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Dieser Artikel behandelt die Verhaltensweise Fur weitere Bedeutungen siehe Aggression Begriffsklarung Aggression lateinisch aggressiō vom Deponens aggredi sich zubewegen auf etw jdn heranschreiten sich nahern angreifen ist eine feindselig angreifende Verhaltensweise eines Organismus Sie ist ein biologisch in Tieren und so auch Menschen verankertes Verhaltensmuster zur Verteidigung oder Gewinnung von Ressourcen und zur Bewaltigung potenziell gefahrlicher Situationen Diese ultimaten Ursachen werden beim Menschen durch proximate Ursachen in der Personlichkeit oder der Umwelt ausgelost aktiviert oder gehemmt und durch verschiedene Emotionen motiviert 1 2 3 Illustration aus Le Petit Parisien 1909 Der amerikanische Physiologe Walter Cannon pragte 1915 den Begriff Fight or flight der Mediziner Hans Selye schuf 1936 als Modell der menschlichen Reaktion auf chronische Belastungen das Allgemeine Anpassungssyndrom Naheres siehe Stressreaktion Zur Auslosung von Aggression bedarf es spezifischer Situationen und Reize 4 Bei Menschen wird emotionale Aggression haufig durch negative Gefuhle hervorgerufen also als Reaktion zum Beispiel auf Frustration Hitze Kalte Schmerz Furcht 5 oder Hunger Ob und wie Aggressionen im Verhalten zum Ausdruck gebracht werden unterliegt in hohem Masse den jeweiligen sozialen Normen 6 Die negative Bewertung von Aggression die nur oder uberwiegend die destruktiven Seiten betont wird nicht generell geteilt 7 Innerhalb der Psychotherapie betrachtet etwa die Gestalttherapie Aggression als eine Form der Erregung die z B dazu dient Hindernisse zu beseitigen oder Neues aus der Umwelt fur den Organismus assimilierbar zu machen Destruktiv oder zu Gewalt wird die Aggression erst unter bestimmten ausseren oder inneren Bedingungen 8 Inhaltsverzeichnis 1 Aggression im Tierreich 2 Aggression beim Menschen 3 Ursachen und Entstehungsmodelle 3 1 Erklarungsansatze fur aggressives Verhalten 3 1 1 Einfluss von Genen und Neurobiologie 3 1 2 Sigmund Freud und der Todestrieb 3 1 3 Konrad Lorenz und der Aggressions Instinkt 3 1 4 Appetitive Aggression 3 1 5 Einfluss der Umwelt 3 1 6 Einfluss von Frustration und Angst 3 1 7 Gemeinsamer Einfluss von Genen und Umwelt 3 1 8 Motive 3 2 Mutmassliche Ausloser von Aggression 3 3 Aggression und Informationsverarbeitung 3 4 Aggression im Geschaftsleben 3 5 Gewaltpravention durch Aggressionskontrolle 4 Aus Sicht der Okologie 5 Aus Sicht der Rechtswissenschaft 6 Siehe auch 7 Literatur 7 1 Interdisziplinar 7 2 Verhaltensbiologie 7 3 Neurobiologie 7 4 Psychologie 7 5 Psychiatrie und Psychoanalyse 7 6 Rechtswissenschaft 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAggression im Tierreich BearbeitenIm Tierreich ist aggressives Verhalten weit verbreitet Es wird von Verhaltensbiologen dahingehend interpretiert dass es dem direkten Wettbewerb um Ressourcen oder um Nahrung dient Interspezifische Konkurrenz und Intraspezifische Konkurrenz der Revierverteidigung der Herstellung oder Anderung einer Rangordnung und auch der Konkurrenz um einen moglichen Sexualpartner 9 Das Greifen eines Beutetiers das der Ernahrung dient ist bei Tieren ebenfalls mit einer Form von Aggression verbunden wohingegen beim Menschen schon fruh Techniken zum Erlegen von Beute eingesetzt wurden siehe Jager und Sammler Aggressives Verhalten im eigentlichen Sinne wird seitens der Ethologie haufig auch als agonistisches Verhalten oder als Angriffs und Drohverhalten bezeichnet und mit spezifischen Auslosern Schlusselreizen in Verbindung gebracht Zur Regulierung aggressiver Impulse gibt es bei Tieren und Menschen die instinktiv veranlagte Aggressionshemmung Beim Hund unterscheiden Nora Brede Ute Heberer und Normen Mrozinski entsprechend der zugrundeliegenden Motivation zwischen ressourcenbedingter statusbedingter sozial motivierter sexuell motivierter territorialer umgelenkter umadressierter angstbedingter erlernter und anderweitig motivierter Aggression sowie Mischformen mit gleichzeitigem Auftreten unterschiedlicher Aggressionsformen Zur ressourcenbedingten Aggression zahlen sie u a eine offensiv oder defensiv aggressiv wirkende Verteidigung von Futter Spielzeug oder Schlafplatz Ausserdem kann ein Uberangebot an Ressourcen etwa wenn ein aus dem auslandischen Tierschutz vermittelter Hund eine unerwartete Ressourcenfulle erlebt den Hund zu einer Fehlinterpretation seines Status verleiten Teils werden auch Statuskonflikte uber Ressourcen ausgetragen Die statusbedingte Aggression auch Dominanzaggression oder kontrollbedingte Aggression genannt richtet sich gegen Konkurrenten im eigenen Sozialverband und aussert sich beispielsweise darin dass der Hund seinen Halter raumlich einschrankt Sozial motivierte Aggression zeigen Hunde nur in Verbindung mit einem Sozialpartner beispielsweise in Form von Leinenaggression einer Zaunaggression gemeinsam mit einem anderen Hund oder auch einer Verteidigung des Sozialpartners bzw einer Abwehr anderer Interaktionspartner Sexuell motivierte Aggression kann mit der Laufigkeit einer Hundin bzw dem Imponiergehabe eines Ruden in Verbindung stehen 10 Zu Sonderformen des Aggressionsverhaltens zahlen die schmerz oder krankheitsbedingte Aggression Aggression beim Menschen BearbeitenMenschliche Aggression ist ein Verhalten das entweder mit der Absicht geschieht anderen Menschen zu schaden 11 oder um sie in ihrem Rangordnungsstatus herabzusetzen Man kann emotionale und instrumentelle Aggression unterscheiden Im ersten Fall ist das aggressive Verhalten eine Reaktion auf erfahrenes physisches oder psychisches Leid im