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Kurt Hager 24 Juli 1912 in Bietigheim 18 September 1998 in Berlin war ein deutscher Politiker der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED Er hat als Mitglied ihres Politburos die Kultur und Bildungspolitik in der DDR massgeblich mitbestimmt und galt als Chefideologe der SED Kurt Hager 1984 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Kurt Hager links 1985 mit den DDR Schriftstellern Kant 2 v l und Hermlin rechts nbsp Das Grab von Kurt Hager und seiner Ehefrau Sabina geborene Schauer auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in BerlinAls Sohn eines Arbeiters legte Hager nach Besuch von Volks und Oberrealschule 1931 das Abitur ab Er war Mitglied des CVJM und des Sozialistischen Schulerbundes arbeitete als Journalist und trat 1930 in die KPD 1932 in den Roten Frontkampferbund ein Er war 1933 an der Storung der ersten Rede Adolf Hitlers im Radio Stuttgarter Kabelattentat beteiligt wurde verhaftet und kam in das KZ Heuberg Nach kurzer Haftzeit emigrierte er im Jahr 1936 Bis 1937 war er u a als Kurier fur den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands in der Schweiz der CSR und Frankreich tatig Von 1937 bis 1939 nahm er am Spanischen Burgerkrieg als Journalist teil wo er fur den Deutschen Freiheitssender und das Auslandsprogramm von Radio Madrid arbeitete Im Jahr 1939 wurde er in Frankreich interniert und emigrierte dann nach Grossbritannien Dort war er fur die Auslandsorganisation der KPD aktiv schrieb unter dem Pseudonym Felix Albin wurde dann zeitweilig erneut als Enemy Alien interniert zunachst in Huyton spater auf der Isle of Man Dann wurde er in London Mitglied des Vorstandes der Freien Deutschen Bewegung und arbeitete fur die Freie Tribune ab Juni 1945 war er ihr Chefredakteur Im Jahr 1946 kehrte er nach Berlin zuruck Er trat der SED bei wo er Leiter der Abteilung Parteischulung sowie stellvertretender Chefredakteur des Vorwarts der vom Landesverband Gross Berlin der SED herausgegebenen Montagsausgabe des Neuen Deutschlands wurde Hager veroffentlichte seine Texte unter dem Pseudonym XYZ 1 Im Jahr 1948 absolvierte er einen Dozentenlehrgang an der Parteihochschule in Kleinmachnow was ihn 1949 zum ordentlichen Professor fur Philosophie an der Humboldt Universitat Berlin qualifizierte Im Jahr 1950 wurde er Kandidat des Zentralkomitees der SED und 1952 Leiter der Abteilung Wissenschaft des ZK der SED 1954 wurde er Mitglied und 1955 Sekretar des ZK der SED In dieser Funktion war er verantwortlich fur Wissenschaft Volksbildung und Kultur 1959 wurde er Kandidat und 1963 Mitglied des Politburos des ZK der SED und Leiter der Ideologischen Kommission des Politburos Er wurde 1958 Abgeordneter der Volkskammer und 1967 Vorsitzender von deren Volksbildungsausschuss Ausserdem war er von 1976 bis 1989 Mitglied des Staatsrates und von 1979 bis 1989 Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates Im SED Politburo galt Hager als Chefideologe und oberster Kulturverantwortlicher In dieser Funktion war er auch verantwortlich fur das Auftrittsverbot von Udo Lindenberg Dieser hatte in einem Radiointerview des SFB am 5 Marz 1979 seinen Wunsch geaussert fur seine Fans ein Konzert in Ost Berlin veranstalten zu wollen 2 Das Interview wurde von DDR Seite aufgezeichnet und einen Tag spater als Information vom Staatlichen Komitee fur Rundfunk Abteilung Monitor an Kurt Hager gesandt Hager schrieb am 9 Marz 1979 auf den Vermerk handschriftlich Auftritt in der DDR kommt nicht in Frage In Reden und Schriften bestritt Hager die Existenz einer einheitlichen deutschen Kulturnation und einer gemeinsamen deutschen Geschichte Am 