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Stressreaktion ist die korperliche und seelische Reaktion auf die Einwirkung von Stressoren welche das innere Gleichgewicht Homoostase verletzen Zu unterscheiden sind die Reaktionen auf akute und auf andauernde Belastungen Zugehorige Begriffe sind Hyperarousal und akute Stressreaktion Die Stressreaktion ist eine durch die Evolution geformte sehr schnelle Anpassungsmoglichkeit des Korpers an auftretende Gefahrensituationen mit dem Ziel das Uberleben zu sichern Es wird Energie bereitgestellt um eine Reaktion zu ermoglichen die der Situation angemessen ist Angriff Flucht oder Erstarrung welche sich im Rahmen der Evolution als uberlebenssichernd bewahrt haben Als weitere Wirkung wird die Aufmerksamkeit auf die Gefahrensituation fokussiert und andere energieverbrauchende Korperprozesse unterdruckt da sie in der akuten Situation unnotig oder behindernd sind Die erste wissenschaftliche Erforschung der Stressreaktion ist die 1915 von Walter Cannon beschriebene Fight or flight Antwort 1 2 Der Mediziner Hans Selye konzipierte als Modell der menschlichen Reaktion auf chronische Belastungen das Allgemeine Anpassungssyndrom 1936 3 Fliehen oder kampfen ist fur Schwangere und Mutter von Kleinkindern evolutionar wenig sinnvoll und Cannon hatte fur seine Forschung auch hauptsachlich mannliche Ratten verwendet Als weitere Reaktionsmoglichkeit auf chronischen Stress fanden Shelley Taylor und Kolleginnen 2000 4 die Tend and befriend Reaktion die aus der Sorge um den Nachwuchs tend sich kummern und der Schaffung eines sozialen Netzwerkes befriend sich anfreunden besteht Sie ist bei Frauen etwas haufiger anzutreffen als bei Mannern 5 6 Neueren Forschungsergebnissen zufolge kann man nicht von einer einheitlichen Stressreaktion sprechen da Art und Mechanismen der Reaktion auf psychischen Stress sich je nach Art des Stressors und der dadurch ausgelosten Emotion unterscheiden 7 Insbesondere zeigte sich in einer Studie dass Uberraschung und Schock mit einer erhohten Ausschuttung des Stresshormons Cortisol und zugleich eines verringerten Prolaktinspiegels einhergingen Wut und Demutigung hingegen mit einer erhohten Ausschuttung von Prolaktin und verringertem Cortisol 7 8 Tendenziell geht eine Erhohung des Prolaktinspiegels mit passivem Coping einher eine Verringerung mit aktivem Coping 9 Die Fahigkeit eines Menschen verschiedenen Stressoren zu widerstehen nennt man Resilienz Inhaltsverzeichnis 1 Physiologie 1 1 Leistungssteigerung der Muskeln 1 2 Hemmung der Ruheorgane 1 3 Weitere Reaktionen 1 4 Steuerung der Stressreaktion 2 Literatur 3 EinzelnachweisePhysiologie BearbeitenLeistungssteigerung der Muskeln Bearbeiten Die Blutgefasse der Muskel werden erweitert indem freigesetztes Adrenalin an die in der Skelettmuskulatur zahlreich vorhandenen b2 Adrenozeptoren bindet Durch die folgende starkere Durchblutung werden die Skelettmuskeln vermehrt mit Sauerstoff und Nahrstoffen versorgt die fur die Bereitstellung von Energie in Form von ATP durch die Oxidation von Glukose und Fett benotigt werden Durch Erhohung des Sympathikustonus wird am Herzen eine Erhohung der Schlagfrequenz und des Schlagvolumens bewirkt sowie der Blutdruck erhoht Eine Adrenalinwirkung auf b2 Adrenozeptor findet auch in den Koronargefassen statt um den erhohten Sauerstoffbedarfs des Herzens zu decken und in der Leber um einen hoheren Energiestoffwechsel zu ermoglichen Der erhohte Nahrstoffbedarf wird durch Freisetzung von Fettsauren aus dem Fettgewebe und von Glukose aus dem Glykogenvorrat der Muskeln und der Leber gedeckt Der vermehrte Sauerstoffbedarf wird durch Verstarkung der Atmung Lungenventilation und durch Ausschwemmen roter Blutkorperchen aus den blutbildenden Geweben gedeckt Hemmung der Ruheorgane Bearbeiten Die Darmmuskulatur wird entspannt die Verdauung gehemmt Lymphatische Organe wie Thymusdruse Milz und Lymphknoten vermindern die Antikorperproduktion Entzundungen in den Geweben werden gehemmt Weitere Reaktionen Bearbeiten Die allgemeine Erhohung des Grundumsatzes fuhrt zu einer Erhohung der Korperkerntemperatur Dadurch verlaufen die notwendigen chemischen Reaktionen schneller Andererseits muss einer Uberhitzung durch vermehrte Produktion von Schweiss entgegengewirkt werden Erweiterung der Pupillen Die Niere halt Wasser zuruck Die Kontraktion der