www.wikidata.de-de.nina.az
Walter Janka 29 April 1914 in Chemnitz 17 Marz 1994 in Kleinmachnow war ein deutscher Dramaturg und Verleger Walter Janka bei einem ausserordentlichen Parteitag der SED 1989 in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 In der DDR 2 1 Prozess und Haft 2 2 Rehabilitation 3 Nach der Wende 4 Schriften 5 Filmografie als Dramaturg 6 Siehe auch 7 Literatur Filme 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenWalter Janka war eines von sechs Kindern des Werkzeugschlossers Adalbert Janka 1920 bis 1928 besuchte er die Volksschule von 1928 bis 1932 absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer Walter Janka wurde 1930 Organisationsleiter dann politischer Leiter des Unterbezirks Chemnitz des KJVD Nach der Ermordung seines Bruders Albert Janka durch die Nationalsozialisten folgte seine Verhaftung durch die Gestapo Nach einer Untersuchungshaft in Chemnitz und Freiberg wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt Nach einer 1 1 2 jahrigen Haft im Zuchthaus Bautzen I verbrachte er sechs Monate im KZ Sachsenburg Anschliessend wurde er 1935 in die Tschechoslowakei abgeschoben 1936 ging Janka in die Spanische Republik um sich im Thalmann Bataillon am Spanischen Burgerkrieg zu beteiligen 1937 wurde er Hauptmann und bald danach in der Karl Marx Division jungster Major der spanischen Volksarmee In der Schlacht am Ebro erlitt er eine schwere Verwundung Er begegnete in Spanien auch dem spateren Stasi Chef Erich Mielke in dessen Funktion als Offizier der stalinistischen Geheimpolizei in Spanien SIM Servicio de Investigacion Militar 1 Nach dem Sieg der putschenden Franco Truppen fluchtete er nach Frankreich wo er 1939 bis 1941 in den Lagern Saint Cyprien Camp de Gurs Le Vernet und Camp des Milles interniert war 2 Nach erneuter Flucht ging er uber Casablanca im November 1941 ins Exil nach Mexiko wo er gemeinsam mit Paul Merker und Alexander Abusch die Bewegung Freies Deutschland grundete Er leitete dort den 1942 gegrundeten Verlag El Libro Libre Das freie Buch fur den u a auch Anna Seghers tatig war 1946 ubernahm Janka die Leitung der KPD Gruppe in Mexiko In der DDR Bearbeiten nbsp Walter Janka rechts 1955 neben ihm Johannes R Becher und dessen Referent Karl Tummler nbsp Walter Janka Mitte auf dem SED Sonderparteitag am 16 Dezember 1989 in Berlin neben ihm Markus WolfNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er im April 1947 nach Deutschland zuruck Im gleichen Jahr heiratete er in Ost Berlin die Ubersetzerin und langjahrige Gefahrtin Charlotte Lotte Scholz Das Paar bekam zwei Kinder Andre 1948 und Yvonne 1950 Nach kurzer Mitarbeit im Parteivorstand der neu gegrundeten SED und als personlicher Sekretar von Paul Merker sollte Janka den Partei und Sicherheitsapparat in Halle an der Saale aufbauen lehnte dies jedoch ab 3 Im Juli 1948 trat er dem Vorstand der DEFA bei und wurde am 6 Oktober zum geschaftsfuhrenden Direktor ernannt jedoch bereits 1949 abgelost Im Februar 1950 wurde Janka stellvertretender Geschaftsfuhrer des Aufbau Verlages in Ost Berlin 1953 dessen Leiter In Zusammenarbeit der DEFA mit westdeutschen Filmfirmen plante er eine Verfilmung von Thomas Manns Roman Buddenbrooks ein anderes Wunschprojekt war ein DEFA Film mit Charles Chaplin als Hauptdarsteller Zu diesem Zweck traf er Chaplin am 18 Mai 1954 in Vevey Prozess und Haft Bearbeiten Am 6 Dezember 1956 wurde Walter Janka unter Anklage der konterrevolutionaren Verschworung verhaftet und in das Untersuchungsgefangnis Berlin Hohenschonhausen gebracht Man warf ihm vor als Mitglied im Kreis der Gleichgesinnten der von der Justiz und den Medien als Gruppe Harich bezeichnet wurde unter anderem die Absetzung Ulbrichts freie Wahlen Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit gefordert zu haben Diese Forderungen waren von Harich auch an einen sowjetischen Botschafter und an Pressevertreter in Westdeutschland ubergeben worden Nach uber einem halben Jahr Untersuchungshaft verurteilte das oberste Gericht der DDR ihn am 26 Juli 1957 als unmittelbarer Hintermann und Teilnehmer einer konterrevolutionaren Gruppe wegen Boykotthetze zu funf Jahren Zuchthaus mit verscharfter Einzelhaft 4 Der Prozess wurde von einem hohen Sicherheitsaufgebot begleitet sogar die Justizministerin Hilde Benjamin nahm als Zuschauerin teil Kein Zeuge der Verteidigung wurde