehreren Parteien.
5. Mai: In Bonn beginnen die „Zwei-plus-vier-Gespräche“ zwischen den Außenministern der Bundesrepublik, der DDR und der ehemaligen Besatzungsmächte (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion); im Zentrum dieser Gespräche stehen die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit.
6. Mai: Kommunalwahlen
18. Mai: In Bonn wird ein Staatsvertrag zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion der Bundesrepublik und der DDR unterzeichnet.
21. Juni: Die Volkskammer der DDR und der deutsche Bundestag verabschieden den Staatsvertrag.
1. Juli: Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion tritt in Kraft. Die D-Mark wird gesetzliches Zahlungsmittel auch in der DDR.
Am 22. Juli werden mit dem Ländereinführungsgesetz nach fast 38 Jahren die 14 Bezirke mit Wirkung vom 14. Oktober 1990 wieder in die fünf Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umgewandelt.
22. August: Die Stromverträge zur Privatisierung der Energiewirtschaft der DDR werden unterzeichnet.
23. August: Die Volkskammer der DDR votiert für den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.
12. September: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der DDR, Bundesrepublik, UdSSR, den USA, Frankreich und Großbritannien wird unterzeichnet.
13. September: Die Bundesrepublik und die UdSSR unterzeichnen einen Zusammenarbeits- und Nichtangriffsvertrag. Für den Abzug der Sowjetarmee aus der DDR bis 1994 erhält die UdSSR 13 Milliarden DM (6,6 Milliarden Euro).
25. September: Die DDR verlässt den Warschauer Pakt.
2. Oktober: Letzte Volkskammersitzung im Staatsratsgebäude
2. Oktober: Eingliederung der NVA in die Bundeswehr.
2. Oktober: Die Vier Besatzungsmächte geben um 24:00 Uhr ihre Vorbehaltsrechte an die Bundesrepublik ab.
3. Oktober: Die Länder der Deutschen Demokratischen Republik treten der Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23 des Grundgesetzes bei. Der Tag der Deutschen Einheit wird später zum Nationalfeiertag des vereinigten Deutschland erklärt. Die DDR hört um 0 Uhr, als Völkerrechtssubjekt, auf zu existieren.
Weblinks Bearbeiten
- Chronik der Wende Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg, vom 10. November 1989 bis 15. März 1990
- Jugendopposition in der DDR Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
- DDR-Losungen (werbefreie Übersicht)
- DDR-Alltagsleben (Ausstellung des DDR-Museum Berlin)
- Suche in Webarchiven.) DDR-Alltag, Ausstellung des Deutschen Historischen Museums) (Seite nicht mehr abrufbar.
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Milliardenspritze für den Mauerbauer auf Spiegel Online
- Neues Deutschland vom 16. September 1983, S. 1 Artikelanfänge
- Die Welt vom 12. August 2009, danach in Der Spiegel vom 13. August 2009
- Der Spiegel, Interview
- Leipzig bei www.jugendopposition mit Foto
- Bundeszentrale für politische Bildung
- Neues Deutschland, 25. Oktober 1989
- Die Geschichte eines deutschen Rufes. Deutschlandradio Länderreport, 29. September 2005