Haarbalgmuskeln fuhrt zur Aufrichtung der Haare Gansehaut Steuerung der Stressreaktion Bearbeiten nbsp Uber den Sympathikus Uber die Sinnesorgane gelangen Informationen uber Stressoren in das Grosshirn und ins limbische System Hier findet die Bewertung der Situation als Stress Situation statt Signale an den Hypothalamus losen Nervenimpulse an den Sympathikus aus Die Aktivitat des Sympathikus verandert die Aktivitat der Organe a Aktivitatsorgane die Pupillen werden erweitert die Speicheldrusen produzieren weniger und zahflussigeren Schleim die Bronchien werden erweitert die Herzschlagfrequenz wird erhoht die Leber baut vermehrt Glykogen zu Glukose ab b Ruhorgane die Magenbewegung wird verringert die Geschlechtsorgane werden gehemmt Gleichzeitig aktiviert der Sympathikus das Nebennierenmark welches Adrenalin ausschuttet SNN Achse Mit Hilfe von Adrenalin und Noradrenalin Das Adrenalin und Noradrenalin verstarken die Wirkung des Sympathikus Steigerung der Leistung des Herzens durch Erhohung der Kontraktionsfahigkeit Forderung des Glykogenabbaus in Muskeln und Leber Mobilisierung der Fettsauren des Fettgewebes Erweiterung der Blutgefasse in den Skelettmuskeln Verengung der Blutgefasse der Eingeweide Unterdruckung der Insulinausschuttung Uber die Hypothalamus Hypophysen Achsen Der Hypothalamus aktiviert einerseits den Sympathikus andererseits ist er Ausgangspunkt einer Kaskade von Hormonen die die Stress Reaktion verstarken und erweitern Die vom Hypothalamus ausgeschutteten Hormone werden als releasing hormons Liberine bezeichnet da sie in der nachgeschalteten Hypophyse die Freisetzung entsprechender Hormone der Tropine bewirken Diese Hormone wirken wieder auf weitere Hormondrusen die ihrerseits Hormone ausschutten Diese Hormone wirken auf ihre Zielorgane ein gleichzeitig hemmen sie Hypophyse und Hypothalamus Auf diese Weise ist gewahrleistet dass eine Stress Reaktion bei fehlenden Stressoren auch wieder abgeschaltet werden kann Hormonkaskade der Hypothalamus Hypophysen Schilddrusen Achse HHS Achse Hypothalamus TRH Hypophyse TSH Schilddruse ThyroxinDas Thyroxin fordert langfristig Halbwertszeit 6 Tage den oxidativen Stoffwechsel erhoht die Korpertemperatur und stimuliert den Sympathikus Hormonkaskade der Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse engl HPA Axis Hypothalamus CRH Hypophyse ACTH Nebennierenrinde CortisolCortisol aktiviert den Glykogenabbau in den Muskeln die Neubildung von Glukose in der Leber und hemmt die Ausschuttung der Hormone von Hypothalamus und Hypophyse Die Hypophyse produziert auch Endorphine die die Schmerzempfindung dampfen und die Korpertemperatur steigern Literatur BearbeitenH W Krohne Die Stressreaktion In H W Krohne Hrsg Stress und Stressbewaltigung bei Operationen Springer Verlag Berlin Heidelberg 2017 S 7 40 Einzelnachweise Bearbeiten Walter B Cannon Wut Hunger Angst und Schmerz Eine Physiologie der Emotionen aus d Engl ubers von Helmut Junker Hrsg von Thure von Uexkull Munchen Berlin Wien Urban und Schwarzenberg 1975 Erste engl Ausgabe 1915 W B Cannon Bodily Changes in Pain Hunger Fear and Rage An Account of Recent Researches into the Function of Emotional Excitement Appleton New York 1915 harvardsquarelibrary Hans Selye Stress Lebensregeln vom Entdecker des Stress Syndroms Rowohlt TB V Rnb Mai 1986 ISBN 978 3499170720 u div a Bucher von H Selye Taylor SE Klein LC Lewis BP Gruenewald TL Gurung RA Updegraff JA Biobehavioral responses to stress in females tend and befriend not fight or flight Psycholical Review Band 107 Nr 3S 411 429 2000 Review PMID 10941275 E Aronson T D Wilson R M Akert Sozialpsychologie Pearson Studium 6 Auflage 2008 ISBN 978 3 8273 7359 5 S 504 Anmerkung Vergleiche auch Shelley E Taylor Tend and befriend model in der englischsprachigen Wikipedia a b L G Sobrinho u a Cortisol prolactin growth hormone and neurovegetative responses to emotions elicited during an hypnoidal state In Psychoneuroendocrinology Januar 2003 28 1 1 17 PMID 12445833 L G Sobrinho Prolactin psychological stress and environment in humans adaptation and maladaptation Pituitary 2003 6 1 35 39 PMID 14674722 T Theorell Prolactin a hormone that mirrors passiveness in crisis situations Integr Physiol Behav Sci 1992 Jan Mar 27 1 32 38 PMID 1576086 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stressreaktion amp oldid 237453532