zweiten Fall ist es eine rationale Aktion eine Methode um ein bestimmtes Ziel zu erreichen 12 13 Aggressives Verhalten steht eng im Zusammenhang mit Verhaltensweisen wie Angriff Flucht und Verteidigung Die Starke des aggressiven Verhaltens kann man auf das Zusammenwirken einer aktivierten inneren Bereitschaft Aggressivitat und einer ausseren aggressionsauslosenden Situation zuruckfuhren Im Zusammenhang mit menschlichem Verhalten kann Aggression sich aussern in verbalen Diffamierung Beleidigung Vorwurf psychischen Ausgrenzung oder tatlichen Angriffen gegenuber Personen Personengruppen und Sachen Sachbeschadigung oder wie im Tierreich auch in Drohverhalten Kommentkampfen sowie ritualisierten Auseinandersetzungen etwa im Sport im Spiel oder im Beruf Rivalitat Volkerrechtlich bezeichnet Aggression im Gegensatz zur Verteidigung den erstmaligen Einsatz von Gewalt in einer Auseinandersetzung zwischen Staaten Volkern und Volksgruppen Aggression wird meist mit unangepassten zerstorerischen und destruktiven Verhaltensweisen in Verbindung gebracht diese sind nach Schmidt Mummendey 1983 beim Menschen meist durch folgende Faktoren gekennzeichnet von der Schadigung von der Intention Absicht Gerichtetheit von der Normabweichung Beim Menschen versteht man unter aggressivem Verhalten in erster Linie eine direkte oder indirekte physische und oder psychische Schadigung eines Lebewesens oder die Beschadigung eines Gegenstandes nach Merz F 1965 unabhangig davon was letztlich Ziel dieser Handlung ist nach Felson R B 1984 Wichtig ist dabei die Absicht unabhangig davon ob es zu einer Schadigung kommt oder nicht wenn zum Beispiel das Opfer in letzter Sekunde ausweicht Oftmals wird auch der Zusatz verwendet das geschadigte Lebewesen sei motiviert die Behandlung zu vermeiden siehe auch Volenti non fit iniuria Dem Einwilligenden geschieht kein Unrecht Formen der Aggression sind offene physische Form gegenuber Lebewesen Schlagen Toten korperliches Bedrohen autoaggressiv gegen sich selbst gerichtet offene physische Form gegenuber unbelebten Objekten bewusste Verunreinigung bewusste nachlassige Behandlung von Gegenstanden Sachbeschadigung u a Vandalismus und Zerstorung von Gegenstanden offene verbale oder nonverbale Form Beleidigen Spotten Gesten und mimische Ausdrucksweisen Schreien rohe und bewusst vulgare Sprachstile und Umgangsformen verdeckte Form Phantasien indirekte Form Sachbeschadigung von Gegenstanden der Person en gegen die sich die Aggression richtet uble Nachrede Mobbing Schikanen Barrieren errichten emotionale Form als Folge von Stress Arger Wut Groll Hass Neid Weiter gefasst bezeichnet Aggression ein Arbeiten ein Wetteifern oder ein selbstbewusstes Auftreten als eine wesentliche Form des In Angriff Nehmens Diese Handlungsweisen haben im Vergleich mit der engeren Definition nichts mit einer Schadigung oder Verletzung zu tun Mit Aggression ist jedes Verhalten gemeint das im wesentlichen das Gegenteil von Passivitat und Zuruckhaltung darstellt Bach amp Goldberg 1974 14 S 14 zit nach Nolting 2000 S 24 Als Aggression gilt alles was durch Aktivitat zunachst durch Muskelkraft eine innere Spannung aufzulosen sucht Mitscherlich 1969 a 15 S 12 zit nach Nolting 2000 S 24 Wir definieren Aggression als jene dem Menschen innewohnende Disposition und Energie die sich ursprunglich und spater in den verschiedensten individuellen und kollektiven sozial gelernten und sozial vermittelten Formen von Selbstbehauptung bis zur Grausamkeit ausdruckt Heinelt 1982 Weitere motivationale Unterscheidungsmerkmale positive z B im Sport vs negative spontane vs reaktive vs befohlene ernste vs spielerische Typische Aggressionsziele sind zum Beispiel das Durchsetzen eigener Wunsche und Interessen die mit Wunschen anderer im Konflikt stehen Beachtung durch andere finden Rangordnung Reaktion auf Aggression anderer Abwehr Notwehr Vergeltung erlittener Aggressionsakte Rache Ursachen und Entstehungsmodelle BearbeitenAggressives menschliches Verhalten ist von verschiedenen Faktoren abhangig welche sich gegenseitig beeinflussen zerebrale Faktoren frontale Enthemmung genetische Faktoren Menschen konnen genetisch unterschiedlich aggressiv veranlagt sein bei den meisten Spezies eine Ausnahme bilden zum Beispiel die Hyanen sind die Mannchen im Durchschnitt aggressiver als die Weibchen 16 physiologische Faktoren Hormone und Neurotransmitter sind bei der Steuerung aggressiven Verhaltens beteiligt so gehen verminderte Serotonin und erhohte Testosteron Spiegel mit aggressivem Verhalten einher gesamtorganische Faktoren Psychische Zustande Empfindungen und Motive beeinflussen das Aggressionsverhalten zum Beispiel erhohen Schmerzen und andere unangenehme Zustande wie hohe Aussentemperaturen die Aggressionsneigung gruppensoziologische Bedingung Bei Ausbildung oder Zerfall einer Rangordnung sind alle beteiligten Individuen aggressiver als bei gefestigter Hierarchie In einer anonymen Gruppe reagieren die Mitglieder anders als unter Vertrauten sozial okologische Faktoren Hohe Gruppendichte oder Nahrungsknappheit beeinflussen aggressives Verhalten stammesgeschichtliche Faktoren Aggressives Verhalten hat sich bei verschiedenen Arten evolutionsbedingt unterschiedlich ausgebildet kulturgeschichtliche Faktoren Aggressives Verhalten ist durch Ritualisierungen kulturell uberformt ontogenetische Faktoren Personliche Erfahrungen Erlebnisse Frustrationen Angste und Vorbilder beeinflussen aggressives Verhalten Alkoholkonsum schwacht den regulierenden normativen sozialen Einfluss Wettkampfe erhohen bei den Aktiven und den Zuschauern die Aggressionsbereitschaft 17 