zugelassen Generalstaatsanwalt Ernst Melsheimer drohte Jankas Freund Paul Merker der kurz zuvor nach einer Verurteilung durch ein DDR Gericht rehabilitiert worden war nun als Zeuge auftrat und Janka zunachst entlastete erfolgreich mit den Worten Wissen Sie uberhaupt dass Sie eigentlich auf die Anklagebank gehoren Dass Sie nur ein Haar von dem Verrater Janka trennt Sie gehoren auf den Platz neben ihm Und wenn Sie hier nicht die Wahrheit sagen dann mussen Sie damit rechnen den Platz neben ihm doch noch einzunehmen Der bereits im Marz 1957 zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurteilte Wolfgang Harich Angestellter Jankas im Aufbau Verlag trat in diesem von Richter Walter Ziegler gefuhrten Schauprozess als Hauptzeuge der Anklage auf und belastete Janka schwer Die ehemaligen Freunde blieben ab da ein Leben lang verfeindet 5 In den beiden Schauprozessen im Marz und Juli 1957 wurden weiterhin verurteilt Gustav Just und Bernhard Steinberger zu je vier Jahren Zuchthaus Richard Wolf zu drei Jahren Zuchthaus Heinz Zoger zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus und Manfred Hertwig zu zwei Jahren Zuchthaus Janka verbusste seine Strafe im Zuchthaus Berlin Lichtenberg und ab 1958 in Bautzen II wo er schwer erkrankte 4 Er schrieb spater in dritter Person Wieder musste Janka an die Jahre der Nazizeit denken Immer beginnt es damit die Kopfe zu verunstalten also die Haare abzuschneiden Als man ihm die Instandsetzung der Heizung in seiner Zelle verweigerte war das wie damals als Janka in den dreissiger Jahren bei den Nazis in Bautzen gesessen hatte Damals in der grossen Haftanstalt Am Rande der Stadt Die Einwohner von Bautzen nennen sie das gelbe Elend weil alle Gebaude aus gelben Klinkersteinen gemauert sind 6 Rehabilitation Bearbeiten Am 23 Dezember 1960 wurde Walter Janka auf Grund internationaler Proteste vorzeitig aus der Haft entlassen Nach seiner Entlassung und anfanglicher Arbeitslosigkeit arbeitete er in der Synchronisation und war ab 1962 als Dramaturg bei der DEFA tatig Wie in den 1950er Jahren lebte er wieder in Kleinmachnow bei Berlin Zusammen mit anderen Autoren entwickelte Janka in den folgenden Jahren fur die DEFA Szenarien und Drehbucher fur Spielfilme Er war erheblich an dem mehrfach ausgezeichneten Film Goya oder der arge Weg der Erkenntnis 1971 beteiligt erhielt aber nur eine nichtoffentliche Anerkennung als Verdienter Aktivist Anfang der 1970er Jahre dachte er daruber nach Klaus Manns Roman Mephisto zu verfilmen Janka hatte gute Beziehungen zur Familie Mann was auf seine Arbeit als Verleger im mexikanischen Exil im El libro libre bei dem auch Heinrich Mann veroffentlichte zuruckging Mit Rechtsunsicherheiten begrundet da Mephisto als Buch ab 1966 in der BRD verboten war Mephisto Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 24 Februar 1971 wurde das Projekt seitens der DEFA zunachst ad acta gelegt Spater gab es weitere Vorbehalte 1981 wurde der Roman vom West Berliner Produzenten Manfred Durniok in einer westdeutsch osterreichisch ungarischen Co Produktion unter Beteiligung der DEFA als Dienstleister und Rolf Hoppe in einer Hauptrolle mit dem Titel Mephisto verfilmt und bekam 1982 neben weiteren Auszeichnungen einen Oscar 7 1972 erfolgte die Wiederanerkennung als Verfolgter des Naziregimes und erneute Aufnahme in die SED Sein autobiografisch gefarbtes Szenarium um den Spanischen Burgerkrieg Reise nach Gandesa blieb unverfilmt 1973 loste er den Vertrag mit der DEFA In den achtziger Jahren schrieb er Artikel reiste mehrmals in die Bundesrepublik und hielt Vortrage uber seine Erlebnisse im Spanischen Burgerkrieg Am 1 Mai 1989 erhielt er in Wurdigung hervorragender Verdienste beim Aufbau und bei der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaftsordnung in der Deutschen Demokratischen Republik den Vaterlandischen Verdienstorden in Gold Nach der Wende BearbeitenZur Zeit der Wende erschienen im Oktober 1989 im Rowohlt Verlag seine Memoiren uber die Haftzeit unter dem Titel Schwierigkeiten mit der Wahrheit die schnell in der DDR verbreitet wurden Janka wurde nun sehr popular und das Urteil von 1957 in einer offentlichen Sitzung des Obersten Gerichts der DDR am 4 und 5 Januar 1990 fur aufgehoben erklart Gleichzeitig kam es zu einem publizistischen und juristischen Streit zwischen Janka und Harich uber Einzelheiten des Prozesses 