9 April 1987 gab Hager in einem Interview mit der bundesdeutschen Illustrierten Stern zu den Reformen Gorbatschows in der Sowjetunion die Antwort Wurden Sie nebenbei gesagt wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert sich verpflichtet fuhlen Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren Am 10 April 1987 erschien das Interview mit der offiziellen Absage an die Glasnost und Perestroika Politik in der Sowjetunion im SED Zentralorgan Neues Deutschland Sowohl Teile der SED Basis als auch der ubrigen Bevolkerung der DDR brachten ihren Unmut gegen Kurt Hager mit dem Spottnamen Tapeten Kutte zum Ausdruck So schmahte ihn auch Wolf Biermann in seinem Lied Ballade von den verdorbenen Greisen Hans Modrow und Egon Krenz offenbarten unabhangig voneinander in Buch Publikationen der Jahre 2018 bzw 2019 dass besagter legendar gewordener Tapetenvergleich im Stern Interview gar nicht aus der Feder Kurt Hagers stammte sondern ihm stattdessen von Erich Honecker personlich in den Wortlaut der Antworten hineingeschrieben worden war 3 Krenz wurdigt daruber hinaus Hagers loyalen Charakter diese eigentliche Urheberschaft auch nach 1989 nie offentlich gemacht zu haben 4 Auf der 10 Tagung des ZK nach dem XI Parteitag der SED vom 8 bis zum 10 November 1989 schied Hager aus seinen Funktionen aus Gegenuber Jan Carpentier der am 23 November 1989 im Rahmen der DDR Jugendsendung ELF99 aus der Waldsiedlung Wandlitz berichten durfte gab Hager an unfreiwillig in der Hochzeit des Kalten Krieges hier einquartiert worden zu sein Man habe sich den Beschlussen der Partei gebeugt sagte Hager in Gegenwart seiner Frau Wandlitz bezeichnete er als sein siebtes Internierungslager in das er gekommen sei 5 6 Spater nahm er diese Aussage zuruck 7 Am 20 21 Januar 1990 beendete die inzwischen in Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Partei des Demokratischen Sozialismus SED PDS umbenannte SED Hagers Mitgliedschaft durch Ausschluss 8 1995 trat er in Berlin in die Deutsche Kommunistische Partei DKP ein 9 Das Landgericht Berlin verhandelte im Jahr 1995 gegen Hager im Politburoprozess wegen der Todesschusse an der deutsch deutschen Grenze Am 9 Mai 1996 wurde das Verfahren gegen Hager wegen erheblich eingeschrankter Verhandlungsfahigkeit abgetrennt 10 Im September 1996 erschienen seine Memoiren 11 Kurt Hager starb am 18 September 1998 im Alter von 86 Jahren Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof Berlin Friedrichsfelde in der Graberanlage fur Opfer des Faschismus und Verfolgte des Naziregimes Er war verheiratet mit Sabina Hager geb Schauer 1912 2000 12 13 Das Ehepaar Hager hatte zwei Kinder einen Sohn 1944 und die Tochter Nina Hager Auszeichnungen Bearbeiten nbsp Hager 2 v r 1989 auf dem Kongress der Unterhaltungskunst zusammen mit DDR KunstlernHager wurde in der DDR vielfach ausgezeichnet 1956 Hans Beimler Medaille 1958 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 1962 Banner der Arbeit 1964 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 1969 Held der Arbeit 1977 1982 und 1987 Karl Marx OrdenSchriften BearbeitenLaszlo Rajk und Komplicen vor dem Volksgericht Dietz Verlag Berlin 1949 Vorwort Der dialektische Materialismus die theoretische Grundlage der Politik der SED Dietz Verlag Berlin 1959 Humanismus und Wissenschaft Aufbau Verlag Berlin 1961 Zur geistigen Situation der Gegenwart Dietz Verlag Berlin 1961 Die Aufgaben der Gesellschaftswissenschaft in unserer Zeit Dietz Verlag Berlin 1969 Grundfragen des geistigen Lebens im Sozialismus Dietz Verlag Berlin 1970 Marxistisch leninistische Philosophie und ideologischer Kampf Dietz Verlag Berlin 1970 Zur Theorie und Politik des Sozialismus