Erklarungsansatze fur aggressives Verhalten Bearbeiten Aggression bezeichnet eine Vielfalt von Verhaltensweisen denen gemeinsam ist dass ein Konflikt zwischen Individuen oder Gruppen der durch unvereinbare Verhaltensziele verursacht wurde nicht durch einseitige oder beidseitige Anderung dieser Verhaltensziele gelost wird sondern dadurch dass die eine Konfliktpartei zumindest versucht der anderen eine Anderung aufzuzwingen 18 Triebtheoretischer Ansatz Der angeborene Aggressionstrieb drangt nach Entladung Bekanntester Vertreter der Theorie ist Sigmund Freud Instinkttheoretischer Ansatz Der angeborene Aggressions Instinkt dient der Erhaltung des Individuums Bekanntester Vertreter der Theorie ist Konrad Lorenz Lerntheoretische Ansatze Lernen am Modell Aggressives Verhalten wird aufgrund der Vorbildfunktion aggressiver Menschen die man beobachtet erlernt Ein bekannter Vertreter dieser Theorie ist Albert Bandura Klassische Konditionierung nach Pawlow Ein neutraler Umweltreiz der gemeinsam mit einem Reiz auftritt der Aggression auslost kann zum alleinigen Ausloser der Aggression werden Instrumentelle Konditionierung Lernen am Erfolg Durch die Anwendung von aggressiven Verhaltensmustern hat man Erfolg Die Erfolgsbelohnung lasst einen in der Zukunft erneut aggressiv handeln Bekanntester Vertreter dieser Theorie ist Burrhus Frederic Skinner Frustrations Aggressions Hypothese Durch Frustration entstehen aggressive Impulse Bekannte Vertreter sind John S Dollard und Neal E Miller Miller erweiterte die Hypothese mit der Aggressionsverschiebung um eine Verschiebung des Aggressionsziels nach Hemmung der ursprunglichen Aggression General Aggression Model Das General Aggression Model GAM von Craig A Anderson und Brad J Bushman fasst einige spezifischere Theorien zur Aggression Lernen am Modell Script Theory Erregungs Transfer Paradigma Social Interaction Theory Cognitive Neoassociation Theory zusammen Es beschreibt wie personliche und situative Faktoren den Zustand beeinflussen Der Zustand einer Person wiederum bestimmt wie die vorliegende Situation eingeschatzt und bewertet wird Aus dieser Bewertung folgt eine aus Sicht der Person angemessene Reaktion bzw Handlung Die gewahlte Handlung kann je nach Entscheidung bedacht oder unbedacht und aggressiv oder nicht aggressiv sein Kernelemente des Modells sind Wissensstrukturen Knowledge Structures die sich in Form von Konzepten Ablaufplanen und Schemata im kognitiven System der Person bilden und das Wissen uber eine Situation aus dem Erwartungen Ziele und Verhalten abgeleitet werden reprasentieren Mit wiederholtem Gebrauch verfestigen sich diese Strukturen und fuhren zu automatisierten Ablaufen Mithilfe des Modells lassen sich komplexe Einflusse und Ursachen aggressiven Verhaltens exakter identifizieren und erklaren 19 Das Modell bio psycho sozialer Mechanismen der Aggression von Klaus Wahl 20 fuhrt das komplizierte Zusammenspiel der genetischen epigenetischen neuronalen psychischen und sozialen Mechanismen beim Zustandekommen von Aggression vor 21 Einfluss von Genen und Neurobiologie Bearbeiten Es gibt zahlreiche Hinweise dafur dass Aggression nicht allein auf Lernerfahrungen zuruckgehen kann Ratten die ohne Kontakt mit anderen Ratten aufwachsen zeigen bei Bedrohung ihres Territoriums aggressives Verhalten Die nachsten Verwandten des Menschen Bonobos und Schimpansen haben sehr unterschiedliche innerartliche Aggressionsniveaus Einige Hormone z B Androgene und speziell das Testosteron begunstigen eine erhohte Neigung zu aggressivem Verhalten Wahrend des Eintretens der Geschlechtsreife kann besonders bei mannlichen Individuen beobachtet werden wie das verbale und physische Aggressionspotential ansteigt Flegeljahre Dies wiederum wird auf die veranderte Aktivitat der Gene zuruckgefuhrt Diese insbesondere von der eigenen Familie als destruktiv empfundenen Verhaltensweisen konnen auch gegen sich selbst gerichtet sein Autoaggressivitat Der Neurotransmitter Serotonin spielt offenbar eine Rolle bei der Hemmung aggressiven und riskanten Verhaltens Der zugrundeliegende neuropsychologische Mechanismus beinhaltet nach heutigem Wissensstand hauptsachlich Aktivierungen der Gebiete des Hypothalamus VMH AMH und des PAG Gebietes Periaquaduktales Grau welche moduliert werden durch Aktivierungen oder Innervierungen der Amygdala und prafrontaler Gebiete Sigmund Freud und der Todestrieb Bearbeiten Freud formulierte ab 1905 die Uberzeugung dass es sich bei der menschlichen Aggressivitat um einen Trieb handele Zunachst wurde dieser Trieb lediglich als Bestandteil der menschlichen Sexualitat betrachtet doch ab 1915 sah man sie auch als Komponente der Ich Triebe Unter den Eindrucken des Ersten Weltkrieges begann Freud Aggression schliesslich zunehmend als eigenen Trieb und Hauptvertreter des Todes oder Destruktionstriebes Zerstorungstrieb zu formulieren So besteht das Ziel des so genannten Todestriebs Thanatos nach Freud darin Einheiten zu zerstoren wohingegen der Eros oder Liebestrieb Einheiten schaffen mochte Diese beiden Triebe laufen immer gleichzeitig so dass wir beispielsweise essend eine Sache zerstoren um andererseits uns aufzubauen So haben die Triebe die Aufgabe sich gegenseitig zu bremsen nicht aber zu beschneiden um negative Folgen eines einseitigen Prozesses zu vermeiden Der Todestrieb die Aggression stellt sozusagen ein psychisches Energiepotential dar das eingesetzt werden kann um zu verandern Freud sieht eine Moglichkeit zur Entladung des Todestriebes uber den Abwehrmechanismus der Sublimierung wodurch die gesellschaftlich geachteten Triebe in akzeptierte alternative