8 Janka wurde 1990 fur sein dramaturgisches Gesamtschaffen mit dem Heinrich Greif Preis ausgezeichnet Am 16 Dezember 1989 war Janka Mitglied im Prasidium des Sonderparteitages der SED PDS in der Dynamo Sporthalle in Ost Berlin 1990 wurde er Mitglied im Rat der Alten beim Parteivorstand der PDS die er jedoch bald darauf enttauscht verliess 4 Im gleichen Jahr erhielt er den Preis Das politische Buch der Friedrich Ebert Stiftung Janka starb 1994 in Kleinmachnow und liegt dort auf dem Waldfriedhof begraben Schriften BearbeitenSchwierigkeiten mit der Wahrheit Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 1989 ISBN 3 499 12731 8 Spuren eines Lebens Rowohlt Berlin 1991 bis zur Verhaftung Erinnerungen eines deutschen Verlegers Aufbau Berlin Weimar 1993 ISBN 3 351 02410 X Filmografie als Dramaturg Bearbeiten1965 Chronik eines Mordes 1965 Die antike Munze 1965 Hamida 1968 Schusse unterm Galgen 1968 Die Toten bleiben jung 1969 Zeit zu leben 1971 Goya 1971 Anflug Alpha 1 1972 Reife Kirschen 1972 Lutzower 1975 Lotte in Weimar 1988 Lager des SchweigensSiehe auch BearbeitenMitdruckgeschaftLiteratur Filme BearbeitenCarsten Wurm Bernd Rainer Barth Janka Walter In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Michael Rohrwasser Wer ist Walter Janka Eine biographische Notiz In Schwierigkeiten mit der Wahrheit Aufbau Berlin 1990 ISBN 3 351 01763 4 S 115 124 Ingke Brodersen Hrsg Der Prozess gegen Walter Janka und andere Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1990 Alexander Amberger Birgit Ziener Michael Brie Carsten Wurm Dieter Wolf Jens Fietje Dwars Christoph Links Dietmar Keller Alfred Eichhorn Wolfgang Kiessling Gunter Benser Partisan im Kulturbetrieb Beitrage zum 100 Geburtstag von Walter Janka Hefte zur DDR Geschichte Nr 131 Helle Panke Berlin 2014 Verlagsinformation Sven Sieber Walter Janka und Wolfgang Harich Zwei DDR Intellektuelle im Konflikt mit der Macht Chemnitzer Beitrage zur Politik und Geschichte Bd 1 Lit Berlin u a 2008 ISBN 978 3 8258 0401 5 Thomas Grimm Schauprozesse Genossen vor Gericht rbb Fernsehen Dokumentation 45 min 2014 Guntolf Herzberg Wolfgang Harich eine philosophische Wiederentdeckung Walter Janka und die Gruppe Harich hefte zur ddr geschichte Heft 146 Helle Panke Berlin 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Ehrengrab fur Walter Janka auf dem Waldfriedhof Kleinmachnow nbsp Commons Walter Janka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Walter Janka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Walter Janka in der Internet Movie Database englisch Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Kurzbiografie Jankas auf den Seiten der Gedenkstatte Berlin Hohenschonhausen Rolf Schneider Schwierigkeiten mit der Wahrheit In Der Spiegel Nr 23 4 Juni 1990 uber die Prozesse gegen Janka Harich und andere Wolfgang Windhausen Tapferer Mensch und Kommunist durch und durch Erinnerungen an Walter Janka In Glarean Magazin 17 Juni 2011 Marcus Patka Chronik der kulturellen und politischen Veranstaltungen im mexikanischen Exil organisiert von verschiedenen Organisationen 1937 1949 Janka in Mexiko durchsuchbar 7 Eintrage Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Niethammer Zum Tode von Erich Mielke Die Karriere eines deutschen Stalinisten In World Socialist Website 16 August 2000 abgerufen am 12 Februar 2014 Walter Janka Spuren eines Lebens S 175 Karl Wilhelm Fricke Peter Steinbach Johannes Tuchel Hrsg Opposition und Widerstand in der DDR politische Lebensbilder C H Beck Verlag Munchen 2002 S 226 a b c Walter Janka In stiftung hsh de Abgerufen am 19 Mai 2020 Kurzbiografie Eine Lehre furs ganze Leben Aus Wolfgang Harichs Zeugenaussage fur den Janka Prozess In Der Spiegel 23 1990 4 Juni 1990 S 96 98 abgerufen am 19 Mai 2020 Schwierigkeiten mit der Wahrheit S 107 109 Aus der Geschichte der Defa Mephisto Lieber nicht Berliner Zeitung 24 Juli 2020 Ehrlos in die Grube In Der Spiegel 13 1991 25 Marz 1991 S 97 107 abgerufen am 19 Mai 2020 Normdaten Person GND 118881205 lobid OGND AKS LCCN n90690098 VIAF 111081594 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Janka WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramaturg und VerlegerGEBURTSDATUM 29 April 1914GEBURTSORT ChemnitzSTERBEDATUM 17 Marz 1994STERBEORT Kleinmachnow Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Janka amp oldid 237054183