Reden und Aufsatze Dietz Verlag Berlin 1972 Sozialismus und wissenschaftlich technische Revolution Dietz Verlag Berlin 1973 Das Manifest der Kommunistischen Partei und der revolutionare Weltprozess Dietz Berlin 1973 Wissenschaft und Technologie im Sozialismus Dietz Verlag Berlin 1974 Die Gesellschaftswissenschaften vor neuen Aufgaben Dietz Verlag Berlin 1981 Beitrage zur Kulturpolitik Reden und Aufsatze Band I 1972 1981 Dietz Verlag Berlin 1987 ISBN 3 320 01018 2 Beitrage zur Kulturpolitik Reden und Aufsatze Band II 1982 1986 Dietz Verlag Berlin 1987 ISBN 3 320 01019 0 Wissenschaft und Wissenschaftspolitik im Sozialismus Vortrage 1972 1987 Dietz Verlag Berlin 1987 ISBN 3 320 01021 2 Kontinuitat und Veranderung Beitrage zu Fragen unserer Zeit Dietz Verlag Berlin 1989 ISBN 3 320 01421 8 Erinnerungen Faber und Faber Leipzig 1996 ISBN 3 92866 080 2 Literatur BearbeitenBernd Rainer Barth Helmut Muller Enbergs Hager Leonhard Kurt In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Stern Interview mit Kurt Hager am 9 April 1987 Stefan Wolle Die heile Welt der Diktatur Alltag und Herrschaft in der DDR 1971 1989 1999 Schriftenreihe Band 349 Bonn Bundeszentrale fur politische Bildung S 292 293 Ilko Sascha Kowalczuk Die 101 wichtigsten Fragen DDR C H Beck Munchen 2009 S 129 130 Frage 83 Warum wollte SED Ideologe Kurt Hager nicht tapezieren Ilko Sascha Kowalczuk Endspiel Die Revolution von 1989 in der DDR C H Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 68407 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt Hager Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kurt Hager im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv NY 4286Einzelnachweise Bearbeiten Sie erschienen in Faksimileausgabe unter dem Titel XYZ Das Vorwarts Tagebuch Artikel aus den Jahren 1946 1948 im Dietz Verlag Berlin 1982 Bundesarchiv Kultur und Kunst in der DDR Auftrag Auseinandersetzung und Veranderung Nicht mehr online verfugbar In bundesarchiv de Archiviert vom Original am 11 Juli 2016 abgerufen am 9 Januar 2017 Aufzeichnung eines Interviews des SFB mit Udo Lindenberg zu Auftritten in der DDR vom 5 Marz 1979 Oliver Durkop Michael Gehler In Verantwortung Hans Modrow und der deutsche Umbruch 1989 90 Studien Verlag Innsbruck 2018 Egon Krenz Wir und die Russen Die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau im Herbst 89 edition ost Berlin 2019 S 111 ELF 99 Einzug ins Paradies Wandlitz Reportage Video offline In veoh com Archiviert vom Original am 22 August 2010 abgerufen am 9 Januar 2017 Stefanie Hardick Paradise Ost Memento vom 28 Mai 2019 imInternet Archive abgerufen am 28 Mai 2019 Ausschluss Das Politburo vor dem Parteigericht Aussage vor dem Parteischiedsgericht 40 Min Ausschluss Das Politburo vor dem Parteigericht Parteien Roter Steuermann In Der Spiegel Nr 7 1996 online Chronologie der Prozesse gegen DDR Funktionare wegen der Schusse an der Grenze zur BRD Der Spiegel 37 1996 Ins Leere Holde Barbara Ulrich Schmerzgrenze 11 Portrats im Gesprach Barbel Bohley Sabina Hager Heidrun Hegewald u a Dietz Verlag Berlin 1991 Ingrid Schiborowski Anita Kochnowski Hrsg Frauen und der spanische Krieg 1936 1939 Eine biografische Dokumentation Verlag am Park Berlin 2016 652 S Normdaten Person GND 119385511 lobid OGND AKS LCCN n50041624 VIAF 41856927 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hager KurtALTERNATIVNAMEN Albin FelixKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker KPD SED MdV Mitglied des Zentralkomitees und des Politburos des ZK der SEDGEBURTSDATUM 24 Juli 1912GEBURTSORT BietigheimSTERBEDATUM 18 September 1998STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Hager amp oldid 238530010