Verhaltensweisen umgeleitet werden konnen Nach seinem inzwischen widerlegten Hydraulik Modell konnen sich Aggressionen aufstauen und spater entladen Katharsis Hypothese Die Aggressionen konnen auch auf Ersatzobjekte verschoben werden d h sich in einem akzeptierten Kontext entladen bzw in spezifisch geschaffenen therapeutischen Settings Das Kind kann die Puppe mit dem Kochloffel prugeln und so seine angestauten Aggressionen gegenuber der Mutter entladen Aus Sicht der Evolutionsbiologie sind die Freud schen Annahmen zum Todestrieb insofern problematisch als kein naturlicher Selektionsmechanismus denkbar ist um im Verlauf der Stammesgeschichte einen Trieb hervorzubringen der die Individuen dem Tode naherbringt also ihre Vermehrungsfahigkeit reduziert Dagegen wurde eingewandt dass der Mensch vielfach kulturell erlernte Verhaltensweisen anstatt artgebundener erbgenetisch erworbener zeige Beispiel extrauterines Fruhjahr so dass die Hypothese vom Todestrieb trotz seines antibiologischen Potentials zumindest als Denkmoglichkeit nicht von der Hand gewiesen werden durfe 22 Konrad Lorenz und der Aggressions Instinkt Bearbeiten Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz veroffentlichte 1963 Das sogenannte Bose ein popularwissenschaftliches Buch das grossen Anklang insbesondere in der nicht wissenschaftlichen Offentlichkeit fand Lorenz beschrieb darin einen Aggressions Instinkt der bei Tieren wichtige biologische Funktionen fur ihr Uberleben und fur ihre Vermehrung erfulle Dieser Instinkt sei daher auch fur die Fortentwicklung der Arten von Bedeutung Die positiven Funktionen seien u a die Verteidigung des Lebensraumes die Sicherung der Rangordnung die Sicherung knapper Ressourcen und der Schutz der eigenen Nachkommen Lorenz ubertrug seine Deutungen des Verhaltens von Tieren auch auf den Menschen Erst bei diesem werde der angeborene und aus Lorenz Sicht prinzipiell sinnvolle Aggressions Instinkt zu einem Problem da die Zivilisation der Neuzeit keine angemessene Entladung aufgestauter Aggressionen zulasse Hinzu komme dass Tater bei aggressiven Handlungen haufig Waffen gegen ihre Opfer einsetzten weshalb die von ihm bei Tieren beschriebene angeborene Totungshemmung die sogenannte Beisshemmung Exzesstaten nicht verhindere Lorenz pladiert wie Freud fur ein Umleiten des Aggressions Instinkts hin zu einem gesellschaftlich akzeptierten Handeln Sport Wissenschaft und Kunst werden als Ersatzbeschaftigung zum Ausleben der aufgestauten Aggressionen nahegelegt Im Wettstreit mit anderen Vertretern dieser Lebensbereiche konne man seine Aggressionen in gesellschaftlich akzeptierbarer Form reduzieren Wahrend Konrad Lorenz Aggressionen als eine Folge stetig sprudelnder Triebenergien deutete betonen andere Verhaltensbiologen beim Menschen eher die individuellen Motive fur aggressives Verhalten Furcht Frustration Gehorsam kalte Berechnung soziale Exploration Mal sehen wie weit ich gehen kann Spielverhalten u a Je nach vorherrschendem Motiv sei dann der zweckmassige Umgang mit dem Aggressor ein jeweils anderer Appetitive Aggression Bearbeiten Thomas Elbert James K Moran und Maggie Schauer postulieren als appetitive Aggression eine biologische Anlage die zu aggressivem Verhalten motiviere und Gewaltausubung unter positiven Affekt zulasse In einer Ubertragung von Jagdlust auch auf Menschenjagd konne es bis hin zum Blutrausch kommen Die Forscher stellen die appetitive Aggression in einen Gegensatz zur reaktiven Aggression welche helfe sich einer Bedrohung zu erwehren und begleitende negative emotionale Erregung und Arger zu reduzieren Bei der appetitiven Aggression hingegen entstehe eine verstarkende Ruckkopplung Eine Anlage zur Lust an Gewalt sei so die Forscher keineswegs eine psychopathologische Besonderheit sondern Teil der menschlichen Natur Teil des menschlichen Verhaltensrepertoires Moral Kultur und das Gewaltmonopol des Staates sind die Wachter um das Aggressionspotenzial zu regulieren und in wunschenswerte Bereiche zu lenken 23 Einfluss der Umwelt Bearbeiten Sowohl Lernerfahrungen als auch der situative Kontext beeinflussen die Starke und die Art und Weise von aggressivem Verhalten Aggressives Verhalten wird bereits fruh von Kindern durch Beobachtung und Nachahmung erlernt 24 In der wegweisenden Bobo Puppen Studie zeigte Albert Bandura 1963 dass Kinder aggressives Verhalten von Erwachsenen imitieren Lerntheoretiker gehen davon aus dass jede Verstarkung einer Handlung vergl Instrumentelle und operante Konditionierung deren Auftretenswahrscheinlichkeit erhoht aggressives Verhalten wird von ihnen also dadurch erklart dass man mit seiner Aggression erfolgreich war ein Ziel erreicht oder Anerkennung erhalten hat Erst wenn diese Bekraftigung dieser Verstarker ausbleibt oder das unerwunschte Verhalten bestraft wird kommt es wieder zum Abbau aggressiven Verhaltens Damit wird ein aggressionsfreies Verhalten grundsatzlich fur moglich erachtet Bandura erklart Aggression daruber hinaus durch das Imitationslernen soziales Lernen Modelllernen Lernen am Modell Man sieht wie ein anderer z B auch der Held im Film mit aggressivem Verhalten erfolgreich war und ahmt ihn nach weil man einen ahnlichen Erfolg erwartet Die Konfrontation in den Medien mit Gewalt fuhrt aus drei Grunden zu verstarktem aggressiven Verhalten Sie vergrossert die physiologische Erregung und die Aufregung Sie lost eine automatische Tendenz aus die gewalttatigen Charaktere zu imitieren Sie dient als Prime fur bereits vorhandene aggressive Gedanken und Erwartungen 25 Einfluss von Frustration und Angst Bearbeiten nbsp Mimischer Ausdruck von Aggressionen ausgelost durch Frustration bei SpielverlustNach der Frustrations Aggressions Hypothese fuhrt jede Versagung Frustration zu erhohter Aggressionsneigung 26 Im klassischen Experiment von Barker Dembo und Lewin 1941 wurden zwei Kindergruppen verglichen Die eine durfte sofort mit attraktivem Spielzeug spielen die andere konnte es zwar sehen musste aber lange auf die Spielerlaubnis warten Nur diese Gruppe zeigte aggressives Verhalten gegen das Spielzeug Eine Weiterentwicklung der Frustrations Aggressions Hypothese stellt der kognitiv neoassoziationistische Ansatz von Berkowitz dar welcher im Unterschied zur Frustrations Aggressions Hypothese folgende modifizierende Annahmen macht Frustration fuhrt nicht unmittelbar zu einem Bedurfnis einem anderen Organismus Schaden zuzufugen sondern dieser Prozess wird durch den emotionalen Zustand des Argers vermittelt Neben der Frustration konnen auch andere Formen aversiver Stimulation negative Effekte und damit Aggression auslosen Das Auftreten negativer Affekte und die Bereitschaft zu aggressiven Handlungen treten parallel auf nicht sequentiell Hintergrund dieser Annahmen ist ein assoziatives Netzwerkmodell des menschlichen Gedachtnisses Eine aversive Stimulation infolge der Erregungsausbreitung im Netzwerk kann gleichzeitig Gedanken Emotionen und motorische Reaktionen auslosen Zugleich kann die Aktivierung jeder einzelnen dieser Komponenten z B feindselige Gedanken die Aktivierung der beiden anderen Komponenten hervorrufen Ob ein aversiver Affekt zu Vermeidungs oder aggressiven Handlungen fuhrt hangt nach Berkowitz von drei Faktoren ab stabile Personlichkeitseigenschaften vorherige Lernerfahrungen z B sensu Bandura von der Wahrnehmung bestimmter situativer Aspekte z B aggressiver Hinweisreize Frustration fuhrt zum Beispiel dann nicht zu Aggression wenn die frustrierende Person grosser und starker ist als die frustrierte oder wenn das frustrierende Verhalten als nicht beabsichtigt bewertet wird 27 Der Neurowissenschaftler Joachim Bauer erklart dass im Menschen Angst und Aggression eng miteinander verwandt sind Psychisch labile Menschen seien durch alles was Angst macht besonders leicht erregbar 28 Auf Angst aufgrund von Bedrohungen durch die Aussenwelt Demutigungen und Verletzungen wurden viele Menschen mit Aggression reagieren die sich keineswegs immer gegen die Ursache des Schmerzes richte sondern zeitversetzt auch Unbeteiligte treffe was eine Spirale der Gewalt in Gang setze Der Hochkapitalismus und seine Kultur der Ausgrenzung Gewinnstreben und Wettbewerb fordere so Gewaltausbruche einzelner Individuen 29 Gemeinsamer Einfluss von Genen und Umwelt Bearbeiten Erich Fromm versucht in seiner Charaktertheorie eine Kombination der bisherigen Uberlegungen Als Anlage Faktor geht er von menschlichen Grundbedurfnissen Sicherheit Stimulation Erfolg Freiheit aus die bei der Sozialisation eines Menschen mehr oder minder gut erfullt werden wodurch sein individueller Charakter gepragt wird Dieser individuelle Charakter muss sich mit der ihn umgebenden Gesellschaft dem sozialen Charakter auseinandersetzen Ist der individuelle Charakter genugend stark ausgepragt kann er Frustrationen besser verkraften oder in positive Aktionen umsetzen Aggressive Vorbilder werden nicht als solche akzeptiert und Erfolge anders erreicht Ist der individuelle Charakter aber schwach die Grundbedurfnisse wurden durch Erziehungsfehler nicht oder nur schlecht befriedigt reagiert der Mensch in einem aggressiven Umfeld ebenfalls aggressiv So hat auch Kurt Lewin nachgewiesen dass es einen Zusammenhang zwischen autoritarem Fuhrungsstil und gesteigerter Aggression bei Wegfall der Kontrolle gibt Das Milgram Experiment kann als Beleg fur diese Theorie bewertet werden Der Mensch mit schwachem individuellem Charakter orientiert sich an den Anordnungen durch eine Autoritat Die vermeintlich verlagerte Verantwortung erlaubt anscheinend selbst extrem aggressive Handlungen Der osterreichisch amerikanische Psychiater Psychoanalytiker und Aggressionsforscher Friedrich Hacker machte sich die Thesen von Konrad Lorenz zur angeborenen triebhaften Natur der Aggression zu eigen versuchte aber mit einer Art Quadratur des Kreises diese Deutungen von Verhaltensweisen biologische Programmierung zu verbinden mit behavioristischen Thesen sozial erlerntes Verhalten Ferner geht z B die Berliner Schule um den Psychoanalytiker Gunter Ammon davon aus dass die Aggression eine sog Ich Funktion oder ein anderer Terminus ein Ich Potential ist Eine mangelhafte Ausbildung der Aggression konne demnach dazu fuhren dass Dinge nicht oder eben nur unzureichend aggressiv angegangen werden Motive Bearbeiten Tedeschi und Felson nennen in ihrer sozial interaktionistischen Theorie aggressiven Verhaltens drei Motive die zentral fur die Entscheidung zu aggressivem Verhalten sind Streben nach sozialer MachtOb aggressive Verhaltensweisen oder positive Verhaltensweisen eingesetzt werden um soziale Kontrolle zu erhalten hangt z B davon ab wie wichtig der angestrebte Einflussbereich ist welche fruheren Erfahrungen man mit aggressiven und nicht aggressiven Verhaltensweisen gemacht hat und welche Alternativen zur Verfugung stehen Alternativen zur Ausubung sozialer Macht durch korperlicher Uberlegenheit sind z B Intelligenz Argumente und Redegewandtheit GerechtigkeitAggressive Verhaltensweisen werden zur Herstellung von Gerechtigkeit vor allem dann eingesetzt wenn eine Person annimmt dass eine schwere Provokation und Ungerechtigkeit stattgefunden hat eine eindeutige Schuld zuweisbar ist und es keine wirksame externe Bestrafungsinstanz gibt Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Verhaltnis zwischen den am Konflikt beteiligten Personen Positive SelbstdarstellungAggressive Verhaltensweisen werden auch zur Herstellung oder Wahrung einer positiven Identitat angewendet Insbesondere sozialer Druck der z B in bestimmten jugendlichen Subkulturen herrscht in denen aggressives Handeln als Indikator fur Mannlichkeit gilt hat Einfluss auf die Entscheidung zu aggressivem Handeln Mutmassliche Ausloser von Aggression Bearbeiten Einige Gegebenheiten fuhren in Situationen in denen aggressives Potential vorhanden ist zu einer Verstarkung der aggressiven Tendenz Neuropsychiatrische Krankheiten Aggression kann ohne ersichtlichen Grund aufgrund der frontalen Enthemmung bei Demenz Kranken auftreten Die Pravalenz ist bei den Demenzarten verschieden ausgepragt Morbus Alzheimer 34 Vaskulare Demenz 72 Lewy Body Demenz 71 und Frontotemporale Demenz 69 30 Aversive Reize Aversive also unangenehme Reize fuhren zu einer verstarkten Gereiztheit und konnen Argerempfindungen hervorrufen In einer Untersuchung tauchten Versuchspersonen ihre Hande bei einem Scheinexperiment in Wasserbecken War das Wasser sehr kalt oder heiss gaben die Probanden verstarkte Argergefuhle an und zeigten aggressive Verhaltenstendenzen reagieren gereizt auf Versuchsleiter etc In einer anderen Untersuchung sollten Personen einen Fragebogen ausfullen der ihre Aggressivitat erfasste Fullten sie diesen in einem stark uberheizten Raum aus wiesen sie eine erhohte Aggressivitat auf Erregung Physiologische Erregung arousal verstarkt bestehende Verhaltenstendenzen Bei einem Experiment wurde Versuchspersonen Adrenalin injiziert was zu einer erhohten Erregung fuhrte Danach wurden sie in einen Raum mit einer entweder sehr euphorischen oder sehr feindseligen Person gebracht Wenn die Probanden nichts uber die Adrenalininjektion wussten verhielten sie sich in starkem Ausmass entsprechend der zweiten Person feindselig bzw aggressiv oder euphorisch Die durch das Adrenalin hervorgerufene physiologische Erregung hatte die Gefuhlstendenz verstarkt Es wird angenommen dass die Probanden die Erregung auf die Reizung durch die andere Person attribuierten Wussten die Probanden dass ihnen Adrenalin injiziert wurde verstarkten sich ihre feindseligen bzw euphorischen Gefuhle nicht Sie nahmen zwar die korperliche Erregung wahr attribuierten sie jedoch auf die Injektion In einer anderen Untersuchung zeigte sich dass Menschen bei sportlicher Betatigung leichter gereizt werden konnen Sie scheinen ihre korperliche Erregtheit in gewissen Teilen auf die ausserliche Reizung anstatt den Sport zu attribuieren Aggressive Hinweisreize Sind in einer Situation Reize die mit Aggression oder Gewalt assoziiert werden vorhanden fuhren diese zu einem schnelleren Ausbruch der aggressiven Tendenzen So zeigten Kindergartenkinder in einer Studie mehr aggressives Verhalten wenn sie mit Spielzeugwaffen im Gegensatz zu Puppen Autos etc spielten Versuchspersonen die in einer Scheinstudie einem angeblichen Lernenden Stromstosse bei falschen Antworten verabreichen sollten gaben mehr Schocks wenn im Experimentalraum Waffen an den Wanden hingen als wenn Tennisschlager anwesend waren Fernsehen Das Lernexperiment von Bandura in dem Kinder einen Erwachsenen bei gewalttatigem Umgang mit einer Puppe beobachteten und dies spater nachahmten wurde auch mit Videoaufnahmen in denen der Erwachsene zu sehen war repliziert Selbst wenn die Kinder die Gewalt nur auf dem Bildschirm sahen verhielten sie sich spater in ahnlicher Weise gegenuber der Puppe Computerspiele Auch Computerspiele konnen eine ahnliche Wirkung wie Fernsehen ausuben Selbstschutz Aggressive Reaktionen konnen auch durch vermeintliche Gefahrensituationen ausgelost werden Fuhlt man sich bedroht versucht man sich zu verteidigen und dies oftmals mit vom Aggressionspotenzial gesteuerter psychischer oder physischer Gewalt Einnahme von Steroiden und Anabolika Anabole Steroide fuhren moglicherweise ebenfalls zu erhohter Aggression Aggression und Informationsverarbeitung Bearbeiten Dodge beschreibt in einem Modell sechs Stufen der Bewertung sozialer Hinweisreize die die Wahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens erhohen die Wahrnehmung einer potenziellen Provokation die Interpretation der Beobachtung die Definition der eigenen Ziele die Prufung der eigenen Reaktionsmoglichkeiten die Auswahl einer Verhaltensweise die Durchfuhrung des ausgewahlten Verhaltens Der Prozess konnte z B so aussehen Er hat mir mein Eigentum widerrechtlich weggenommen und mein Ziel ist es es zuruckzugewinnen Die einzige Moglichkeit besteht darin dass ich es mir gewaltsam wiederhole da ich vor Gericht keine Beweise hatte und der Dieb es mir nicht freiwillig zuruckgeben wird Deshalb werde ich ihn jetzt niederschlagen und mir mein Eigentum wiederholen Empirisch konnte gezeigt werden dass Kinder die von Mitschulern und Lehrern als uberdurchschnittlich aggressiv bewertet werden besonders dazu neigen eine erlebte Frustration als das Ergebnis einer feindseligen Intention zu interpretieren Dieser so genannte hostile attribution bias fuhrt also zu einer Verzerrung in den ersten beiden Prozessen wie sie Dodge beschreibt also einer Verzerrung der Enkodierung und Interpretation der sozialen Situation Aggression im Geschaftsleben Bearbeiten Im Geschaftsleben wird etwa seit den 1980er Jahren der Bezeichnung Aggression eine positive Bedeutung zugeordnet die sie auch im amerikanischen Sprachgebrauch hat Besonders im Verkauf und der Werbung wird ein aggressives Vorgehen erwartet Auch innerhalb von Unternehmen wird ein aggressives Vorgehen haufig fur das Erreichen von Zielen unter der Bedingung knapper Ressourcen fur notwendig gehalten 31 32 Aus Arbeitgebersicht 33 braucht ein Manager Kampfwillen und Killerinstinkt Gewaltpravention durch Aggressionskontrolle Bearbeiten Aus dem Wissen uber die Entstehung von zwischenmenschlicher Aggression wurden einige Ansatze zu deren Vermeidung entwickelt Zu den erfolgreichen Strategien gehoren Forderung der Empathie fahigkeit Forderung sozialer Fahigkeiten gute Vorbilder Mediation und gewaltfreie Kommunikation Zum Umgang mit Aggression im Rahmen der gesundheitlichen Behandlung von Patienten existiert eine Leitlinie 34 Aus Sicht der Okologie BearbeitenVon Okologen wird Aggression hingegen als Bestandteil von Interferenzen gedeutet Als solche Interferenzen gelten Schwankungen der Populationsdichte die durch sozialen Stress bei zu hohen Populationsdichten siehe Populationsdynamik entstehen Eine hohe Populationsdichte erzeugt einen hoheren Druck durch Intraspezifische Konkurrenz Die Aggression gegen Artgenossen dient haufig der Vertreibung eines Individuums oder von Gruppen in ein anderes Revier um so die Populationsdichte in einem Habitat auf niedrigem Niveau und damit das Nahrungsangebot fur das Individuum hoch halten zu konnen Das Verhaltnis von Aggression zu sozialem Verhalten ist haufig vom Nahrungsangebot abhangig z B bei Spinnentieren Bei genugendem Nahrungsangebot oder zum Schutz vor Fressfeinden erhoht sich die soziale Toleranz Viele Tiere zeigen aggressives Verhalten gegen Artgenossen auch als Mittel zum Schutz der Nachkommen Diese Form der innerartlichen Aggression ist zu unterscheiden von der zwischenartlichen Aggression die zum Beispiel jedem Beutegreifer bei der Nahrungsbeschaffung zu eigen ist Aus Sicht der Rechtswissenschaft BearbeitenAggressionen werden strafrechtlich erst relevant wenn sie selbst ein geschutztes Rechtsgut verletzen In der Regel ist dies vor allem bei Korperverletzungen oder unter Umstanden auch dem Tatbestand der Sachbeschadigung der Fall Aggressionen sind straflos wenn sie durch Rechtfertigungsgrunde wie Notwehr oder Notstand o A gerechtfertigt werden Volkerrechtlich haben aggressive Handlungen auch Einzug in die Charta der Vereinten Nationen erhalten Aggressionen sind Eingriffe in die Souveranitat eines Staates die nicht gerechtfertigt sind Dies konnen der Angriffskrieg sein aber auch Grenzverletzungen und Drohungen mit Gewalt Wird volkerrechtliches Unrecht begangen so kann sich das angegriffene Volkerrechtssubjekt dagegen wehren jedoch sind Praventivkriege nicht zulassig Massnahmen sind Retorsionen gegen unfreundliche Handlungen oder Repressalien gegen volkerrechtswidrige Handlungen Beide sind volkerrechtlich bei Aggressionen zulassig Siehe auch BearbeitenInstinktverhalten Imponierverhalten Infantizid Storung des Sozialverhaltens Dissoziale Personlichkeitsstorung Triebverzicht Mobbing Krieg und Frieden in vorstaatlichen Gesellschaften nbsp Wiktionary Aggression Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary aggressivLiteratur BearbeitenInterdisziplinar Bearbeiten Klaus Wahl Aggression und Gewalt Ein biologischer psychologischer und sozialwissenschaftlicher Uberblick Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2012 ISBN 978 3 8274 3120 2 Klaus Wahl Melanie Rh Wahl Biotische psychische und soziale Bedingungen fur Aggression und Gewalt In Birgit Enzmann Hrsg Handbuch Politische Gewalt Formen Ursachen Legitimation Begrenzung Springer VS Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 531 18081 6 S 15 42 Verhaltensbiologie Bearbeiten Desmond Morris Der nackte Affe Droemer Knaur 1968 ISBN 3 426 03224 4 John Paul Scott Aggression University of Chicago Press Chicago 1958 Neurobiologie Bearbeiten Joachim Bauer Schmerzgrenze Vom Ursprung alltaglicher und globaler Gewalt Blessing Munchen 2011 ISBN 978 3 89667 437 1 35 Psychologie Bearbeiten Elliot Aronson Timothy Wilson Robin Akert Sozialpsychologie 8 Auflage Pearson Verlag Hallbergmoos 2014 ISBN 978 3 86894 217 0 Albert Bandura Aggression Eine sozial lerntheoretische Analyse Klett Cotta Stuttgart 1979 ISBN 3 12 920521 7 R Baron D Richardson Human Aggression Plenum Press New York 1994 1997 Andreas Dutschmann Das Aggressions Bewaltigungs Programm ABPro Dgvt Verlag Tubingen 2000 ISBN 3 87159 303 6 Ernst Furntratt Angst und instrumentelle Aggression 1974 In H P Nolting Hrsg Lernfall Aggression 19 Auflage Reinbek 2000 H A Euler Die Beitragsfahigkeit der evolutionaren Psychologie zur Erklarung von Gewalt In W Heitmeyer H G Soeffner Hrsg Gewalt Entwicklungen Strukturen Analyseprobleme Frankfurt am Main 2004 S 411 435 Karsten Hartdegen Aggression und Gewalt in der Pflege Urban amp Fischer Verlag Munchen 1996 Gottfried Heinelt Einfuhrung in die Psychologie des Jugendalters Ein Grundkurs mit vielen Beispielen fur die Praxis Freiburg im Breisgau 1982 E Heinemann Aggression Verstehen und bewaltigen Berlin Heidelberg 1996 Norbert Kuhne Umgang mit Aggression In Praxisbuch Sozialpadagogik Band 6 Bildungsverlag EINS Koln 2008 ISBN 978 3 427 75414 5 S 111 137 Hans Kunz Aggressivitat Zartlichkeit und Sexualitat Werke Band 4 Huber Frauenfeld 2004 neu bei Schwabe Verlag Basel Siegfried Lamnek Jens Luedtke Ralf Ottermann Tatort Familie Hausliche Gewalt im gesellschaftlichen Kontext 2 Auflage VS Verlag Wiesbaden 2006 ISBN 3 531 15140 1 Stanley Milgram A behavioral study of obedience In Journal of Abnormal and Social Psychology Band 67 S 371 378 A Mummendey Bedingungen aggressiven Verhaltens Huber Bern 1993 ISBN 3 456 30464 1 S Otten A Mummendey Sozialpsychologische Theorien aggressiven Verhaltens In D Frey M Irle Hrsg Theorien der Sozialpsychologie Band 2 Verlag Hans Huber Bern Gottingen Toronto Seattle 2002 Hans Peter Nolting Lernfall Aggression Wie sie entsteht wie sie zu vermindern ist Eine Einfuhrung Rowohlt Reinbek 2005 ISBN 978 3 499 62080 5 Neuausgabe erstmals erschienen 1978 Arno Plack Hrsg Der Mythos vom Aggressionstrieb List Munchen 1973 ISBN 3 471 66531 5 36 Herbert Selg Ulrich Mees Detlef Berg Psychologie der Aggressivitat 2 uberarb Auflage Hogrefe Verlag fur Psychologie Gottingen 1997 ISBN 3 8017 1019 X Frank M Staemmler Rolf Merten Hrsg Aggression Selbstbehauptung Zivilcourage Zwischen Destruktivitat und engagierter Menschlichkeit EHP Bergisch Gladbach 2006 Psychiatrie und Psychoanalyse Bearbeiten Erich Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Rowohlt Reinbek 1977 Friedrich Hacker Aggression Die Brutalisierung der modernen Welt Molden Verlag Wien 1971 Konrad Lorenz Das sogenannte Bose Munchen 1974 F Merz Aggression und Aggressionstrieb 1965 In H P Nolting Hrsg Lernfall Aggression 19 Auflage Reinbek bei Hamburg 2000 Rechtswissenschaft Bearbeiten Friedrich Hacker Versagt der Mensch oder die Gesellschaft Probleme der modernen Kriminalpsychologie Europa Verlag Wien 1964 Martin Hummrich Der volkerrechtliche Straftatbestand der Aggression Baden Baden 2001 Weblinks BearbeitenAggression und praventive Massnahmen Fachartikel Aggression bei Kindern Gewalt in der Schule Gewaltpravention in der Schule Eine theoretische Betrachtung mit Blick auf den Unterricht Memento vom 27 August 2009 im Internet Archive Stichwort Aggression Lexikon der Gestalttherapie Spiele amp Ubungen zum Umgang mit Aggression Humanethologische Aspekte der Aggression Die Sichtweise der so genannten klassischen vergleichenden Verhaltensforschung PDF 124 kB Vom Werkzeugmacher zum Aasfresser Vorstellungen von der Menschwerdung im Spiegel der Wissenschaftsgeschichte Vortrag von Dr Inge Schroder Anthropologisches Institut der Christian Albrechts Universitat Kiel Schroder ist seit 2003 Privatdozentin und seit 2006 wissenschaftliche Geschaftsfuhrerin des Wissenschaftszentrums Kiel AGGRESSION Gefahrliches Gerede In Der Spiegel Nr 27 26 Juni 1972 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Wahl Melanie Rh Wahl Biotische psychische und soziale Bedingungen fur Aggression und Gewalt In Birgit Enzmann Hrsg Handbuch Politische Gewalt Formen Ursachen Legitimation Begrenzung Springer VS Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 531 18081 6 S 16f Klaus Wahl Aggression und Gewalt Ein biologischer psychologischer und sozialwissenschaftlicher Uberblick Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2012 ISBN 978 3 8274 3120 2 S 7 10 Joachim Bauer Schmerzgrenze Vom Ursprung alltaglicher und globaler Gewalt 1 Auflage Karl Blessing Verlag 2011 ISBN 978 3 89667 437 1 S 34 Joachim Bauer Schmerzgrenze Vom Ursprung alltaglicher und globaler Gewalt 1 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Auseinandersetzung meine Partnerprobleme neu zu klaren Diederichs Dusseldorf 1974 ISBN 978 3 424 00529 5 Taschenbuchausgabe Fischer Frankfurt 1981 ISBN 978 3 596 23314 4 Alexander Mitscherlich Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivitat 4 Versuche Suhrkamp Frankfurt a M 1969 ISBN 978 3 518 01233 8 M Wilson M Daly Competitiveness Risk Taking and Violence The Young Male Syndrome In Ethology and Sociobiology 6 1985 S 59 73 A Patterson Hostility catharsis A naturalistic quasi experiment Paper presented at the annual meeting of the American Psychological Association 1974 Diese Definition von Aggression ist angelehnt an Lexikon der Biologie Herder Verlag Freiburg 1983 zur Vertiefung siehe psychology iastate edu PDF 195 kB Craig A Anderson Brad J Bushman Human Aggression In Annu Rev Psychol Band 53 2002 S 27 51 Aggression und Gewalt Ein biologischer psychologischer und sozialwissenschaftlicher Uberblick Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 Neuauflage 2012 ISBN 978 3 8274 3120 2 vgl auch I Needham et al Preface Violence in the Health Sector Kavanah Amsterdam 2016 S 5 ISBN 978 90 5740 150 3 J Nau N Oud G Walter Wissenschaftliche Grundlagentheorien von Aggression und Gewalt In J Nau G Walter N Oud Hrsg Aggression Gewalt und Aggressionsmanagement 2 Aufl Bern Hogrefe 2019 S 63 75 ISBN 978 3 456 85845 6 So Alexander Mitscherlich in seiner Frankfurter Antrittsvorlesung 1968 in Alexander Mitscherlich Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivitat Bibliothek Suhrkamp Band 233 Suhrkamp Verlag Frankfurt 1969 ISBN 3 518 01233 9 Thomas Elbert James K Moran Maggie Schauer Lust an Gewalt appetitive Aggression als Teil der menschlichen Natur In Neuroforum 16 Mai 2017 doi 10 1515 nf 2016 0056 degruyter com abgerufen am 26 Oktober 2019 Elliot Aronson Timothy Wilson Robin Akert Sozialpsychologie S 447 Elliot Aronson Timothy Wilson Robin Akert Sozialpsychologie S 449 J Dollard u a Frustration and Aggression Yale University Press New Haven CT 1939 L Berkowitz 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charakterisiert sie wurden als zu emotional nicht durchsetzungsfahig und aggressiv genug angesehen um Fuhrungspositionen erfolgreich ausfullen zu konnen Arbeitgeber Heft 1 1991 books google de Behandlungsleitlinie Therapeutische Massnahmen bei aggressivem Verhalten in der Psychiareie und Psychotherapie Die Welt vom 27 Juli 2011 Aggression ist kein Urtrieb des Menschen Die Zeit vom 5 April 1974 Der Mythos vom Aggressionstrieb Normdaten Sachbegriff GND 4000732 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aggression amp oldid 236151442